HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 04.04.2012, 4 Sa 2440/11 4 Sa 514/12

   
Schlagworte: Rückkehrrecht
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 4 Sa 2440/11
4 Sa 514/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.04.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 12.10.2011, 56 Ca 10080/11
Nachgehend: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 15.10.2013, 9 AZR 572/12
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt
Ber­lin-Bran­den­burg
 

Verkündet

am 4. April 2012

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
4 Sa 2440/11
4 Sa 514/12
56 Ca 10080/11
Ar­beits­ge­richt Ber­lin  

H., GB
als Ur­kunds­be­am­ter/in
der Geschäfts­stel­le

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 4. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 4. April 2012
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Sch. als Vor­sit­zen­den
so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­te­rin­nen P. und C.
für Recht er­kannt: 

I. Die Be­ru­fung des be­klag­ten Lan­des ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 12. Ok­to­ber 2011 - 56 Ca 10080/11 - wird zurück­ge­wie­sen.

II. Auf die An­schluss­be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 12. Ok­to­ber 2011 - 56 Ca 10080/11 - un­ter Zurück­wei­sung der An­schluss­be­ru­fung im Übri­gen teil­wei­se ab­geändert und klar­stel­lend wie folgt ge­fasst:

Das be­klag­te Land wird ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges als Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te, be­gin­nend mit dem 01.07.2011 in Voll­zeittätig­keit mit ei­ner Vergütung nach Vergütungs­grup­pe Vb BAT nach Maßga­be des Ta­rif­ver­tra­ges zur An­glei­chung des Ta­rif­rechts des Lan­des Ber­lin an das Ta­rif­recht der Ta­rif­ge­mein­schaft Deut­scher Länder vom 14.10.2010 un­ter Berück­sich­ti­gung der bei dem be­klag­ten Land bis zum 31.12.1998 und der bei der Be­triebs­kran­ken­kas­se Ber­lin KÖR bis zum 31.12.2003 zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit an­zu­neh­men.

III. Von den Kos­ten des Rechts­streits ha­ben die Kläge­rin 1/8 und das be­klag­te Land 7/8 zu tra­gen.

IV. Die Re­vi­si­on wird für die Par­tei­en zu­ge­las­sen..

Tat­be­stand

Die Kläge­rin be­gehrt von dem be­klag­ten Land den Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags be­gin­nend mit dem 1.7.2011.

Die Kläge­rin war seit dem 16.9.1991 als So­zi­al­ver­si­che­rungs­fach­an­ge­stell­te im Geschäfts­be­reich des Se­nats für I. des be­klag­ten Lan­des – Be­triebs­kran­ken­kas­se des Lan­des Ber­lin – beschäftigt und war zu­letzt in der Vgr. V b BAT ein­grup­piert.

Nach der bis zum 31.12.2003 gel­ten­den Fas­sung von § 147 Abs. 2 SGB V konn­te der Ar­beit­ge­ber, für den am 01.1.1996 be­reits ei­ne Be­triebs­kran­ken­kas­se er­rich­tet war, die wei­te­re Über­nah­me der Per­so­nal­kos­ten für die Kran­ken­kas­se bis zum 31.3.1996 ge­genüber dem Vor­stand der Be­triebs­kran­ken­kas­se ab­leh­nen. In die­sem Fal­le über­nahm die Be­triebs­kran­ken­kas­se spätes­tens nach Ab­lauf von drei Jah­ren nach Zu­gang der Ab­leh­nungs­erklärung beim Vor­stand die bis­her mit der Führung der Geschäfte der Kran­ken­kas­se be­auf­trag­ten Per­so­nen, wenn die­se zu­stimm­ten (§ 147 Abs. 2 Satz 4 – 6 SGB V a.F.). Nach § 147 Abs. 2 Satz 7 SGB V (a. F.) trat die Be­triebs­kran­ken­kas­se in ent­spre­chen­der An­wen­dung von § 613 a BGB in die Rech­te und Pflich­ten aus dem Dienst- oder Ar­beits­verhält­nis­sen der über­nom­me­nen Per­so­nen ein.

Mit Schrei­ben vom 08.08.1995 lehn­te das be­klag­te Land ge­genüber dem Vor­stand der Be­triebs­kran­ken­kas­se Ber­lin (im Fol­gen­den: BKK B.) die wei­te­re Über­nah­me der Per­so­nal­kos­ten für die Führung der Kran­ken­kas­se ab. Von der „Aus­la­ge­rung“ wa­ren sei­ner­seits ca. 200 Ar­beit­neh­mer be­trof­fen. Die Über­tra­gung war zum 01.01.1999 be­ab­sich­tigt. Mit Schrei­ben vom 20.04.1998 gab das be­klag­te Land, ver­tre­ten durch den da­ma­li­gen Se­na­tor für I. ge­genüber der Kläge­rin – wie auch al­len an­de­ren be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer – fol­gen­de Erklärung ab:

„Vor­aus­ge­setzt, dass Sie dem Über­gang Ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses auf die BKK B. zu­ge­stimmt ha­ben, freue ich mich, Ih­nen mit­tei­len zu können, dass der Se­nat von Ber­lin Ih­nen ein un­be­fris­te­tes Rück­kehr­recht zum Land Ber­lin für den Fall der Sch­ließung/Auflösung der BKK B. einräumt.“

Hin­sicht­lich des wei­te­ren In­halts des Schrei­bens vom 20.4.1998 wird auf Bl. 9 d. A. ver­wie­sen. Nach Er­halt die­ses Schrei­bens un­ter­zeich­ne­te die Kläge­rin den zu­vor von der BKK B. aus­gehändig­ten Ar­beits­ver­trags­ent­wurf.

Un­ter dem 12.08.1998 ver­ein­bar­ten das be­klag­te Land, die Ge­werk­schaft Öffent­li­che Diens­te, Trans­port und Ver­kehr und die Deut­sche An­ge­stell­ten Ge­werk­schaft ei­ne Ver­ein­ba­rung zur Beschäfti­gungs­si­che­rung (im Fol­gen­den: VBSV BKK). Die­se ent­hielt ua. fol­gen­de Re­ge­lun­gen:

„§ 1
An­wen­dungs­be­reich

Die nach­fol­gen­den Re­ge­lun­gen gel­ten für den Über­gang der Ar­beit­neh­mer des Lan­des Ber­lin auf die Be­triebs­kran­ken­kas­se des Lan­des Ber­lin (BKK B.)

§ 2
Über­gang der Beschäfti­gungs­verhält­nis­se und Rück­kehr­recht

(1) …

(2) Die Ar­beit­neh­mer, de­ren Ar­beits­verhält­nis­se auf­grund des § 147 Abs. 2 SGB V vom Land Ber­lin auf die BKK B. über­ge­gan­gen sind, ha­ben das Recht, im Fal­le ei­ner Ver­ei­ni­gung (§ 150 SGB V) so­weit sie selbst von Per­so­nal­frei­set­zun­gen im Zu­ge der Ver­ein­ba­rung be­trof­fen sind, ei­ner Auflösung (§ 152 SGB V) und ei­ner Sch­ließung (§ 153 SGB V) in ein Ar­beits­verhält­nis zum Land Ber­lin zurück­zu­keh­ren.

