HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

BAG, Be­schluss vom 11.11.2009, 7 ABR 26/08

   
Schlagworte: Betriebsrat, Betriebsratswahl, Wahlvorstand, Rechtsanwalt
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 ABR 26/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 11.11.2009
   
Leitsätze: Der für eine Betriebsratswahl gebildete Wahlvorstand kann in entsprechender Anwendung des § 80 Abs. 3 BetrVG bei der Durchführung seiner Aufgaben einen Rechtsanwalt als Sachverständigen hinzuziehen. Hierzu bedarf es einer vorherigen Vereinbarung mit dem Arbeitgeber. Fehlt diese, ist der Arbeitgeber nicht verpflichtet, die dadurch entstehenden Kosten nach § 20 Abs. 3 Satz 1 BetrVG zu tragen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt, 11. April 2007, Az: 9 BV 481/06, Beschluss Hessisches Landesarbeitsgericht 9. Kammer, 6. Dezember 2007, Az: 9 TaBV 153/07, Beschluss
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 ABR 26/08

9 TaBV 153/07

Hes­si­sches Lan­des­ar­beits­ge­richt

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

11. No­vem­ber 2009

BESCHLUSS

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter der Geschäfts­stel­le

In dem Be­schluss­ver­fah­ren

mit den Be­tei­lig­ten

1.

An­trag­stel­ler, Be­schwer­deführer und Rechts­be­schwer­deführer,

2.

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der Anhörung vom 11. No­vem­ber 2009 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Lin­sen­mai­er, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Kiel so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Met­zin­ger und Hoff­mann für Recht er­kannt:


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Die Rechts­be­schwer­de des An­trag­stel­lers ge­gen den Be­schluss des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 6. De­zem­ber 2007 - 9 TaBV 153/07 - wird zurück­ge­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Gründe

A. Die Be­tei­lig­ten strei­ten über die Vergütung ei­nes Rechts­an­walts für die Be­ra­tung des Wahl­vor­stands.

Der An­trag­stel­ler ist Fach­an­walt für Ar­beits­recht. Er be­riet seit Jah­ren ta­den im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin ge­bil­de­ten Be­triebs­rat. Die Ar­beit­ge­be­rin, die ein glo­ba­les Rei­se- und Ver­triebs­sys­tem an­bie­tet, beschäftigt in ih­rem Be­trieb in F 35 Ar­beit­neh­mer. Der zur Vor­be­rei­tung und Durchführung der Be­triebs­rats­wah­len im Jahr 2006 ein­ge­rich­te­te, aus drei Per­so­nen be­ste­hen­de Wahl­vor­stand teil­te dem An­trag­stel­ler mit Schrei­ben vom 16. Fe­bru­ar 2006 fol­gen­des mit:

„Der Wahl­vor­stand ... hat in sei­ner Sit­zung vom 16.02.2006 be­schlos­sen, die Rechts­anwälte R und D, ..., mit sei­ner Be­ra­tung und der Ver­tre­tung sei­ner recht­li­chen In­ter­es­sen im Zu­sam­men­hang mit der an­ste­hen­den Be­triebs­rats­wahl zu be­auf­tra­gen.

Wei­ter­hin wur­de be­reits jetzt be­schlos­sen, die hier­durch ge­gen den Ar­beit­ge­ber ent­ste­hen­den Ansprüche auf Frei­stel­lung von den Kos­ten nach § 20 III Be­trVG an die Rechts­anwälte R und D ab­zu­tre­ten.“

Mit Schrei­ben vom 3. März 2006 teil­te der An­trag­stel­ler der Ar­beit­ge­be­rin mit, der Wahl­vor­stand ha­be sei­ne Kanz­lei mit der lau­fen­den Be­ra­tung im Zu­sam­men­hang mit den Be­triebs­rats­wah­len be­auf­tragt und bot ihr al­ter­na­tiv ein St­un­den­ho­no­rar von 250,00 Eu­ro oder ein Pau­schal­ho­no­rar iHv.


