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ARBEITSRECHT AKTUELL // 09/161

Neu­er Min­dest­lohn für Bau­bran­che und Ma­ler- und La­ckie­rer­hand­werk

Ta­rif­aus­schuss gibt grü­nes Licht für Min­dest­lohn in meh­re­ren Bran­chen
Baustelle mit Kran und Lastern Mehr Geld auf dem Bau

07.09.2009. Ei­nen für al­le Bran­chen ein­heit­li­chen Min­dest­lohn gibt es in Deutsch­land nach wie vor nicht, und es soll ihn nach dem Wil­len der maß­geb­li­chen So­zi­al­po­li­ti­ker der gro­ßen Ko­ali­ti­on auch nicht ge­ben.

Der Ge­setz­ge­ber hat viel­mehr, et­was ver­steckt in dem zu­letzt mit Ge­setz vom 20.04.2009 (BGBl. I S. 799) re­dak­tio­nell über­ar­bei­te­ten Ar­beit­neh­mer­ent­sen­de­ge­setz (AEntG), für be­stimm­te, der­zeit acht Bran­chen Son­der­re­ge­lun­gen ge­trof­fen, de­nen zu­fol­ge ein von Ar­beit­neh­mer- und Ar­beit­ge­ber­ver­bän­den ver­ein­bar­ter ta­rif­li­cher Min­dest­lohn durch ei­ne spe­zi­ell da­für vor­ge­se­he­ne mi­nis­te­ri­el­le Rechts­ver­ord­nung für die Ar­beits­ver­hält­nis­se der ge­sam­ten Bran­che gel­ten soll (wir be­rich­te­ten zu­letzt in Ar­beits­recht ak­tu­ell 09/017 Min­dest­lohn: Re­form des Mi­ArbG und des AEntG be­schlos­sen, und in Ar­beits­recht ak­tu­ell: 09/021 Min­dest­lohn: Bun­des­rat stimmt Er­wei­te­rung der be­ste­hen­den Re­ge­lun­gen zu.).

Der we­sent­li­che Un­ter­schied ei­ner An­wen­dungs­ver­ord­nung gemäß dem re­for­mier­ten AEntG und ei­ner All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung gemäß den Be­stim­mun­gen des Ta­rif­ver­trags­ge­set­zes (TVG) be­steht dar­in, dass ei­ne All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung vor­aus­setzt, dass die ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­ge­ber nicht we­ni­ger als 50 vom Hun­dert der un­ter den Gel­tungs­be­reich des Ta­rif­ver­trags fal­len­den Ar­beit­neh­mer beschäfti­gen (§ 5 Abs.1 Satz 1 Nr.1 TVG), wo­hin­ge­gen die An­wen­dungs­ver­ord­nung nach dem AEntG dies ge­ra­de nicht vor­aus­setzt.

Er­for­der­lich für ei­ne An­wen­dungs­ver­ord­nung nach dem AEntG ist nur,

  • dass die Ta­rif­par­tei­en ei­ner der auch im AEntG ge­nann­ten Bran­chen ei­nen Min­dest­lohn-Ta­rif­ver­trag ab­ge­sch­ließen,
  • dass sie in be­zug auf die­sen Ta­rif­ver­trag ei­nen An­trag auf All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­erklärung stel­len und
  • dass die An­wen­dungs­ver­ord­nung „im öffent­li­chen In­ter­es­se ge­bo­ten er­scheint“ (§ 7 AEntG).

Außer­dem müssen ei­ni­ge Ver­fah­rens­re­ge­lun­gen be­ach­tet wer­den. So muss den Be­trof­fe­nen vor Er­lass der Ver­ord­nung Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me ge­ge­ben wer­den. Außer­dem muss sich bei erst­ma­li­ger Be­an­tra­gung der All­ge­mein­ver­bind­lich­keit der Ta­rif­aus­schuss gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1 TVG mit der An­ge­le­gen­heit be­fasst wer­den. Je nach dem Mei­nungs­bild im Ta­rif­aus­schuss ist dann ent­we­der das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ar­beit und So­zia­les (BMAS) oder die ge­sam­te Bun­des­re­gie­rung für den Er­lass der An­wen­dungs­ver­ord­nung zuständig.

In ei­ni­gen der zu­letzt in das AEntG auf­ge­nom­me­nen Bran­chen gab es bis­her ei­ne der­ar­ti­ge Ver­ord­nung noch nicht, da sich die Par­tei­en noch nicht auf ei­nen Min­dest­lohn ei­ni­gen konn­ten oder die er­for­der­li­chen Anträge noch nicht ge­stellt hat­ten. Jetzt ha­ben die Ta­rif­par­tei­en fünf neu­er AEntG-Bran­chen ei­nen ent­spre­chen­den An­trag ge­stellt.

Po­si­tiv be­schie­den hat der Ta­rif­aus­schuss in sei­nen Be­ra­tun­gen am 31.08.2009 da­bei die Anträge der drei Bran­chen Berg­bau­spe­zi­al­ar­bei­ten, Wäsche­rei­dienst­leis­tun­gen im Ob­jekt­kun­den­geschäft und Ab­fall­wirt­sacht. Zu den bei­den Bran­chen Si­cher­heits­dienst­leis­tun­gen und Aus- und Wei­ter­bil­dung gab es da­ge­gen un­ter­schied­li­che Mei­nun­gen im Ta­rif­aus­schuss.

Da­mit ist ein ers­ter wich­ti­ger Ver­fah­rens­schritt ge­nom­men, da­mit das BMAS bzw. die Bun­des­re­gie­rung über den Er­lass ei­ner ent­spre­chen­den An­wen­dungs­ver­ord­nung ent­schei­den kann.

In wei­te­ren AEntG-Bran­chen, nämlich im Bau­ge­wer­be so­wie im Ma­ler- und La­ckie­rer­hand­werk, in de­nen es be­reits seit länge­rem Min­dest­lohn­ta­rif­verträge und ent­spre­chen­de An­wen­dungs­ver­ord­nun­gen gibt, ha­ben sich Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­ge­ber kürz­lich auf neue Min­destlöhne ge­ei­nigt.

In der Bau­bran­che sol­len die­se gemäß dem Min­dest­lohn-Ta­rif­ver­trag vom 23.05.2009 in West­deutsch­land zwi­schen 10,80 EUR und 12,90 EUR be­tra­gen und in Ost­deutsch­land zunächst 9,25 EUR, dann aber bis 2011 an­stei­gen.

Im Ma­ler- und La­ckie­rer­hand­werk soll der Min­dest­lohn ein­heit­lich 9,50 EUR be­tra­gen und ab 01.07.2011 auf 9,75 EUR stei­gen.

Während der neue Min­dest­lohn in der Bau­bran­che durch die Ver­ord­nung über zwin­gen­de Ar­beits­be­din­gun­gen im Bau­ge­wer­be vom 24.08.2009 zum 01.09.2009 in Kraft ge­tre­ten ist, ist die ent­spre­chen­de Ver­ord­nung im Ma­ler- und La­ckie­rer­hand­werk bis­her noch nicht ver­ab­schie­det, so dass der neue ta­rif­li­che Min­dest­lohn erst später für die gan­ze Bran­che gel­ten wird.

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Letzte Überarbeitung: 20. Februar 2017

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