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BAG, Ur­teil vom 27.11.2003, 2 AZR 177/03

   
Schlagworte: Aufhebungsvertrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 177/03
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 27.11.2003
   
Leitsätze: Widerruf eines Aufhebungsvertrags
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt (Oder) Landesarbeitsgericht Brandenburg
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

2 AZR 177/03

7 Sa 386/02

Lan­des­ar­beits­ge­richt Bran­den­burg

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

27. No­vem­ber 2003

UR­TEIL

An­derl, Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 27. No­vem­ber 2003 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Rost, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Ey­lert und Schmitz-Scho­le­mann so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Ro­eckl und Wal­ter für Recht er­kannt:


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Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Bran­den­burg vom 30. Ok­to­ber 2002 - 7 Sa 386/02 - wird auf Kos­ten der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner or­dent­li­chen Kündi­gung und ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges.

Die Kläge­rin war seit dem 7. April 1998 als Spülhil­fe bei der Be­klag­ten, die ein Ho­tel be­treibt, beschäftigt. Seit Ju­li 2001 war sie un­un­ter­bro­chen ar­beits­unfähig krank.

Am 29. Ja­nu­ar 2002 er­hielt die Kläge­rin vom Geschäftsführer der Be­klag­ten in des­sen Büro ein Kündi­gungs­schrei­ben, mit dem das Ar­beits­verhält­nis zum 28. Fe­bru­ar 2003 gekündigt wur­de. Un­ter dem glei­chen Da­tum un­ter­zeich­ne­ten die Par­tei­en ei­nen Auf­he­bungs­ver­trag, mit dem das Ar­beits­verhält­nis in bei­der­sei­ti­gem Ein­verständ­nis zum 28. Fe­bru­ar 2002 be­en­det wer­den soll­te. Ob zunächst die Kündi­gung aus­gehän­digt oder der Auf­he­bungs­ver­trag un­ter­zeich­net wor­den ist, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig.

Die Kläge­rin wi­der­rief mit Schrei­ben vom 7. März 2002 den Auf­he­bungs­ver­trag.

Mit ih­rer am 13. Fe­bru­ar 2002 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat sich die Kläge­rin ge­gen die Be­en­di­gung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses ge­wandt. Sie hat gel­tend ge­macht, die Küchen­che­fin ha­be sie mit dem Be­mer­ken, es ge­he um die Kündi­gung, auf­ge­for­dert, in das Büro des Geschäftsführers zu kom­men. Dort sei ihr der vor­ge­fer­tig­te Auf­he­bungs­ver­trag mit dem Hin­weis vor­ge­legt wor­den, sie könne so ei­ne Kündi­gung we­gen Krank­heit ver­mei­den. Erst nach der Un­ter­schrifts­leis­tung sei ihr die Kündi­gung aus­gehändigt wor­den. Sie sei über­rum­pelt wor­den. Hätte sie von der Kündi­gungs­ab­sicht der Be­klag­ten Kennt­nis ge­habt, hätte sie sich dar­auf ein­stel­len können und den Auf­he­bungs­ver­trag nicht un­ter­zeich­net. Ihr ste­he des­halb ein Wi­der­rufs­recht nach Maßga­be des § 312 BGB zu.

Die Kläge­rin hat zu­letzt be­an­tragt,


 

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1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis nicht durch die Kündi­gung vom 28. Ja­nu­ar 2002 be­en­det wor­den ist, son­dern un­verändert über den 28. Fe­bru­ar 2002 hin­aus fort­be­steht,

2. für den Fall des Ob­sie­gens mit dem An­trag zu 1), die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, sie zu un­veränder­ten Be­din­gun­gen ent­spre­chend des sach­li­chen Tätig­keits­be­rei­ches ih­res gel­ten­den An­stel­lungs­ver­tra­ges in der Fas­sung vom 6. April 1998 wei­ter­zu­beschäfti­gen.

Die Be­klag­te hat zur Be­gründung ih­res Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trags die Auf­fas­sung ver­tre­ten, das Ar­beits­verhält­nis sei auf Grund des wirk­sa­men Auf­he­bungs­ver­trags be­en­det. Die Kläge­rin könne ihn nicht wi­der­ru­fen. § 312 BGB nF fin­de auf ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­verträge kei­ne An­wen­dung. Die Auf­he­bung sei ver­ein­bart wor­den, um ei­nen ar­beits­ge­richt­li­chen Streit zu ver­mei­den. Die Kläge­rin ha­be im Ja­nu­ar 2002 mit­ge­teilt, sie könne länge­re Zeit nicht mehr ar­bei­ten, sie wol­le aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­schei­den. Dar­auf­hin ha­be man den Ter­min für das Gespräch ver­ein­bart. Im Ter­min sei der Kläge­rin das Kündi­gungs­schrei­ben wunsch­gemäß über­reicht und an­sch­ließend der Auf­he­bungs­ver­trag un­ter­zeich­net wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Kläge­rin ihr Kla­ge­be­geh­ren wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ist un­be­gründet. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en ist durch den Auf­he­bungs­ver­trag vom 28. Ja­nu­ar 2002 rechts­wirk­sam zum 28. Fe­bru­ar 2002 be­en­det wor­den.

A. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat im We­sent­li­chen an­ge­nom­men, das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin sei durch den Auf­he­bungs­ver­trag zum 28. Fe­bru­ar 2002 auf­gelöst wor­den. Die Kläge­rin ha­be ihn nicht wirk­sam wi­der­ru­fen. Der im Ja­nu­ar 2002 ge­schlos­se­ne Auf­he­bungs­ver­trag un­ter­fal­le nach Art. 229 § 5 EGBGB schon nicht den Neu­re­ge­lun­gen des BGB. Für Alt­verträge gel­te das BGB in sei­ner bis­he­ri­gen Fas­sung als Gan­zes, dh. so­wohl für die Durchführung als auch für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses. Un­abhängig da­von ste­he der Kläge­rin auch des­halb kein Wi­der­rufs­recht nach § 312 Abs. 1, § 355 BGB nF zu, weil § 312 BGB nF nach Wort­laut, Sys­te­ma­tik


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und Ent­ste­hungs­ge­schich­te grundsätz­lich nicht auf ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­verträge an­wend­bar sei.

B. Dem folgt der Se­nat im Er­geb­nis und in wei­ten Tei­len der Be­gründung. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat im Er­geb­nis zu Recht fest­ge­stellt, dass der Auf­he­bungs­ver­trag vom 28. Ja­nu­ar 2002 das Ar­beits­verhält­nis rechts­wirk­sam be­en­det hat. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Lan­des­ar­beits­ge­richts sind die ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lun­gen der §§ 312 ff. BGB nF zwar schon an­wend­bar. Die Vor­aus­set­zun­gen für ei­nen wirk­sa­men Wi­der­ruf nach § 312 Abs. 1, § 355 BGB nF lie­gen je­doch nicht vor.

I. Die ge­setz­li­chen Neu­re­ge­lun­gen der § 312 Abs. 1, § 355 BGB nF fin­den An­wen­dung.

1. Nach Art. 229 § 5 EGBGB sind zwar auf Schuld­verhält­nis­se, die vor dem 1. Ja­nu­ar 2002 ent­stan­den sind, das BGB, das Ge­setz über den Wi­der­ruf von Haustürgeschäften etc., so­weit nicht ein an­de­res be­stimmt ist, in der bis zu die­sem Tag gel­ten­den Fas­sung an­zu­wen­den.

a) Die ge­setz­li­che Be­stim­mung ent­spricht der den Art. 170 und Art. 232 § 1 EGBGB zu­grun­de lie­gen­den all­ge­mei­nen in­ter­tem­po­ra­len Grund­re­gel, dass ein Rechts­verhält­nis nur dem im Zeit­punkt sei­ner Ent­ste­hung gülti­gen Recht un­terfällt (BAG 14. De­zem­ber 1995 - 8 AZR 878/94 - AP AGB-DDR § 267 Nr. 1 = EzA AGB-DDR § 267 Nr. 1; BGH 27. Mai 1999 - VII ZR 245/97 - NZG 1999, 1179, 1181; 18. Ok­to­ber 1965 - II ZR 36/64 - BGHZ 44, 192, 194; 11. No­vem­ber 1953 - II ZR 181/52 - BGHZ 10, 391, 394; Anw­Komm-BGB/Man­sel EGBGB Art. 229 § 5 Rn. 2; Pa-landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 1; Stau­din­ger/Rau­scher EGBGB Art. 232 § 1 Rn. 1; Heß In­ter­tem­po­ra­les Pri­vat­recht Tübin­gen 1998 S. 143; Heß NJW 2002, 253, 254). Die An­knüpfung an die lex pri­or will zum ei­nen das sub­jek­ti­ve Ver­trau­en der Par­tei­en schützen, die das Schuld­verhält­nis ei­nem be­kann­ten Sach­recht un­ter­stellt ha­ben. Zum an­de­ren soll ver­hin­dert wer­den, dass er­wor­be­ne Ver­trags­rech­te durch ei­ne Ge­set­zesände­rung ent­zo­gen wer­den (zu­sam­men­fas­send: Heß aaO S. 143). Er­folgt ei­ne späte­re Ge­set­zesände­rung, hat sie grundsätz­lich kei­ne rück­wir­ken­de Kraft, es sei denn, der Ge­setz­ge­ber hat dies aus­drück­lich an­ge­ord­net (Münch-Komm/Hein­richs EGBGB Art. 170 Rn. 7 ff.). Ei­ne sol­che Rück­wir­kung sieht aber Art. 229 § 5 Satz 2 EGBGB für Dau­er­schuld­verhält­nis­se vor. Da­nach gilt Satz 1 des § 5 des Art. 229 EGBGB mit der Maßga­be, dass an Stel­le der im Satz 1 be­zeich­ne­ten Ge­set­ze vom 1. Ja­nu­ar 2003 an nur noch das Bürger­li­che Ge­setz­buch in der dann


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gel­ten­den Fas­sung an­zu­wen­den ist. Dem­ent­spre­chend wer­den auch die „al­ten“ Dau­er­schuld­verhält­nis­se dem neu­en Recht un­ter­stellt. Da­durch soll ver­hin­dert wer­den, dass al­tes und neu­es Recht auf un­be­stimm­te Zeit par­al­lel gilt (BT-Drucks. 14/6040 S. 273). Um den Par­tei­en aber die Möglich­keit zu ge­ben, ih­re Verträge den geänder­ten Re­ge­lun­gen an­zu­pas­sen (vgl. Pa­landt/Hein­richs Art. 229 BGB § 5 EGBGB Rn. 7; Arm­brüster/Wie­se DStR 2003, 344) fin­det das BGB in sei­ner neu­en Fas­sung erst ab dem 1. Ja­nu­ar 2003 An­wen­dung. Die­se ge­setz­li­che Aus­ge­stal­tung ent­spricht der aus zahl­rei­chen Über­g­angs­be­stim­mun­gen be­kann­ten Re­ge­lan­knüpfung, nach der Dau­er­schuld­verhält­nis­se re­gelmäßig ge­wan­delt wer­den (Heß aaO S. 147; Pa­landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 1).

