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BAG, Ur­teil vom 18.10.2012, 6 AZR 261/11

   
Schlagworte: Strukturausgleich, TVÜ-L, Tarifvertrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 AZR 261/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.10.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Rostock, Urteil vom 28.1.2010 - 3 Ca 1758/09
Landesarbeitsgericht Mecklenburg-Vorpommern, Urteil vom 23.3.2011 - 2 Sa 93/10
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


6 AZR 261/11
2 Sa 93/10
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Meck­len­burg-Vor­pom­mern

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

18. Ok­to­ber 2012

UR­TEIL

Schnei­der, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

be­klag­tes, be­ru­fungs­be­klag­tes und re­vi­si­ons­kla­gen­des Land,

pp.

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,

hat der Sechs­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. Ok­to­ber 2012 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Dr. Fi­scher­mei­er, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gall­ner und Spel­ge so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­te­rin­nen Lo­renz und Kam­mann für Recht er­kannt:
 


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1. Die Re­vi­si­on des be­klag­ten Lan­des ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Meck­len­burg-Vor­pom­mern vom 23. März 2011 - 2 Sa 93/10 - wird zurück­ge­wie­sen.


2. Das be­klag­te Land hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Der Kläger ver­langt vom be­klag­ten Land Struk­tur­aus­gleich nach § 12 Abs. 1 des Ta­rif­ver­trags zur Über­lei­tung der Beschäftig­ten der Länder in den Ta­rif­ver­trag für den öffent­li­chen Dienst der Länder (TV-L) und zur Re­ge­lung des Über­g­angs­rechts (TVÜ-Länder) vom 12. Ok­to­ber 2006.


Der Kläger ist seit dem 18. Ok­to­ber 1999 bei dem be­klag­ten Land beschäftigt. Kraft ein­zel­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung fin­den auf das Ar­beits­verhält­nis der BAT-O so­wie die die­sen ergänzen­den, ändern­den oder er­set­zen­den Ta­rif­verträge in der für die TdL je­weils gel­ten­den Fas­sung An­wen­dung. Auf­grund sei­ner Tätig­keit war der Kläger in die VergGr. IV a Fall­gr. 1 a des Teils I (All­ge­mei­ner Teil) der An­la­ge 1 a zum BAT ein­grup­piert. Nach vierjähri­ger Bewährung wur­de er höher­grup­piert in die VergGr. III Fall­gr. 1 b BAT mit Wir­kung zum 12. Ju­ni 2004. Die geänder­te Ein­grup­pie­rung wur­de in ei­nem Ände­rungs­ver­trag fest­ge­hal­ten.


Zum 1. No­vem­ber 2006 wur­de der zu die­sem Zeit­punkt teil­zeit­beschäftig­te Kläger aus der VergGr. III BAT und der Le­bens­al­ters­stu­fe 41 in den TV-L über­ge­lei­tet und dort ta­rif­ge­recht in die EG 11 ein­grup­piert. Im No­vem­ber 2008 zahl­te das be­klag­te Land ihm ei­nen Struk­tur­aus­gleich von 73,22 Eu­ro brut­to. Mit Schrei­ben vom 9. Ja­nu­ar 2009 teil­te es dem Kläger mit, die­se Zah­lung sei ver­se­hent­lich er­folgt. Die ta­rif­li­che Re­ge­lung stel­le auf die ori­ginären Ein­grup­pie­rungs­merk­ma­le zum Stich­tag 1. No­vem­ber 2006 ab. Das be­klag­te Land
 


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be­hielt des­halb vom Ent­gelt des Klägers für De­zem­ber 2008 den im No­vem­ber 2008 ge­zahl­ten Struk­tur­aus­gleich ein.


Nach recht­zei­ti­ger er­folg­lo­ser Gel­tend­ma­chung be­gehrt der Kläger mit sei­ner am 21. Sep­tem­ber 2009 anhängig ge­wor­de­nen Kla­ge zu­letzt die Zah­lung ei­nes Struk­tur­aus­gleichs von mo­nat­lich 73,22 Eu­ro brut­to seit No­vem­ber 2008.

Zum Struk­tur­aus­gleich be­stimmt § 12 TVÜ-Länder:


„(1) 1Aus dem Gel­tungs­be­reich des BAT/BAT-O über­ge­lei­te­te Beschäftig­te er­hal­ten ei­nen nicht dy­na­mi­schen Struk­tur­aus­gleich aus­sch­ließlich in den in An­la­ge 3 auf­geführ­ten Fällen zusätz­lich zu ih­rem mo­nat­li­chen Ent­gelt. 2Maß-geb­li­cher Stich­tag für die an­spruchs­be­gründen­den Vor­aus­set­zun­gen (Vergütungs­grup­pe, Le­bens­al­ter­stu­fe, Orts­zu­schlag, Auf­stiegs­zei­ten) ist der 1. No­vem­ber 2006, so­fern in An­la­ge 3 nicht aus­drück­lich et­was an­de­res ge­re­gelt ist.
...“


„An­la­ge 3. Struk­tur­aus­glei­che für An­ge­stell­te

...


A. An­ge­stell­te (ein­schl. Lehr­kräfte), mit Aus­nah­me des Pfle­ge­per­so­nals im Sin­ne der An­la­ge 1 b zum BAT/BAT-O

Ent­gelt-

grup­pe

Vergütungs-

grup­pe bei

In-Kraft-

Tre­ten TVÜ

Auf­stieg

Orts­zu-

schlag

Stu­fe 1,2

Le­bens-

al­ters-

stu­fe

Höhe

Aus­gleichs-

be­trag

Dau­er

bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ

 
2 X IX b nach 2 Jah­ren OZ 2 23  40 für 4 Jah­re
... 3 ... ... ... ... ...
11 IV a III nach 4, 6, 8 Jah­ren OZ 2 41 85 dau­er­haft
... ... ... ... ... ... ...
11 III oh­ne ... ... ... ...
... ... ... ... ... ... ..."


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Für das Pfle­ge­per­so­nal im Sin­ne der An­la­ge 1 b zum BAT/BAT-O war im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des TVÜ-Länder ei­ne Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le noch nicht er­stellt. Ei­ne dies­bezügli­che Ei­ni­gung er­ziel­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit Ände­rungs­ta­rif­ver­trag Nr. 1 vom 13. März 2008 wie folgt:

„B. Pfle­ge­per­so­nal im Sin­ne der An­la­ge 1 b zum BAT/BAT-O

EG

Vergütungs-

grup­pe

Orts-

zu­schlag

Stu­fe 1/2

Über-

lei­tung

aus

VergGr.

Über-

lei­tung

aus Stu­fe

nach

für

Be­trag

Ta­rif-

ge­biet

West

12 a

Kr. XII 5 Jah­re

Kr. XII

OZ 2 Kr. XII 6 1 Jahr 6 Jah­re  90,- €
... ... ... ...  ...  ...  ...  ... 
10 a

Kr. IX 5 Jah­re

Kr. X

OZ 2 Kr. IX  3 Jah­ren

2 Jah­re,

da­nach

dau­er­haft 

270,- €

20,- €

      Kr. IX 6 4 Jah­ren dau­er­haft 35,- €
      Kr. X 7 2 Jah­ren dau­er­haft 35,- €
      Kr. X 8 2 Jah­ren dau­er­haft 35,- €
    ... ... ... ...  ...  ..." 

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob das Merk­mal „oh­ne“ in Spal­te 3 des Teils A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder be­reits erfüllt ist, wenn im Zeit­punkt der Über­lei­tung des An­ge­stell­ten in den TV-L kein (wei­te­rer) Auf­stieg aus sei­ner Vergütungs­grup­pe (mehr) möglich war, oder ob die­ses Merk­mal vor­aus­setzt, dass der An­ge­stell­te bei sei­ner Über­lei­tung oh­ne vor­he­ri­gen Auf­stieg, al­so „ori­ginär“, in ei­ner Vergütungs­grup­pe ein­grup­piert war, aus der kein Auf­stieg möglich war, ob al­so Vergütungs­grup­pen nach Auf­stieg vom Struk­tur­aus­gleich nicht er­fasst sein soll­ten.

Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihm ste­he Struk­tur­aus­gleich nach den Merk­ma­len „Ent­gelt­grup­pe 11“, „Vergütungs­grup­pe bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ III BAT“, „Auf­stieg - oh­ne“, „OZ 2“ und „Le­bens­al­ters­stu­fe 41“ von 85,00 Eu­ro brut­to zu, der gemäß § 12 Abs. 3 und Abs. 4 TVÜ-Länder auf
 


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73,22 Eu­ro zu kürzen sei. Dies er­ge­be sich be­reits dar­aus, dass er nicht im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs, son­dern im We­ge ei­ner Neu­ein­grup­pie­rung 2004 in die VergGr. III BAT ein­grup­piert wor­den sei. Er erfülle aber auch dann die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen für den Struk­tur­aus­gleich, wenn er im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs aus der VergGr. IV a BAT in die VergGr. III BAT auf­ge­stie­gen wäre. Dies fol­ge ent­ge­gen der Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des ge­ra­de aus der Ta­rif­ge­schich­te. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hätten für die von der Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder und vom Teil B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder er­fass­ten Per­so­nen­krei­se ei­ne nachträgli­che In­ter­pre­ta­ti­on des Merk­mals „oh­ne“ vor­ge­nom­men, die für al­le an­de­ren Ar­beit­neh­mer und da­mit auch für den Kläger ge­ra­de nicht gel­ten sol­le.

Der Kläger hat zu­letzt be­an­tragt,

1. das be­klag­te Land wird ver­ur­teilt, an den Kläger für die Mo­na­te No­vem­ber 2008 bis ein­sch­ließlich März 2010 1.244,74 Eu­ro brut­to nebst fünf Pro­zent Zin­sen über dem Ba­sis­zins in im Ein­zel­nen auf­geführ­ter, ge­staf­fel­ter Höhe zu zah­len;

2. fest­zu­stel­len, dass das be­klag­te Land ver­pflich­tet ist, ab dem 1. April 2010 für die Dau­er des Beschäfti­gungs­verhält­nis­ses des Klägers die­sem ei­nen Struk­tur­aus­gleich gemäß § 12 TVÜ-Länder zu zah­len.

Das be­klag­te Land hat zur Be­gründung sei­nes Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trags un­ter Be­zug auf ei­ne Ta­rif­aus­kunft des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums des In­nern (BMI) vom 28. Ok­to­ber 2010 vor­ge­tra­gen, aus der Dif­fe­ren­zie­rung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zwi­schen Vergütungs­grup­pen mit und oh­ne Auf­stieg fol­ge zwin­gend, dass von dem Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ nur sol­che Vergütungs­grup­pen er­fasst sei­en, die kei­nen Bewährungs- oder Zeit­auf­stieg vor­ge­se­hen hätten. Wer­de in Fällen wie dem des Klägers ein Struk­tur­aus­gleich gewährt, führe dies zu ei­nem Wer­tungs­wi­der­spruch zu § 8 Abs. 2 Satz 2 TVÜ-Länder und § 12 Abs. 5 TVÜ-Länder. Fol­ge man der Aus­le­gung des Klägers, er­hal­te ein Beschäftig­ter, der den Auf­stieg vor Über­lei­tung durch­geführt ha­be, im Er­geb­nis ei­ner­seits ein höhe­res Ta­bel­len­ent­gelt auf­grund der Über­lei­tung in ei­ne höhe­re Ent­gelt­grup­pe und an­de­rer­seits ei­nen Struk­tur­aus­gleich. Ein gleich­alt­ri­ger
 


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Beschäftig­ter, der in ver­gleich­ba­rer Tätig­keit den Auf­stieg erst nach der Über­lei­tung nach­ho­le, er­hal­te ein nied­ri­ge­res Ta­bel­len­ent­gelt auf­grund sei­ner Über­lei­tung und zunächst den Struk­tur­aus­gleich, der dann je­doch um den Höher­grup­pie­rungs­ge­winn gemäß § 12 Abs. 5 TVÜ-Länder ge­min­dert wer­de bzw. gemäß § 8 Abs. 2 Satz 2 TVÜ-Länder ent­fal­le.

Im Un­ter­schied zum TVÜ-Bund sei­en die Re­ge­lun­gen zum Struk­tur­aus­gleich im TVÜ-Länder fort­ent­wi­ckelt wor­den. Ins­be­son­de­re die Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder wei­se dar­auf hin, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en spätes­tens ab März 2009 da­von aus­ge­gan­gen sei­en, dass das Merk-mal „Auf­stieg - oh­ne“ nur sol­che Beschäftig­ten er­fas­se, die sich noch in ih­rer ori­ginären Vergütungs­grup­pe befänden. Auch aus Teil B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder sei er­sicht­lich, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­kenn­bar da­von aus­ge­gan­gen sei­en, dass für die Zah­lung des Struk­tur­aus­gleichs Vor­aus­set­zung sei, dass der ent­spre­chen­de An­ge­stell­te noch in sei­ner „ori­ginären“ Vergütungs­grup­pe ein­grup­piert sei. Sie hätten dort ei­ne Ei­ni­gung er­zielt, dass in be­stimm­ten Fall­ge­stal­tun­gen trotz ei­nes vor­he­ri­gen Auf­stiegs ein Struk­tur­aus­gleich ge­zahlt wer­den sol­le. Dies sei in der Spal­te 4 des Teils B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder im Ein­zel­nen fest­ge­legt. In­so­weit ver­weist das be­klag­te Land bei­spiel­haft auf die EG 10a TV-L (Struk­tur­aus­gleich trotz Über­lei­tung aus KR X), EG 9d TV-L (Struk­tur­aus­gleich trotz Über­lei­tung aus Kr. IX), EG 9c TV-L (Struk­tur­aus­gleich trotz Über­lei­tung aus Kr. VIII) so­wie EG 9b TV-L (Struk­tur­aus­gleich trotz Über­lei­tung aus Kr. VII). Dies wäre überflüssig, wenn ein be­reits er­folg­ter Auf­stieg im Zeit­punkt der Über­lei­tung unschädlich hätte sein sol­len.

