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LAG Köln, Be­schluss vom 20.05.2009, 9 TaBV 105/08

   
Schlagworte: Tarifvertrag: Tariffähigkeit, GNBZ, Mindestlohn
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 9 TaBV 105/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 20.05.2009
   
Leitsätze:

1. Die Gewerkschaft Neue Brief- und Zustelldienste (GNBZ) ist keine tariffähige Gewerkschaft. (Rn.125)

2. Zur Tarifautonomie gehört das Recht einer Gewerkschaft, den bislang für die Arbeitnehmer einer Branche erzwungenen Tariflohn auch bei neu entstandenen Konkurrenzunternehmen durchzusetzen. Sie handelt nicht rechtsmissbräuchlich, wenn sie die Tariffähigkeit einer konkurrierenden Gewerkschaft, die mit neu entstandenen Konkurrenzunternehmen einen niedrigeren Tariflohn vereinbart hat, in einem Verfahren nach § 97 ArbGG überprüfen lässt. (Rn.128)

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Köln, Beschluss vom 30.10.2008, 14 BV 324/08
   

9 TaBV 105/08

14 BV 324/08

Ar­beits­ge­richt Köln

Verkündet am 20. Mai 2009

Haus­mann,

Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le

 

LAN­DES­AR­BEITS­GERICHT KÖLN

 

BESCHLUSS

In dem Be­schluss­ver­fah­ren

mit den Be­tei­lig­ten

1.

- An­trag­stel­le­rin und Be­tei­lig­te zu 1) und Be­schwer­de­geg­ne­rin -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te:

2.

- An­trags­geg­ne­rin, Be­tei­lig­te zu 2) und Be­schwer­deführe­rin zu 1) -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te:

3.

- Be­tei­lig­ter zu 3) -

Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te:

4.

-Be­tei­lig­te zu 4) -

5.

- Be­tei­lig­te zu 5) -

6. 

- Be­tei­lig­te zu 6) -

7. 

- Be­tei­lig­te zu 7) -

8. 

- Be­tei­lig­ter zu 8) und Be­schwer­deführer zu 2) -


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Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­te:

hat die 9. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Köln
auf die münd­li­che Anhörung vom 20.05.2009
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Schwartz als Vor­sit­zen­den so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Fr. Ka­threin und Hr. Schaf­fert

b e s c h l o s s e n :

1. Die Be­schwer­den der Be­tei­lig­ten zu 2) und des Be­tei­lig­ten zu 8) ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Köln vom 30.10.2008 – 14 BV 324/08 – wer­den zurück­ge­wie­sen.

2. Die Rechts­be­schwer­de ge­gen die­sen Be­schluss wird zu­ge­las­sen.

G r ü n d e :

I. Die Be­tei­lig­ten strei­ten über die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 2).

An­trag­stel­le­rin und Be­tei­lig­te zu 1) ist die V D (v . ). Sie be­an­sprucht nach ih­rer Sat­zung bun­des­weit die In­ter­es­sen­ver­tre­tung ih­rer der­zeit ca. 2,3 Mil­lio­nen Mit­glie­der, dar­un­ter auch Be­trie­be, Un­ter­neh­men, Kon­zer­ne und Ein­rich­tun­gen, de­ren hauptsächli­che Betäti­gung sich auf Be­rei­che er­streckt, die herkömmlich zu den Auf­ga­ben der ehe­ma­li­gen D B oder de­ren Teil­un­ter­neh­men gehörten.

Die An­trag­stel­le­rin schloss am 29. No­vem­ber 2007 mit dem A P e. V. (A ) ei­nen „Ta­rif­ver­trag zur Re­ge­lung der Min­destlöhne in der Bran­che Post­diens­te (TV Min­dest­lohn)“, der sich auf al­le Be­trie­be und selbständi­ge Be­triebs­ab­tei­lun­gen, die über­wie­gend ge­werbs- oder geschäftsmäßig Brief­sen­dun­gen für Drit­te befördern, er­streckt. Er sieht ei­nen Min­dest­b­rut­to­lohn von EUR 9,00 pro St­un­de in den neu­en Bun­desländern und von EUR 9,80 pro


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St­un­de in den al­ten Bun­desländern für Brief­zu­stel­ler vor. Durch die nach § 1 Abs. 3 a AEntG am 28. De­zem­ber 2007 er­las­se­ne und am 1. Ja­nu­ar 2008 in Kraft ge­tre­te­ne Ver­ord­nung des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Ar­beit und So­zia­les, das als Be­tei­lig­te zu 5) an dem Rechts­streit teil­nimmt, über zwin­gen­de Ar­beits­be­din­gun­gen für die Bran­che B (B ) fin­den die Nor­men die­ses Ta­rif­ver­trags auf al­le nicht an ihn ge­bun­de­nen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer An­wen­dung, die un­ter sei­nen Gel­tungs­be­reich fal­len. Die­se Rechts­ver­ord­nung ist Ge­gen­stand ei­nes ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens. Das Ober­ver­wal­tungs­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg hat in sei­nem Ur­teil vom 18. De­zem­ber 2008 – 1 B 13.08 – aus­geführt, die Ver­ord­nung ver­s­toße we­gen Über­schrei­tung der ge­setz­li­chen Ermäch­ti­gung in § 1 Abs. 3 a AEntG ge­gen den Ge­setz­vor­be­halt nach Art. 80 GG. Zu­dem sei bei Er­lass der Ver­ord­nung ge­gen die Vor­schrift über die Anhörung be­trof­fe­ner Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer gemäß § 1 Abs. 3 a S. 2 AEntG ver­s­toßen wor­den. Es hat die Re­vi­si­on zu­ge­las­sen.

Ei­nen mit dem TV Min­dest­lohn gleich­lau­ten­den Ta­rif­ver­trag schloss der A mit der Ta­rif­ge­mein­schaft C G P und T (C ) und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­werk­schaft D (D ), der Be­tei­lig­ten zu 7).

Die An­trags­geg­ne­rin und Be­tei­lig­te zu 2), die G der N B - und Z (G ), wur­de am 8. Ok­to­ber 2007 ge­gründet.

Ih­re Sat­zung vom 8. Ok­to­ber 2007 lau­tet aus­zugs­wei­se wie folgt:

„§ 2 Zweck, Auf­ga­be

2.1 Zweck der G ist der Zu­sam­men­schluss des Per­so­nals der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­ler im Gel­tungs­be­reich des Grund­ge­set­zes der Bun­des­re­pu­blik Deutschland...

2.4 Die we­sent­li­chen Zie­le der G sind die Mit­wir­kung am Wohl der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­lungs­un­ter­neh­men so­wie die Wah­rung und Ver­fol­gung der be­rufs­po­li­ti­schen und ta­rif­li­chen In­ter­es­sen ih­rer


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or­dent­li­chen und außer­or­dent­li­chen Mit­glie­der. Die Zie­le sol­len ins­be­son­de­re er­reicht wer­den durch:
2.4.1 Ein­wir­kung auf die Ge­setz­ge­bung, im Be­son­de­ren in den Be­rei­chen der Aus­bil­dung und Ein­satz­be­din­gun­gen von pri­va­ten Brief-und Zei­tungs­zu­stel­lern be­tref­fen­den Re­ge­lun­gen,
2.4.2 Mit­be­stim­mung bei der Ge­stal­tung der Ar­beits- und Ge­halts­be­din­gun­gen, ins­be­son­de­re durch den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen in al­len Be­trie­ben der pri­va­te Brief- und Zei­tungs­zu­stel­lung un­ter An­wen­dung der zur Verfügung ste­hen­den Mit­tel,
2.4.3 Si­che­rung der Mit­be­stim­mungs­rech­te in al­len wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Fra­gen und Ver­tre­tung der Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen des Per­so­nals der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­ler in den für die Wirt­schaft be­ste­hen­den oder noch ein­zu­rich­ten­den Körper­schaf­ten,
2.4.4 Mit­wir­kung bei der Wahl der Be­triebs­ver­tre­tun­gen für das Per­so­nal der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­lung und de­ren Un­terstützung in der Erfüllung ih­rer Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se im Rah­men der ge­setz­li­chen Mit­be­stim­mung,
2.4.5 Wei­ter­ent­wick­lung des all­ge­mei­nen und be­ruf­li­chen Bil­dungs­we­sens für pri­va­te Brief- und Zei­tungs­zu­stel­ler und Si­che­rung der Mit­be­stim­mung in al­len dafür vor­ge­se­he­nen Ein­rich­tun­gen,
2.4.6 ver­band­li­che Schul­dung der Mit­glie­der,
2.4.7 In­for­ma­ti­on der Öffent­lich­keit über die be­rufs­po­li­ti­sche, so­zi­al­po­li­ti­sche und wirt­schaft­li­che La­ge der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stell­un­ter­neh­men und ih­rer Mit­ar­bei­ter.
2.5 Die G ist be­fugt, Ta­rif­verträge ab­zu­sch­ließen und bil­det hier­zu ei­ge­ne Ta­rif­kom­mis­sio­nen. Das Nähe­re re­geln Ord­nun­gen und Richt­li­ni­en, die durch den Vor­stand be­schlos­sen wer­den...

§ 3 Ar­ten der Mit­glied­schaft

Die G hat

3.1 or­dent­li­che Mit­glie­der,

3.2 außer­or­dent­li­che Mit­glie­der,


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3.3 fördern­de Mit­glie­der,

3.4 Eh­ren­mit­glie­der.

§ 4 Or­dent­li­che Mit­glie­der

Or­dent­li­che Mit­glie­der können nur Mit­ar­bei­ter ei­nes Un­ter­neh­mens wer­den, die als Brief- und/oder Zei­tungs­zu­stel­ler, -ab­ho­ler, Mit­ar­bei­ter der Pro­duk­ti­on bei ei­nem Be­trieb, Un­ter­neh­men und Kon­zern so­wie de­ren Hilfs- und Ne­ben­be­trie­be ein­sch­ließlich recht­lich an­ge­glie­der­ter bzw. selbständi­ger Be­trie­be beschäftigt sind, des­sen Leis­tun­gen nicht von der Um­satz­steu­er be­freit sind (§ 4 Nr. 11 b UStG), und die nicht in ei­ner kon­kur­rie­ren­den Or­ga­ni­sa­ti­on Mit­glied oder tätig sind.

§ 5 Außer­or­dent­li­che Mit­glie­der

5.1 Außer­or­dent­li­ches Mit­glied kann wer­den, wer sich nach­weis­lich in Aus­bil­dung zu ei­ner Tätig­keit nach § 4 be­fin­det. Ein außer­or­dent­li­ches Mit­glied wird, oh­ne dass es sei­ner Wil­lens­erklärung be­darf, mit dem Be­ginn des Ka­len­der­mo­nats, der auf sei­ne An­stel­lung nach § 4 folgt, zum or­dent­li­chen Mit­glied...

§ 6 Fördern­de Mit­glie­der

6.1 Fördern­des Mit­glied kann wer­den, wer sich den Zie­len der G ver­bun­den weiß und nicht die Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne or­dent­li­che oder außer­or­dent­li­che Mit­glied­schaft erfüllt...

§ 7 Eh­ren­mit­glie­der

Die Eh­ren­mit­glied­schaft kann auf Vor­schlag des Bei­rats vom Vor­stand sol­chen Per­so­nen ver­lie­hen wer­den, die sich be­son­de­re Ver­diens­te um die G er­wor­ben ha­ben.

