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BAG, Ur­teil vom 18.05.2006, 2 AZR 230/05

   
Schlagworte: Änderungskündigung, Änderungsangebot, Kündigung: Änderungskündigung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 2 AZR 230/05
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.05.2006
   
Leitsätze:

1. Die Frist zur Erklärung des Vorbehalts nach § 2 Satz 2 KSchG gilt als Mindestfrist auch für die Erklärung der vorbehaltlosen Annahme des Änderungsangebots.

2. Die zu kurze Bestimmung der Annahmefrist durch den Arbeitgeber im Änderungsangebot führt nicht zur Unwirksamkeit der Kündigung. Sie setzt vielmehr die gesetzliche Annahmefrist des § 2 Satz 2 KSchG in Lauf.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 16.09.2004, 38 Ca 12522/04
Landesarbeitsgericht Berlin, Urteil vom 19.01.2005, 4 Sa 2334/04
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


2 AZR 230/05
4 Sa 2334/04
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

18. Mai 2006

UR­TEIL

An­derl, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Zwei­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. Mai 2006 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Dr. Rost, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Ey­lert und Schmitz-Scho­le­mann so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Dr. Ro­eckl und Ro­sen­dahl für Recht er­kannt:



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Die Re­vi­si­on der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 19. Ja­nu­ar 2005 - 4 Sa 2334/04 - wird auf Kos­ten der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen.


Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Wirk­sam­keit ei­ner or­dent­li­chen Ände­rungskündi­gung.

Die Kläge­rin trat En­de 1995 in die Diens­te der Be­klag­ten, die ei­nen pri­va­ten Fern­seh­sen­der be­treibt und rund 100 Ar­beit­neh­mer beschäftigt. Die Be­klag­te, die zu-nächst in Ber­lin ansässig war, be­schloss im März 2004, den Sen­der ab Sep­tem­ber 2004 von Köln aus zu be­trei­ben. Die meis­ten Ab­tei­lun­gen, auch die der Kläge­rin, zo­gen En­de Au­gust 2004 nach Köln.

Nach Anhörung des Be­triebs­rats kündig­te die Be­klag­te das Ar­beits­verhält­nis mit der Kläge­rin durch Schrei­ben vom 5. Mai 2004 zum 31. Au­gust 2004 und bot der Kläge­rin die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bei an­sons­ten un­veränder­ten Be­din­gun­gen in Köln an. Wei­ter heißt es im Kündi­gungs­schrei­ben:


„Wir würden uns freu­en, wenn Sie wei­ter­hin für n tätig sein wol­len und uns zum Zei­chen Ih­res Ein­verständ­nis­ses un­ten ste­hen­de Ein­verständ­nis­erklärung bis zum Ab­lauf von zwei Wo­chen ab Er­halt die­ses Schrei­bens un­ter­zeich­net zurück­ge­ben. So­fern Sie Ih­re Zu­stim­mung nicht er­tei­len, en­det das Ar­beits­verhält­nis nach Ab­lauf der Kündi­gungs­frist...“


Die Kläge­rin nahm das An­ge­bot der Be­klag­ten nicht, auch nicht un­ter Vor­be­halt, an. Der Pro­zess­be­vollmäch­tig­te der Kläge­rin, der meh­re­re Ar­beit­neh­mer ver­trat, die ein gleich lau­ten­des Kündi­gungs­schrei­ben er­hal­ten hat­ten, wand­te sich für ei­ni­ge die­ser Ar­beit­neh­mer - nicht je­doch für die Kläge­rin - an die Be­klag­te und bat um Verlänge­rung der An­nah­me­frist auf drei Wo­chen. Die Be­klag­te teil­te dar­auf durch ih­re jet­zi­gen Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten mit, der Ar­beit­ge­ber sei be­rech­tigt, ei­ne An­nah­me­frist zu set­zen.