Sch­ließlich spre­che auch die Sys­te­ma­tik des TVÜ-Länder für die vom be­klag­ten Land ver­tre­te­ne Auf­fas­sung. Ein Beschäftig­ter, der vor In­kraft­tre­ten des TV-L aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT auf­ge­stie­gen sei und dar­aus in die EG 12 TV-L über­ge­lei­tet wor­den sei, er­hal­te kei­nen Struk­tur­aus­gleich. Dies sei kein re­dak­tio­nel­les Ver­se­hen, son­dern be­le­ge, dass nach er­folg­tem Auf­stieg gar kei­ne Gewährung von Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen sei.
 


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Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat Auskünf­te der dbb ta­rif­uni­on vom 19. Ok­to­ber 2010, der TdL vom 21. Ok­to­ber 2010 und von ver.di vom 21. Ok­to­ber 2010 ein­ge­holt. Außer­dem sind ihm vom be­klag­tem Land ei­ne Ta­rif­aus­kunft des BMI vom 28. Ok­to­ber 2010, die im Ver­fah­ren - 13 Sa 73/10 - des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg er­teilt wor­den ist, so­wie ei­ne Aus­kunft der TdL vom 2. Au­gust 2010, die im Ver­fah­ren des Ar­beits­ge­richts Leip­zig - 11 Ca 1770/10 - ein­ge­holt wor­den ist, vor­ge­legt wor­den. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat auf die Be­ru­fung des Klägers der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit sei­ner vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt das be­klag­te Land sein Be­geh­ren auf Kla­ge­ab­wei­sung wei­ter.


Der Se­nat hat mit Be­schluss vom 26. Sep­tem­ber 2012 die Ak­ten des Ver­fah­rens - 6 AZR 932/11 -, in der sich Stel­lung­nah­men der TdL vom 7. Ju­li 2011 und von ver.di vom 5. Ju­li 2011 be­fin­den, so­wie des Ver­fah­rens - 6 AZR 11/12 -, in der sich Ex­cel-Ta­bel­len mit Be­rech­nun­gen be­fin­den, die für die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund Grund­la­ge für den Struk­tur­aus­gleich wa­ren, bei­ge­zo­gen und die­se Un­ter­la­gen den Par­tei­en über­mit­telt. Da­zu ha­ben der Kläger mit Schrift­satz vom 8. Ok­to­ber 2012 und das be­klag­te Land mit Schriftsätzen vom 9. und 11. Ok­to­ber 2012 un­ter Be­zug auf ei­ne Stel­lung­nah­me des frühe­ren stell­ver­tre­ten­den Geschäftsführers der TdL vom 9. Ok­to­ber 2012 Stel­lung ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat oh­ne Rechts­feh­ler der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Der Kläger hat seit dem 1. No­vem­ber 2008 An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich von mo­nat­lich 73,22 Eu­ro brut­to.

A. Die Kla­ge ist zulässig. Der Fest­stel­lungs­an­trag ist hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO, ob­wohl er kei­ne An­ga­ben zur Höhe des zu zah­len­den Struk­tur­aus­gleichs enthält. Der An­trag ist da­hin zu ver­ste­hen, dass der

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Kläger die mo­nat­li­che Zah­lung ei­nes gemäß § 12 Abs. 1 Satz 1 TVÜ-Länder nicht dy­na­mi­schen Struk­tur­aus­gleichs von 73,22 Eu­ro brut­to be­gehrt. Der An­trag ist außer­dem da­hin aus­zu­le­gen, dass ein Struk­tur­aus­gleich von 73,22 Eu­ro brut­to mo­nat­lich nur so lan­ge ge­zahlt wer­den soll, wie für An­ge­stell­te, die aus der VergGr. III BAT mit der Le­bens­al­ters­stu­fe 41 und dem Orts­zu­schlag der Stu­fe 2 und höher in die EG 11 des TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, für das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ ta­rif­lich ein Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen ist. In die­ser Aus­le­gung be­steht das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.


B. Die Kla­ge ist be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat rechts­feh­ler­frei an­ge­nom­men, dass von der For­mu­lie­rung „Auf­stieg - oh­ne“ in der Spal­te 3 des Teils A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder (künf­tig: Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le) auch An­ge­stell­te wie der Kläger er­fasst wer­den, die im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des TV-L in ei­ne Vergütungs­grup­pe ein­grup­piert wa­ren, in die sie im We­ge des Auf­stiegs ge­langt wa­ren, die aber kei­nen wei­te­ren Auf­stieg (mehr) zu­ließ.

I. Der Kläger ist ent­ge­gen sei­ner An­sicht nicht durch Beförde­rung oder Neu­ein­grup­pie­rung in die VergGr. III Fall­gr. 1 b BAT ein­grup­piert wor­den, son­dern im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs. In die­se Fall­grup­pe der VergGr. III BAT konn­te der An­ge­stell­te nur im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs ge­lan­gen. Dem­ent­spre­chend hat das be­klag­te Land dem Kläger mit Schrei­ben vom 20. April 2004 die Ein­grup­pie­rung in die­se Vergütungs­grup­pe un­ter dem Be­treff „Höher­grup­pie­rung / hier: 4-jähri­ge Bewährung“ mit­ge­teilt.


II. Der Se­nat hat in sei­ner Ent­schei­dung vom 22. April 2010 (- 6 AZR 962/08 - BA­GE 134, 184) zur An­la­ge 3 zum TVÜ-Bund an­ge­nom­men, dass sich ein ein­deu­ti­ges Be­griffs­verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ an­hand des Wort­lauts, der Ta­rif­sys­te­ma­tik, des Sinns und Zwecks und des Ge­sichts­punkts der Prak­ti­ka­bi­lität nicht er­mit­teln las­se. Er hat den Rechts­streit an das Be­ru­fungs­ge­richt zurück­ver­wie­sen, um auf­zuklären, ob sich die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in den Ta­rif­ver­hand­lun­gen ei­nig ge­we­sen sei­en, dass der An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich vor­aus­set­ze, dass die für die Über­lei­tung maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe nicht im We­ge des Auf­stiegs er­reicht wor­den sei. Er hat wei­ter aus­geführt, dass für den Fall, dass sich ei­ne sol­che Ei­nig­keit nicht fest­stel­len



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las­se, das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ so aus­zu­le­gen sei, dass es aus­rei­che, dass an dem für den An­spruch auf den Struk­tur­aus­gleich nach dem TVÜ-Bund maßgeb­li­chen Stich­tag 1. Ok­to­ber 2005 kein (wei­te­rer) Auf­stieg mehr möglich ge­we­sen sei (zu­stim­mend Fie­berg in Fürst GKÖD Bd. IV Stand Au­gust 2011 F § 12 Rn. 11; Ka­man­ab­rou Anm. AP TVÜ § 12 Nr. 2; kri­tisch Be­ckOK B/B/M/S/Ku­ner TV-L Stand 1. April 2012 § 12 TVÜ-Länder Rn. 3a; Kutz­ki öAT 2011, 73).

III. Für den Struk­tur­aus­gleich des TVÜ-Länder lässt sich nach den ge­nann­ten Aus­le­gungs­kri­te­ri­en eben­falls kein ein­deu­ti­ges ta­rif­li­ches Be­griffs­verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le er­mit­teln. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben bei die­sem Merk­mal nicht übe­rein­stim­mend auf „ori­ginäre“ Vergütungs­grup­pen ab­ge­stellt. Im Ge­gen­teil be­stand in­so­weit Dis­sens zwi­schen ih­nen (noch of­fen­ge­las­sen von BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 29, BA­GE 134, 184).


1. Aus dem Wort­laut folgt nicht ein­deu­tig, ob ein voll­zo­ge­ner Auf­stieg den An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich aus­sch­ließt. Der Be­griff „oh­ne“ kann vom Wort­sinn so ver­stan­den wer­den, dass die in der Spal­te 2 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le an­ge­ge­be­ne Vergütungs­grup­pe oh­ne vor­he­ri­gen Auf­stieg er­reicht sein muss und kei­nen künf­ti­gen Auf­stieg vor­se­hen darf (BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 18, BA­GE 134, 184). An­de­rer­seits folgt aus der Ver­wen­dung des Be­griffs „oh­ne“ in der Spal­te 3 der Ta­bel­le ent­ge­gen der An­nah­me der TdL in ih­rer Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011 auf Sei­te 7 nicht not­wen­dig, dass der Kar­rie­re­ver­lauf be­reits in der Ver­gan­gen­heit „frei von“ ei­nem Auf­stieg ge­we­sen sein müsse. Das Wort „oh­ne“ hat kei­nen ein­deu­ti­gen Ver­gan­gen­heits­be­zug. Nach dem all­ge­mei­nen Sprach­ge­brauch drückt die­ser Be­griff aus, dass je­mand oder et­was nicht be­tei­ligt, nicht vor­han­den, frei von ist, und zwar an die­ser Stel­le, zu die­ser Zeit (Du­den Das große Wörter­buch der deut­schen Spra­che 3. Aufl. Stich­wort: „oh­ne“). So muss zum Bei­spiel ei­ne Ta­rif­norm oh­ne Wir­kung nicht not­wen­dig nie ei­ne Wir­kung ent­fal­tet ha­ben. Zu­dem ent­hal­ten we­der § 12 TVÜ-Länder noch die Spal­ten 2 oder 3 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le ei­nen Hin­weis auf ei­ne „ori­ginäre“ Vergütungs­grup­pe.
 


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2. Auch der Ta­rif­sys­te­ma­tik las­sen sich kei­ne ein­deu­ti­gen An­halts­punk­te dafür ent­neh­men, dass das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ sol­che An­ge­stell­te vom Struk­tur­aus­gleich aus­sch­ließt, die be­reits ei­nen Auf­stieg voll­zo­gen ha­ben.

a) Der Se­nat hat be­reits aus­geführt, dass die un­ter­schied­li­chen Re­ge­lungs­zwe­cke und die un­ter­schied­li­chen Re­ge­lungs­tech­ni­ken der An­la­gen 2 und 3 zum TVÜ-Bund für ei­ne ei­genständi­ge Aus­le­gung der An­la­ge 3 zum TVÜ-Bund spre­chen (BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 20, BA­GE 134, 184). Mit die­sen Ausführun­gen, die sich un­ein­ge­schränkt auf den Struk­tur­aus­gleich für den Be­reich der Länder über­tra­gen las­sen, setzt sich die Re­vi­si­on nicht aus­ein­an­der, son­dern wie­der­holt nur ih­re ent­ge­gen­ste­hen­de An­sicht, oh­ne neue Ge­sichts­punk­te an­zuführen. Auch den vom be­klag­ten Land ein­geführ­ten und vom Se­nat bei­ge­zo­ge­nen Stel­lung­nah­men der TdL las­sen sich kei­ne neu­en Ar­gu­men­te ent­neh­men.


b) We­der der Um­stand, dass in der Spal­te 3 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le nur Vergütungs­grup­pen mit künf­ti­gem Auf­stieg an­geführt sind, noch die Ver­wen­dung des Wor­tes „aus­sch­ließlich“ in § 12 Abs. 1 Satz 1 TVÜ-Länder las­sen den Schluss zu, dass ein voll­zo­ge­ner Auf­stieg den An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich aus­sch­ließt (vgl. für den TVÜ-Bund BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 21 f., BA­GE 134, 184; vgl. da­zu auch Ka­man­ab­rou Anm. AP TVÜ § 12 Nr. 2 un­ter III).

c) Der Um­stand, dass die Beschäftig­ten, die aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT auf­ge­stie­gen und dar­aus in die EG 12 TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, kei­nen Struk­tur­aus­gleich er­hal­ten, be­legt die Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des (vgl. da­zu auch die Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011 un­ter I 3 e auf Sei­te 12), nach er­folg­tem Auf­stieg sei ge­ne­rell kein Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen, nicht.



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aa) Die Beschäftig­ten, die aus der VergGr. II a BAT in den TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, sind nach Teil A. der An­la­ge 2 zum TVÜ-Länder in un­ter­schied­li­che Ent­gelt­grup­pen über­ge­lei­tet wor­den:

- Beschäftig­te, die aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT aufgstie­gen wa­ren, wur­den eben­so wie Beschäftig­te der VergGr. III BAT, de­ren Auf­stieg in die VergGr. II a BAT noch aus­stand, in die EG 12 TV-L über­ge­lei­tet;

- Beschäftig­te der VergGr. II a BAT „oh­ne Auf­stieg nach I b“ wur­den in die EG 13 TV-L über­ge­lei­tet;

- Beschäftig­te „mit aus­ste­hen­dem Auf­stieg nach I b nach 11 oder 15 Jah­ren“ wur­den in die EG 13 Ü TV-L über­ge­lei­tet und

- Beschäftig­te „mit aus­ste­hen­dem Auf­stieg nach I b nach 5 oder 6 Jah­ren“ wur­den in die EG 14 TV-L über­ge­lei­tet.

bb) Das be­klag­te Land weist zu­tref­fend dar­auf hin, dass sich die Kom­bi­na­ti­on der Merk­ma­le „Ent­gelt­grup­pe 12“ und „Vergütungs­grup­pe bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ II a“ in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le nicht fin­det. Ein Struk­tur­aus-gleich ist für die aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT auf­ge­stie­ge­nen, in die EG 12 TV-L über­ge­lei­te­ten Beschäftig­ten nicht vor­ge­se­hen. Dem­ge­genüber ist für Beschäftig­te, die aus der VergGr. II a BAT in die EG 13 TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, bei ei­nem Orts­zu­schlag der Stu­fe 2 in den Le­bens­al­ters­stu­fen 39, 41 und 43 ein Struk­tur­aus­gleich aus­ge­wie­sen, wo­bei sich je­weils das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ fin­det (sie­he auch Sei­te 12 der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011). Bei die­sen Beschäftig­ten ist auch nach Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des das Merk­mal „oh­ne“ erfüllt, weil für die­sen Per­so­nen­kreis von vorn­her­ein kein Auf­stieg in die VergGr. I b BAT möglich war.


cc) Ent­ge­gen der An­sicht des be­klag­ten Lan­des und der TdL be­legt die Be­hand­lung die­ses Per­so­nen­krei­ses je­doch nicht, dass nach er­folg­tem Auf­stieg ge­ne­rell kei­ne Her­an­zie­hung der Kon­stel­la­ti­on „Auf­stieg - oh­ne“ er­laubt sein soll­te. Die­se Ar­gu­men­ta­ti­on berück­sich­tigt nicht aus­rei­chend, wie die An­ge­stell­ten der VergGr. II a BAT in der neu­en Ent­gelt­struk­tur des TV-L be­han­delt wor­den sind und wel­chen Zweck der Struk­tur­aus­gleich ver­folgt.
 


