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ARBEITSRECHT AKTUELL // 11/088

Be­fris­tung we­gen vor­über­ge­hen­den Be­darfs

Pro­gno­se des zeit­lich be­schränk­ten Ar­beits­be­darfs bei Pro­jekt­be­fris­tung muss ge­nau sein: Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, Ur­teil vom 17.01.2011, 5 Sa 1237/10
Sanduhr mit rotem Sand Be­fris­tung: Die Pro­gno­se muss ge­nau sein
06.05.2011. Oh­ne ei­nen sach­li­chen Grund kön­nen Ar­beits­ver­trä­ge nur sehr ein­ge­schränkt be­fris­tet wer­den (vgl. § 14 Abs. 2 Teil­zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz - Tz­B­fG). Mit ei­nem sach­li­chen Grund ist ei­ne Be­fris­tung da­ge­gen im­mer wie­der und zeit­lich un­be­schränkt mög­lich. Zu den prak­tisch wich­tigs­ten Be­fris­tungs­grün­den ge­hört, dass „der be­trieb­li­che Be­darf an der Ar­beits­leis­tung nur vor­über­ge­hend be­steht“ (§ 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Tz­B­fG).

Die An­for­de­run­gen an die­sen sach­li­chen Grund wer­den von Ar­beit­ge­bern oft un­ter­schätzt. Ein vor­über­ge­hen­der Be­darf liegt nur vor, wenn schon bei Ver­trags­schluss „mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit“ nach dem vor­ge­se­he­nen Ver­trags­en­de für die Be­schäf­ti­gung des An­ge­stell­ten kein Be­darf mehr be­steht. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Köln hat die­se stän­di­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG) auf­ge­grif­fen und ent­schie­den, wann bei ei­ner Pro­jekt­be­fris­tung ei­ne aus­rei­chend si­che­re Pro­gno­se vor­liegt (Ur­teil vom 17.01.2011, 5 Sa 1237/10).

Ge­klagt hat­te ein Ar­beit­neh­mer ge­gen sei­ne an­geb­li­che Pro­jekt­be­fris­tung. Der Ar­beit­ge­ber hat­te bei Ver­trags­schluss aber kei­nen Zeit­plan, kein Kon­zept und auch kei­ne kon­kre­ten Pla­nun­gen für Mit­ar­bei­ter­ka­pa­zi­tä­ten. Das Ar­beits­ge­richt Köln (Ur­teil vom 25.06.2010, 5 Ca 1542/10) und das LAG ga­ben der Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge (§ 17 Tz­B­fG) des­halb statt. Mit har­ten Wor­te kri­ti­sier­te das LAG, dass nicht an­satz­wei­se ei­ne se­riö­se, auf so­li­den Fak­ten ba­sie­ren­de Pro­gno­se­ent­schei­dung ge­trof­fen wor­den war.

Fa­zit: Der „vor­über­ge­hen­de Be­darf“ darf nicht als Ein­la­dung miss­ver­stan­den wer­den, das un­ter­neh­me­ri­sche Ri­si­ko auf den Ar­beit­neh­mer ab­zu­wäl­zen. Es müs­sen viel­mehr kon­kre­te An­halts­punk­te und Pla­nun­gen da­für vor­lie­gen, dass ein zu­sätz­li­cher Be­darf in ab­seh­ba­rer Zeit, z.B. durch den Ab­schluss ei­nes Pro­jek­tes, tat­säch­lich wie­der ent­fällt. Da ei­ne zu lan­ge Be­fris­tung auf ei­nen vor­ge­scho­be­nen Schein­grund hin­deu­ten kann, soll­ten Ar­beit­ge­ber bei ei­ner Pro­jekt­be­fris­tung im Zwei­fel kur­ze Lauf­zei­ten wäh­len.

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Letzte Überarbeitung: 28. März 2018

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