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Hes­si­sches LSG, Be­schluss vom 30.04.2009, L 3 U 249/08

   
Schlagworte: Arbeitsunfall
   
Gericht: Hessisches Landessozialgericht
Aktenzeichen: L 3 U 249/08
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 30.04.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Sozialgericht Wiesbaden 1. Kammer, 26. September 2008, Az: S 1 U 112/07, Urteil
   

Hes­si­sches Lan­des­so­zi­al­ge­richt


L 3 U 249/08
S 1 U 112/07 (So­zi­al­ge­richt Wies­ba­den)



Be­schluss


In dem Rechts­streit


A.,
A-Straße, A-Stadt,


Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin,

Pro­zess­be­vollm.: Rechts­anwälte B.,
B-Straße, B-Stadt,


ge­gen


Ver­wal­tungs-Be­rufs­ge­nos­sen­schaft,

Isaac-Ful­da-Al­lee 3, 55124 Mainz,


Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te,

hat der 3. Se­nat des Hes­si­schen Lan­des­so­zi­al­ge­richts in Darm­stadt am 30. April 2009 durch den Rich­ter am Lan­des­so­zi­al­ge­richt Dr. Pe­ter als Vor­sit­zen­den, die Rich­te­rin am Lan­des­so­zi­al­ge­richt Preis-Gen­the und den Rich­ter am Lan­des­so­zi­al­ge­richt St­ein­mey­er oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung be­schlos­sen:

I. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des So­zi­al­ge­richts Wies­ba­den vom 26. Sep­tem­ber 2008 wird zurück­ge­wie­sen.

II. Die Be­tei­lig­ten ha­ben ein­an­der kei­ne Kos­ten zu er­stat­ten.

III. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.


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Tat­be­stand


Die Be­tei­lig­ten strei­ten, ob ein Un­fall, den die Kläge­rin als Teil­neh­me­rin an ei­ner Can­yo­ning-Tour im An­schluss an ein Team­mee­ting er­lit­ten hat, als Ar­beits­un­fall fest­zu­stel­len ist.

Die 1966 ge­bo­re­ne Kläge­rin war zum Un­fall­zeit­punkt bei der Fir­ma P. in B-Stadt als Ab­tei­lungs­lei­te­rin tätig. Das Un­ter­neh­men ist in die Be­rei­che Wirt­schafts­prüfung, Steu­er­be­ra­tung und Be­ra­tung auf­ge­glie­dert. An ver­schie­de­nen Stand­or­ten wer­den ca. 10.000 Mit­ar­bei­ter beschäftigt. In der Haupt­nie­der­las­sung in B-Stadt ar­bei­ten ca. 4.000 Mit­ar­bei­ter. Der dor­ti­ge Be­reich Be­ra­tung, in dem auch die Kläge­rin tätig war, be­steht aus sie­ben Ab­tei­lun­gen. Die Ab­tei­lung Fo­ren­sic Ser­vices, die die Kläge­rin lei­te­te, hat­te um die 30 Mit­ar­bei­ter. Am 25. April 2007 ver­sand­ten die Kläge­rin und ein an­de­rer Mit­ar­bei­ter ei­ne Ein­la­dung für ein ab dem 21. Ju­ni 2007 ge­plan­tes Team­mee­ting fol­gen­den In­halts:

„Lie­bes FOS-Team, zum Ab­schluss des außer­or­dent­lich her­vor­ra­gen­den Geschäfts­jah­res 2007 und als Dan­keschön für eu­re tat­kräfti­ge Mit­ar­beit, die die­ses erst ermöglicht hat, pla­nen wir un­ser Team­mee­ting für Ju­ni mal nicht im Of­fice, son­dern außer­halb un­se­res Stand­or­tes B-Stadt. Im Team­mee­ting wer­den wir über die Ent­wick­lung in der Ab­tei­lung, die Zu­sam­men­ar­beit mit an­de­ren Be­rei­chen so­wie über den Stand der Per­so­nal­re­kru­tie­rungs­maßnah­men in­for­mie­ren. Auch ein Fach­bei­trag von ma­xi­mal 20 Mi­nu­ten plus Dis­kus­si­on wird statt­fin­den. Un­ser Team­mee­ting „Pro­ject Go“ star­tet am Don­ners­tag, den 21. Ju­ni 2007 um 13 Uhr ab B-Stadt. Per Bus geht es dann an un­se­ren Über­ra­schungs­ort, ein biss­chen Fahrt­zeit in ein ent­fern­tes Ziel in un­se­rer Re­pu­blik müssen wir ein­pla­nen. Ne­ben ku­li­na­ri­schen Köst­lich­kei­ten er­war­tet Euch ein „span­nen­des“ und „ab­wechs­lungs­rei­ches“ Pro­gramm wel­ches auch körper­li­che Fit­ness er­for­dert. All­ge­mei­ne Vor­aus­set­zun­gen hier­zu sind Schwimm­kennt­nis­se und aus­rei­chend Mut vom Drei-Me­ter-Brett ins kühle Nass zu sprin­gen. Darüber hin­aus sind ein Ex­tra-Paar knöchel­ho­he Schu­he, die auch kom­plett nass wer­den, un­erläss­lich. Natürlich fin­den al­le Out­door-Ak­ti­vitäten auf frei­wil­li­ger Ba­sis statt, al­ter­na­tiv können auch die Well­ness-Ein­rich­tun­gen des Ho­tels ge­nutzt wer­den. Nach­dem wir uns auf ver­schie­de­ne Aben­teu­er ein­ge­las­sen ha­ben, er­folgt die Rück­rei­se im Lau­fe des Nach­mit­tags am Sams­tag, den

