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BAG, vom 10.05.2007, 2 AZR 45/06

   
Schlagworte: Abfindung, Abfindungsanspruch, Erbschaft, Vererbung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 45/06
Typ:
Entscheidungsdatum: 10.05.2007
   
Leitsätze:

1. Der Anspruch nach § 1a KSchG entsteht erst mit Ablauf der Kündigungsfrist der zugrunde liegenden betriebsbedingten Kündigung.

2. Endet das Arbeitsverhältnis vorher durch Tod des Arbeitnehmers, kann der Anspruch deshalb nicht nach § 1922 Abs. 1 BGB auf den Erben übergehen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Siegen Landesarbeitsgericht Hamm (Westfalen)
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


2 AZR 45/06
19 Sa 1491/05

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

10. Mai 2007

UR­TEIL

Jatz, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

1.

2.

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

ge­gen

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 10. Mai 2007 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Rost, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Bröhl und Schmitz-Scho­le­mann so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter The­len und Hei­se für Recht er­kannt:


- 2 -

Die Re­vi­si­on der Kläger ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Hamm vom 8. No­vem­ber 2005 - 19 Sa 1491/05 - wird auf Kos­ten der Kläger zurück­ge­wie­sen.


Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über ei­ne von den Klägern in ers­ter Li­nie auf § 1a KSchG gestütz­te Zah­lungs­for­de­rung und in die­sem Zu­sam­men­hang ins­be­son­de­re über den Zeit­punkt des Ent­ste­hens und die Ver­erb­lich­keit des Ab­fin­dungs­an­spruchs nach § 1a KSchG.

Die Kläger sind El­tern und ge­setz­li­che Er­ben ih­res 1961 ge­bo­re­nen und im April 2005 ver­stor­be­nen Soh­nes T, der seit 1980 bei der Be­klag­ten als Han­dels­fach­pa­cker im Ver­sand tätig war.

Die Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis mit Herrn T mit Schrei­ben vom 13. Ok­to­ber 2004 zum 30. April 2005, in dem es ua. heißt: „Sehr ge­ehr­ter Herr T,
hier­mit kündi­gen wir das be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis frist­ge­recht zum 30. April 2005. Vor­sorg­lich kündi­gen wir zum nächst mögli­chen Ter­min.
...
Die Kündi­gung ist ... aus drin­gen­den be­trieb­li­chen Er­for­der­nis­sen un­umgäng­lich. Bei der So­zi­al­aus­wahl hat sich er­ge­ben, dass Ih­nen zu kündi­gen ist.
Für den Fall, dass Sie kei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge in­ner­halb der dafür vor­ge­se­he­nen Frist er­he­ben, bie­ten wir Ih­nen an, dass ent­spre­chend der §§ 1, 1 a KSchG ei­ne Ab­fin­dung in Höhe von 30.000,-- € (0,5 Mo­nats­ver­diens­te pro Beschäfti­gungs­jahr im Sin­ne des § 1 a II KSchG) ge­zahlt wird.
...“

Mit Rück­sicht auf die er­teil­te Ab­fin­dungs­zu­sa­ge er­hob Herr T kei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge. Er ver­starb dann aber we­ni­ge Ta­ge vor Ab­lauf der Kündi­gungs­frist am 22. April 2005.


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Die Kläger ha­ben die An­sicht ver­tre­ten, der im Kündi­gungs­schrei­ben zu­ge­sag­te Ab­fin­dungs­an­spruch sei im We­ge der Erb­fol­ge auf sie über­ge­gan­gen. Da ihr Sohn im Hin­blick auf die Ab­fin­dungs­zu­sa­ge kei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge er­ho­ben ha­be, sei der Ab­fin­dungs­an­spruch mit Ab­lauf der dreiwöchi­gen Kla­ge­frist des § 4 KSchG ent­stan­den und fällig ge­wor­den. Im Übri­gen sei die Be­klag­te ver­pflich­tet ge­we­sen, ih­ren Sohn über ei­ne et­wai­ge Nicht­ver­erb­lich­keit des An­spru­ches auf­zuklären, so dass die Ab­fin­dung je­den­falls we­gen Ver­let­zung der Fürsor­ge­pflicht aus­zu­zah­len sei.