Die Se­nats­ver­wal­tung für I. wird den ge­nann­ten Ar­beit­neh­mern die Be­gründung ei­nes neu­en Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Land Ber­lin in ei­nem Auf­ga­ben­ge­biet, für das der Ar­beit­neh­mer nach sei­nen Kennt­nis­sen und Fähig­kei­ten ge­eig­net ist, im un­mit­tel­ba­ren An­schluss an das bei der BKK B. be­en­de­te Ar­beits­verhält­nis zu den für das Land Ber­lin zum Zeit­punkt der Neu­be­gründung des Ar­beits­verhält­nis­ses gel­ten­den ta­rif­li­chen Ar­beits­be­din­gun­gen an­bie­ten.

(3) Schei­det ein Ar­beit­neh­mer, des­sen Ar­beits­verhält­nis nach § 147 Abs. 2 SGB V vom Land Ber­lin auf die BKK B. über­ge­gan­gen ist, aus dem Ar­beits­verhält­nis bei der BKK B. aus und wird im un­mit­tel­ba­ren An­schluss dar­an ein neu­es Ar­beits­verhält­nis zum Land Ber­lin be­gründet, wird das Land Ber­lin die bei der BKK B. ver­brach­te Zeit als Beschäfti­gungs­zeit nach § 19 BAT/BAT-O bzw. § 6 BMT-G/BMT-G-O und als Dienst­zeit nach § 20 BAT berück­sich­ti­gen.

Hin­sicht­lich der wei­te­ren Be­stim­mun­gen der VBSV BKK wird auf Bl. 10 – 11 d.A. ver­wie­sen.

Zum 01.01.2004 er­folg­te ei­ne frei­wil­li­ge Ver­ei­ni­gung der Be­triebs­kran­ken­kas­se Ber­lin mit der Be­triebs­kran­ken­kas­se H.. Die neue Kran­ken­kas­se wur­de C. BKK ge­nannt.

Mit Schrei­ben vom 16.06.2004 teil­te die Ver­ein­te Dienst­leis­tungs­ge­werk­schaft (ver.di) dem be­klag­ten Land fol­gen­des mit:

„Auf­grund die­ser Fu­si­on zum 1. Ja­nu­ar 2004 und der sie ergänzen­den ta­rif­li­chen Verständi­gung mit der C. BKK se­hen wir die Grund­la­ge der VBSV BKK als nicht mehr ge­ge­ben an, so dass sie mit Wir­kung der Fu­si­on der bei­den BKKen in B. und H. zur C. BKK ent­behr­lich ge­wor­den ist.

Hin­sicht­lich des in § 3 Abs. 1 der VBSV BKK ge­trof­fe­nen Re­ge­lung bezüglich der Berück­sich­ti­gung von in der BKK B. er­brach­ten Beschäfti­gungs- und Dienst­zei­ten würde es uns der Ein­fach­heit hal­ber genügen, wenn sie uns schrift­lich bestäti­gen, dass sie die­se Re­ge­lung in­halt­lich ggf. zur An­wen­dung bräch­ten. Mit­hin würde die VBSV BKK vom 12.8.1008 (wohl: 1998) mit Wir­kung des 1.1.2004 kei­ne An­wen­dung mehr fin­den.

Soll­ten Sie wie wir mit dem Ein­tre­ten der Fu­si­on zum 1.1.2004 die Wir­kung der VBSV BKK vom 12. Au­gust 1998 als be­en­det an­se­hen und mit der unbüro­kra­ti­schen Ver­fah­rens­wei­se bezüglich ei­ner mögli­chen An­wen­dung der sinn­gemäßen Re­ge­lun­gen hin­sicht­lich der in der BKK B. er­brach­ten Beschäfti­gungs- und Dienst­zei­ten ein­ver­stan­den sein, bit­ten wir Sie le­dig­lich um ei­ne kur­ze schrift­li­che Bestäti­gung.“

Hin­sicht­lich der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Schrei­bens vom 16.6.2004 wird auf Bl. 34 – 35 d. A. ver­wie­sen.

Mit Schrei­ben vom 21.6.2004 er­wi­der­te das be­klag­te Land hier­auf wie folgt:

„.. un­ter Be­zug­nah­me auf ihr o. g. Schrei­ben bestäti­ge ich Ih­nen, dass mit dem Ein­tre­ten der Fu­si­on der BKK B. mit der BKK H. zur C. BKK zum 01. Ja­nu­ar 2004 die Beschäfti­gungs­si­che­rungs­ver­ein­ba­rung BKK … vom 12. Au­gust 1998 als be­en­det an­ge­se­hen wird.“

Die bis­her in § 2 Abs. 3 VBSV BKK ge­trof­fe­ne Re­ge­lung bezüglich der Berück­sich­ti­gung von in der BKK Ber­lin er­brach­ter Beschäfti­gungs- und Dienst­zei­ten wird in­fol­ge der Fu­si­on künf­tig ggf. wie folgt zur An­wen­dung kom­men:

„Schei­det ein Ar­beit­neh­mer, des­sen Ar­beits­verhält­nis nach § 147 Abs. 2 SGB V vom Land Ber­lin auf die BKK B. über­ge­gan­gen ist, aus dem Ar­beits­verhält­nis bei der C. BKK aus und wird in un­mit­tel­ba­ren An­schluss dar­an ein neu­es Ar­beits­verhält­nis zum Land Ber­lin be­gründet, wird das Land Ber­lin die bis zum 31. De­zem­ber 2003 bei der BKK B. ver­brach­te Zeit als Beschäfti­gungs­zeit nach § 19 BAT/BAT-O bzw. § 6 BMT-G-O und als Dienst­zeit nach § 20 BAT berück­sich­ti­gen.“

Ich hof­fe hier­mit ei­ne für bei­de Sei­ten ein­ver­nehm­li­che Lösung auf­zu­zei­gen. Für die unbüro­kra­ti­sche Vor­ge­hens­wei­se in die­ser An­ge­le­gen­heit dan­ke ich Ih­nen.“

Zum 01.01.2005 er­folg­te ei­ne Fu­si­on mit 2 klei­ne­ren Be­triebs­kran­ken­kas­sen, der Ba. Be­triebs­kran­ken­kas­se und der Be. Be­triebs­kran­ken­kas­se.

Durch Be­scheid vom 04.05.2011 wur­de die C. BKK zum 30.06.2011 durch das Bun­des­ver­si­che­rungs­amt ge­schlos­sen. Un­ter Be­ru­fung auf § 164 Abs. 3 SGB V geht die C. BKK da­von aus, dass da­mit das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin kraft Ge­setz zum 30.06.2011 ge­en­det ha­be. Vor­sorg­lich wur­de das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin von der C. BKK außer­or­dent­lich zum 30.06.2011 und höchst­vor­sorg­lich zum 31.12.2011 gekündigt. Die Kläge­rin hat da­ge­gen un­ter dem Ak­ten­zei­chen ArbG Ber­lin 50 Ca 8151/11 Kla­ge er­ho­ben; die­ses Ver­fah­ren wird der­zeit nicht be­trie­ben.