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23. Ju­ni 2007, so dass wir am späten Abend wie­der in B-Stadt (Büro) an­kom­men. Wenn Ihr die­se Her­aus­for­de­rung an­neh­men wollt, sen­det bit­te ei­ne kur­ze Bestäti­gungmail an R.. Sie wird euch hier­zu in den nächs­ten Ta­gen auf­for­dern. ...“

Das Team­mee­ting fand nach den An­ga­ben der Kläge­rin im Kam­mer­ter­min vom 26. Sep­tem­ber 2008 in O-Stadt, in ei­nem Ho­tel am Frei­tag­vor­mit­tag, dem 22. Ju­ni 2007, von 9.00 Uhr bis ca. 12.00 Uhr statt. Nach ei­nem Mit­tag­es­sen folg­te ein Trai­ning für die am Sams­tag ge­plan­te Can­yo­ning-Tour (Schluch­ten­wan­de­rung). Es han­delt sich da­bei um ei­ne ca. dreistündi­ge Tour, bei der das ge­mein­sa­me Durch­que­ren ei­ner Schlucht von oben nach un­ten durch Ab­sei­len, Ab­klet­tern, Sprin­gen, Rut­schen, Schwim­men und auch Tau­chen statt­fand. Das Can­yo­ning be­gann am Sams­tag um 8.00 Uhr. Die letz­te Sta­ti­on, an der die Teil­neh­mer aus 8 bis 9 m Höhe durch ei­nen Sprung oder das Ab­sei­len ins Was­ser ein­tau­chen soll­ten, wur­de um ca. 13.00 Uhr er­reicht. Die Kläge­rin, die sich den Sprung ins Was­ser nicht zu­trau­te, zog sich beim Ab­sei­len am rech­ten Au­ge ei­ne Prel­lung des Aug­ap­fels und des Or­bi­ta­ge­we­bes zu. Außer der Kläge­rin ver­letz­ten sich zwei wei­te­re Mit­ar­bei­ter an die­ser letz­ten Sta­ti­on. Laut Teil­neh­mer­lis­te nah­men 32 Mit­ar­bei­ter am Team­mee­ting und 26 Mit­ar­bei­ter sams­tags am Rah­men­pro­gramm teil. Acht Per­so­nen reis­ten we­gen Krank­heit, Ur­laubs oder sons­ti­ger Ver­pflich­tun­gen nicht zur Ver­an­stal­tung an. Die­je­ni­gen, die an der Can­yo­ning-Tour nicht teil­neh­men woll­ten, hat­ten Ge­le­gen­heit, die Well­ness-Ein­rich­tun­gen des Ho­tels zu nut­zen. Die Or­ga­ni­sa­ti­on ins­ge­samt – Ho­tel, Räum­lich­kei­ten für das Team­mee­ting, so­wie kom­plet­tes Rah­men­pro­gramm – hat­te die in O-Stadt an­ge­sie­del­te Fir­ma L. GmbH über­nom­men.

Mit Be­scheid vom 23. Ju­li 2007 in Ge­stalt des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 18. Ok­to­ber 2007 teil­te die Be­klag­te der Kläge­rin mit, sie ha­be bei der Teil­nah­me am Rah­men­pro­gramm nicht un­ter dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung ge­stan­den. Ver­an­stal­tun­gen zur Frei­zeit­ge­stal­tung oder zur Be­frie­di­gung sport­li­cher oder kul­tu­rel­ler In­ter­es­sen der Beschäftig­ten stünden auch dann nicht un­ter Ver­si­che­rungs­schutz, wenn sie in räum­li­chem und zeit­li­chem Zu­sam­men­hang mit der Be­triebstätig­keit er­folg­ten und von dem Un­ter­neh­men ge­bil­ligt oder un­terstützt würden. Es ha­be kei­ne be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung vor­ge­le­gen, weil der Teil außer­halb des Mee­tings durch ei­ne Frei­zeit­ge­stal­tung ge­prägt ge­we­sen sei, die auf­grund der in­di­vi­du­el­len Teil­nah­memöglich­keit nicht mehr mit dem Ge­dan­ken der Ver­bun­den­heit un­ter­ein­an­der und mit der Geschäfts­lei­tung in Ein­klang ge­stan­den ha­be. Dem ste­he nicht ent­ge­gen, dass sich die Mehr­zahl der Beschäftig­ten für das Out­door-Pro­gramm ent­schie­den ha­be. Die Ein­la­dung zu der Ver­an­stal­tung im Allgäu sei als Dan­keschön für die tat­kräfti­ge Mit­ar­beit der Beschäftig­ten an ei­nem außer­or­dent­lich er­folg­rei­chen