Die Kläge­rin hat die Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung gel­tend ge­macht. Die von der Be­klag­ten ge­setz­te An­nah­me­frist von nur zwei Wo­chen wi­der­spre­che § 2 Satz 2
 


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KSchG. Die un­zulässi­ge Verkürzung der Über­le­gungs­frist führe zur Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt 


fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht durch das Kündi­gungs­schrei­ben der Be­klag­ten vom 5. Mai 2004 auf­gelöst ist.


Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie meint, die Ände­rungskündi­gung sei nicht we­gen der Frist­set­zung von zwei Wo­chen für die An­nah­me des Ände­rungs­an­ge­bots un­wirk­sam. Auch ei­ne un­zulässig kur­ze Frist führe nicht zur Un­wirk­sam­keit der Ände­rungskündi­gung, son­dern set­ze nur die ge­setz­lich zu­tref­fen­de Frist in Gang. Dem Ar­beit­ge­ber sei es im Übri­gen gem. § 148 BGB frei­ge­stellt, wel­che Frist er zur An­nah­me set­ze. Darüber hin­aus ha­be die Be­klag­te ein er­kenn­ba­res In­ter­es­se dar­an ge­habt, möglichst schnell zu wis­sen, wie vie­le Ar­beit­neh­mer der ein­zel­nen Ab­tei­lun­gen die Ände­rungs­an­ge­bo­te nach Köln an­neh­men, um ei­nen rei­bungs­lo­sen Sen­de­be­trieb in Köln zu gewähr­leis­ten.


Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung der Kläge­rin zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt die Kläge­rin ih­ren Kla­ge­an­trag wei­ter.

Ent­schei­dungs­gründe


Die Re­vi­si­on hat kei­nen Er­folg. Die Vor­in­stan­zen ha­ben die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen.

A. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Kündi­gung für so­zi­al ge­recht­fer­tigt ge­hal­ten. Der Ar­beits­platz der Kläge­rin in Ber­lin sei ent­fal­len. Die Be­klag­te ha­be der Kläge­rin mit dem An­ge­bot der Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses in Köln zu im Übri­gen un­veränder­ten Be­din­gun­gen nur sol­che Ände­run­gen vor­ge­schla­gen, die die Kläge­rin bil­li­ger­wei­se ha­be hin­neh­men müssen. Dar­an ände­re sich auch nicht des­halb et­was, weil die Be­klag­te ei­ne An­nah­me­frist von nur zwei Wo­chen gewährt ha­be. Die Be­klag­te sei nach § 148 BGB frei bei der Be­stim­mung der An­nah­me­frist. Ei­ne Be­gren­zung er­ge­be sich nicht aus § 2 Satz 2 KSchG oder § 4 KSchG. Die Be­klag­te ha­be nach der im März 2004 be­schlos­se­nen Um­struk­tu­rie­rung ein er­heb­li­ches In­ter­es­se ge­habt, von dort aus

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pla­nen zu können, mit wel­chen Mit­ar­bei­tern die Tätig­keit in Köln fort­ge­setzt wer­den könn­te. Die Kürze der Über­le­gungs­frist ver­s­toße auch nicht ge­gen Treu und Glau­ben.