Nach­dem die Kläge­rin mit Schrei­ben vom 13.05.2011 ge­genüber dem be­klag­ten Land er­folg­los ein Rück­kehr­recht gel­tend hat­te, ver­folgt sie ihr Be­geh­ren mit vor­lie­gen­der Kla­ge wei­ter.

Die Kläge­rin hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass sich zu­min­dest aus dem Schrei­ben des be­klag­ten Lan­des, ver­tre­ten durch den da­ma­li­gen Se­na­tor für I. vom 20.04.1998 ein zum Zeit­punkt der Sch­ließung der C. BKK noch be­ste­hen­des Rück­kehr­recht er­ge­be. Bei der Aus­le­gung der Zu­sa­ge des be­klag­ten Lan­des sei zu berück­sich­ti­gen, dass die Rück­kehr­zu­sa­ge er­kenn­bar da­zu die­nen soll­te, die Fach­kräfte zu be­we­gen, ei­nem Ar­beit­ge­ber­wech­sel nicht zu wi­der­spre­chen. Das Rück­kehr­recht ha­be auf Grund­la­ge ei­nes ob­jek­ti­ven Empfänger­ho­ri­zonts dar­auf ab­ge­zielt, die über­ge­hen­den Mit­ar­bei­ter zeit­lich un­be­grenzt vor dem Ver­lust ih­rer Beschäfti­gungsmöglich­keit und da­mit ih­res so­zia­len Be­sitz­stan­des für den Fall der Sch­ließung oder Auflösung der Kas­se zu schützen. Dass die bloße Ver­ei­ni­gung mit ei­ner an­de­ren Kas­se die­ses Recht hätte zum Erlöschen brin­gen können, lie­fe die­sem Schutz­zweck zu­wi­der. Die Kläge­rin ha­be auch ei­nen An­spruch dar­auf, dass die in der Zeit vom 01.01.1999 bis zum 30.06.2011 zurück­ge­leg­ten Beschäfti­gungs­zei­ten bei der BKK B. und der C. BKK bei der Rück­kehr zum Land Ber­lin als Zei­ten der Be­triebs­zu­gehörig­keit an­er­kannt wer­den.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

das be­klag­te Land wird ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­tra­ges als Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te be­gin­nend mit dem 01.07.2011 in Voll­zeittätig­keit mit Vergütung nach Vergütungs­grup­pe V b BAT nach Maßga­be des Ta­rif­ver­tra­ges zur An­glei­chung des Ta­rif­rechts des Lan­des Ber­lin an das Ta­rif­recht der Ta­rif­ge­mein­schaft Deut­scher Länder (An­glei­chungs-TV Land Ber­lin) vom 14.10.2010 un­ter Berück­sich­ti­gung der bei der Be­triebs­kran­ken­kas­se Ber­lin KÖR so­wie der C. BKK KÖR zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit

hilfs­wei­se,

der bei dem Land Ber­lin bis zum 31.12.1998 zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit an­zu­neh­men.

Das be­klag­te Land be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Das be­klag­te Land hat die An­sicht ver­tre­ten, dass aus der Beschäfti­gungs- und Si­che­rungs­ver­ein­ba­rung mit den Ge­werk­schaf­ten kein Rück­kehr­recht fol­ge. Dies ha­be selbst die Ge­werk­schaft, nun­mehr ver.di, in ei­nem Schrei­ben vom 16.06.2004 ein­geräumt. Ein Rück­kehr­recht er­ge­be sich auch nicht aus dem Schrei­ben des Se­na­tors Sch. vom 20.04.1998. In die­sem Schrei­ben sei ein Rück­kehr­recht nur für die BKK B. ein­geräumt wor­den. Die­se sei aber mit Fu­si­on mit der BKK H. zum 01.01.2004 er­lo­schen und ge­schlos­sen. Die C. BKK sei le­dig­lich Rechts­nach­fol­ge­rin ge­wor­den. Der Wort­laut sei ein­deu­tig. Sch­ließlich feh­le auch ein Zu­satz „oder de­ren Rechts­nach­fol­ger“. Für ei­ne ergänzen­de Ver­trags­aus­le­gung sei kein Raum. Künf­ti­ge Fu­sio­nen sei­en nicht ab­seh­bar ge­we­sen. Ein Rück­kehr­recht für den Fall ei­ner Fu­si­on sei nicht ver­ein­bart wor­den.

Das Ar­beits­ge­richt hat mit Ur­teil vom 12.10.2011 das be­klag­te Land ver­ur­teilt, das An­ge­bot der Kläge­rin auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags be­gin­nend mit dem 1.7.2011 un­ter Berück­sich­ti­gung der bei dem Land Ber­lin bis zum 31.12.1998 zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit an­zu­neh­men und die Kla­ge im Übri­gen ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es – kurz ge­fasst – aus­geführt, der An­spruch er­ge­be sich aus dem Schrei­ben vom 20.4.1998. Ei­ne sach­ge­rech­te Aus­le­gung des Schrei­bens vom Empfänger­ho­ri­zont er­ge­be, dass das ent­spre­chen­de Rück­kehr­recht nicht mit der Fu­si­on zur C. BKK ge­en­det ha­be. Da­bei sei die für das be­klag­te Land er­kenn­ba­re In­ter­es­sen­la­ge der Kläge­rin zu berück­sich­ti­gen. Vor dem Hin­ter­grund ei­ner im Raum ste­hen­den wirt­schaft­li­chen Schwäche der BKK B., ha­be die Kläge­rin nur auf­grund der Zu­si­che­rung ei­ner Rück­kehrmöglich­keit ihr si­che­res Ar­beits­verhält­nis beim Land Ber­lin auf­ge­ge­ben. Des­we­gen sei nicht er­heb­lich, dass zwar ju­ris­tisch tech­nisch auch die Fu­si­on ei­ne Sch­ließung sei; denn dann könn­te das Rück­kehr­recht auch be­reits durch ei­ne Fu­si­on mit ei­ner Kleinst­be­triebs­kran­ken­kas­se ver­braucht sein. Mit ei­nem sol­chen fra­gi­len Zu­sa­ge­in­halt ha­be die Kläge­rin auch nach ei­nem ob­jek­ti­ven Empfänger­ho­ri­zont nicht rech­nen müssen. Dies kom­me auch ein­deu­tig im Wort­laut zum Aus­druck, da ein „un­be­fris­te­tes Rück­kehr­recht“ ein­geräumt wor­den sei.

Ge­gen das ihm am 18.11.2011 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat das be­klag­te Land mit beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 6.12.2011 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 8.2.2012 mit beim Lan­des­ar­beits­ge­richt am 8.2.2012 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet. Die Be­ru­fungs­be­gründungs­schrift wur­de der Kläge­rin am 13.2.2012 zu­ge­stellt. Am 13.3.2012 ging ei­ne An­schluss­be­ru­fung der Kläge­rin beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein.

