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BAG, Ur­teil vom 02.06.2010, 7 AZR 136/09

   
Schlagworte: Befristung: Sachgrund, Befristung: Wiedereinstellungszusage
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 AZR 136/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 02.06.2010
   
Leitsätze: Die mit einer Wiedereinstellungszusage eingegangene Verpflichtung des Arbeitgebers gegenüber einem ausgeschiedenen Arbeitnehmer kann als sonstiger, in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 TzBfG nicht genannter Sachgrund iSv. § 14 Abs. 1 Satz 1 TzBfG die Befristung des Arbeitsvertrags mit einem anderen Arbeitnehmer rechtfertigen, wenn nach dem Inhalt der Wiedereinstellungszusage mit der Geltendmachung des Wiedereinstellungsanspruchs in absehbarer Zeit ernsthaft zu rechnen ist und die befristete Einstellung einer Ersatzkraft geeignet ist, eine Beschäftigungsmöglichkeit für den Fall der Wiedereinstellung des ausgeschiedenen Arbeitnehmers freizuhalten.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Stuttgart, Urteil vom 30.04.2008, 20 Ca 2238/07
Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg, Urteil vom 17.12.2008, 2 Sa 36/08
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 AZR 136/09

2 Sa 36/08

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am 2. Ju­ni 2010

UR­TEIL

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläger, Be­ru­fungs­be­klag­ter und Re­vi­si­ons­be­klag­ter,


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hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 2. Ju­ni 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Lin­sen­mai­er, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gräfl und Schmidt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Bea und Glock für Recht er­kannt:

Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 17. De­zem­ber 2008 - 2 Sa 36/08 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Be­klag­te hat die Kos­ten der Re­vi­si­on zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund Be-

fris­tung am 31. Au­gust 2009 ge­en­det hat.

Der Kläger war seit dem 12. Ju­li 2004 auf­grund meh­re­rer be­fris­te­ter Ar

beits­verträge bei der Be­klag­ten beschäftigt. Nach Nr. 8 des Ar­beits­ver­trags vom 12. Ju­li 2004 be­stimm­te sich das Ar­beits­verhält­nis ua. nach den für den Be­trieb gülti­gen re­gio­na­len Ta­rif­verträgen der Me­tall­in­dus­trie in ih­rer je­weils gülti­gen Fas­sung. Mit ei­ner am 26. Ju­li 2007 un­ter­zeich­ne­ten An­la­ge zum Ar­beits­ver­trag ver­ein­bar­ten die Par­tei­en die Verlänge­rung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum 31. Au­gust 2009. Als Grund für die Be­fris­tung ist an­ge­ge­ben: „Wei­ter­bil­dungs­maßnah­me H. S“. Auf­grund die­ses Ver­trags wur­de der Kläger ab dem 1. Sep­tem­ber 2007 in der Ab­tei­lung 484 als Mon­teur beschäftigt. Die­se Tätig­keit wird nach Ent­gelt­grup­pe 4 vergütet. In der Ab­tei­lung 484 sind ne­ben dem Schichtführer sie­ben Mon­teu­re tätig. Ei­ner der Mon­teu­re ist als stell­ver­tre­ten­der Schichtführer ein­ge­setzt. Die­se Tätig­keit wird nach Ent­gelt­grup­pe 5 vergütet.

Bis En­de Au­gust 2007 war der Mit­ar­bei­ter S stell­ver­tre­ten­der Schicht-

führer der Ab­tei­lung 484. In der Zeit vom 10. Sep­tem­ber 2007 bis zum 31. Ju­li 2009 ab­sol­vier­te er ei­ne ex­ter­ne Wei­ter­bil­dung zum Tech­ni­ker. Zur Ermög-


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li­chung die­ser Aus­bil­dung schlos­sen der Mit­ar­bei­ter S und die Be­klag­te am 6. Ju­li 2007 ei­nen „Auf­he­bungs­ver­trag Wei­ter­bil­dung“. Die­ser lau­tet aus­zugs­wei­se:

„1. Das zwi­schen der Z und dem Mit­ar­bei­ter be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis wird we­gen Teil­nah­me an ei­ner Wei­ter­bil­dungs­maßnah­me zum Tech­ni­ker im bei­der­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men zum 09.09.2007 be­en­det.

...