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5.000,00 Eu­ro für 25 St­un­den an. Die Ar­beit­ge­be­rin be­ant­wor­te­te die­ses Schrei­ben nicht.

Mit Schrei­ben vom 2. Ju­ni 2006 for­der­te der An­trag­stel­ler die Ar­beit­ge­be­rin auf, ei­ne von ihm bei­gefügte Vergütungs­rech­nung über 3.804,80 Eu­ro bis zum 16. Ju­ni 2006 aus­zu­glei­chen. Mit die­ser Rech­nung be­gehr­te der An­trag­stel­ler „Vergütung für die lau­fen­de Be­ra­tung des Wahl­vor­stands bei den Be­triebs­rats­wah­len 2006“. Sie um­fasst Schu­lungstätig­kei­ten am 11., 13. und 15. März 2006 so­wie Be­ra­tungstätig­kei­ten am 4., 7. und 12. April 2006 über ins­ge­samt 787 Mi­nu­ten.

Rechts­an­walt R trat durch schrift­li­che Erklärung vom 22. De­zem­ber 2006 sei­ne Vergütungs­ansprüche als Ge­samtgläubi­ger aus der Be­auf­tra­gung der Rechts­anwälte R und D durch den Wahl­vor­stand an den An­trag­stel­ler ab.

Der An­trag­stel­ler lei­te­te ein Be­schluss­ver­fah­ren ge­gen die Ar­beit­ge­be­rin ein, mit dem er, so­weit für das Rechts­be­schwer­de­ver­fah­ren von Be­deu­tung, zu­letzt 990,63 Eu­ro nebst Zin­sen für sei­ne Be­ra­tungstätig­keit am 4., 7. und 12. April gel­tend ge­macht hat. Er hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, für die von ihm er­brach­ten Tätig­kei­ten könne der Wahl­vor­stand von der Ar­beit­ge­be­rin Kos­ten­frei­stel­lung und er selbst da­mit aus ab­ge­tre­te­nem Recht Zah­lung der Vergütung für sei­ne Be­ra­tungstätig­kei­ten ver­lan­gen. Die Ar­beit­ge­be­rin ha­be die im Zu­sam­men­hang mit der Wahl an­fal­len­den Kos­ten nach § 20 Abs. 3 Satz 1 Be­trVG zu tra­gen. Ei­ner Ver­ein­ba­rung des Wahl­vor­stands mit der Ar­beit­ge­be­rin über sei­ne Hin­zu­zie­hung nach § 80 Abs. 3 Be­trVG ha­be es nicht be­durft. Die­se Re­ge­lung sei auf den Wahl­vor­stand nicht an­wend­bar.

Der An­trag­stel­ler hat zu­letzt be­an­tragt,

die Ar­beit­ge­be­rin zu ver­ur­tei­len, an ihn 990,63 Eu­ro nebst Zin­sen iHv. acht Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 19. Ju­li 2006 zu zah­len.


 

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Die Ar­beit­ge­be­rin hat be­an­tragt, den An­trag ab­zu­wei­sen. Ih­rer Auf­fas­sung nach hätte der Wahl­vor­stand mit ihr ei­ne Ver­ein­ba­rung über die Be­ra­tungstätig­keit des An­trag­stel­lers nach § 80 Abs. 3 Be­trVG tref­fen müssen. Sie hat be­strit­ten, dass der Wahl­vor­stand ei­nen ord­nungs­gemäßen Be­schluss über die Be­auf­tra­gung des An­trag­stel­lers ge­fasst ha­be. Je­den­falls sei ei­ne Be­ra­tung des Wahl­vor­stands we­der er­for­der­lich noch verhält­nismäßig ge­we­sen.

Das Ar­beits­ge­richt hat den An­trag des An­trag­stel­lers ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die da­ge­gen ge­rich­te­te Be­schwer­de des An­trag­stel­lers zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Rechts­be­schwer­de ver­folgt der An­trag­stel­ler sei­nen Vergütungs­an­spruch wei­ter.