§ 8 Geg­ner­frei­heit

Mit­glied der G kann nur sein oder wer­den, wer die ta­rif­recht­li­che
Geg­ner­frei­heit nicht be­ein­träch­tigt...


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§ 14 Vor­stand

14.1 Der Vor­stand der G muss sich mehr­heit­lich aus or­dent­li­chen
Mit­glie­dern zu­sam­men­set­zen. Er be­steht
14.1.1 aus dem eh­ren­amt­li­chen Präsi­den­ten,
14.1.2 min­des­tens fünf wei­te­ren eh­ren­amt­li­chen Vorständen,
14.1.2 und dem haupt­amt­li­chen Vor­sit­zen­den Ta­rif­po­li­tik.
Wei­te­re eh­ren­amt­li­che Vor­stands­po­si­tio­nen können be­setzt wer­den. Die eh­ren­amt­li­chen Vor­stands­mit­glie­der und der Präsi­dent wählen auf der ers­ten Sit­zung aus ih­ren Rei­hen den Präsi­den­ten und den Vi­ze­präsi­den­ten.
14.2 Die ne­ben dem Präsi­den­ten min­des­tens zu be­set­zen­den fünf wei­te­ren eh­ren­amt­li­chen Vor­stands­po­si­tio­nen müssen fol­gen­de Vor­stands­res­sorts ab­de­cken:
14.2.1 Fi­nan­zen,
14.2.2 Öffent­lich­keits­ar­beit,
14.2.3 Be­rufs­po­li­tik,
14.2.4 Ar­beits­grup­pen,
14.2.5 In­ter­ne An­ge­le­gen­hei­ten/Per­so­nal...
14.5 Dem Vor­sit­zen­den Ta­rif­po­li­tik ob­liegt die Zuständig­keit für den Be­reich der ge­werk­schaft­li­chen Betäti­gung der G in­klu­si­ve der Ta­rif­po­li­tik. Er ist im Rah­men der Ge­samt­ver­ant­wor­tung des Vor­stan­des ins­be­son­de­re zuständig für:
14.5.1 den In­halt der Ta­rif­leit­li­ni­en und de­ren Vor­la­ge an den Vor­stand, 14.5.2 die Ent­schei­dung über Ar­beits­kampf­maßnah­men und Ur­ab­stim­mun­gen, so­weit der Vor­stand nicht mit zwei Drit­teln sei­ner eh­ren­amt­li­chen Mit­glie­der wi­der­spricht,
14.5.3 die Be­nen­nung und Ab­be­ru­fung von haupt­amt­li­chen Ver­hand­lungsführern,
14.5.4 die Ver­tre­tung der Ta­rif­po­si­tio­nen der G in der Öffent­lich­keit, 14.5.5 das Führen von Spit­zen­gesprächen mit Ar­beit­ge­bern und de­ren Verbänden.


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§ 15 Wahl/Be­stel­lung des eh­ren­amt­li­chen Vor­stands

15.1 Für die eh­ren­amt­li­chen Vor­standsämter können or­dent­li­che, außer­or­dent­li­che und Eh­ren­mit­glie­der kan­di­die­ren. Außer­or­dent­li­che und Eh­ren­mit­glie­der bedürfen zur Kan­di­da­tur ei­nes mit Drei­vier­tel­mehr­heit ge­fass­ten Be­schlus­ses des Bei­rats...
15.6 Der Vor­stand kann außer­halb des Wahl­ver­fah­rens wei­te­re Vor­stands­mit­glie­der zur Verstärkung vor­han­de­ner oder für neue, wei­te­re Res­sorts mit Zu­stim­mung des Bei­rats be­ru­fen...
15.12 Tre­ten ein­zel­ne nach die­ser Sat­zung zwin­gend vor­ge­schrie­be­ne eh­ren­amt­li­che Vor­stands­mit­glie­der zurück, so be­ruft der Vor­stand mit Zu­stim­mung des Bei­rats un­verzüglich Nach­fol­ger. Kann ein Nach­fol­ger auf­grund feh­len­der Kan­di­da­ten oder feh­len­der Zu­stim­mung des Bei­rats nicht be­ru­fen wer­den, so kann das va­kan­te Vor­stands­res­sort durch ei­ne oder meh­re­re an­de­re Vor­stands­mit­glied(er) be­setzt wer­den. Ei­ne Un­ter­schrei­tung der Min­dest­zahl der Vor­stands­mit­glie­der ist in die­sem Fall zulässig.

§ 16 Haupt­amt­li­cher Vor­stand (Vor­sit­zen­der Ta­rif­po­li­tik)

16.1 Für das Vor­stands­amt des Vor­sit­zen­den Ta­rif­po­li­tik können nur haupt­amt­lich beschäftig­te Mit­ar­bei­ter der G kan­di­die­ren oder Per­so­nen, die mit der G in ei­nem Ver­trags­verhält­nis ste­hen, wel­ches nach po­si­ti­vem Wahl­aus­gang zu ei­nem An­stel­lungs­verhält­nis führt. 16.2 Der Vor­sit­zen­de Ta­rif­po­li­tik wird vom Bei­rat gewählt...

§ 17 Sit­zun­gen und Be­schlüssen
....
17.5 Der Vor­stand ist be­schlussfähig, wenn min­des­tens die Hälf­te, min­des­tens je­doch vier sei­ner Mit­glie­der an­we­send sind...

§ 19 Bei­rat

 

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19.8 Der Bei­rat ist die ständi­ge Ver­tre­tung der Mit­glie­der ge­genüber dem Vor­stand. Er hat ins­be­son­de­re die Auf­ga­be, den Vor­stand bei der Fest­le­gung der Richt­li­ni­en der Ver­eins­po­li­tik und der Ver­eins­ar­beit zu be­ra­ten und ihm da­zu Emp­feh­lun­gen zu ge­ben...

§ 20 Wahl des Bei­rats

20.1 Der Bei­rat wird von den or­dent­li­chen und außer­or­dent­li­chen Mit­glie­dern gewählt...
20.3 Wähl­bar in den Bei­rat ist je­des Ver­eins­mit­glied mit Aus­nah­me am­tie­ren­der Vor­stands­mit­glie­der...
20.6 Der Wahl­aus­schuss for­dert die Mit­glie­der der G spätes­tens zwölf Wo­chen vor dem En­de der Frist für die Stimm­ab­ga­be auf, schrift­lich Kan­di­da­ten vor­zu­schla­gen...

§ 26 Mit­glie­der­ver­samm­lung

26.1 Die Mit­glie­der be­sch­ließen auf der or­dent­li­chen Jah­res­haupt­ver­samm­lung und auf außer­or­dent­li­chen Mit­glie­der-ver­samm­lun­gen...
26.3 Die Mit­glie­der­ver­samm­lun­gen sind in al­len An­ge­le­gen­hei­ten zuständig, die nicht durch Sat­zung oder Ge­setz an­de­ren Or­ga­nen über­tra­gen sind...

§ 30 Stimm­recht

30.1 In der Mit­glie­der­ver­samm­lung hat je­des or­dent­li­che Mit­glied, des­sen Mit­glied­schaft nicht ruht, und je­des Eh­ren­mit­glied ei­ne Stim­me. Außer­or­dent­li­che und fördern­de Mit­glie­der ha­ben kein Stimm­recht...

§ 31 Ta­rif­kom­mis­si­on und Ta­rif­ausschüsse

31.1 Der Ver­ein bil­det zur Durchführung des Zwecks ei­ne Ta­rif­kom­mis­si­on.


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31.2 Die Ta­rif­kom­mis­si­on be­steht aus bis zu 25 Mit­glie­dern. Bei der Be­set­zung der Ta­rif­kom­mis­si­on sind die un­ter­schied­li­chen Mit­ar­bei­ter­struk­tu­ren zu berück­sich­ti­gen. Die Mit­glie­der der Ta­rif­kom­mis­si­on sol­len Sach­kennt­nis­se über Be­rei­che der Ta­rif­po­li­tik und der Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen be­sit­zen oder sich durch prak­ti­sche Er­fah­run­gen aus­zeich­nen.
31.3 Die Mit­glie­der der Ta­rif­kom­mis­si­on wer­den vom Vor­stand be­ru­fen. Der Ta­rif­kom­mis­si­on können Mit­glie­der des Vor­stands und des Bei­rats an­gehören; der Präsi­dent darf nicht gleich­zei­tig Mit­glied ei­ner Ta­rif­kom­mis­si­on sein...
31.5 Die Ta­rif­kom­mis­si­on bil­ligt Ta­rif­ab­schlüsse und be­sch­ließt im Ein­ver­neh­men mit dem Vor­sit­zen­den Ta­rif­po­li­tik die Grundsätze der Ta­rif­ver­hand­lun­gen. Sie kann An­ge­bo­te und Ver­hand­lungs­zie­le be­stim­men.
31.6 Die Ta­rif­kom­mis­si­on ist be­schlussfähig, wenn mehr als die Hälf­te der Mit­glie­der der Ta­rif­kom­mis­si­on an­we­send sind...

§ 32 Fi­nanz­wirt­schaft

32.1 Der Vor­stand ist ver­pflich­tet, für je­des Geschäfts­jahr ei­nen Haus­halts­plan auf­zu­stel­len. Bis spätes­tens 30. No­vem­ber des Vor­jah­res ist der Haus­halts­plan dem Bei­rat vor­zu­le­gen, des­sen Bil­li­gung er be­darf. Mit dem Zeit­punkt der Bil­li­gung tritt der Haus­halts­plan für das je­wei­li­ge kom­men­de Geschäfts­jahr in Kraft. Der Bei­rat ist in re­gelmäßigen Abständen über die Bud­get­ent­wick­lung zu in­for­mie­ren...

§ 33 Rech­nungs­prüfer

33.1 Die Jah­res­haupt­ver­samm­lung wählt für das lau­fen­de und das fol­gen­de Geschäfts­jahr je zwei Rech­nungs­prüfer aus der Mit­te der An­we­sen­den, die we­der dem Vor­stand noch dem Bei­rat an­gehörten dürfen...


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Die G gibt an, rund 1300 Mit­glie­der zu ha­ben. Die Beiträge be­tra­gen für Mit­glie­der, de­ren Brut­to­ver­dienst mehr als EUR 410,00 mo­nat­lich beträgt, 0,5 % des re­gelmäßigen mo­nat­li­chen Brut­to­ver­diens­tes. Al­le wei­te­ren or­dent­li­chen und außer­or­dent­li­chen Mit­glie­der ha­ben EUR 1,50 mo­nat­lich zu zah­len.

Ihr vor­ma­li­ger geschäftsführen­der Vor­stand A D war in der Geschäfts­lei­tung des T -Kon­zerns und ist von Be­ruf Un­ter­neh­mens- und Steu­er­be­ra­ter. Ihr Vor­stands­mit­glied T G ist Lei­ter der be­trieb­li­chen Aus­bil­dung und ihr Vor­stands­mit­glied M l H ist Ab­tei­lungs­lei­ter
Qua­litäts­si­che­rung bei der P M AG B . Das Vor­stand­mit­glied C H ist Lei­ter des Schu­lungs-De­pots Ci­ty, das Vor­stands­mit­glied U R ist Lei­ter des De­pots W des­sel­ben Un­ter­neh­mens. Das Vor­stands­mit­glied A Z ist zuständig für Ver­triebs­an­ge­le­gen­hei­ten in die­sem Un­ter­neh­men.