4. Der Mit­ar­bei­ter erhält die Zu­sa­ge, dass er nach

Ab­schluss der Wei­ter­bil­dung wie­der bei Z ein­ge­stellt wird. So­weit es die Per­so­nal­si­tua­ti­on zulässt, wird dem Mit­ar­bei­ter bei der Wie­der­ein­stel­lung ein sei­nen er­wor­be­nen Kennt­nis­sen ent­spre­chen­der Ar­beits­platz an­ge­bo­ten. An­dern­falls wird ihm ein Ar­beits­platz zu­ge­wie­sen wer­den, möglichst gleich­wer­tig dem vor Un­ter­bre­chung des Ar­beits­verhält­nis­ses. ... Bei er­folg­rei­chem Ab­schluss erhält der Mit­ar­bei­ter ei­ne Prämie in Höhe von € 2.500,- brut­to als Ein­mal­zah­lung beim Wie­der­ein­tritt ...

...“

Die­ser Ver­ein­ba­rung liegt der Ta­rif­ver­trag zur Qua­li­fi­zie­rung der Me­tall-

und Elek­tro­in­dus­trie Nordwürt­tem­berg/Nord­ba­den vom 19. Ju­ni 2001 (TV Qua­li­fi­zie­rung) zu­grun­de. § 5.1 die­ses Ta­rif­ver­trags lau­tet:

„Beschäftig­te ha­ben ... An­spruch auf ei­ne ein­ma­li­ge ... Aus­schei­dens­ver­ein­ba­rung mit gleich­zei­ti­ger Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge für wei­ter­ge­hen­de Qua­li­fi­zie­rungs­maßnah­men im Rah­men der persönli­chen und be­ruf­li­chen Ent­wick­lung. ...

Nach En­de der Qua­li­fi­zie­rungs­maßnah­men ha­ben die Beschäftig­ten An­spruch auf ei­nen, dem vor­he­ri­gen Ar­beits­platz ver­gleich­ba­ren, zu­mut­ba­ren gleich- oder höher­wer­ti­gen Ar­beits­platz.

...“

Nach dem Aus­schei­den von Herrn S aus dem Ar­beits­verhält­nis im

Sep­tem­ber 2007 wur­de dem als Mon­teur in der Ab­tei­lung 484 beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter M un­be­fris­tet die Funk­ti­on des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers über­tra­gen. Er erhält seit dem 1. Ja­nu­ar 2008 Vergütung nach Ent­gelt­grup­pe 5.


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Mit der am 30. No­vem­ber 2007 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen

Kla­ge hat sich der Kläger ge­gen die Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses auf­grund der Be­fris­tung zum 31. Au­gust 2009 ge­wandt und ge­meint, die Be­fris­tung sei man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grun­des un­wirk­sam. Der Sach­grund der Ver­tre­tung lie­ge nicht vor, da zwi­schen der Be­klag­ten und dem Mit­ar­bei­ter S während der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit kein Ar­beits­verhält­nis mehr be­stan­den ha­be. Außer­dem könne die Be­klag­te Herrn S nach ei­ner mögli­chen Wie­der­ein­stel­lung nicht die dem Kläger über­tra­ge­ne Tätig­keit als Mon­teur zu­wei­sen, da Herr S vor sei­nem Aus­schei­den in der höher­wer­ti­gen Funk­ti­on des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers beschäftigt ge­we­sen sei.

Der Kläger hat be­an­tragt

fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en auf­grund der Be­fris­tung vom 26. Ju­li 2007 nicht be­en­det ist und über den 31. Au­gust 2009 un­be­fris­tet fort­be­steht.

Die Be­klag­te hat Kla­ge­ab­wei­sung be­an­tragt und ge­meint, die Kla­ge sei

un­zulässig, da sie vor Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit er­ho­ben wur­de. Im Übri­gen sei die Kla­ge un­be­gründet. Die Be­fris­tung sei durch den Sach­grund der Ver­tre­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Sie ha­be bei Ab­schluss der Be­fris­tungs­ver­ein­ba­rung mit dem Kläger auf­grund der dem Ar­beit­neh­mer S er­teil­ten Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge mit des­sen Rück­kehr an den Ar­beits­platz rech­nen müssen. Der Kläger ha­be den Mit­ar­bei­ter S hin­sicht­lich der Mon­teurstätig­keit un­mit­tel­bar ver­tre­ten. Die Auf­ga­be des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers sei zwar ei­nem an­de­ren Mit­ar­bei­ter zu­ge­wie­sen wor­den. Es sei ihr als Ar­beit­ge­be­rin je­doch un­be­nom­men ge­we­sen, die Ar­beits­auf­ga­ben in­ner­halb der Grup­pe im We­ge des Di­rek­ti­ons­rechts um­zu­ver­tei­len. Der Sach­grund der Ver­tre­tung er­for­de­re nicht, dass der Ver­tre­ter ge­nau die zu­vor von dem Ver­tre­te­nen aus­geübten Tätig­kei­ten ver­rich­te.

