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BAG, Ur­teil vom 22.05.2012, 9 AZR 575/10

   
Schlagworte: Urlaub: Krankheit, Mehrurlaub
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 575/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.05.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Koblenz, Urteil vom 15.4.2010 - 10 Ca 3118/09
Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz, Urteil vom 19.8.2010 - 10 Sa 244/10
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


9 AZR 575/10
10 Sa 244/10
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Rhein­land-Pfalz

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

22. Mai 2012

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 22. Mai 2012 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Brühler, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krasshöfer und Klo­se so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Fur­che und Jun­ger­mann für Recht er­kannt:
 


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1. Die Re­vi­si­on des Klägers ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Rhein­land-Pfalz vom 19. Au­gust 2010 - 10 Sa 244/10 - wird zurück­ge­wie­sen.


2. Der Kläger hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Gewährung ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs. 


Der 1950 ge­bo­re­ne Kläger ist seit 1974 bei der Be­klag­ten in der Fünf­ta­ge­wo­che beschäftigt. Auf das Ar­beits­verhält­nis fin­det der Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst vom 13. Sep­tem­ber 2005 (TVöD) An­wen­dung. In die­sem Ta­rif­ver­trag in der für den strei­ti­gen Zeit­raum maßgeb­li­chen Fas­sung heißt es zum Er­ho­lungs­ur­laub ua.:


„§ 26
Er­ho­lungs­ur­laub

(1) Beschäftig­te ha­ben in je­dem Ka­len­der­jahr An­spruch auf Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­zah­lung des Ent­gelts (§ 21). Bei Ver­tei­lung der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit auf fünf Ta­ge in der Ka­len­der­wo­che beträgt der Ur­laubs­an­spruch in je­dem Ka­len­der­jahr
...
nach dem voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 30 Ar­beits­ta­ge.
... Ver­bleibt bei der Be­rech­nung des Ur­laubs ein Bruch­teil, der min­des­tens ei­nen hal­ben Ur­laubs­tag er­gibt, wird er auf ei­nen vol­len Ur­laubs­tag auf­ge­run­det; Bruch­tei­le von we­ni­ger als ei­nem hal­ben Ur­laubs­tag blei­ben un­berück­sich­tigt. Der Er­ho­lungs­ur­laub muss im lau­fen­den Ka­len­der­jahr gewährt und kann auch in Tei­len ge­nom­men wer­den.
...


(2) Im Übri­gen gilt das Bun­des­ur­laubs­ge­setz mit fol­gen­den Maßga­ben:
 


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a) Im Fal­le der Über­tra­gung muss der Er­ho­lungs­ur­laub in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res an­ge­tre­ten wer­den. Kann der Er­ho­lungs­ur­laub we­gen Ar­beits­unfähig­keit oder aus be­trieb­li­chen/dienst­li­chen Gründen nicht bis zum 31. März an­ge­tre­ten wer­den, ist er bis zum 31. Mai an­zu­tre­ten.


b) Be­ginnt oder en­det das Ar­beits­verhält­nis im Lau­fe ei­nes Jah­res, erhält die/der Beschäftig­te als Er­ho­lungs­ur­laub für je­den vol­len Mo­nat des Ar­beits­verhält­nis­ses ein Zwölf­tel des Ur­laubs­an­spruchs nach Ab­satz 1; § 5 BUrlG bleibt un­berührt.
...“


In der Zeit vom 23. Ju­ni 2007 bis 7. Ok­to­ber 2009 war der Kläger durch­ge­hend ar­beits­unfähig er­krankt. Nach sei­ner Ge­ne­sung be­an­trag­te er er­folg­los die Gewährung des ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs aus den Jah­ren 2007 und 2008.


Der Kläger hat die An­sicht ver­tre­ten, der ta­rif­li­che An­spruch auf Mehr­ur­laub im Um­fang von je zehn Ta­gen sei nicht er­lo­schen. Auf­grund sei­ner Ar­beits­unfähig­keit sei er ge­hin­dert ge­we­sen, den Mehr­ur­laub vor Ab­lauf der in § 26 Abs. 2 Buchst. a TVöD ge­re­gel­ten Fris­ten zu neh­men.


