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BAG, Ur­teil vom 20.01.2009, 1 AZR 515/08

   
Schlagworte: Gewerkschaft, Gewerkschaft: Werbung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 1 AZR 515/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 20.01.2009
   
Leitsätze: Eine tarifzuständige Gewerkschaft ist aufgrund ihrer verfassungsrechtlich geschützten Betätigungsfreiheit grundsätzlich berechtigt, E-Mails zu Werbezwecken auch ohne Einwilligung des Arbeitgebers und Aufforderung durch die Arbeitnehmer an die betrieblichen E-Mail-Adressen der Beschäftigten zu versenden.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt, Urteil vom 06.09.2007, 11/21 Ca 4489/07 Hessisches Landesarbeitsgericht, Urteil vom 30.04.2008, 18 Sa 1724/07
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

1 AZR 515/08
18 Sa 1724/07
Hes­si­sches
Lan­des­ar­beits­ge­richt


Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

20. Ja­nu­ar 2009

UR­TEIL

Klapp, Ur­kunds­be­am­ter

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

1.

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

2.

Be­klag­ter, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

1.

Be­klag­ter, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.


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Kläge­rin, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Ers­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 20. Ja­nu­ar 2009 durch die Präsi­den­tin des Bun­des­ar­beits­ge­richts Schmidt, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Kreft und Lin­sen­mai­er so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Prof. Dr. Wol­ge­muth und Frisch­holz für Recht er­kannt:

1. Auf die Re­vi­sio­nen der Be­klag­ten zu 1. bis 3. wird das Ur­teil des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 30. April 2008 - 18 Sa 1724/07 - auf­ge­ho­ben.


2. Auf die Be­ru­fun­gen der Be­klag­ten zu 1. bis 3. wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 6. De­zem­ber 2007 - 11/21 Ca 4489/07 - ab­geändert:


Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

3. Die Kläge­rin hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Nut­zung dienst­li­cher E-Mail-Adres­sen für ge­werk­schaft­li­che Mit­glie­der­wer­bung.

Die Kläge­rin er­bringt Dienst­leis­tun­gen für die Fi­nanz­wirt­schaft auf dem Ge­biet der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie. Sie beschäftigt in meh­re­ren Stand­or­ten ins­ge­samt et­wa 3.300 Mit­ar­bei­ter. Ihr Haupt­sitz ist F. Die Be­klag­te zu 1. ist die - für die Kläge­rin zuständi­ge - Ver­ein­te Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di). Der Be­klag­te zu 2. ist der Lei­ter von de­ren Lan­des­be­zirk Rhein­land-Pfalz, der Be­klag­te zu 3. ihr für den Be­reich der Spar­kas­sen zuständi­ger Bun­des­fach­grup­pen­lei­ter.
 


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In den Be­trie­ben der Kläge­rin gilt ei­ne Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung über die „Nut­zung von eMail, In­ter­net und In­tra­net so­wie den Ein­satz von zen­tra­len Schutz­in­stan­zen“ vom 23. No­vem­ber 2006. Sie enthält ua. fol­gen­de Re­ge­lun­gen:

„4 Grundsätze der In­ter­net- und EMail-Nut­zung In­ter­net

...

b) Je­dem Mit­ar­bei­ter wird ein In­ter­net-Zu­gang ein­ge­rich­tet. Bei miss­bräuch­li­cher Nut­zung, folg­lich ins­be­son­de­re bei Ver­s­toß ge­gen die Nut­zungs­re­ge­lung die­ser GBV nebst ih­rer An­la­gen, kann der In­ter­net-Zu­gang ent­zo­gen wer­den.

c) Je­der Mit­ar­bei­ter, der durch ei­ne Ein­wil­li­gung ... auf sein in­di­vi­du­el­les Recht auf Schutz des Fern­mel­de­ge­heim­nis­ses aus dem Te­le-kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­setz ver­zich­tet, kann den In­ter­net-Zu­gang in an­ge­mes­se­nem Um­fang auch pri­vat nut­zen; da­zu gehört auch der Auf­ruf ei­nes pri­va­ten E-Mail-Zu­gan­ges. Der Ar­beit­ge­ber gewähr­leis­tet die Er­reich­bar­keit der vom Mit­ar­bei­ter frei zu wählen­den Free­mai­ler.


d) Bei der dienst­li­chen wie pri­va­ten Nut­zung wird ein ver­ant­wor­tungs­vol­ler Um­gang mit dem In­ter­net vor­aus­ge­setzt. Je­der Mit­ar­bei­ter hat das Aus­maß der pri­va­ten Nut­zung des In­ter­nets auf ein Mi­ni­mum zu re­du­zie­ren. Ins­be­son­de­re dürfen durch die pri­va­te Nut­zung des In­ter­nets die dienst­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten nicht be­ein­träch­tigt wer­den.

...


eMail

a) Der von der SI dem Mit­ar­bei­ter zur Verfügung ge­stell­te eMail-Zu­gang dient aus­sch­ließlich der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Beschäftig­ten un­ter-ein­an­der so­wie im Rah­men von dienst­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten mit ex­ter­nen Stel­len.

...

d) Die SI ist be­rech­tigt, je­der­zeit Ein­sicht­nah­me in die zu be­trieb­li­chen Zwe­cken ein- und aus-ge­hen­den eMails und de­ren Anhänge zu

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neh­men, aus­ge­nom­men Mail­ver­kehr der be­triebs­rats­ei­ge­nen Mail­adres­sen ... .“

Ge­gen En­de des Jah­res 2006 ent­wi­ckel­te die Kläge­rin ein „Stand­ort­kon­zept“. Dar­in wa­ren die Sch­ließung meh­re­rer Stand­or­te und die Ver­set­zung di­ver­ser Ar­beit­neh­mer vor­ge­se­hen. In die­sem Zu­sam­men­hang wand­ten sich die Be­klag­ten zu 2. und 3. im Na­men von ver.di mit In­for­ma­tio­nen an sämt­li­che Beschäftig­ten. Da­zu sand­ten sie am 12. Fe­bru­ar 2007 auf elek­tro­ni­schem Weg ei­nen Text an de­ren je­wei­li­ge dienst­li­che E-Mail-Adres­se. Die Adres­sen wa­ren nach dem Mus­ter „Vor­na­me.Nach­na­me@S.de“ ge­bil­det. Die Kläge­rin hat­te die Adres­sen kei­nem der Be­klag­ten mit­ge­teilt; auf wel­chem We­ge die­se sie er­hal­ten ha­ben, steht nicht fest. In den E-Mails wur­den die Ar­beit­neh­mer darüber un­ter­rich­tet, dass ver.di in in­halt­li­cher Ab­stim­mung mit dem Ge­samt­be­triebs­rat ei­nen Fir­men­ta­rif­ver­trag zum Stand­ort­kon­zept for­de­re und da­zu ei­ne Ta­rif­kom­mis­si­on ge­bil­det ha­be. Ver­hand­lungsführer sei der Be­klag­te zu 2., sein Stell­ver­tre­ter der Be­klag­te zu 3. Die an die Kläge­rin ge­rich­te­ten For­de­run­gen bestünden ua. dar­in, den Be­sitz­stand al­ler Mit­ar­bei­ter zu wah­ren, Zwangs­ver­set­zun­gen aus­zu­sch­ließen, die Te­le­ar­beit zu er­hal­ten und aus­zu­bau­en, zur Mo­bi­lität be­rei­te Mit­ar­bei­ter zu un­terstützen und ei­ne adäqua­te Al­ters­ver­sor­gung für al­le Mit­ar­bei­ter zu gewähr­leis­ten. Fer­ner heißt es in dem Text:


„ver.di will Sie künf­tig in­ten­siv und di­rekt auf die­sem Weg des Mai­lings in­for­mie­ren und ein­be­zie­hen. Über die wei­te­ren Ver­hand­lun­gen und Ak­tio­nen wer­den wir je­weils auf die­sem Weg in­for­mie­ren.

Selbst­verständ­lich re­spek­tie­ren wir, wenn Sie kei­ne Mails wünschen. Kli­cken Sie ein­fach auf den un­ten ste­hen­den Link, mit dem Sie sich au­to­ma­tisch aus dem Ver­tei­ler löschen können. Schrei­ben Sie uns - es geht um Ih­ren Ar­beits­platz! ...“

Mit Schrei­ben vom 28. Fe­bru­ar 2007 for­der­te die Kläge­rin die Be­klag­ten auf, bin­nen zwei­er Ta­ge zu erklären, dass sie es künf­tig un­ter­ließen, E-Mails an ih­re Mit­ar­bei­ter zu sen­den oder die E-Mail-Adres­sen ih­rer Mit­ar­bei­ter an Drit­te wei­ter­zu­ge­ben. Die Be­klag­ten ka­men der Auf­for­de­rung nicht nach. Am 5. März 2007 hat die Kläge­rin beim Land­ge­richt Frank­furt am Main den Er­lass ei­ner


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ent­spre­chen­den einst­wei­li­gen Verfügung be­an­tragt. Das Land­ge­richt wies den An­trag aus Sach­gründen zurück. Auf die so­for­ti­ge Be­schwer­de der Kläge­rin ver­wies das Ober­lan­des­ge­richt das Ver­fah­ren an das Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main. Die­ses gab dem An­trag statt. Die Be­klag­ten ga­ben zu ih­rem künf­ti­gen Ver­hal­ten kei­ne Erklärung ab. Die Kläge­rin hat dar­auf­hin das vor­lie­gen­de Haupt­sa­che­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet. Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die Be­klag­ten hätten durch die Ver­sen­dung der E-Mails an die Beschäftig­ten ihr - der Kläge­rin - all­ge­mei­nes Persönlich­keits­recht und ihr Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ver­letzt. Zu­gleich hätten sie durch den Ent­zug von Spei­cher­ka­pa­zität ihr Ei­gen­tum an den Fest­plat­ten und durch die Ver­lei­tung der Ar­beit­neh­mer zum Aus­dru­cken der E-Mails ihr Ei­gen­tum an Dru­cker­to­ner und Pa­pier ver­letzt. Die mas­sen­haf­te Ver­sen­dung von E-Mails zur Wer­bung oder Un­ter­rich­tung der Ar­beit­neh­mer sei nicht vom Schutz­be­reich des Art. 9 Abs. 3 GG ge­deckt. Sie ver­s­toße we­gen der da­mit ver­bun­de­nen Kos­tenüberwälzung auf den Ar­beit­ge­ber ge­gen den Grund­satz der Kampf­pa­rität. Im Übri­gen ver­lan­ge die Rechts­wid­rig­keit der Adres­sen­be­schaf­fung aus Gründen des Da­ten­schut­zes da­nach, de­ren künf­ti­ge Nut­zung zu un­ter­sa­gen.


