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ArbG Ober­hau­sen, Ur­teil vom 16.12.2009, 1 Ca 2212/09

   
Schlagworte: Urlaubsabgeltung, Urlaub: Abgeltung, Ausschlussfrist
   
Gericht: Arbeitsgericht Oberhausen
Aktenzeichen: 1 Ca 2212/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 16.12.2009
   
Leitsätze:

1. Unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des EuGH spielt es für den Urlaubsabgeltungsanspruch keine Rolle mehr, ob ein Arbeitnehmer nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses noch arbeitsunfähig war oder nicht.

2. Aus diesem Umstand folgt, dass ein Urlaubsabgeltungsanspruch mit Beendigung des Arbeitsverhältnisses fällig wird.

3. Ab diesem Zeitpunkt beginnen tarifliche Ausschlussfristen zu laufen. Diese betreffen nicht nur den Tarifurlaub, sondern auch den gesetzlichen Mindesturlaub.

Vorinstanzen:
   

Ar­beits­ge­richt Ober­hau­sen, 1 Ca 2212/09

 

Te­nor:

1.Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

2.Die Kos­ten des Rechts­streits trägt die Kläge­rin.

3.Streit­wert: € 2.179,05

 

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch

Die Kläge­rin war seit dem 01.02.1980 bei der Be­klag­ten als Verkäufe­r­in beschäftigt. Der Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en, auf den im Übri­gen Be­zug ge­nom­men wird (Blatt 14-15 der Ak­te) lau­tet aus­zugs­wei­se:

„Für das Dienst­verhält­nis gel­ten - so­weit im Rah­men die­ses Ver­tra­ges nichts an­de­res ver­ein­bart wird - die Be­stim­mun­gen des ört­lich maßgeb­li­chen Ta­rif­ver­tra­ges für den Ein­zel­han­del ein­sch­ließlich der ent­spre­chen­den Zu­satz­ab­kom­men.“

§ 24 des ent­spre­chen­den Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges (im Fol­gen­den: MTV) lau­tet aus­zugs­wei­se: 

„(1) Die Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis ver­fal­len wie folgt: 

a) (...) 

b) spätes­tens drei Mo­na­te nach En­de des Ur­laubs­jah­res bzw. Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses:
Ansprüche auf Ur­laub, Ur­laubs­ab­gel­tung und Son­der­zah­lun­gen; 

(...) 

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(2) Die Ansprüche ver­fal­len nicht, so­fern sie in­ner­halb der vor­ge­nann­ten Fris­ten schrift­lich gel­tend ge­macht wor­den sind.

(...) 

(4) Un­ter die Ver­fall­klau­sel fal­len nicht sol­che Ansprüche ei­nes Ar­beit­ge­bers oder ei­nes Ar­beit­neh­mers ge­gen ei­nen Ar­beit­neh­mer oder Ar­beit­ge­ber, die auf ei­ne straf­ba­re Hand­lung oder ei­ne un­er­laub­te Hand­lung stützt wer­den. Für die­se Ansprüche gel­ten die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten.“

Die Kläge­rin war vom 27.01.1997 bis zu ih­rem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis am 31.03.2008 ar­beits­unfähig er­krankt und be­zog in den letz­ten Jah­ren ei­ne be­fris­te­te Er­werbs­unfähig­keits­ren­te. Ab dem 01.04.2008 be­zieht sie ei­ne un­be­fris­te­te Er­werbs­unfähig­keits­ren­te.

Mit Schrei­ben vom 26.06.2009, auf wel­ches Be­zug ge­nom­men wird (Blatt 3-4 der Ak­te) mach­te die Kläge­rin Ur­laubs­ab­gel­tungs­ansprüche für die Jah­re 2006-2008 gel­tend. Nach­dem die Be­klag­te die Zah­lung ab­ge­lehnt hat­te, er­hob sie mit am 15.09.2009 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz, der am 17.09.2009 zu­ge­stellt wur­de, Kla­ge.