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Geschäfts­jahr er­folgt. In­so­fern ha­be ei­ne sog. In­cen­ti­ve-Rei­se vor­ge­le­gen. Sol­che Rei­sen sei­en ei­ne an­de­re Art der Mo­ti­va­ti­on zur Stei­ge­rung des Ar­beits­ein­sat­zes, der Loya­lität zu ei­nem Un­ter­neh­men oder der Förde­rung des Ver­kaufs von Pro­duk­ten. Haupt­zie­le ei­ner In­cen­ti­ve-Rei­se sei­en in den meis­ten Fällen Um­satz­stei­ge­rung und Ge­winn­ma­xi­mie­rung; das von der Fir­ma in die­ser Art von Be­loh­nung in­ves­tier­te Geld sol­le nach­hal­tig wir­ken. Ob­wohl die­se Art von Rei­se im In­ter­es­se des Un­ter­neh­mens lie­ge, un­be­strit­ten dem Zu­gehörig­keits­gefühl zur Fir­ma und auch un­ter­ein­an­der die­ne, würden sol­che Rei­sen durch die Recht­spre­chung von dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung aus­ge­schlos­sen.

Die Kläge­rin hat hier­ge­gen am 16. No­vem­ber 2007 beim So­zi­al­ge­richt Wies­ba­den (SG) Kla­ge er­ho­ben und vor­ge­tra­gen, während der Can­yo­ning-Tour sei man auf sei­ne Be­glei­ter an­ge­wie­sen, so­wohl in phy­si­scher als auch in psy­chi­scher Hin­sicht. Ei­ne sol­che Tour sei hin­sicht­lich der körper­li­chen Be­las­tun­gen äußerst an­spruchs­voll. Ins­ge­samt sei sie da­her per­fekt ge­eig­net, um geschäft­lich zu­sam­men­ar­bei­ten­den Kol­le­gen ei­ne ge­mein­sa­me Er­in­ne­rung als Be­zugs­punkt für ein zu­sam­men ge­meis­ter­tes Pro­jekt zu ge­ben.

Das SG hat durch Ur­teil vom 26. Sep­tem­ber 2008 die Kla­ge ab­ge­wie­sen und in den Gründen aus­geführt, die An­rei­se ins Allgäu und das Team­mee­ting am Vor­mit­tag des 22. Ju­ni 2007 ha­be oh­ne Zwei­fel den be­trieb­li­chen In­ter­es­sen des Un­ter­neh­mens we­sent­lich ge­dient, die­ser Ab­schnitt sei des­halb un­fall­ver­si­che­rungs­recht­lich geschützt ge­we­sen. Das am Sams­tag, dem 23. Ju­ni 2007, durch­geführ­te Can­yo­ning sei in­des nicht da­zu be­stimmt ge­we­sen, den be­trieb­li­chen In­ter­es­sen we­sent­lich zu die­nen. Es ha­be sich viel­mehr um ei­ne Frei­zeit- und Er­ho­lungs­ver­an­stal­tung ge­han­delt. Aus den Ge­samt­umständen las­se sich ein­deu­tig ent­neh­men, dass die Rei­se auch und zwar zu ei­nem er­heb­li­chen Teil den Cha­rak­ter ei­ner Art Be­loh­nung für die Ab­tei­lungs­an­gehöri­gen ge­habt ha­be. An­lass der Rei­se sei ein „außer­or­dent­lich her­vor­ra­gen­des Geschäfts­jahr 2007“ ge­we­sen und die Rei­se „als Dan­keschön für tat­kräfti­ge Mit­ar­beit“ der Ab­tei­lungs­an­gehöri­gen ge­dacht ge­we­sen. Die Anhörung in der münd­li­chen Ver­hand­lung ha­be er­ge­ben, dass die­se Vor­ge­hens­wei­se ei­nem in der Ab­tei­lung, mögli­cher­wei­se auch darüber hin­aus in an­de­ren Be­rei­chen des Un­ter­neh­mens, übli­chen Mus­ter ent­spro­chen ha­be, wo­nach ein­mal im Jahr das mo­nat­li­che Team­mee­ting außer­halb des Un­ter­neh­mens durch­geführt und die Ent­fer­nung des Rei­se­ziels bzw. die Ge­stal­tung des Pro­gramms maßgeb­lich vom Er­geb­nis des vor­an­ge­gan­ge­nen Geschäfts­jahrs abhängig ge­macht wor­den sei. Auch die­ser Ge­sichts­punkt bestäti­ge, dass der sport­li­che Teil der Rei­se im Sin­ne ei­ner In­cen­ti­ve-Ver­an­stal­tung, für die Ver­si­che­rungs­schutz nicht be­ste­he,