B. Die zulässi­ge Rechts­be­schwer­de, mit wel­cher der An­trag­stel­ler die rechts­feh­ler­haf­te An­wen­dung und Aus­le­gung von § 20 Abs. 3, § 80 Abs. 3 Be­trVG rügt, ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat den zulässi­gen An­trag mit zu­tref­fen­den Erwägun­gen ab­ge­wie­sen. Der An­trag­stel­ler kann von der Ar­beit­ge­be­rin kei­ne Rechts­an­walts­vergütung für die Be­ra­tung des Wahl­vor­stands ver­lan­gen. Der an ihn ab­ge­tre­te­ne Frei­stel­lungs­an­spruch des Wahl­vor­stands nach § 20 Abs. 3 Be­trVG setzt ana­log § 80 Abs. 3 Be­trVG ei­ne nähe­re Ver­ein­ba­rung mit der Ar­beit­ge­be­rin vor­aus. Dar­an fehlt es hier.

I. Ne­ben dem An­trag­stel­ler und der Ar­beit­ge­be­rin sind an dem Ver­fah­ren kei­ne wei­te­ren Per­so­nen be­tei­ligt. Dies gilt auch für den Wahl­vor­stand.

Nach § 83 Abs. 3 ArbGG ist Be­tei­lig­ter an ei­nem Be­schluss­ver­fah­ren, wer von der zu er­war­ten­den Ent­schei­dung in sei­nem be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Recht oder Rechts­verhält­nis un­mit­tel­bar be­trof­fen wird (vgl. BAG 5. De­zem­ber 2007 - 7 ABR 72/06 - Rn. 18 mwN, BA­GE 125, 100). Der Wahl­vor­stand ist nach sei­ner Ab­tre­tungs­erklärung vom 16. Fe­bru­ar 2006 nicht mehr In­ha­ber des be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen An­spruchs aus § 20 Abs. 3 Be­trVG. Er kann da­her auch nicht mehr in sei­nem be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Recht be­trof­fen sein (vgl. BAG 31. Mai 2000 - 7 ABR 8/99 - zu B I der Gründe, BA­GE 95, 30).

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II. Der An­trag ist zulässig. Der An­trag­stel­ler ist an­trags­be­fugt. Er macht ei­nen ei­ge­nen An­spruch gel­tend. Der Frei­stel­lungs­an­spruch des Wahl­vor­stands hat sich mit der Ab­tre­tung an den An­trag­stel­ler in ei­nen Zah­lungs­an­spruch an die­sen um­ge­wan­delt (vgl. BAG 13. Mai 1998 - 7 ABR 65/96 - zu B I der Gründe, AP Be­trVG 1972 § 80 Nr. 55 = EzA Be­trVG 1972 § 80 Nr. 42).

III. Der An­trag ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu­tref­fend ent­schie­den, dass der An­trag­stel­ler ge­gen die Ar­beit­ge­be­rin kei­nen Vergütungs­an­spruch für die Be­ra­tung des Wahl­vor­stands hat. Der Wahl­vor­stand hat mit der Ar­beit­ge­be­rin nicht die ana­log § 80 Abs. 3 Be­trVG er­for­der­li­che Ver­ein­ba­rung über die Hin­zu­zie­hung des An­trag­stel­lers ge­trof­fen.

1. Nach § 20 Abs. 3 Satz 1 Be­trVG trägt der Ar­beit­ge­ber die Kos­ten der Be­triebs­rats­wahl. Da­zu gehören al­le Kos­ten, die mit der Ein­lei­tung und der Durchführung der Wahl so­wie mit der ge­richt­li­chen Über­prüfung des Wahl­er­geb­nis­ses ver­bun­den sind (BAG 16. April 2003 - 7 ABR 29/02 - zu II 1 a der Gründe, AP Be­trVG 1972 § 20 Nr. 21 = EzA Be­trVG 2001 § 20 Nr. 1).