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(1) Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben nach den in­so­weit übe­rein­stim­men­den Ta­rif­auskünf­ten von ver.di, dbb ta­rif­uni­on und des BMI nur für be­son­de­re, ty­pi­sier­te Kar­rie­re­verläufe ei­nen Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen. Sie ha­ben da­bei für be­stimm­te Vergütungs­grup­pen die Le­bens­er­werbs­verläufe von Beschäftig­ten ver­schie­de­ner Le­bens­al­ters­stu­fen bei fik­ti­vem Fort­be­stand des BAT ei­ner­seits und un­ter dem TVöD an­de­rer­seits zu­kunfts­be­zo­gen ver­gli­chen. Er­ga­ben sich da­bei Ein­kom­mens­dif­fe­ren­zen zu Las­ten des An­ge­stell­ten (sog. „Ex­spek­t­anz­ver­lus­te“) und über­schrit­ten die­se ein ge­wis­ses Maß, soll­ten die­se durch den Struk­tur­aus­gleich (teil­wei­se) aus­ge­gli­chen wer­den (vgl. auch BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 25, BA­GE 134, 184).


In die VergGr. II a BAT konn­ten die An­ge­stell­ten im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs ge­lan­gen, aus ihr war aber auch ein Auf­stieg in die nächsthöhe­re Grup­pe möglich. Sch­ließlich war sie auch ei­ne „ori­ginäre“ Vergütungs­grup­pe im Sin­ne der Ar­gu­men­ta­ti­on des be­klag­ten Lan­des. Erst über die Fall­grup­pen­zu­ord­nung ließ sich er­ken­nen, auf wel­chem Weg der An­ge­stell­te in die­se Vergütungs­grup­pe ge­langt war und wel­che Ent­wick­lung er evtl. noch vor sich hat­te. Die Wer­tig­keit die­ser Fall­grup­pen war so un­ter­schied­lich, dass die ein­heit­lich in die VergGr. II a BAT ein­grup­pier­ten und des­halb ein­heit­lich vergüte­ten An­ge­stell­ten in vier ver­schie­de­ne Ent­gelt­grup­pen des TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind.

(2) Die­se Band­brei­te der ein­grup­pie­rungs­recht­li­chen Be­wer­tung der der VergGr. II a BAT zu­ge­ord­ne­ten Tätig­kei­ten muss­te sich zwangsläufig bei der Ent­gelt­ent­wick­lung der aus die­ser Vergütungs­grup­pe in den TV-L über­ge­lei­te­ten An­ge­stell­ten ab­bil­den. Zwar er­hiel­ten die­se bei iden­ti­schen persönli­chen Verhält­nis­sen nach dem 1. No­vem­ber 2006 in den ver­schie­de­nen Ent­gelt­grup­pen zunächst un­abhängig von ih­rer Zu­ord­nung zu den EG 12 bis 14 TV-L noch ein iden­ti­sches Ent­gelt aus ih­rer je­wei­li­gen in­di­vi­du­el­len Zwi­schen­stu­fe. Mit ih­rem Auf­stieg in die re­gulären Stu­fen der Ent­gelt­ta­bel­le spätes­tens am 1. No­vem­ber 2008 lief je­doch die Ent­gelt­ent­wick­lung je nach der kon­kre­ten Ent­gelt­grup­pe, in die der Beschäftig­te über­ge­lei­tet wor­den war, aus­ein­an­der. Sie konn­te in un­ter­schied­li­cher Wei­se vom fik­ti­ven Vergütungs­ver­lauf bei
 


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Wei­ter­gel­tung des BAT ab­wei­chen. Es ist nicht aus­ge­schlos­sen, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en al­lein we­gen die­ser un­ter­schied­li­chen Ent­gelt­ent­wick­lung die Not­wen­dig­keit ei­nes Struk­tur­aus­gleichs für Beschäftig­te, die zunächst aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT auf­ge­stie­gen und dar­aus in die EG 12 TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, ver­neint ha­ben, während sie für Beschäftig­te, die aus der VergGr. II a BAT in höhe­re Ent­gelt­grup­pen mit an­de­ren Er­werbs­verläufen über­ge­lei­tet wor­den sind, ei­nen Struk­tur­aus­gleich teils für er­for­der­lich ge­hal­ten ha­ben.

(3) Vor die­sem Hin­ter­grund folgt dar­aus, dass kein Struk­tur­aus­gleich für die aus der VergGr. III BAT in die VergGr. II a BAT auf­ge­stie­ge­nen, in die EG 12 TV-L über­ge­lei­te­ten Beschäftig­ten vor­ge­se­hen ist, wohl aber für ei­ni­ge Grup­pen der Beschäftig­ten, die „ori­ginär“ in die VergGr. II a BAT ein­grup­piert wa­ren und dar­aus in die EG 13 TV-L über­ge­lei­tet wor­den sind, nichts Tra­gen-des für die Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“. Ein be­wuss­tes „Aus­spa­ren“ des erst­ge­nann­ten Per­so­nen­krei­ses aus struk­tu­rel­len Gründen ist nicht fest­stell­bar.


dd) Darüber hin­aus wäre selbst dann, wenn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in der vom be­klag­ten Land an­geführ­ten Kon­stel­la­ti­on tatsächlich nur Beschäftig­ten der „ori­ginären“ VergGr. II a BAT mit Über­lei­tung in die EG 13 TV-L ei­nen Struk­tur­aus­gleich hätten gewähren wol­len, nicht aber den im We­ge des Bewährungs­auf­stiegs in die VergGr. II a BAT ge­lang­ten Beschäftig­ten, die­se Stich­pro­be zu klein, um dar­aus Rück­schlüsse auf den ge­sam­ten Auf­bau der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le und für al­le dort ge­re­gel­ten Fälle zu zie­hen.


d) Un­ter sys­te­ma­ti­schen Ge­sichts­punk­ten wird fer­ner dar­auf hin­ge­wie­sen, dass in der Ta­bel­le zum Struk­tur­aus­gleich für je­de Ent­gelt­grup­pe zunächst die Kon­stel­la­tio­nen mit noch nicht voll­zo­ge­nem Auf­stieg nach der nächsthöhe­ren Vergütungs­grup­pe auf­geführt sei­en. An­sch­ließend folg­ten dann die Kon­stel­la­tio­nen mit dem Zu­satz in der Spal­te 3 „oh­ne“. Die­se Sys­te­ma­tik ma­che nur Sinn, wenn in ei­ner Grup­pe der Ta­bel­le je­weils die­je­ni­gen Vergütungs­grup­pen auf­geführt sei­en, wel­che über kei­nen Bewährungs­auf­stieg verfügten, so­wie die­je­ni­gen, bei de­nen der Bewährungs­auf­stieg aus der nächst­nied­ri­ge­ren
 


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Vergütungs­grup­pe noch aus­ste­he. Dar­aus er­ge­be sich, dass die ge­sam­te Sys­te­ma­tik der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder so an­ge­legt sei, dass sie ge­ne­rell kei­ne Beschäftig­ten er­fas­se, wel­che zum Zeit­punkt der Über­lei­tung be­reits ei­nen Bewährungs­auf­stieg voll­zo­gen hat­ten.


Auch die­ses Ar­gu­ment über­zeugt nicht. Es zieht ei­nen Zir­kel­schluss. Streit­be­fan­gen ist ge­ra­de, ob das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ so aus­zu­le­gen ist, dass es (nur) die An­ge­stell­ten er­fasst, die bei In­kraft­tre­ten des TV-L in ei­ner Fall­grup­pe ei­ner Vergütungs­grup­pe ein­grup­piert wa­ren, die über­haupt kei­nen Auf­stieg vor­ge­se­hen hat. Darüber hin­aus ist zum Teil die Rei­hung der Kon­stel­la­tio­nen ge­nau um­ge­kehrt: Erst sind Fälle „oh­ne“ Auf­stieg und dann sol­che mit noch aus­ste­hen­dem Auf­stieg auf­geführt.


e) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on führt es zu kei­nem Wi­der­spruch zu den An­rech­nungs­re­ge­lun­gen in § 8 Abs. 2 Satz 2 TVÜ-Länder und § 12 Abs. 5 TVÜ-Länder, wenn das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ auch erfüllt ist, wenn kein wei­te­rer Auf­stieg möglich ist, dh. ein An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich auch nach be­reits voll­zo­ge­nem Auf­stieg be­steht.

aa) Die Re­vi­si­on macht in­so­weit gel­tend, in die­sem Fall pro­fi­tie­re der Beschäftig­te, der den Auf­stieg vor der Über­lei­tung be­reits voll­zo­gen ha­be, durch das höhe­re Ta­bel­len­ent­gelt in­fol­ge der Über­lei­tung in ei­ne höhe­re Ent­gelt­grup­pe und durch den Be­zug des Struk­tur­aus­gleichs dop­pelt, während der später Auf­ge­stie­ge­ne sich das höhe­re Ent­gelt durch den nach­ge­hol­ten Auf­stieg auf den Struk­tur­aus­gleich nach § 12 Abs. 5 TVÜ-Länder an­rech­nen las­sen müsse bzw. nach § 8 Abs. 2 TVÜ-Länder kei­nen Struk­tur­aus­gleich mehr er­hal­te (vgl. auch die Ar­gu­men­ta­ti­on un­ter I 3 c auf Sei­te 8 f. der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011).


bb) Ein sol­cher nach Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des vor­lie­gen­der Wer­tungs­wi­der­spruch be­steht tatsächlich nicht (vgl. für § 8 Abs. 2 TVÜ-Bund BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 23, BA­GE 134, 184). Nichts an­de­res er­gibt sich aus dem vom be­klag­ten Land an­geführ­ten Re­chen­bei­spiel.
 


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(1) Das be­klag­te Land stellt bei die­sem Re­chen­bei­spiel zwei An­ge­stell­te der VergGr. IV a BAT der Le­bens­al­ters­stu­fe 41 mit dem Orts­zu­schlag der Stu­fe 2 ein­an­der ge­genüber. Es un­ter­stellt bei dem ei­nen An­ge­stell­ten ei­nen im Zeit­punkt sei­ner Über­lei­tung in den TV-L noch aus­ste­hen­den Auf­stieg in die VergGr. III BAT, bei dem an­de­ren ei­nen schon voll­zo­ge­nen Auf­stieg und kommt aus­ge­hend von die­sen An­nah­men zu ei­nem dau­er­haf­ten Ent­gelt­vor­teil für den zwei­ten Ar­beit­neh­mer in Höhe des Struk­tur­aus­gleichs, der nicht auf den be­reits vor Über­lei­tung in den TV-L er­folg­ten Ent­gelt­ge­winn an­ge­rech­net wer­de.


(2) Die­ser Ge­genüber­stel­lung liegt je­doch be­reits ein un­zu­tref­fen­der Aus­gangs­punkt zu­grun­de: Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben - in­so­weit stim­men die Ta­rif­auskünf­te und die Kom­men­tar­li­te­ra­tur übe­rein (Brei­er/Das­sau/ Kie­fer/Thi­ves­sen TV-L Stand No­vem­ber bzw. Sep­tem­ber 2008 Teil B 3 § 12 TVÜ-Länder Rn. 4 - 6; Aus­kunft der dbb ta­rif­uni­on vom 19. Ok­to­ber 2010 un­ter B 2 auf Sei­te 3 f.; Aus­kunft von ver.di vom 21. Ok­to­ber 2010 un­ter 2 auf Sei­te 2; Aus­kunft des BMI vom 28. Ok­to­ber 2010 un­ter 3 auf Sei­te 4 f.) - kei­nen in­di­vi­du­el­len Ver­gleich ein­zel­ner Kar­rie­ren vor­ge­nom­men, son­dern ty­pi­sier­te Le­bens­er­werbs­verläufe zu­kunfts­be­zo­gen mit­ein­an­der ver­gli­chen. Sie sind da­bei pau­schal von ei­nem ein­heit­li­chen, ty­pi­schen Ein­stiegs­le­bens­al­ter der ver­gli­che­nen An­ge­stell­ten ei­ner Vergütungs­grup­pe aus­ge­gan­gen (Sei­te 3 der Aus­kunft der dbb ta­rif­uni­on: 21 bis zur VergGr. V c BAT, 25 für die VergGr. V b bis VergGr. III BAT und 27 ab der VergGr. II a BAT; vgl. auch die Be­rech­nungsbögen im bei­ge­zo­ge­nen Ver­fah­ren - 6 AZR 11/12 -). Aus­ge­hend da­von ha­ben sie den Auf­stieg in den Le­bens­al­ters­stu­fen berück­sich­tigt. Bei den „Le­bens­er­werbs­verläufen mit Auf­stieg“ (so die For­mu­lie­rung des BMI) ha­ben sie außer­dem ei­nen nach der Re­gel­zeit er­folg­ten Bewährungs­auf­stieg ein­ge­rech­net (das BMI ver­weist auf Sei­te 5 der ge­nann­ten Aus­kunft in­so­weit auf den Sprung zwi­schen der Vergütung von 3.651,67 Eu­ro und von 3.929,97 Eu­ro in der Spal­te „Ver­lauf alt“ zwi­schen dem Beschäfti­gungs­jahr 11 und 12). Aus­ge­hend von die­ser Be­rech­nungs­wei­se konn­te bei gleich­alt­ri­gen An­ge­stell­ten, die die­sel­ben Tätig­keits­merk­ma­le ei­ner Vergütungs­grup­pe erfüll­ten, bei den für den Struk­tur­aus­gleich maßgeb­li­chen Be­rech­nun­gen kein un­ter­schied­li­cher Er­werbs­ver­lauf vor­lie­gen: Ent­we­der hat­ten bei­de ih­ren Auf­stieg schon hin­ter sich


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oder er stand bei bei­den noch aus. Zu dem vom be­klag­ten Land an­ge­nom­me­nen Wer­tungs­wi­der­spruch durch die ein­mal er­fol­gen­de, ein­mal un­ter­blei­ben­de Berück­sich­ti­gung ei­ner Ver­dienst­stei­ge­rung durch ei­nen ggf. nach In­kraft­tre­ten des TV-L nach­ge­hol­ten Bewährungs­auf­stieg konn­te es nach die­ser ty­pi­sie­ren-den Be­rech­nungs­wei­se nicht kom­men. Ob die tatsächli­chen Er­werbs­verläufe mit die­sen Be­rech­nun­gen übe­rein­stim­men, ist nach dem Zweck des Struk­tur­aus­gleichs, nur die ty­pi­sier­ten Ex­spek­t­anz­ver­lus­te aus­zu­glei­chen, un­er­heb­lich. Die­se Zu­sam­menhänge berück­sich­tigt auch die Ar­gu­men­ta­ti­on der TdL in ih­rer Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011 (dort Sei­te 9) nicht hin­rei­chend.