Die Kläge­rin ist der Auf­fas­sung, ihr ste­he ein Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch zu. Die ta­rif­li­che Aus­schluss­frist könne nicht für ge­setz­li­che Ansprüche Gel­tung ent­fal­ten.

Die Kläge­rin be­an­tragt, 

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin 2179,05 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten ober­halb des Ba­sis­zins­sat­zes ab Kla­ge­zu­stel­lung zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Die Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch sei ver­fal­len. Fer­ner sei die Kläge­rin nach Treu und Glau­ben ge­hin­dert, sich auf den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch zu be­ru­fen.

Hin­sicht­lich des wei­te­ren Vor­brin­gens wird auf die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 16.12.2009 so­wie 2auf die zwi­schen den Par­tei­en ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die Kla­ge hat­te kei­nen Er­folg. 

I. Die Kla­ge ist un­be­gründet. Die Kläge­rin hat kei­nen An­spruch aus § 7 Abs. 4 BUrlG. Die Ansprüche sind nach § 24 MTV ver­fal­len.

1. Der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch der Kläge­rin ist mit Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses 2entstanden und am 30.6.2008 ver­fal­len. Gel­tend ge­macht wur­de der An­spruch erst mit Schrei­ben vom 26.6.2009, so­dass der An­spruch ver­fal­len ist.

2. Nach der bis­he­ri­gen Recht­spre­chung des BAG spiel­ten ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten in der 27
Kon­stel­la­ti­on, dass ein Ar­beit­neh­mer sei­nen Ur­laubs­an­spruch we­gen Ar­beits­unfähig­keit nicht rea­li­sie­ren konn­te, kaum ei­ne Rol­le (a.A. zum bis­he­ri­gen Recht schon Löwisch/Rieb­le, § 1 TVG Rn. 667). Denn nach die­ser Recht­spre­chung ver­fiel der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch un­abhängig von der Fra­ge, ob und wann der Ar­beit­neh­mer wie­der ar­beitsfähig wur­de, nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten spätes­tens zum 31.3. des Fol­ge­jah­res (§ 7 Abs. 1 S. 1 u. 3 BUrlG). Ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten, die ei­nen Ver­fall des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs vor die­sem Zeit­punkt an­ord­ne­ten, ver­stießen auf­grund der An­nah­me, der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch fol­ge als Sur­ro­gat des Ur­laubs­an­spruch den­sel­ben Re­geln wie die­ser, ge­gen § 13 Abs. 1 BUrlG (vgl. BAG, Urt. v. 24.11.1992 - 9 AZR 549/91, AP Nr. 23 zu § 1 BUrlG; BAG, Urt. v. 18.11.2003 - 9 AZR

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95/03, AP Nr. 17 zu § 113 In­sO; a.A. BAG, Urt. v. 24.8.1999 - 9 AZR 529/97, AP Nr. 14 zu § 1 TVG Ta­rif­verträge: Großhan­del). Dies galt je­den­falls in­so­weit, als der ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laubs­an­spruch be­trof­fen war. Ging es um darüber hin­aus­ge­hen­de Ansprüche, kam die An­wen­dung von Aus­schluss­fris­ten durch­aus in Be­tracht (BAG, Urt. v. 21.06.2005 - 9 AZR 200/04, AP Nr. 11 zu § 55 In­sO). Le­dig­lich der Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen nicht gewähr­ten ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laubs konn­te nach ta­rif­li­chen Vor­schrif­ten ver­fal­len (BAG, Urt. v. 24.11.1992 - 9 AZR 549/91, AP Nr. 23 zu § 1 BUrlG).