Das Ar­beits­ge­richt hat der Kla­ge statt­ge­ge­ben und fest­ge­stellt, dass
das zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen­de Ar­beits­verhält­nis nicht auf­grund der Be­fris­tung vom 26. Ju­li 2007 am 31. Au­gust 2009 ge­en­det hat. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die hier­ge­gen ge­rich­te­te Be­ru­fung der Be­klag­ten zurück-


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ge­wie­sen. Mit der Re­vi­si­on ver­folgt die Be­klag­te ih­ren Kla­ge­ab­wei­sungs­an­trag wei­ter. Der Kläger be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­si­on.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Die Vor­in­stan­zen ha­ben der zulässi­gen

Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge zu Recht statt­ge­ge­ben. Das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en hat nicht auf­grund der in dem Verlänge­rungs­ver­trag vom 26. Ju­li 2007 ver­ein­bar­ten Be­fris­tung am 31. Au­gust 2009 ge­en­det. Die Be­fris­tung ist man­gels ei­nes sie nach § 14 Abs. 1 Tz­B­fG recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grun­des un­wirk­sam.

I. Die Kla­ge ist zulässig.

1. Es han­delt sich trotz des nicht aus­sch­ließlich an den Vor­ga­ben des
§ 17 Satz 1 Tz­B­fG ori­en­tier­ten, auf ei­nen all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­an­trag iSv. § 256 Abs. 1 ZPO hin­deu­ten­den letz­ten Halb­sat­zes des in ers­ter In­stanz ge­stell­ten Kla­ge­an­trags aus­sch­ließlich um ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge iSv. § 17 Satz 1 Tz­B­fG, mit der der Kläger die Un­wirk­sam­keit der ver­ein­bar­ten Be­fris­tung zum 31. Au­gust 2009 gel­tend macht. An­de­re Be­en­di­gungs­tat­bestände oder -zeit­punk­te sind zwi­schen den Par­tei­en nicht im Streit. Dem letz­ten Halb­satz des ursprüng­lich for­mu­lier­ten Kla­ge­an­trags kommt des­halb kei­ne ei­genständi­ge Be­deu­tung zu. In die­sem Sin­ne hat auch das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ver­stan­den und den ihr statt­ge­ben­den Ur­teils­te­nor ent­spre­chend ge­fasst. Hier­ge­gen hat sich der Kläger nicht ge­wandt. Er hat viel­mehr seit der Be­ru­fungs­in­stanz die erst­in­stanz­li­che Ent­schei­dung ver­tei­digt und da­mit aus­sch­ließlich ei­ne Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge gem. § 17 Satz 1 Tz­B­fG ver­folgt.

2. Die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ist ent­ge­gen der in den Vor­in­stan­zen
geäußer­ten Auf­fas­sung der Be­klag­ten nicht des­halb un­zulässig, weil sie be­reits länge­re Zeit vor dem ver­ein­bar­ten Ver­trags­en­de er­ho­ben wur­de. An der Klärung der Fra­ge, ob ei­ne Be­fris­tung wirk­sam ist und zur Be­en­di­gung des

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Ar­beits­verhält­nis­ses führt, be­steht in der Re­gel be­reits vor dem Ver­trags­en­de ein recht­li­ches In­ter­es­se der Par­tei­en. Dem­ent­spre­chend wird die - ma­te­ri­ell-recht­li­che - Kla­ge­frist des § 17 Satz 1 Tz­B­fG nach ständi­ger Recht­spre­chung des Se­nats auch durch die Er­he­bung ei­ner Kla­ge vor dem Ab­lauf der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit ge­wahrt (vgl. et­wa 13. Ok­to­ber 2004 - 7 AZR 654/03 - zu I 1 der Gründe, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 13 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 14; 10. März 2004 - 7 AZR 402/03 - zu I der Gründe, BA­GE 110, 38). Ge­gen­tei­li­ges macht die Be­klag­te mit der Re­vi­si­on nicht mehr gel­tend.

II. Die Be­fris­tungs­kon­troll­kla­ge ist be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt

hat im Er­geb­nis zu Recht an­ge­nom­men, dass die Be­fris­tung man­gels ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den sach­li­chen Grun­des iSv. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG un­wirk­sam ist. Die Be­fris­tung ist we­der durch den Sach­grund der Ver­tre­tung nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG noch durch ei­nen sons­ti­gen Sach­grund gem. § 14 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt.