b) Das be­deu­tet zunächst, dass bis zum 31. De­zem­ber 2002 das al­te Recht an­zu­wen­den war. Die­se An­wen­dung be­trifft grundsätz­lich das ge­sam­te Schuld­verhält­nis (Anw­Komm-BGB/Man­sel EGBGB Art. 229 § 5 Rn. 30; Pa­landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 5; Münch­Komm/Hein­richs Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 11; Stau­din­ger/Rau­scher BGB Art. 232 § 1 Rn. 52; Heß In­ter­tem­po­ra­les Pri­vat­recht Tübin­gen 1998aaO S. 144; ders. NJW 2002, 253, 255; Arm­brüster/Wie­se DStR 2003, 334, 336; vgl. auch BGH 15. De­zem­ber 1995 - V ZR 110/94 - DtZ 1996, 140, 141). Die bis­he­ri­gen Vor­schrif­ten gel­ten da­her so­wohl für die Ent­ste­hung des Schuld­verhält­nis­ses (bei­spiels­wei­se die Wirk­sam­keit des Rechts­geschäftes) als auch für des­sen In­halt wei­ter (vgl. ins­be­son­de­re Anw­Komm-BGB/Man­sel EGBGB Art. 229 § 5 Rn. 30; Pa-landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 7; Münch­Komm/Hein­richs Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 13; Heß aaO S. 144; bei­spiels­wei­se BGH 11. No­vem­ber 1953 - II ZR 181/52 - BGHZ 10, 391, 394).

c) Et­was an­de­res gilt je­doch für neue von außen auf das Schuld­verhält­nis ein- wir­ken­de, sich nicht aus sei­ner in­ne­ren Ent­wick­lung er­ge­ben­de Umstände (BGH 18. Ju­ni 1993 - V ZR 47/92 - BGHZ 123, 58, 63; 13. Ju­ni 1995 - IX ZR 137/94 - BGHZ 130, 76, 83; 27. Mai 1999 - VII ZR 245/97 - NZG 1999, 1179, 1181; Pa-landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 7; Münch­Komm/Hein­richs Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 14; Stau­din­ger/Rau­scher BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 91; Heß Tem­po­ra­les Pri­vat­recht Tübin­gen 1998 S. 146 mwN). Die zum Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses gel­ten­den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen er­fas­sen nicht mehr sol­che Umstände, die das Schuld­verhält­nis nachträglich verändern. In ei­nem sol­chen Fall gilt das neue Recht des BGB (vgl. Anw­Komm-BGB/Man­sel EGBGB Art. 229 § 5 Rn. 31; Pa­landt/Hein­richs BGB Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 8; Münch­Komm/Hein­richs Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 14; Heß


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NJW 2002, 253, 255; BGH 27. Mai 1999 aaO). Zu der­ar­ti­gen Umständen zählt ins­be­son­de­re ei­ne nachträgli­che Ver­ein­ba­rung über die Be­en­di­gung des zu­grun­de lie­gen­den Ver­tra­ges (BGH 27. Mai 1999 aaO; Pa­landt/Hein­richs aaO Art. 232 § 1 EGBGB Rn. 7).

2. Da der am 28. Ja­nu­ar 2002 ge­schlos­se­ne Auf­he­bungs­ver­trag das Ar­beits­verhält­nis nachträglich verändert hat, war das BGB in der neu­en Fas­sung an­wend­bar. Es ist nicht auf den Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Ar­beits­ver­tra­ges, son­dern auf den der Auf­he­bungs­ver­ein­ba­rung ab­zu­stel­len. Sie ist nicht be­reits in der in­ne­ren Ent­wick­lung des Ar­beits­verhält­nis­ses - un­mit­tel­bar - an­ge­legt, son­dern tritt - zusätz­lich - von außen auf Grund wei­te­rer Wil­lens­ak­te hin­zu und verändert das Schuld­verhält­nis nachträglich (im Er­geb­nis eben­so Men­gel BB 2003, 1278, 1279; aA LAG Köln 18. De­zem­ber 2002 - 8 Sa 979/02 - NZA-RR 2003, 406). Der Hin­weis des Lan­des­ar­beits­ge­richts, der „ac­tus con­tra­ri­us“ un­ter­fal­le stets dem al­ten Recht und wer­de nicht von der Re­ge­lung des Art. 229 § 5 Satz 2 EGBGB er­fasst, recht­fer­tigt im Hin­blick auf die ge­nann­ten in­ter­tem-po­ra­len Grund­re­geln ei­ner­seits und die Aus­ge­stal­tung des Über­g­angs­rechts des Schuld­rechts­mo­der­ni­sie­rungs­ge­set­zes an­de­rer­seits kein an­de­res Er­geb­nis.

II. Der Kläge­rin steht je­doch ein Wi­der­rufs­recht nach §§ 312, 355 BGB nF nicht zu.

1. Nach § 355 Abs. 1 Satz 1 BGB nF ist ein Ver­brau­cher an sei­ne auf Ab­schluss des Ver­trags ge­rich­te­te Wil­lens­erklärung nicht mehr ge­bun­den, wenn ihm durch Ge­setz ein Wi­der­rufs­recht ein­geräumt wor­den ist und er sei­ne Wil­lens­erklärung frist­ge­recht wi­der­ru­fen hat. Nach § 312 Abs. 1 BGB nF steht dem Ver­brau­cher ein Wi­der­rufs­recht nach § 355 BGB nF bei ei­nem Ver­trag zwi­schen ei­nem Un­ter­neh­mer und ei­nem Ver­brau­cher, der ei­ne ent­gelt­li­che Leis­tung zum Ge­gen­stand hat und zu des­sen Ab­schluss der Ver­brau­cher durch münd­li­che Ver­hand­lung ua. an sei­nem Ar­beits­platz be­stimmt wor­den ist (Haustürgeschäft), zu.