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zu qua­li­fi­zie­ren sei. Der Um­stand, dass der über­wie­gen­de Teil der Ab­tei­lungs­an­gehöri­gen an der Rei­se und auch an dem sog. Rah­men­pro­gramm teil­ge­nom­men ha­ben, ände­re an der Qua­li­fi­zie­rung des Rah­men­pro­gramms als nicht ver­si­cher­te pri­va­te Ver­an­stal­tung nichts. Auch un­ter dem Ge­sichts­punkt der Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung ha­be kein Ver­si­che­rungs­schutz be­stan­den. Die Ver­an­stal­tung ha­be nicht al­len Beschäftig­ten des Un­ter­neh­mens of­fen­ge­stan­den. Die in der Recht­spre­chung von die­sem Grund­satz an­er­kann­ten Aus­nah­men sei­en im vor­lie­gen­den Fall nicht erfüllt. Ins­be­son­de­re könne die Ab­tei­lung, für die die Ver­an­stal­tung or­ga­ni­siert ge­we­sen sei, nicht als ei­genständi­ger Un­ter­neh­mens­teil im Sin­ne der Recht­spre­chung an­er­kannt wer­den. Auch wenn sie, wor­auf die Kläge­rin hin­ge­wie­sen ha­be, hin­sicht­lich des Ma­nage­ments, des Bud­gets und der Per­so­nal­ho­heit ei­ne ge­wis­se Ei­genständig­keit ge­genüber dem Ge­samt­un­ter­neh­men ge­habt ha­ben möge. Die Ver­an­stal­tung ha­be le­dig­lich al­len Beschäftig­ten ei­ner aus­gewähl­ten Grup­pe, nämlich der Ab­tei­lung bzw. der „Busi­ness Unit“ of­fen­ge­stan­den. Ob im Sin­ne des Un­ter­neh­mens nach der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (BSG) nur das Ge­samt­un­ter­neh­men oder mögli­cher­wei­se auch der Stand­ort B-Stadt mit im­mer­hin rund 4.000 Mit­ar­bei­tern an­zu­er­ken­nen sei, bedürfe kei­ner Ent­schei­dung. Die Ab­tei­lung, für die die Ver­an­stal­tung durch­geführt wor­den sei, stel­le je­den­falls le­dig­lich ei­ne aus­gewähl­te Grup­pe des Un­ter­neh­mens dar.

Die Kläge­rin hat ge­gen das ih­ren Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten laut Emp­fangs­be­kennt­nis am 28. Ok­to­ber 2008 zu­ge­stell­te Ur­teil am 27. No­vem­ber 2008 per Te­le­fax beim Hes­si­schen Lan­des­so­zi­al­ge­richt (HLSG) Be­ru­fung ein­ge­legt und gel­tend ge­macht, bei der be­tref­fen­den Ver­an­stal­tung ha­be we­der der Be­loh­nungs­cha­rak­ter noch der Frei­zeit­wert des ge­mein­sa­men Can­yo­nings im Vor­der­grund ge­stan­den. Das an­ge­bo­te­ne Can­yo­ning sei ge­eig­net und auch vor­ge­se­hen ge­we­sen, um den Zu­sam­men­halt der Beschäftig­ten zu fördern und durch die­se erhöhte Mo­ti­va­ti­on letzt­end­lich ei­ne bes­se­re Ar­beits­leis­tung zu er­zie­len. Hin­zu kom­me, dass sei­tens des Ar­beit­ge­bers ei­ne ge­wis­se Er­war­tungs­hal­tung hin­sicht­lich der Teil­nah­me an die­sem sport­li­chen Pro­gramm be­stan­den ha­be. Be­son­ders durch die ge­mein­sa­me An- und Ab­rei­se wer­de deut­lich, dass der Ar­beit­ge­ber von ei­ner Teil­nah­me auch an die­sem Teil der Ver­an­stal­tung aus­ge­gan­gen sei. We­gen ei­ner deut­li­chen Er­war­tungs­hal­tung sei­ner Vor­ge­setz­ten und der Kol­le­gen über sei­ne Teil­nah­me ha­be der ein­zel­ne Mit­ar­bei­ter nicht nach ei­ge­nem Er­mes­sen ent­schei­den können. Im Übri­gen die­ne die Durchführung ei­ner sport­li­chen Ak­ti­vität, bei der die Teil­neh­mer auf ge­gen­sei­ti­ge Hil­fe­stel­lung, Rück­sicht­nah­me und Un­terstützung an­ge­wie­sen sei­en, un­mit­tel­bar den be­trieb­li­chen In­ter­es­sen. Der hier ge­won­ne­ne Lern­ef­fekt und das Ver­trau­en, das an­ge­sichts sol­cher Er­leb­nis­se zwi­schen

