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BAG, Ur­teil vom 19.02.2008, 9 AZR 1091/06

   
Schlagworte: Berufsausbildung, Ausbildungsvergütung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 1091/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 19.02.2008
   
Leitsätze:

1. Der Träger der Ausbildung hat Schülern nach § 12 Abs 1 KrPflG eine angemessene Ausbildungsvergütung zu gewähren. Die Grundsätze, die das Bundesarbeitsgericht zu § 10 Abs 1 Satz 1 BBiG aF und § 17 Abs 1 Satz 1 BBiG nF entwickelt hat, sind nach Wortlaut, Zweck und Gesetzesgeschichte des § 12 Abs 1 KrPflG auf diese Regelung zu übertragen.

2. Allein die Tatsache, dass der Ausbildungsträger im Krankenhausbereich nur über beschränkte finanzielle Mittel in Form eines ihm zugewiesenen Budgets verfügt, rechtfertigt keine Befreiung von der Pflicht, eine angemessene Ausbildungsvergütung zu gewähren. Der reguläre Ausbildungsmarkt darf durch derartige Ausnahmen nicht verfälscht werden.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Kiel, Urteil vom 16.02.2006, ö. D. 1 Ca 2271 c/05,
Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein, Urteil vom 07.11.2006, 5 Sa 159/06
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


9 AZR 1091/06
5 Sa 159/06
Lan­des­ar­beits­ge­richt

Schles­wig-Hol­stein

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

19. Fe­bru­ar 2008

UR­TEIL

Brüne, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­onskläge­rin,

pp.

Kläge­rin, Be­ru­fungskläge­rin und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 19. Fe­bru­ar 2008 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Düwell, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krasshöfer, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gall­ner so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Hint­lo­glou und Pfel­zer für Recht er­kannt:
 


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Auf die Re­vi­si­on der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Schles­wig-Hol­stein vom 7. No­vem­ber 2006 - 5 Sa 159/06 - in der Haupt­sa­che teil­wei­se und im Kos­ten­punkt ins­ge­samt auf­ge­ho­ben.


Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Kiel vom 16. Fe­bru­ar 2006 - 1 Ca 2271 c/05 - wird zurück­ge­wie­sen, so­weit das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge in Höhe der rest­li­chen Aus­bil­dungs­vergütung für Ok­to­ber 2004 von 229,06 Eu­ro brut­to, der Ein­mal­zah­lung für das Jahr 2004 von 30,00 Eu­ro brut­to und der an­tei­li­gen Zu­wen­dung für das Jahr 2004 von 149,71 Eu­ro brut­to - je­weils nebst Zin­sen von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz ab Zu­stel­lung der Kla­ge - ab­ge­wie­sen hat.


Im Übri­gen wird die Re­vi­si­on der Be­klag­ten zurück­ge­wie­sen.


Von den Kos­ten des Rechts­streits hat die Kläge­rin 13 %, die Be­klag­te 87 % zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die An­ge­mes­sen­heit der ver­ein­bar­ten Aus­bil­dungs­vergütung.

Die Be­klag­te wur­de mit Wir­kung vom 1. Ok­to­ber 2004 in der Rechts­form ei­ner ge­meinnützi­gen GmbH als Aus­bil­dungs­träge­rin ge­gründet. Al­lei­ni­ge Ge­sell­schaf­te­rin der Be­klag­ten ist die Kreis­kran­kenhäuser und Kreis­se­nio­ren­ein­rich­tun­gen R. gGmbH (R. gGmbH). Träger der R. gGmbH ist der Land­kreis R. Die R. gGmbH ist im Un­ter­schied zur Be­klag­ten durch Ver­bands­mit-glied­schaft ta­rif­ge­bun­den.