Die Kläge­rin hat zweit­in­stanz­lich zu­letzt be­an­tragt,

die Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, es bei Mei­dung von Ord­nungs­geld bis zu 250.000,00 Eu­ro für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung - er­satz­wei­se Ord­nungs­haft - oder Ord­nungs­haft bis zu 6 Mo­na­ten zu un­ter­las­sen, un­auf­ge­for­dert E-Mails an die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen ih­rer Mit­ar­bei­ter oh­ne vor­aus­ge­gan­ge­ne Auf­for­de­rung oder ihr - der Kläge­rin - Ein­verständ­nis zu sen­den.

Die Be­klag­ten ha­ben be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie ha­ben die An­sicht ver­tre­ten, ihr Ver­hal­ten un­ter­fal­le dem Schutz­be­reich von Art. 9 Abs. 3 GG. Die Abwägung mit mögli­cher­wei­se kol­li­die­ren­den, ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten Rech­ten und Rechtsgütern der Kläge­rin und der Ar­beit­neh­mer führe da­zu, dass die­se an­ge­sichts des ge­rin­gen Ver­let­zungs­grads zurück­zu­tre­ten hätten. Auch sei die Nut­zung der dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen da­ten-schutz­recht­lich nicht un­zulässig. Dies gel­te nicht nur hin­sicht­lich der Adres­sen
 


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von Ge­werk­schafts­mit­glie­dern, son­dern auch hin­sicht­lich der­je­ni­gen sons­ti­ger Be­leg­schafts­an­gehöri­ger.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­fol­gen die Be­klag­ten ihr Be­geh­ren wei­ter, die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist be­gründet. Der Kläge­rin steht der gel­tend ge­mach­te Un­ter­las­sungs­an­spruch nicht zu. Durch die un­auf­ge­for­der­te Ver­sen­dung von E-Mails an die Beschäftig­ten über de­ren dienst­li­che E-Mail-Adres­sen wer­den Rech­te der Kläge­rin auch dann nicht ver­letzt, wenn die­se ihr Ein­verständ­nis da­zu nicht er­teilt hat. Ihr Un­ter­las­sungs­be­geh­ren kann auch nicht auf das Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz gestützt wer­den.


A. Die zulässi­ge Re­vi­si­on von ver.di hat Er­folg. Der Un­ter­las­sungs­an­trag der Kläge­rin ist ver.di ge­genüber un­be­gründet.

I. Der An­trag ist zulässig. 

1. Er be­darf der Klar­stel­lung. Die Kläge­rin be­gehrt von sämt­li­chen Be­klag­ten, es zu un­ter­las­sen, E-Mails an die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen ih­rer Beschäftig­ten zu sen­den „oh­ne vor­aus­ge­gan­ge­ne Auf­for­de­rung“ oder Ein­verständ­nis von ih­rer - der Kläge­rin - Sei­te. In der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Kläge­rin da­zu erklärt, sie wen­de sich ge­gen die „un­auf­ge­for­der­te Zu­sen­dung“ von E-Mails und mei­ne da­mit das Feh­len ei­ner Auf­for­de­rung durch die Ar­beit­neh­mer als Empfänger. Die Kläge­rin will dem­nach E-Mail-Sen­dun­gen sei­tens der Be­klag­ten an die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen ih­rer Mit­ar­bei­ter ge­ne­rell un­ter­sagt wis­sen, es sei denn, die Beschäftig­ten hätten ei­nen der Be­klag­ten da­zu vor­her auf­ge­for­dert oder sie - die Kläge­rin - hätte zu­vor ihr Ein­verständ­nis er­teilt. Von die­sem An­trag sind nicht
 


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nur Sen­dun­gen er­fasst, die zeit­gleich in Form ei­nes sog. Mai­lings an sämt­li­che Mit­ar­bei­ter ver­sen­det wer­den, son­dern auch sol­che, die sich an we­ni­ge oder nur ei­nen Mit­ar­bei­ter rich­ten. Da­bei un­ter­schei­det der An­trag we­der nach der mögli­chen Ge­werk­schafts­zu­gehörig­keit der Beschäftig­ten noch nach dem In­halt der Sen­dun­gen. Es han­delt sich um ei­nen ent­spre­chend weit ge­fass­ten Glo­balan­trag.


2. Mit die­sem In­halt ist der An­trag hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Sein Ge­gen­stand ist um­fas­send, aber nicht un­präzi­se. ver.di kann klar er­ken­nen, was sie un­ter­las­sen möge. Sie soll sich jeg­li­cher Be­nut­zung der E-Mail-Adres­se ir­gend­ei­nes Beschäftig­ten der Kläge­rin für elek­tro­ni­sche Sen­dun­gen jed­we­den In­halts oh­ne ent­spre­chen­de Ein­wil­li­gung ent­hal­ten. Dass mit die­ser Un­ter­las­sungs­ver­pflich­tung die Not­wen­dig­keit ei­nes nicht näher be­zeich­ne­ten ak­ti­ven Tuns ein­her­ge­hen kann - et­wa des Ein­wir­kens auf ei­ge­ne Mit­ar­bei­ter und Re­präsen­tan­ten -, macht die Ver­pflich­tung nicht un­be­stimmt (vgl. BAG 29. April 2004 - 1 ABR 30/02 - zu B III 1 b aa der Gründe mwN, BA­GE 110, 252).


3. Der be­son­de­ren Dar­le­gung ei­nes Rechts­schutz­in­ter­es­ses be­darf es für ei­nen Un­ter­las­sungs­an­trag nicht. Die Wie­der­ho­lungs­ge­fahr auf Sei­ten des Schuld­ners ist kei­ne Vor­aus­set­zung der Zulässig­keit, son­dern der Be­gründet­heit des An­trags.

II. Der An­trag ist un­be­gründet. Die Kläge­rin kann nicht ver­lan­gen, dass ver.di elek­tro­ni­sche Mit­tei­lun­gen an die E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten oh­ne Auf­for­de­rung oder Ein­verständ­nis künf­tig ge­ne­rell un­terlässt. So­weit da­durch ab­so­lu­te Rech­te der Kläge­rin berührt wer­den, ist dies von der ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten Betäti­gungs­frei­heit von ver.di als Ge­werk­schaft ge­deckt. Ein aus der Ver­let­zung da­ten­schutz­recht­li­cher Vor­schrif­ten her­zu­lei­ten­der An­spruch be­steht nicht.

1. Ein Un­ter­las­sungs­an­spruch der Kläge­rin folgt nicht aus § 1004 Abs. 1 BGB we­gen Störung ih­res Ei­gen­tums an den von der Ver­sen­dung be­trof­fe­nen Tei­len des in­stal­lier­ten elek­tro­ni­schen Netz­werks. Ein An­spruch folgt eben­so
 


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we­nig aus § 1004 Abs. 1 BGB iVm. § 823 Abs. 1 BGB we­gen Ver­let­zung ih­res Ei­gen­tums an den bei ei­nem Aus­druck der E-Mails ver­brauch­ten Ma­te­ria­li­en, we­gen Ver­s­toßes ge­gen das ei­ner Per­so­nen­ge­sell­schaft zu­ste­hen­de all-ge­mei­ne Persönlich­keits­recht oder we­gen ei­nes Ein­griffs in das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb.

a) Nach § 1004 Abs. 1 BGB kann der Ei­gentümer, wenn sein Ei­gen­tum in an­de­rer Wei­se als durch Be­sit­z­ent­zug be­ein­träch­tigt wird, vom Störer die Be­sei­ti­gung der Be­ein­träch­ti­gung ver­lan­gen. Sind wei­te­re Be­ein­träch­ti­gun­gen zu be­sor­gen, kann er auf Un­ter­las­sung kla­gen. Durch die Ver­sen­dung von E-Mails wer­den die elek­tro­ni­schen Emp­fangs- und Spei­cher­vor­rich­tun­gen der Kläge­rin ak­ti­viert und wird zu­min­dest vorüber­ge­hend Spei­cher­ka­pa­zität in An­spruch ge­nom­men. Dar­in liegt mit Blick auf un­erwünsch­te Sen­dun­gen ei­ne Be­ein­träch­ti­gung iSv. § 1004 Abs. 1 BGB (Pa­landt/Bas­sen­ge BGB 68. Aufl. § 1004 Rn. 10 mwN). Zwar die­nen E-Mail-Adres­sen ähn­lich wie Vor­rich­tun­gen zum Ein­wurf von Brief­post ge­ra­de dem Emp­fang sol­cher Sen­dun­gen. Die Kläge­rin hat ge­genüber ver.di aber aus­drück­lich erklärt, dass für die­se die E-Mail-Adres­sen ih­rer Mit­ar­bei­ter nicht zur Verfügung stünden. Setzt sich ver.di über die­se Zu­gangs­be­schränkung hin­weg, be­ein­träch­tigt ei­ne sol­che Hand­lungs­wei­se das Ei­gen­tum der Kläge­rin.