Der Kläger hat zu­letzt be­an­tragt, 


die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihm zehn Ta­ge Rest­ur­laub aus dem Jahr 2007 und zehn Ta­ge Rest­ur­laub aus dem Jahr 2008 zu gewähren.


Die Be­klag­te hat zu ih­rem Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag die Auf­fas­sung ver­tre­ten, der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub sei ver­fal­len. § 26 TVöD re­ge­le den Er­ho­lungs­ur­laub ei­genständig und in er­heb­li­cher Wei­se ab­wei­chend vom ge­setz­li­chen Ur­laubs­re­gime.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klägers zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Kläger sein Kla­ge­ziel wei­ter.
 


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Ent­schei­dungs­gründe


Die zulässi­ge Re­vi­si­on des Klägers ist un­be­gründet. Die während sei­ner Krank­heit in den Jah­ren 2007 und 2008 ent­stan­de­nen Ansprüche auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub sind am 31. Mai des je­wei­li­gen Fol­ge­jah­res er­lo­schen.


I. Nach § 26 Abs. 2 Buchst. a Satz 1 TVöD muss der Er­ho­lungs­ur­laub im Fal­le der Über­tra­gung in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res an­ge­tre­ten wer­den. Kann der Er­ho­lungs­ur­laub we­gen Ar­beits­unfähig­keit oder aus be­trieb­li­chen/dienst­li­chen Gründen nicht bis zum 31. März an­ge­tre­ten wer­den, ist er gemäß § 26 Abs. 2 Buchst. a Satz 2 TVöD bis zum 31. Mai an­zu­tre­ten. Da der Kläger we­gen Ar­beits­unfähig­keit in­fol­ge Krank­heit den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub aus dem Ka­len­der­jahr 2007 we­der in die­sem Jahr noch bis zum Ab­lauf des zwei­ten Über­tra­gungs­zeit­raums am 31. Mai 2008 an­tre­ten konn­te, ist die­ser Ur­laub ver­fal­len. Eben­so ver­fiel der ta­rif­li­che Mehr­ur­laub aus dem Ka­len­der­jahr 2008 am 31. Mai 2009.


II. Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers folgt aus dem Um­stand, dass er auch über den 31. Mai 2008 bzw. 2009 hin­aus ar­beits­unfähig war, nichts an­de­res. Zwar hat der Se­nat nach der „Schultz-Hoff“-Ent­schei­dung des EuGH vom 20. Ja­nu­ar 2009 (- C-350/06 und C-520/06 - Rn. 42 ff., Slg. 2009, I-179) auf­grund der uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben an­ge­nom­men, der ge­setz­li­che Min­des­t­ur­laubs­an­spruch sei im Fal­le fort­dau­ern­der Ar­beits­unfähig­keit des Ar­beit­neh­mers ent­ge­gen der Re­ge­lung in § 7 Abs. 3 Satz 3 BUrlG nicht bis zum 31. März des Fol­ge­jah­res be­fris­tet (vgl. BAG 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 47 ff., BA­GE 130, 119; zur er­for­der­li­chen Min­destlänge des Über­tra­gungs­zeit­raums: vgl. EuGH 22. No­vem­ber 2011 - C-214/10 - [KHS] Rn. 38, AP Richt­li­nie 2003/88/EG Nr. 6 = EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2003/88 Nr. 7). Die uni­ons­recht­li­chen Vor­ga­ben be­tref­fen je­doch aus­sch­ließlich den Min­des­t­ur­laubs­an­spruch von vier Wo­chen. Den Mit­glied­staa­ten steht es frei, Ar­beit­neh­mern über die­sen hin­aus Ur­laubs­ansprüche ein­zuräum­en und die Be­din­gun­gen für die In­an­spruch­nah­me und Gewährung des Mehr­ur­laubs nach