a) Die Kos­ten­tra­gungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers nach § 20 Abs. 3 Be­trVG ist al­ler­dings auf die er­for­der­li­chen Kos­ten der Be­triebs­rats­wahl be­grenzt. Die zu § 40 Abs. 1 Be­trVG ent­wi­ckel­ten Grundsätze gel­ten ent­spre­chend (BAG 16. April 2003 - 7 ABR 29/02 - zu II 1 a der Gründe, aaO; 31. Mai 2000 - 7 ABR 8/99 - zu B II 2 der Gründe, BA­GE 95, 30). Er­stat­tungsfähig sind da­mit ua. die Kos­ten ei­nes ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­rens zur Klärung von sonst nicht be­heb­ba­ren Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten, die im Lau­fe des Wahl­ver­fah­rens ent­ste­hen. Der Wahl­vor­stand kann mit der Durchführung ei­nes ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­rens zur Klärung ei­ner während des Wahl­ver­fah­rens ent­stan­de­nen Strei­tig­keit ei­nen Rechts­an­walt be­auf­tra­gen, so­fern er dies nach Abwägung al­ler Umstände für sach­lich not­wen­dig er­ach­ten durf­te (BAG 16. April 2003 - 7 ABR 29/02 - aaO).

b) Der Ar­beit­ge­ber ist je­doch nicht ver­pflich­tet, oh­ne vor­he­ri­ge nähe­re Ver­ein­ba­rung mit dem Wahl­vor­stand Kos­ten zu tra­gen, die durch die Hin­zu­zie­hung sach­kun­di­ger Per­so­nen ent­ste­hen. Die Be­stim­mung des § 80 Abs. 3


 

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Be­trVG, die den An­spruch des Be­triebs­rats nach § 40 Abs. 1 Be­trVG ergänzt und die Kos­ten­tra­gungs­pflicht für die Hin­zu­zie­hung ei­nes Sach­verständi­gen ab­sch­ließend re­gelt, fin­det auf § 20 Abs. 3 Be­trVG ent­spre­chen­de An­wen­dung.

aa) Nach § 80 Abs. 3 Be­trVG kann der Be­triebs­rat bei der Durchführung sei­ner Auf­ga­ben nach nähe­rer Ver­ein­ba­rung mit dem Ar­beit­ge­ber Sach­verständi­ge hin­zu­zie­hen, so­weit dies zur ord­nungs­gemäßen Erfüllung sei­ner Auf­ga­ben er­for­der­lich ist. Ver­wei­gert der Ar­beit­ge­ber ei­ne sol­che Ver­ein­ba­rung trotz der Er­for­der­lich­keit der Hin­zu­zie­hung des Sach­verständi­gen, so kann der Be­triebs­rat die feh­len­de Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers durch ei­ne ar­beits­ge­richt­li­che Ent­schei­dung er­set­zen las­sen (vgl. et­wa BAG 16. No­vem­ber 2005 - 7 ABR 12/05 - BA­GE 116, 192 = AP Be­trVG 1972 § 80 Nr. 64 = EzA Be­trVG 2001 § 80 Nr. 4; 26. Fe­bru­ar 1992 - 7 ABR 51/90 - zu B III 1 der Grün­de, BA­GE 70, 1).

Ein Rechts­an­walt kann Sach­verständi­ger im Sin­ne des Ge­set­zes sein. Sei­ne Hin­zu­zie­hung setzt vor­aus, dass er dem Be­triebs­rat spe­zi­el­le Rechts­kennt­nis­se ver­mit­teln soll, die die­ser zur Er­le­di­gung sei­ner be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Auf­ga­ben benötigt (BAG 16. No­vem­ber 2005 - 7 ABR 12/05 - Rn. 29, aaO). Er­for­der­lich ist, dass der Sach­verständi­ge kon­kre­te ak­tu­el­le Fra­gen be­ant­wor­tet, da­mit das be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Or­gan die ihm ob­lie­gen­den be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Auf­ga­ben erfüllen kann (BAG 19. April 1989 - 7 ABR 87/87 - zu B I 2 a der Gründe, BA­GE 61, 333). Die Auf­ga­be des Sach­verständi­gen be­steht al­ler­dings nicht dar­in, feh­len­de Kennt­nis­se in be­stimm­ten An­ge­le­gen­hei­ten ge­ne­rell oder auf Vor­rat zu ver­mit­teln. Dem Er­werb sol­cher er­for­der­li­chen oder ge­eig­ne­ten Kennt­nis­se für die Tätig­keit des be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Or­gans die­nen die Schu­lungs­ansprüche nach § 37 Abs. 6 oder Abs. 7 Be­trVG (BAG 16. No­vem­ber 2005 - 7 ABR 12/05 - Rn. 31, aaO).