Mit Schrei­ben vom 17. Ok­to­ber 2007 in­for­mier­te der Lei­ter des De­pots M der P AG die Mit­ar­bei­ter über die Gründung der G und warb für ei­nen Bei­tritt wie folgt:

„Wir möch­ten Sie bit­ten, durch Ih­ren Bei­tritt bei der Ge­werk­schaft G ... Ih­ren Ein­fluss als Ar­beit­neh­mer auf den neu­en Ta­rif­ver­trag zu neh­men.
Der mo­nat­li­che Ge­werk­schafts­bei­trag beträgt max. 0,5 % ei­nes Mo­nats­ge­halts. Die Mit­glied­schaft bei der Ge­werk­schaft können Sie je­der­zeit kündi­gen...Das An­trags­for­mu­lar für ei­nen Ge­werk­schafts­bei­tritt liegt bei Ih­rem De­pot­lei­ter vor.“

Glei­ches er­folg­te durch die P M M GmbH mit Schrei­ben vom 24. Ok­to­ber 2007, in dem es aus­zugs­wei­se heißt:

„...Wir möch­ten Sie darüber in­for­mie­ren, dass im Zu­ge der geführ­ten Min­dest­lohn­de­bat­te und des Vor­ge­hens der D P AG die New­co­mer am Markt am 10. Ok­to­ber 2007 in B ei­ne ei­ge­ne Ge­werk­schaft ge­gründet ha­ben. Der Sitz be­fin­det sich in K ... Un­ter die­ser (In­ter­net-)adres­se kann man sich


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ausführ­lich über die Zie­le und ei­ne Mit­glied­schaft in­for­mie­ren...Wir rich­ten da­her den drin­gen­den Ap­pell an Sie, sich über die neue Ge­werk­schaft „G “ zu in­for­mie­ren, nach Abwägung al­ler Ar­gu­men­te, nach bes­tem Wis­sen und Ge­wis­sen zu ent­schei­den, in­wie­weit Sie sich mit ei­ner Mit­glied­schaft en­ga­gie­ren wol­len. Nur wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on ei­ne ge­wis­se Stärke er­reicht, kann ein Ta­rif­ver­trag ge­schlos­sen wer­den, der den jet­zi­gen Umständen und der Leis­tungsfähig­keit der an­ge­schlos­se­nen Un­ter­neh­men Rech­nung trägt und Ih­re In­ter­es­sen über die Lohn­de­bat­te hin­aus zukünf­tig ver­tritt.“

Am 11. De­zem­ber 2007 schloss die G mit dem Ar­beit­ge­ber­ver­band der N B - und Z (AGV ) ei­nen „Ta­rif­ver­trag zur Re­ge­lung von Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen für Mehr­wert­brief­dienst­leis­tun­gen“ (TV Mehr­wert­brief), der ei­nen Min­dest­b­rut­to­lohn von EUR 6,50 pro St­un­de für die neu­en Bun­desländer und von EUR 7,50 pro St­un­de für die al­ten Bun­desländer vor­sieht. Am 12. De­zem­ber 2007 schloss sie mit dem Bun­des­ver­band der K -E-P -D e. V. (B ) ei­nen Min­dest­lohn­ta­rif­ver­trag mit ent­spre­chen­den Min­destlöhnen ab. Der In­halt der Ta­rif­verträge, für die ein bun­des­wei­ter Gel­tungs­be­reich ver­ein­bart wur­de, be­schränkt sich auf die Re­ge­lung des Min­dest­lohns (vgl. Bl. 625 – 630 d. A: Ta­rif­ver­trag mit dem AGV NBZ vom 11. De­zem­ber 2007). Der B un­ter­rich­te­te mit Schrei­ben vom 12. De­zem­ber 2007 sei­ne Mit­glie­der über den Ab­schluss des Min­dest­lohn­ta­rif­ver­tra­ges und warb für ei­ne Un­terstützung der G wie folgt:

„Po­si­tiv un­terstützend wäre, wenn möglichst vie­le Mit­ar­bei­ter Ih­res Be­trie­bes Mit­glied in der neu­en Ge­werk­schaft wer­den (Mit­glieds­an­trag: . Es ist verrückt, aber ge­nau das schützt sie recht­lich und ta­rif­lich.“

Am 20. März 2008 be­rich­te­te die P G AG, ihr In­sol­venz­ver­wal­ter ha­be der Staats­an­walt­schaft K Un­ter­la­gen über­ge­ben, die den Ver­dacht na­he­leg­ten, dass die P -Hol­ding die G fi­nan­ziert ha­be. Aus die­sen Un­ter­la­gen er­ge­be sich, dass bis zum 10. De­zem­ber 2007 Zah­lun­gen in Höhe von EUR 133.526,69 ver­deckt an die G ge­flos­sen sei­en. Aus eben­falls


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vor­ge­fun­de­nen Rech­nun­gen ei­ner größeren Kölner Be­ra­tungs­kanz­lei sei klar­ge­wor­den, dass über de­ren Rech­nun­gen Beträge er­stat­tet wor­den sei­en, die die Kanz­lei ge­zahlt ha­be, um die G und de­ren Vor­sit­zen­den zu fi­nan­zie­ren.

Mit dem vor­lie­gen­den Ver­fah­ren, das am 10. Ju­li 2008 beim Ar­beits­ge­richt Köln ein­ge­lei­tet wor­den ist, be­gehrt die An­trag­stel­le­rin Fest­stel­lung, dass die G kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft ist und auch zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses der bei­den Ta­rif­verträge mit dem AGV und dem B im De­zem­ber 2007 nicht ge­we­sen ist.

Sie hat be­haup­tet, die G sei auf Be­trei­ben der Ar­beit­ge­ber­sei­te ge­gründet und von ihr or­ga­ni­sa­to­risch und per­so­nell aus­ge­stat­tet wor­den. Im Herbst 2007 hätten meh­re­re Un­ter­neh­men der pri­va­ten Post­diens­te, ins­be­son­de­re der P G und der T G Deutsch­land für den neu ge­gründe­ten AGV ei­nen Ta­rif­part­ner ge­sucht, um den vom AGV P ab­ge­schlos­se­nen Min­dest­lohn­ta­rif­ver­trag zu un­ter­lau­fen und da­mit ei­ne wei­te­re Beschäfti­gung von Mit­ar­bei­tern im Nied­rig­lohn­sek­tor zu ermögli­chen. Der Vor­stands­vor­sit­zen­de der P G ha­be ei­ne Rechts­an­walts­kanz­lei be­auf­tragt, die Gründung ei­ner neu­en Ge­werk­schaft zu be­trei­ben. Die­se ha­be für die Auf­ga­ben des geschäftsführen­den Vor­stan­des Herrn A D ge­win­nen können. Der B ha­be dies un­terstützt und sei­ne Mit­glie­der an­ge­hal­ten, bei ih­ren Mit­ar­bei­tern für ei­nen Bei­tritt zu wer­ben.

Es sei da­von aus­zu­ge­hen, dass un­ter den Mit­glie­dern der G Ar­beit­ge­ber­ver­tre­ter sei­en und ne­ben dem Vor­stand kei­ne wei­te­ren Gre­mi­en exis­tier­ten. Die Vor­stands­mit­glie­der ar­bei­te­ten bis auf ei­ne Aus­nah­me in geschäfts­lei­ten­den Po­si­tio­nen, und zwar über­wie­gend in der P G .

Die G wer­de vor­nehm­lich von der Ar­beit­ge­ber­sei­te fi­nan­ziert. Durch die Mit­glieds­beiträge ha­be sie Ein­nah­men von kaum mehr als EUR 15.000,00 pro Mo­nat. Da­mit könne sie nicht die Mie­te für die Räum­lich­kei­ten, die Be­ra­tungs­ho­no­ra­re an Rechts­anwälte, die Pres­se- und Öffent­lich­keits­ar­beit und


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die Bezüge des Vor­stands­mit­glieds D l, dem mo­nat­lich EUR 25.000,00 ge­zahlt wor­den sei­en, be­strit­ten ha­ben. Ein Großteil die­ser Kos­ten sei we­gen des vier­teljähr­li­chen Ein­zugs der Mit­glieds­beiträge be­reits vor dem erst­ma­li­gen Ein­zug am En­de des Mo­nats De­zem­ber 2007 an­ge­fal­len. Die ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Fi­nan­zie­rung sei zu 50 % von der P G und zu 50 % von der T G über ei­ne Rechts­an­walts­kanz­lei ver­deckt er­folgt. Un­ter dem 5. De­zem­ber 2007 ha­be ein Rechts­an­walt mit dem Be­treff „P G AG wg. Ge­werk­schaft“ ei­nem Ver­tre­ter der P G AG in L mit­ge­teilt, er ha­be ins­ge­samt EUR 133.526,89 für Ka­pi­tal­aus­stat­tung, Com­pu­ter und Bild­schir­me so­wie Fremd­ar­bei­ten ver­aus­lagt bzw. wer­de noch ver­aus­la­gen. Die­se Rech­nung sei mit „be­zahlt am 10. De­zem­ber 2007“ ab­ge­stem­pelt wor­den. Ei­ne Rech­nung vom 7. De­zem­ber 2007 mit dem­sel­ben Adres­sa­ten und un­ter dem­sel­ben Be­treff ha­be sich u. a. be­zo­gen auf Schrift­ver­kehr mit Herrn D bzgl. „der Ge­werk­schaft“, ei­ne Rei­se mit Herrn D nach Es­sen am 2. Ok­to­ber 2007, Be­ra­tungstätig­kei­ten hin­sicht­lich der Sat­zung und des Auf­nah­me­an­trags so­wie die Fer­ti­gung des An­stel­lungs­ver­tra­ges von Herrn D Der In­sol­venz­ver­wal­ter der P G AG ha­be zu­dem mit­ge­teilt, in die­sem Zu­sam­men­hang ha­be ei­ne an­de­re An­walts­kanz­lei der P G wei­te­re EUR 900.000,00 in Rech­nung ge­stellt.

Die G sei struk­tu­rell und fi­nan­zi­ell von den Mit­glieds­un­ter­neh­men des AGV und des B abhängig und per­so­nell mit ih­nen ver­floch­ten. Sie neh­me nicht ei­genständig die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der wahr und könne sich nicht ge­genüber ih­rem so­zia­len Ge­gen­spie­ler durch­set­zen. Die von ihr ab­ge­schlos­se­nen bei­den Ta­rif­verträge sei­en Gefällig­keits­ta­rif­verträge.

Der D G (D ) als Be­tei­lig­ter zu 3) hat sich dem Vor­trag der An­trag­stel­le­rin an­ge­schlos­sen. Den Erklärun­gen der G sei zu ent­neh­men, dass es ihr nicht um die Wahr­neh­mung von Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen ge­he, son­dern um den Ab­schluss von Gefällig­keits­ta­rif­verträgen.