Die R. gGmbH schloss vor der Aus­gründung jähr­lich rund 60 Aus­bil­dungs­verträge zu ta­rif­ver­trag­li­chen Be­din­gun­gen. Die Be­klag­te selbst stellt jähr­lich et­wa 50 Aus­zu­bil­den­de ein, mit de­nen sie ei­ne ge­rin­ge­re als die ta­rif­li­che Aus­bil­dungs­vergütung ver­ein­bart. Zwi­schen der Be­klag­ten und der
 


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R. gGmbH be­steht ein Ko­ope­ra­ti­ons­ver­trag. Da­nach stellt die R. gGmbH die nach den ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten er­for­der­li­che theo­re­ti­sche und prak­ti­sche Aus­bil­dung der Aus­zu­bil­den­den si­cher. Sie wird bei der Aus­wahl der Aus­zu­bil­den­den be­tei­ligt. Ih­re Ab­tei­lungs­lei­ter sind ge­genüber den Aus­zu­bil­den­den wei­sungs­be­fugt. Die R. gGmbH leis­tet an die Be­klag­te für je­den Aus­zu­bil­den­den mo­nat­lich ei­nen be­stimm­ten Be­trag.


Die Kläge­rin wur­de von der Be­klag­ten auf Grund ei­nes Aus­bil­dungs­ver­trags vom 29. Sep­tem­ber 2004 zur Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ge­rin aus­ge­bil­det. Der Ver­trag sah ei­ne Aus­bil­dungs­dau­er vom 1. Ok­to­ber 2004 bis 30. Sep­tem­ber 2007 vor. Das Aus­bil­dungs­verhält­nis ist in­zwi­schen be­en­det. Der Aus­bil­dungs­ver­trag lau­tet aus­zugs­wei­se:


„§ 3 Grundsätz­li­ches über das Rechts­verhält­nis
Das Aus­bil­dungs­verhält­nis rich­tet sich, so­weit die­ser Aus­bil­dungs­ver­trag kei­ne spe­zi­el­len Re­ge­lun­gen enthält, nach dem Ta­rif­ver­trag zur Re­ge­lung der Rechts­verhält­nis­se der Schüle­rin­nen/Schüler, die nach Maßga­be des Kran­ken­pfle­ge­ge­set­zes aus­ge­bil­det wer­den, vom 28. Fe­bru­ar 1986 und den die­sen ergänzen­den, ändern­den und er­set­zen­den Ta­rif­verträgen in der je­weils gel­ten­den Fas­sung.


...

§ 6 Zah­lung und Höhe der Aus­bil­dungs­vergütung

1. Die Aus­zu­bil­den­de erhält die nach­fol­gen­de mo­nat­li­che Aus­bil­dungs­vergütung im ers­ten Aus­bil­dungs­jahr 500,-- Eu­ro,
im zwei­ten Aus­bil­dungs­jahr 550,-- Eu­ro, im drit­ten Aus­bil­dungs­jahr 600,-- Eu­ro.

2. Für Nacht­diens­te wird ein Zeit­zu­schlag in Höhe von 1,-- Eu­ro ge­zahlt. ...

3. Wei­ter­ge­hen­de Zah­lun­gen er­fol­gen nicht. ...

4. Die Aus­bil­dungs­vergütung wird am letz­ten Tag ei­nes je­den Mo­nats für den lau­fen­den Mo­nat auf ein von der Aus­zu­bil­den­den ein­ge­rich­te­tes Gi­ro­kon­to im In­land ge­zahlt. Sie ist so recht­zei­tig zu über­wei­sen, dass die Aus­zu­bil­den­de am Zahl­tag über sie verfügen kann. Fällt der Zahl­tag auf ei­nen Sams­tag oder auf ei­nen Wo­chen­fei­er­tag, gilt der vor­he­ri­ge Werk­tag, fällt er auf ei­nen Sonn­tag, gilt der zwei­te vor­her­ge­hen­de Werk­tag als Zahl­tag. ...“
 