Die Kläger ha­ben be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 30.000,00 Eu­ro nebst Zin­sen
in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 1. Mai 2005 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Sie hat die An­sicht ver­tre­ten, die Ent­ste­hung der Ab­fin­dung nach § 1a KSchG set­ze die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch die aus­ge­spro­che­ne Kündi­gung vor­aus. Fin­de das Ar­beits­verhält­nis vor Ab­lauf der Kündi­gungs­frist aus an­de­ren Gründen sein En­de, könne die Ab­fin­dung nicht ent­ste­hen und des­halb auch nicht ver­erbt wer­den.


Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Kläger zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­fol­gen die Kläger ihr Zah­lungs­be­geh­ren wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on hat kei­nen Er­folg. Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen.

A. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat aus­geführt, die Kläger sei­en zwar ge­setz­li­che Er­ben ih­res ver­stor­be­nen Soh­nes, der gel­tend ge­mach­te Ab­fin­dungs­an­spruch nach § 1a KSchG sei aber bei Ein­tritt des Erb­fal­les noch nicht ent­stan­den ge­we­sen. Des­halb ha­be er auch nicht nach § 1922 Abs. 1 BGB auf die Kläger über­ge­hen können. Der An­spruch nach § 1a KSchG ent­ste­he nach dem ein­deu­tig und un­miss­verständ­lich zum Aus­druck ge­kom­me­nen Wil­len des Ge­setz­ge­bers erst mit Ab­lauf der Kündi­gungs­frist der zu­grun­de lie­gen­den be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung. Auf ei­ne Ver­let­zung der Fürsor-


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ge­pflicht könn­ten die Kläger ihr Zah­lungs­ver­lan­gen eben­falls nicht stützen. Die Be­klag­te sei nicht ver­pflich­tet ge­we­sen, Herrn T dar­auf hin­zu­wei­sen, dass die Ab­fin­dung nach dem Ge­setz erst mit Ab­lauf der Kündi­gungs­frist ent­ste­he.


B. Dem stimmt der Se­nat zu. 

I. Die Kläger ha­ben kei­nen An­spruch auf Zah­lung von 30.000,00 Eu­ro ge­gen die Be­klag­te.

1. Ein sol­cher An­spruch er­gibt sich nicht aus § 1922 Abs. 1 BGB iVm. § 1a KSchG.

a) Rich­tig ist, dass die Vor­aus­set­zun­gen des § 1a Abs. 1 Satz 1 KSchG in­so­weit erfüllt sind, als die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis mit Herrn T aus be­triebs­be­ding­ten Gründen frist­ge­recht gekündigt und Herr T kei­ne Kündi­gungs­schutz­kla­ge er­ho­ben hat.

b) Eben­falls nicht zu be­an­stan­den ist die Würdi­gung des Lan­des­ar­beits­ge­richts, die Be­klag­te ha­be Herrn T ei­nen Hin­weis nach § 1a Abs. 1 Satz 2 KSchG ge­ge­ben.

c) Der Ab­fin­dungs­an­spruch ist je­doch nicht ent­stan­den, weil Herr T vor Ab­lauf der Kündi­gungs­frist ver­stor­ben ist und das Ar­beits­verhält­nis mit dem Tod sein En­de ge­fun­den hat. Wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu Recht aus­geführt hat, ent­steht der Ab­fin­dungs­an­spruch nach § 1a Abs. 1 Satz 1 KSchG erst mit dem Ab­lauf der Kündi­gungs­frist. En­det das Ar­beits­verhält­nis zu ei­nem da­vor lie­gen­den Zeit­punkt aus ei­nem an­de­ren Grund, so ge­langt der An­spruch nicht mehr zur Ent­ste­hung und kann aus die­sem Grund auch nicht Ge­gen­stand des auf die Er­ben über­ge­hen­den Vermögens nach § 1922 Abs. 1 BGB sein. Das er­gibt die Aus­le­gung von § 1a Abs. 1 Satz 1 KSchG (so auch Stahl­ha­cke/Preis/Vos­sen Kündi­gung und Kündi­gungs­schutz im Ar­beits­verhält­nis 9. Aufl. Rn. 1167; KR-Spil­ger 8. Aufl. § 1a KSchG Rn. 86 ff., 97 ff.; Rei­ter BB 2006, 42; Thüsing/We­ge JuS 2006, 97 ff.; Gie­sen/Bes­gen NJW 2004, 185; Wolff BB 2004, 378; Wenn­ma­cher in: Das re­for­mier­te Ar­beits­recht § 1a KSchG Rn. 78; Däubler NZA 2004, 177, 178; aA: ErfK/Ascheid/Oet­ker 7. Aufl. § 1a KSchG Rn. 10; Löwisch/Spin­ner KSchG 9. Aufl. § 1a Rn. 22).