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Das B für A und S als Be­tei­lig­ter zu 5) ver­weist auf ein Rechts­gut­ach­ten, aus dem sich er­ge­be, dass auf­grund ih­rer fi­nan­zi­el­len und or­ga­ni­sa­to­ri­schen Abhängig­keit von der Ar­beit­ge­ber­sei­te be­reits die Ko­ali­ti­ons­ei­gen­schaft der G in Fra­ge zu stel­len sei. Zu­dem feh­le ihr die er­for­der­li­che so­zia­le Mäch­tig­keit und or­ga­ni­sa­to­ri­sche Leis­tungsfähig­keit.

Die Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) ha­ben be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass die Be­tei­lig­te zu 2) kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft ist.

Die Be­tei­lig­te zu 1) hat zu­dem be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass die Be­tei­lig­te zu 2) zum Zeit­punkt des Ab­schlus­ses des Ta­rif­ver­trags zur Re­ge­lung von Min­dest-Ar­beits­be­din­gun­gen für Mehr­wert­brief­dienst­leis­tun­gen mit dem Ar­beit­ge­ber­ver­band der N B - und Z - und des Ta­rif­ver­trags Min­dest­lohn mit dem
Bun­des­ver­band der K -E -P -D e. V. im De­zem­ber 2007 kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft im Sin­ne von § 2 Abs. 1 TVG war.

Die Be­tei­lig­te zu 2) hat be­an­tragt,

die Anträge zurück­zu­wei­sen.

Sie hat un­ter Ver­weis auf das schriftsätz­li­che Vor­brin­gen der P M AG in dem ver­wal­tungs­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren vor­ge­tra­gen, sie sei ge­gründet wor­den, um die In­ter­es­sen der Wett­be­wer­ber der D P AG zu ver­tre­ten. Dies sei er­for­der­lich ge­we­sen, da die An­trag­stel­le­rin sich nicht für die­se Mit­ar­bei­ter ein­ge­setzt ha­be. Das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren die­ne al­lein da­zu, ei­ne miss­lie­bi­ge Kon­kur­ren­tin los­zu­wer­den. Vie­le Ausführun­gen der An­trag­stel­le­rin sei­en un­zu­tref­fend, was während ei­ner zu gewähren­den Stel­lung­nah­me­frist näher dar­ge­legt wer­de.


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Die Bun­des­ver­ei­ni­gung der D A als Be­tei­lig­te zu 4) und der C G D ( ) ha­ben kei­ne Stel­lung­nah­me ab­ge­ge­ben und eben­so wie der D als Be­tei­lig­ter zu 7) kei­ne Anträge ge­stellt.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Ak­te 114 Js 17/08 der Staats­an­walt Köln bei­ge­zo­gen, die Er­mitt­lun­gen be­trifft, die nach ei­ner Straf­an­zei­ge der An­trag­stel­le­rin ge­gen die Vor­stands­mit­glie­der der G ein­ge­lei­tet wor­den sind. We­gen des von der An­trag­stel­le­rin ein­ge­reich­ten Aus­zugs aus die­ser Er­mitt­lungs­ak­te wird auf Bl. 354 – 488 d. A. ver­wie­sen.

Das Ar­beits­ge­richt Köln hat durch Be­schluss vom 30. Ok­to­ber 2008 den Anträgen der Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) statt­ge­ge­ben.

Zur Be­gründung hat es aus­geführt, die G sei kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft, weil sie nicht aus­sch­ließlich die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der in de­ren Ei­gen­schaft als Ar­beit­neh­mer wahr­neh­me und es zu­dem an der er­for­der­li­chen Geg­ner­un­abhängig­keit, so­zia­len Mäch­tig­keit und Leis­tungsfähig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on feh­le. Nach ih­rer Sat­zung ha­be sie am Wohl der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­lungs­un­ter­neh­men und da­mit des so­zia­len Ge­gen­spie­lers mit­zu­wir­ken. Es hand­le sich nicht nur um ei­ne „sprach­lich missglück­te“ For­mu­lie­rung. Auch schließe die Sat­zung nicht aus, dass die Ar­beit­ge­ber­sei­te über Förder- und Eh­ren­mit­glie­der Ein­fluss auf die Wil­lens­bil­dung der G ha­be. An der Geg­ner­un­abhängig­keit feh­le es, weil die G per­so­nell mit der Ar­beit­ge­ber­sei­te ver­floch­ten sei. So sei­en die Vor­stands­mit­glie­der G , M und C H so­wie R in lei­ten­den Po­si­tio­nen bei der P M AG tätig oder tätig ge­we­sen und hätten Ar­beit­ge­ber­funk­tio­nen wahr­ge­nom­men. Herr D sei für sei­ne vor­ma­li­ge Tätig­keit als geschäftsführen­der Vor­stand auf Initia­ti­ve der von der P G AG be­auf­trag­ten An­walts­kanz­lei ge­won­nen wor­den. Das dies­bezügli­che Vor­brin­gen der An­trag­stel­le­rin sei von der Be­tei­lig­ten zu 2), die selbst am bes­ten über die­se Umstände Kennt­nis ha­be, nur pau­schal und da­mit nicht er­heb­lich be­strit­ten wor­den. Auch or­ga­ni­sa­to­risch sei die G auf die Un­terstützung der


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Ar­beit­ge­ber­sei­te an­ge­wie­sen ge­we­sen, was die Mit­glie­der­wer­bung durch den B zei­ge. Noch gra­vie­ren­der sei es, dass die G über ei­ne Rechts­an­walts­kanz­lei von der P G im Zeit­raum Ok­to­ber 2007 bis Ja­nu­ar 2008 EUR 133.526,69 u.a. für die Sach­mit­tel­aus­stat­tung und für die Vergütung ih­res Vor­stands er­hal­ten ha­be. Ih­re ei­ge­nen Ein­nah­men durch Mit­glieds­beiträge lägen mit EUR 15.000,00 ganz er­heb­lich un­ter die­sen ar­beit­ge­ber­sei­ti­gen Zu­wen­dun­gen. Des Wei­te­ren feh­le der G die so­zia­le Mäch­tig­keit. Der Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge be­le­ge nicht die Durch­set­zungs­kraft, da es sich um Gefällig­keits­ta­rif­verträge hand­le, de­ren Ziel al­lein die Un­ter­schrei­tung des von der Ge­werk­schaft v mit dem AGV P aus­ge­han­del­ten Min­dest­lohns sei. Auch die ge­rin­ge Zahl der Mit­glie­der (bun­des­weit höchs­tens 1300) spre­che ge­gen die so­zia­le Mäch­tig­keit. Sch­ließlich feh­le es der G an der not­wen­di­gen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Leis­tungsfähig­keit, da sie nur über ein Büro in K verfüge, und sie we­der ih­re Mit­glie­der bun­des­weit be­treu­en noch die Ein­hal­tung der Ta­rif­verträge bun­des­weit durch­set­zen und über­wa­chen könne. Ih­ren Vor­stands­mit­glie­dern feh­le die ju­ris­ti­sche und ta­rif­po­li­ti­sche Er­fah­rung. Sie beschäfti­ge zu­dem kei­ne haupt­amt­li­chen Mit­ar­bei­ter. Die Ta­riffähig­keit feh­le der G nicht nur zum jet­zi­gen Zeit­punkt, son­dern ha­be ihr auch schon bei Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge im De­zem­ber 2007 ge­fehlt.

Der Be­schluss ist der Be­tei­lig­ten zu 2) am 17. No­vem­ber 2008 zu­ge­stellt wor­den. Sie hat hier­ge­gen am 21. No­vem­ber 2008 Be­schwer­de ein­ge­legt und die­se – nach Verlänge­rung der Be­schwer­de­be­gründungs­frist bis zum 17. Fe­bru­ar 2009 – am 17. Fe­bru­ar 2009 be­gründen las­sen.

Sie hält die Fest­stel­lungs­anträge der An­trag­stel­le­rin und der Be­tei­lig­ten zu 3) und 5) be­reits für un­zulässig, da sie nur das Ziel hätten, ei­ne miss­lie­bi­ge Kon­kur­ren­tin los­zu­wer­den. Während sie – die Be­tei­lig­te zu 2) - bei den Beschäftig­ten der pri­va­ten Brief­diens­te mehr als 1300 Mit­glie­der ge­won­nen ha­be, verfüge die An­trag­stel­le­rin al­len­falls über ei­ne Hand­voll Mit­glie­der aus die­sem Per­so­nen­kreis. Dies sei dar­auf zurück­zuführen, dass der An­trag­stel­le­rin al­lein an der Mo­no­pol­si­che­rung der D P AG ge­le­gen sei und


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sie die pri­va­ten Brief­diens­te öffent­lich als „Schmutz­kon­kur­renz“ be­zeich­ne. Zu die­sem Zweck ha­be sie mit dem A P ei­nen Ta­rif­ver­trag mit Min­destlöhnen ab­ge­schlos­sen, die nur um 10 % un­ter den von der D P AG ge­zahl­ten Löhnen, aber et­wa 30 % bis 40 % über den von den Wett­be­wer­bern ge­zahl­ten Löhnen lägen. Die­ser sei dann nach § 1 a Abs. 3 a AEntG durch Ver­ord­nung des B für A und S auch für die nicht an ihn ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer für ver­bind­lich erklärt wor­den, was zum Weg­fall von mehr als 6000 Ar­beitsplätzen bei den pri­va­ten Brief­diens­ten geführt ha­be.

Die Anträge sei­en aber auch un­be­gründet. Sie ver­tre­te aus­weis­lich ih­rer Sat­zung aus­sch­ließlich die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der, was sich aus den Un­ter­punk­ten 2.4.1 bis 2.4.7 er­ge­be. Auch in ih­rem erst­in­stanz­li­chen Schrift­satz vom 21. Au­gust 2008 ha­be sie nichts Ge­gen­tei­li­ges zum Aus­druck ge­bracht. Über Eh­ren- oder Förder­mit­glie­der könne die Ar­beit­ge­ber­sei­te kei­nen Ein­fluss auf ih­re Wil­lens­bil­dung neh­men. Es ge­be der­zeit oh­ne­hin kei­ne Eh­ren- oder Förder­mit­glie­der. Sie sei auch geg­ner­un­abhängig. We­der ih­re Mit­glie­der noch ihr jet­zi­ger Vor­stand sei­en in die Ma­chen­schaf­ten des Herrn A D in­vol­viert, von dem sie sich durch frist­lo­se Kündi­gung mit Wir­kung zum 2. Ju­li 2008 ge­trennt ha­be. Ihr jet­zi­ger Vor­stand, der die bei­den Ta­rif­verträge ver­han­delt ha­be, ha­be zu kei­nem Zeit­punkt Gel­der von der Ar­beit­ge­ber­sei­te an­ge­nom­men. Ihr Vor­stands­mit­glied G verfüge als Lei­ter der be­trieb­li­chen Aus­bil­dung in ei­nem Brief­un­ter­neh­men zwar über Wei­sungs­kom­pe­ten­zen, nicht aber über ei­ne Per­so­nal­zuständig­keit. Frau Z sei in ei­nem Brief­un­ter­neh­men zuständig für Ver­triebs­an­ge­le­gen­hei­ten, und zwar eben­falls oh­ne Per­so­nal­zuständig­keit. Auch die wei­te­ren Vor­stands­mit­glie­der nähmen we­der in ih­ren Beschäfti­gungs­un­ter­neh­men Ar­beit­ge­ber­funk­tio­nen noch in Ar­beit­ge­ber¬oder Un­ter­neh­mer­verbänden Auf­ga­ben wahr, die ei­nen In­ter­es­sen­kon­flikt mit sich brin­gen könn­ten. So­weit auf­grund von Ab­re­den, die mit Herrn D ge­trof­fen wor­den sei­en, ar­beit­ge­ber­sei­ti­ge Geld­zu­wen­dun­gen er­folgt sei­en, ha­be dies nicht zu ei­nem Ein­fluss auf ih­re Wil­lens­bil­dung geführt. Die bei­den von ihr ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­verträge zeig­ten ih­re so­zia­le Mäch­tig­keit. Sie ha­be sich bei der Höhe des von ihr ge­for­der­ten Min­dest­lohns an dem vom D G