(3) Wie­sen die An­ge­stell­ten - das Re­chen­bei­spiel des be­klag­ten Lan­des wei­ter­ge­dacht - bei ih­rer Über­lei­tung ein un­ter­schied­li­ches Le­bens­al­ter auf, stie­gen sie mit un­ter­schied­li­chen Aus­gangs­vergütun­gen in die Ent­gelt­ta­bel­le des TV-L ein. An­ge­sichts des un­sys­te­ma­ti­schen Auf­baus die­ser Ta­bel­le konn­ten sie ab die­sem Zeit­punkt ei­ne gänz­lich un­ter­schied­li­che Ent­gelt­ent­wick­lung er­fah­ren, die durch un­ter­schied­li­che fa­mi­liäre Verhält­nis­se (Berück­sich­ti­gung des Orts­zu­schlags der Stu­fe 1 oder 2 bei der Bil­dung des Ver­gleichs­ent­gelts) noch verstärkt wer­den konn­te (vgl. nur die Bei­spie­le in BAG 8. De­zem­ber 2011 - 6 AZR 319/09 - Rn. 38 ff., AP TVÜ § 6 Nr. 5 = EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2000/78 Nr. 26). Der vom be­klag­ten Land an­ge­nom­me­ne Wer­tungs­wi­der­spruch be­steht des­halb bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung auch in die­ser Kon­stel­la­ti­on nicht.


3. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on lässt sich aus der Ent­ste­hungs- und Ta­rif­ge­schich­te des TVÜ-Länder und der dar­in ent­hal­te­nen Re­ge­lun­gen zum Struk­tur­aus­gleich kei­ne Ei­nig­keit der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Länder darüber be­le­gen, dass ein An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich nur zu­ste­hen soll, wenn die bei Über­lei­tung maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe nicht im We­ge des Auf­stiegs er­reicht wor­den ist. Aus den vom Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­hol­ten Ta­rif­auskünf­ten er­gibt sich eben­so we­nig wie aus den ihm von den Par­tei­en vor­ge­leg­ten und den vom Se­nat bei­ge­zo­ge­nen Auskünf­ten ein Kon­sens der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en über das Verständ­nis des streit­be­fan­ge­nen Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“. Im Ge­gen­teil folgt dar­aus, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für
 


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die von Teil A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder er­fass­ten Beschäftig­ten die­sen Be­griff un­ter­schied­lich ver­stan­den ha­ben und wei­ter­hin ver­ste­hen. Die Auflösung die­ses Dis­sen­ses, den sie am Ver­hand­lungs­tisch nicht be­rei­nigt ha­ben, über­las­sen sie nun den Ar­beits­ge­rich­ten. Auch aus den späte­ren Ände­run­gen der Re­ge­lun­gen zum Struk­tur­aus­gleich im TVÜ-Länder las­sen sich kei­ne Rück­schlüsse auf das Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le durch die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zie­hen.


a) Die Ver­fah­rensrüge des be­klag­ten Lan­des, die auf die Ver­wer­tung der Mit­glie­der­infor­ma­ti­on Nr. 32/09 vom 29. April 2009 der Ge­werk­schaft Tech­nik und Na­tur­wis­sen­schaft - Bund der Tech­ni­schen Be­am­ten und Ta­rif­beschäftig­ten, Lan­des­ver­band Sach­sen (BTB Sach­sen) zielt, ist zwar un­ter Berück­sich­ti­gung der Verfügung des Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 9. Sep­tem­ber 2010 und der dar­auf er­gan­ge­nen Mit­tei­lung des be­klag­ten Lan­des im Schrift­satz vom 17. Sep­tem­ber 2010 un­be­gründet. Der Se­nat hat gleich­wohl die Ak­ten des Ver­fah­rens - 6 AZR 932/11 - mit der dar­in ent­hal­te­nen Stel­lung­nah­me der TdL vom 7. Ju­li 2011 bei­ge­zo­gen, in der sich die TdL auf die ge­nann­te Mit­glie­der­infor­ma­ti­on be­zo­gen hat. Die­se ist da­mit ent­spre­chend der In­ten­ti­on des be­klag­ten Lan­des ver­wert­bar.


b) Für den Wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Länder ist zunächst maßgeb­lich, wel­chen Re­ge­lungs­in­halt die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund dem Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ bei­mes­sen woll­ten. Aus den Ta­rif­auskünf­ten er­gibt sich übe­rein­stim­mend, dass dies­bezüglich von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Länder die Re­ge­lung des TVÜ-Bund un­ein­ge­schränkt über­nom­men wer­den soll­te und sie kei­ne ei­genständi­gen Ver­hand­lun­gen zum In­halt die­ses Merk­mals geführt ha­ben.


aa) Al­ler­dings hat das be­klag­te Land im Schrift­satz vom 11. Ok­to­ber 2012 auf ei­ne Stel­lung­nah­me des frühe­ren stell­ver­tre­ten­den Geschäftsführers der TdL, Herrn Görgens, vom 9. Ok­to­ber 2012 Be­zug ge­nom­men, wo­nach die TdL in ei­nem In­for­ma­ti­ons­gespräch vom 3. No­vem­ber 2005 die Auf­fas­sung ver­tre­ten ha­be, „kein Struk­tur­aus­gleich nach er­folg­tem Auf­stieg“, und ver.di die­ser Auf­fas­sung nicht ent­ge­gen­ge­tre­ten sei. Die­se Dar­stel­lung wi­der­spricht je­doch
 


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zum ei­nen dem in der Stel­lung­nah­me der TdL vom 7. Ju­li 2011 auf Sei­te 3 wie­der­ge­ge­be­nen Ver­merk Herrn Görgens über das Gespräch vom 3. No­vem­ber 2005. Da­nach soll­ten An­ge­stell­te, die die am 30. Sep­tem­ber 2005 maßge­ben­de Vergütungs­grup­pe im We­ge des Auf­stiegs er­reicht hätten, kei­nen Struk­tur­aus­gleich be­an­spru­chen können. Wei­ter heißt es in die­sem Ver­merk: „Dies je­den­falls soll die Auf­fas­sung von Bund und VKA sein, die von ver.di (wi­der­wil­lig) ak­zep­tiert scheint“. Von ei­ner ei­ge­nen Auf­fas­sung der TdL ist in die­sem Ver­merk kei­ne Re­de. Zum an­de­ren hat auch nach der Dar­stel­lung Herrn Görgens in der Stel­lung­nah­me vom 9. Ok­to­ber 2012 am 3. No­vem­ber 2005 nur ein „In­for­ma­ti­ons­gespräch“ statt­ge­fun­den. Auch aus die­ser letz­ten Dar­stel­lung der Gespräche zwi­schen ver.di und der TdL ist da­mit nicht zu ent­neh­men, dass es zu ei­genständi­gen Ver­hand­lun­gen über das Be­griffs­verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ zwi­schen die­sen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ge­kom­men ist.


bb) Den dem Se­nat vor­lie­gen­den Ta­rif­auskünf­ten und Be­rech­nungs­bei­spie­len lässt sich ei­ne Ei­nig­keit der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund über die Zie­le des Struk­tur­aus­gleichs und die Vor­ge­hens­wei­se bei sei­ner Be­rech­nung ent­neh­men:


- Der Struk­tur­aus­gleich dient nicht der Si­che­rung des Be­sitz­stan­des (dies ge­schieht vor­wie­gend durch §§ 8, 9 und 11 TVÜ-Bund), son­dern dem ty­pi­sier­ten Aus­gleich sog. „Ex­spek­t­anz­ver­lus­te“.


- Zur Er­mitt­lung des Struk­tur­aus­gleichs sind ver­schie­de­ne Be­rech­nungs­lis­ten auf Ex­cel-Ba­sis für ver­schie­de­ne Vergütungs­grup­pen, Fa­mi­li­enstände und Kin­der­zahl er­stellt wor­den, wo­bei Be­rech­nun­gen so­wohl für Vergütungs­grup­pen mit als auch für sol­che oh­ne Auf­stieg an­ge­stellt wor­den sind.

- Bei die­sen Be­rech­nun­gen ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nicht nur den Auf­stieg in den Le­bens­al­ters­stu­fen und den Orts­zu­schlag der Stu­fe 1 bzw. 2 berück­sich­tigt, son­dern auch den in ver­schie­de­nen Vergütungs-grup­pen mögli­chen Bewährungs­auf­stieg (so aus­drück­lich das BMI auf Sei­te 4 sei­ner Aus­kunft vom 28. Ok­to­ber 2010: Auf­stiegsmöglich­keit in ei­ne höhe­re Vergütungs­grup­pe un­ter Berück­sich­ti­gung der dafür maß-geb­li­chen Zeit­dau­er). Die­se Auf­stiegsmöglich­keit ha­ben sie in den Le­bens­er­werbs­ver­lauf ein­ge­rech­net (das BMI ver­weist auf Sei­te 5 der ge­nann­ten Aus­kunft in­so­weit auf den Sprung zwi­schen der Vergütung von 3.651,67 Eu­ro und von 3.929,97 Eu­ro in der Spal­te „Ver­lauf alt“ zwi­schen den Beschäfti­gungs­jah­ren 11 und 12).

- Die Be­rech­nun­gen sind, wie sich aus den aus dem Ver­fah­ren - 6 AZR 11/12 - bei­ge­zo­ge­nen Be­rech­nungs­bei­spie­len er­gibt, zu­kunfts­be­zo­gen
 


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er­folgt. Die „BAT-Ver­gan­gen­heit“ ist in die­sen Lis­ten da­durch ab­ge­bil­det wor­den, dass die Be­rech­nun­gen mit un­ter­schied­li­chen Beschäfti­gungs­jah­ren ge­star­tet sind. Es han­delt sich da­bei nicht um fik­ti­ve Ein­stel­lun­gen mit die­ser Le­bens­al­ters­stu­fe, son­dern um schon „vor­han­de­ne“ Beschäftig­te. Das er­gibt sich dar­aus, dass die BAT-Vergütung mit ei­ner Vergütung aus ei­ner ho­hen Ent­wick­lungs­stu­fe der neu­en Ta­bel­le nach Über­lei­tung ver­gli­chen wor­den ist, fer­ner aus der Über­schrift je­den Be­rech­nungs­blat­tes, wo­nach der Ein­stieg mit 27 Jah­ren bzw. 25 oder 21 Jah­ren auch bei den Be­rech­nun­gen für höhe­re Le­bens­al­ters­stu­fen er­folgt ist.


cc) Aus die­ser in­so­weit un­strei­ti­gen Ent­ste­hungs­ge­schich­te, ins­be­son­de­re aus der Dif­fe­ren­zie­rung in den Be­rech­nun­gen zwi­schen Vergütungs­grup­pen mit und oh­ne Auf­stieg, lässt sich ent­ge­gen der Auf­fas­sung des BMI je­doch nicht ent­neh­men, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en mit dem Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ nur ori­ginäre Vergütungs­grup­pen im Sin­ne des im Pro­zess ver­tre­te­nen Verständ­nis­ses des be­klag­ten Lan­des er­fas­sen woll­ten. Zwar war, wor­auf das BMI in sei­ner Aus­kunft vom 28. Ok­to­ber 2010 auf Sei­te 6 zu­tref­fend hin­weist, Aus­gangs­punkt der Be­rech­nun­gen über Le­bens­er­werbs­verläufe in al­len Fällen, auch bei den Be­rech­nun­gen für die Vergütungs­grup­pen mit Auf­stiegsmöglich­keit, stets die ori­ginäre und nicht die tatsächlich bei Über­lei­tung er­reich­te Vergütungs­grup­pe. Aus die­ser Dif­fe­ren­zie­rung folgt je­doch le­dig­lich, wie das BMI auf Sei­te 2 sei­ner Aus­kunft selbst zu­tref­fend ausführt, dass das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ nur erfüllt ist, wenn kein Bewährungs­auf­stieg möglich ist. Es er­gibt sich aber dar­aus nicht, ob es aus­reicht, dass im Zeit­punkt der Über­lei­tung in den TVöD kein Auf­stieg mehr möglich ist, oder ob es auch er­for­der­lich ist, dass die für die Über­lei­tung maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe nicht im We­ge des Auf­stiegs er­reicht wur­de.

dd) Den dem Se­nat vor­lie­gen­den Ta­rif­auskünf­ten lässt sich kei­ne Ei­nig­keit der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund darüber ent­neh­men, wel­che Fol­ge­run­gen aus der Ver­fah­rens­wei­se bei der Be­rech­nung der Struk­tur­aus­gleichs­beträge für die streit­be­fan­ge­ne Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ zu zie­hen sind.