aa) Grundsätz­lich ent­ste­hen schuld­recht­li­che Ansprüche mit Ab­schluss des sie er­zeu­gen­den Rechts­geschäftes (BAG 13. No­vem­ber 1986 - 2 AZR 771/85 - AP BGB § 613a Nr. 57 = EzA BGB § 613a Nr. 55). Ob der in § 1a Abs. 1 Satz 1 KSchG ge­re­gel­te Ab­fin­dungs­an­spruch ein rechts­geschäft­li­cher An­spruch ist, kann da­hin­ste­hen, denn


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je­den­falls hat der Ge­setz­ge­ber hier ei­ne von der ge­nann­ten Re­gel ab­wei­chen­de Be­stim­mung ge­trof­fen.

bb) Be­reits der Wort­laut der Vor­schrift ist deut­lich. Da­nach „hat“ der Ar­beit­neh­mer den Ab­fin­dungs­an­spruch un­ter den im Ge­setz ge­nann­ten wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen „mit dem Ab­lauf der Kündi­gungs­frist“. Das Ge­setz nennt al­so aus­drück­lich ei­nen Zeit­punkt, von dem ab der Ar­beit­neh­mer den An­spruch „hat“, was nur be­deu­ten kann, dass er ihn vor­her nicht „hat“. Woll­te man die­se für sich ge­nom­men kla­re Aus­sa­ge da­hin ein­schränken, das Ge­setz tref­fe le­dig­lich ei­ne Fällig­keits­re­ge­lung, so hieße dies dem Wort­laut der Vor­schrift Ge­walt an­tun, so lan­ge nicht an­de­re Ge­sichts­punk­te ent­we­der im wei­te­ren Norm­text oder im er­kenn­ba­ren Sinn des Ge­set­zes auf­zu­fin­den wären, die ei­ne sol­che Ein­schränkung na­he­leg­ten. Sol­che Ge­sichts­punk­te sind aber im Ge­set­zes­wort­laut nicht er­sicht­lich. An kei­ner Stel­le fin­det sich ein Hin­weis dar­auf, dass die Ab­fin­dung zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt als dem des Ab­laufs der Kündi­gungs­frist Ge­gen­stand ei­nes Rechts­an­spruchs wäre.

cc) Auch die Ent­ste­hungs­ge­schich­te spricht dafür, dass der Ge­setz­ge­ber die Norm eben so ver­stan­den wis­sen woll­te, wie es die wört­li­che Aus­le­gung er­gibt. Zu Recht hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt auf die Be­gründung des Ge­setz­ent­wurfs (vgl. BT-Drucks. 15/1204 S. 8 ff., 12) hin­ge­wie­sen, in der es heißt:
„Der An­spruch auf Ab­fin­dung ent­steht mit dem Ab­lauf der Kündi­gungs­frist, al­so im Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses. Wird das Ar­beits­verhält­nis zu ei­nem frühe­ren Zeit­punkt be­en­det, ins­be­son­de­re durch ei­ne frist­lo­se Kündi­gung aus wich­ti­gem Grund, ent­steht der Ab­fin­dungs­an­spruch nicht.“

dd) Ge­gen die­ses Er­geb­nis kann nicht mit Er­folg ein­ge­wandt wer­den, aus dem Zweck der Re­ge­lung des § 1a KSchG, ge­richt­li­che Aus­ein­an­der­set­zun­gen zu ver­mei­den, müsse ge­fol­gert wer­den, der Ar­beit­neh­mer ha­be durch Ver­strei­chen­las­sen der Kla­ge­frist sei­ne Ge­gen­leis­tung für die Ab­fin­dung, nämlich Kla­ge­ver­zicht, er­bracht und des­halb be­ste­he kein An­lass, die Leis­tung nachträglich ent­fal­len zu las­sen (so aber: Löwisch/Spin­ner KSchG 9. Aufl. § 1a Rn. 22). Wenn auch ein­zuräum­en ist, dass der Ge­setz­ge­ber die­se Über­le­gun­gen - et­wa ge­lei­tet von dem aus prak­ti­schen Gründen gut nach­voll­zieh­ba­ren Ziel, den An­spruch nach § 1a KSchG zu stärken - hätte an­stel­len und ih­nen im Ge­setz hätte Aus­druck ver­lei­hen können, so darf doch nicht über­se­hen wer­den, dass der Ge­setz­ge­ber eben dies nicht ge­tan hat, son­dern die Ge­set­zes­be­gründung ganz im Ge­gen­teil und so­gar aus­drück­lich auf dem Stand­punkt steht, der