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ge­for­der­ten St­un­den­lohn von EUR 7,50 brut­to ori­en­tiert und da­durch ins­be­son­de­re in den Flächenländern ei­ne er­heb­li­che Lohn­an­he­bung er­reicht. So­weit in Bal­lungs­ge­bie­ten zum Teil er­heb­lich höhe­re Löhne ge­zahlt würden, be­ste­he der höhe­re Lohn­an­spruch nach dem Güns­tig­keits­prin­zip fort. Auch beim Ab­schluss des Ta­rif­ver­tra­ges mit dem B sei­en die Gren­zen der wirt­schaft­li­chen Be­last­bar­keit aus­ge­tes­tet wor­den. Nur ih­rer Ar­beit sei es zu ver­dan­ken, dass bis­lang we­ni­ger als 20 % der Ar­beitsplätze bei den pri­va­ten Brief­diens­ten weg­ge­fal­len sei­en. Bis auf we­ni­ge Aus­nah­men hätten bis­lang Ar­beit­neh­mer den zwi­schen v . und dem AGV P ver­ein­bar­ten höhe­ren Min­dest­lohn nicht ein­ge­klagt.

Der Be­tei­lig­te zu 8), der im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren nicht be­tei­ligt wor­den ist, hat am 23. De­zem­ber 2008 Be­schwer­de ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts vom 30. Ok­to­ber 2008 ein­ge­legt und die­se am 8. Mai 2009 be­gründet. Er rügt, so­wohl er als auch der B hätten be­reits im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren als Ta­rif­part­ner der GN­BZ eben­falls be­tei­ligt wer­den müssen. Hilfs­wei­se schließe er sich der Be­schwer­de der Be­tei­lig­ten zu 2) an. Er ist der An­sicht, das Be­schluss­ver­fah­ren sei nach § 149 ZPO i.V.m. § 80 Abs. 2 ArbGG bis zum Ab­schluss des von der Staats­an­walt­schaft K geführ­ten Er­mitt­lungs­ver­fah­rens aus­zu­set­zen, da un­geklärt sei, ob fi­nan­zi­el­le Leis­tun­gen ge­flos­sen sei­en und da­durch die Geg­ner­un­abhängig­keit in Fra­ge zu stel­len sei. Er be­strei­te mit Nicht­wis­sen, dass die im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren er­ho­be­nen Vorwürfe zu­träfen. Wei­ter trägt er vor, die An­trag­stel­le­rin set­ze sich nicht für die Beschäftig­ten der pri­va­ten Brief- und Zu­stell­un­ter­neh­men ein und leh­ne es ab, mit ihm in Ta­rif­ver­trags­ver­hand­lun­gen ein­zu­tre­ten. Die Be­tei­lig­te zu 2) sei ein ernst­zu­neh­men­der Ver­hand­lungs­part­ner. Ih­re Mit­glie­der sei­en über­wie­gend bei Un­ter­neh­men der P G beschäftigt, die z. B. in B auch für an­de­re pri­va­te Brief- und Zu­stell­un­ter­neh­men zu­stell­ten. Bei ei­nem Streik die­ser Zu­stel­ler müss­ten da­her die pri­va­ten Un­ter­neh­men über die D P AG zu­stel­len, was er­heb­lich höhe­re Zu­stell­kos­ten ver­ur­sa­che. Die mit der Be­tei­lig­ten zu 2) aus­ge­han­del­ten Min­destlöhne sei­en an­ge­mes­sen und marktüblich, wo­hin­ge­gen der von der An­trag­stel­le­rin mit dem AGV P


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ver­ein­bar­te Min­dest­lohn nur der Mo­no­pol­si­che­rung der D P AG die­ne. Die Be­tei­lig­te zu 2) ver­tre­te aus­sch­ließlich die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der.

Die An­trags­geg­ne­rin und Be­tei­lig­te zu 2) be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Be­schlus­ses des Ar­beits­ge­richts Köln vom 30. Ok­to­ber 2008
- 14 BV 324/08 – die Anträge der Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) zurück­zu­wei­sen.

Der Be­tei­lig­te zu 8) be­an­tragt,

1. das Be­schluss­ver­fah­ren gemäß § 149 ZPO i. V. m. § 80 Abs. 2 ArbGG bis zur Er­le­di­gung der von der Staats­an­walt­schaft K zu dem AZ: 114 Js 17/08, 114 Js 54/08 geführ­ten Ver­fah­ren aus­zu­set­zen,
1. den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Köln vom 30. Ok­to­ber 2008 – 14 BV 324/08 – ab­zuändern und die Anträge der Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) zurück­zu­wei­sen.

Die Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5 be­an­tra­gen,  

die Be­schwer­den der Be­tei­lig­ten zu 2) und 8) zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­di­gen den erst­in­stanz­li­chen Be­schluss.

Die Anträge auf Fest­stel­lung der feh­len­den Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 2) sei­en zulässig. Die Anträge ziel­ten nicht rechts­miss­bräuch­lich nur dar­auf ab, ei­ne miss­lie­bi­ge Kon­kur­ren­tin aus­zu­schal­ten. Die Be­tei­lig­te zu 1) neh­me sehr wohl die In­ter­es­sen ih­rer et­wa 3000 Mit­glie­der wahr, die bei pri­va­ten Brief-und Zu­stell­un­ter­neh­men beschäftigt sei­en. So ha­be sie auch die pri­va­ten Brief­dienst­leis­ter auf­ge­for­dert, mit ihr Ta­rif­ver­hand­lun­gen auf­zu­neh­men, und auch Gespräche geführt, die al­ler­dings von dem da­ma­li­gen Vor­stands­vor­sit­zen­den der P G AG ab­ge­bro­chen wor­den sei­en. Im Übri­gen


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ver­schaf­fe der von der Be­tei­lig­ten zu 1) mit dem AGV P ab­ge­schlos­se­ne Min­dest­lohn­ta­rif­ver­trag den pri­va­ten Brief­zu­stell­diens­ten ei­nen Wett­be­werbs­vor­teil, da der Min­dest­lohn 10 % un­ter den von der D P AG zu zah­len­den Ta­riflöhnen lie­ge. Der Weg­fall von Ar­beitsplätzen bei den pri­va­ten Brief­zu­stell­diens­ten sei auf Ver­lus­te zurück­zuführen, die be­reits vor Er­lass der Ver­ord­nung zur Einführung des Min­dest­lohns ein­ge­tre­ten sei­en. Die Be­tei­lig­te zu 2) neh­me die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der nicht wahr. So ha­be sie nach Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge kei­ne wei­te­ren Ak­ti­vitäten ent­fal­tet, ins­be­son­de­re nicht den Ab­schuss wei­te­rer Ta­rif­verträge an­ge­strebt. Sie verfüge auch über kei­ne Or­ga­ni­sa­ti­on in den Be­trie­ben, ge­be kei­ne selbst ver­fass­ten Pres­se­erklärun­gen mehr ab und pfle­ge nicht ein­mal mehr ih­re Home­page im In­ter­net. Sie be­fin­de sich of­fen­sicht­lich in ei­nem de­so­la­ten Zu­stand und verfüge nicht ein­mal über die in ih­rer Sat­zung vor­ge­se­he­ne Zahl von Vor­stands­mit­glie­dern.

Die Fest­stel­lungs­anträge sei­en auch be­gründet. Das zweit­in­stanz­li­chen Vor­brin­gen der Be­tei­lig­ten zu 2) und 8) sei nicht ge­eig­net, die Rich­tig­keit der Ausführun­gen in dem erst­in­stanz­li­chen Be­schluss über die feh­len­de Wahr­neh­mung der Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen, die nicht ge­ge­be­ne Geg­ner­un­abhängig­keit so­wie die nicht vor­han­de­ne so­zia­le Mäch­tig­keit und Leis­tungsfähig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on in Fra­ge zu stel­len. Sie ver­wei­sen ins­be­son­de­re auf die Re­ge­lun­gen in der Sat­zung der Be­tei­lig­ten zu 2) über die Eh­ren- und Förder­mit­glied­schaft und über die Stel­lung des Bei­rats so­wie die im straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren fest­ge­stell­ten Vorgänge.

Sie wi­der­spre­chen ei­ner Aus­set­zung des Ver­fah­rens, da der Ab­schluss des straf­recht­li­chen Ver­fah­rens oh­ne recht­lich er­heb­li­chen Ein­fluss auf die zu tref­fen­de Ent­schei­dung über die Fest­stel­lungs­anträge sei.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf den Ak­ten­in­halt ver­wie­sen.


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II.
A. Die Ent­schei­dung über die Be­schwer­den der Be­tei­lig­ten zu 2) und zu 8) ist ent­ge­gen dem An­trag des Be­tei­lig­ten zu 8) nicht bis zum Ab­schluss des straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­rens ge­gen Herrn A D und Ver­ant­wort­li­che der P G AG und des T Kon­zerns we­gen des Ver­dachts der Un­treue nach § 149 ZPO aus­zu­set­zen.

Durch ei­ne Aus­set­zung nach § 149 ZPO sol­len überflüssi­ge Mehr­ar­bei­ten in par­al­lel geführ­ten Ver­fah­ren und sich wi­der­spre­chen­de Ent­schei­dun­gen ver­mie­den wer­den so­wie die un­ter Umständen bes­se­ren Er­kennt­nismöglich­kei­ten im Straf­ver­fah­ren nutz­bar ge­macht wer­den (vgl. Zöller-Gre­ger, ZPO, 27. Aufl., § 149 Rdn. 1).

Da­bei ist zu be­ach­ten, dass Be­tei­lig­te auch im Rah­men ei­nes Ver­fah­rens nach § 97 ZPO ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se dar­an ha­ben, ei­ne zügi­ge Er­le­di­gung des Rechts­streits im In­stan­zen­zug durch­zu­set­zen. Dies folgt aus dem ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schleu­ni­gungs­ge­bot, das in § 9 Abs. 1 ArbGG vor­ge­se­hen ist (vgl. BAG, Be­schluss vom 28. Ja­nu­ar 2008 – 3 AZB 30/07 - ).

Der Be­tei­lig­te zu 8) be­gründet sei­nen Aus­set­zungs­an­trag da­mit, es ste­he nach den bis­he­ri­gen Er­mitt­lun­gen nicht fest, ob die Be­tei­lig­te zu 2) von der P G AG über ei­ne Rechts­an­walts­kanz­lei Zah­lun­gen in Höhe von EUR 133.526,69 er­hal­te ha­be.