Für die Fra­ge, ob ein Ar­beit­neh­mer, der bis zum En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses sei­nen Ur­laub we­gen Ar­beits­unfähig­keit nicht neh­men konn­te, ei­nen Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch ha­ben konn­te, kam es we­gen der Ei­gen­schaft des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs als Sur­ro­gat des Ur­laubs­an­spru­ches dar­auf an, ob der Ar­beit­neh­mer bis zum En­de des Über­tra­gungs­zeit­raums wie­der ar­beitsfähig wur­de. War dies nicht der Fall, konn­te der Ur­laubs­an­spruch ins­ge­samt nicht mehr gel­tend ge­macht wer­den, so­dass auch ein Ur­laubs­an­spruch schon nach ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten ver­fiel (BAG, Urt. v. 13.05.1982 - 6 AZR 360/80, AP Nr. 4 zu § 7 BUrlG Über­tra­gung; BAG, Urt. v. 7.9.2004 - 9 AZR 587/03, EzA Nr. 12 zu § 7 BUrlG Ab­gel­tung; BAG, Urt. v. 21.06.2005 - 9 AZR 200/04, AP Nr. 11 zu § 55 In­sO).

Nach bis­he­ri­ger Recht­spre­chung wäre ihr Ur­laubs­an­spruch für das Jahr 2006 be­reits am 31.3.2007, für das Jahr 2007 am 31.3.2008 ver­fal­len und für das Jahr 2008 am 31.12.2008 oder - bei fort­be­ste­hen­der Er­kran­kung - am 31.3.2009, so­dass kei­ner­lei Ansprüche der Kläge­rin
be­stan­den hätten.

3. Nach­dem der EuGH ent­schie­den hat, dass es mit eu­ropäischem Recht nicht ver­ein­bar ist, wenn der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch bei Ar­beits­unfähig­keit bis zum En­de des Über­tra­gungs­zeit­raums nach ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten verfällt (EuGH, Urt. v. 20.1.2009 - C-350/06, AP Nr. 1 zu Richt­li­nie 2003/88/EG), hat sich die Recht­spre­chung die­ser Rechts­auf­fas­sung an­ge­schlos­sen und zu­gleich klar­ge­stellt, dass ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung des ge­setz­li­chen Ur­laubs­rechts möglich ist (BAG, Urt. v. 24.3.2009 - 9 AZR 983/07, AP Nr. 39 zu § 7 BUrlG; LAG Düssel­dorf, Urt. v. 2.2.2009 - 12 Sa 486/06, NZA-RR 2009, 242).

Folg­lich scheint es nun­mehr ge­si­cher­te Er­kennt­nis zu sein, dass es für den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch der Kläge­rin kei­ne Rol­le spie­len konn­te, ob sie über das En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses hin­aus ar­beits­unfähig er­krankt war. Spielt da­nach der ge­setz­li­che Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs nach § 7 Abs. 3 BUrlG für den Ver­fall des Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruchs bei fort­be­ste­hen­der Er­kran­kung aber kei­ne Rol­le mehr, wird der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch - wie es § 7 Abs. 4 BUrlG bei wört­li­cher Aus­le­gung vor­schreibt - mit der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses fällig, was auch § 24 MTV, der auf das Ar­beits­verhält­nis an­wend­bar ist, vor­schreibt. Nach die­ser Vor­schrift hätte die Kläge­rin den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch da­her spätes­tens bis zum 30.6.2008 gel­tend ma­chen müssen. Dies ist je­doch erst mit Schrei­ben vom 26.6.2009 ge­sche­hen. Der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch ist da­her nach der ta­rif­li­chen Vor­schrift ver­fal­len.