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na­tio­na­lem Recht fest­zu­le­gen (EuGH 3. Mai 2012 - C-337/10 - [Nei­del] Rn. 34 ff. mwN, NVwz 2012, 688). Eben­so können Ta­rif­ver­trags­par­tei­en Ur­laubs­ansprüche, die den von Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 4. No­vem­ber 2003 über be­stimm­te As­pek­te der Ar­beits­zeit­ge­stal­tung (ABl. EU L 299 vom 18. No­vem­ber 2003 S. 9; im Fol­gen­den: Ar­beits­zeit­richt­li­nie) gewähr­leis­te­ten und von §§ 1, 3 Abs. 1 BUrlG be­gründe­ten An­spruch auf Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen über­stei­gen, frei re­geln (vgl. EuGH 3. Mai 2012 - C-337/10 - [Nei­del] aaO mwN; BAG 12. April 2011 - 9 AZR 80/10 - Rn. 21, EzA BUrlG § 7 Nr. 123; 4. Mai 2010 - 9 AZR 183/09 - Rn. 23 mwN, BA­GE 134, 196; 23. März 2010 - 9 AZR 128/09 - Rn. 19, 26 ff., BA­GE 134, 1). Die­se Be­fug­nis schließt die Be­fris­tung des Mehr­ur­laubs ein. Ei­nem von Ta­rif­ver­trags­par­tei­en an­ge­ord­ne­ten Ver­fall ta­rif­li­chen Mehr­ur­laubs steht Uni­ons­recht da­mit nicht ent­ge­gen. Da nicht der durch die Ar­beits­zeit­richt­li­nie gewähr­leis­te­te Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen be­trof­fen ist, be­steht kei­ne Vor­la­ge­pflicht nach Art. 267 Abs. 3 AEUV (vgl. BAG 23. März 2010 - 9 AZR 128/09 - Rn. 20 ff., aaO).


1. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben in § 26 Abs. 2 TVöD hin­sicht­lich der Be­fris­tung und Über­tra­gung und da­mit mit­tel­bar auch zu­gleich bezüglich des Ver­falls des Ur­laubs von § 7 Abs. 3 BUrlG ab­wei­chen­de, ei­genständi­ge Re­ge­lun­gen ge­trof­fen.


a) Für ei­nen Re­ge­lungs­wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, den Mehr­ur­laub ei­nem ei­ge­nen, von dem des Min­des­t­ur­laubs ab­wei­chen­den Fris­ten­re­gime zu un­ter­stel­len, müssen deut­li­che An­halts­punk­te vor­lie­gen (vgl. BAG 23. März 2010 - 9 AZR 128/09 - Rn. 37 ff., BA­GE 134, 1; 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 84, BA­GE 130, 119). Feh­len sol­che, ist von ei­nem „Gleich­lauf“ des ge­setz­li­chen Ur­laubs­an­spruchs und des An­spruchs auf ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub aus­zu­ge­hen. Ein „Gleich­lauf“ ist nicht ge­wollt, wenn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ent­we­der bei der Be­fris­tung und Über­tra­gung bzw. beim Ver­fall des Ur­laubs zwi­schen ge­setz­li­chem Min­des­t­ur­laub und ta­rif­ver­trag­li­chem Mehr­ur­laub un­ter­schie­den oder sich vom ge­setz­li­chen Fris­ten­re­gime gelöst und ei­genständi­ge, vom Bun­des­ur­laubs­ge­setz ab­wei­chen­de Re­ge­lun­gen zur Be­fris­tung und Über­tra-
 


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gung bzw. zum Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs ge­trof­fen ha­ben (vgl. BAG 12. April 2011 - 9 AZR 80/10 - Rn. 22, EzA BUrlG § 7 Nr. 123).


b) § 26 TVöD dif­fe­ren­ziert hin­sicht­lich der Be­fris­tung und der Über­tra­gung des Ur­laubs zwar nicht aus­drück­lich zwi­schen ge­setz­li­chem Min­dest- und ta­rif­li­chem Mehr­ur­laub. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVöD ha­ben sich je­doch vom ge­setz­li­chen Fris­ten­re­gime gelöst, in­dem sie die Be­fris­tung und Über­tra­gung und da­mit auch den Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs ab­wei­chend vom Bun­des­ur­laubs­ge­setz ei­genständig ge­re­gelt ha­ben.