B. Dem stimmt der Se­nat im Er­geb­nis, nicht aber in al­len Tei­len der Be­gründung zu.

I. Ei­ne be­triebs­be­ding­te Ände­rungskündi­gung ist wirk­sam, wenn sich der Ar­beit­ge­ber bei ei­nem an sich an­er­ken­nens­wer­ten An­lass dar­auf be­schränkt hat, le­dig­lich sol­che Ände­run­gen vor­zu­schla­gen, die der Ar­beit­neh­mer bil­li­ger­wei­se hin­neh­men muss. Im Rah­men der §§ 1, 2 KSchG ist da­bei zu prüfen, ob das Beschäfti­gungs­bedürf­nis für den be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer zu den bis­he­ri­gen Ver­trags­be­din­gun­gen ent­fal­len ist (st. Rspr. BAG 22. April 2004 - 2 AZR 385/03 - BA­GE 110, 188; 23. No­vem­ber 2000 - 2 AZR 617/99 - BA­GE 96, 294; 18. No­vem­ber 1999 - 2 AZR 77/99 - AP KSchG 1969 § 2 Nr. 55 = EzA KSchG § 1 Be­triebs­be­ding­te Kündi­gung Nr. 104; 24. April 1997 - 2 AZR 352/96 - BA­GE 85, 358). Die­ser Maßstab gilt un­abhängig da­von, ob der Ar­beit­neh­mer das Ände­rungs­an­ge­bot ab­ge­lehnt oder un­ter Vor­be­halt an­ge­nom­men hat (st. Rspr. 19. Mai 1993 - 2 AZR 584/92 - BA­GE 73, 151). Die Ände­run­gen müssen ge­eig­net und er­for­der­lich sein, um den In­halt des Ar­beits­ver­trags den geänder­ten Beschäfti­gungsmöglich­kei­ten an­zu­pas­sen. Die­se Vor­aus­set­zun­gen müssen für al­le Ver­tragsände­run­gen vor­lie­gen (vgl. 3. Ju­li 2003 - 2 AZR 617/02 - BA­GE 107, 56; KR-Rost 7. Aufl. § 2 KSchG Rn. 106d; Ha­Ko-Pfeif­fer KSchG 2. Aufl. § 2 Rn. 39; v. Ho­y­nin­gen-Hue­ne/Linck KSchG 13. Aufl. § 2 Rn. 65). Aus­gangs­punkt ist die bis­he­ri­ge ver­trag­li­che Re­ge­lung, dh.: Die an­ge­bo­te­nen Ände­run­gen dürfen sich nicht wei­ter vom In­halt des bis­he­ri­gen Ar­beits­verhält­nis­ses ent­fer­nen, als zur Er­rei­chung des an­ge­streb­ten Zie­les er­for­der­lich ist (23. Ju­ni 2005 - 2 AZR 642/04 - AP KSchG 1969 § 2 Nr. 81 = EzA KSchG § 2 Nr. 54, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen).

II. Die­sen Er­for­der­nis­sen genügt die streit­be­fan­ge­ne Ände­rungskündi­gung


1. Auch die Re­vi­si­on stellt nicht in Ab­re­de, dass die Be­klag­te kei­ne Möglich­keit mehr hat, die Kläge­rin zu den bis­he­ri­gen Be­din­gun­gen in Ber­lin zu beschäfti­gen.


2. Eben­so we­nig macht die Kläge­rin gel­tend, die Be­klag­te ha­be Ände­run­gen vor­ge­schla­gen, die nicht ge­eig­net und er­for­der­lich wären, um den Ver­trags­in­halt an die geänder­te Beschäfti­gungsmöglich­keit an­zu­pas­sen.

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3. Die Kläge­rin ist le­dig­lich der Auf­fas­sung, die Ände­rungskündi­gung sei des­halb un­wirk­sam, weil die Be­klag­te ei­ne nicht dem Ge­setz (§ 2 Satz 2 KSchG) ent­spre­chen­de An­nah­me­frist ge­setzt ha­be. Die­se Auf­fas­sung teilt der Se­nat nicht.