2. Der vor­lie­gen­de Auf­he­bungs­ver­trag ist kein Haustürgeschäft iSd. § 312 Abs. 1 BGB.

a) Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob die Kläge­rin Ver­brau­che­rin iSd. § 312 Abs. 1 iVm. § 13 BGB ist (ab­leh­nend zur Ver­brau­che­r­ei­gen­schaft des Ar­beit­neh­mers: Bau­er NZA 2002, 169, 171; Bau­er/Koch DB 2002, 42, 44; Hens­s­ler RdA 2002, 129, 133 f.; Hromad­ka NJW 2002, 2523, 2524; Lieb FS Ul­mer S. 1231, 1236; Löwisch NZA 2001,


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465, 466; Reich­hold ZTR 2002, 202, 203; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153, 2155; be­ja­hend: bei­spiels­wei­se Kitt­ner/Zwan­zi­ger/Bach­ner ArbR § 104 Rn. 81; ErfK/Müller-Glöge § 620 BGB Rn. 13; Bo­em­ke DB 2002, 96, 97; Gott­hardt Ar­beits­recht nach der Schuld­rechts­re­form München 2002 Rn. 173; Grund­stein FA 2003, 41, 42; Preis Son­der­bei­la­ge NZA Heft 16/2003, 19, 23 f.; Rei­ne­cke DB 2002, 583, 587; Reu­ter in Eck­art /Delbrück Re­form des deut­schen Schuld­rechts Ba­den-Ba­den 2003, 99, 105; Sin­ger RdA 2003, 194, 195). Auch kann da­hin­ste­hen, ob die Be­en­di­gungs­ver­ein­ba­rung über­haupt - oder nur bei Zah­lung ei­ner Ab­fin­dung oä. - ei­ne ent­gelt­li­che Leis­tung im Sin­ne der Norm zum Ge­gen­stand hat oder es sich viel­mehr um ein nicht von der Norm er­fass­tes Verfügungs­geschäft han­delt (ei­ne ent­gelt­li­che Leis­tung - un­ter Hin­weis auf den "ac­tus con­tra­ri­us" - be­ja­hen Gott­hardt aaO Rn.177; Hümme­rich/Holt­hau­sen NZA 2002, 173, 178; Löwisch FS Wie­de­mann S. 316; Schleu­se­ner NZA 2002, 949, 951; vgl. auch Kitt­ner/Zwan­zi­ger/Bach­ner aaO § 104 Rn. 83 f. mwN; ab­leh­nend bei­spiels­wei­se LAG Rhein­land Pfalz 23. Ju­li 2003 - 9 Sa 444/03 - aaO; Bau­er NZA 2002, 169, 170; Lieb aaO S. 1238; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153, 2159; Reu­ter aaO S. 108).

b) Je­den­falls han­delt es sich bei dem Auf­he­bungs­ver­trag der Par­tei­en um kein­Haustürgeschäft. Zwar ist der Ver­trag „am Ar­beits­platz“ im Sin­ne der Norm ab­ge­schlos­sen wor­den und scheint der Wort­laut des § 312 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BGB nF auf den ers­ten Blick auch ei­nen im Be­trieb des Ar­beit­ge­bers ab­ge­schlos­se­nen Auf­he­bungs­ver­trag zu er­fas­sen (so im Er­geb­nis: Hümme­rich Auf­he­bungs­ver­trag und Ab­wick­lungs­ver­trag 2003 § 9 Rn. 258; Hümme­rich/Holt­hau­sen NZA 2002, 173, 178; Schleu­se­ner NZA 2002, 949, 951). Der Be­griff des Ar­beits­plat­zes im Sin­ne der Be­stim­mung wird all­ge­mein weit ver­stan­den und um­fasst das ge­sam­te Be­triebs­gelände ein­sch­ließlich der Per­so­nal­ab­tei­lung (Pa­landt/Hein­richs BGB § 312 Rn. 11; Thein in Hens­s­ler/Graf von West­pha­len Pra­xis der Schuld­rechts­re­form § 312 Rn. 23; Anw-Komm-BGB-Ring § 312 Rn. 15; Bau­er NZA 2002, 169, 171). Aus der Sys­te­ma­tik des Ge­set­zes, dem Sinn und Zweck so­wie der Ent­ste­hungs­ge­schich­te er­gibt sich je­doch - wie das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat - ein an­de­res Er­geb­nis.

aa) Es wi­der­spricht der Ge­set­zes­sys­te­ma­tik § 312 BGB nF auf ar­beits­recht­li­che­Auf­he­bungs­verträge an­zu­wen­den. Das Haustürwi­der­rufs­recht nach §§ 312 ff. BGB nF ist ver­trags­ty­pen­be­zo­ge­nes Ver­brau­cher­schutz­recht (Preis aaO S. 24). Es fin­det nur auf „be­son­de­re Ver­triebs­for­men“ An­wen­dung. Auf Verträge, die - wie der Ar­beits­ver­trag und der ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­ver­trag - kei­ne Ver­triebs­geschäfte sind, fin­det das ge­setz­li­che Wi­der­rufs­recht kei­ne An­wen­dung (ErfK/Müller-Glöge § 620 BGB


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Rn. 13; Bau­er NZA 2002, 169, 171; Brors DB 2002,2046,2048; Hens­s­ler RdA 2002, 129, 135; Kie­n­ast/Schmiedl DB 2003, 1440, 1442; Lieb FS Ul­mer S. 1238; Preis Son­der­bei­la­ge NZA Heft 16/2003 S. 19, 30; Reu­ter in Eck­art/Delbrück Re­form des deut­schen Schuld­rechts Ba­den-Ba­den 2003, 99, 108; Reich­hold ZTR 2002, 202, 204; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153; Schaub/Linck Ar­beits­rechts-Hand­buch § 122 Rn. 2; Stahl­ha­cke/Preis/Vos­sen Kündi­gung und Kündi­gungs­schutz im Ar­beits­verhält­nis Rn. 34; Schwerdt­ner FS Hon­sell S. 371, 377; LAG Hamm 1. April 2003 - 19 Sa 1901/02 - NZA RR 2003, 401, 402).