Geht es nicht um die Ver­tre­tung des Be­triebs­rats in ei­nem Ver­fah­ren ta­vor der Ei­ni­gungs­stel­le oder vor Ge­richt, son­dern um die Be­ra­tung des Be­triebs­rats außer­halb sol­cher Ver­fah­ren, stellt § 80 Abs. 3 Be­trVG - mit Aus­nah­me der Fälle des § 111 Satz 2 Be­trVG - die al­lei­ni­ge Rechts­grund­la­ge für


 

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die Her­an­zie­hung sach­kun­di­ger Per­so­nen durch den Be­triebs­rat dar (vgl. BAG 26. Fe­bru­ar 1992 - 7 ABR 51/90 - zu B II 2 der Gründe, BA­GE 70, 1).

bb) § 80 Abs. 3 Be­trVG fin­det sei­nem Wort­laut nach nur auf die Hin­zu­zie­hung von Sach­verständi­gen durch Be­triebsräte An­wen­dung. Die Vor­schrift ist aber ent­spre­chend auf die Be­auf­tra­gung von Sach­verständi­gen durch den Wahl­vor­stand an­wend­bar (Ja­cobs Die Wahl­vorstände für die Wah­len des Be­triebs­rats, des Spre­cher­aus­schus­ses und des Auf­sichts­rats 1993 S. 289; GK-Be­trVG/Kreutz 9. Aufl. § 20 Rn. 54).

(1) Der Wort­sinn ei­nes Ge­set­zes mar­kiert zwar die Gren­ze der Aus­le­gung. Der Rich­ter darf aber bei der An­wen­dung von Ge­setz und Recht nach Art. 20 Abs. 3 GG nicht am Wort­sinn ste­hen blei­ben, wenn der Sinn und Zweck des Ge­set­zes da­mit nicht zur Gel­tung kommt (vgl. BVerfG 19. Ju­ni 1973 - 1 BvL 39/69 -, - 1 BvL 14/72 - zu C III 2 der Gründe, BVerfGE 35, 263; BAG 14. Fe­bru­ar 2007 - 7 ABR 26/06 - Rn. 55, BA­GE 121, 212). Ei­ne Ge­set­zes­an­wen­dung über den Wort­sinn hin­aus durch Ana­lo­gie be­darf ei­ner be­son­de­ren Le­gi­ti­ma­ti­on. An­ders als die vom Ge­set­zes­text sprach­lich ge­deck­te Aus­le­gung for­dert die Ana­lo­gie, dass der ge­setz­lich un­ge­re­gel­te Fall nach Maßga­be des Gleich­heits­sat­zes und zur Ver­mei­dung von Wer­tungs­wi­dersprüchen nach der glei­chen Rechts­fol­ge ver­langt (BAG 29. Sep­tem­ber 2004 - 1 ABR 39/03 - zu B III 2 b der Gründe, BA­GE 112, 100). Da­zu setzt die Ana­lo­gie das Be­ste­hen ei­ner un­be­wuss­ten Re­ge­lungslücke vor­aus. Hat sich der Ge­setz­ge­ber be­wusst für die Re­ge­lung oder Nicht­re­ge­lung ei­nes be­stimm­ten Sach­ver­halts ent­schie­den, sind die Ge­rich­te nicht be­fugt, sich über die ge­setz­ge­be­ri­sche Ent­schei­dung durch ei­ne Aus­le­gung der Vor­schrift hin­weg­zu­set­zen (BAG 13. Mai 2004 - 8 AZR 92/03 - zu II 2 b bb der Gründe, ZTR 2004, 633).