a) Nach § 2 Satz 2 KSchG kann der Ar­beit­neh­mer, dem ge­genüber ei­ne Ände­rungskündi­gung aus­ge­spro­chen wur­de, das Ände­rungs­an­ge­bot un­ter dem Vor­be­halt der so­zia­len Recht­fer­ti­gung an­neh­men. Den Vor­be­halt muss der Ar­beit­neh­mer, wenn die Kündi­gungs­frist we­ni­ger als drei Wo­chen beträgt, in­ner­halb der Kündi­gungs­frist, an­sons­ten in­ner­halb von drei Wo­chen erklären. Die­se ge­setz­li­che Frist ist zwin­gend. Für den Ar­beit­neh­mer nach­tei­li­ge Ab­wei­chun­gen von den Vor­schrif­ten des Kündi­gungs­schutz­ge­set­zes können nicht ver­ein­bart, erst recht nicht ein­sei­tig durch den Ar­beit­ge­ber fest­ge­legt wer­den (all­gem. Auf­fas­sung, vgl. nur: Se­nat 7. März 2002 - 2 AZR 93/01 - AP BGB § 620 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 22 = EzA BGB § 611 Auf­he­bungs­ver­trag Nr. 40; Ha­Ko-Fie­big 2. Aufl. § 1 KSchG Rn. 6; v. Ho­y­nin­gen-Hue­ne/Linck KSchG 13. Aufl. § 1 Rn. 7; APS-Dörner 2. Aufl. § 1 KSchG Rn. 5). Zu Recht führt die Re­vi­si­on aus, dass an die­ser Rechts­la­ge auch die Ent­schei­dung des Se­nats vom 6. Fe­bru­ar 2003 (- 2 AZR 674/01 - BA­GE 104, 315) nichts geändert hat. Zum ei­nen be­fasst sich die Ent­schei­dung nicht mit der Vor­be­halts­erklärung, son­dern mit dem An­ge­bot des Ar­beit­ge­bers, zum an­dern ging es um die Fra­ge, ob die vor­be­halt­lo­se An­nah­me auch nach Ab­lauf der Frist des § 2 Satz 2 KSchG erklärt wer­den kann.


b) Wie die Vor­in­stan­zen zu­tref­fend be­merkt ha­ben, be­trifft § 2 Satz 2 KSchG nach sei­nem Wort­laut le­dig­lich die Vor­be­halts­erklärung, nicht je­doch die vor­be­halt­lo­se An­nah­me des Ände­rungs­an­ge­bots. In­des ist die­se Frist als Min­dest­frist auch auf die vor­be­halt­lo­se An­nah­me des Ände­rungs­an­ge­bots zu er­stre­cken (vgl. KR-Rost 7. Aufl. § 2 KSchG Rn. 77). Die Vor­be­halts­erklärung stellt ei­ne be­ding­te An­nah­me dar. Sie setzt des­halb ein an­nah­mefähi­ges An­ge­bot vor­aus. Ein be­fris­te­tes An­ge­bot er­lischt je­doch mit Ab­lauf der Frist. Ein er­lo­sche­nes An­ge­bot ist kein An­ge­bot und kann nicht, auch nicht un­ter Vor­be­halt an­ge­nom­men wer­den.

c) Rich­tig ist, dass der Ar­beit­ge­ber grundsätz­lich frei ist, sein Ände­rungs­an­ge­bot zu be­fris­ten (Se­nat 6. Fe­bru­ar 2003 - 2 AZR 674/01 - BA­GE 104, 315). Da­bei bil­det je­doch die ge­setz­li­che Min­dest­frist des § 2 Satz 2 KSchG die Un­ter­gren­ze. Ein vernünf­ti­ger Wei­se berück­sich­ti­gungsfähi­ges In­ter­es­se, die­se Frist, de­ren Gel­tung für die Vor­be­halts­an­nah­me das Ge­setz aus­drück­lich und zwin­gend vor­schreibt, für den Fall der vor­be­halt­lo­sen An­nah­me ab­zukürzen, be­steht nicht. Da der Ar­beit­neh­mer in je­dem

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Fall die Vor­be­halts­an­nah­me auch nach Ab­lauf ei­ner sol­chen Frist bis zum Ab­lauf der ge­setz­li­chen Frist erklären kann, würde sich der Ar­beit­ge­ber, könn­te er die Frist zur vor­be­halt­lo­sen An­nah­me ent­ge­gen § 2 Satz 2 KSchG abkürzen, auf die­se Wei­se selbst der Möglich­keit be­rau­ben, die an­ge­streb­te Ver­tragsände­rung oh­ne Ände­rungs­schutz­pro­zess zu er­rei­chen.