4. Die An­wen­dung der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist verstößt auch nicht ge­gen § 13 BUrlG. Denn wenn der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch bei Ar­beits­unfähig­keit nicht (mehr) nach § 7 Abs. 3 BUrlG be­fris­tet ist, wi­der­spricht ei­ne ta­rif­li­che Aus­schluss­frist auch nicht ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten. Denn in die­sem Fall un­ter­schei­det sich die Ur­laubs­ab­gel­tung nicht mehr von an­de­ren zwin­gen­den Vor­schrif­ten, bei de­nen oh­ne Wei­te­res ta­rif­li­che Aus­schluss­fris­ten zur An­wen­dung kom­men können. Zwar hat das BAG die­se Fra­ge für den Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch zu­letzt of­fen­ge­las­sen (BAG, Urt. v. 24.3.2009 - 9 AZR 983/07, AP Nr. 39 zu § 7 BUrlG). Doch ist es für die mit § 13 BUrlG ver­gleich­ba­re Vor­schrift des § 12 EFZG ge­si­cher­te Recht­spre­chung, dass Aus­schluss­fris­ten zum Ver­fall ent­spre­chen­der Ansprüche führen können (BAG, Urt. v. 16.1.2002 - 5 AZR 430/00, AP Nr. 13 zu § 3 EFZG). Zur Be­gründung wird über­zeu­gend an­geführt, die Aus­schluss­frist be­tref­fe nicht die in­halt­li­che Ein­schränkung des An­spruchs, den § 12 EFZG ver­bie­te, son­dern nur des­sen Gel­tend­ma­chung und zeit­li­che Be­gren­zung (BAG, Urt. v. 30.3.1962 - 2 AZR 101/61, AP Nr. 28 zu § 4 TVG Aus­schluss­fris­ten; BAG, Urt. v. 16.1.2002 - 5 AZR 430/00, AP Nr. 13 zu § 3 EFZG). Ein Grund für ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Ent­gelt­fort­zah­lungs­ansprüchen mit Ansprüchen auf Ur­laubs­ab­gel­tung be­steht nicht.

Die­se An­sicht ent­spricht auch der Auf­fas­sung vie­ler Stim­men in der Li­te­ra­tur (vgl. Gaul/Jos­ten

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/Strauf, BB 2009, 497 ff.; Abe­le, RdA 2009, 312 [318]), so­weit sie sich nach der oben ge­nann­ten EuGH-Ent­schei­dung bzw. der dar­auf auf­bau­en­den BAG-Ent­schei­dung mit der Pro­ble­ma­tik der Aus­schluss­fris­ten aus­ein­an­der­set­zen. So führt Dörner aus:

„Greift das ges. Be­fris­tungs­recht für Ab­gel­tungs- und Ab­gel­tungs­scha­dens­er­satz­ansprüche nicht wie im Fall der dau­er­haf­ten Er­kran­kung (...), so kom­men um­fas­sen­de ta­rifl. Aus­schluss­fris­ten zur Gel­tung. Der AN muss sei­ne Ansprüche gel­tend ma­chen und ggf. ge­richt­lich ein­kla­gen, an­de­ren­falls ver­fal­len sie nach Maßga­be der ta­rif­ver­tragl. Be­stim­mun­gen. Das gilt nicht nur für die Ab­gel­tungs­ansprüche, die auf dem ta­rifl. Ur­laub ge­gründet sind, son­dern auch für die Ansprüche nach dem ges. Min­des­t­ur­laub. Das Ge­mein­schafts­recht steht dem nicht ent­ge­gen, denn das schützt nur den AN, der ge­hin­dert ist, sei­ne Ansprüche zu rea­li­sie­ren, nicht aber den, der untätig bleibt“ (ErfK/Dörner, § 7 BUrlG Rn. 65).

Ent­schei­dend ist nämlich, dass der EuGH le­dig­lich ei­nen Ver­fall der Ur­laubs­ansprüche ver­hin­dern will, auf de­ren Ver­fall der Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­ner Ar­beits­unfähig­keit nicht den ge­rings­ten Ein­fluss neh­men kann (vgl. EuGH, Urt. v. 20.1.2009 - C-350/06, AP Nr. 1 zu Richt­li­nie 2003/88/EG). Dass die Richt­li­nie Richt­li­nie 2003/88/EG ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten ent­ge­gen­steht, kann der Ent­schei­dung nicht ent­nom­men wer­den, zu­mal der Ar­beit­neh­mer den Ver­fall nach ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten durch recht­zei­ti­ge Gel­tend­ma­chung un­pro­ble­ma­tisch ver­hin­dern kann. Auch nach Bau­er/Ar­nold verfällt der ta­rif­li­che eben­so wie der ge­setz­li­che Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch nach ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten (Bau­er/Ar­nold, NJW 2009, 631 [635]). Dies er­gibt sich auch dar­aus, dass nach der neu­en Recht­spre­chung der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch nun­mehr ei­nen an­de­ren Zweck ver­folgt:

„Der Ab­gel­tungs­an­spruch, der in den vor­lie­gen­den Fällen die dau­ern­de Ar­beits­unfähig­keit und das En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses zur Vor­aus­set­zung hat, be­inhal­tet nach der neu­en Recht­spre­chung ei­ne Geld­leis­tung oh­ne strik­te Zweck­bin­dung. Dies be­deu­tet für die Pra­xis, dass be­reits ab dem ers­ten Tag nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses die Aus­schluss­frist zu lau­fen be­ginnt und in der an­walt­li­chen Pra­xis da­her vor al­lem in den Fällen des Ren­ten­be­zugs nach an­dau­ern­der Ar­beits­unfähig­keit der Ab­gel­tungs­an­spruch recht­zei­tig gel­tend ge­macht wer­den muss“ (Ko­the/Beetz, ju­ris­PR-ArbR 25/2009 Anm. 1).

Un­ter An­wen­dung die­ser Maßstäbe ist der Ur­laubs­ab­gel­tungs­an­spruch der Kläge­rin ins­ge­samt ver­fal­len.

5. Die Kläge­rin kann im Hin­blick auf die Versäum­ung der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist kei­nen Ver­trau­ens­schutz in An­spruch neh­men. Denn eben­so wie es das BAG seit der Be­kannt­ma­chung des Vor­la­ge­be­schlus­ses des LAG Düssel­dorf (LAG Düssel­dorf, Be­schl. v. 2.8.2006 - 12 Sa 486/06, NZA-RR 2006, 628) ab­ge­lehnt hat, Ver­trau­ens­schutz für den Ar­beit­ge­ber zu gewähren (BAG, Urt. v. 24.3.2009 - 9 AZR 983/07, AP Nr. 39 zu § 7 BUrlG), muss um­ge­kehrt kon­sta­tiert wer­den, dass es der Kläge­rin auch un­be­nom­men ge­we­sen wäre, be­reits bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses die Ur­laubs­ab­gel­tung vor­sorg­lich gel­tend zu ma­chen. Denn zu die­sem Zeit­punkt war der Vor­la­ge­be­schluss eben­falls be­kannt. Außer­dem gibt es kei­nen ne­ga­ti­ven Ver­trau­ens­schutz da­hin­ge­hend, dass je­mand dar­auf ver­trau­en kann, die Recht­spre­chung, die oh­ne­hin zu kei­nem An­spruch führen würde, wer­de bei­be­hal­ten.

II. Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 46 Abs. 2 ArbGG i.V.m. § 91 Abs. 1 ZPO. Für die nach § 61 Abs. 1 ArbGG er­for­der­li­che Streit­wert­fest­set­zung war nach § 3 ZPO die Höhe der Kla­ge­for­de­rung maßgeb­lich.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung 

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei 

Be­ru­fung 

ein­ge­legt wer­den. 

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben. 

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Die Be­ru­fung muss 

in­ner­halb ei­ner N o t f r i s t* von ei­nem Mo­nat 

beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Düssel­dorf, Lud­wig-Er­hard-Al­lee 21, 40227 Düssel­dorf, Fax: (0211) 7770 - 2199 ein­ge­gan­gen sein.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Rechts­an­walt ein­ge­reicht wer­den; an sei­ne Stel­le können Ver­tre­ter ei­ner Ge­werk­schaft oder ei­ner Ver­ei­ni­gung von Ar­beit­ge­bern oder von Zu­sam­men­schlüssen sol­cher Verbände tre­ten, wenn sie kraft Sat­zung oder Voll­macht zur Ver­tre­tung be­fugt sind und der Zu­sam­men­schluss, der Ver­band oder de­ren Mit­glie­der Par­tei sind. Die glei­che Be­fug­nis ha­ben An­ge­stell­te ju­ris­ti­scher Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der zu­vor ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, so­lan­ge die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der der Or­ga­ni­sa­ti­on ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt.

* Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

E.

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