1. Der in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG nor­mier­te Sach­grund der Ver-

tre­tung recht­fer­tigt die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en nicht.

a) Nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG liegt ein sach­li­cher Grund für die

Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags vor, wenn der Ar­beit­neh­mer zur Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers beschäftigt wird. Das setzt vor­aus, dass der zu Ver­tre­ten­de während der Dau­er der mit dem Ver­tre­ter ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit (vor­aus­sicht­lich) in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zum Ar­beit­ge­ber steht. Ist dies nicht der Fall, han­delt es sich nicht um die nach der Vor­schrift er­for­der­li­che Ver­tre­tung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers. Das gilt auch dann, wenn ein Ar­beit­neh­mer als Er­satz für ei­nen mit ei­ner Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer be­fris­tet beschäftigt wird. Dies er­gibt die Aus­le­gung des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG.

aa) Der Sach­grund des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG setzt die Ver­tre­tung

ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers vor­aus. Die Vor­schrift ver­langt da­her nach ih­rem Wort­laut die Ver­tre­tung ei­ner Per­son, die in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zum Ar­beit­ge­ber steht. Die be­fris­te­te Beschäfti­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers an­stel­le


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ei­nes aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­ge­schie­de­nen Mit­ar­bei­ters wird so­mit nicht er­fasst. Die­se Aus­le­gung ent­spricht Sinn und Zweck des in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG nor­mier­ten Sach­grunds. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Se­nats ist ein zur Recht­fer­ti­gung der Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags in Be­tracht kom­men­der Ver­tre­tungs­fall ge­ge­ben, wenn der Ar­beit­ge­ber sei­nen Ar­beits­kräfte­be­darf, den er durch die Ein­stel­lung des Ver­tre­ters ab­de­cken will, an sich be­reits durch die Beschäfti­gung ei­nes an­de­ren Ar­beit­neh­mers ab­ge­deckt hat, aber we­gen des zeit­wei­li­gen Aus­falls die­ses an­de­ren Ar­beit­neh­mers ein vorüber­ge­hen­der, bis zu des­sen Rück­kehr zeit­lich be­grenz­ter Be­darf an der Ar­beits­kraft des Ver­tre­ters be­steht (1. De­zem­ber 1999 - 7 AZR 449/98 - zu III 2 a der Gründe, BB 2000, 1525). Der Sach­grund der Ver­tre­tung liegt so­mit dar­in be­gründet, dass der Ar­beit­ge­ber be­reits zu ei­nem vorüber­ge­hend we­gen Krank­heit, Be­ur­lau­bung oder aus sons­ti­gen Gründen an der Ar­beits­leis­tung ver­hin­der­ten Ar­beit­neh­mer in ei­nem Ar­beits­verhält­nis steht und mit der Wie­der­auf­nah­me der Tätig­keit durch die­sen rech­net (vgl. et­wa BAG 18. April 2007 - 7 AZR 293/06 - Rn. 11 mwN, AP LPVG NW § 72 Nr. 33). Da der vorüber­ge­hend ab­we­sen­de Ar­beit­neh­mer bei Weg­fall des Ver­hin­de­rungs­grunds auf­grund des fort­be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses so­wohl die Ver­pflich­tung als auch ei­nen An­spruch dar­auf hat, die Ar­beit wie­der auf­zu­neh­men, be­steht an der Beschäfti­gung ei­ner Ver­tre­tungs­kraft von vorn­her­ein nur ein zeit­lich be­grenz­tes Bedürf­nis. Ein Ver­tre­tungs­fall liegt da­her nicht vor, wenn der­je­ni­ge, an des­sen Stel­le der be­fris­tet beschäftig­te Ar­beit­neh­mer ein­ge­stellt wird, bei Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags noch nicht in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zum Ar­beit­ge­ber steht (BAG 1. De­zem­ber 1999 - 7 AZR 449/98 - zu III 2 b der Gründe, aaO). Eben­so verhält es sich, wenn der Mit­ar­bei­ter, an des­sen Stel­le der be­fris­tet Beschäftig­te ein­ge­stellt wird, im Zeit­punkt der Be­fris­tungs­ab­re­de be­reits aus dem Ar­beits­verhält­nis mit dem Ar­beit­ge­ber aus­ge­schie­den ist.

bb) Hier­nach liegt ein Ver­tre­tungs­fall auch dann nicht vor, wenn der Ar­beit

ge­ber dem aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer ei­ne Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge er­teilt hat und bis zu ei­ner mögli­chen Wie­der­ein­stel­lung ei­ne Er­satz­kraft be­fris­tet beschäftigt wer­den soll. Zwar muss der Ar­beit­ge­ber in die­sem Fall da­mit