(1) § 312 BGB nF steht im Zwei­ten Buch des BGB, Ab­schnitt 3, Ti­tel 1, Un­ter­ti­tel 2. Der Un­ter­ti­tel 2 ist über­schrie­ben mit „Be­son­de­re Ver­triebs­for­men“. Ne­ben dem Haustürgeschäft wer­den in die­sem Un­ter­ti­tel die Fern­ab­satz­verträge und der elek­tro­ni­sche Geschäfts­ver­kehr - al­so be­son­de­re Ver­triebs­for­men - zu­sam­men­ge­fasst und ge­re­gelt. Un­ter die ge­nann­ten Ver­triebs­for­men fal­len aber we­der der Ar­beits- noch der ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­ver­trag, da der in den Nor­men ge­nann­te Ver­brau­cher Empfänger ei­ner ent­spre­chen­den Wa­re bzw. Dienst­leis­tung sein muss (Reu­ter in Eck­art/Delbrück Re­form des deut­schen Schuld­rechts Ba­den-Ba­den 2003, 99, 108).

(2) Der Un­ter­ti­tel 2 dient der Um­set­zung der Ver­brau­cher­schutz­richt­li­nie 85/577/EWG für die Fälle von außer­halb von Geschäftsräum­en ge­schlos­se­nen Verträgen. Nach Art. 1 der Richt­li­nie 85/577/EWG wer­den nur sol­che Ver­bind­lich­kei­ten von ihr er­fasst wer­den, die ein Ver­brau­cher im Rah­men ei­nes Haustürgeschäftes ge­genüber ei­nem Ge­wer­be­trei­ben­den als Ge­gen­leis­tung für ei­ne Wa­re oder Dienst­leis­tung ein­geht (EuGH 17. März 1998 - Rs C 45/96 - Eu­GHE I 1998, 1199). Dem Ge­setz las­sen sich kei­ne An­halts­punk­te dafür ent­neh­men, dass der deut­sche Ge­setz­ge­ber bei der Um­set­zung der Richt­li­nie über de­ren An­wen­dungs­be­reich hin­aus auch ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­verträge dem Wi­der­rufs­recht un­ter­stel­len woll­te.

(3) Wei­ter folgt aus § 312 Abs. 3 Nr. 2 BGB nF, dass nur - be­stimm­te - Ver­triebs­geschäfte in §§ 312 ff. BGB nF ge­meint sein können, wenn nämlich die Ausübung des Wi­der­rufs­rechts von ei­nem Min­dest­be­trag von 40,00 EUR abhängig ge­macht wird.

(4) Im Übri­gen hat der Ge­setz­ge­ber, an­ders als bei­spiels­wei­se in § 310 Abs. 4 Satz 2 BGB nF, im Un­ter­ti­tel 2 ei­ne An­wen­dung der ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen auf das Ar­beits­recht nicht an­ge­ord­net.


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(5) Sch­ließlich kommt hin­zu, dass ein un­be­fris­te­tes Wi­der­rufs­recht nach § 355 Abs. 3 Satz 3 BGB im Fal­le ei­ner nicht ord­nungs­gemäßen Be­leh­rung sich nicht mit dem Be­schleu­ni­gungs­in­ter­es­se in ar­beits­recht­li­chen Be­en­di­gungs­strei­tig­kei­ten, wie es bei­spiels­wei­se in §§ 4, 7 KSchG, § 17 Tz­B­fG zum Aus­druck kommt, ver­ein­ba­ren ließe (Bau­er NZA 2002, 169, 172; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153, 2154; aA Hümme­rich AnwBl 2002, 671, 678).

bb) Auch die Ent­ste­hungs­ge­schich­te spricht ge­gen die Aus­deh­nung und An­wen­dung des ge­setz­li­chen Wi­der­rufs­rechts auf den ar­beits­recht­li­chen Auf­he­bungs­ver­trag.

(1) Der Se­nat hat­te in sei­nen Ent­schei­dun­gen vom 30. Sep­tem­ber 1993 (- 2 AZR 268/93 - BA­GE 74, 281, 289) und vom 14. Fe­bru­ar 1996 (- 2 AZR 234/95 - NZA 1996, 811, 812) ei­ne un­zulässi­ge Rechts­ausübung des Ar­beit­ge­bers ver­neint (§ 242 BGB), wenn die­ser dem Ar­beit­neh­mer we­der das Gesprächs­the­ma ei­nes Auf­he­bungs­gesprächs mit­ge­teilt noch ihm ei­ne Be­denk­zeit ein­geräumt hat­te. Nach dem bis­her gel­ten­den Recht würde dies nach An­sicht des Se­nats auf ei­ne un­zulässi­ge Gewährung ei­nes ge­setz­lich nicht ge­re­gel­ten Rück­tritts- oder Wi­der­rufs­rechts und da­mit auf ei­ne un­zulässi­ge Rechts­fort­bil­dung hin­aus­lau­fen. Die Kennt­nis des Ge­setz­ge­bers von die­ser Recht­spre­chung kann un­ter­stellt wer­den. Er­streckt der Ge­setz­ge­ber vor dem Hin­ter­grund die­ser Rechts­la­ge das zi­vil­recht­li­che Wi­der­rufs­recht we­der aus­drück­lich auf Ar­beits­verhält­nis­se noch schafft er kla­re Fris­ten für des­sen Ausübung durch den Ar­beit­neh­mer, so deu­tet al­les dar­auf hin, dass er den ar­beits­recht­li­chen Auf­he­bungs­ver­trag nicht in den An­wen­dungs­be­reich des § 312 BGB nF ein­be­zo­gen hat und ein­be­zie­hen woll­te. Dies gilt um so mehr, als das in der BGB-In­for­ma­ti­ons­pflich­ten-Ver­ord­nung (BGBl. I 2002 S. 3002) ent­hal­te­ne Mus­ter für ei­ne den An­for­de­run­gen des § 355 Abs. 2 BGB nF genügen­de Wi­der­rufs­be­leh­rung auf den Wi­der­ruf bei ar­beits­recht­li­chen Auf­he­bungs­verträgen nicht passt.