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den Beschäftig­ten er­wach­se bzw. ver­tieft wer­de, die­ne un­mit­tel­ba­ren be­trieb­li­chen In­ter­es­sen. Es ha­be sich auch um ei­ne be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung ge­han­delt, denn die Aus­wahl der Teil­neh­mer sei nicht willkürlich oder nach Leis­tungs­ge­sichts­punk­ten über das ge­sam­te Un­ter­neh­men er­folgt, son­dern auf­grund der fest­ste­hen­den Or­ga­ni­sa­ti­on des Be­trie­bes und für al­le Mit­ar­bei­ter in der ent­spre­chen­den Ab­tei­lung. Ei­ne sol­che Ver­an­stal­tung für sämt­li­che 4.000 Mit­ar­bei­ter am Stand­ort B-Stadt ver­bie­te sich von selbst. Ent­schei­dend sei, dass die Ab­tei­lung der Kläge­rin ge­ra­de nicht die ein­zi­ge sei, für die sol­che Ver­an­stal­tun­gen ab­ge­hal­ten würden. Ver­gleich­ba­re Ver­an­stal­tun­gen fänden ge­ra­de auch für an­de­re Ab­tei­lun­gen statt, so dass grundsätz­lich al­len Beschäftig­ten die Möglich­keit of­fen­ste­he, an sol­chen Ver­an­stal­tun­gen teil­zu­neh­men, auch wenn die­se auf­grund der Be­triebs­größe nicht ge­mein­schaft­lich statt­fin­den könn­ten.

Die Kläge­rin be­an­tragt,
das Ur­teil des So­zi­al­ge­richts Wies­ba­den vom 26. Sep­tem­ber 2008 so­wie den Be­scheid der Be­klag­ten vom 23. Ju­li 2007 in Ge­stalt des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 18. Ok­to­ber 2007 auf­zu­he­ben, das Er­eig­nis vom 23. Ju­ni 2007 als Ar­beits­un­fall fest­zu­stel­len und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihr we­gen der Fol­gen die­ses Ar­beits­un­fal­les Entschädi­gungs­leis­tun­gen in ge­setz­li­chem Um­fang zu gewähren.

Die Be­klagt be­an­tragt,
die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Sie trägt vor, nicht je­de Tätig­keit ei­nes Beschäftig­ten sei ver­si­chert, son­dern grundsätz­lich nur die nach dem Ver­trag ge­schul­de­ten Tätig­kei­ten. Out­door-Ak­ti­vitäten gehörten nicht zu den ver­trag­lich ge­schul­de­ten Leis­tun­gen der Kläge­rin. Die Ab­tei­lung, für die die Out­door-Ver­an­stal­tung durch­geführt wor­den sei, stel­le le­dig­lich ei­ne aus­gewähl­te Grup­pe des Un­ter­neh­mens dar, so dass die be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung schon am Feh­len des not­wen­di­gen Kri­te­ri­ums „ei­ner für al­le Beschäftig­ten des Un­ter­neh­mens of­fen­ste­hen­den Ver­an­stal­tung“ schei­te­re.

Hin­sicht­lich des Sach- und Streit­stan­des im Übri­gen wird auf die Ge­richts­ak­te und die zum Ver­fah­ren bei­ge­zo­ge­ne Ver­wal­tungs­ak­te der Be­klag­ten, de­ren In­halt Ge­gen­stand der Be­ra­tung war, Be­zug ge­nom­men.

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Ent­schei­dungs­gründe


Der Se­nat konn­te über die zulässi­ge Be­ru­fung der Kläge­rin gemäß § 153 Abs. 4 So­zi­al­ge­richts­ge­setz (SGG) oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung durch Be­schluss ent­schei­den, weil er ein­stim­mig die Be­ru­fung für un­be­gründet und ei­ne münd­li­che Ver­hand­lung nicht für er­for­der­lich ge­hal­ten hat, die Be­tei­lig­ten auf die Möglich­keit die­ser Ver­fah­rens­wei­se hin­ge­wie­sen wor­den sind und auf das ge­richt­li­che Anhörungs­schrei­ben vom 12. Ja­nu­ar 2009 hin Ge­le­gen­heit zur Stel­lung­nah­me hat­ten.

Das Ur­teil des SG und die an­ge­foch­te­nen Be­schei­de der Be­klag­ten sind rech­tens, denn die Kläge­rin stand während der ak­ti­ven Teil­nah­me an der am 23. Ju­ni 2007 im Allgäu ver­an­stal­te­ten Can­yo­ning-Tour nicht un­ter dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung.

Ar­beits­unfälle sind Unfälle von Ver­si­cher­ten in­fol­ge ei­ner den Ver­si­che­rungs­schutz nach §§ 2, 3, 6 be­gründen­den Tätig­keit (§ 8 Abs. 1 Satz 1 des Sieb­ten Bu­ches So­zi­al­ge­setz­buch – Ge­setz­li­che Un­fall­ver­si­che­rung SGB VII). Ein Ar­beits­un­fall liegt dem­nach vor, wenn das Ver­hal­ten des Ver­si­cher­ten, bei dem sich der Un­fall er­eig­ne­te, der ver­si­cher­ten Tätig­keit zu­zu­rech­nen ist. Die­ser in­ne­re bzw. sach­li­che Zu­sam­men­hang zwi­schen der ver­si­cher­ten Tätig­keit und der Ver­rich­tung zur Zeit des Un­falls ist wer­tend zu er­mit­teln, in­dem un­ter­sucht wird, ob die je­wei­li­ge Ver­rich­tung in­ner­halb der Gren­zen liegt, bis zu wel­chen der Ver­si­che­rungs­schutz in der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung reicht (vgl. BS­GE 58, 76, 77; BS­GE 61, 127, 128).