d) Die zu kur­ze Be­stim­mung der An­nah­me­frist führt je­doch nicht zur Un­wirk­sam­keit der Kündi­gung. Sie setzt viel­mehr die ge­setz­li­che Frist des § 2 Satz 2 KSchG in Lauf. Der Ar­beit­neh­mer kann al­so in je­dem Fall die An­nah­me vor­be­halt­los oder un­ter Vor­be­halt in­ner­halb der Frist des § 2 Satz 2 KSchG erklären. Dies hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt be­reits im Fall ei­ner frist­lo­sen Ände­rungskündi­gung ent­schie­den (27. März 1987 - 7 AZR 790/85 - AP KSchG 1969 § 2 Nr. 20 = EzA KSchG § 2 Nr. 10). In die­ser Ent­schei­dung wur­de die Be­stim­mung ei­ner zu kurz be­mes­se­nen An­nah­me­frist nicht als Grund für die Un­wirk­sam­keit der ge­sam­ten Ände­rungskündi­gung an­ge­se­hen, son­dern an­ge­nom­men, es wer­de le­dig­lich die dem Ge­setz ent­spre­chen­de Frist („un­verzüglich“) in Gang ge­setzt; der Ar­beit­ge­ber könne die An­nah­me­frist nicht ein­sei­tig verkürzen.


aa) Die Re­vi­si­on meint da­ge­gen, die Be­stim­mung ei­ner nicht dem Ge­setz ent­spre­chen­den An­nah­me­frist führe zur Un­wirk­sam­keit der Ände­rungskündi­gung. Dafür scheint zu spre­chen, dass beim nicht rechts­kun­di­gen Ar­beit­neh­mer der Ein­druck ent­ste­hen kann, er müsse sich in­ner­halb der fälsch­lich ge­nann­ten und dem Ge­setz nicht ent­spre­chen­den Frist ent­schei­den und erklären, während in Wahr­heit ei­ne sol­che Zwangs­la­ge auf Grund der ge­setz­li­chen Re­ge­lung in § 2 KSchG nicht be­steht.


bb) In­des ist die Rechts­fol­ge der gänz­li­chen Un­wirk­sam­keit bei ei­ner dem Ge­setz nicht genügen­den An­nah­me­frist nicht ge­recht­fer­tigt.

(1) Aus dem Kündi­gungs­schutz­ge­setz kann ei­ne sol­che Rechts­fol­ge nicht ab­ge­lei­tet wer­den. Denn da­nach sind nur so­zi­al­wid­ri­ge Kündi­gun­gen bzw. Ände­run­gen un­wirk­sam. Die Un­wirk­sam­keits­fol­ge ist nach §§ 1, 2 KSchG ei­ne Re­ak­ti­on des Rechts auf das Feh­len ma­te­ri­el­ler Kündi­gungs- oder Ände­rungs­gründe, nicht auf feh­ler­haf­te Frist­be­stim­mun­gen.

(2) Auch sonst zie­hen Ge­setz und Recht­spre­chung aus fal­schen Frist­be­stim­mun­gen re­gelmäßig nicht die Fol­ge­rung, das gan­ze Rechts­geschäft für un­wirk­sam zu erklären. Für den Fall ei­ner mit zu kur­zer Frist aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung hat der Se­nat ent­schie­den, dass, da der Kündi­gen­de in der Re­gel je­den­falls or­dent­lich kündi­gen
 


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wol­le, die Kündi­gung in dem Sin­ne aus­zu­le­gen ist, dass sie zum rich­ti­gen Zeit­punkt wirkt (15. De­zem­ber 2005 - 2 AZR 148/05 - DB 2006, 1116, auch zur Veröffent­li­chung in der Amt­li­chen Samm­lung vor­ge­se­hen). Die Kündi­gung wird in die­sen Fällen in al­ler Re­gel nicht als nich­tig an­ge­se­hen. Nach § 306 Abs. 2, § 308 Nr. 1 BGB setzt die Be­stim­mung un­an­ge­mes­sen lan­ger An­nah­me­fris­ten in All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen die nach dem Ge­setz zulässi­ge An­nah­me­frist in Gang, berührt je­doch - ab­ge­se­hen von den Fällen des § 306 Abs. 3 BGB - nicht die Wirk­sam­keit des Ver­trags­an­ge­bots.