(2) Aus den Ge­set­zes­ma­te­ria­li­en ist er­kenn­bar, dass nur die drei be­son­de­ren Ver­triebs­for­men - Haustürgeschäft, Fern­ab­satz­ver­trag und elek­tro­nisch ab­ge­schlos­se­ne Verträge - vom Un­ter­ti­tel 2 er­fasst wer­den soll­ten. Mit dem Un­ter­ti­tel 2 soll­te ers­tens die bis­her in ein­zel­nen Ge­set­zen ge­re­gel­te Ma­te­rie zur Er­leich­te­rung der prak­ti­schen Rechts­an­wen­dung zu­sam­men­ge­fasst wer­den. Zum zwei­ten soll­te die ge­re­gel­te Ma­te­rie sys­te­ma­ti­siert wer­den, um Wer­tungs­wi­dersprüche zu ver­mei­den. Die­se Zie­le spre­chen ein­deu­tig dafür, le­dig­lich die bis­her be­kann­ten und ge­nann­ten be­son­de­ren Ver­triebs­for­men in §§ 312 ff. BGB nF zu re­geln. Sch­ließlich soll­te der Un­ter­ti­tel 2 auf al­le Schuld­verhält­nis­se aus­strah­len, bei de­nen Verträge außer­halb von La­den­geschäften


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an­ge­bahnt und ab­ge­schlos­sen wer­den. Die aus­drück­li­che, nach­fol­gen­de Be­zug­nah­me auf Fern­ab­satz­verträge und Verträge im elek­tro­ni­schen Geschäfts­ver­kehr macht aber deut­lich, dass der Ge­setz­ge­ber mit der ge­nann­ten „Aus­strah­lungs­wir­kung“ nur die im Ge­setz ge­nann­ten und nicht an­de­re, nicht erwähn­te Schuld­verhält­nis­se in völlig an­de­ren Rechts­ma­te­ri­en ge­meint und nur für die­se spe­zi­el­len Ver­trags­ty­pen ein Wi­der­rufs­recht schaf­fen woll­te.

(3) Hin­zu kommt, dass der Ge­setz­ge­ber - an­ders als beim Haustürwi­der­rufs­ge­setz, das oh­ne sub­stan­ti­el­le Ände­run­gen in das BGB ein­gefügt wor­den ist (Pa­landt-Hein­richs BGB § 312 Rn. 1) - an an­de­rer Stel­le nämlich bei der Ein­glie­de­rung des AGB-Ge­set­zes in das BGB durch den Weg­fall der Be­reichs­aus­nah­me deut­lich ge­macht hat, dass be­stimm­te Re­ge­lun­gen des BGB nun­mehr auf die Ar­beits­verhält­nis­se er­streckt wer­den sol­len. So hat er ne­ben der aus­drück­li­chen Re­ge­lung in § 310 Abs. 4 BGB nF auch in den Ma­te­ria­li­en zu §§ 474 ff. BGB nF dar­auf ver­wie­sen, dass Per­so­nen nicht des­halb aus dem Ver­brau­cher­be­griff aus­ge­nom­men wer­den sol­len, weil sie ei­ne Sa­che kau­fen, die sie in ih­rer Tätig­keit als Ar­beit­neh­mer benöti­gen, und zwar auch dann nicht, wenn Verkäufer der Ar­beit­ge­ber ist (BT-Drucks. 14/6040 S. 243).

cc) Sch­ließlich spre­chen ent­schei­dend der Sinn und Zweck der Re­ge­lung des § 312 BGB nF ge­gen ei­ne An­wen­dung des Wi­der­rufs­rechts auf ar­beits­recht­li­che Auf­he­bungs­verträge. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin ist ei­ne dem Haustürgeschäft ver­gleich­ba­re Si­tua­ti­on beim Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags im Be­trieb grundsätz­lich nicht ge­ge­ben.

(1) Die §§ 312 ff. BGB nF die­nen dem Ver­brau­cher­schutz. Sie sol­len den Ver­brau­cher vor dem mit dem Di­rekt­ver­trieb ver­bun­de­nen Ge­fah­ren schützen. Der Ver­brau­cher soll ei­ner­seits bei der An­bah­nung und beim Ab­schluss ei­nes Geschäfts vor der Be­ein­träch­ti­gung sei­ner rechts­geschäft­li­chen Ent­schei­dungs­frei­heit und vor ei­ner Über­rum­pe­lung beim Geschäfts­ab­schluss in be­stimm­ten Si­tua­tio­nen be­wahrt wer­den (BT-Drucks. 10/2876 S. 6 f.; BGH 26. März 1992 - I ZR 104/90 - NJW 1992, 1889, 1890; 25. Ok­to­ber 1989 - VIII ZR 345/88 - BGHZ 109,127, 133). An­de­rer­seits soll er durch das Wi­der­rufs­recht nach § 312 BGB nF aber nicht schlecht­hin vor un­vernünf­ti­gen oder für ihn ungüns­ti­gen Rechts­geschäften geschützt wer­den. Dies wird schon dar­an deut­lich, dass bei­spiels­wei­se ein Wi­der­rufs­recht bei Geschäften am Ar­beits­platz nicht be­steht, wenn die Ver­hand­lung auf ei­ne Initia­ti­ve des Ver­brau­chers zurück­geht (§ 312 Abs. 3 Nr. 1 BGB nF).