(1) Die Ta­rif­auskünf­te las­sen sich wie folgt zu­sam­men­fas­sen: 



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(a) Ver.di hat mit Schrei­ben vom 21. Ok­to­ber 2010 mit­ge­teilt, zwar sei­en die Ein­kom­mens­verläufe ge­trennt nach An­ge­stell­ten mit und sol­chen oh­ne ei­nen aus­ste­hen­den Auf­stieg in die nächsthöhe­re Vergütungs­grup­pe er­mit­telt wor­den. Dies sei je­doch un­abhängig von der Fra­ge des bis­he­ri­gen Beschäfti­gungs­ver­laufs rein zu­kunfts­be­zo­gen er­folgt. Der Aus­gleichs­be­darf un­ter­schei­de sich nicht da­nach, wie die zur Zeit der Über­lei­tung in den TVöD in­ne­ge­hab­te Vergütungs­grup­pe er­reicht wor­den sei. Er sei nur höher, wenn noch ein Auf­stieg aus­ste­he. Es ha­be kei­ne Ei­nig­keit mit dem Bund be­stan­den, dass die ori­ginäre Vergütungs­grup­pe maßgeb­lich für die Zah­lung des Struk­tur­aus­gleichs sein sol­le. Ei­nig­keit ha­be viel­mehr darüber be­stan­den, dass auf die Verhält­nis­se zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des TVöD ab­ge­stellt wer­den sol­le. Bei noch aus­ste­hen­dem Auf­stieg ha­be in der Spal­te 3 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le das Merk­mal „... nach ... Jah­ren“ zum Tra­gen kom­men sol­len, bei be­reits er­folg­tem Auf­stieg das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“. In der vom Se­nat aus der Ak­te - 6 AZR 932/11 - bei­ge­zo­ge­nen Aus­kunft vom 5. Ju­li 2011 hat ver.di mit­ge­teilt, in dem Gespräch vom 3. No­vem­ber 2005 sei von Ge­werk­schafts­sei­te „die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung ... mit der Be­mer­kung, dass wir an die­ser Auf­fas­sung fest­hal­ten“ vor­ge­tra­gen wor­den.


(b) Die dbb ta­rif­uni­on hat mit Schrei­ben vom 19. Ok­to­ber 2010 mit­ge­teilt, auf Ar­beits­ebe­ne sei für die EG 9 und höher fest­ge­stellt wor­den, dass ab ei­ner be­stimm­ten Le­bens­al­ters­stu­fe der Ex­spek­t­anz­ver­lust un­abhängig da­von, ob aus ei­ner Vergütungs­grup­pe „oh­ne Auf­stieg“ oder „mit Auf­stieg nach xy Jah­ren“ in die­sel­be Ent­gelt­grup­pe über­ge­lei­tet wor­den sei, stets die­sel­be Höhe er­reicht ha­be. Das ha­be sich in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le nie­der­ge­schla­gen. Die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le sei­en un­abhängig da­von, ob der BAT-Auf­stieg am 30. Sep­tem­ber 2005 be­reits er­reicht ge­we­sen sei oder noch aus­ge­stan­den ha­be. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund hätten ge­ra­de kei­ne Übe­rein­stim­mung er­zielt, dass das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ nur erfüllt sei, wenn die für die Über­lei­tung maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe nicht im We­ge des Auf­stiegs er­reicht sei.
 


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(c) Das BMI hat in sei­ner Aus­kunft vom 28. Ok­to­ber 2010 auf ei­ne Nie­der­schrift ei­ner Sit­zung zwi­schen Bund und ver.di am 10. Mai 2005 ver­wie­sen. Dar­in heiße es un­ter III: „Be­trifft die Zah­lung ei­nes Struk­tur­aus­gleichs ei­ne Vergütungs­grup­pe (Fall­grup­pe) mit Bewährungs- bzw. Zeit­auf­stieg, wird dies eben­falls an­ge­ge­ben. So­weit kei­ne Auf­stiegs­zei­ten an­ge­ge­ben sind, gel­ten die Aus­gleichs­beträge für al­le Auf­stie­ge.“ Dar­aus er­ge­be sich, dass Vergütungs­grup­pen (Fall­grup­pen) mit Auf­stieg nur in­so­weit in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le er­fasst sei­en, als die­se auch aus­drück­lich als Vergütungs­grup­pen „mit“ Auf­stieg an­ge­ge­ben wor­den sei­en. Im Um­kehr­schluss be­deu­te dies, dass Vergütungs­grup­pen „oh­ne“ aus­sch­ließlich sol­che sei­en, die kei­nen Bewährungs- oder Zeit­auf­stieg vor­ge­se­hen hätten. Im Wei­te­ren stellt das BMI die dem Struk­tur­aus­gleich zu­grun­de lie­gen­den Be­rech­nun­gen näher dar und zieht dar­aus den Schluss, dass im­mer von der ori­ginären Vergütungs­grup­pe aus­ge­gan­gen wor­den sei und dann ent­we­der ein Ver­lauf mit oder oh­ne Auf­stieg ab­ge­bil­det wor­den sei.


(d) Die TdL ver­weist in ih­rer Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011 zunächst auf das Ta­rif­verständ­nis von Un­ter­grup­pie­run­gen der dbb ta­rif­uni­on. Sie gibt dann den Ver­merk Herrn Görgens über ein In­for­ma­ti­ons­gespräch vom 3. No­vem­ber 2005 zu den Struk­tur­aus­glei­chen im TVÜ-Bund zwi­schen ihm und Ver­tre­tern von ver.di wie­der. Im An­schluss stellt die Ta­rif­aus­kunft die Ta­rif­ge­schich­te dar und zieht dar­aus und aus sys­te­ma­ti­schen Über­le­gun­gen die Schluss­fol­ge­rung, das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ set­ze vor­aus, das der An­ge­stell­te bei sei­ner Über­lei­tung in den TV-L in ei­nem Tätig­keits­merk­mal ein­grup­piert ge­we­sen sei, das über­haupt kei­nen Auf­stieg vor­ge­se­hen ha­be. Die Ge­werk­schaf­ten hätten auf­grund des Wort­lauts und des ta­rif­li­chen Ge­samt­zu­sam­men­hangs be­reits bei In­kraft­tre­ten des TV-L die For­mu­lie­rung „oh­ne“ in die­sem Sin­ne ver­ste­hen müssen. Auf die An­fra­ge des Lan­des­ar­beits­ge­richts, ob über die Fra­ge der Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ aus­drück­lich ver­han­delt wor­den sei, nach­dem sich im Be­reich des Bun­des ge­zeigt ha­be, dass ei­ne un­ter­schied­li­che Aus­le­gung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­fol­ge, führt die TdL aus, dass da­zu kei­ne aus­drück­li­chen Ver­hand­lun­gen er­folgt sei­en, weil die TdL im Zeit­punkt der Ver­hand­lun­gen zum TVÜ-Länder ha­be da­von aus­ge­hen können, dass die



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Aus­le­gung die­ses Merk­mals zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund nicht strei­tig sei.


(2) Aus die­sen Ta­rif­auskünf­ten er­gibt sich le­dig­lich, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ un­ter­schied­lich in­ter­pre­tiert ha­ben.


(a) Ins­be­son­de­re folgt aus der vom BMI vor­ge­leg­ten Nie­der­schrifts­erklärung vom 10. Mai 2005, dass über das Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ ge­ra­de kei­ne Ei­nig­keit im Sin­ne des be­klag­ten Lan­des er­zielt wor­den ist. Im An­schluss an die vom BMI zi­tier­te Pas­sa­ge:


„Be­trifft die Zah­lung ei­nes Struk­tur­aus­gleichs ei­ne Vergütungs­grup­pe (Fall­grup­pe) mit Bewährungs- bzw. Zeit­auf­stieg, wird dies eben­falls an­ge­ge­ben. So­weit kei­ne Auf­stiegs­zei­ten an­ge­ge­ben sind, gel­ten die Aus­gleichs­beträge für al­le Auf­stie­ge.“


heißt es nämlich - in­so­weit vom BMI nicht wie­der­ge­ge­ben -:

„Vor­aus­set­zung ist, dass der Auf­stieg zum 1.10.2005 be­reits er­folgt ist bzw. bis zum 30.9.2007 er­folgt wäre (of­fen, Ver­weis auf die Nie­der­schrifts­erklärung in Zif­fer IV).“

Un­ter IV der Nie­der­schrifts­erklärun­gen „Noch nicht ge­ein­te Über­le­gun­gen“ sind dann Über­le­gun­gen zu der Berück­sich­ti­gung von Bewährungs­auf­stie­gen ab der EG 9 aufwärts in der Zeit vom 1. Ok­to­ber 2005 bis 30. Sep­tem­ber 2007 dar­ge­stellt, die letzt­lich in § 8 Abs. 2 TVÜ-Bund Nie­der­schlag ge­fun­den ha­ben. Aus dem Halb­satz „Vor­aus­set­zung ist, dass der Auf­stieg zum 1.10.2005 be­reits er­folgt ist“ folgt, dass der Bund je­den­falls zu die­sem Zeit­punkt auch An­ge­stell­ten, die ei­nen Auf­stieg be­reits voll­zo­gen hat­ten, den Struk­tur­aus­gleich nicht ver­weh­ren woll­te.


(b) Nichts an­de­res er­gibt sich aus dem von der TdL erst im Jahr 2011 in ge­richt­li­che Ver­fah­ren ein­geführ­ten und von sei­nem Ver­fas­ser in sei­nem Auf­satz in der ZTR (2009, 562) nicht erwähn­ten Ver­merk zu dem In­for­ma­ti­ons­gespräch vom 3. No­vem­ber 2005. Da­nach ist zwar die Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ an­ge­spro­chen wor­den, die die Auf­fas­sung des Bun­des sein
 


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„soll“. Es heißt dann aber wei­ter ganz un­be­stimmt, die­se „schei­ne“ von ver.di (wi­der­wil­lig) ak­zep­tiert zu wer­den. Wor­aus der Ver­fas­ser die Auf­fas­sung des Bun­des und das schein­ba­re Ein­verständ­nis bei be­ste­hen­dem Wi­der­wil­len von ver.di ab­ge­lei­tet hat, und wie Ak­zep­tanz und Wi­der­wil­len von ver.di in Ein­klang zu brin­gen sein sol­len, er­gibt sich nicht. Die an­sch­ließen­den Ausführun­gen in die­sem Ver­merk be­tref­fen persönli­che Schluss­fol­ge­run­gen des Ver­fas­sers. In ih­rer vom Se­nat aus dem Ver­fah­ren - 6 AZR 932/11 - bei­ge­zo­ge­nen Stel­lung­nah­me vom 5. Ju­li 2011 hat ver.di darüber hin­aus mit­ge­teilt, dass die Ge­werk­schafts­sei­te in dem Gespräch vom 3. No­vem­ber 2005 ei­ne an­de­re Auf­fas­sung als die Ar­beit­ge­ber­sei­te ver­tre­ten und dar­an fest­ge­hal­ten ha­be. So­weit Herr Görgens in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 9. Ok­to­ber 2012 den In­halt des Gesprächs vom 3. No­vem­ber 2005 an­ders als in sei­nem Ver­merk dar­ge­stellt hat, lässt sich, wie be­reits aus­geführt, auch die­ser neu­en Dar­stel­lung nicht ent­neh­men, dass es zu ei­genständi­gen Ver­hand­lun­gen über das Be­griffs­verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ zwi­schen die­sen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ge­kom­men ist. Dies stünde im Übri­gen auch im Wi­der­spruch zu der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011, zum Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ sei­en ge­ra­de kei­ne Ver­hand­lun­gen der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Länder geführt wor­den.


(c) Auch aus den von der TdL in Be­zug ge­nom­me­nen Äußerun­gen von Un­ter­or­ga­ni­sa­tio­nen der dbb ta­rif­uni­on folgt nichts an­de­res. Der BTB Sach­sen hat das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ nicht im Sin­ne des be­klag­ten Lan­des ver­stan­den. Viel­mehr nimmt die­ser auch nach ei­nem Auf­stieg vor In­kraft­tre­ten des TV-L ei­nen An­spruch auf den Struk­tur­aus­gleich an. Das er­gibt sich aus dem Schau­bild auf Sei­te 2 der Ta­ri­f­in­fo und dem erläutern­den Text da­zu:


„Spal­ten 2 und 3 ge­ben im Zu­sam­men­hang die BAT-Kar­rie­re gemäß der Vergütungs­ord­nung zum BAT wie­der: Der Aus­gleichs­be­trag ist des­halb un­abhängig da­von, ob bei der Über­lei­tung ein BAT-Auf­stieg be­reits voll­zo­gen war oder erst nach der Über­lei­tung ... zu­ste­hen würde ...“

Darüber hin­aus ist die in der Mit­glie­der­infor­ma­ti­on Nr. 32/09 wie­der­ge­ge­be­ne Auf­fas­sung er­sicht­lich die persönli­che In­ter­pre­ta­ti­on des Ver­fas­sers. Dass

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die­ser an den Ta­rif­ver­hand­lun­gen be­tei­ligt ge­we­sen wäre, ist we­der vor­ge­tra­gen noch er­sicht­lich.


ee) Die vom Se­nat aus dem Ver­fah­ren - 6 AZR 11/12 - bei­ge­zo­ge­nen Be­rech­nungs­bei­spie­le der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund spre­chen zwar eher für ein Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ im Sin­ne des Klägers. Auch dar­aus lässt sich aber nicht hin­rei­chend ein­deu­tig schließen, wie in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich der Länder das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ zu ver­ste­hen ist.