b) Im Hin­blick auf die mögli­che, von der Kläge­rin nicht ge­neh­mig­te Her­stel­lung von Aus­dru­cken des Tex­tes ei­ner E-Mail ist der Tat­be­stand ei­ner An­spruchs­norm durch ver.di al­ler­dings nicht ver­wirk­licht. Zwar liegt dar­in ei­ne Ver­let­zung des Ei­gen­tums der Kläge­rin an Dru­cker­to­ner und Pa­pier und kann der Ei­gentümer vom Störer gem. § 1004 Abs. 1 iVm. § 823 Abs. 1 BGB ver­lan­gen, künf­ti­ge Ei­gen­tums­ver­let­zun­gen zu un­ter­las­sen. Auch ist Störer im Zu­sam­men­hang mit der Ver­let­zung ab­so­lu­ter Rech­te nicht nur der un­mit­tel­ba­re Täter oder Teil­neh­mer - hier der den Druck­vor­gang auslösen­de Ar­beit­neh­mer -, son­dern je­der, der in ir­gend­ei­ner Wei­se wil­lent­lich und adäquat kau­sal zur Be­ein­träch­ti­gung des Ei­gen­tums beiträgt (BGH 11. März 2004 - I ZR 304/01 - zu II 2 b bb (1) der Gründe mwN, NJW 2004, 3102). Der Ver­sand ei­ner E-Mail durch ver.di ist je­doch nicht adäquat ursächlich für das Aus­dru­cken. ver.di ist


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des­halb nicht Störe­rin im Sin­ne des De­likt­stat­be­stands. Das mögli­che Aus­dru­cken des Tex­tes ei­ner von ihr ver­sand­ten E-Mail durch Ar­beit­neh­mer der Kläge­rin ist ihr nicht zu­zu­rech­nen. Viel­mehr darf ver.di grundsätz­lich da­von aus­ge­hen, dass die Ar­beit­neh­mer sich recht­lich kor­rekt ver­hal­ten und mögli­che Wei­sun­gen der Kläge­rin be­ach­ten. Für den Fall, dass die Kläge­rin das Aus­dru­cken pri­va­ter E-Mails ent­we­der gänz­lich un­ter­sagt oder von ei­ner Kos­tenüber­nah­me durch die Ar­beit­neh­mer abhängig macht, darf ver.di an­neh­men, dass die­se sich an die be­tref­fen­den Vor­ga­ben hal­ten wer­den. Al­lein we­gen der nicht aus­zu­sch­ließen­den Möglich­keit wei­sungs­wid­ri­gen Ver­hal­tens ist ver.di nicht selbst und jetzt schon Störe­rin. Et­was an­de­res könn­te gel­ten, wenn ein er­heb­li­cher Teil der Ar­beit­neh­mer trotz ge­gen­tei­li­ger An­wei­sun­gen von ei­nem Aus­du­cken nicht Ab­stand nähme, ver.di dies be­kannt wäre und sie gleich­wohl wei­ter­hin E-Mails ver­schick­te. Da­zu fehlt es an Par­tei­vor­brin­gen. Ob ver.di in ei­nem sol­chen Fall ver­lan­gen könn­te, dass die Kläge­rin den Aus­druck ih­rer E-Mails (ge­gen Kos­ten­er­stat­tung) zulässt, be­darf des­halb kei­ner Klärung.


c) Die Kläge­rin hat auch ei­ne Ver­let­zung ih­res all­ge­mei­nen Persönlich­keits­rechts nicht dar­ge­tan.

aa) Das aus Art. 1 Abs. 1, Art. 2 Abs. 1 GG ab­zu­lei­ten­de all­ge­mei­ne Persönlich­keits­recht ge­nießt als „sons­ti­ges Recht“ iSv. § 823 Abs. 1 BGB den Schutz ab­so­lu­ter Rech­te. Es steht nicht nur natürli­chen Per­so­nen zu. So­wohl Ka­pi­tal­ge­sell­schaf­ten als auch Per­so­nen­ge­sell­schaf­ten des Han­dels­rechts ge­nießen zi­vil­recht­li­chen Persönlich­keits- und Eh­ren­schutz, wenn und so­weit ihr so­zia­ler Gel­tungs­an­spruch in ih­rem Auf­ga­ben­be­reich be­trof­fen wird (BGH 8. Ju­li 1980 - VI ZR 177/78 - zu B I 1 a der Gründe mwN, NJW 1980, 2807). Ge­gen be­ein­träch­ti­gen­de Hand­lun­gen kann sich die Ge­sell­schaft mit Hil­fe ei­nes Un­ter­las­sungs­an­spruchs aus § 1004 Abs. 1 BGB iVm. § 823 Abs. 1 BGB weh­ren.

bb) Die Kläge­rin bringt in die­sem Zu­sam­men­hang vor, die Be­klag­ten hätten durch die flächen­de­cken­de Ver­sen­dung der E-Mails an ih­re Mit­ar­bei­ter bei die­sen den un­zu­tref­fen­den Ein­druck er­weckt, sie kümme­re sich nicht um die ihr von die­sen ver­trau­lich über­las­se­nen per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten. Da die dienst-
 


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li­chen E-Mail-Adres­sen nicht all­ge­mein zugäng­lich sei­en, müss­ten die Mit­ar­bei­ter an­neh­men, sie ha­be sie der Be­klag­ten über­las­sen und zur Verfügung ge­stellt. Hier­durch wer­de ihr so­zia­ler Gel­tungs­an­spruch als ver­trau­enswürdi­ge Ar­beit­ge­be­rin und Geschäfts­part­ne­rin be­ein­träch­tigt, zu­mal sie auch über weit sen­si­ble­re per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten ih­rer Mit­ar­bei­ter verfüge und die­se nun-mehr befürch­ten müss­ten, auch die­se würden Drit­ten zugäng­lich ge­macht.


cc) Auf die­se Wei­se hat die Kläge­rin ei­nen Ver­s­toß ge­gen ihr all­ge­mei­nes Persönlich­keits­recht nicht dar­ge­legt. Ei­ne Her­abwürdi­gung in den Au­gen ih­rer Mit­ar­bei­ter und ei­ne Miss­ach­tung ih­res so­zia­len Gel­tungs­an­spruchs ist mit ei­ner Ver­wen­dung der dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen durch ver.di nicht ver­bun­den. Es ist we­der na­he lie­gend noch gar zwin­gend, dass die Beschäftig­ten die Da­ten­kennt­nis der Be­klag­ten auf ei­ne Über­mitt­lung durch die Kläge­rin oder doch de­ren sorg­lo­sen Um­gang mit den er­ho­be­nen Da­ten und das Un­ter­las­sen von Schutz­maßnah­men zurückführen. An­ge­sichts des Um­stands, dass die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen nicht et­wa ge­heim sind, und des ein­fa­chen Prin­zips ih­rer Er­zeu­gung nach dem Mus­ter „Vor­na­me.Nach­na­me@S.de“ dürf­te für die Beschäftig­ten die Vor­stel­lung näher lie­gen, dass die Be­klag­ten die E-Mail-Adres­sen ent­we­der auf­grund ei­ge­ner Kennt­nis­se oder nach Er­kun­di­gung über ih­re - der Beschäftig­ten - Na­men selbst ge­ne­riert ha­ben. Im Übri­gen ließe sich ei­ner fal­schen Vor­stel­lung mit ei­ner ent­spre­chen­den Mit­tei­lung an die Be­leg­schaft für die Zu­kunft be­geg­nen, wie dies die Kläge­rin mit ih­rem elek­tro­ni­schen Schrei­ben vom 28. Fe­bru­ar 2007 tatsächlich ge­tan hat.

d) Ob der Tat­be­stand ei­ner Ver­let­zung des Rechts am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb vor­liegt, ver­mag der Se­nat nicht ab­sch­ließend zu ent­schei­den. Es kommt dar­auf im Er­geb­nis auch nicht an.

aa) Das Recht des Be­triebs­in­ha­bers am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ist nach § 1004 Abs. 1, § 823 Abs. 1 BGB de­lik­tisch geschützt. Es ist ge­rich­tet auf die un­gestörte Betäti­gung und Ent­fal­tung des funk­tio­nie­ren­den Be­triebs im Wirt­schafts­le­ben auf Grund­la­ge der schon ge­trof­fe­nen Be­triebs­ver­an­stal­tun­gen (BGH 28. Ja­nu­ar 1975 - III ZR 141/55 - zu I 1 der Gründe, BGHZ 23, 157; 18. März 1969 - VI ZR 204/67 - zu II 3 der Gründe,
 


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NJW 1969, 1207; BGB-RGRK/Stef­fen 12. Aufl. § 823 Rn. 40 mwN). Sein de­lik­ti­scher Schutz er­fasst be­triebs­be­zo­ge­ne Ein­grif­fe, die sich ge­gen den „be­trieb­li­chen Or­ga­nis­mus“ oder die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­frei­heit rich­ten. Da­bei muss es sich um Ein­grif­fe han­deln, de­nen ei­ne Scha­dens­ge­fahr ei­gen ist, die über ei­ne bloße Belästi­gung oder ei­ne so­zi­alübli­che Be­hin­de­rung hin­aus­geht und ge­eig­net ist, den Be­trieb in emp­find­li­cher Wei­se zu be­ein­träch­ti­gen (BGH 21. April 1998 - VI ZR 196/97 - zu II 3 a der Gründe, BGHZ 138, 311; 29. Ja­nu­ar 1985 - VI ZR 130/83 - zu II 1 der Gründe, NJW 1985, 1620). Das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb stellt ei­nen of­fe­nen Tat­be­stand dar, des­sen In­halt und Gren­zen sich erst aus ei­ner In­ter­es­sen- und Güter­abwägung mit der im Ein­zel­fall kon­kret kol­li­die­ren­den In­ter­es­sensphäre an­de­rer er­ge­ben (BGH 21. April 1998 - VI ZR 196/97 - zu II 3 b aa der Gründe mwN, aaO). Be­ruht der mögli­che Ein­griff auf der Ver­wen­dung rechts­wid­rig be­schaff­ter In­for­ma­tio­nen, ist auch die­ser Um­stand im Rah­men der ein­zel­fall­be­zo­ge­nen Güter­abwägung un­ter Berück­sich­ti­gung der Be­son­der­hei­ten des zu be­ur­tei­len­den Sach­ver­halts und ggf. der Be­deu­tung ein­schlägi­ger Grund­rech­te als ei­ner der Abwägungs­fak­to­ren zu berück­sich­ti­gen (BGH 21. April 1998 - VI ZR 196/97 - zu II 3 b bb der Gründe, aaO).