(2) Nach die­sen Grundsätzen ist die ent­spre­chen­de An­wen­dung von § 80 Abs. 3 Be­trVG auf die Be­auf­tra­gung ei­nes Sach­verständi­gen durch den Wahl­vor­stand ge­bo­ten.


 

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(a) Das Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz re­gelt die Be­fug­nis­se des Wahl­vor­stands und die Kos­ten­tra­gungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers für des­sen Tätig­keit in § 20 Abs. 3 Be­trVG un­vollständig. Für die Tätig­keit des Wahl­vor­stands hat der Ge­setz­ge­ber nur die Grund­norm des § 20 Abs. 3 Be­trVG zur Kos­ten­tra­gung vor­ge­se­hen. Die für den Be­triebs­rat maßgeb­li­che ent­spre­chen­de Grund­norm in § 40 Abs. 1 Be­trVG wird durch spe­zi­el­le Vor­schrif­ten in § 80 Abs. 3 Be­trVG, in § 37 Abs. 3 und 6 Be­trVG, in § 108 Abs. 2 Satz 3 Be­trVG und in § 111 Satz 2 Be­trVG ergänzt.

(b) Die Be­auf­tra­gung von Sach­verständi­gen ist nicht nur für den Wahl­vor­stand, son­dern für ei­ne Rei­he wei­te­rer Ver­tre­tungs­or­ga­ne un­ge­re­gelt. So fehlt in § 51 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG, der für die Geschäftsführung des Ge­samt­be­triebs­rats auf die all­ge­mei­ne Kos­ten­tra­gungs­pflicht nach § 40 Be­trVG Be­zug nimmt, ei­ne Ver­wei­sung auf die spe­zi­al­ge­setz­li­che Re­ge­lung in § 80 Abs. 3 Be­trVG eben­so wie in den Vor­schrif­ten über die Geschäftsführung des Kon­zern­be­triebs­rats nach § 59 Be­trVG. Die Ver­wei­sungs­vor­schrif­ten sind ab­sch­ließend. Sie können ins­be­son­de­re nicht durch die all­ge­mei­ne Be­zug­nah­me auf Rech­te und Pflich­ten des Be­triebs­rats wie in § 51 Abs. 5 Be­trVG er­wei­tert wer­den (GK-Be­trVG/Kreutz § 51 Rn. 39; Fit­ting Be­trVG 24. Aufl. § 51 Rn. 27). Sie ent­hal­ten da­mit für den Re­ge­lungs­ge­gen­stand des § 80 Abs. 3 Be­trVG eben­so wie in § 20 Abs. 3 Be­trVG ei­ne plan­wid­ri­ge Un­vollständig­keit.

(c) Nach der nor­ma­ti­ven Ge­samt­kon­zep­ti­on der Kos­ten­tra­gungs­pflicht für Tätig­kei­ten der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Or­ga­ne gilt § 80 Abs. 3 Be­trVG für den Wahl­vor­stand wie für den Be­triebs­rat, den Ge­samt­be­triebs­rat, den Kon­zern­be­triebs­rat und für den Wirt­schafts­aus­schuss, für den § 108 Abs. 2 Satz 3 Be­trVG die ent­spre­chen­de An­wen­dung des § 80 Abs. 3 Be­trVG aus­drück­lich vor­sieht. Dies folgt aus dem Sinn und Zweck des § 80 Abs. 3 Be­trVG und der Ver­gleich­bar­keit der In­ter­es­sen­la­ge.