Das be­klag­te Land ver­tritt un­ter Ver­tie­fung seins Rechts­vor­brin­gens wei­ter­hin die Auf­fas­sung, das Rück­kehr­recht der Kläge­rin ha­be mit der Fu­si­on der BKK B. zur C. BKK am 31.12.2003 ge­en­det. Be­reits der Wort­laut der Zu­sa­ge des Schrei­bens vom 20.4.1998 sei ein­deu­tig. Das Rück­kehr­recht sei für „für den Fall der Sch­ließung/Auflösung der BKK B.“ zu­ge­sagt wor­den. Da die BKK B. zum Zeit­punkt der Ver­ei­ni­gung mit der BKK H. gemäß § 144 Abs. 4 iVm. § 150 Abs. 2 SGB V ge­schlos­sen wor­den sei, hätte das Rück­kehr­recht zu die­sem Zeit­punkt aus­geübt wer­den müssen. Der Kläge­rin als So­zi­al­ver­si­che­rungs­fach­an­ge­stell­te ha­be be­wusst sein müssen, dass auch die Fu­si­on zwei­er Kran­ken­kas­sen recht­lich ei­ne Sch­ließung sei. Ein Rück­kehr­recht für den Fall der Sch­ließung oder Auflösung der C. BKK ent­hal­te das Schrei­ben ein­deu­tig nicht; das Rück­kehr­recht er­stre­cke sich ge­ra­de nicht auf die Rechts­nach­fol­ger; es hätte auch dem wirt­schaft­li­chen In­ter­es­se des Lan­des Ber­lin wi­der­spro­chen, die Rück­kehr­zu­sa­ge auch auf nicht näher be­kann­te Rechts­nach­fol­ger zu er­stre­cken. Dies gel­te zu­mal die oh­ne­hin be­grenz­te Ein­fluss­nah­memöglich­keit durch die nach ei­ner Fu­si­on zu­neh­men­de Zahl der im Ver­wal­tungs­rat ver­tre­te­nen Ar­beit­ge­ber noch wei­ter ge­sun­ken wäre. Im Übri­gen ha­be es sich bei der Zu­sa­ge um ei­ne Ne­ben­ab­re­de iSd. § 4 Abs. 2 BAG ge­han­delt, so dass die Zu­sa­ge in Er­man­ge­lung der Ein­hal­tung der Schrift­form be­reits for­mun­wirk­sam sei. Aber selbst wenn man ein Rück­kehr­recht im Grund­satz be­jah­te, wäre ein Rück­kehr­recht al­len­falls in Be­tracht zu zie­hen, wenn die Kläge­rin aus ih­rem bis­he­ri­gen Ar­beits­verhält­nis kei­ne Möglich­keit ei­ner Wei­ter­beschäfti­gung oder Neu­beschäfti­gung hätte. Die Kläge­rin ha­be in­des ei­nen An­spruch dar­auf, ent­we­der bei der C. BKK oder den übri­gen Be­triebs­kran­ken­kas­sen beschäftigt zu wer­den.

Das be­klag­te und be­ru­fungs­kla­gen­de Land be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 12.10.2011 – 56 Ca 10080/11 – teil­wei­se ab­zuändern und die Kla­ge ins­ge­samt ab­zu­wei­sen.

Die Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie ver­tei­dig­te das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil, so­weit es der Kla­ge statt­ge­ben hat, un­ter Ver­tie­fung ih­res Rechts­vor­brin­gens. So­weit die Kla­ge ab­ge­wie­sen wor­den ist, ver­tritt die Kläge­rin wei­ter­hin die Auf­fas­sung, die Beschäfti­gungs­zei­ten bei der BKK B. und der C. BKK sei­en an­zu­rech­nen. Dies fol­ge be­reits aus der Rück­nah­me­ver­pflich­tung; die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer sei­en so zu stel­len als wären sie beim Land Ber­lin wei­ter­beschäftigt wor­den. Des Wei­te­ren er­ge­be sich ein An­spruch aus § 34 Abs. 3 Satz 4 TV-L und § 2 Abs. 3 der Beschäfti­gungs­si­che­rungs­ver­ein­ba­rung.

 

Die Kläge­rin und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt im We­ge der An­schluss­be­ru­fung,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 12.10.2011 – 56 Ca 10080/11 – teil­wei­se ab­zuändern und das be­klag­te Land nach dem in ers­ter In­stanz zu­letzt ge­stell­ten Haupt­an­trag zu ver­ur­tei­len.

Das be­klag­te und be­ru­fungs­kla­gen­de Land be­an­tragt,

die An­schluss­be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Es ist der Auf­fas­sung, der im We­ge der An­schluss­be­ru­fung wei­ter­ver­folg­te Kla­ge­an­trag sei be­reits nicht hin­rei­chend be­stimmt. Der des­we­gen be­reits un­zulässi­ge An­trag sei aber auch un­be­gründet.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung hat kei­nen Er­folg; die An­schluss­be­ru­fung hat teil­wei­se Er­folg.

A. Die gemäß §§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1 und Abs. 2 Ziff. b. statt­haf­te Be­ru­fung des be­klag­ten Lan­des ist von ihm frist­gemäß und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 519, 520 Abs. 1 und 3 ZPO, § 66 Abs. 1 Satz 1 und 2 ArbGG). Sie ist da­mit zulässig.

B. Die Be­ru­fung ist je­doch un­be­gründet.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge in dem von dem be­klag­ten Land an­ge­foch­te­nen Um­fang zu­tref­fend statt­ge­ge­ben.

I. Die Kla­ge ist – auch mit dem ge­stell­ten Haupt­an­trag, den die Kläge­rin im Rah­men der An­schluss­be­ru­fung wei­ter­ver­folgt - zulässig. Der Kla­ge­an­trag ist hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Die Kläge­rin be­gehrt die Ver­ur­tei­lung des be­klag­ten Lan­des zur An­nah­me ih­res An­ge­bots auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags. Sie be­gehrt da­mit die Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung der Be­klag­ten, die mit Rechts­kraft ei­nes dem Kla­ge­an­trag statt­ge­ben­den Ur­teils gem. § 894 Abs. 1 Satz 1 ZPO als ab­ge­ge­ben gilt (BAG 25.10.2007 - 8 AZR 989/06 - AP Nr. 2 zu § 613a BGB Wie­der­ein­stel­lung = EzA § 613a BGB 2002 Nr. 80, zu B I 1 der Gründe mwN). Die Kla­ge ist auch in­so­weit hin­rei­chend be­stimmt, als die Kläge­rin in ih­rem Kla­ge­an­trag die Berück­sich­ti­gung der bei der C. BKK und der BKK B. zurück­ge­leg­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit auf­ge­nom­men hat. Der An­trag ist er­sicht­lich dar­auf ge­rich­tet, im Hin­blick auf die Dau­er des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses ar­beits­ver­trag­lich so ge­stellt zu wer­den, als hätte die Kläge­rin ein un­un­ter­bro­che­nes Ar­beits­verhält­nis mit dem be­klag­ten Land ge­habt. Mit die­sem In­halt ist der An­trag auch hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

II. Die Kla­ge ist, so­weit das Ar­beits­ge­richt ihr statt­ge­ben hat, be­gründet. Die Kläge­rin hat ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags mit den im Kla­ge­an­trag be­zeich­ne­ten Ar­beits­be­din­gun­gen.