bb) Die Kläge­rin er­blickt ei­nen Ein­griff in ih­ren ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb be­reits dar­in, dass sie der Zu­sen­dung der E-Mails nicht zu­ge­stimmt ha­be und die Be­klag­ten dies auch nicht hätten ver­mu­ten können, weil ih­nen die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 23. No­vem­ber 2006 be­kannt ge­we­sen sei. Im Übri­gen stel­le die Zu­sen­dung der E-Mails ei­ne erns­te, nicht hin­nehm­ba­re Belästi­gung dar. Durch sie wer­de in er­heb­li­chem Um­fang Ar­beits­zeit zu be­triebs­frem­den Zwe­cken ein­ge­setzt, weil die E-Mails von den Beschäftig­ten zwangsläufig während der Ar­beits­zeit wahr­ge­nom­men würden. Die Mit­ar­bei­ter müss­ten zu­min­dest prüfen, ob die Sen­dung dienst­li­che Auf­ga­ben be­tref­fe. Dafür müss­ten je­weils 25 Se­kun­den ver­an­schlagt wer­den. Das ma­che bei 3.300 Mit­ar­bei­tern ei­nen Auf­wand von mehr als 23 Ar­beits­stun­den aus. Ent­schei­de sich auch nur die Hälf­te der Mit­ar­bei­ter für die vollständi­ge Lektüre, führe das bei ei­nem geschätz­ten Auf­wand von je sie­ben Mi­nu­ten zu ei­ner „Ver­geu­dung“ von über 190 Ar­beits­stun­den. Da die E-Mails nur „on­line“
 


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ab­ge­ru­fen wer­den könn­ten, fie­len außer­dem zusätz­li­che Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons-kos­ten an.

cc) An­hand des Vor­brin­gens der Kläge­rin lässt sich das Vor­lie­gen ei­nes Ein­griffs in den ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb nicht ab­sch­ließend prüfen.


(1) Al­lein mit dem Feh­len ei­ner Ein­wil­li­gung in den Er­halt der E-Mails ist ein Ein­griff in den Ge­wer­be­be­trieb der Kläge­rin nicht ver­bun­den. Die un­er­be­te­ne Ver­sen­dung mag zwar zu ei­ner Störung ih­res Ei­gen­tums iSv. § 1004 Abs. 1 BGB führen. Schutz­gut des § 823 Abs. 1 BGB be­zo­gen auf den ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ist aber nicht das Ei­gen­tum an den Be­triebs­mit­teln, son­dern das störungs­freie Funk­tio­nie­ren des Be­triebs. Ei­ne tatsächli­che Störung der be­trieb­li­chen Abläufe geht mit dem bloßen Emp­fang un­erwünsch­ter E-Mail-Sen­dun­gen als sol­chem nicht ein­her.

(2) Dass die auf dem E-Mail-Emp­fang be­ru­hen­den Hand­lun­gen der Beschäftig­ten zu nen­nens­wer­ten wirt­schaft­li­chen Be­las­tun­gen führen, steht nicht fest. Die Ar­beits­zeit der Mit­ar­bei­ter wird da­durch al­len­falls für we­ni­ge Mi­nu­ten ge­bun­den. Die Kläge­rin hat zu dem in den be­trof­fe­nen Be­trie­ben gel­ten­den Ar­beits­zeit­re­gime nichts vor­ge­tra­gen. Es ist des­halb möglich, dass es - et­wa bei sog. Ver­trau­ens­ar­beits­zeit - tatsächlich gar nicht zur „Ver­geu­dung“, dh. zur ge­gen­leis­tungs­lo­sen Vergütung von Ar­beits­zeit kommt. Aber selbst wenn dies an­zu­neh­men sein soll­te, läge dar­in ei­ne recht­lich be­deut­sa­me Be­las­tung nur, wenn sie über das so­zi­alübli­che Maß hin­aus­gin­ge. Da­von kann nicht aus­ge­gan­gen wer­den. Übli­cher­wei­se ver­brin­gen auch Ar­beit­neh­mer, de­ren Ar­beits­zeit zu Vergütungs­zwe­cken ge­nau ge­mes­sen wird, kur­ze An­tei­le da­von beim pri­va­ten Gespräch mit Kol­le­gen oder bei sons­ti­gen pri­va­ten Ver­rich­tun­gen. Dies gilt ins­be­son­de­re dann, wenn ih­nen - wie bei der Kläge­rin - die Nut­zung des In­ter­nets zu pri­va­ten Zwe­cken ge­stat­tet ist. An­ge­sichts die­ser Er­laub­nis liegt auch die von der Kläge­rin be­haup­te­te Ent­ste­hung wei­te­rer Te­le-kom­mu­ni­ka­ti­ons­kos­ten durch die Lektüre der E-Mails nicht auf der Hand. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat nähe­re Fest­stel­lun­gen da­zu nicht ge­trof­fen.


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dd) Zu­guns­ten der Kläge­rin kann un­ter­stellt wer­den, dass in der Zu­sen­dung ei­ner E-Mail sei­tens oder im Na­men von ver.di je­den­falls der Tat­be­stand ei­ner Ver­let­zung des Rechts am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb zu se­hen ist. Der Un­ter­las­sungs­an­spruch be­steht auch dann nicht.


2. Ein auf § 1004 Abs. 1 BGB bzw. ein auf § 1004 Abs. 1 iVm. § 823 30 Abs. 1 BGB gestütz­ter Un­ter­las­sungs­an­spruch ge­gen ver.di schei­tert nicht am Feh­len von de­ren Pas­siv­le­gi­ti­ma­ti­on. Schuld­ner ei­nes Un­ter­las­sungs­an­spruchs ist der Störer. Hand­lungsstörer ist, wie erwähnt, nicht nur der­je­ni­ge, der die Be­ein­träch­ti­gung durch ei­ge­nes Han­deln un­mit­tel­bar be­wirkt, son­dern - als mit­tel­ba­rer Störer - auch der­je­ni­ge, der die Be­ein­träch­ti­gung durch die Hand­lung des Drit­ten adäquat ver­ur­sacht (BGH 7. April 2000 - V ZR 39/99 - zu II 1 b der Gründe mwN, NJW 2000, 2901). Ei­ne adäqua­te Ver­ur­sa­chung kann auch dar­in lie­gen, dass er es ver­absäumt, die un­mit­tel­bar stören­de Hand­lung zu ver­hin­dern, die er selbst ermöglicht hat (BGH 27. Ja­nu­ar 2006 - V ZR 26/05 - zu II 1 der Gründe, NJW 2006, 992). Da­nach ist ver.di ent­we­der un­mit­tel­ba­re Störe­rin, weil die - zu­min­dest ei­ner der - für sie han­deln­den Be­klag­ten zu 2. und

3. als ver­fas­sungsmäßig be­ru­fe­ne Ver­tre­ter iSv. § 31 BGB an­zu­se­hen sind, oder sie ist mit­tel­ba­re Störe­rin, weil sie die Hand­lun­gen der Be­klag­ten zu 2. und 3. or­ga­ni­sa­ti­ons­recht­lich ver­hin­dern könn­te.


3. Ein Un­ter­las­sungs­an­spruch ge­gen ver.di be­steht gleich­wohl nicht. Die Kläge­rin hat un­ter Umständen wie de­nen des Aus­gangs­falls mögli­che Rechts­be­ein­träch­ti­gun­gen durch den E-Mail-Ver­sand hin­zu­neh­men. Sie sind durch die ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Betäti­gungs­frei­heit ei­ner Ge­werk­schaft ge­recht­fer­tigt und des­halb nach Maßga­be von § 1004 Abs. 2, § 823 Abs. 1 BGB von der Kläge­rin zu dul­den.


a) Im Schrift­tum ist um­strit­ten, ob Ge­werk­schaf­ten zum Zweck der Mit­glie­der­wer­bung und In­for­ma­ti­on E-Mails an die be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen der Ar­beit­neh­mer sen­den dürfen. Teil­wei­se wird ei­ne sol­che Be­fug­nis an­ge­nom­men (Däubler In­ter­net- und Ar­beits­recht 3. Aufl. Rn. 527 ff.; ders. DB 2004, 2102, 2103; DKK-Berg Be­trVG 11. Aufl. § 2 Rn. 48a; HWK/Gaul 3. Aufl. § 2 Be­trVG Rn. 14; Kle­be/Wed­de AuR 2000, 401, 405 f.) oder doch mit Ein-
 


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schränkun­gen be­jaht (Kraft/Fran­zen GK-Be­trVG 8. Aufl. § 2 Rn. 94: nur bei Gel­tung von Ver­trau­ens­ar­beits­zeit, an­dern­falls sei da­von aus­zu­ge­hen, dass die E-Mail während der Ar­beits­zeit ge­le­sen wer­de). Teil­wei­se wird ei­ne ent­spre­chen­de Be­rech­ti­gung ab­ge­lehnt (Bes­gen/Prinz Neue Me­di­en und Ar­beits­recht § 2 Rn. 113 f.; Brock Ge­werk­schaft­li­che Betäti­gung im Be­trieb nach Auf­ga­be der Kern­be­reichs­leh­re durch das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt S. 178 f.; Hopf­ner/Sch­rock DB 2004, 1558, 1560; Ka­ya Nut­zung be­trieb­li­cher E-Mail- und In­tra­net-Sys­te­me für ge­werk­schaft­li­che Zwe­cke S. 145, 188; Lel­ley BB 2002, 252, 255; Ri­char­di Be­trVG 11. Aufl. § 2 Nr. 162; zu­min­dest zwei­felnd Beck­schul­ze/Hen­kel DB 2001, 1491, 1501; Go­la Mul­ti­Me­dia und Recht (MMR) 2005, 17, 20).


Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat zu die­ser Fra­ge noch nicht ent­schie­den. Es hat­te sich bis­lang nur mit dem Recht der Ge­werk­schaf­ten auf körper­li­chen Zu­gang zum Be­trieb durch be­stimm­te Per­so­nen zu be­fas­sen (zu­letzt 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - BA­GE 117, 137).


b) Ei­ne ta­rif­zuständi­ge Ge­werk­schaft ist grundsätz­lich be­rech­tigt, E-Mails auch oh­ne Ein­wil­li­gung des Ar­beit­ge­bers und oh­ne vor­he­ri­ge Auf­for­de­rung sei­tens der Ar­beit­neh­mer an die be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten zu ver­sen­den. Zwar fehlt es hierfür an ei­ner ein­fach­ge­setz­li­chen Re­ge­lung. Die Be­fug­nis er­gibt sich auch nicht un­mit­tel­bar aus Art. 9 Abs. 3 GG. Mit­glie­der­wer­bung und In­for­ma­ti­on von Ar­beit­neh­mern ist aber Teil der von Art. 9 Abs. 3 Satz 1 GG geschütz­ten Betäti­gungs­frei­heit der Ge­werk­schaf­ten. Zur die­ser gehört die Be­rech­ti­gung, selbst zu be­stim­men, auf wel­chem We­ge Wer­bung und In­for­ma­ti­on prak­tisch durch­geführt und die Ar­beit­neh­mer an­ge­spro­chen wer­den sol­len. Das um­fasst die Be­fug­nis, be­trieb­li­che E-Mail-Adres­sen von Ar­beit­neh­mern für Wer­bung und In­for­ma­ti­on zu be­nut­zen. Al­ler­dings sind ge­genüber dem In­ter­es­se der Ge­werk­schaft an ei­ner ef­fek­ti­ven Wer­bung und In­for­ma­ti­on durch E-Mail-Ver­sand ver­fas­sungs­recht­li­che Be­lan­ge des Ar­beit­ge­bers und Be­triebs­in­ha­bers und ggf. Be­lan­ge des Ge­mein­wohls ab­zuwägen. Sie können den kon­kre­ten Mo­da­litäten des E-Mail-Ver­sands durch
 


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Ge­werk­schaf­ten im Ein­zel­fall ent­ge­gen­ste­hen, ma­chen ei­ne Ver­wen­dung der be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten aber nicht ge­ne­rell un­zulässig.


aa) Die Be­fug­nis zur Be­nut­zung be­trieb­li­cher E-Mail-Adres­sen der Ar­beit­neh­mer für Zwe­cke der Ge­werk­schaft ist ge­setz­lich nicht ge­re­gelt. Zwar räumt § 2 Abs. 2 Be­trVG ei­ner im Be­trieb ver­tre­te­nen Ge­werk­schaft zur Wahr­neh­mung ih­rer im Ge­setz ge­nann­ten Auf­ga­ben und Be­fug­nis­se grundsätz­lich den Zu­gang zum Be­trieb nach ent­spre­chen­der Un­ter­rich­tung des Ar­beit­ge­bers ein. Das be­deu­tet je­doch nicht, dass der Ge­werk­schaft nach die­ser Be­stim­mung je­den­falls zur Wahr­neh­mung ih­rer Auf­ga­ben nach dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz auch die Nut­zung be­trieb­li­cher E-Mail-Adres­sen ge­stat­tet wäre. Ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung von § 2 Abs. 2 Be­trVG kommt nicht in Be­tracht. Die er­for­der­li­che Gleich­heit der In­ter­es­sen­la­ge ist nicht ge­ge­ben. Dafür sind der Zu­tritt zum Be­trieb durch Per­so­nen und die Nut­zung des E-Mail-Sys­tems sach­lich zu ver­schie­den und berühren zu un­ter­schied­li­che Be­lan­ge der Be­tei­lig­ten (so im Er­geb­nis auch Däubler Rn. 535 f.; Go­la MMR 2005, 17, 20; Hopf­ner/Sch­rock DB 2004, 1558). Für die Ver­fol­gung ge­werk­schaft­li­cher Zwe­cke außer­halb des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes schei­det § 2 Abs. 2 Be­trVG als Rechts­grund­la­ge oh­ne­hin aus.


bb) Ei­ne Be­fug­nis zur Nut­zung be­trieb­li­cher E-Mail-Adres­sen folgt nicht un­mit­tel­bar aus Art. 9 Abs. 3 Satz 1 GG. Zwar ent­fal­tet die Be­stim­mung Wir­kun­gen auch in­ner­halb der Rechts­verhält­nis­se von Pri­vat­rechts­sub­jek­ten, wie Art. 9 Abs. 3 Satz 2 GG zeigt. Die Vor­schrift schützt die Ko­ali­ti­ons­frei­heit auch vor pri­vat­recht­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen (BAG 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - Rn. 35 mwN, BA­GE 117, 137). Ei­ne Be­hin­de­rung der Ko­ali­ti­ons­frei­heit und des Betäti­gungs­rechts iSv. Art. 9 Abs. 3 Satz 2 GG liegt aber nicht vor, wenn der Ar­beit­ge­ber - wie hier nach Maßga­be von Nr. 4 der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 23. No­vem­ber 2006 - den Ge­brauch des be­trieb­li­chen E-Mail-Zu­gangs zwecks Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Be­triebs­ex­ter­nen nur zu be­trieb­li­chen Zwe­cken ge­stat­tet. Ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung oder die Wahr­neh­mung des Di­rek­ti­ons­rechts, die Ge­werk­schaf­ten nicht ge­zielt von der Nut­zung ei­nes im Be­treib in­stal­lier­ten elek­tro­ni­schen Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sys­tems aus­nimmt, ist kei­ne
 


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Maßnah­me, die das Betäti­gungs­recht der Ge­werk­schaft iSv. Art. 9 Abs. 3 Satz 2 GG ein­zu­schränken oder zu be­hin­dern such­te (für die Wahr­neh­mung des Haus­rechts BAG 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - aaO mwN).

cc) Die Be­fug­nis der Ge­werk­schaf­ten, Mit­glie­der­wer­bung und Un­ter­rich­tung der Beschäftig­ten auf dem Weg des E-Mail-Ver­sands an de­ren be­trieb­li­che Adres­se durch­zuführen, folgt aus der von den Ge­rich­ten auf­grund ih­rer Schutz­pflicht im We­ge der ge­set­zes­ver­tre­ten­den Rechts­fort­bil­dung vor­zu­neh­men­den Aus­ge­stal­tung der ge­werk­schaft­li­chen Betäti­gungs­frei­heit.


(1) Art. 9 Abs. 3 GG enthält ei­ne dop­pel­te Gewähr­leis­tung. Die Be­stim­mung verbürgt zum ei­nen für je­der­mann und al­le Be­ru­fe das Recht, zur Wah­rung und Förde­rung der Ar­beits- und Wirt­schafts­be­din­gun­gen Ver­ei­ni­gun­gen zu bil­den. Das schließt das Recht ein, ei­ne der­ar­ti­ge Ko­ali­ti­on zu gründen, ihr bei­zu­tre­ten oder fern­zu­blei­ben. Geschützt ist zum an­de­ren die Ko­ali­ti­on selbst in ih­rem Be­stand, ih­rer or­ga­ni­sa­to­ri­schen Aus­ge­stal­tung und ih­ren Betäti­gun­gen, so­fern die­se der Wah­rung oder Förde­rung der Ar­beits- und Wirt­schafts­be­din­gun­gen die­nen (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - zu II 2 a der Gründe, NZA 2007, 394; BAG 19. Sep­tem­ber 2006 - 1 ABR 53/05 - Rn. 38 mwN, BA­GE 119, 279). Die Wahl der Tätig­kei­ten und der Mit­tel, mit de­nen die Ko­ali­tio­nen die­sen Zweck er­rei­chen wol­len, überlässt Art. 9 Abs. 3 GG grundsätz­lich ih­nen selbst (BVerfG 10. Sep­tem­ber 2004 - 1 BvR 1191/03 - zu B II 1 der Gründe, AP GG Art. 9 Ar­beits­kampf Nr. 167 = EzA GG Art. 9 Ar­beits­kampf Nr. 136). Zu den geschütz­ten Tätig­kei­ten, die dem Er­halt und der Si­che­rung ei­ner Ko­ali­ti­on die­nen, zählt die Mit­glie­der­wer­bung (BVerfG 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B I 2 der Gründe, BVerfGE 93, 352; BAG 31. Mai 2005 - 1 AZR 141/04 - zu I 2 b aa (2) der Gründe, BA­GE 115, 58). Oh­ne Wer­bung um neue Mit­glie­der be­steht die Ge­fahr, dass der Mit­glie­der­be­stand ei­ner Ge­werk­schaft im Lau­fe der Zeit in ei­nem Um­fang zurück­geht, dass sie ih­rer Auf­ga­be, die Ar­beits- und Wirt­schafts­be­din­gun­gen zu wah­ren und zu fördern, nicht mehr sach­gemäß nach­kom­men kann (BAG 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - Rn. 38 mwN, BA­GE 117, 137). Zu den geschütz­ten Tätig­kei­ten zählt fer­ner die In­for­ma­ti­on von Mit­glie­dern und Nicht­mit­glie­dern über
 


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Ak­ti­vitäten der Ver­ei­ni­gung, die der Er­rei­chung des Ko­ali­ti­ons­zwecks, et­wa der Ver­bes­se­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen die­nen sol­len. Die freie Dar­stel­lung or­ga­ni­sier­ter Grup­pen­in­ter­es­sen ist Be­stand­teil der Betäti­gungs­frei­heit, die Art. 9 Abs. 3 GG den Ko­ali­tio­nen gewähr­leis­tet (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - aaO). Sie ist er­for­der­lich für die wei­te­re Un­terstützung von Sei­ten der Mit­glie­der und de­ren Mo­bi­li­sie­rung und dient zu­gleich der Wer­bung von Nicht­mit­glie­dern.