(aa) § 80 Abs. 3 Be­trVG eröff­net dem Be­triebs­rat die Möglich­keit, ei­nen Sach­verständi­gen hin­zu­zu­zie­hen. Vor­aus­set­zung ist al­ler­dings ei­ne vor­he­ri­ge Ver­ein­ba­rung mit dem Ar­beit­ge­ber zu­min­dest über den Ge­gen­stand der gut­ach­ter­li­chen Tätig­keit, über die Per­son des Sach­verständi­gen und über des­sen


 

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Vergütung (vgl. BAG 26. Fe­bru­ar 1992 - 7 ABR 51/90 - zu B II 1 der Gründe, BA­GE 70, 1). Durch das Er­for­der­nis ei­ner Ver­ein­ba­rung wird dem Ar­beit­ge­ber ins­be­son­de­re die Möglich­keit eröff­net, im Hin­blick auf die von ihm zu tra­gen­den Kos­ten Ein­wen­dun­gen ge­gen die Be­auf­tra­gung ei­nes Sach­verständi­gen zu er­he­ben, dem Be­triebs­rat sei­nen Sach­ver­stand oder ei­ge­ne sach­kun­di­ge Per­so­nen an­zu­bie­ten und den Ge­gen­stand der Be­auf­tra­gung des Sach­verständi­gen zu­verlässig zu be­gren­zen.

(bb) Die­ser Ge­set­zes­zweck gilt für den Wahl­vor­stand glei­cher­maßen. Auch für den Wahl­vor­stand kann die Hin­zu­zie­hung ei­nes Rechts­an­walts als Sach­verständi­gen zur Durchführung der ord­nungs­gemäßen Wahl er­for­der­lich sein. Eben­so wie im Fall des Be­triebs­rats ist es je­doch in­ter­es­sen­ge­recht, den Ge­gen­stand der Be­auf­tra­gung und den Kos­ten­rah­men durch ei­ne ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung zu­verlässig fest­zu­le­gen und dem Ar­beit­ge­ber die Möglich­keit zu eröff­nen, Ein­wen­dun­gen vor­zu­brin­gen oder dem Wahl­vor­stand das An­ge­bot zu un­ter­brei­ten, ei­ge­nen Sach­ver­stand in Rechts­fra­gen zur Verfügung zu stel­len. Die In­ter­es­sen­la­ge zwi­schen Be­triebs­rat und Wahl­vor­stand ist in­so­weit weit­ge­hend ver­gleich­bar.

(cc) Die Un­ter­schie­de in der Auf­ga­ben­stel­lung von Be­triebs­rat und Wahl­vor­stand recht­fer­ti­gen es nicht, beim Wahl­vor­stand auf das Er­for­der­nis ei­ner Ver­ein­ba­rung zu ver­zich­ten. Der Wahl­vor­stand hat die Wahl nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten und der er­las­se­nen Wahl­ord­nung ein­zu­lei­ten so­wie für ih­re ord­nungs­gemäße Durchführung zu sor­gen. Wie für den Wahl­vor­stand stel­len sich dem Be­triebs­rat bei der Wahr­neh­mung der ihm ob­lie­gen­den Auf­ga­ben ver­gleich­bar schwie­ri­ge Rechts­fra­gen, die ei­ne rechts­gut­ach­ter­li­che Be­ur­tei­lung er­for­dern können. § 80 Abs. 3 Be­trVG gilt grundsätz­lich für sämt­li­che Fra­gen, die we­gen ih­rer recht­li­chen und tatsächli­chen Kom­ple­xität ei­nen Be­ra­tungs­be­darf durch Sach­verständi­ge for­dern können. Auch der Um­stand, dass die Tätig­keit des Wahl­vor­stands durch Fris­ten ge­prägt ist und da­mit ei­nen kurz­fris­ti­gen Be­ra­tungs­be­darf durch Sach­verständi­ge mit sich brin­gen kann, ge­bie­tet kei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Be­triebs­rat und Wahl­vor­stand. Die Not­wen­dig­keit ei­ner kurz­fris­ti­gen Be­auf­tra­gung ei­nes Sach­verständi­gen