Un­abhängig da­von, ob im vor­lie­gen­den Be­schluss­ver­fah­ren un­ter Berück­sich­ti­gung des Vor­brin­gens der Be­tei­lig­ten zu 2) die­ser Vor­wurf noch als un­geklärt an­ge­se­hen wer­den kann, über­sieht der Be­tei­lig­te zu 8), dass die feh­len­de Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 2) nicht al­lein mit der feh­len­den Geg­ner­un­abhängig­keit, son­dern auch mit der nicht aus­sch­ließli­chen Wahr­neh­mung von Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen so­wie der nicht ge­ge­be­nen so­zia­len Mäch­tig­keit und Leis­tungsfähig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on be­gründet wird,


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al­so mit Umständen, die je­weils für sich ge­nom­men die Fest­stel­lungs­anträge be­reits recht­fer­ti­gen können.

B. Die Be­schwer­de der Be­tei­lig­ten zu 2) ist zulässig.

Die Be­schwer­de ist nach §§ 87 Abs. 1, 97 Abs. 2 ArbGG statt­haft und in­ner­halb der nach §§ 66 Abs. 1, 87 Abs. 2 ArbGG gel­ten­den Fris­ten ein­ge­legt und be­gründet wor­den.

C. Die Be­schwer­de des Be­tei­lig­ten zu 8) ist statt­haft. Ob sie frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ist, kann da­hin­ge­stellt blei­ben.

1. Er ist Be­tei­lig­ter im Be­schwer­de­ver­fah­ren.

Zwar hat das Ar­beits­ge­richt Köln zu­tref­fend im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren we­der den AGV N B - und Z e. V. noch den Bun­des­ver­band der K -E -P D e. V. von Amts be­tei­ligt, son­dern nur die Bun­des­ver­ei­ni­gung der Deut­schen Ar­beit­ge­ber­verbände als Spit­zen­or­ga­ni­sa­ti­on (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 25. No­vem­ber 1986 – 1 ABR 22/85 - ).

Je­doch sind bei­de Ar­beit­ge­ber­verbände be­rech­tigt, sich durch ei­nen ei­ge­nen An­trag, der auf die Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 2) be­zo­gen ist, an dem Ver­fah­ren zu be­tei­li­gen (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 25. No­vem­ber 1986 – 1 ABR 22/85 - ).

Da­von hat der Be­tei­lig­te zu 8) mit sei­ner Be­schwer­de­schrift vom 22. De­zem­ber 2008 Ge­brauch ge­macht. Ei­nen der­ar­ti­gen An­trag hat der Bun­des­ver­band der K -E -P D e. V., der aus­weis­lich ei­ner An­fra­ge im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren Kennt­nis von die­sem Rechts­streit hat, da­ge­gen nicht ge­stellt.

2. Ob die nach §§ 87 Abs. 1, 97 Abs. 2 ArbGG eben­falls statt­haf­te


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Be­schwer­de des Be­tei­lig­ten zu 8) auch frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den ist und da­mit zulässig ist, kann da­hin­ge­stellt blei­ben. Wird im Be­schluss­ver­fah­ren nach § 97 ArbGG ein zulässi­ges Rechts­mit­tel von ei­nem Be­tei­lig­ten ein­ge­legt, so führt dies da­zu, dass der Rechts­streit hin­sicht­lich al­ler Be­tei­lig­ten in die Rechts­mit­tel­in­stanz ge­langt, da über den Streit­ge­gen­stand hin­sicht­lich al­ler Be­tei­lig­ten nur ein­heit­lich ent­schie­den wer­den kann (vgl. BAG, Be­schluss vom 25. No­vem­ber 1986 – 1 ABR 22/85 - ).

D. Die Be­schwer­den der Be­tei­lig­ten zu 2) und 8) sind je­doch un­be­gründet.

Mit zu­tref­fen­der Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt Köln fest­ge­stellt, dass die G kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft ist und auch nicht bei Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge über Min­dest­ar­beits­be­din­gun­gen bzw. Min­dest­lohn im De­zem­ber 2007 war.

1. Die rich­ti­ge Fest­stel­lung des Ar­beits­ge­richts, dass die Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) nach § 97 Abs. 1 ArbGG an­trags­be­rech­tigt sind und für sie das nach § 256 Abs. 1 ZPO er­for­der­li­che In­ter­es­se an dem be­gehr­ten Aus­spruch be­steht, ha­ben die Be­schwer­deführer nicht an­ge­grif­fen. Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se folgt be­reits dar­aus, dass die recht­kräfti­ge Ent­schei­dung über die Ta­riffähig­keit Wir­kung für und ge­gen al­le hat (vgl. BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ).

2. Der Zulässig­keit der Anträge der Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) steht nicht die Be­haup­tung der Be­tei­lig­ten zu 2) und 8) ent­ge­gen, die Ge­werk­schaft ver.di miss­brau­che das Ver­fah­ren, um die G als miss­lie­bi­ge Kon­kur­ren­tin los­zu­wer­den und die pri­va­ten Brief- und Zu­stell­un­ter­neh­men als „Schmutz­kon­kur­renz“ der D P AG aus­zu­schal­ten.

Der Ge­setz­ge­ber hat durch § 97 Abs. 1 ArbGG ri­va­li­sie­ren­den Ge­werk­schaf­ten, de­ren Ta­rif­zuständig­keit sich mit der der um­strit­te­nen Ver­ei­ni­gung berührt, ein An­trags­recht ein­geräumt. Von da­her kann der


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Um­stand, dass sich v . mit der G bei der Wer­bung um Mit­glie­der auch durch den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen in Kon­kur­renz fin­det, den Ein­wand des Rechts­miss­brauchs nicht be­gründen (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ).

So­weit aus­geführt wird, die Ge­werk­schaft ver.di wol­le die pri­va­ten Brief-und Zu­stell­un­ter­neh­men da­durch aus­schal­ten, dass sie ei­nen der D P AG ge­neh­men, aber von den pri­va­ten Kon­kur­renz­un­ter­neh­men wirt­schaft­lich nicht trag­ba­ren Min­dest­lohn ver­ein­bart ha­be mit dem Ziel, die­sen für al­le Zu­stel­ler durch Ver­ord­nung des Be­tei­lig­ten zu 5) ver­bind­lich zu ma­chen, wird ei­ne ge­richt­li­che In­halts­kon­trol­le des Min­dest­lohn­ta­rif­ver­tra­ges ge­for­dert. Der Ta­rif­ver­trag soll als „Gefällig­keits­ta­rif­ver­trag“ zu­guns­ten der D P AG qua­li­fi­ziert wer­den.

Es mag zwar sein, dass ei­ne Gefällig­keit aus Sicht der Ar­beit­ge­ber­sei­te nicht nur dar­in be­ste­hen kann, ge­setz­li­che Min­dest­be­din­gun­gen oh­ne Kom­pen­sa­ti­on zu un­ter­schrei­ten (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ), son­dern auch, ei­nen Min­dest­lohn­ta­rif­ver­trag mit ei­ner Ar­beit­ge­be­rin ab­zu­sch­ließen, der an­ge­sichts der höhe­ren Ta­riflöhne bei die­ser Ar­beit­ge­be­rin nur das Ziel ha­ben kann, über ei­ne All­ge­mein­ver­bind­lich­keits­erklärung für die Ar­beit­neh­mer bei Kon­kur­renz­un­ter­neh­men ver­bind­lich zu wer­den. Nach An­sicht der Kam­mer muss letz­te­res aber zulässig sein, da zur Ta­rif­au­to­no­mie auch das Recht gehören muss, den bis­lang für die Ar­beit­neh­mer ei­ner Bran­che er­zwun­ge­nen Ta­rif­lohn auch bei neu ent­ste­hen­den Kon­kur­renz­un­ter­neh­men durch­zu­set­zen. Die ge­richt­li­chen Kon­trollmöglich­kei­ten be­tref­fen le­dig­lich die äußers­ten Gren­zen zulässi­ger ta­rif­li­cher Re­ge­lun­gen. Sie sind nicht auf ei­ne Prüfung an­ge­legt, ob die­se ei­nen an­ge­mes­se­nen Aus­gleich der In­ter­es­sen von Ar­beit­neh­mern und Ar­beit­ge­bern dar­stel­len (vgl. BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ).


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Im Übri­gen weist die Be­tei­lig­te zu 1) zu­tref­fend dar­auf hin, dass sie mit dem von ihr ver­ein­bar­ten Min­dest­lohn den pri­va­ten Brief- und Zu­stell­un­ter­neh­men durch­aus ei­nen Wett­be­werbs­vor­teil ver­schafft, weil er un­ter dem bei der D P AG gel­ten­den Ta­rif­lohn liegt. Auch hat sie den Vor­wurf wi­der­legt, sie sei nicht am Ab­schluss von Ta­rif­verträgen mit pri­va­ten Brief- und Zu­stell­un­ter­neh­men in­ter­es­siert. Viel­mehr hat­te sie mit ei­nem der größten pri­va­ten Brief­dienst­lei­ter, der P G AG die Auf­nah­me von Ta­rif­ver­hand­lun­gen ver­ein­bart. Die Ver­hand­lun­gen sind nicht zu­stan­de ge­kom­men, weil die P G AG die nach Son­die­rungs­gesprächen von v . ge­stell­te Ta­rif­for­de­rung mit Schrei­ben vom 12. Ju­li 2007 als völlig überhöht ab­lehn­te.

3. Der An­trag der Be­tei­lig­ten zu 1), 3) und 5) auf Fest­stel­lung, dass die Be­tei­lig­te zu 2) kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft ist, ist auch be­gründet.

a. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Ers­ten Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts muss ei­ne Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung be­stimm­te Min­dest­vor­aus­set­zun­gen erfüllen, um ta­riffähig zu sein. Sie muss sich als sat­zungs­gemäße Auf­ga­be die Wahr­neh­mung der In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der in de­ren Ei­gen­schaft als Ar­beit­neh­mer ge­setzt ha­ben und wil­lens sein, Ta­rif­verträge ab­zu­sch­ließen. Sie muss frei ge­bil­det, geg­ner­frei, un­abhängig und auf über­be­trieb­li­cher Grund­la­ge or­ga­ni­siert sein und das gel­ten­de Ta­rif­recht als ver­bind­lich an­er­ken­nen. Wei­ter­hin ist Vor­aus­set­zung, dass die Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung ih­re Auf­ga­be als Ta­rif­part­ne­rin sinn­voll erfüllen kann. Da­zu gehört ein­mal die Durch­set­zungs­kraft ge­genüber dem so­zia­len Ge­gen­spie­ler, zum an­de­ren ei­ne ge­wis­se Leis­tungsfähig­keit der Or­ga­ni­sa­ti­on (vgl. zu­letzt: BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ).

b. Wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­geführt hat, fehlt es be­reits an der sat­zungs­gemäßen Auf­ga­be, die In­ter­es­sen der Mit­glie­der in de­ren Ei­gen­schaft als Ar­beit­neh­mer wahr­zu­neh­men.