(1) Die­se Be­rech­nun­gen wei­sen für le­di­ge An­ge­stell­te der VergGr. II a BAT mit elfjähri­gem Auf­stieg in die VergGr. I b BAT der Le­bens­al­ters­stu­fen 41, 43 und 45 ei­nen Struk­tur­aus­gleich von 80,00 Eu­ro bzw. 60,00 Eu­ro aus. Die­se An­ge­stell­ten hat­ten je­doch nach der be­reits ge­schil­der­ten Be­rech­nungs­wei­se der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en und dem in der Kopf­zei­le der Ta­bel­le aus­ge­wie­se­nen Ein­tritts­al­ter 27 den Bewährungs­auf­stieg in die VergGr. I b BAT nach elf Jah­ren schon hin­ter sich. Der bei den jünge­ren Beschäftig­ten zu fin­den­de Sprung zwi­schen dem 11. und 12. Beschäfti­gungs­jahr ist bei den An­ge­stell­ten der Le­bens­al­ters­stu­fen 41, 43 und 45, bei de­nen die Be­rech­nun­gen mit den Beschäfti­gungs­jah­ren 15, 17 und 19 be­gin­nen, nicht mehr aus­ge­wie­sen. Gleich­wohl soll­te ih­nen ein Struk­tur­aus­gleich zu­ste­hen.


(2) Dies spricht dafür, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en je­den­falls des TVÜ- Bund auch An­ge­stell­ten, die bei ih­rer Über­lei­tung in den TVöD be­reits den mögli­chen Auf­stieg voll­zo­gen hat­ten, in den Fällen, in de­nen nach den ty­pi­sier­ten Be­rech­nun­gen der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en noch Ex­spek­t­anz­ver­lus­te auf­tre­ten würden, ei­nen Struk­tur­aus­gleich zu­bil­li­gen woll­ten. Dies ließe sich aus dem von der dbb ta­rif­uni­on mit­ge­teil­ten Um­stand (Sei­te 4 der Aus­kunft vom 19. Ok­to­ber 2010) erklären, dass nach den Be­rech­nun­gen der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en spätes­tens ab der Le­bens­al­ters­stu­fe 39, in der EG 14 ab der Le­bens­al­ters­stu­fe 41, die Ex­spek­t­anz­ver­lus­te un­abhängig da­von sei­en, ob die Über­lei­tung aus ei­ner Vergütungs­grup­pe oh­ne Auf­stieg oder mit Auf­stieg nach ei­ner be­stimm­ten An­zahl von Jah­ren er­folgt sei. Tatsächlich muss­te an­ge­sichts der dem Struk­tur­aus­gleich zu­grun­de lie­gen­den An­nah­men (fik­ti­ves, stets glei­ches Ein­tritts­al­ter
 


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für al­le Be­rech­nun­gen in­ner­halb ei­ner Vergütungs­grup­pe und nor­ma­ler Kar­rie­re­ver­lauf) der Bewährungs­auf­stieg ab ei­ner be­stimm­ten Le­bens­al­ters­stu­fe voll­zo­gen wor­den sein. Ein Struk­tur­aus­gleich für die­se An­ge­stell­ten ließ sich aber aus Ein­kom­mens­ver­lus­ten erklären, die aus der un­ter­schied­li­chen Struk­tur der Ent­gelt­ta­bel­len im BAT und TVöD bzw. TV-L re­sul­tier­ten. Nach die­ser Struk­tur kommt es zu Vergütungs­stei­ge­run­gen zu an­de­ren Zeit­punk­ten (durch die Stre­ckung des Auf­stiegs in den Stu­fen im Ver­gleich zu den Le­bens­al­ters­stu­fen) und mit an­de­ren Beträgen (durch die Zu­wei­sung der Ent­gel­te zu den ein­zel­nen Stu­fen der Ent­gelt­grup­pe).


(3) Dann müss­te sich für den von die­sem Be­rech­nungs­bei­spiel er­fass­ten Per­so­nen­kreis, al­so für die aus der VergGr. I b BAT nach Auf­stieg aus der VergGr. II a BAT in die EG 14 über­ge­lei­te­ten Beschäftig­ten, aus der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich des Bun­des ein Struk­tur­aus­gleich ab­le­sen las­sen. In die­ser Ta­bel­le fin­den sich aber für die Kom­bi­na­ti­on der Merk­ma­le „Ent­gelt­grup­pe 14“ und „Vergütungs­grup­pe bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ I b“ nur in Ver­bin­dung mit dem Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ Re­ge­lun­gen zum Struk­tur­aus­gleich, und zwar ex­akt mit den in der Be­rech­nung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en aus­ge­wie­se­nen Beträgen. Das wie­der­holt sich bei den ver­hei­ra­te­ten Beschäftig­ten die­ses Be­rech­nungs­bei­spiels. Dies spricht für das Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ im Sin­ne des Klägers.


(4) Es lässt sich aber nicht gänz­lich aus­sch­ließen, dass der von dem ge­nann­ten Be­rech­nungs­bei­spiel er­fass­te Per­so­nen­kreis un­ter Zu­grun­de­le­gung der Auf­fas­sung des be­klag­ten Lan­des auf­grund ei­nes re­dak­tio­nel­len Ver­se­hens von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund nicht berück­sich­tigt wor­den ist.

(a) Ein An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich für die­sen Per­so­nen­kreis lässt sich der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le nicht durch Rück­griff auf die Aus­gangs­vergütungs­grup­pe II a BAT als die ursprüng­li­che Vergütungs­grup­pe die­ser An­ge­stell­ten ent­neh­men.


(aa) Das BMI hat in sei­ner Stel­lung­nah­me vom 28. Ok­to­ber 2010 auf Sei­te 5 mit­ge­teilt, das Be­rech­nungs­bei­spiel „Bund IIa - 11J. Ib EG 14“ fin­de sich in der
 


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Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le des Bun­des wie­der und zwar in der Kom­bi­na­ti­on Spal­te 2 „IIa“ und Spal­te 3 „Ib nach 11 Jah­ren“. Ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen sol­chen An­ge­stell­ten, die den Auf­stieg in die VergGr. I b BAT noch vor sich hat­ten, und sol­chen, die in den Le­bens­al­ters­stu­fen 41, 43 und 45 die­sen Auf-stieg schon voll­zo­gen hat­ten, gleich­wohl aber nach den vom BMI in sei­ner Aus­kunft aus­drück­lich in Be­zug ge­nom­me­nen Be­rech­nun­gen ei­nen Struk­tur­aus­gleich er­hal­ten soll­ten, hat das BMI da­bei nicht vor­ge­nom­men. Die Aus­kunft lässt sich des­halb nur da­hin ver­ste­hen, dass für al­le An­ge­stell­ten der VergGr. II a BAT mit Auf­stiegsmöglich­keit in die VergGr. I b BAT ein Struk­tur­aus­gleich in den aus den Be­rech­nungs­bei­spie­len er­sicht­li­chen Fällen ge­zahlt wer­den soll, und zwar un­abhängig da­von, ob der Auf­stieg schon voll­zo­gen war oder nicht, ob al­so die Über­lei­tung aus der VergGr. II a BAT oder VergGr. I b BAT er­folg­te. Dies soll in der ge­nann­ten Kom­bi­na­ti­on in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le Nie­der­schlag ge­fun­den ha­ben, al­so auch für die An­ge­stell­ten, die im Zeit­punkt ih­rer Über­lei­tung be­reits in die VergGr. I b BAT auf­ge­stie­gen wa­ren. Die­se auf den ers­ten Blick ver­wir­ren­de Einschätzung lässt sich da­durch erklären, dass der Bund zunächst die von ihm aus­ge­han­del­te Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le da­hin ver­stan­den hat, dass für den An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich stets auf die Aus­gangs­vergütungs­grup­pe als die ursprüng­li­che Vergütungs­grup­pe des An­ge­stell­ten zurück­zu­grei­fen ist. Nach die­sem Verständ­nis würde die ursprüng­li­che, „ori­ginäre“ Vergütungs­grup­pe als Vor­aus­set­zung für ei­nen Auf­stieg auch nach ei­nem sol­chen noch in die ak­tu­el­le Vergütungs­grup­pe „hin­ein­ge­le­sen“ und könn­te ei­nen An­spruch auf den Struk­tur­aus­gleich be­gründen.


Die­ses Verständ­nis er­gibt sich aus dem Bei­spiel 2 un­ter 3.4.2.1 des Rund­schrei­bens des BMI vom 10. Au­gust 2007 zum Struk­tur­aus­gleich. Dar­in wird dem ori­ginär in die VergGr. VII BAT ein­grup­pier­ten, vor In­kraft­tre­ten des TVöD in die Vergütungs­grup­pe VI b BAT auf­ge­stie­ge­nen An­ge­stell­ten ein Struk­tur­aus­gleich nur ver­wehrt, weil für die VergGr. VII BAT kein Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen ist. Wört­lich heißt es in die­sem Bei­spiel:
 


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„Für die Prüfung der An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen sind die­je­ni­gen Zei­len der Ta­bel­le maßgeb­lich, wel­che in Spal­te 1 die Ent­gelt­grup­pe 6 und in Spal­te 2 die ori­ginäre Vergütungs­grup­pe VII BAT aus­wei­sen. ...


Da es sich bei der VergGr. VIb nur um die tatsächli­che, nicht aber um die ori­ginäre Ein­grup­pie­rung han­delt, wäre es falsch, fol­gen­de Zei­le der Ta­bel­le her­an­zu­zie­hen:

E VergGr Auf­stieg OZ-Stu­fe LASt Höhe Dau­er
  Vlb oh­ne OZ 2 39 50 € Dau­er­haft"

Im Ein­klang mit die­sem Ta­rif­verständ­nis, das der von ihm in der Ta­rif­aus­kunft vom 28. Ok­to­ber 2010 und im Ver­fah­ren - 6 AZR 962/08 - ver­tre­te­nen Auf­fas­sung dia­me­tral ent­ge­gen­steht, hat der Bund An­ge­stell­ten, die am Stich­tag be­reits den Auf­stieg voll­zo­gen hat­ten, Struk­tur­aus­gleich gewährt, wenn für ih­re „ori­ginäre“ Vergütungs­grup­pe (un­ter Zu­grun­de­le­gung der übri­gen, zum Stich­tag ak­tu­el­len An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen!) nach der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le ein Struk­tur­aus­gleich vor­ge­se­hen ist (3.4.2.2 des Rund­schrei­bens vom 10. Au­gust 2007 mit Bei­spiel 2; er hat dies al­ler­dings in­kon­se­quent als „über­ta­rif­lich“ an­ge­se­hen, vgl. Fie­berg in Fürst GKÖD Bd. IV Stand Au­gust 2011 F § 12 Rn. 12).


(bb) Folg­te man die­sem Verständ­nis, hätte der Kläger den be­gehr­ten An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich nach der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich der Länder, denn für An­ge­stell­te, die aus der VergGr. IV a BAT mit ei­nem Auf­stieg nach vier, sechs oder acht Jah­ren über­ge­lei­tet wor­den sind, am 1. No­vem­ber 2006 der Le­bens­al­ters­stu­fe 41 zu­ge­ord­net wa­ren und den Orts­zu­schlag der Stu­fe 2 hat­ten, weist die Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le ei­nen dau­er­haf­ten Aus­gleichs­be­trag von 85,00 Eu­ro aus, der im Fall des Klägers auf 73,22 Eu­ro zu kürzen wäre.

(cc) Die­sem Rück­griff auf die Aus­gangs­vergütungs­grup­pe steht aber der ein­deu­ti­ge Zeit­be­zug ent­ge­gen, der in dem Zu­satz in der Über­schrift in Spal­te 2 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le und dem Stich­tags­prin­zip des Struk­tur­aus­gleichs
 


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zum Aus­druck kommt. Da­nach ist Stich­tag für den An­spruch auf den Struk­tur­aus­gleich der ers­te Gel­tungs­tag des neu­en Ta­rif­rechts und maßgeb­lich die Vergütungs­grup­pe „bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ“. Glei­ches gilt für die Orts­zu­schlags­stu­fe und die Le­bens­al­ters­stu­fe. Für den Struk­tur­aus­gleich kommt es da­mit aus­sch­ließlich auf die zu die­sem Zeit­punkt vor­lie­gen­den Verhält­nis­se an. Er soll die Ex­spek­t­anz­ver­lus­te aus­glei­chen, die im Ver­gleich zur Vergütungs­ent­wick­lung bei Wei­ter­gel­tung des BAT ein­tre­ten. Ba­sis für die Ver­gleichs­be­rech­nung der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund war der bei des­sen Ablösung durch den TVöD er­reich­te Ist-Zu­stand. Dies ist mit ei­nem Rück­griff auf die Aus­gangs­vergütungs­grup­pe in der Spal­te 2 der Ta­bel­le nicht zu ver­ein­ba­ren: Für die Spal­te 2 soll es da­nach auf ei­ne frühe­re, zum Zeit­punkt der Über­lei­tung nicht mehr maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe an­kom­men, für al­le an­de­ren Spal­ten aber auf die Verhält­nis­se bei In­kraft­tre­ten des TVöD. Dem­ent­spre­chend hat der Bund die­se Auf­fas­sung nicht mehr ex­pli­zit ver­tre­ten.


