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ARBEITSRECHT AKTUELL // 10/207

"Mi­nus-Os­si"-Fall en­det durch Ver­gleich

Buch­hal­te­rin und Fens­ter­bau­er ei­ni­gen sich im Stil­len - Rechts­fra­ge bleibt un­ge­klärt: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg, 8 Sa 31/10
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22.10.2010. In Ar­beits­recht ak­tu­ell 10/093 be­rich­te­ten wir über den in der Pres­se als "Mi­nus-Os­si"-Fall be­zeich­ne­ten Dis­kri­mi­nie­rungs­pro­zess ei­ner aus den Neu­en Bun­des­län­dern stam­men­den Buch­hal­te­rin ge­gen ei­nen Fens­ter­bau­er. Sie fühl­te sich we­gen ih­rer eth­ni­schen Her­kunft im Sin­ne des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG) dis­kri­miert, weil sie ih­re Be­wer­bung mit ei­nem Ver­merk "(-)Os­si" zu­rück be­kam.

Nach­dem sie mit ih­rem Ent­schä­di­gungs­be­geh­ren vor dem Ar­beits­ge­richt Stutt­gart er­folg­los blieb (Ar­beits­ge­richt Stutt­gart, Ur­teil vom 15.04.2010, 17 Ca 8907/09), leg­te sie Be­ru­fung ging ein. Nun­mehr ha­ben die Par­tei­en ih­ren Streit durch Ver­gleich bei­ge­legt: Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg, 8 Sa 31/10.

Der Fall: Kei­ne Chan­ce für "Os­sis"?

Nach ei­ner er­folg­lo­sen Be­wer­bung hat­te die gebürti­ge ost­deut­sche Kläge­rin, die seit rund zwan­zig Jah­ren "im Wes­ten" lebt, ih­re Un­ter­la­gen zurück­ge­hal­ten und muss­te be­mer­ken, dass in ih­rem Le­bens­lauf der Ver­merk "Os­si" mit ei­nem da­ne­ben ein­ge­kreis­ten Mi­nus an­ge­bracht und im Übri­gen an zwei Stel­len "DDR" no­tiert war.

Sie klagt dar­auf­hin auf ei­ne Entschädi­gung auf Grund­la­ge des All­ge­mei­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­set­zes (AGG), da sie sich we­gen ih­rer eth­ni­schen Her­kunft be­nach­tei­ligt sah.

Vor dem in ers­ter In­stanz zuständi­gen Ar­beits­ge­richt Stutt­gart blieb sie je­doch er­folg­los (Ur­teil vom 15. April 2010,17 Ca 8907/09). Das Ge­richt ent­schied sinn­gemäß, die Kläge­rin sei zwar mögli­cher­wei­se we­gen ih­rer Her­kunft, nicht je­doch we­gen ih­rer eth­ni­schen Her­kunft und da­mit nicht im Sin­ne des AGG be­nach­tei­ligt wor­den. "Os­sis" sei­en kei­ne ei­ge­ne Eth­nie (Ar­beits­ge­richt Stutt­gart, Ur­teil vom 15.04.2010, 17 Ca 8907/09 - wir be­rich­te­ten in Ar­beits­recht ak­tu­ell 10/093: Mi­nus-Os­si-Fall - Dis­kri­mi­nie­rung als "Os­si"?).

Dar­auf­hin leg­te die Kläge­rin Be­ru­fung beim Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Ba­den-Würt­tem­berg ein (AZ: 8 Sa 31/10).

Die Par­tei­en: Wir ver­glei­chen uns kom­men­tar­los

Rund ein hal­bes Jahr später teil­te das LAG kurz und knapp mit, im "Os­si-Fall" sei zwi­schen den Par­tei­en außer­halb ei­ner münd­li­chen Ver­hand­lung ein Ver­gleich ab­ge­schlos­sen wor­den. Der Rechts­streit sei da­mit be­en­det.

Fa­zit: Wie so oft in ar­beits­recht­li­chen Strei­tig­kei­ten wur­de auch hier of­fen­bar prag­ma­tisch ei­ne gütli­che Ei­ni­gung er­zielt.

Da­mit wird die (eher sel­ten auf­tre­ten­de) Fra­ge, was ei­ne "Eth­nie" im Sin­ne des AGG ist, in ab­seh­ba­rer Zeit nicht ge­richt­lich wei­ter geklärt wer­den.

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Letzte Überarbeitung: 13. Juli 2020

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