(3) Die Un­wirk­sam­keits­sank­ti­on ist auch nicht zum Schutz des Ar­beit­neh­mers vor Miss­brauch er­for­der­lich. Die für den Ar­beit­neh­mer in § 2 KSchG ga­ran­tier­te Rechts­po­si­ti­on be­steht dar­in, dass er sich ge­gen die Ände­rungskündi­gung in­ner­halb der ge­setz­li­chen Frist weh­ren kann, oh­ne den Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses aufs Spiel set­zen zu müssen. Die­ses Recht bleibt dem Ar­beit­neh­mer auch dann er­hal­ten, wenn durch die fal­sche Frist­be­stim­mung die ge­setz­li­che Frist in Gang ge­setzt wird. Um­ge­kehrt bleibt auch dem Ar­beit­ge­ber der mit der Möglich­keit der Ände­rungskündi­gung ver­bun­de­ne Rechts­vor­teil er­hal­ten, dass er nämlich die vor­han­de­ne Möglich­keit der Wei­ter­beschäfti­gung als Un­wirk­sam­keits­grund ei­ner Be­en­di­gungskündi­gung ver­mei­det und da­mit zu­gleich sein An­nah­me­ver­zugs­ri­si­ko ver­rin­gert. Die­ser Rechts­vor­teil würde dem Ar­beit­ge­ber durch die Un­wirk­sam­keits­sank­ti­on ge­nom­men, oh­ne dass dafür ein in­ne­rer Grund vorläge: Denn der ge­nann­te Rechts­vor­teil des Ar­beit­ge­bers steht in Übe­rein­stim­mung mit der auch oh­ne die verkürz­te Frist­set­zung be­ste­hen­den ma­te­ri­el­len Rechts­la­ge. Der Ar­beit­ge­ber er­wirbt al­so durch die fal­sche Fris­tan­ga­be kei­nen zusätz­li­chen, der an­sons­ten be­ste­hen­den Rechts­la­ge wi­der­spre­chen­den Vor­teil, der ihm ge­nom­men wer­den müss­te. Außer­dem ist die­ser Vor­teil le­dig­lich die Kon­se­quenz der durch § 2 KSchG dem Ar­beit­neh­mer ein­geräum­ten Möglich­keit. Sie könn­te dem Ar­beit­ge­ber al­so nur ge­nom­men wer­den, wenn dem Ar­beit­neh­mer der be­son­de­re Schutz des § 2 KSchG eben­falls ver­sagt würde.

cc) Dass der Ar­beit­ge­ber, der den Ar­beit­neh­mer durch ei­ne ent­ge­gen § 2 Satz 2 KSchG zu kur­ze An­nah­me­frist von der (recht­zei­ti­gen) Ab­ga­be der Vor­be­halts­erklärung ab­ge­hal­ten hat, sich un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 242 BGB auf den et­wa ein­ge­tre­te­nen Ab­lauf der Frist des § 2 Satz 2 KSchG nicht be­ru­fen kann, braucht hier nicht wei­ter aus­geführt zu wer­den, weil die Kläge­rin die Möglich­keit der Vor­be­halts­an­nah­me in­ner­halb der ge­setz­li­chen Frist er­kannt, je­doch zu kei­nem Zeit­punkt ei­ne An­nah­me­erklärung - auch nicht un­ter Vor­be­halt - ab­ge­ge­ben hat.
 


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III. Die Kos­ten der er­folg­lo­sen Re­vi­si­on fal­len der Kläge­rin nach § 97 ZPO zur Last.

Rost 

Ey­lert 

Schmitz-Scho­le­mann

Dr. Ro­eckl 

Ro­sen­dahl

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