(b) Der An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich für den Be­reich des Bun­des für le­di­ge Beschäftig­te der EG 14 mit den Merk­ma­len „Vergütungs­grup­pe I b“ und „Auf­stieg - oh­ne“ könn­te even­tu­ell auch al­lein aus den Be­rech­nun­gen für die An­ge­stell­ten die­ser Vergütungs­grup­pe oh­ne je­den Auf­stieg herrühren. Die­sen Be­rech­nun­gen der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für Beschäftig­te der VergGr. I b BAT oh­ne Auf­stieg las­sen sich iden­ti­sche Struk­tur­aus­gleichs­beträge wie den Be­rech­nun­gen für aus der VergGr. II a BAT in die VergGr. I b BAT Auf­ge­stie­ge­nen ent­neh­men. Zu­dem ist auch die­ser Per­so­nen­kreis zu klein, um dar­aus Rück­schlüsse auf ei­nen ge­ne­rel­len Re­ge­lungs­wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund zu zie­hen.

c) Für den Struk­tur­aus­gleich nach dem TVÜ-Länder gilt nichts an­de­res. 


aa) Das be­klag­te Land hat auf den recht­li­chen Hin­weis des Vor­sit­zen­den des Se­nats vom 26. Sep­tem­ber 2012 in sei­nen Schriftsätzen vom 9. und 11. Ok­to­ber 2012 erklärt, aus­ge­hend von sei­ner Rechts­auf­fas­sung sei­en An­ge­stell­te, die be­reits den Bewährungs­auf­stieg in die VergGr. I b BAT voll­zo­gen hätten, in der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich der Länder nicht auf­geführt. Es hat in die­sen Schriftsätzen so­wie in der münd­li­chen Ver­hand­lung


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an­ge­deu­tet, dass dies nicht auf ei­nem re­dak­tio­nel­len Ver­se­hen bei der An­pas­sung der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich der Länder be­ru­he. Viel­mehr sei dies be­wusst auf die TdL-Auf­fas­sung, dass es kei­nen Struk­tur­aus­gleich nach er­folg­tem Auf­stieg ge­ben dürfe, und auf die Un­ter­schie­de durch die Einfügung der EG 13 Ü TV-L nur in die Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le für den Be­reich der Länder zurück­zuführen.


bb) Dies wi­der­spricht dem bis­he­ri­gen Vor­brin­gen des be­klag­ten Lan­des, das sich für den In­halt der Ta­rif­ver­trags­ver­hand­lun­gen auf die TdL be­zo­gen hat. In ih­rer Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011 hat die­se auf Sei­te 5 mit­ge­teilt, der von ver.di über­mit­tel­te Ent­wurf ei­ner Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le de­cke sich im We­sent­li­chen mit der Ta­bel­le, die als Teil A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder Ta­ri­fin­halt ge­wor­den sei. Der Ent­wurf sei in den Ver­hand­lun­gen nur ge­ringfügig verändert wor­den. So sei in den Fällen der „Vergütungs­grup­pe IIa mit Auf­stieg nach Ib nach 11 bzw. 15 Jah­ren“ fol­ge­rich­tig zu den Über­lei­tungs­re­ge­lun­gen die EG 14 TV-L durch die EG 13 Ü TV-L er­setzt wor­den und Beträge und Zah­lungs­dau­er in we­ni­gen Ein­z­elfällen mo­di­fi­ziert wor­den. Zu­dem hat die TdL in die­ser Stel­lung­nah­me auf Sei­te 12 f., wie be­reits aus­geführt, aus­drück­lich an­ge­ge­ben, dass zu dem Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ kei­ne aus­drück­li­chen Ver­hand­lun­gen er­folgt sei­en, weil die TdL im Zeit­punkt der Ver­hand­lun­gen zum TVÜ-Länder ha­be da­von aus­ge­hen können, dass die Aus­le­gung die­ses Merk­mals zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Bund nicht strei­tig sei.


cc) Es kann da­hin­ste­hen, ob und wie sich die­se un­ter­schied­li­chen Dar­stel­lun­gen der Ta­rif­ver­hand­lun­gen in Ein­klang brin­gen las­sen. Auch für die Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le im Be­reich der TdL ver­blei­ben die un­ter Rn. 70 ge­nann­ten Zwei­fel, die es aus­sch­ließen, aus den Be­rech­nungs­bei­spie­len für die An­ge­stell­ten der VergGr. II a BAT mit Auf­stieg in die VergGr. I b BAT nach elf Jah­ren endgülti­ge Rück­schlüsse für das Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ durch die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en zu zie­hen.


d) Un­er­heb­lich ist, ob die Ge­werk­schaf­ten, wie die TdL in ih­rer Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011 an­nimmt, die streit­be­fan­ge­ne For­mu­lie­rung im Sin­ne der Ar­beit­ge­ber­sei­te ver­ste­hen „muss­ten“ und ob sie zeit­nah ab­leh­nend auf das
 


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Rund­schrei­ben des BMI vom 10. Ok­to­ber 2005 re­agiert ha­ben. Maßgeb­lich ist al­lein, ob sich der Ta­rif­ge­schich­te ent­neh­men lässt, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ übe­rein­stim­mend ver­stan­den ha­ben. Ei­ne sol­che Ei­nig­keit be­stand bei In­kraft­tre­ten des TV-L ein­deu­tig nicht.


e) Aus den späte­ren Ände­run­gen der Re­ge­lun­gen zum Struk­tur­aus­gleich durch den 1. und 2. Ände­rungs­ta­rif­ver­trag zum TVÜ-Länder folgt nicht, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für den vom Teil A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder er­fass­ten Per­so­nen­kreis, zu dem der Kläger gehört, das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ spätes­tens seit dem Wirk­sam­wer­den die­ser Ände­run­gen übe­rein­stim­mend im Sin­ne des be­klag­ten Lan­des in­ter­pre­tiert ha­ben. Auch aus der Ta­rif­ge­schich­te er­gibt sich da­mit kein übe­rein­stim­men­des Verständ­nis des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ durch die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des TVÜ-Länder. Es kann des­halb da­hin­ste­hen, ob ein sol­ches Verständ­nis erst ab In­kraft­tre­ten der Ände­run­gen oder be­reits ab In­kraft­tre­ten des TVÜ-Länder Wir­kung ent­fal­ten würde.


aa) Aus dem mit dem Ände­rungs­ta­rif­ver­trag Nr. 1 zum TVÜ-Länder ein­gefügten Teil B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder für das Pfle­ge­per­so­nal können kei­ne Rück­schlüsse auf den Re­ge­lungs­wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hin­sicht­lich des vom Teil A. die­ser An­la­ge er­fass­ten Per­so­nen­krei­ses ge­zo­gen wer­den. Das folgt be­reits dar­aus, dass Teil B. die­ser An­la­ge ei­ne gänz­lich an­de­re Re­ge­lungs­struk­tur auf­weist als de­ren Teil A. Ins­be­son­de­re fehlt das streit­be­fan­ge­ne Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“. Wenn in der vier­ten Spal­te der Ta­bel­le des Teils B. auch Kon­stel­la­tio­nen er­fasst sind, in de­nen der Auf­stieg be­reits voll­zo­gen war, be­sagt dies nichts für die Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ in Teil A. der Ta­bel­le.


(1) Un­ter Be­zug auf die Stel­lung­nah­me Herrn Görgens vom 9. Ok­to­ber 2012 hat das be­klag­te Land mit Schrift­satz vom 11. Ok­to­ber 2012 al­ler­dings vor­ge­tra­gen, die TdL ha­be be­reits vor In­kraft­tre­ten des TV-L deut­lich ge­macht, dass sie die für das Pfle­ge­per­so­nal im Be­reich der VKA und im Be­reich des Bun­des be­ste­hen­de Ta­ri­fla­ge, wo­nach es für den Struk­tur­aus­gleich bei Pfle­ge­kräften nicht dar­auf an­kom­me, ob ein Auf­stieg be­reits er­folgt sei oder nicht, nicht über­neh­men wol­le. Des­halb sei der Teil B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder
 


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erst im Jahr 2008 ver­ein­bart wor­den. Da­bei sei aus Sicht der TdL der Grund­satz „Kein Struk­tur­aus­gleich nach er­folg­tem Auf­stieg“ durch­ge­setzt wor­den. Le­dig­lich im We­ge des Ver­hand­lungs­kom­pro­mis­ses sei­en da­von ei­ni­ge Aus-nah­men ver­ein­bart wor­den.


(2) Die­ser Vor­trag ist nur schwer­lich in Ein­klang mit der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011 zu brin­gen. Dar­in hat die­se mit­ge­teilt, in Kennt­nis des Streits um die Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ ha­be sie auf ei­ne „kla­re­re For­mu­lie­rung Wert ge­legt“ bzw. durch­ge­setzt, ih­re Auf­fas­sung zur Fra­ge der „ori­ginären“ Ein­grup­pie­rung deut­li­cher zu for­mu­lie­ren (Sei­te 5 und Sei­te 11 der Aus­kunft vom 7. Ju­li 2011).


(3) Selbst wenn die TdL be­reits vor Ab­schluss des TV-L deut­lich ge­macht ha­ben soll­te, dass sie für das bei ih­ren Mit­glie­dern beschäftig­te Pfle­ge­per­so­nal die Rechts­la­ge bei VKA und Bund mit dem dar­aus fol­gen­den An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich auch nach er­folg­tem Auf­stieg auf der Grund­la­ge ei­ner gänz­lich an­ders ge­la­ger­ten Ta­bel­len­struk­tur nicht über­neh­men wol­le, folgt dar­aus nicht, dass die Ar­beit­neh­mer­ko­ali­tio­nen bei Ab­schluss des Teils B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder ih­re ab­wei­chen­de Auf­fas­sung zum Verständ­nis des wei­ter­gel­ten­den Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ im Teil A. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder auf­ge­ge­ben hätten. Im Ge­gen­teil folgt dar­aus, dass für die dort ge­re­gel­ten Fälle die Ar­beit­neh­mer­ko­ali­tio­nen ih­re Auf­fas­sung durch­ge­setzt ha­ben, dass auch in Fällen nach voll­zo­ge­nem Auf­stieg ein Bedürf­nis nach Struk­tur­aus­gleich be­ste­hen kann. Wenn sie da­bei dem An­lie­gen der Ar­beit­ge­ber­sei­te nach kla­re­rer For­mu­lie­rung nach­ge­ge­ben ha­ben und dies in ei­ner an­de­ren Ta­bel­len­struk­tur Nie­der­schlag ge­fun­den hat, die an den Struk­tur­aus­gleich für den Be­reich der VKA an­ge­lehnt ist, ist dies oh­ne Wei­te­res dar­aus erklärbar, dass sich so ein er­neu­ter Streit für den Be­reich B. der An­la­ge 3 zum TVÜ-Länder ver­mei­den und die je­weils ei­ge­ne Auf­fas­sung zum Teil A. un­ter bei­der­sei­ti­ger Ge­sichts­wah­rung auf­recht er­hal­ten ließ.


bb) Auch aus der durch den Ände­rungs­ta­rif­ver­trag Nr. 2 zum TVÜ-Länder ein­gefügten Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder er­gibt sich hin­sicht­lich des von der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le un­ein­ge­schränkt er­fass­ten Per­so-
 


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nen­krei­ses kein nun­mehr übe­rein­stim­men­des Ta­rif­verständ­nis (aA Görgens ZTR 2009, 562, 563; Cle­mens/Scheu­ring/St­ein­gen/Wie­se TV-L Stand Ja­nu­ar 2011 Teil IV/3 TVÜ-Länder Rn. 380).

(1) Die Re­ge­lung be­trifft die sog. „Erfüller“-Lehr­kräfte aus dem Be­reich der neu­en Bun­desländer. Die Ein­grup­pie­rungs­richt­li­ni­en der neu­en Länder un­ter­schei­den bei Lehr­kräften, die ih­re Aus­bil­dung noch in der ehe­ma­li­gen DDR ab­sol­viert ha­ben, zwi­schen sog. „Erfüllern“, dh. den Lehr­kräften, die die fach­li­chen und pädago­gi­schen Vor­aus­set­zun­gen für die Über­nah­me in das Be­am­ten­verhält­nis erfüllen, und den „Nich­terfüllern“, bei de­nen dies nicht der Fall ist (vgl. bei­spiel­haft die Re­ge­lun­gen in Sach­sen-An­halt, wie­der­ge­ge­ben bei BAG 30. Ok­to­ber 2003 - 8 AZR 494/02 - Ez­BAT BAT §§ 22, 23 M Nr. 117). Die „Erfüller“ wur­den ge­genüber ver­gleich­ba­ren Lehr­kräften mit ei­ner Aus­bil­dung der al­ten Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zunächst ei­ne Vergütungs­grup­pe nied­ri­ger ein­grup­piert, konn­ten nach ei­ner Zeit der Bewährung das Ein­gangs­vergütungs­ni­veau ei­nes Leh­rers mit „West­aus­bil­dung“ er­rei­chen und an­sch­ließend eben­so wie die­ser ei­nen „ech­ten“ Bewährungs­auf­stieg ab­sol­vie­ren (Cle­mens/Scheu­ring/St­ein­gen/Wie­se TV-L Stand Ja­nu­ar 2011 Teil IV/3 TVÜ-Länder Rn. 379; sie­he auch Sei­te 10 der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011). In der Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder ist ge­re­gelt, wel­che Vergütungs­grup­pe für die­sen Per­so­nen­kreis die für den Struk­tur­aus­gleich maßgeb­li­che ist und dass in­so­weit je­weils auf das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ ab­zu­stel­len ist. Der Auf­stieg auf das „West­ni­veau“ soll­te für den Struk­tur­aus­gleich unschädlich sein, eben­so der bis­her nicht er­folg­te Auf­stieg auf die­ses Ni­veau.


