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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/153

Be­triebs­rats­schu­lung auf Eng­lisch

Ar­beit­ge­ber muss Kos­ten für eng­lisch­spra­chi­ge Be­triebs­rats­schu­lung tra­gen, wenn Be­triebs­rä­te kein Deutsch, son­dern nur Eng­lisch ver­ste­hen: Ar­beits­ge­richt Ber­lin, Be­schluss vom 03.03.2011, 24 BV 15046/10
Unterrichtsraum mit Kursleiter hinter Lehrerpult und einer Kursteilnehmerin, beide stehend Be­triebs­rats­schu­lun­gen auf Eng­lisch?
09.08.2011. Ge­mäß § 37 Abs.6 Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) in Ver­bin­dung mit § 40 Abs.1 Be­trVG muss der Ar­beit­ge­ber die Schu­lung von Be­triebs­rats­mit­glie­dern be­zah­len, wenn die Schu­lung Kennt­nis­se ver­mit­telt, die für die Be­triebs­rats­ar­beit er­for­der­lich sind. Grund­la­gen­schu­lun­gen wie z.B. zum ABC des Be­trVG oder des Kün­di­gungs­schutz­rechts sind im­mer not­wen­dig, Spe­zi­al­schu­lun­gen nur bei be­son­de­ren be­trieb­li­chen An­läs­sen. Wel­che Be­triebs­rats­mit­glie­der wel­che Schlun­gen be­su­chen, ent­schei­det der Be­triebs­rat nach sei­nem (be­grenz­ten) Er­mes­sen.

Frag­lich ist, ob der Be­triebs­rat bei man­geln­den Deutsch­kennt­nis­sen sei­ner Mit­glie­der auch die Kos­ten­über­nah­me für ei­ne Be­triebs­rats­schu­lung in der Mut­ter­spra­che der Be­triebs­rats­mit­glie­der ver­lan­gen kann. Ar­beit­ge­ber wer­den das nicht so­fort ein­se­hen, ist doch letzt­lich je­der selbst für sei­ne Sprach­kennt­nis­se ver­ant­wort­lich. Mit die­ser Fra­ge be­fasst sich ei­ne ak­tu­el­le Ent­schei­dung des Ar­beits­ge­richts Ber­lin (Be­schluss vom 03.03.2011, 24 BV 15046/10).

In den Be­triebs­rat ei­nes Si­cher­heits­un­ter­neh­mens, das US-ame­ri­ka­ni­sche Ob­jek­te be­wacht, wur­den im Jah­re 2010 zwei US-Ame­ri­ka­ner ge­wählt. Bei­de un­ter­hiel­ten sich pri­vat - und be­ruf­lich - fast nur auf Eng­lisch. Die deut­sche Spra­che be­herrsch­ten sie kaum. Der Be­triebs­rat schick­te sie zu ei­nem auf Eng­lisch ab­ge­hal­te­nen Grund­la­g­en­se­mi­nar zum Ar­beits- und Be­triebs­ver­fas­sungs­recht, das im Hau­se des Ar­beit­ge­bers durch­ge­führt wur­de. Das war in Ord­nung, so das Ar­beits­ge­richt.

Fa­zit: Die Ent­schei­dung ist rich­tig. Durch die Se­mi­na­re soll­ten die Be­triebs­rats­mit­glie­der die für ih­re Auf­ga­ben nö­ti­gen Grund­la­gen­kennt­nis­se er­hal­ten. Da­zu war hier auf­grund sprach­li­cher De­fi­zi­te ein eng­lisch­spra­chi­ges Se­mi­nar un­um­gäng­lich. Ar­beit­ge­ber müs­sen ih­re Be­triebs­rä­te neh­men, wie sie sind, und falls nö­tig für Dol­met­scher und fremd­spra­chi­ge Schu­lun­gen auf­kom­men. Wer sich da­ge­gen sträubt, ris­kiert den Vor­wurf der Dis­kri­mi­nie­rung und der un­zu­läs­si­gen Be­hin­de­rung der Be­triebs­rat­s­tä­tig­keit.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das AG Ber­lin sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de ver­öf­fent­licht. Das voll­stän­dig be­grün­de­ten Be­schluss des AG Ber­lin fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 29. Juni 2016

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