1. Dem Kla­ge­an­trag steht nicht ent­ge­gen, dass das be­kla­ge Land zum rück­wir­ken­den Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags ver­ur­teilt wer­den soll. Seit In­kraft­tre­ten des § 311 a Abs. 1 BGB in der Fas­sung des Ge­set­zes zur Mo­der­ni­sie­rung des Schuld­rechts zum 01. Ja­nu­ar 2002 ist der rück­wir­ken­de Ab­schluss ei­nes Ver­trags nicht mehr nich­tig. Ei­ne da­hin­ge­hen­de Ver­ur­tei­lung ist da­her möglich (BAG 25.10.2007 - 8 AZR 989/06 - AP Nr. 2 zu § 613a BGB Wie­der­ein­stel­lung = EzA § 613a BGB 2002 Nr. 80, zu B II 3 der Gründe mwN).

2. Der An­spruch der Kläge­rin er­gibt sich aus ei­ner in­fol­ge der Zu­sa­ge vom 20.4.1998 zu­stan­de ge­kom­me­nen Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en. Das be­klag­te Land hat in dem Schrei­ben vom 20.4.1998 ein An­ge­bot auf Ab­schluss ei­ner ent­spre­chen­den in­di­vi­du­al­ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung über ein „un­be­fris­te­tes Rück­kehr­recht“ ge­macht, das die Kläge­rin durch schlüssi­ges Ver­hal­ten an­ge­nom­men hat, oh­ne dass dem be­klag­ten Land ei­ne An­nah­me­erklärung zu­ge­hen muss­te (§ 151 Satz 1 BGB).

a. Die ent­spre­chen­de Zu­sa­ge ist nicht nach § 4 Abs. 2 BAT iVm. §§ 125, 126 BGB nich­tig. Es han­delt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des bei der Zu­sa­ge be­reits nicht um ei­ne Ne­ben­ab­re­de zum Ar­beits­ver­trag iSd. § 4 Abs. 2 BAT. So­weit das be­klag­te Land zur Stützung sei­ner Rechts­auf­fas­sung auf die Ent­schei­dung des BAG vom 25.10.2007 – 8 AZR 898/06 – ver­weist (S. 24 der Be­ru­fungs­be­gründung = Bl. 110 d. A.), er­gibt sich hier­aus kei­ner­lei Grund­la­ge für die Rechts­auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des. Das her­an­ge­zo­ge­ne Ur­teil verhält sich zu der Fra­ge nicht.

b. Der ver­trag­li­che An­spruch der Kläge­rin auf Wie­der­ein­stel­lung bei dem be­klag­ten Land um­fasst auch den nun­mehr ein­ge­tre­te­nen Fall der Sch­ließung der C. BKK. Dies er­gibt ei­ne Aus­le­gung der Wil­lens­erklärung vom 20.4.1998.

aa. Das Schrei­ben des be­klag­ten Lan­des enthält ei­ne ty­pi­sche Erklärung, die er­kenn­bar in ei­ner Viel­zahl von Fällen wort­i­den­tisch ge­genüber den ehe­ma­li­gen Mit­ar­bei­tern des be­klag­ten Lan­des ab­ge­ge­ben wur­den. Ty­pi­sche Wil­lens­erklärun­gen sind nach ih­rem ob­jek­ti­ven In­halt und ty­pi­schen Sinn ein­heit­lich so aus­zu­le­gen, wie sie von verständi­gen und red­li­chen Ver­trags­part­nern un­ter Abwägung der In­ter­es­sen der nor­ma­ler­wei­se be­tei­lig­ten Ver­kehrs­krei­se ver­stan­den wer­den (vgl. zu­letzt BAG 18.01.2012 - 10 AZR 670/10 - DB 2012, 749 mwN). Aus­ge­hend von § 157 BGB sind Wil­lens­erklärun­gen und Verträge da­bei so aus­zu­le­gen, wie Treu und Glau­ben mit Rück­sicht auf die Ver­kehrs­sit­te es er­for­dern. Da­bei ist gemäß § 133 BGB aus­ge­hend vom ob­jek­ti­ven Wort­laut der wirk­li­che Wil­le des Erklären­den zu er­for­schen und nicht am buchstäbli­chen Sinn des Aus­drucks zu haf­ten. Bei der Aus­le­gung sind al­le tatsächli­chen Be­gleit­umstände der Erklärung zu berück­sich­ti­gen, die für die Fra­ge von Be­deu­tung sein können, wel­chen Wil­len der Erklären­de bei sei­ner Erklärung hat­te und wie die Erklärung von ih­rem Empfänger zu ver­ste­hen war (BAG 20.05.2008 - 9 AZR 271/07 - AP Nr. 13 zu § 305 BGB, zu A I 2 der Gründe; BAG 03.04.2007 – 9 AZR 283/06 - AP BAT SR 2l § 2 Nr. 21 = EzTöD 200 § 44 Nr. 2 TV-L Nr. 4, zu B II 3 a der Gründe).

bb Un­ter An­le­gung die­ser Maßstäbe war die Erklärung vom 20.4.1998 da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass das zu­ge­sag­te Rück­kehr­recht auch den Fall der Sch­ließung der C. BKK um­fasst.

(1) Zwar be­zieht sich das Schrei­ben sei­nem Wort­laut nach auf die Sch­ließung der BKK B.; auch wur­de ein Rück­kehr­recht im Fal­le der Sch­ließung ei­nes Rechts­nach­fol­gers der BKK B. nicht ex­pli­zit auf­ge­nom­men (vgl. zu dem Feh­len ei­nes ent­spre­chen­den Zu­sat­zes in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung BAG 19.10.2005 - 7 AZR 32/05 - AP Nr. 26 zu § 77 Be­trVG 1972 Be­triebs­ver­ein­ba­rung = EzA § 77 Be­trVG 2001 Nr. 13, zu II 3 b der Gründe). Die rei­ne Wort­laut­be­trach­tung würde aber den maßgeb­li­chen Par­tei­wil­len aus­ge­hend von dem Verständ­nis ei­nes ob­jek­ti­vier­ten Empfänger­ho­ri­zonts nicht ent­spre­chen.