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rech­nen, dass der aus­ge­schie­de­ne Ar­beit­neh­mer sei­nen Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruch gel­tend ma­chen wird. Aus der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge al­lein folgt aber noch kein An­spruch auf tatsächli­che Beschäfti­gung und kei­ne Beschäfti­gungs­pflicht. Sie be­gründet le­dig­lich ei­nen An­spruch auf Ab­schluss ei­nes Ar­beits­ver­trags. Erst die­ser kann die Rechts­grund­la­ge für ei­nen Beschäfti­gungs­an­spruch und ei­ne ent­spre­chen­de Beschäfti­gungs­pflicht bil­den. Der Ab­schluss ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags mit ei­ner Er­satz­kraft bis zu ei­ner mögli­chen Wie­der­ein­stel­lung des aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mers dient des­halb nicht der Ab­de­ckung ei­nes Ver­tre­tungs­be­darfs. Er er­folgt viel­mehr we­gen der ge­plan­ten an­der­wei­ti­gen Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes mit dem mögli­cher­wei­se wie­der­ein­zu­stel­len­den Ar­beit­neh­mer. Die ge­plan­te an­der­wei­ti­ge Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes ist nach der Recht­spre­chung des Se­nats nicht § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG zu­zu­ord­nen, son­dern kann ge­eig­net sein, als sons­ti­ger, in dem Sach­grund­ka­ta­log des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 bis 8 Tz­B­fG nicht ge­nann­ter Sach­grund die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags zu recht­fer­ti­gen (vgl. hier­zu zu­letzt BAG 9. De­zem­ber 2009 - 7 AZR 399/08 - Rn. 16 mwN, NZA 2010, 495). Glei­ches gilt für die be­fris­te­te Beschäfti­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers bis zur be­ab­sich­tig­ten Über­nah­me ei­nes Aus­zu­bil­den­den in ein Ar­beits­verhält­nis. Auch die­ser Tat­be­stand ist nicht dem Sach­grund der Ver­tre­tung zu­zu­ord­nen, son­dern kann we­gen des von dem Ar­beit­ge­ber mit der Aus­bil­dung ver­bun­de­nen Auf­wands ge­eig­net sein, die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­neh­mer bis zur Über­nah­me des Aus­zu­bil­den­den zu recht­fer­ti­gen (BAG 1. De­zem­ber 1999 - 7 AZR 449/98 - zu III 3 c der Gründe mwN, BB 2000, 1525).

b) Hier­nach ist die in dem Verlänge­rungs­ver­trag vom 26. Ju­li 2007 ver­ein

bar­te Be­fris­tung zum 31. Au­gust 2009 nicht nach § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Der Kläger wur­de nicht zur Ver­tre­tung ei­nes vorüber­ge­hend an der Ar­beits­leis­tung ver­hin­der­ten, wei­ter­hin in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zur Be­klag­ten ste­hen­den Ar­beit­neh­mers beschäftigt. Er wur­de viel­mehr als Er­satz­kraft an­stel­le des aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mers S ein­ge­stellt. Die dem Ar­beit­neh­mer S er­teil­te Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge be­gründe­te kei­nen Ver­tre­tungs­be­darf iSv. § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Tz­B­fG.


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2. Die Be­fris­tung ist nicht we­gen der dem aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer

S er­teil­ten Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge nach § 14 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG ge­recht­fer­tigt. Die Ab­sicht, den dem Kläger zu­ge­wie­se­nen Ar­beits­platz für den Fall der Wie­der­ein­stel­lung des Mit­ar­bei­ters S frei­zu­hal­ten, könn­te zwar als sons­ti­ger, in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 Tz­B­fG nicht ge­nann­ter Sach­grund ge­eig­net sein, die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags zu recht­fer­ti­gen. Die Be­klag­te hat je­doch nicht nach­voll­zieh­bar dar­ge­legt, dass die mit der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge ein­ge­gan­ge­ne Ver­pflich­tung für die be­fris­te­te Beschäfti­gung des Klägers kau­sal war.

a) § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 Tz­B­fG enthält ei­ne Aufzählung sach­li­cher

Gründe, die die Be­fris­tung von Ar­beits­verträgen recht­fer­ti­gen können. Die Aufzählung ist, wie sich aus dem Wort „ins­be­son­de­re“ er­gibt, nicht ab­sch­ließend. Da­durch wer­den we­der an­de­re von der Recht­spre­chung vor In­kraft­tre­ten des Tz­B­fG an­er­kann­te noch wei­te­re Sach­gründe für die Be­fris­tung aus­ge­schlos­sen (BT-Drucks. 14/4374 S. 18). Al­ler­dings können sons­ti­ge, in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 Tz­B­fG nicht ge­nann­te Sach­gründe die Be­fris­tung ei­nes Ar­beits­ver­trags nur recht­fer­ti­gen, wenn sie den in § 14 Abs. 1 Tz­B­fG zum Aus­druck kom­men­den Wer­tungs­maßstäben ent­spre­chen und den in dem Sach­grund­ka­ta­log des § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 Tz­B­fG ge­nann­ten Sach­gründen von ih­rem Ge­wicht her gleich­wer­tig sind (vgl. zu­letzt BAG 9. De­zem­ber 2009 - 7 AZR 399/08 - Rn. 15 mwN, NZA 2010, 495).