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(2) Den in § 312 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 bis 3 BGB nF en­u­me­ra­tiv auf­geführ­ten Haustürgeschäften ist ei­ne be­stimm­te Ver­triebs- und Ver­mark­tungs­art ge­mein­sam. Dies macht schon der ge­setz­li­che Un­ter­ti­tel 2 „Be­son­de­re Ver­triebs­for­men“ deut­lich. Den ge­setz­li­chen Tat­beständen ist ge­mein­sam, dass die Ver­trags­schluss­si­tua­ti­on außer­halb von Geschäftsräum­en, dh. außer­halb fes­ter - für den Ver­brau­cher öffent­lich zugäng­li­cher - Ver­kaufs- und La­denräume statt­fin­det (BT-Drucks. 14/6040 S. 166; zum Gan­zen: HK-BGB/Schul­te/Nölke § 312 Rn. 7). Der Er­folg der in § 312 BGB nF ge­nann­ten Rechts­geschäfte ba­siert für den An­bie­ter im We­sent­li­chen auf der für den Ver­trags­schluss be­son­de­ren Si­tua­ti­on, in der dem Ver­brau­cher sug­ge­riert wird, es han­de­le sich um ein be­schränk­tes An­ge­bot, das nur so­fort an­ge­nom­men wer­den könne (Brors DB 2002, 2046, 2047; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153, 2159). Der Ver­brau­cher hat auf Grund der Si­tua­ti­on kei­ne Möglich­keit, Qua­lität und Preis des An­ge­bots mit an­de­ren An­ge­bo­ten zu ver­glei­chen (BT-Drucks. 10/2876, S. 6). Ihm ste­hen kei­ne hin­rei­chen­den In­for­ma­tio­nen für ei­ne ra­tio­na­le Ent­schei­dung zur Verfügung. Will er sich das Rechts­geschäft nicht ent­ge­hen las­sen, muss er kon­tra­hie­ren. Dem­ent­spre­chend will § 312 BGB nF dem Ver­brau­cher die Möglich­keit eröff­nen, sich die Ver­gleichs­in­for­ma­tio­nen zu be­schaf­fen. Er will da­mit die In­for­ma­ti­ons­asym­me­trie - nachträglich - durch ei­nen Un­ter­rich­tungs­an­spruch und ein be­fris­te­tes Wi­der­rufs­recht kor­ri­gie­ren (Reu­ter in Eck­art/Delbrück Re­form des deut­schen Schuld­rechts Ba­den-Ba­den 2003, 99, 104). § 312 BGB nF schafft dem­nach ei­nen si­tua­ti­ons­be­zo­ge­nen Ver­brau­cher­schutz (Preis Son­der­bei­la­ge NZA Heft 16/2003 S. 19, 30; Reu­ter aaO S. 108 ff.). Da­bei dif­fe­ren­ziert § 312 Abs.1 Satz 1 BGB nF nach ein­zel­nen, ty­pi­sier­ten Si­tua­tio­nen. Während in § 312 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und 3 BGB nF die Über­rum­pe­lungs­ge­fahr im Vor­der­grund steht, trägt die Nr. 2 des § 312 Abs. 1 Satz 1 BGB nF primär dem Um­stand Rech­nung, dass sich der Ver­brau­cher si­tua­tiv den Ver­hand­lun­gen nicht ent­zie­hen kann. Für § 312 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BGB nF ist die im Ge­setz ge­nann­te - ört­li­che - Si­tua­ti­on, in der die Ver­trags­an­bah­nung statt­fin­det, ent­schei­dend für den Über­rum­pe­lungs- und Über­ra­schungs­ef­fekt. Nur für die­sen ty­pi­sier­ten Fall hält der Ge­setz­ge­ber ei­nen ge­ne­rel­len Kun­den­schutz für er­for­der­lich. Des­halb kann das Wi­der­rufs­recht bei Auf­he­bungs­verträgen nach § 312 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 BGB nF nicht mit dem Hin­weis be­jaht wer­den, der Ar­beit­neh­mer könne sich den Ver­trags­ver­hand­lun­gen, die an sei­nem Ar­beits­platz statt­fin­den, ggf. nur schwer ent­zie­hen (aA Schleu­se­ner NZA 2002, 949, 951). Fin­det die Ver­trags­an­bah­nung bzw. der Ver­trags­schluss in ei­nem „re­gulären“ Geschäfts­lo­kal, dh. an ei­nem für den Ver­trag ty­pi­schen Ort statt, schützt


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§ 312 BGB nF den Ver­brau­cher ge­ra­de nicht, auch nicht vor ei­nem über­le­ge­nen Wis­sen oder be­son­de­ren „Ver­hand­lungsküns­ten“ des Ver­trags­part­ners.

(3) Der Ar­beit­neh­mer be­fin­det sich des­halb beim Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­trags im Be­trieb re­gelmäßig nicht in ei­ner vom Schutz­zweck des § 312 BGB nF er­fass­ten Si­tua­ti­on.