In ei­nem sach­li­chen Zu­sam­men­hang mit der ver­si­cher­ten Tätig­keit und da­mit un­ter Ver­si­che­rungs­schutz ste­hen ne­ben der ei­gent­li­chen Ar­beitstätig­keit auch die Teil­nah­me am Be­triebs­sport und die Teil­nah­me an be­trieb­li­chen Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tun­gen.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­so­zi­al­ge­richts (Ur­tei­le vom 2. Ju­li 1996 - 2 RU 32/95 -, SozR 3-2200 § 548 Nr. 29; 26. Ok­to­ber 2004 – B 2 U 38/03 R und 13. De­zem­ber 2005 - B 2 U 29/04 R -) steht ei­ne sport­li­che Betäti­gung dann als Ausübung von Be­triebs­sport un­ter dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung, wenn der Sport ei­nen Aus­gleichs- und nicht ei­nen Wett­kampf­cha­rak­ter hat, er re­gelmäßig statt­fin­det, der Teil­neh­mer­kreis sich im We­sent­li­chen auf An­gehöri­ge des Un­ter­neh­mens bzw. der Un­ter­neh­men be­schränkt, die sich zu ei­ner Be­triebs­sport­ge­mein­schaft

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zu­sam­men­ge­schlos­sen ha­ben, die Übungs­zeit und Übungs­dau­er in ei­nem dem Aus­gleichs­zweck ent­spre­chen­den Zu­sam­men­hang mit der be­trieb­li­chen Tätig­keit ste­hen und die Übun­gen im Rah­men ei­ner un­ter­neh­mens­be­zo­ge­nen Or­ga­ni­sa­ti­on statt­fin­den. Die ak­ti­ve Teil­nah­me an der Can­yo­ning-Tour erfüll­te die­se Vor­aus­set­zun­gen zwei­fel­los nicht. Es fehlt dies­bezüglich schon an der er­for­der­li­chen Re­gelmäßig­keit der sport­li­chen Ak­ti­vitäten.

Ei­ne be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung muss im In­ter­es­se des Un­ter­neh­mens lie­gen und wie die ei­gent­li­che Ar­beitstätig­keit selbst be­trieb­li­chen Zwe­cken die­nen. Ver­an­stal­tun­gen zur Frei­zeit­ge­stal­tung oder zur Be­frie­di­gung sport­li­cher oder kul­tu­rel­ler In­ter­es­sen der Beschäftig­ten ste­hen auch dann nicht un­ter Ver­si­che­rungs­schutz, wenn sie im räum­li­chen und zeit­li­chen Zu­sam­men­hang mit der Be­triebstätig­keit er­fol­gen und von dem Un­ter­neh­men ge­bil­ligt oder un­terstützt wer­den. Vor­aus­set­zung für die An­nah­me ei­ner be­trieb­li­chen Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung ist, dass die Zu­sam­men­kunft der Pfle­ge der Ver­bun­den­heit zwi­schen der Un­ter­neh­mens­lei­tung und den Beschäftig­ten so­wie den Beschäftig­ten un­ter­ein­an­der dient. Die Ver­an­stal­tung muss des­halb möglichst al­len Beschäftig­ten des Un­ter­neh­mens of­fen­ste­hen und von der Un­ter­neh­mens­lei­tung selbst ver­an­stal­tet oder zu­min­dest ge­bil­ligt oder gefördert und von ih­rer Au­to­rität als be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung ge­tra­gen wer­den. Ei­ne Ver­an­stal­tung ist dann von der Au­to­rität der Un­ter­neh­mens­lei­tung ge­tra­gen, wenn der Ver­an­stal­ter da­bei nicht nur aus ei­ge­nem An­trieb oder frei­er Ent­schließung, son­dern im Ein­ver­neh­men mit der Un­ter­neh­mens­lei­tung oder für die­se han­delt. Um die für den Un­fall­ver­si­che­rungs­schutz bei be­trieb­li­chen Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tun­gen we­sent­li­che „be­trieb­li­che Ziel­set­zung“ – Ver­bun­den­heit zwi­schen Un­ter­neh­mens­lei­tung und Beschäftig­ten so­wie der Beschäftig­ten un­ter­ein­an­der – zu er­rei­chen, muss die Ver­an­stal­tung grundsätz­lich al­len Beschäftig­ten des Un­ter­neh­mens of­fen­ste­hen; von be­son­de­ren Fall­ge­stal­tun­gen in Großbe­trie­ben, Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men etc. ab­ge­se­hen. Es reicht nicht aus, dass al­len Beschäftig­ten ei­ner aus­gewähl­ten Grup­pe die Teil­nah­me an ei­ner für sie und nicht für al­le Beschäftig­ten des Un­ter­neh­mens von der Un­ter­neh­mens­lei­tung aus­ge­rich­te­ten Ver­an­stal­tung of­fen­steht. Die Ver­an­stal­tung muss ins­ge­samt von ih­rer Pro­gramm­ge­stal­tung her ge­eig­net sein, zur Förde­rung des Ge­mein­schafts­ge­dan­kens bei­zu­tra­gen, in­dem sie die Ge­samt­heit der Be­leg­schaft und nicht nur ei­nen be­grenz­ten Kreis der Beschäftig­ten an­spricht. Die Teil­nah­me an Frei­zeit- und Er­ho­lungs­ver­an­stal­tun­gen ist nicht des­halb ver­si­chert, weil die­se vom Un­ter­neh­men or­ga­ni­siert und fi­nan­ziert wer­den. Ste­hen Frei­zeit, Un­ter­hal­tung und Er­ho­lung im Vor­der­grund, fehlt es an ei­nem we­sent­li­chen be­trieb­li­chen Zu­sam­men­hang. Auch ei­ne rein „sport­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung“ steht eben­so wie Frei­zeit­ver­an­stal­tun­gen