aa) Nach der Recht­spre­chung des Se­nats kann die für ei­nen späte­ren

Zeit­punkt ge­plan­te an­der­wei­ti­ge Be­set­zung des Ar­beits­plat­zes als sons­ti­ger, in § 14 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 - 8 Tz­B­fG nicht erwähn­ter Sach­grund ge­eig­net sein, die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­neh­mer zu recht­fer­ti­gen. Dies setzt vor­aus, dass der Ar­beit­ge­ber bei Ab­schluss des be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags mit dem an­de­ren, als Dau­er­be­set­zung vor­ge­se­he­nen Ar­beit­neh­mer be­reits ver­trag­lich ge­bun­den ist (vgl. zu­letzt 9. De­zem­ber 2009 - 7 AZR 399/08 - Rn. 16 mwN, NZA 2010, 495). Die­ser Tat­be­stand ent­spricht den Wer­tungs­maßstäben des § 14 Abs. 1 Tz­B­fG. Für die Be­fris­tungs­tat­bestände ist kenn­zeich­nend, dass der Ar­beit­ge­ber ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an ei­ner nur


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zeit­lich be­grenz­ten Beschäfti­gung hat, weil er im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses mit dem be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mer auf­grund kon­kre­ter Tat­sa­chen da­mit rech­nen muss, dass er die­sen nur für ei­ne vorüber­ge­hen­de Zeit beschäfti­gen kann. Glei­ches gilt, wenn der Ar­beit­ge­ber ei­nen Ar­beits­platz zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt mit ei­nem an­de­ren Ar­beit­neh­mer be­set­zen will, mit dem er be­reits ei­ne ver­trag­li­che Bin­dung ein­ge­gan­gen ist. Auch dann be­steht ein nur zeit­lich be­grenz­tes Bedürf­nis an der Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers (BAG 9. De­zem­ber 2009 - 7 AZR 399/08 - Rn. 35 mwN, aaO).

bb) Ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se an ei­ner nur vorüber­ge­hen­den Be

schäfti­gung kann auch dann vor­lie­gen, wenn der Ar­beit­ge­ber den Ar­beits­platz im Fal­le des Aus­schei­dens ei­nes Ar­beit­neh­mers nicht dau­er­haft neu be­set­zen will, weil er dem aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer ei­ne Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge er­teilt hat und nach de­ren In­halt ernst­haft da­mit rech­nen muss, dass der aus­ge­schie­de­ne Ar­beit­neh­mer sei­nen Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruch in­ner­halb ei­nes über­schau­ba­ren Zeit­raums gel­tend ma­chen wird. Auch dann be­steht für die Beschäfti­gung der Er­satz­kraft we­gen der vom Ar­beit­ge­ber ein­ge­gan­ge­nen recht­li­chen Ver­pflich­tung nur ein zeit­lich be­grenz­ter Be­darf. Die­ser Tat­be­stand ist al­ler­dings nur dann ge­eig­net, die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit der Er­satz­kraft zu recht­fer­ti­gen, wenn zwi­schen der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge und der Ein­stel­lung der Er­satz­kraft ein ursäch­li­cher Zu­sam­men­hang be­steht. In­so­weit verhält es sich nicht an­ders als bei dem Sach­grund der Ver­tre­tung. In bei­den Fällen be­gründet die pro­gnos­ti­zier­te Rück­kehr der vorüber­ge­hend an der Ar­beits­leis­tung ver­hin­der­ten Stamm­kraft oder des mit ei­ner Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mers den nur vorüber­ge­hen­den Beschäfti­gungs­be­darf. Die Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit der Er­satz­kraft ist nur ge­recht­fer­tigt, wenn de­ren Ein­stel­lung ge­ra­de we­gen die­ses vorüber­ge­hen­den Beschäfti­gungs­be­darfs er­folgt. Die er­for­der­li­che Kau­sa­lität zwi­schen der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge und der Be­fris­tung des Ar­beits­ver­trags mit ei­ner Er­satz­kraft ist zwar nicht nur dann ge­ge­ben, wenn die Er­satz­kraft die Auf­ga­ben wahr­nimmt, die der Wie­der­ein-zu­stel­len­de künf­tig über­neh­men soll. Der Er­satz­kraft können - wie ei­ner Ver-


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tre­tungs­kraft - auch an­de­re Tätig­kei­ten über­tra­gen wer­den. Die Beschäfti­gung des be­fris­tet ein­ge­stell­ten Ar­beit­neh­mers muss je­doch ge­eig­net sein, ei­ne Beschäfti­gungsmöglich­keit für den wie­der­ein­zu­stel­len­den Mit­ar­bei­ter frei­zu­hal­ten. Dies ist vom Ar­beit­ge­ber im Pro­zess dar­zu­le­gen.