(2) Wie be­reits das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend aus­geführt hat, be­stand der Sinn und Zweck der Rück­kehr­zu­sa­ge dar­in, ei­nen Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses auf die BKK B. tatsächlich zu gewähr­leis­ten. Der Über­gang des Ar­beits­verhält­nis­ses setz­te nach § 147 Abs. 2 a. F. SGB V das Ein­verständ­nis der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer vor­aus. Während das be­klag­te Land ein er­heb­li­ches In­ter­es­se an dem Über­gang der Ar­beits­verhält­nis­se auf die BKK Ber­lin hat­te, be­stand aus Sicht der vom Über­gang be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter ein er­heb­li­ches In­ter­es­se am Fort­be­stand ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem be­klag­ten Land. An­ge­sichts der wirt­schaft­li­chen Schwäche der BKK B. war die Sch­ließung der BKK nach § 153 SGB V im Be­reich des mögli­chen. Zwar fand die Re­ge­lung des § 164 Abs. 4 SGB V zum da­ma­li­gen Zeit­punkt auf Be­triebs­kran­ken­kas­sen noch kei­ne An­wen­dung; trotz­dem hätte der Kläge­rin bei ei­ner kom­plet­ten Sch­ließung der BKK B. der Ver­lust ih­res Ar­beits­plat­zes je­den­falls in­fol­ge ei­ner be­triebs­be­ding­ten Kündi­gung ge­droht. Glei­ches galt für den Fall ei­ner Auflösung der Kas­se nach § 152 Abs. 5 SGB V. Ei­ne der­ar­ti­ge Ge­fahr hätte bei ei­nem Ver­bleib der Ar­beits­verhält­nis­se der be­trof­fe­nen Mit­ar­bei­ter beim be­klag­ten Land nicht be­stan­den; in­so­weit war aus Sicht der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer der Ar­beits­platz beim Land Ber­lin sehr si­cher.

(3) Vor dem Hin­ter­grund die­ser für bei­de Par­tei­en er­kenn­ba­ren In­ter­es­sen­la­ge konn­te das Schrei­ben des Lan­des nicht ein­schränkend da­hin­ge­hend ver­stan­den wer­den, dass der ein­geräum­te Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruch le­dig­lich für die Dau­er der Exis­tenz der ju­ris­ti­schen Per­son „BKK B.“ gel­ten soll­te. Viel­mehr soll­te da­mit der durch die §§ 153, 152 Abs. 5 SGB V eröff­ne­ten Ge­fahr ei­nes Ar­beits­platz­ver­lus­tes der Mit­ar­bei­ter in­fol­ge der - beim Land nicht mögli­chen - Sch­ließung oder Auflösung ih­res zukünf­ti­gen Ar­beit­ge­bers be­geg­net wer­den. Ei­ne re­strik­ti­ve Aus­le­gung des Rück­kehr­rechts wi­derspräche die­sem Schutz­zweck. Die den Ar­beit­neh­mern ver­spro­che­ne Si­cher­heit durch Gewährung ei­nes Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruchs würde nur un­zu­rei­chend er­reicht, wenn die­ser sich le­dig­lich auf den Fall der Sch­ließung oder Auflösung der da­mals exis­tie­ren­den BKK B. be­schränkt hätte. Darüber hin­aus hätte das Land in die­sem Fall auf­grund sei­ner Ein­fluss­nah­me im Ver­wal­tungs­rat der BKK B. auch je­der­zeit die Möglich­keit be­ses­sen, sich durch ei­ne z. B. nur kurz­zei­tig nach dem Per­so­nalüber­gang statt­fin­den­de Fu­si­on mit ei­ner an­de­ren Be­triebs­kran­ken­kas­se von sei­ner Ver­pflich­tung ge­genüber den über­ge­gan­ge­nen Mit­ar­bei­tern zu lösen (so be­reits für ei­nen Par­al­lel­fall ArbG Ber­lin 26.11.2012 - 33 Ca 15490/11 – nv., zu II 3 cc (3) der Gründe).

(4) Die­ses nach Sinn und Zweck der Zu­sa­ge ge­fun­de­ne Aus­le­gungs­er­geb­nis wird auch durch die Ver­wen­dung des Wor­tes „un­be­fris­tet“ bestätigt. Zwar hat der ori­ginäre Wort­sinn al­lein ei­ne zeit­li­che Kom­po­nen­te. Aus ei­nem ob­jek­ti­vier­ten Empfänger­ho­ri­zont kann aber die feh­len­de zeit­li­che Be­schränkung nur im Sin­ne ei­nes fort­dau­ern­den – nicht li­mi­tie­ren – Rückehr­rechts ver­stan­den wer­den. Aus Sicht der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer wäre aber ein an das for­ma­le Be­ste­hen der BKK B. ge­knüpftes Rück­kehr­recht oh­ne Ein­be­zie­hung von de­ren Rechts­nach­fol­ger ge­ra­de kein fort­dau­ern­des (un­be­fris­te­tes) Rück­kehr­recht.

(5) Un­er­heb­lich ist auch, dass die BKK B. zum Zeit­punkt der Ver­ei­ni­gung mit der BKK H. gemäß § 144 Abs. 4 iVm. § 150 Abs. 2 SGB V im Rechts­sin­ne ge­schlos­sen wor­den ist. Eben­so­we­nig kommt es dar­auf an, ob der Kläge­rin als So­zi­al­ver­si­che­rungs­fach­an­ge­stell­te die recht­li­che Ein­ord­nung der Fu­si­on als Sch­ließung hätte be­wusst sein müssen Der Sinn und Zweck der Zu­sa­ge vom 20.4.1998 be­stand dar­in, die Kläge­rin ge­gen ei­nen Ar­beits­platz­ver­lust durch Sch­ließung der BKK durch Einräum­ung ei­nes – un­be­fris­te­ten – Rück­kehr­rechts ab­zu­si­chern. Das Rück­kehr­recht ak­tua­li­siert sich da­mit durch die mit der Sch­ließung ein­her­ge­hen­de Per­so­nal­frei­set­zung.

c. Dem Rück­kehr­recht steht auch nicht ent­ge­gen, dass die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit der C. BKK bis­lang nicht rechts­kräftig fest­ge­stellt ist. Das Schrei­ben vom 20.4.1998 knüpft das Rück­kehr­recht an die „Sch­ließung/Auflösung“ der Be­triebs­kran­ken­kas­se. Zwar spricht der dar­ge­stell­te Sinn und Zweck der Zu­si­che­rung dafür, nicht al­lein auf die for­ma­le Sch­ließung, son­dern auf die mit der Sch­ließung ein­her­ge­hen­de Per­so­nal­frei­set­zung ab­zu­stel­len. Dies ist aber schon dann der Fall, wenn sich die C. BKK auf die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­genüber der Kläge­rin in­fol­ge der Sch­ließung ent­we­der be­reits auf­grund ge­setz­li­cher An­ord­nung oder Kündi­gung be­ruft. Nicht er­for­der­lich ist, dass ein ent­spre­chen­des rechts­kräfti­ges Ur­teil über den (feh­len­den) Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses vor­liegt. Die Kläge­rin ist nicht ver­pflich­tet, vor Gel­tend­ma­chung des Rück­kehr­rechts den Aus­gang der Be­stands­rechts­strei­tig­keit ggf. über drei In­stan­zen ab­zu­war­ten. Be­treibt die Kläge­rin ihr ein­ge­lei­te­tes Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren wie vor­lie­gend ge­genwärtig nicht ak­tiv wei­ter, son­dern ver­folgt sie primär ihr Rück­kehr­recht zum be­klag­ten Land, so macht sie deut­lich, dass sie das ihr in­so­weit zu­ste­hen­de „Wahl­recht“ zu­guns­ten des Rück­kehr­rechts aus­geübt hat und die Be­stands­strei­tig­keit ge­genüber der C. BKK nur vor­sorg­lich für den Fall, dass ein Rück­kehr­recht aus Rechts­gründen ver­neint wird, auf­recht­erhält.