(2) Der Schutz­be­reich von Art. 9 Abs. 3 GG ist nicht von vorn­her­ein auf ei­nen Kern­be­reich ko­ali­ti­ons­gemäßer Betäti­gun­gen be­schränkt, die für die Er­rei­chung des Ko­ali­ti­ons­zwecks un­erläss­lich sind. Er er­streckt sich viel­mehr auf al­le ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­schen Ver­hal­tens­wei­sen (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - zu II 2 a der Gründe, NZA 2007, 394; 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B I 3 der Gründe, BVerfGE 93, 352). Auch über die tatsächli­che Art und Wei­se, in der ei­ne Ko­ali­ti­on Wer­bung be­trei­ben und In­for­ma­tio­nen er­tei­len will, kann sie des­halb grundsätz­lich selbst be­fin­den. So­weit die Ver­fol­gung des Ko­ali­ti­ons­zwecks von dem Ein­satz be­stimm­ter Mit­tel abhängt, wer­den auch die­se vom Schutz des Art. 9 Abs. 3 GG um­fasst (BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 1 a der Gründe, BVerfGE 84, 212). Dem­ent­spre­chend kann ei­ne Ge­werk­schaft selbst be­stim­men, an wel­chem Ort, durch wel­che Per­so­nen und in wel­cher äußeren Form sie um Mit­glie­der wer­ben oder die Ar­beit­neh­mer in­for­mie­ren will. Da­mit un­terfällt et­wa ih­re Ent­schei­dung, Mit­glie­der­wer­bung un­mit­tel­bar im Be­trieb und mit be­triebs­ex­ter­nen Be­auf­trag­ten zu be­trei­ben, dem Schutz­be­reich von Art. 9 Abs. 3 GG. Die Ge­werk­schaft ist nicht auf ei­nen Kern­be­reich un­erläss­li­cher Wer­be­maßnah­men und da­mit mögli­cher­wei­se auf Ak­ti­vitäten außer­halb des Rechts­be­reichs des Ar­beit­ge­bers und Be­triebs­in­ha­bers be­schränkt (BAG 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - Rn. 40, BA­GE 117, 137).

(3) Ist die Ge­werk­schaft bei der von ihr gewähl­ten Art und Wei­se der Mit­glie­der­wer­bung und In­for­ma­ti­on auf die In­an­spruch­nah­me von Ei­gen­tum oder Be­triebs­mit­teln des Ar­beit­ge­bers an­ge­wie­sen, kol­li­diert dies mit des­sen Rechts­po­si­tio­nen aus Art. 14 Abs. 1 GG, Art. 2 Abs. 1 GG und Art. 12 Abs. 1
 


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GG in Ge­stalt des Rechts auf wirt­schaft­li­che Betäti­gungs­frei­heit. Die­ses wird ins­be­son­de­re im Fall der Störung des Be­triebs­ab­laufs oder des Be­triebs­frie­dens berührt (BVerfG 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B II 2 der Gründe, BVerfGE 93, 352). Zum Schutz von glei­cher­maßen ver­fas­sungs­recht­lich gewähr­leis­te­ten Rechtsgütern und Ge­mein­wohl­be­lan­gen kann die von Art. 9 Abs. 3 ga­ran­tier­te Ko­ali­ti­ons­frei­heit, ob­wohl oh­ne Ge­set­zes­vor­be­halt verbürgt, ein­ge­schränkt wer­den (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - zu II 2 a der Gründe, NZA 2007, 394; 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 3 a der Gründe mwN, BVerfGE 84, 212). Al­ler­dings dürfen dem Betäti­gungs­recht der Ko­ali­ti­on nur sol­che Schran­ken ge­zo­gen wer­den, die im kon­kre­ten Fall zum Schutz der be­trof­fe­nen Rechtsgüter von der Sa­che her ge­bo­ten sind (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - aaO; 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B I 3 b der Gründe mwN, aaO). Die da­zu er­for­der­li­che Aus­ge­stal­tung der Ko­ali­ti­ons­frei­heit durch die Rechts­ord­nung ob­liegt in ers­ter Li­nie dem Ge­setz­ge­ber. Sieht die­ser hier­von ab, ist es Sa­che der Ge­rich­te, den mit Art. 9 Abs. 3 GG ver­bun­de­nen staat­li­chen Schutz­auf­trag bei der Nor­m­aus­le­gung und ggf. im We­ge der Rechts­fort­bil­dung wahr­zu­neh­men (BVerfG 26. Ju­ni 1991 - 1 BvR 779/85 - zu C I 2 a der Gründe mwN, aaO). Da­bei sind die kol­li­die­ren­den Grund­rech­te in ih­rer Wech­sel­wir­kung zu er­fas­sen und so zu be­gren­zen, dass sie trotz ih­res Ge­gen­sat­zes, für al­le Be­tei­lig­ten möglichst weit­ge­hend wirk­sam wer­den (BVerfG 6. Fe­bru­ar 2007 - 1 BvR 978/05 - aaO; 19. Ok­to­ber 1993 - 1 BvR 567/89 u. 1044/89 - zu B II 2 b der Gründe, BVerfGE 89, 214; 2. März 1993 - 1 BvR 1213/85 - zu C II 2 der Gründe, BVerfGE 88, 103).


(4) Fer­ner ist zu berück­sich­ti­gen, dass ei­ne ta­rif­zuständi­ge Ge­werk­schaft bei der Wahr­neh­mung von ko­ali­ti­ons­gemäßen Auf­ga­ben zum Ar­beit­ge­ber als In­ha­ber des Be­triebs und der Be­triebs­mit­tel in ei­ner be­son­de­ren Be­zie­hung steht, die sich von der ei­nes un­be­tei­lig­ten Drit­ten un­ter­schei­det. Dies zei­gen et­wa § 2 Abs. 1, Abs. 2 Be­trVG und § 2 Abs. 1, § 3 Abs. 1 TVG. Die In­an­spruch­nah­me von Ei­gen­tum und Be­triebs­mit­teln durch die ta­rif­zuständi­ge Ge­werk­schaft ist dem Ar­beit­ge­ber des­halb ver­gleichs­wei­se eher zu­zu­mu­ten als ei­ne sol­che durch Drit­te, mit de­nen er kei­ner­lei recht­li­che Be­zie­hun­gen un­terhält (vgl. BAG 28. Fe­bru­ar 2006 - 1 AZR 460/04 - Rn. 43, BA­GE 117, 137).
 


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(5) So­weit durch die ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­sche Betäti­gung und Wahl der Mit­tel nicht nur ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Rech­te des Ar­beit­ge­bers, son­dern auch Be­lan­ge des Ge­mein­wohls, et­wa das In­ter­es­se am Un­ter­blei­ben der Ver­wen­dung ei­ner wi­der­recht­lich er­lang­ten In­for­ma­ti­on und da­mit an der Un­ver­brüchlich­keit des Rechts berührt sind, sind auch die­se bei der ge­for­der­ten Her­stel­lung prak­ti­scher Kon­kor­danz zwi­schen den kon­fli­gie­ren­den Rechtsgütern zu berück­sich­ti­gen (BVerfG 25. Ja­nu­ar 1984 - 1 BvR 272/81 - zu C II 4 b der Gründe, BVerfGE 66, 116). Da­bei ver­langt der Streit­fall kei­ne ge­ne­rel­le Be­ur­tei­lung, wel­che Gren­zen Ge­mein­wohl­be­lan­ge der ge­werk­schaft­li­chen Betäti­gungs­frei­heit - et­wa bei Ar­beitskämp­fen - zie­hen können.

(6) Da­ge­gen kann sich der Ar­beit­ge­ber ge­genüber der Ge­werk­schaft nicht dar­auf be­ru­fen, de­ren ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­sche Betäti­gung ver­let­ze Rech­te ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer. Der Ar­beit­ge­ber ist in­so­weit we­der Ver­tre­ter noch Pro­zess­stand­schaf­ter sei­ner Beschäftig­ten. In der zi­vil­recht­li­chen, de­lik­ti­schen An­spruchs­be­zie­hung zwei­er Par­tei­en sind Rechts­po­si­tio­nen Drit­ter grundsätz­lich oh­ne Be­deu­tung für den In­halt der strei­ti­gen Rech­te und Pflich­ten. Das gilt nicht nur für das de­lik­tisch geschütz­te Rechts­gut selbst - hier das Ei­gen­tum und das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb -, son­dern auch für die Rechts­wid­rig­keit ei­ner Ver­let­zungs­hand­lung. Ein Ver­hal­ten des Störers, das im Verhält­nis zum Rechts­in­ha­ber und An­spruchsgläubi­ger ge­recht­fer­tigt ist, wird in die­sem Verhält­nis nicht da­durch rechts­wid­rig, dass es sich im Verhält­nis zu Drit­ten als un­be­rech­tigt er­weist. Et­was an­de­res gilt im hier vor­lie­gen­den Zu­sam­men­hang auch nicht des­halb, weil die Ge­rich­te ge­set­zes­ver­tre­tend tätig wer­den. Sie sind da­bei zwar Sach­wal­ter des Ge­mein­wohls. Die par­ti­ku­la­ren In­ter­es­sen Drit­ter sind aber zu­min­dest dann nicht in die Abwägung ein­zu­be­zie­hen, wenn gänz­lich un­ge­wiss ist, ob und in wel­cher Wei­se die Be­trof­fe­nen ih­re In­ter­es­sen berück­sich­tigt wis­sen wol­len.


dd) Da­nach ist ver.di die un­auf­ge­for­der­te Ver­sen­dung von E-Mails an die be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen der Mit­ar­bei­ter der Kläge­rin auch oh­ne de­ren Ein­verständ­nis nicht we­gen ei­nes über­wie­gen­den Schutz­bedürf­nis­ses auf Sei­ten der Kläge­rin ge­ne­rell un­ter­sagt.
 