b) Da­nach ist die mit dem Kläger ver­ein­bar­te Be­fris­tung nicht we­gen der

dem aus­ge­schie­de­nen Mit­ar­bei­ter S er­teil­ten Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge ge­recht­fer­tigt.

aa) Die Be­klag­te muss­te zwar im Zeit­punkt des Ver­trags­schlus­ses mit dem

Kläger am 26. Ju­li 2007 ernst­haft da­mit rech­nen, dass der aus­schei­den­de Mit­ar­bei­ter S nach der Be­en­di­gung der zweijähri­gen Wei­ter­bil­dung sei­nen Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruch gel­tend ma­chen würde. Das Ar­beits­verhält­nis wur­de zur Ermögli­chung der Wei­ter­bil­dung be­en­det. Außer­dem wur­de dem Mit­ar­bei­ter S in dem Auf­he­bungs­ver­trag für den Fall des er­folg­rei­chen Ab­schlus­ses der Wei­ter­bil­dung und den Wie­der­ein­tritt in das Un­ter­neh­men ei­ne Prämie in Höhe von 2.500,00 Eu­ro zu­ge­sagt und da­mit ein An­reiz für die Gel­tend­ma­chung des Wie­der­ein­stel­lungs­an­spruchs ge­schaf­fen.

bb) Die be­fris­te­te Beschäfti­gung des Klägers war aber nicht ge­eig­net, ei­ne

Beschäfti­gungsmöglich­keit für den Mit­ar­bei­ter S frei­zu­hal­ten. Die Be­klag­te hat kei­ne im Zeit­punkt der Ver­ein­ba­rung der Be­fris­tung mit dem Kläger be­ste­hen­de Kon­zep­ti­on dar­ge­legt, aus der sich er­ge­ben könn­te, dass die be­fris­te­te Beschäfti­gung des Klägers da­zu die­nen konn­te, im Fal­le ei­ner Wie­der­ein­stel­lung ei­ne der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge ent­spre­chen­de Beschäfti­gung des Ar­beit­neh­mers S zu ermögli­chen.

(1) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die zwi­schen der Be­klag­ten und dem

Mit­ar­bei­ter S ge­trof­fe­nen Ver­ein­ba­run­gen in dem „Auf­he­bungs­ver­trag Wei­ter­bil­dung“ da­hin aus­ge­legt, dass sich die Be­klag­te ver­pflich­tet hat­te, die­sem im Fal­le der Wie­der­ein­stel­lung ei­nen dem vor­he­ri­gen zu­min­dest gleich­wer­ti­gen Ar­beits­platz an­zu­bie­ten. Die­se Aus­le­gung ist re­vi­si­ons­recht­lich nicht zu be­an­stan­den.


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(a) Nach Nr. 4 des Auf­he­bungs­ver­trags soll­te dem Mit­ar­bei­ter S im Fal­le
der Wie­der­ein­stel­lung - so­weit es die Per­so­nal­si­tua­ti­on zu­ließ - ein sei­nen Kennt­nis­sen ent­spre­chen­der Ar­beits­platz an­ge­bo­ten wer­den. An­dern­falls soll­te ihm ein dem bis­he­ri­gen möglichst gleich­wer­ti­ger Ar­beits­platz zu­ge­wie­sen wer­den. Die­se Ver­ein­ba­rung al­lein hätte es ermöglicht, dem Ar­beit­neh­mer S die vom Kläger aus­geübte Tätig­keit als Mon­teur - oh­ne die Funk­ti­on des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers - zu über­tra­gen. Ein An­spruch auf die Zu­wei­sung ei­ner „möglichst“ gleich­wer­ti­gen Tätig­keit um­fasst je­den­falls auch die Über­tra­gung ei­ner un­we­sent­lich ge­rin­ger­wer­ti­ge­ren Tätig­keit.