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An­spruch sol­le bei Be­en­di­gung vor dem Ab­lauf der Kündi­gungs­frist ge­ra­de nicht ent­ste­hen. Über­dies sind die ge­nann­ten Über­le­gun­gen zwar nach­voll­zieh­bar, aber kei­nes­wegs zwin­gend in dem Sin­ne, dass die sich bei wört­li­cher Aus­le­gung des Ge­set­zes er­ge­ben­de Re­ge­lung un­brauch­bar, un­vernünf­tig oä. wäre. Sie behält viel­mehr auch bei dem hier zu­grun­de ge­leg­ten Verständ­nis ei­nen sinn­voll be­grenz­ten An­wen­dungs­be­reich, in­dem der Ar­beit­ge­ber die Ab­fin­dung nur un­ter eben der Vor­aus­set­zung zah­len muss, die ihn zum An­ge­bot der Ab­fin­dung ver­an­lasst hat, dass nämlich die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses auf der be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung be­ruht, an­dern­falls aber nicht. Mit Ab­lauf der Kla­ge­frist steht zwar fest, dass das Ar­beits­verhält­nis spätes­tens durch die be­triebs­be­ding­te Kündi­gung en­det, ei­ne frühe­re Be­en­di­gung aus an­de­ren Gründen ist je­doch nicht aus­ge­schlos­sen. Dies er­kennt auch die hier ab­ge­lehn­te Auf­fas­sung, in­dem sie für den Fall ei­ner zwi­schen Ab­lauf der Kla­ge­frist und Ab­lauf der Kündi­gungs­frist wirk­sam wer­den­den außer­or­dent­li­chen Kündi­gung den Ab­fin­dungs­an­spruch in (ent­spre­chen­der) An­wen­dung von § 779 BGB oder nach § 313 Abs. 3 BGB wie­der ent­fal­len lässt (Löwisch/Spin­ner KSchG 9. Aufl. § 1a Rn. 22).


ee) Die von der Re­vi­si­on vor­ge­tra­ge­ne Über­le­gung, das Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­be bei sei­ner Aus­le­gung nicht aus­rei­chend be­ach­tet, dass der Ge­setz­ge­ber ei­ne „ein­fach zu hand­ha­ben­de, mo­der­ne und unbüro­kra­ti­sche Al­ter­na­ti­ve zum Kündi­gungs­schutz­pro­zess“ (so die Ge­set­zes­be­gründung, BT-Drucks. 15/1204 S. 12) ha­be schaf¬fen wol­len, kann an dem ge­fun­de­nen Aus­le­gungs­er­geb­nis nichts ändern. Im Ge­gen­teil: Ge­ra­de dann, wenn der An­spruch erst mit Ab­lauf der Kündi­gungs­frist ent­steht, sind die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen leicht zu er­ken­nen und ist das Ge­setz ein­fach zu hand­ha­ben.

ff) So­weit das Bun­des­ar­beits­ge­richt sich bis­her mit der Fra­ge der Ent­ste­hung oder der Fällig­keit von Ab­fin­dungs­ansprüchen aus­ein­an­der­ge­setzt hat, kann dar­aus für die hier ge­ge­be­ne Aus­le­gungs­fra­ge nichts ge­won­nen wer­den. Den Ent­schei­dun­gen (vgl. 15. Ju­li 2004 - 2 AZR 630/03 - BA­GE 111, 240; 22. Mai 2003 - 2 AZR 250/02 - AP ZPO § 767 Nr. 8 = EzA BGB 2002 § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 1; 16. Mai 2000 - 9 AZR 277/99 - AP BGB § 620 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 20 = EzA BGB § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 36; 26. Au­gust 1997 - 9 AZR 227/96 - AP BGB § 620 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 8 = EzA BGB § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 29; 16. Ok­to­ber 1969 - 2 AZR 373/68 - AP ZPO § 794 Nr. 20 = EzA KSchG § 1 Nr. 15; 25. Ju­ni 1987 - 2 AZR 504/86 - EzA KSchG 1969 § 9 nF Nr. 23) la­gen durch­weg von den Ar­beits­ver­trags­par­tei­en ge­trof­fe­ne Ver­ein­ba­run­gen zu­grun­de, de­ren Aus­le­gung mit Blick auf die je­weils