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Un­ter Ziff. 2.4 der Sat­zung vom 8. Ok­to­ber 2007 wird als we­sent­li­ches Ziel der G die Mit­wir­kung am Wohl der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stell­un­ter­neh­men noch vor der Wah­rung und Ver­fol­gung der be­rufs­po­li­ti­schen und ta­rif­li­chen In­ter­es­sen der or­dent­li­chen und außer­or­dent­li­chen Mit­glie­der der G her­vor­ge­ho­ben. Die un­ter Ziff. 2.4.1 bis Ziff. 2.4.7 der Sat­zung ge­nann­ten Ein­zel­zie­le ste­hen nicht im Wi­der­spruch zu die­ser ge­ne­rel­len Aus­rich­tung. So wird un­ter Ziff. 2.4.7 aus­drück­lich die Auf­ga­be pos­tu­liert, die Öffent­lich­keit über die be­rufs­po­li­ti­sche, so­zi­al­po­li­ti­sche und wirt­schaft­li­che La­ge der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stell­un­ter­neh­men zu un­ter­rich­ten und nicht et­wa nur der Mit­ar­bei­ter.

Im Übri­gen hat die Be­tei­lig­te zu 2) im erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­ren mit ih­rer ers­ten Stel­lung­nah­me vom 21. Au­gust 2008 aus­drück­lich die Rich­tig­keit die­ser Sat­zungs­in­ter­pre­ta­ti­on bestätigt. Es wird un­miss­verständ­lich dar­in aus­geführt, die G sei ge­gründet wor­den, um die In­ter­es­sen der „Wett­be­wer­ber der D P AG“ zu ver­tre­ten, wo­hin­ge­gen die An­trag­stel­le­rin al­lein die In­ter­es­sen der D P AG ver­tre­te. Die G ver­tre­te die In­ter­es­sen der Wett­be­wer­ber und hand­le „markt­ge­rech­te Ta­rif­verträge“ aus.

Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt auch aus­geführt, nach der Sat­zung sei nicht aus­ge­schlos­sen, dass die Ar­beit­ge­ber­sei­te über ei­ne Be­tei­li­gung als Eh­ren- oder Förder­mit­glie­der Ein­fluss auf die Wil­lens­bil­dung der Be­klag­ten zu 2) ge­win­ne, ins­be­son­de­re auch in Ta­rif­an­ge­le­gen­hei­ten. Die Auf­nah­me­be­din­gun­gen für Förder- und Eh­ren­mit­glie­der sind mit „den Zie­len sich ver­bun­den wis­sen“ und „be­son­de­re Ver­diens­te um die G er­wor­ben“ so we­nig be­zo­gen auf die aus­sch­ließli­che Wahr­neh­mung von Ar­beit­neh­mer­inter­es­sen, dass auch die Auf­nah­me von Per­so­nen der Ar­beit­ge­ber­sei­te mit der Sat­zung als ver­ein­bar gel­ten muss. Die Re­ge­lung un­ter § 8 der Sat­zung, wo­nach durch die Mit­glieds­auf­nah­me nicht die ta­rif­recht­li­che Geg­ner­frei­heit be­ein­träch­tigt wer­den darf, schließt dies nicht aus. Geg­ner­frei­heit be­deu­tet, dass ei­ner Ge­werk­schaft grundsätz­lich kei­ne Per­so­nen an­gehören können, die ih­rer­seits Ar­beit­ge­ber­funk­tio­nen wahr­neh­men


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(vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2004 – 1 ABR 51/03 - ). Nicht er­fasst wer­den lei­ten­de Per­so­nen der Ar­beit­ge­ber­sei­te, die zwar kei­ne Ar­beit­ge­ber­funk­tio­nen ausüben, aber gleich­wohl nicht die er­for­der­li­che Un­abhängig­keit von de­ren Un­ter­neh­mer­inter­es­sen ha­ben.

Auf die Wil­lens­bil­dung der G können die Eh­ren­mit­glie­der Ein­fluss neh­men durch ihr Stimm­recht in der Mit­glie­der­ver­samm­lung (§ 30), nach ih­rer Wahl als eh­ren­amt­li­che Vor­stands­mit­glie­der (§ 15) so­wie nach ih­rer Wahl als Bei­rats­mit­glied (§ 20). Auch die Förder­mit­glie­der können in den Bei­rat gewählt wer­den (§ 20), der den Vor­stand bei der Fest­le­gung der Richt­li­ni­en der Ver­eins­po­li­tik und der Ver­eins­ar­beit zu be­ra­ten hat und an den Vor­stands­sit­zun­gen teil­neh­men darf (§ 19). Zu­dem hat der Vor­stand die Bil­li­gung des Bei­rats zum Haus­halts­plan ein­zu­ho­len (§ 32). Auch die Wahl des haupt­amt­li­chen Vor­stan­des (Vor­sit­zen­der Ta­rif­po­li­tik) ist Auf­ga­be des Bei­rats (§ 16). Förder- und Eh­ren­mit­glie­der können vom Vor­stand in die Ta­rif­kom­mis­si­on be­ru­fen wer­den, die Ta­rif­an­ge­bo­te und Ver­hand­lungs­zie­le be­stim­men kann, im Ein­ver­neh­men mit dem Vor­sit­zen­den Ta­rif­po­li­tik die Grundsätze der Ta­rif­ver­hand­lun­gen be­sch­ließt so­wie Ta­rif­ab­schlüsse bil­ligt (§ 31). In die­sem Zu­sam­men­hang soll zum Ver­gleich auf die Sat­zung des Be­tei­lig­ten zu 8) – Bl. 610 –624 d. A. – hin­ge­wie­sen wer­den, die aus­sch­ließlich die Wahr­neh­mung von Ar­beit­ge­ber­in­ter­es­sen vor­sieht (§ 2) und die Mit­glie­der ent­spre­chend auch ver­pflich­tet (§ 6).

c. Mit zu­tref­fen­der Be­gründung hat das Ar­beits­ge­richt auch fest­ge­stellt, dass die G nicht die er­for­der­li­che Geg­ner­un­abhängig­keit be­sitzt.

aa. Geg­ner­un­abhängig­keit be­deu­tet für ei­ne Ko­ali­ti­on, dass sie vom ta­rif­li­chen Ge­gen­spie­ler un­abhängig sein muss, um die In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der wirk­sam und nach­hal­tig ver­tre­ten zu können. Sie muss über ih­re ei­ge­ne Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­re Wil­lens­bil­dung selbst ent­schei­den können. An der


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er­for­der­li­chen Un­abhängig­keit fehlt es, wenn die Abhängig­keit vom so­zia­len Ge­gen­spie­ler in der Struk­tur der Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung an­ge­legt und ver­ste­tigt und die ei­genständi­ge In­ter­es­sen­wahr­neh­mung der Ta­rif­ver­trags­par­tei durch per­so­nel­le Ver­flech­tun­gen, auf or­ga­ni­sa­to­ri­schem Weg oder durch we­sent­li­che fi­nan­zi­el­le Zu­wen­dun­gen ernst­haft gefähr­det ist. Dies ist der Fall, wenn sich ei­ne Ge­werk­schaft im We­sent­li­chen nicht aus den Beiträgen ih­rer Mit­glie­der, son­dern aus Zu­wen­dun­gen der Ar­beit­ge­ber fi­nan­ziert und zu befürch­ten ist, dass die Ar­beit­ge­ber­sei­te durch An­dro­hung der Zah­lungs­ein­stel­lung die Wil­lens­bil­dung auf die Ar­beit­neh­mer­sei­te be­ein­flus­sen kann (vgl. BAG, Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2004 – 1 ABR 51/03 - ).

bb. Die Fest­stel­lun­gen in dem erst­in­stanz­li­chen Be­schluss über die per­so­nel­len Ver­flech­tun­gen der G mit der Ar­beit­ge­ber­sei­te hat die Be­tei­lig­te zu 2) in der Be­schwer­de­schrift nicht wi­der­legt. Sie hat ein­geräumt, dass die eh­ren­amt­li­chen Vor­stands­mit­glie­der Glück­stein und Zei­se in lei­ten­den Po­si­tio­nen (Lei­ter der be­trieb­li­chen Aus­bil­dung, Zuständig­keit für Ver­triebs­an­ge­le­gen­hei­ten) bei der P M AG tätig sind. Ob sie und die wei­te­ren Vor­stands­mit­glie­der, die eben­falls Lei­tungs­auf­ga­ben bei der P M AG erfüllen, dort auch je­weils für Per­so­nal­an­ge­le­gen­hei­ten zuständig sind, kann da­hin­ste­hen, da es hier um die Geg­ner­un­abhängig­keit und nicht um die Geg­ner­frei­heit geht.

Es ist zu­dem da­von aus­zu­ge­hen, dass der vor­ma­li­ge geschäftsführen­de Vor­stand A D , der in lei­ten­der Po­si­ti­on bei der T -Grup­pe beschäftigt war, auf Initia­ti­ve der P G AG für sei­ne Auf­ga­ben bei der G ge­won­nen wur­de. Von der Be­tei­lig­ten zu 2), die die straf­recht­li­che Er­mitt­lungs­ak­te kennt, sind auch in­so­weit kei­ne Tat­sa­chen vor­ge­tra­gen wor­den, die ge­gen ei­ne per­so­nel­le Ver­flech­tung mit der Ar­beit­ge­ber­sei­te spre­chen. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt be­reits dar­auf hin­ge­wie­sen, dass die G am bes­ten über den be­ruf­li­chen Hin­ter­grund ih­res Vor­stan­des Aus­kunft ge­ben kann. An­ge­sichts der im straf­recht­li­chen Er­mitt­lungs­ver­fah­ren er­ho­be­nen schwer­wie­gen­den Vorwürfe


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hat­te sie sich darüber zu erklären, wer die An­stel­lung in­iti­iert hat und wel­che fi­nan­zi­el­len Zu­sa­gen da­bei Herrn D ge­macht wor­den sind.

cc. Ne­ben den per­so­nel­len Ver­flech­tun­gen be­stand auch ei­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Un­terstützung durch die Ar­beit­ge­ber­sei­te zu­min­dest im Be­reich der Mit­glie­der­wer­bung. Dies wird be­legt durch die Schrei­ben der P M M GmbH vom 24. Ok­to­ber 2007 und des B vom 12. De­zem­ber 2007, in de­nen of­fen dafür ge­wor­ben wird, dass Mit­ar­bei­ter Mit­glied bei der G wer­den.

dd. Ent­schei­dend ge­gen ei­ne Geg­ner­un­abhängig­keit spricht auch die ganz er­heb­li­che fi­nan­zi­el­le Un­terstützung, die aus­weis­lich der im Er­mitt­lungs­ver­fah­ren si­cher­ge­stell­ten Rech­nung vom 5. De­zem­ber 2007 von der P G AG über ei­ne Kölner Rechts­an­walts­kanz­lei („wg. Ge­werk­schaft“) ge­leis­tet wor­den ist. Auch da­zu schweigt sich die Be­tei­lig­te zu 2) aus, ob­wohl sie oh­ne wei­te­res dar­le­gen kann, wie ih­re Büro­aus­stat­tung und die Raum­mie­te so­wie die Per­so­nal­kos­ten und Sach­aus­ga­ben fi­nan­ziert wor­den sind. Dass die Mit­glieds­beiträge in Höhe von ins­ge­samt et­wa EUR 15.000,00 da­zu nicht reich­ten, braucht nicht näher aus­geführt zu wer­den.