Die Ver­trags­ver­hand­lun­gen und der Ver­trags­ab­schluss fin­den ge­ra­de nicht an ei­nem für den Ar­beit­neh­mer und für das ab­zu­sch­ließen­de Rechts­geschäft „ar­beits­ver­trag­li­cher Auf­he­bungs­ver­trag“ frem­den, aty­pi­schen Ort statt. Der „Ar­beits­platz“ im ge­nann­ten Sin­ne ist viel­mehr ty­pi­scher­wei­se der Ort, an dem die das Ar­beits­verhält­nis be­tref­fen­den Fra­gen be­spro­chen und ge­re­gelt wer­den. Dem­nach fehlt es grundsätz­lich am si­tua­ti­ons­ty­pi­schen Über­ra­schungs­mo­ment. Der Ar­beit­neh­mer muss - und wird - an „sei­nem Ar­beits­platz“ - ge­ra­de in den Räum­en der Per­so­nal­ab­tei­lung - da­mit rech­nen, dass der Ar­beit­ge­ber (oder ein Vor­ge­setz­ter) mit ihm Fra­gen und Pro­ble­me sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses be­spricht bzw. rechts­geschäft­lich re­geln will. Der Ar­beits­platz ist der Raum, an dem nicht nur die ar­beits­ver­trag­li­chen Bin­dun­gen zu­stan­de kom­men, son­dern auch der Ort, an dem sie wie­der gelöst wer­den (zum Gan­zen vgl. Däubler NZA 2001, 1329, 1334; Gott­hard Ar­beits­recht nach der Schuld­rechts­re­form München 2002 Rn. 178; Grund­stein FA 2003, 41, 43; Hens­s­ler RdA 2002, 129, 135; Lieb FS Ul­mer S. 238; Preis Son­der­bei­la­ge NZA Heft 16/2003 S. 19, 30; Thein in Hens­s­ler/von West­pha­len Pra­xis der Schuld­rechts­re­form § 312 Rn. 23; Rieb­le/Klumpp ZIP 2002, 2153, 2159; LAG Köln 6. Fe­bru­ar 2003 - 10 Sa 948/02 - ZIP 2003,2089,2090; aA Schleu­se­ner NZA 2002, 949, 950). Von ei­ner Über­ra­schung auf Grund des Ver­hand­lungs­or­tes kann dem­nach ge­ra­de nicht aus­ge­gan­gen wer­den. Es wäre viel­mehr le­bens­fremd, Gespräche über das Ar­beits­verhält­nis und des­sen Be­en­di­gung nicht im Be­trieb (Ar­beits­platz), son­dern an ei­nem „neu­tra­len Ort“ (Rechts­an­walts­kanz­lei oä.) zu führen.

(4) Al­ler­dings wird auch dem Ar­beit­neh­mer manch­mal nur ein „Jetzt und Heu­te“ an­zu­neh­men­des Auf­he­bungs­an­ge­bot un­ter­brei­tet wer­den. Dies kann al­ler­dings nicht ge­ne­rell da­zu führen, die si­tua­tiv ty­pi­sie­ren­den ge­setz­li­chen Wi­der­rufs­re­ge­lun­gen auf das Ar­beits­verhält­nis und die ar­beits­recht­li­chen Auf­he­bungs­verträge pau­schal an­zu­wen­den. §§ 312 ff. BGB nF ge­hen von ei­nem dop­pel­ten si­tua­ti­ons- und ver­trags­ty­pen­be­zo­gen Schutz­bedürf­nis aus (so zu­tref­fend zu­sam­men­fas­send: Preis Son­der­bei­la­ge NZA Heft 16/2003 S. 19, 30). Des­halb führt auch der Ein­wand, der Ver­brau­cher würde zum Teil beim Ab­schluss wirt­schaft­lich we­sent­lich un­be­deu­ten­der Verträge stärker


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geschützt wer­den als ein Ar­beit­neh­mer beim Ab­schluss ei­nes Auf­he­bungs­ver­tra­ges, bei dem re­gelmäßig sei­ne ge­sam­te exis­ten­ti­el­le Le­bens­grund­la­ge be­trof­fen sei (so zB Kitt­ner/Zwan­zi­ger/Bach­ner ArbR § 104 Rn. 82), nicht wei­ter und kann ein ge­setz­lich nicht be­ste­hen­des Wi­der­rufs­rechts nicht be­gründen.

(5) Der all­ge­mei­nen Ge­fahr ei­ner mögli­chen Über­rum­pe­lung des Ar­beit­neh­mers, zB weil die Ver­trags­ver­hand­lun­gen zu un­gewöhn­li­chen Zei­ten oder an un­gewöhn­li­chen Or­ten im Be­trieb statt­fin­den (sie­he auch § 310 Abs. 3 Nr. 3 BGB nF; St. Lo­renz JZ 1997, 277, 281 f.), kann al­lein über In­for­ma­ti­ons­pflich­ten und mit dem Ge­bot fai­ren Ver­han­delns be­geg­net wer­den (Däubler NZA 2001, 1329, 1334; Hens­s­ler RdA 2002, 129, 135).

Für ein mögli­ches un­fai­res Ver­han­deln sind vor­lie­gend je­doch kei­ne An­halts­punk­te er­kenn­bar.

III. Da das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en auf Grund des wirk­sa­men Auf­he­bungs­ver­trags vom 28. Ja­nu­ar 2002 wirk­sam be­en­det wor­den ist, kann da­hin­ste­hen, ob die Kündi­gung vom 28. Ja­nu­ar 2002 rechts­wirk­sam war. Der gel­tend ge­mach­te Wei­ter­be-schäfti­gungs­an­spruch be­steht we­gen der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht.

IV. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 ZPO.

Rost Schmitz-Scho­le­mann Ey­lert

I. Wal­ter Dr. Ro­eckl

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