aa) Während nach § 7 Abs. 3 Satz 3 BUrlG der Ur­laub im Fall der Über­tra­gung in den ers­ten drei Mo­na­ten des Fol­ge­jah­res gewährt und ge­nom­men wer­den muss (vgl. BAG 7. De­zem­ber 1993 - 9 AZR 683/92 - zu I 3 der Gründe, BA­GE 75, 171; Lei­ne­mann/Linck Ur­laubs­recht 2. Aufl. § 7 BUrlG Rn. 126), reicht es gemäß § 26 Abs. 2 Buchst. a Satz 1 TVöD aus, dass der Ur­laub in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res an­ge­tre­ten wird. Die ta­rif­li­che Re­ge­lung, nach der der bloße Ur­laubs­an­tritt genügt, weicht da­mit er­heb­lich von der ge­setz­li­chen Re­ge­lung ab.

bb) Ei­ne wei­te­re we­sent­li­che Ab­wei­chung vom ge­setz­li­chen Fris­ten­re­gime be­inhal­tet § 26 Abs. 2 Buchst. a Satz 2 TVöD. Nach die­ser Vor­schrift ist der Er­ho­lungs­ur­laub bis zum 31. Mai an­zu­tre­ten, wenn er we­gen Ar­beits­unfähig­keit oder aus be­trieb­li­chen/dienst­li­chen Gründen nicht bis zum 31. März des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res an­ge­tre­ten wer­den kann. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben da­mit an­ders als der Ge­setz­ge­ber im Bun­des­ur­laubs­ge­setz ei­nen zwei­ten Über­tra­gungs­zeit­raum fest­ge­legt und auf die­se Wei­se ein ei­genständi­ges, vom Bun­des­ur­laubs­ge­setz ab­wei­chen­des Fris­ten­re­gime ge­schaf­fen.


cc) Für die Fra­ge des Vor­lie­gens ei­ner ei­genständi­gen ta­rif­li­chen Re­ge­lung ist es un­er­heb­lich, dass § 26 TVöD - an­ders als § 47 Abs. 7 BAT - bei Frist­ab­lauf nicht aus­drück­lich den Ver­fall des Ur­laubs­an­spruchs vor­sieht. Auch das Bun­des­ur­laubs­ge­setz ord­net die Rechts­fol­ge des Ver­falls nicht aus­drück­lich an (vgl. BAG 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 62, BA­GE 130, 119). Ei­ner sol­chen aus­drück­li­chen An­ord­nung des Un­ter­gangs des An­spruchs be­darf es
 


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nicht. Mit Fris­ten­de entfällt die Erfüll­bar­keit des Frei­stel­lungs­an­spruchs (vgl. BAG 28. No­vem­ber 1990 - 8 AZR 570/89 - zu II 2 der Gründe mwN, BA­GE 66, 288; MüArbR/Düwell 3. Aufl. Bd. 1 § 78 Rn. 12; Schaub/Linck ArbR-Hdb. 14. Aufl. § 104 Rn. 103). Dies gilt auch für den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub. De­ment-spre­chend hat der Se­nat für den um­ge­kehr­ten Fall, dass ein Ta­rif­ver­trag aus­drück­lich den Ver­fall des Ur­laubs an­ord­net, ent­schie­den, dass dies al­lein nicht genügt, um ei­nen ei­genständi­gen Re­ge­lungs­wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en an­zu­neh­men (vgl. BAG 12. April 2011 - 9 AZR 80/10 - Rn. 33, EzA BUrlG § 7 Nr. 123).


2. Oh­ne Be­deu­tung ist, dass im Hin­blick auf die dar­ge­stell­te Recht­spre­chung des EuGH zu Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie und des Se­nats zu § 7 Abs. 3 BUrlG ein Ver­fall des Min­des­t­ur­laubs­an­spruchs bei fort­dau­ern­der Er­kran­kung nach ei­nem Über­tra­gungs­zeit­raum von nur fünf Mo­na­ten uni­ons­recht­lich nicht zulässig ist. Ent­schei­dend ist, dass für den vom Min­des­t­ur­laub ab-trenn­ba­ren Teil der ein­heit­lich ge­re­gel­ten Ge­samt­ur­laubs­dau­er, den ta­rif­li­chen Mehr­ur­laub, die ta­rif­li­che Re­ge­lung wirk­sam bleibt (vgl. BAG 12. April 2011 - 9 AZR 80/10 - Rn. 27, EzA BUrlG § 7 Nr. 123).


III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. 

Brühler 

Krasshöfer 

Klo­se

Jun­ger­mann 

Fur­che

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