d. Es fehlt der Be­tei­lig­ten zu 2) wei­ter­hin die er­for­der­li­che so­zia­le Mäch­tig­keit.

aa. Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist da­von aus­zu­ge­hen, dass auf­grund des Ver­hand­lungs­gleich­ge­wichts der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die ver­ein­bar­ten ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen den In­ter­es­sen bei­der Sei­ten ge­recht wer­den und kei­ner Sei­te ein un­zu­mut­ba­res Über­ge­wicht ver­mit­teln. Dies be­dingt, die Ta­riffähig­keit ei­ner Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung von ei­ner ge­wis­sen Durch­set­zungs­kraft und Mäch­tig­keit abhängig zu ma­chen (vgl. BAG, Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2004 – 1 ABR 51/03 – und vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ). Die Ar­beit­neh­mer­ver­ei­ni­gung muss von ih­rem so­zia­len Ge­gen­spie­ler ernst ge­nom­men wer­den, so dass die Ar­beits­be­din­gun­gen nicht ein­sei­tig von der Ar­beit­ge­ber­sei­te fest­ge­legt wer­den, son­dern tatsächlich


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aus­ge­han­delt wer­den. Da­bei kommt ins­be­son­de­re der Mit­glie­der­zahl ent­schei­den­de Be­deu­tung zu, wo­bei die Or­ga­ni­sa­ti­onsstärke im Verhält­nis zu dem von der Ar­beit­neh­mer­ko­ali­ti­on selbst gewähl­ten räum­li­chen und fach­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich zu be­wer­ten ist. Die Durch­set­zungs­kraft kann sich dar­in zei­gen, dass sie schon ak­tiv in den Pro­zess der ta­rif­li­chen Re­ge­lung von Ar­beits­be­din­gun­gen ein­ge­grif­fen hat. Die­ses In­diz ist aber nicht aus­rei­chend, wenn es sich bei den Ta­rif­verträgen um Schein- oder Gefällig­keits­ta­rif­verträge han­delt oder wenn sie auf ei­nem Dik­tat der Ar­beit­ge­ber­sei­te be­ru­hen (vgl. BAG, Be­schluss vom 14. De­zem­ber 2004 – 1 ABR 51/03 - ). Da­bei ist ent­schei­dend, auf­grund wel­cher Umstände es zum Ab­schluss die­ser Ta­rif­verträge ge­kom­men ist und wel­cher Zweck mit ih­nen ver­folgt wur­de, ob die Ge­werk­schaft ei­ge­ne Vor­stel­lun­gen zum In­halt der ab­zu­sch­ließen­den Ta­rif­verträge ent­wi­ckelt hat­te, ob sie Ge­le­gen­heit hat­te, vor Ab­schluss der Ta­rif­verträge ih­re Vor­stel­lun­gen in die Ta­rif­ver­hand­lun­gen ein­zu­brin­gen, ob sie ei­ne Rol­le ge­spielt ha­ben und wel­chen Zweck die Ar­beit­ge­ber­sei­te mit dem Ab­schluss der Ta­rif­verträge ver­folg­te (vgl. BAG, Be­schluss vom 25. No­vem­ber 1986 – 1 ABR 22/85 - ).

bb. Nach die­sen Grundsätzen verfügt die Be­tei­lig­te zu 2) nicht über die er­for­der­li­che Durch­set­zungsfähig­keit.

Die Be­tei­lig­te zu 2) hat für sich das ge­sam­te Bun­des­ge­biet als räum­li­chen und den ge­sam­ten Be­reich der pri­va­ten Brief- und Zei­tungs­zu­stel­lung als fach­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich gewählt. Sie verfügt da­bei gemäß dem von dem Be­tei­lig­ten zu 5) vor­ge­leg­ten Rechts­gut­ach­ten über ei­nen Or­ga­ni­sa­ti­ons­grad von un­ter 3 %. Die­ser er­laubt es ihr nicht, genügend Druck auf die Ar­beit­ge­ber­sei­te aus­zuüben, um sie zu zunächst nicht ge­woll­ten und auch ernst­haf­ten Ver­hand­lun­gen zu ver­an­las­sen. Ih­re et­wa 1300 Mit­glie­der ha­ben auch kei­ne Schlüssel­po­si­ti­on in­ne wie et­wa Pi­lo­ten in ei­nem Luft­ver­kehrs­un­ter­neh­men. Es han­delt sich bei der Zu­stel­lung von Brie­fen um ei­ne An­lerntätig­keit, die nach kur­zer Ein­ar­bei­tung ver­rich­tet wer­den kann. Zu­dem kann ei­nem Streik auch da­durch be­geg­net wer­den, dass vorüber­ge­hend


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der pri­va­te Zu­stell­dienst die Diens­te an­de­rer nicht be­streik­ter pri­va­ter Zu­stell­diens­te oder auch der D P AG nutzt.

Das Ar­beits­ge­richt hat aus­geführt, der Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge im De­zem­ber 2007 be­le­ge nicht die er­for­der­li­che Durch­set­zungs­kraft der Be­tei­lig­ten zu 2), weil die G trotz ei­ner güns­ti­gen Ver­hand­lungs­po­si­ti­on nur ei­nen Ta­rif­min­dest­lohn er­reicht ha­be, der er­heb­lich un­ter dem zu­vor von der Ge­werk­schaft ver.di er­ziel­ten Min­dest­lohn ge­le­gen ha­be, und zwar oh­ne ei­ne Kom­pen­sa­ti­ons­leis­tung zu­guns­ten der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer.

We­der die Be­tei­lig­te zu 2) noch der Be­tei­lig­te zu 8) ha­ben im Be­schwer­de­ver­fah­ren Umstände vor­ge­tra­gen, die die­se Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts wi­der­le­gen. Da­bei ist we­ni­ger das er­ziel­te Ta­rif­er­geb­nis für sich ge­nom­men ent­schei­dend. Die Be­schwer­deführer wei­sen dar­auf hin, dass der von ih­nen ver­ein­bar­te Min­dest­lohn sich an der Höhe des vom D und auch von der An­trag­stel­le­rin ge­for­der­ten ge­setz­li­chen Min­dest­lohns ori­en­tiert hat. Ent­schei­den­der ist, wie die­se bei­den Ta­rif­verträge zu­stan­de ge­kom­men sind. Es ist nicht er­sicht­lich, dass die G ei­ge­ne Vor­stel­lun­gen zum In­halt der ab­zu­sch­ließen­den Ta­rif­verträge ent­wi­ckelt und in die Ta­rif­ver­hand­lun­gen ein­ge­bracht hat­te so­wie ob und ggf. wie sie durch­ge­setzt wer­den konn­ten. Da die Be­tei­lig­te zu 2) für sich die Ta­riffähig­keit be­an­sprucht, hätte sie da­zu Umstände vor­tra­gen müssen (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 - ).

e. Sch­ließlich fehlt der Be­tei­lig­ten zu 2) auch der er­for­der­li­che or­ga­ni­sa­to­ri­sche Auf­bau.

aa. Ei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft muss über ei­nen or­ga­ni­sa­to­ri­schen Auf­bau verfügen, der sie befähigt, die ihr ge­stell­ten Auf­ga­ben zu erfüllen. Der Ab­schluss von Ta­rif­verträgen er­for­dert Vor­be­rei­tun­gen. Die wirt­schaft­li­chen Ent­wick­lun­gen und sons­ti­gen Rah­men­be­din­gun­gen sind zu be­ach­ten und zu


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pro­gnos­ti­zie­ren, um dar­aus die Ta­rif­for­de­run­gen zu ent­wi­ckeln. Zu­dem muss die tatsächli­che Durchführung der Ta­rif­verträge über­wacht und ab­ge­si­chert wer­den. Er­streckt sich der Zuständig­keits­be­reich auf das ge­sam­te Bun­des­ge­biet, ist re­gelmäßig auch ei­ne or­ga­ni­sa­to­ri­sche Aus­stat­tung in der Fläche er­for­der­lich. Es muss ein haupt­amt­li­cher oder ggf. auch eh­ren­amt­li­cher Mit­ar­bei­te­rap­pa­rat be­ste­hen (vgl. da­zu: BAG, Be­schluss vom 28. März 2006 – 1 ABR 58/04 -).

bb. Zu den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts, wo­nach die G nur über ein Büro in K oh­ne re­gio­na­le In­fra­struk­tur verfügt und kei­nen Mit­ar­bei­te­rap­pa­rat be­sitzt, der ei­ne Er­le­di­gung ih­rer sat­zungsmäßigen Auf­ga­ben ermöglicht, hat die Be­tei­lig­te zu 2) im Be­schwer­de­ver­fah­ren kei­ne Stel­lung­nah­me ab­ge­ge­ben. Nach den Erklärun­gen ih­res Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ten im Be­schwer­de­ver­fah­ren ist viel­mehr da­von aus­zu­ge­hen, dass sie der­zeit nicht ein­mal mehr über die sat­zungsmäßig vor­ge­se­he­ne An­zahl von Vor­stands­mit­glie­dern verfügt. Nach Erklärung des Ver­fah­rens­be­vollmäch­tig­ten der An­trag­stel­le­rin be­fin­det sich im Ein­gangs­be­reich des Gebäudes in B , das nun­mehr als Sitz der Be­tei­lig­ten zu 2) an­ge­ge­ben wird, nicht ein­mal ein Hin­weis auf die­se.

4. Auch der An­trag der Be­tei­lig­ten zu 1) auf Fest­stel­lung, dass die Be­tei­lig­te zu 2) bei Ab­schluss der bei­den Ta­rif­verträge im De­zem­ber 2007 kei­ne ta­riffähi­ge Ge­werk­schaft war, ist zulässig und be­gründet.

a. Zu­tref­fend hat das Ar­beits­ge­richt das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se da­mit be­gründet, durch den ver­gan­gen­heits­be­zo­ge­nen Aus­spruch wer­de ver­bind­lich geklärt, dass die bei­den Ta­rif­verträge nicht von ei­ner ta­riffähi­gen Ge­werk­schaft ab­ge­schlos­sen wor­den sei­en.

b. Die Umstände, die die feh­len­de Ta­riffähig­keit der Be­tei­lig­ten zu 2) be­gründen, la­gen auch be­reits im De­zem­ber 2007 vor, als die Ta­rif­verträge ab­ge­schlos­sen wur­den.


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Die Rechts­be­schwer­de war we­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung des Rechts­streits zu­zu­las­sen.

 

R e c h t s m i t t e l b e l e h r u n g :

Ge­gen die­sen Be­schluss kann von der Be­tei­lig­ten zu 2) und dem Be­tei­lig­ten zu 8)

R E C H T S B E S C H W E R D E

ein­ge­legt wer­den.

Für die übri­gen Be­tei­lig­ten ist ge­gen die Ent­schei­dung kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben.

Die Rechts­be­schwer­de muss

in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat  

nach der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form

ab­ge­fass­ten Be­schlus­ses schrift­lich beim

Bun­des­ar­beits­ge­richt

Hu­go-Preuß-Platz 1

99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000

ein­ge­legt wer­den.

Die Rechts­be­schwer­de­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,

2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re


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Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3. ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Rechts­be­schwer­de­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten.

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

 

Schwartz

Ka­threin

Schaf­fert
 

 

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