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(1) Das Vor­ha­ben von ver.di, In­for­ma­tio­nen und Wer­be­ma­te­ria­li­en an Mit­ar­bei­ter der Kläge­rin über de­ren be­trieb­li­che E-Mail-Adres­sen zu ver­sen­den, fällt in den Schutz­be­reich des Art. 9 Abs. 3 GG. Die Ent­schei­dung, von die­ser bei der Kläge­rin tech­nisch eröff­ne­ten Möglich­keit der Kon­takt­auf­nah­me mit den Beschäftig­ten Ge­brauch zu ma­chen, ist grundsätz­lich von der ge­werk­schaft­li­chen Betäti­gungs­frei­heit ge­deckt.

(2) Der Um­stand, dass ver.di da­zu auf die In­an­spruch­nah­me der im Ei­gen­tum der Kläge­rin ste­hen­den tech­nisch-elek­tro­ni­schen Vor­rich­tun­gen an­ge­wie­sen ist, führt auch oh­ne de­ren Ein­verständ­nis nicht da­zu, dass sie von ei­nem E-Mail-Ver­sand aus­nahms­los Ab­stand neh­men müss­te. Zwar sind das Ei­gen­tum und die wirt­schaft­li­che Betäti­gungs­frei­heit der Kläge­rin in Ge­stalt des Rechts am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb tan­giert. Die Be­ein­träch­ti­gung der Rech­te der Kläge­rin durch ei­nen ein­zel­nen Vor­gang der frag­li­chen Art - sei es im denk­bar ge­rings­ten Aus­maß der künf­ti­gen Ver­sen­dung ei­ner E-Mail an nur ei­nen Mit­ar­bei­ter, sei es - wie im Aus­gangs­fall - im größtmögli­chen Um­fang ei­nes sog. Mai­lings an sämt­li­che Be­leg­schafts­mit­glie­der - sind je­doch äußerst ge­ring.


(a) Zu mögli­chen be­ein­träch­ti­gen­den Fol­gen ei­ner Be­nut­zung des zum Emp­fang von Sen­dun­gen er­for­der­li­chen elek­tro­ni­schen Spei­chers und sons­ti­ger Sach­mit­tel für die­se selbst hat die Kläge­rin nicht sub­stan­ti­iert vor­ge­tra­gen. Sie sind auch ob­jek­tiv nicht er­sicht­lich.


(b) Auch wenn für die Lektüre der E-Mails Ar­beits­zeit auf­ge­wen­det wird und des­halb „unnütze“ Lohn­kos­ten mit ihr ein­her­ge­hen, lässt sich de­ren Um­fang schwer­lich ex­akt mes­sen. Ty­pi­scher­wei­se ist er je­den­falls nicht größer als der­je­ni­ge, wel­cher mit der Lektüre von In­for­ma­ti­ons- und Wer­be­ma­te­ri­al ver­bun­den ist, das Ar­beit­neh­mern, sei es während der Pau­sen, sei es während der Ar­beits­zeit im Be­trieb in Pa­pier­form über­reicht wur­de. Die­ser Über­mitt­lungs­weg wie­der­um ist den Ge­werk­schaf­ten auch an­ge­sichts mögli­cher Fol­ge­kos­ten eröff­net (vgl. BVerfG 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B II 2 der Gründe, BVerfGE 93, 352). Zu lektüre­be­ding­ten erhöhten Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­kos­ten hat die Kläge­rin nicht näher vor­ge­tra­gen.

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(3) Den al­len­falls ge­ringfügi­gen wirt­schaft­li­chen Be­las­tun­gen der Kläge­rin steht auf Sei­ten von ver.di ein geschütz­tes In­ter­es­se von er­heb­li­chem Ge­wicht ge­genüber. Es ist für die Betäti­gungs­frei­heit von Ge­werk­schaf­ten von großer und er­sicht­lich wei­ter zu­neh­men­der Be­deu­tung, dass sie mit Ar­beit­neh­mern - Mit­glie­dern und Nicht­mit­glie­dern - auf dem im­mer übli­cher wer­den­den Weg des E-Mail-Ver­kehrs in Kon­takt tre­ten können. Für die­se Fest­stel­lung reicht es aus, dass je­den­falls die zuständi­ge Ge­werk­schaft selbst die Wich­tig­keit die­ses Kom­mu­ni­ka­ti­ons­we­ges im Rah­men ih­rer ver­fas­sungs­recht­lich ga­ran­tier­ten Einschätzungs­präro­ga­ti­ve so be­ur­teilt. Da die Ar­beit­neh­mer zur Be­fas­sung mit ge­werk­schaft­li­chen Be­lan­gen in ih­rer be­trieb­li­chen Um­ge­bung stärker als an­dern­orts be­reit sein dürf­ten, kann ei­ner Ge­werk­schaft des­halb ge­ra­de die Be­nut­zung der be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen grundsätz­lich nicht ver­wehrt wer­den. Dies gilt ins­be­son­de­re an­ge­sichts der weit ver­brei­te­ten Auflösung des „klas­si­schen“ be­trieb­li­chen Ar­beits­plat­zes zu Guns­ten von häus­li­cher Te­le­ar­beit und an­ge­sichts fle­xi­bler Ar­beits­zeit­mo­del­le oh­ne fest­ste­hen­de und für Außen­ste­hen­de abschätz­ba­re Ar­beits­zei­ten. Auch ist die Befürch­tung nicht von der Hand zu wei­sen, dass Ge­werk­schaf­ten, die sich des be­trieb­li­chen E-Mail-Sys­tems nicht be­die­nen können, bei den Ar­beit­neh­mern zu­neh­mend als „ver­al­tet“ gel­ten und Ak­zep­tanz­ver­lus­te gewärti­gen müssen (Kle­be/Wed­de AuR 2000, 401). Im Streit­fall kommt hin­zu, dass die Kläge­rin ein Un­ter­neh­men der In­for­ma­ti­ons­tech­no­lo­gie ist und des­halb für ih­re Beschäftig­ten der Weg elek­tro­ni­scher Kom­mu­ni­ka­ti­on zu Las­ten der Auf­ge­schlos­sen­heit für „kon­ven­tio­nel­le“ We­ge be­son­ders gebräuch­lich sein dürf­te.

(4) Grund­rech­te der Kläge­rin aus Art. 14 Abs. 1, Art. 12 Abs.1, Art. 2 Abs. 1 GG ver­lan­gen dem­nach kei­ne Ein­schränkung der durch Art. 9 Abs. 3 GG gewähr­leis­te­ten Betäti­gungs­frei­heit von ver.di in der Wei­se, dass die­se die un­auf­ge­for­der­te Ver­sen­dung von E-Mails an die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten oh­ne ihr - der Kläge­rin - Ein­verständ­nis aus­nahms­los zu un­ter­las­sen hätte. Da­mit ist der Glo­balan­trag der Kläge­rin un­ter dem As­pekt ei­ner Grund­rechts­ver­let­zung ins­ge­samt un­be­gründet. Zwar ist es nicht aus­ge­schlos­sen, dass die Häufig­keit, der Um­fang oder der In­halt künf­ti­ger Sen­dun­gen oder das Feh­len ei­nes in­halt­li­chen Be­zugs zum ver­fas­sungs­recht­lich
 


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geschütz­ten Ko­ali­ti­ons­zweck zur Störung des Be­triebs­ab­laufs oder des Be­triebs­frie­dens oder zum Weg­fall des Betäti­gungs­schut­zes und da­mit zu ei­nem Vor­rang der In­ter­es­sen der Kläge­rin führen. Dies ist aber kei­nes­wegs zwangs-läufig so.

ee) Eben­so we­nig ver­lan­gen Be­lan­ge des Ge­mein­wohls, ver.di die un­auf­ge­for­der­te Ver­sen­dung von E-Mails an die be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen der Mit­ar­bei­ter der Kläge­rin oh­ne de­ren Ein­verständ­nis ge­ne­rell zu un­ter­sa­gen. Ge­mein­wohl­be­lan­ge sind tan­giert, falls in der Ver­wen­dung der E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten ein Rechts­ver­s­toß liegt und die­ser sich durch ei­ne künf­ti­ge Nut­zung der dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen fort­set­zen würde. Zu­min­dest ge­genüber den Mit­glie­dern von ver.di in­ner­halb der Be­leg­schaft ist dies nicht der Fall.


(1) Al­ler­dings le­gi­ti­miert das Grund­recht auf ko­ali­ti­ons­gemäße Betäti­gungs­frei­heit nicht die rechts­wid­ri­ge Be­schaf­fung und Ver­wen­dung von Da­ten oder In­for­ma­tio­nen (mit Be­zug auf die Pres­se­frei­heit BVerfG 25. Ja­nu­ar 1984 - 1 BvR 272/81 - zu C II 4 a aa der Gründe, BVerfGE 66, 116). Auch wird durch die Ver­wen­dung der dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten de­ren auf Art. 1 Abs. 1, Art. 2 Abs. 1 GG be­ru­hen­des all­ge­mei­nes Persönlich­keits­recht in Ge­stalt des Rechts auf in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung tan­giert. Es gibt dem Ein­zel­nen die Be­fug­nis, selbst über die Preis­ga­be und Ver­wen­dung sei­ner persönli­chen Da­ten zu be­stim­men (BVerfG 27. Fe­bru­ar 2008 - 1 BvR 370/07 u. 595/07 - zu C I 1 c cc (1) der Gründe mwN, NJW 2008, 822). Zu die­sen zählt auch ei­ne E-Mail-Adres­se. Das Selbst­be­stim­mungs­recht der Ar­beit­neh­mer wird durch de­ren Nut­zung je­doch nicht ver­letzt, wenn sie ei­ner Ver­wen­dung gem. § 4 Abs. 1, Abs. 2, § 4a Abs. 1 BDSG persönlich zu­ge­stimmt ha­ben oder ei­ne Rechts­vor­schrift die Nut­zung er­laubt.