C. Die An­schluss­be­ru­fung ist frist­gemäß und form­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 524, 519, 520 Abs. 3 ZPO). Sie ist da­mit zulässig.

D. Die An­schluss­be­ru­fung ist in­so­weit be­gründet, als bei Be­gründung des Ar­beits­verhält­nis­ses zum be­klag­ten Land die Be­triebs­zu­gehörig­keit bei der BKK B. bis zum 31.12.2003 zu berück­sich­ti­gen ist. So­weit die Kläge­rin mit der An­schluss­be­ru­fung ihr Kla­ge­be­geh­ren auch hin­sicht­lich der An­rech­nung der Be­triebs­zu­gehörig­keit bei der C. BKK wei­ter­ver­folgt, ist die An­schluss­be­ru­fung un­be­gründet.

I. Die Kläge­rin hat ei­nen An­spruch auf An­rech­nung der bei der BKK B. ver­brach­ten Beschäfti­gungs­zeit. Die­ser er­gibt sich aus den kor­re­spon­die­ren­den Schrei­ben der Ge­werk­schaft ver.di vom 16.6.2004 und des be­klag­ten Lan­des vom 21.6.2004, durch die ein Ko­ali­ti­ons­ver­trag zu­guns­ten Drit­ter ent­spre­chend § 328 Abs. 1 BGB zu­stan­de ge­kom­men ist.

1. Ta­riffähi­ge Ko­ali­tio­nen können auch nicht­ta­rif­li­che Ver­ein­ba­run­gen schließen und zwar auch in der Form ei­nes Ver­trags zu­guns­ten Drit­ter iSd. § 328 Abs. 1 BGB (BAG 16.02.2000 - 4 AZR 14/99 - EzA § 4 TVG See­schiff­fahrt Nr. 1, zu II 3 b der Gründe ; BAG 05.11.1997 - 4 AZR 872/95 - AP Nr. 29 zu § 1 TVG = EzA § 1 TVG Nr. 41, zu II 1.2 der Gründe; Wie­de­mann TVG § 1 Rn. 22; Däubler TVG Ein­lei­tung Rn. 869).

2. Vor­lie­gend hat ver.di mit Schrei­ben vom 16.6.2004 dem be­klag­ten Land als Ver­trags­part­ner der VBSV BKK mit­ge­teilt, dass Ein­verständ­nis da­mit be­steht, dass die Ver­ein­ba­rung ab dem 1.1.2004 kei­ne An­wen­dung mehr fin­det, wenn das be­klag­te Land sei­ner­seits schrift­lich bestätigt, dass es die bis­lang in § 2 Abs. 3 VBSV BKK ge­trof­fe­ne Re­ge­lung auch zukünf­tig bei ei­ner Wie­der­ein­stel­lung der bei der BKK beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer ent­spre­chend zur An­wen­dung bringt. Dar­auf­hin hat das be­klag­te Land mit Schrei­ben vom 21.6.2004 mit­ge­teilt, dass die bis­lang in § 2 Abs. 3 ge­trof­fe­ne Re­ge­lung VBSV BKK mit dem im Schrei­ben des Lan­des vom 21. Ju­ni 2004 nie­der­ge­leg­ten In­halt gel­ten soll. Da­mit ist zwi­schen den Ko­ali­ti­ons­par­tei­en ein­ver­nehm­lich die Wei­ter­gel­tung des § 2 Abs. 3 VBSV BKK in der im Schrei­ben vom 21.6.2004 nie­der­ge­leg­ten Fas­sung ver­ein­bart wor­den.

3. Durch die Ver­ein­ba­rung hat die Kläge­rin ein un­mit­tel­ba­res Recht iSd. § 328 Abs. 1 BGB er­wor­ben. Be­reits aus dem Wort­laut des Schrei­bens vom 21.6.2004 er­gibt sich ein­deu­tig, dass die nach § 147 Abs. 2 SGB V vom Land Ber­lin auf die BKK B. über­ge­gan­ge­nen Ar­beit­neh­mer für den Fall ih­res Aus­schei­dens aus dem Ar­beits­verhält­nis bei der C. BKK und un­mit­tel­ba­rer an­sch­ließen­der Neu­be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis zum be­klag­ten Land ei­nen An­spruch auf Berück­sich­ti­gung ih­rer bei der BKK B. bis zum 31.12.2003 ver­brach­te Zeit ge­genüber dem Land ha­ben.

4. Die ent­spre­chen­de Ver­ein­ba­rung ist auch oh­ne Ein­hal­tung der Schrift­form des § 1 Abs. 2 TVG form­wirk­sam. Die ent­spre­chen­den Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­run­gen un­ter­lie­gen nicht der Schrift­form des § 1 Abs. 2 TVG (Löwisch/Rieb­le TVG Grundl. Rn. 71 f.; Däubler TVG Ein­lei­tung Rn. 876). Da es sich nicht um Ta­rif­verträge iSd. § 1 Abs. 2 TVG han­delt, gilt das ge­ne­rel­les Prin­zip der Form­frei­heit im bürger­li­chen Recht.

5. Die Vor­aus­set­zun­gen des Ko­ali­ti­ons­ver­trags zu­guns­ten Drit­ter lie­gen vor.

a. Das Ar­beits­verhält­nis der Kläge­rin ist nach § 147 Abs. 2 SGB V (a. F.) von dem be­klag­ten Land auf die BKK B. über­ge­gan­gen.