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nicht un­ter dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung (so die Ausführun­gen des BSG im Ur­teil vom 17. De­zem­ber 2004 – B 2 U 47/03 R, NZS 2005, 657 m.w.N.).
Die not­wen­di­gen Vor­aus­set­zun­gen für ei­ne be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung lie­gen hier nicht vor. Wie der Ein­la­dung vom 24. April 2007 zu ent­neh­men ist, war Haupt­zweck der Rei­se ins Allgäu mit Ho­tel­auf­ent­halt und der den Teil­neh­mern dort an­ge­bo­te­nen Ak­ti­vitäten wie Can­yo­ning-Tour oder Nut­zung der Well­ness-Ein­rich­tun­gen des Ho­tels die Be­loh­nung der in der Ab­tei­lung Fo­ren­sic Ser­vices beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter für im ab­ge­lau­fe­nen Geschäfts­jahr ge­leis­te­te Ar­beit. Zu­dem wa­ren die den Teil­neh­mern außer­halb des Team­mee­tings an­ge­bo­te­nen Ak­ti­vitäten auch nicht ge­eig­net, die für ei­ne be­trieb­li­che Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung we­sent­li­che be­trieb­li­che Ziel­set­zung – Ver­bun­den­heit zwi­schen Un­ter­neh­mens­lei­tung und Beschäftig­ten so­wie der Beschäftig­ten un­ter­ein­an­der – zu er­rei­chen: Die an­ge­bo­te­ne Can­yo­ning-Tour, bei der ei­ne Schlucht von oben nach un­ten durch Ab­sei­len, Ab­klet­tern, Sprin­gen, Rut­schen, Schwim­men und auch Tau­chen zu durch­que­ren war, war, wie dies die Kläge­rin selbst vorträgt, hin­sicht­lich der körper­li­chen Be­las­tung äußerst an­spruchs­voll. Sie er­for­der­te wie in dem Ein­la­dungs­schrei­ben an­gekündigt „körper­li­che Fit­ness“ und die Be­reit­schaft sich auf ein „Aben­teu­er“ ein­zu­las­sen, das nicht nur körper­li­che An­stren­gun­gen, son­dern auch – ins­be­son­de­re für un­geübte Klet­te­rer – ein Ver­let­zungs­ri­si­ko be­inhal­te­te. Die­ses Out­door-Pro­gramm war des­halb nicht ge­eig­net, zur Förde­rung des Ge­mein­schafts­ge­dan­kens bei­zu­tra­gen, denn auf­grund der be­son­de­ren An­for­de­run­gen wur­de nicht die Ge­samt­heit der in der Ab­tei­lung Beschäftig­ten da­von an­ge­spro­chen. Weil auch sei­tens der Initia­to­ren da­mit ge­rech­net wur­de, dass nicht al­le „die­se Her­aus­for­de­rung“ an­neh­men woll­ten oder an­neh­men konn­ten, wur­de als „Al­ter­na­ti­ve“ die Nut­zung der Well­ness-Ein­rich­tun­gen des Ho­tels an­ge­bo­ten. Der Teil­neh­mer­lis­te ist zu ent­neh­men, dass von den 32 Beschäftig­ten, die am Frei­tag­vor­mit­tag am Team­mee­ting teil­ge­nom­men hat­ten, sich 26 für die Can­yo­ning-Tour ent­schie­den ha­ben. Die Se­kretärin­nen der Ab­tei­lung nah­men, so die Aus­kunft der Kläge­rin, nicht an der Tour teil und blie­ben im Ho­tel. Weil das Vor­ha­ben in sei­ner Aus­ge­stal­tung von vorn­her­ein nicht so ge­plant war, dass vor­aus­sicht­lich al­le zu be­tei­li­gen­den Beschäftig­ten da­bei mit­ma­chen konn­ten, konn­te mit der Can­yo­ning-Tour der Ge­mein­schafts­zweck nicht er­reicht wer­den. Der von der Kläge­rin bei die­ser Tour er­lit­te­ne Un­fall stand des­halb auch nicht als „Teil­nah­me an ei­ner be­trieb­li­chen Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung“ un­ter Ver­si­che­rungs­schutz.