(2) Da­nach liegt je­den­falls in der Ver­wen­dung der E-Mail-Adres­sen der Mit­glie­der von ver.di kei­ne Ver­let­zung von de­ren Selbst­be­stim­mungs­recht. Von ei­nem persönli­chen Ein­verständ­nis kann zwar nicht aus­ge­gan­gen wer­den. ver.di hat selbst hin­sicht­lich ih­rer Mit­glie­der un­ter der Be­leg­schaft nicht be­haup­tet, die­se hätten ei­ner Ver­wen­dung aus­drück­lich zu­ge­stimmt. ver.di ist die Ver­wen­dung der be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen ih­rer Mit­glie­der aber nach

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Maßga­be von § 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG ge­stat­tet. Nach die­ser Be­stim­mung ist die Er­he­bung, Spei­che­rung, Verände­rung oder Über­mitt­lung per­so­nen-be­zo­ge­ner Da­ten oder ih­re Nut­zung als Mit­tel für die Erfüllung ei­ge­ner Geschäfts­zwe­cke zulässig, wenn es der Zweck­be­stim­mung ei­nes Ver­trags­verhält­nis­ses mit dem Be­trof­fe­nen dient. Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind für die Ver­wen­dung be­trieb­li­cher E-Mail-Adres­sen durch ei­ne Ge­werk­schaft zur Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den ei­ge­nen Mit­glie­dern ge­ge­ben. Im Verhält­nis zu die­sen sind Ge­mein­wohl­be­lan­ge durch ei­ne künf­ti­ge Da­ten­nut­zung nicht ver­letzt. ver.di muss des­halb auch un­ter die­sem As­pekt die un­auf­ge­for­der­te Ver­sen­dung von E-Mails an die dienst­li­chen E-Mail-Adres­sen der Beschäftig­ten nicht aus­nahms­los un­ter­las­sen. Der Glo­balan­trag der Kläge­rin ist auch in die­ser Hin­sicht ins­ge­samt un­be­gründet. Dar­auf, ob mit ei­ner Adres­sen­nut­zung ge­genüber Nicht­mit­glie­dern an­ge­sichts des be­son­de­ren Verhält­nis­ses von ta­rif­zuständi­ger Ge­werk­schaft und Be­triebs­be­leg­schaft ei­ne Ver­let­zung von Ge­mein­wohl­be­lan­gen tatsächlich ein­her­geht, kommt es nicht an.

4. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Kläge­rin folgt ein un­ein­ge­schränk­ter Un­ter­las­sungs­an­spruch auch nicht aus § 7 Satz 1 BDSG.

a) Nach die­ser Vor­schrift ist die ver­ant­wort­li­che Stel­le dem Be­trof­fe­nen zum Scha­dens­er­satz ver­pflich­tet, wenn sie ihm durch ei­ne nach dem BDSG oder nach an­de­ren Vor­schrif­ten über den Da­ten­schutz un­zulässi­ge Er­he­bung, Ver­ar­bei­tung oder Nut­zung sei­ner per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten ei­nen Scha­den zufügt. Ver­ant­wort­li­che Stel­le ist gem. § 3 Abs. 7 BDSG je­de Per­son oder Stel­le, die per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten für sich selbst er­hebt, ver­ar­bei­tet oder nutzt oder dies durch an­de­re im Auf­trag vor­neh­men lässt. Per­so­nen­be­zo­ge­ne Da­ten sind gem. § 3 Abs. 1, Abs. 9 BDSG Ein­zel­an­ga­ben über persönli­che oder sach­li­che Verhält­nis­se ei­ner be­stimm­ten oder be­stimm­ba­ren natürli­chen Per­son. Bei ei­nem un­zulässi­gen Um­gang mit per­so­nen­be­zo­ge­nen Da­ten steht dem Be­trof­fe­nen ne­ben dem Scha­dens­er­satz­an­spruch ein An­spruch auf Un­ter­las­sung künf­ti­ger Ver­wen­dung zu, sei es in ent­spre­chen­der An­wen­dung des § 7 BDSG, sei es aus § 1004 Abs. 1 iVm. § 823 Abs. 1 BGB un­ter dem As­pekt der Ver­let­zung des all­ge­mei­nen Persönlich­keits­rechts in Ge­stalt des Rechts auf

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in­for­ma­tio­nel­le Selbst­be­stim­mung (vgl. Si­mi­tis Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz 6. Aufl. § 7 Rn. 35 mwN). Träger die­ses da­ten­schutz­recht­li­chen Un­ter­las­sungs­an­spruchs sind aus­sch­ließlich die Be­trof­fe­nen selbst und nicht sons­ti­ge Per­so­nen (Däubler in Däubler/Kle­be/Wed­de/Wei­chert Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz 2. Aufl. § 7 Rn. 6).


b) Da­nach steht der Kläge­rin ein - un­ein­ge­schränk­ter - da­ten­schutz­recht­li­cher Un­ter­las­sungs­an­spruch ge­gen ver.di nicht zu.

aa) Nach Maßga­be des Wort­lauts von § 7 Satz 1 BDSG ist die Kläge­rin für ei­nen der­ar­ti­gen An­spruch schon nicht ak­tiv­le­gi­ti­miert. Als nicht natürli­che Per­son ist sie grundsätz­lich kei­ne mögli­che Be­trof­fe­ne im Sin­ne des BDSG. Im Übri­gen sind im Streit­fall nicht ih­re „persönli­chen“ Da­ten ver­wen­det wor­den.

bb) Al­ler­dings wird im Schrift­tum die Auf­fas­sung ver­tre­ten, aus den Re­ge­lun­gen des BDSG las­se sich ein all­ge­mei­ner Be­sei­ti­gungs- und Un­ter­las­sungs­an­spruch her­lei­ten, auf des­sen Grund­la­ge ei­ne da­ten­schutz­recht­lich ver­ant­wort­li­che Stel­le ge­gen je­den vor­ge­hen könne, der sich un­zulässig in den Be­sitz per­so­nen­be­zo­ge­ner Da­ten, ins­be­son­de­re sol­cher iSv. § 3 Abs. 9 BDSG ge­bracht ha­be und die­se ver­ar­bei­te oder nut­ze (Wed­de Anm. OLG Schles­wig-Hol­stein 10. Ju­ni 2002 - II W 3/2002 - AiB 2003, 632, 635). Dies er­scheint nicht un­be­denk­lich. Ob ei­ner ver­ant­wort­li­chen Stel­le, die nach § 7 Satz 1 BDSG ge­ra­de Schuld­ne­rin mögli­cher Ansprüche des Be­trof­fe­nen ist, ge­genüber ei­nem da­ten­schutz­wid­rig han­deln­den Drit­ten un­abhängig vom Wil­len des Be­trof­fe­nen, ggf. so­gar ge­gen des­sen Wil­len ein ei­ge­ner da­ten­schutz­recht­li­cher Un­ter­las­sungs­an­spruch zu­steht, ist frag­lich. Die Exis­tenz ei­nes sol­chen An­spruchs kann im Streit­fall da­hin­ste­hen.


cc) Selbst wenn die Kläge­rin für ei­nen all­ge­mei­nen da­ten­schutz­recht­li­chen Un­ter­las­sungs­an­spruch nach § 7 Satz 1 BDSG ak­tiv­le­gi­ti­miert sein soll­te, ist ein sol­cher nicht in je­dem Fall be­gründet und hat der glo­bal ge­stell­te An­trag kei­nen Er­folg. Im Verhält­nis zu ih­ren Mit­glie­dern in­ner­halb der Be­leg­schaft ist ver.di als ver­ant­wort­li­che Stel­le zur Ver­wen­dung der be­trieb­li­chen E-Mail-Adres­sen nach
 


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§ 28 Abs. 1 Nr. 1 BDSG be­rech­tigt. Den Mit­glie­dern ge­genüber liegt des­halb ei­ne un­zulässi­ge Er­he­bung oder Nut­zung der Da­ten nicht vor.


c) Eben­so we­nig steht der Kläge­rin ein Un­ter­las­sungs­an­spruch aus § 7 Abs. 2 Nr. 3 UWG und der ihm zu­grun­de lie­gen­den Richt­li­nie 2002/58/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 12. Ju­li 2002 (Da­ten­schutz­richt­li­nie) zu. Die Mit­glie­der­wer­bung ei­ner Ge­werk­schaft un­terfällt nicht den Vor­schrif­ten des UWG (BAG 31. Mai 2005 - 1 AZR 141/04 - zu I 2 a der Gründe, BA­GE 115, 58).


B. Die Re­vi­sio­nen der Be­klag­ten zu 2. und 3. sind eben­falls be­gründet. Auch ih­nen ge­genüber hat der Glo­balan­trag der Kläge­rin kei­nen Er­folg. Der gel­tend ge­mach­te Un­ter­las­sungs­an­spruch be­steht zu­min­dest nicht in al­len vom An­trag er­fass­ten Fällen.

Die Be­klag­ten zu 2. und 3. sind im Rah­men von § 1004 Abs. 1, § 823 Abs. 1 BGB als un­mit­tel­ba­re Hand­lungsstörer an­zu­se­hen. Ihr Ver­hal­ten ist wie das von ver.di durch Art. 9 Abs. 3 GG ge­deckt. Ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­sche Hand­lun­gen, die sie als de­ren Mit­glie­der und Beschäftig­te vor­neh­men, un­ter­fal­len dem Schutz­be­reich des Art. 9 Abs. 3 GG. Wer sich dar­um bemüht, die ei­ge­ne Ver­ei­ni­gung durch Mit­glie­der­zu­wachs oder Un­ter­rich­tung von Ar­beit­neh­mern zu stärken, nimmt das Grund­recht der Ko­ali­ti­ons­frei­heit wahr (BVerfG 14. No­vem­ber 1995 - 1 BvR 601/92 - zu B I 2 der Gründe mwN, BVerfGE 93, 352). Im Übri­gen gel­ten die vor­ste­hen­den Ausführun­gen glei­cher­maßen.

Schmidt 

Lin­sen­mai­er 

Kreft

Wohl­ge­muth 

Frisch­holz

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