(b) Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat aber bei der Aus­le­gung des Auf­he­bungs
ver­trags zu Recht § 5.1 TV Qua­li­fi­zie­rung berück­sich­tigt, der nach sei­nen Fest­stel­lun­gen dem Auf­he­bungs­ver­trag zu­grun­de liegt. Da­nach ha­ben Beschäftig­te An­spruch auf ei­ne ein­ma­li­ge Aus­schei­dens­ver­ein­ba­rung mit gleich­zei­ti­ger Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge für wei­ter­ge­hen­de Qua­li­fi­zie­rungs­maßnah­men. Nach de­ren En­de be­steht ein An­spruch auf ei­nen dem vor­he­ri­gen Ar­beits­platz ver­gleich­ba­ren, zu­mut­ba­ren, gleich- oder höher­wer­ti­gen Ar­beits­platz. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat da­her die For­mu­lie­rung in dem mit dem Mit­ar­bei­ter S ge­schlos­se­nen Auf­he­bungs­ver­trag, ihm sol­le im Fal­le der Wie­der­ein­stel­lung ein dem vor­he­ri­gen möglichst gleich­wer­ti­ger Ar­beits­platz zu­ge­wie­sen wer­den, rechts­feh­ler­frei im Sin­ne der Ta­rif­be­stim­mung aus­ge­legt. So hat of­fen­sicht­lich auch die Be­klag­te die von ihr er­teil­te Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge ver­stan­den. Dies zei­gen ih­re Ausführun­gen auf Sei­te 6 der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt in Be­zug ge­nom­me­nen Be­ru­fungs­be­gründung.

(2) Nach die­sem In­halt der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge konn­te die be­fris­te­te

Beschäfti­gung des Klägers nicht da­zu die­nen, dem Mit­ar­bei­ter S ei­ne ver­trags­ge­rech­te Beschäfti­gungsmöglich­keit frei­zu­hal­ten. Die Be­klag­te hat die er­for­der­li­che Kau­sa­lität zwi­schen der mit der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge ein­ge­gan­ge­nen Ver­pflich­tung und der be­fris­te­ten Beschäfti­gung des Klägers nicht dar­ge­legt. Sie hat zwar vor­ge­tra­gen, anläss­lich des Aus­schei­dens des Mit­ar­bei­ters S die Ar­bei­ten in der Ab­tei­lung 484 um­ver­teilt und dem Kläger die zu­vor von dem Mit­ar­bei­ter S wahr­ge­nom­me­ne Mon­teurstätig­keit so­wie dem Ar­beit­neh­mer M


W. Bea Glock

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die Funk­ti­on des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers über­tra­gen zu ha­ben. Da­mit hat sie zwar die Ursächlich­keit des Aus­schei­dens des Mit­ar­bei­ters S für die Ein­stel­lung des Klägers dar­ge­tan, nicht je­doch die Kau­sa­lität der dem Ar­beit­neh­mer S er­teil­ten Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge für die Be­fris­tung des mit dem Kläger ab­ge­schlos­se­nen Ar­beits­ver­trags. Aus dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten er­gibt sich nicht, dass die nur be­fris­te­te Beschäfti­gung des Klägers ge­eig­net war, ei­ne ver­trags­ge­rech­te Ein­satzmöglich­keit für den Ar­beit­neh­mer S frei­zu­hal­ten. Auf­grund der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge war die Be­klag­te ver­pflich­tet, dem Mit­ar­bei­ter S zu­min­dest ei­ne Tätig­keit als Mon­teur in der Funk­ti­on ei­nes stell­ver­tre­ten­den Schichtführers der Ent­gelt­grup­pe 5 zu­zu­wei­sen. Der Kläger war je­doch le­dig­lich als Mon­teur der Ent­gelt­grup­pe 4 ein­ge­setzt. Die­se Tätig­keit al­lein konn­te die Be­klag­te dem Mit­ar­bei­ter S nicht über­tra­gen, da sie der bis­he­ri­gen Tätig­keit nicht gleich- oder höher­wer­tig ist. An der Zu­wei­sung der Funk­ti­on des stell­ver­tre­ten­den Schichtführers an den Mit­ar­bei­ter S war die Be­klag­te ge­hin­dert, da sie die­se Funk­ti­on dem Mit­ar­bei­ter M un­be­fris­tet über­tra­gen hat­te und die­sem im We­ge des Di­rek­ti­ons­rechts nicht mehr ent­zie­hen konn­te. Es fehlt da­her an der Dar­le­gung ei­ner im Zeit­punkt der Ver­ein­ba­rung der Be­fris­tung be­ste­hen­den nach­voll­zieh­ba­ren Kon­zep­ti­on hin­sicht­lich ei­ner nach der Wie­der­ein­stel­lungs­zu­sa­ge in Be­tracht kom­men­den Ein­satzmöglich­keit für den Mit­ar­bei­ter S und der sich hier­aus er­ge­ben­den nur zeit­lich be­grenz­ten Beschäfti­gungsmöglich­keit für den Kläger. Nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten in der Be­ru­fungs­be­gründung gab es ei­ne der­ar­ti­ge Kon­zep­ti­on nicht. Hier­nach wa­ren die künf­ti­gen Ein­satzmöglich­kei­ten für den Mit­ar­bei­ter S bei Ver­trags­schluss mit dem Kläger noch nicht ab­seh­bar.

III. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.

Lin­sen­mai­er Gräfl Schmidt

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