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kann in ver­gleich­ba­rer Wei­se für den Be­triebs­rat ge­ge­ben sein, der dar­auf an­ge­wie­sen ist, die feh­len­de Zu­stim­mung des Ar­beit­ge­bers zur Hin­zu­zie­hung ei­nes Sach­verständi­gen im Eil­ver­fah­ren er­set­zen zu las­sen (ErfK/Ka­nia 10. Aufl. § 80 Be­trVG Rn. 35; Fit­ting § 80 Rn. 93; GK-Be­trVG/We­ber § 80 Rn. 128). Die­se Möglich­keit steht auch dem Wahl­vor­stand zur Verfügung.

Et­was an­de­res folgt nicht aus § 111 Satz 2 Be­trVG. Nach die­ser Be­stim­mung kann der Be­triebs­rat in Un­ter­neh­men mit mehr als 300 Ar­beit­neh­mern bei ei­ner ge­plan­ten Be­triebsände­rung ei­nen Be­ra­ter zu sei­ner Un­terstützung hin­zu­zie­hen. Ab­wei­chend von § 80 Abs. 3 Be­trVG kann er nach pflicht­gemäßem Er­mes­sen al­lein über die Hin­zu­zie­hung ei­nes Be­ra­ters ent­schei­den. Hier­bei han­delt es sich um ei­nen von der ge­setz­li­chen Grund­kon­zep­ti­on ab­wei­chen­den Aus­nah­me­tat­be­stand (Fit­ting § 111 Rn. 118), der das ge­setz­ge­be­ri­sche Grund­kon­zept bestätigt. Die­ser nor­ma­ti­ve Aus­nah­me­tat­be­stand lässt sich nicht auf die Auf­ga­ben­wahr­neh­mung durch den Wahl­vor­stand über­tra­gen.

2. Hier­nach ist die For­de­rung des An­trag­stel­lers un­be­gründet. Er ist auf­grund sei­ner Be­ra­tungs­leis­tun­gen als Sach­verständi­ger des Wahl­vor­stands tätig ge­wor­den. Es fehlt aber an der er­for­der­li­chen vor­he­ri­gen Ver­ein­ba­rung des Wahl­vor­stands mit der Ar­beit­ge­be­rin über sei­ne Hin­zu­zie­hung.

Der An­trag­stel­ler hat vor­ge­tra­gen, er ha­be am 4. April 2006 für die Prüfung und schrift­li­che Be­ant­wor­tung ei­ner kon­kre­ten An­fra­ge des Wahl­vor­stands zu dem Pro­blem­kreis „Wahl­vor­schläge“ ins­ge­samt 50 Mi­nu­ten auf­ge­wandt, am 8. April 2006 auf Wunsch des Wahl­vor­stands Mus­ter in be­schreib­ba­re Word-Do­ku­men­te um­ge­setzt und am 12. April 2006 ei­ne An­fra­ge des Wahl­vor­stands über die „Ein­spruchs­frist Wähler­lis­ten“ schrift­lich be­ant­wor­tet. Hier­bei han­delt es sich um Be­ra­tungstätig­kei­ten über kon­kre­te, ak­tu­el­le Fra­gen, die sich dem Wahl­vor­stand im lau­fen­den Wahl­ver­fah­ren ge­stellt ha­ben. Der An­trag­stel­ler ist da­mit außer­halb ei­nes ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­rens tätig ge­wor­den. Sei­ne For­de­rung lässt sich so­mit nicht al­lein auf § 20 Abs. 3 Be­trVG stützen, son­dern ist an den be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen des § 80 Abs. 3 Be­trVG zu mes­sen. Ein Vergütungs­an­spruch setzt


 

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da­mit ei­ne nähe­re Ver­ein­ba­rung des Wahl­vor­stands mit der Ar­beit­ge­be­rin über sei­ne Be­auf­tra­gung vor­aus. Dar­an fehlt es.

Lin­sen­mai­er Gräfl Kiel

Günther Met­zin­ger Hoff­mann

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