(2) Be­reits aus die­sem Re­ge­lungs­in­halt er­gibt sich, dass die von der TdL und den ge­nann­ten Li­te­ra­tur­stel­len ge­zo­ge­ne Schluss­fol­ge­rung, die­se von den Ge­werk­schaf­ten ge­for­der­te Re­ge­lung sei überflüssig, wenn de­ren Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ zu­tref­fe, weil dann den Lehr­kräften, die schon ei­nen Auf­stieg auf West­ein­stiegs­ni­veau ab­sol­viert hätten, oh­ne­hin der Struk­tur­aus­gleich zu­ste­he, nicht trägt. Sie über­sieht, dass Re­ge­lungs­be­darf auch aus Ge­werk­schafts­sicht in­so­weit be­stand, als das Ein­grup­pie­rungs­recht für den von
 


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der Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder er­fass­ten Per­so­nen­kreis zwei Auf­stiegsmöglich­kei­ten vor­sah, von de­nen nach Auf­fas­sung der Ge­werk­schaf­ten nur die zwei­te, nämlich der „ech­te“ Bewährungs­auf­stieg, unschädlich für den Struk­tur­aus­gleich war, während un­klar war, wel­che Fol­gen der ers­te Auf­stieg auf das West­ni­veau hat­te, den Leh­rer mit West­aus­bil­dung nicht neh­men konn­ten, der aber auch kein „ech­ter“ Bewährungs­auf­stieg war. Das Merk-mal „Auf­stieg - oh­ne“ konn­te die­se Teil­grup­pe des von der Pro­to­kollerklärung er­fass­ten Per­so­nen­krei­ses, die den ers­ten Auf­stieg be­reits voll­zo­gen hat­te, nach Auf­fas­sung der Ar­beit­neh­mer­ko­ali­tio­nen nicht er­fas­sen, weil sie noch ei­nen Auf­stieg vor sich hat­te. Nur für die­se Teil­grup­pe hat die Ge­werk­schaft aus­weis­lich der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011 (Sei­te 10) ei­ne Re­ge­lung ge­for­dert. Die­se For­de­rung war aus Ge­werk­schafts­sicht kon­se­quent und kon­ze­dier­te nicht, dass die Auf­fas­sung der Ar­beit­ge­ber­sei­te für den „ech­ten“ Bewährungs­auf­stieg der „Erfüller“-Lehr­kräfte und al­le übri­gen von der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le er­fass­ten An­ge­stell­ten nun­mehr auch nach Auf­fas­sung der Ar­beit­neh­mer­ko­ali­tio­nen zu­tref­fen soll­te. In­so­weit be­stand aus Sicht der Ge­werk­schaf­ten kein Re­ge­lungs­be­darf.


(3) Tatsächlich ist mit der Pro­to­kollerklärung zu § 12 Abs. 1 TVÜ-Länder kei­ne Re­ge­lung für „Erfüller“-Lehr­kräfte, die bei­de Auf­stie­ge be­reits ab­sol­viert hat­ten, er­folgt. Die Re­ge­lung be­trifft aus­weis­lich der Aus­kunft der TdL vom 7. Ju­li 2011 nur die „Erfüller“-Lehr­kräfte, die sich bei In­kraft­tre­ten des TV-L ent­we­der noch in ih­rer Ein­gangs­vergütungs­grup­pe be­fan­den (Satz 2) oder nur den ers­ten Auf­stieg auf West­ni­veau be­reits er­reicht hat­ten (Satz 1). Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der TdL ist nicht in Satz 3 der Pro­to­kollerklärung ge­re­gelt, dass „nur“ die un­ter Satz 1 und Satz 2 der Pro­to­kollerklärung fal­len­den Lehr­kräfte An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich über das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ ha­ben soll­ten. Für die Lehr­kräfte, die be­reits bei­de Auf­stie­ge ab­sol­viert hat­ten, ist viel­mehr in der Pro­to­kollerklärung gar kei­ne Re­ge­lung ge­trof­fen. Für sie gilt un­ein­ge­schränkt das Merk­mal „Auf­stieg - oh­ne“ der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le und da­mit der Aus­le­gungs­streit der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en.
 


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IV. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on liegt kei­ne un­be­wuss­te Re­ge­lungslücke vor. Die Re­vi­si­on ver­kennt den Un­ter­schied zwi­schen ei­ner be­wuss­ten oder un­be­wuss­ten Nicht­re­ge­lung ei­ner­seits und ei­ner un­ter­schied­li­chen Aus­le­gung ei­ner ver­ein­bar­ten Re­ge­lung durch die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en an­de­rer­seits. Hier liegt ein schlich­ter Dis­sens der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en über die Aus­le­gung des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ vor.


V. Die­ser Dis­sens hat nicht zur Fol­ge, dass der TVÜ-Länder hin­sicht­lich des Struk­tur­aus­gleichs oder je­den­falls des streit­be­fan­ge­nen Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ als nicht ge­schlos­sen gilt. Ein Dis­sens der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ver­mag an der ta­rif­recht­li­chen Wirk­sam­keit ei­ner wie hier gültig zu­stan­de ge­kom­me­nen Norm we­gen ih­res Norm­cha­rak­ters nichts zu ändern. Das gilt auch dann, wenn die ab­wei­chen­den Vor­stel­lun­gen zur Aus­le­gung des Ta­rif­ver­trags be­reits zum Zeit­punkt des Ta­rif­ver­trags­ab­schlus­ses be­stan­den ha­ben. Maßgeb­lich ist der nach außen zum Aus­druck ge­kom­me­ne Norm­be­fehl (vgl. BAG 23. Fe­bru­ar 2005 - 4 AZR 172/04 - zu I 2 c cc (2) der Gründe, AP TVG § 1 Ta­rif­verträge: Luft­han­sa Nr. 33 = EzA TVG § 4 Luft­fahrt Nr. 12; 9. März 1983 - 4 AZR 61/80 - BA­GE 42, 86, 93).


VI. Lässt sich der nach außen zum Aus­druck ge­kom­me­ne Norm­be­fehl wie im vor­lie­gen­den Fall mit den übli­chen Aus­le­gungs­me­tho­den nicht hin­rei­chend si­cher er­mit­teln, ist im In­ter­es­se des Nor­mer­halts (vgl. zu die­sem Grund­satz bei der ver­fas­sungs­kon­for­men Aus­le­gung BVerfG in st. Rspr. seit 9. Au­gust 1978 - 2 BvR 831/76 - BVerfGE 49, 148) auf das Verständ­nis des durch­schnitt­li­chen Nor­m­an­wen­ders zurück­zu­grei­fen (vgl. be­reits BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 33, BA­GE 134, 184). Lässt sich da­nach ein ein­deu­ti­ger Nor­min­halt fest­stel­len, ist die Norm nicht we­gen ei­nes Ver­s­toßes ge­gen das Ge­bot der Nor­men­klar­heit nich­tig. Die­ses aus dem Rechts­staats­prin­zip ab­ge­lei­te­te Ge­bot, das auch für ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lun­gen gilt, ver­langt, dass Be­trof­fe­ne die Rechts­la­ge an­hand der ta­rif­li­chen Re­ge­lung so er­ken­nen können müssen, dass sie ihr Ver­hal­ten da­nach aus­rich­ten können. Das setzt grundsätz­lich vor­aus, dass der Norm­ge­ber die von ihm er­las­se­nen Re­ge­lun­gen so be­stimmt fasst, dass die Rechts­un­ter­wor­fe­nen in zu­mut­ba­rer Wei­se fest­stel­len können, ob die
 


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tatsächli­chen Vor­aus­set­zun­gen für die in der Rechts­norm aus­ge­spro­che­ne Rechts­fol­ge erfüllt sind (vgl. BAG 19. April 2012 - 6 AZR 677/10 - Rn. 27 mwN, ZTR 2012, 468; vgl. BVerfG 26. Ju­li 2005 - 1 BvR 782/94, 1 BvR 957/96 - zu C I 3 a der Gründe, BVerfGE 114, 1).


VII. Für den durch­schnitt­li­chen Nor­m­an­wen­der ist der Norm­be­fehl des § 12 TVÜ-Länder iVm. der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le hin­sicht­lich des Merk­mals „Auf­stieg - oh­ne“ da­hin zu ver­ste­hen, dass ein zum Zeit­punkt der Über­lei­tung be­reits voll­zo­ge­ner Auf­stieg dem An­spruch auf Struk­tur­aus­gleich nicht ent­ge­gen­steht (vgl. be­reits BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 33, BA­GE 134, 184).


1. Der im Klam­mer­zu­satz in § 12 Abs. 1 Satz 2 TVÜ-Länder so­wie in der Über­schrift der Spal­te 2 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le ver­wen­de­te Be­griff der „Vergütungs­grup­pe“ dif­fe­ren­ziert nicht zwi­schen „ori­ginärer“ bzw. „Aus­gangs-vergütungs­grup­pe“ und ins­be­son­de­re nicht da­nach, wie der Beschäftig­te die am Stich­tag maßgeb­li­che Vergütungs­grup­pe er­reicht hat. Er ist in­so­weit un­spe­zi­fisch. Der durch­schnitt­li­che Nor­mun­ter­wor­fe­ne, der sei­nen vergütungs­recht­li­chen Wer­de­gang und vor al­lem sei­ne ak­tu­el­le Ein­grup­pie­rung kennt, wird des­halb die Spal­te 2 auf­grund des Zu­sat­zes „bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ“ da­hin ver­ste­hen, dass die Vergütungs­grup­pe maßgeb­lich sein soll, aus der er bei In­kraft­tre­ten des TV-L sei­ne Vergütung be­zog, oh­ne da­nach zu dif­fe­ren­zie­ren, ob er „ori­ginär“ dort ein­grup­piert war oder im We­ge des Auf­stiegs dort­hin ge­langt war.


2. Der durch­schnitt­li­che Nor­m­an­wen­der wird sich nicht auf die Spal­te 2 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le be­schränken, son­dern darüber hin­aus in der Zu­sam­men­schau da­mit auch die Spal­te 3 die­ser Ta­bel­le le­sen. Er wird da­bei nicht sei­ne bis­he­ri­ge Vergütungs­ent­wick­lung im BAT, son­dern die Über­schrift der Spal­te 2 „Vergütungs­grup­pe bei In-Kraft-Tre­ten TVÜ“ in den Blick neh­men, dies auf sei­ne ak­tu­el­le Vergütungs­grup­pe be­zie­hen und im Zu­sam­men­hang da­mit den Ein­trag „oh­ne“ in der Spal­te 3 der Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le da­hin ver­ste­hen, dass er An­spruch auf den Struk­tur­aus­gleich hat, wenn er künf­tig kei­ne Auf­stiegsmöglich­keit (mehr) hat. So hat im Übri­gen zunächst auch das
 


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be­klag­te Land die Struk­tur­aus­gleich­s­ta­bel­le ver­stan­den, denn es hat dem Kläger für No­vem­ber 2008 zunächst Struk­tur­aus­gleich ge­zahlt.

VIII. Die­se Aus­le­gung ist auch mit Sinn und Zweck des Struk­tur­aus­gleichs ver­ein­bar. Wenn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en von ty­pi­sier­ten Le­bens­er­werbs­verläufen mit ein­heit­li­chem Ein­tritts­al­ter, Auf­stie­gen in den Le­bens­al­ters­stu­fen und Bewährungs­auf­stie­gen aus­ge­gan­gen sind, muss­ten ge­ra­de bei den älte­ren Ar­beit­neh­mern im Zeit­punkt ih­rer Über­lei­tung die „ty­pi­schen“ Kar­rie­ren im öffent­li­chen Dienst in­ner­halb ei­ner Vergütungs­grup­pe mit Bewährungs­zei­ten von zwei bis sechs Jah­ren, in den obe­ren Vergütungs­grup­pen auch bis zu elf, zwölf oder fünf­zehn Jah­ren, je­den­falls in den un­te­ren Vergütungs­grup­pen durch­lau­fen sein, sie al­so den in ih­rer ori­ginären Vergütungs­grup­pe mögli­chen Auf­stieg voll­zo­gen ha­ben (vgl. da­zu die Aus­kunft der dbb ta­rif­uni­on vom 19. Ok­to­ber 2010 un­ter I 2 auf Sei­te 4). Um­ge­kehrt mach­te sich ge­ra­de bei die­sen älte­ren Ar­beit­neh­mern das der neu­en Ent­gelt­ta­bel­le zu­grun­de lie­gen­de „Prin­zip der Wip­pe“, dh. die Ab­sen­kung der höhe­ren Stu­fen der neu­en Ent­gelt­ta­bel­le zu­guns­ten der Ein­gangs­stu­fen mit den dar­aus re­sul­tie­ren­den Ein­kom­mens­ver­lus­ten ge­genüber dem bis­he­ri­gen Ta­bel­len­ver­lauf (sie­he da­zu Brei­er/Das­sau/Kie­fer/Thi­ves­sen TV-L Stand No­vem­ber 2008 Teil B 3 § 12 TVÜ-Länder Rn. 2), nach­tei­lig be­merk­bar.


Nach dem Zweck des Struk­tur­aus­gleichs ist es da­her na­he­lie­gend, auch Ar­beit­neh­mern, die be­reits ei­nen Auf­stieg hin­ter sich ha­ben, je nach dem Er­geb­nis des Ver­gleichs ty­pi­sier­ter Le­bens­er­werbs­verläufe ei­nen Struk­tur­aus­gleich zu gewähren. Wenn vor die­sem Hin­ter­grund für ei­ne Viel­zahl von Fällen, in de­nen bei ty­pi­sier­ter Be­trach­tung der in der Vergütungs­grup­pe mögli­che Auf­stieg schon ab­sol­viert wor­den sein muss, ein Struk­tur­aus­gleich zu gewähren ist, steht dies mit dem durch den Struk­tur­aus­gleich ver­folg­ten zu­kunfts­be­zo­ge­nen Ab­mil­de­rungs­ziel oh­ne Wei­te­res im Ein­klang (vgl. be­reits BAG 22. April 2010 - 6 AZR 962/08 - Rn. 26, BA­GE 134, 184).
 


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C. Das be­klag­te Land hat gemäß § 97 Abs. 1 ZPO die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Fi­scher­mei­er 

Gall­ner 

Spel­ge

Lo­renz 

Kam­mann

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