Die ak­ti­ve Teil­nah­me an der Can­yo­ning-Tour kann auch nicht der ei­gent­li­chen be­trieb­li­chen Tätig­keit der Kläge­rin zu­ge­rech­net wer­den, weil sie kei­nen Be­zug zu be­trieb­li­chen Be­lan­gen hat­te. Auch wenn ein Un­ter­neh­men sei­nen Mit­ar­bei­tern durch

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ei­ne Rei­se ei­ne Be­loh­nung in Form ei­ner be­son­de­ren Frei­zeit­ge­stal­tung zu­kom­men lässt und sol­che Ver­an­stal­tun­gen ge­eig­net sind, den Team­geist der Mit­ar­bei­ter zu fördern so­wie de­ren Leis­tungs­mo­ti­va­ti­on zu stärken, reicht dies nicht aus, ei­nen recht­lich we­sent­li­chen Zu­sam­men­hang mit der be­trieb­li­chen Tätig­keit her­zu­stel­len. Denn nicht al­le Ak­ti­vitäten, die dem Un­ter­neh­men nütz­lich sind oder sein können, ste­hen un­ter Ver­si­che­rungs­schutz (BSG, Ur­teil vom 25. Au­gust 1994 – 2 RU 23/93 – in SozR 3-2200 § 548 Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung -RVO- Nr. 21 zu ei­ner vom Un­ter­neh­men durch­geführ­ten Mo­ti­va­ti­ons­rei­se). Der In­halt der ver­si­cher­ten Tätig­keit ei­nes Beschäftig­ten er­gibt aus dem dem Beschäfti­gungs­verhält­nis ty­pi­scher­wei­se zu­grun­de lie­gen­den Ar­beits­verhält­nis, nach dem der Ar­beit­neh­mer (= Beschäftig­ter = Ver­si­cher­ter) zur Leis­tung der ver­spro­che­nen Diens­te ver­pflich­tet ist (§ 611 Abs. 1 Bürger­li­ches Ge­setz­buch -BGB-). Nur im Rah­men des ar­beits­ver­trag­lich Ge­schul­de­ten kann der Ar­beit­ge­ber dem Ar­beit­neh­mer auf­grund sei­nes Di­rek­ti­ons­rechts Ar­bei­ten zu­wei­sen. Die­se Ar­bei­ten und Diens­te sind ver­si­cher­te Tätig­kei­ten (vgl. hier­zu BSG, Ur­teil vom 7. De­zem­ber 2004 - B 2 U 47/03 R -, a.a.O.; LSG Ba­den-Würt­tem­berg, Ur­teil vom 21. Au­gust 1991 - L-2/U–702/91 -, Breit­haupt 1992, 210; Baye­ri­sches LSG, Ur­teil vom 27. Sep­tem­ber 1989 - L-10/U–44/97 -, Breit­haupt 1990, 388). Die Kläge­rin war bei dem Wirt­schafts­prüfungs­un­ter­neh­men als Ab­tei­lungs­lei­te­rin beschäftigt. Die ak­ti­ve Teil­nah­me an der Can­yo­ning-Tour gehörte nicht zu ih­ren ar­beits­ver­trag­li­chen Pflich­ten. Die Teil­nah­me an sport­li­chen Ak­ti­vitäten gehört des­halb auch nicht zur in der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung ver­si­cher­ten Tätig­keit der Kläge­rin, wenn die­se Ak­ti­vitäten außer­halb des Be­triebs­sports oder ei­ner be­trieb­li­chen Ge­mein­schafts­ver­an­stal­tung statt­fin­den. Ob die Teil­nah­me auf­grund ei­ner Er­war­tungs­hal­tung, auf Wunsch oder gar auf Wei­sung sei­tens des Ar­beit­ge­bers er­folgt ist, spielt hin­sicht­lich des Ver­si­che­rungs­schut­zes kei­ne ent­schei­den­de Rol­le. Denn der Un­ter­neh­mer hat es nicht in der Hand, den Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung von sich aus auf sonst un­ver­si­cher­te Tätig­kei­ten und Ak­ti­vitäten aus­zu­wei­ten (vgl. hier­zu oben an­ge­ge­be­ne Ur­tei­le des BSG, LSG Ba­den-Würt­tem­berg und Baye­ri­schem LSG).

Da die Teil­nah­me der Kläge­rin an der Can­yo­ning-Tour un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt un­ter dem Schutz der ge­setz­li­chen Un­fall­ver­si­che­rung ge­stan­den hat, ist der von der Kläge­rin da­bei am 23. Ju­ni 2007 er­lit­te­ne Un­fall von der Be­klag­ten nicht als Ar­beits­un­fall zu entschädi­gen. Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat­te kei­nen Er­folg.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 193 SGG, die über die Nicht­zu­las­sung der Re­vi­si­on

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