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ge­ge­be­nen Umstände zu den je­weils ge­fun­de­nen - un­ter­schied­li­chen - Er­geb­nis­sen geführt hat. Im vor­lie­gen­den Fall geht es je­doch nicht um die Aus­le­gung ei­ner von den Par­tei­en for­mu­lier­ten ver­trag­li­chen Re­ge­lung, son­dern um die Aus­le­gung des Ge­set­zes. Un­abhängig da­von, wel­cher Auf­fas­sung man sich zur recht­li­chen Ein­ord­nung des auf der Grund­la­ge des § 1a KSchG ent­stan­de­nen Ab­fin­dungs­an­spruchs an­sch­ließt (vgl. ausführ­lich Thüsing/We­ge JuS 2006, 98 ff. mit zahl­rei­chen Nach­wei­sen), hat die Be­klag­te je­den­falls in ih­rem Hin­weis nach § 1a Abs. 1 Satz 2 KSchG aus­drück­lich klar-ge­stellt, ei­nen An­spruch zu den in § 1a KSchG vor­ge­se­he­nen Be­din­gun­gen an­zu­bie­ten. Selbst wenn al­so die Par­tei­en ei­nen Kla­ge­ver­zichts­ver­trag ge­schlos­sen ha­ben soll­ten, so konn­te doch der Ab­fin­dungs­an­spruch nur mit dem im Ge­setz nie­der­ge­leg­ten In­halt ent­ste­hen.


2. Der An­spruch kann auch nicht als Scha­dens­er­satz­an­spruch (§ 280 BGB) auf ei­ne Ver­let­zung der Aufklärungs­pflicht gestützt wer­den.

a) Ei­ne Aufklärungs­pflicht be­steht ins­be­son­de­re dann, wenn die Abwägung der bei­der­sei­ti­gen In­ter­es­sen un­ter Bil­lig­keits­ge­sichts­punk­ten und un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­fal­les er­gibt, dass der Ar­beit­neh­mer durch ei­ne sach­ge­rech­te und vom Ar­beit­ge­ber red­li­cher­wei­se zu er­war­ten­de Aufklärung vor der Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses be­wahrt wer­den muss, weil er sich durch sie aus Un­kennt­nis selbst schädi­gen würde (vgl. BAG 22. April 2004 - 2 AZR 281/03 - AP BGB § 620 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 27 = EzA BGB 2002 § 312 Nr. 2; 13. No­vem­ber 1996 - 10 AZR 340/96 - AP BGB § 620 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 4 = EzA Be­trVG 1972 § 112 Nr. 90; zur Aufklärungs­pflicht in Be­zug auf die Al­ters­ver­sor­gung: 11. Mai 1999 - 3 AZR 106/98 - AP Ei­ni­gungs­ver­trag Anl. II Kap. VIII Nr. 8 = EzA BGB § 138 Nr. 25 und 10. März 1988 - 8 AZR 420/85 - AP BGB § 611 Fürsor­ge­pflicht Nr. 99 = EzA BGB § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 6).


b) Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind hier nicht ge­ge­ben. Der für die Kläger oh­ne Zwei­fel schmerz­haf­te Tod ih­res Soh­nes hat­te er­sicht­lich kei­nen Zu­sam­men­hang mit dem Ar­beits­verhält­nis und sei­ner Kündi­gung. Der An­spruchs­ver­lust ist schick­sal­haft ein­ge­tre­ten und kann der Be­klag­ten nicht als zu er­set­zen­der Scha­den an­ge­las­tet wer­den. Nicht das Ver­strei­chen­las­sen der Kla­ge­frist, son­dern der Tod hat den An­spruch ver­nich­tet. Dass die Er­he­bung ei­ner frist­ge­rech­ten Kündi­gungs­schutz­kla­ge zu ei­nem ver­erb­li­chen Ab­fin­dungs­an­spruch geführt hätte, ist nicht er­sicht­lich.


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c) Ab­ge­se­hen da­von hat die Be­klag­te durch Er­tei­lung des Hin­wei­ses nach § 1a Abs. 1 Satz 2 KSchG kei­ne an­de­re als die im Ge­setz vor­ge­se­he­ne Ver­tei­lung von Rech­ten und Pflich­ten aus­gelöst. Die da­durch ein­ge­tre­te­ne Rechts­la­ge kann nicht der Be­klag­ten an­ge­las­tet wer­den.

II. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.

Rost 

Bröhl 

Schmitz-Scho­le­mann

The­len 

Hei­se

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