b. Die Kläge­rin ist iSd. Ko­ali­ti­ons­ver­trags aus dem Ar­beits­verhält­nis mit der C. BKK „aus­ge­schie­den“. Die Re­ge­lung des § 2 Abs. 3 VBSV BKK in der Fas­sung vom 21. Ju­ni 2004 ver­langt nach ih­rer sprach­li­chen Fas­sung nicht, dass ein ent­spre­chen­des rechts­kräfti­ges Ur­teil über die Wirk­sam­keit der Kündi­gung vor­liegt. Sie stellt viel­mehr dar­auf ab, dass der Ar­beit­neh­mer aus dem Ar­beits­verhält­nis mit der C. BKK „aus­schei­det“. Dies ist zu­min­dest dann der Fall, wenn das Ar­beits­verhält­nis sei­tens der C. BKK gekündigt wird und der be­trof­fe­ne Ar­beit­neh­mer im Hin­blick hier­auf sei­ne Wie­der­ein­stel­lung beim be­klag­ten Land be­gehrt. Die Kläge­rin ist nicht ver­pflich­tet, vor Gel­tend­ma­chung des Rück­kehr­rechts un­ter An­rech­nung der Be­triebs­zu­gehörig­keit bei der BKK B. den Aus­gang des Kündi­gungs­schutz­ver­fah­rens ggf. über drei In­stan­zen ab­zu­war­ten. Be­treibt die Kläge­rin ihr ein­ge­lei­te­tes Kündi­gungs­schutz­ver­fah­ren wie vor­lie­gend ge­genwärtig nicht ak­tiv wei­ter, son­dern ver­folgt sie primär ihr Rück­kehr­recht zum be­klag­ten Land, so macht sie deut­lich, dass sie das ihr in­so­weit zu­ste­hen­de „Wahl­recht“ zu­guns­ten des Rück­kehr­rechts aus­geübt hat und die Be­stands­strei­tig­keit ge­genüber der C. BKK nur vor­sorg­lich für den Fall, dass ein Rück­kehr­recht aus Rechts­gründen ver­neint wird, auf­recht­erhält. Da­mit ist da­von aus­zu­ge­hen, dass die Kläge­rin je­den­falls mit Rechts­kraft der vor­lie­gen­den Ent­schei­dung ihr Wahl­recht zu Guns­ten ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem Land aus­geübt hat, so dass zu die­sem – nach § 894 Abs. 1 Satz 1 ZPO maßgeb­li­chen Zeit­punkt – das Tat­be­stands­merk­mal des „Aus­schei­dens“ bei der C. BKK erfüllt ist.

c. Da mit Rechts­kraft der Ent­schei­dung über die Kla­ge auf Ab­ga­be ei­ner Wil­lens­erklärung nach § 894 ZPO zum 1.7.2011 ein Ar­beits­verhält­nis mit dem be­klag­ten Land be­gründet ist, ist auch das Merk­mal der Neu­be­gründung des Ar­beits­verhält­nis­ses „in un­mit­tel­ba­ren An­schluss“ erfüllt.

II. Die Kläge­rin hat kei­nen An­spruch auf Berück­sich­ti­gung der bei der C. BKK ver­brach­ten Be­triebs­zu­gehörig­keit bei Be­gründung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu dem be­klag­ten Land.

1. Der An­spruch er­gibt sich nicht aus der in­fol­ge der Zu­sa­ge vom 20.4.1998 zu­stan­de ge­kom­me­nen Ver­ein­ba­rung. Dies er­gibt ei­ne Aus­le­gung der Wil­lens­erklärung vom 20.4.1998. Be­reits der Wort­laut der Erklärung ist ein­deu­tig.

Nach dem Wort­laut der Erklärung wird der Kläge­rin ein „Rück­kehr­recht“ ein­geräumt. Ei­ne Rück­kehr ist aber be­reits vom Wort­sinn et­was an­de­res als der Ver­bleib. Ein Rück­kehr­recht be­inhal­tet ei­nen An­spruch auf Neu­be­gründung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses und nicht die Fort­set­zung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses (LAG Düssel­dorf 27.3.2007 – 6 Sa 227/07 – zi­tiert nach ju­ris Rn. 75). Die Auf­fas­sung der Kläge­rin, rück­keh­ren­de Ar­beit­neh­mer sei­en so zu stel­len, als hätte ihr Ar­beits­verhält­nis durch­ge­hend bei dem be­klag­ten Land be­stan­den, würde das Rück­kehr­recht in ein ex nunc wir­ken­des Wi­der­spruchs­recht um­ge­stal­ten. Dies ist vom Wort­laut nicht mehr ge­deckt (vgl. hin­sicht­lich ei­ner Nor­min­ter­pre­ta­ti­on BAG 19.10.2011 - 5 AZR 138/10 – zi­tiert nach ju­ris Rn. 29).

2. Der An­spruch er­gibt sich auch nicht aus § 34 Abs. 3 Satz 4 TV-L. § 34 Abs. 3 Satz 4 TV-L re­gelt be­reits kei­ne ge­ne­rel­le An­rech­nung von Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten. § 34 Abs. 3 Satz 4 TV-L ge­winnt le­dig­lich für die Fra­ge der Kündi­gungs­fris­ten und nach § 22 Abs. 3 TV-L für die Höhe des Kran­ken­gel­des – un­ter Be­ach­tung des § 14 TVÜ-L – Be­deu­tung, nicht je­doch für den erhöhten Kündi­gungs­schutz nach § 34 Abs. 2 TV-L (vgl. § 34 Abs. 2 Satz 1 iVm. § 34 Abs. 3 Satz 1 und 2 TV-L). Die von der Kläge­rin be­gehr­te kei­ne ge­ne­rel­le An­rech­nung von Be­triebs­zu­gehörig­keits­zei­ten lässt sich des­we­gen aus § 34 Abs. 3 Satz 4 TV-L nicht her­lei­ten.

3. Der An­spruch er­gibt sich auch nicht aus dem durch die kor­re­spon­die­ren­den Schrei­ben der Ge­werk­schaft ver.di vom 16.6.2004 und des be­klag­ten Lan­des vom 21.6.2004 zu­stan­de ge­kom­me­nen Ko­ali­ti­ons­ver­trag zu­guns­ten Drit­ter ent­spre­chend § 328 Abs. 1 BGB. Nach dem ein­deu­ti­gen Wort­laut be­gründet die Ko­ali­ti­ons­ver­ein­ba­rung nur ei­ne An­rech­nung der Be­triebs­zu­gehörig­keit bei der BKK B.. Für ei­ne ergänzen­de Ver­trags­aus­le­gung da­hin­ge­hend, dass auch die Zei­ten bei der C. BKK Berück­sich­ti­gung fin­den soll­ten, gibt es kei­ne Grund­la­ge. Den ver­trags­sch­ließen­den Par­tei­en war be­wusst, dass die Kläge­rin ab dem 1.1.2004 bei der C. BKK beschäftigt war; be­schränken sie den­noch die An­rech­nung der Beschäfti­gungs­zeit auf die Zei­ten bei der BKK B. bis zum 31.12.2003 so er­gibt sich ein ein­deu­ti­ger Wil­le der Ver­trags­par­tei­en, die bei der C. BKK ab dem 1.1.2004 zurück­ge­leg­ten Zei­ten nicht zu berück­sich­ti­gen.

E. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf §§ 97 Abs. 1 § 92 ZPO.

F. Die Ent­schei­dung über die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­ruht auf § 72 Abs. 2 Nr. 1 ZPO.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von d. Par­tei­en bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt
(Post­adres­se: 99113 Er­furt),

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den.

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen. 

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.

Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als sol­che sind außer Rechts­anwälten nur fol­gen­de Stel­len zu­ge­las­sen, die zu­dem durch Per­so­nen mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt han­deln müssen:

• Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
• ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der vor­ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments i. S. d. § 46 c ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­ter www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de.

Hin­weis der Geschäfts­stel­le
Das Bun­des­ar­beits­ge­richt bit­tet, sämt­li­che Schriftsätze in sie­ben­fa­cher Aus­fer­ti­gung ein­zu­rei­chen.


Sch.  

P.  

C.

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