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Die ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen se­hen höhe­re mo­nat­li­che Aus­bil­dungs­vergütun­gen von 729,06 Eu­ro im ers­ten Aus­bil­dungs­jahr, 788,57 Eu­ro im zwei­ten Aus­bil­dungs­jahr und 884,44 Eu­ro im drit­ten Aus­bil­dungs­jahr vor (§ 10 Abs. 1 des Ta­rif­ver­trags zur Re­ge­lung der Rechts­verhält­nis­se der Schüle­rin­nen/Schüler, die nach Maßga­be des Kran­ken­pfle­ge­ge­set­zes oder des Heb­am­men­ge­set­zes aus­ge­bil­det wer­den, vom 28. Fe­bru­ar 1986 idF des Ände­rungs­ta­rif­ver­trags Nr. 9 vom 31. Ja­nu­ar 2003 [Man­tel-TV Schü] iVm. § 3 Abs. 1 des Aus­bil­dungs­vergütungs­ta­rif­ver­trags Nr. 12 für Schüle­rin­nen/Schüler, die nach Maßga­be des Kran­ken­pfle­ge­ge­set­zes aus­ge­bil­det wer­den, vom 11. Fe­bru­ar 2003 [Aus­bil­dungs­vergütungs­ta­rif­ver­trag]). Nach dem Aus­bil­dungs-vergütungs­ta­rif­ver­trag und dem Ta­rif­ver­trag über ei­ne Zu­wen­dung für Schüle­rin­nen/Schüler, die nach Maßga­be des Kran­ken­pfle­ge­ge­set­zes oder des Heb­am­men­ge­set­zes aus­ge­bil­det wer­den, vom 21. April 1986 idF des Ände­rungs­ta­rif­ver­trags vom 31. Ja­nu­ar 2003 (Zu­wen­dungs­ta­rif­ver­trag) ka­men für die Jah­re 2004 und 2005 Son­der­zah­lun­gen hin­zu. Für 2004 wa­ren ei­ne Ein­mal­zah­lung von 30,00 Eu­ro und ei­ne an­tei­li­ge Zu­wen­dung von 149,71 Eu­ro vor­ge­se­hen, für 2005 ein Ur­laubs­geld von 255,65 Eu­ro und ei­ne Ein­mal­zah­lung von 100,00 Eu­ro.


In § 24 Man­tel-TV Schü ist ge­re­gelt:

Aus­schluss­frist


Ansprüche aus dem Aus­bil­dungs­verhält­nis ver­fal­len, wenn sie nicht in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von sechs Mo­na­ten nach Fällig­keit von der Schüle­rin/dem Schüler oder vom Träger der Aus­bil­dung schrift­lich gel­tend ge-macht wer­den, so­weit ta­rif­ver­trag­lich nichts an­de­res be­stimmt ist.
...“


Die Kläge­rin mach­te die mo­nat­li­chen Un­ter­schieds­beträge zu der ta­rif­li­chen Aus­bil­dungs­vergütung am 2. Mai 2005 ge­genüber der Be­klag­ten schrift­lich gel­tend.


Mit ih­rer der Be­klag­ten am 10. Ok­to­ber 2005 zu­ge­stell­ten Kla­ge ver­langt die Kläge­rin ne­ben den mo­nat­li­chen Dif­fe­renz­beträgen für die Zeit von Ok­to­ber 2004 bis Au­gust 2005 von je­weils 229,06 Eu­ro brut­to Leis­tun­gen in
 


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Höhe der ta­rif­li­chen Son­der­zah­lun­gen für 2004 und 2005. Sie meint, die ver­ein­bar­te Aus­bil­dungs­vergütung sei nicht an­ge­mes­sen iSv. § 12 Abs. 1 Kran­ken­pfle­ge­ge­setz (KrPflG). Die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF sei auf § 12 Abs. 1 KrPflG zu über­tra­gen. Die Be­son­der­hei­ten des Ge­sund­heits­we­sens recht­fer­tig­ten kei­ne Un­ter­schrei­tung der ta­rif­li­chen Vergütung um mehr als 20 %.


Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie 3.055,02 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz seit dem 11. Ok­to­ber 2005 zu zah­len.


Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie ist der An­sicht, die Vergütung der Kläge­rin sei an­ge­mes­sen iSv. § 12 Abs. 1 KrPflG. We­gen der Be­son­der­hei­ten des Ge­sund­heits­we­sens könne die zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF ent­wi­ckel­te Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts nicht auf § 12 Abs. 1 KrPflG über­tra­gen wer­den. Selbst wenn die Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts zu über­tra­gen sei, hal­te die ver­ein­bar­te Vergütung der An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le stand.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts auf die Be­ru­fung der Kläge­rin ab­geändert und der Kla­ge statt­ge­ge­ben. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on er­strebt die Be­klag­te die Wie­der­her­stel­lung des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils. Die Kläge­rin be­an­tragt, die Re­vi­si­on zurück­zu­wei­sen.

Ent­schei­dungs­gründe


A. Die Re­vi­si­on der Be­klag­ten ist nur zum Teil be­gründet. 

I. Die Kla­ge ist zulässig, ob­wohl das Lan­des­ar­beits­ge­richt nicht auf­geklärt hat, ob ein Sch­lich­tungs­aus­schuss be­steht und - wenn das zu­trifft - der Kla­ge ei­ne Ver­hand­lung vor dem Aus­schuss iSv. § 111 Abs. 2 Satz 5 ArbGG vor­aus-
 


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ging. Das Aus­bil­dungs­verhält­nis der Par­tei­en en­de­te während des Rechts­streits. Da­mit ent­fie­len die Zuständig­keit des mögli­cher­wei­se ge­bil­de­ten Sch­lich­tungs­aus­schus­ses und die Pro­zess­vor­aus­set­zung des § 111 Abs. 2 Satz 5 ArbGG. § 111 Abs. 2 Satz 1 ArbGG ermöglicht die Bil­dung ei­nes Sch­lich­tungs­aus­schus­ses nur zur Bei­le­gung von Strei­tig­kei­ten aus ei­nem be­ste­hen­den Be­rufs­aus­bil­dungs­verhält­nis. Für das Sch­lich­tungs­ver­fah­ren gibt es nicht länger ei­nen Grund, wenn das Aus­bil­dungs­verhält­nis en­det, weil es da­nach nicht mehr mit ei­nem Rechts­streit be­las­tet wer­den kann (Se­nat 22. Ja­nu­ar 2008 - 9 AZR 999/06 -, zu A I der Gründe; 13. März 2007 - 9 AZR 494/06 - Rn. 10, AP BBiG § 14 Nr. 13 = EzA BBiG § 14 Nr. 14).

II. Die Kla­ge ist nur teil­wei­se be­gründet. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat zu Recht er­kannt, dass die Ansprüche der Kläge­rin in der gel­tend ge­mach­ten Höhe ent­stan­den sind. Ein Teil der Kla­ge­for­de­run­gen ist je­doch auf Grund der ver­trag­lich in Be­zug ge­nom­me­nen Aus­schluss­frist des § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü ver­fal­len.

1. Ta­rif­li­che Ansprüche der Kläge­rin be­ste­hen nicht. Die Be­klag­te ist nicht durch Ver­bands­mit­glied­schaft ta­rif­ge­bun­den (§ 4 Abs. 1 Satz 1, § 3 Abs. 1 1. Alt. TVG). Die maßgeb­li­chen Fas­sun­gen des Man­tel­ta­rif­ver­trags, des Aus­bil­dungs­vergütungs­ta­rif­ver­trags und des Zu­wen­dungs­ta­rif­ver­trags wa­ren nicht für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärt (§ 5 TVG). Die Par­tei­en ha­ben auch kei­ne ta­rif­li­che Aus­bil­dungs­vergütung ver­ein­bart. Der Ver­wei­sung auf den Man­tel­ta­rif­ver­trag in § 3 des Aus­bil­dungs­ver­trags kommt nur ergänzen­de Funk­ti­on zu, so­weit der Aus­bil­dungs­ver­trag kei­ne spe­zi­el­len Re­ge­lun­gen enthält. In § 6 Nrn. 1 bis 3 des Aus­bil­dungs­ver­trags sind sol­che Son­der­re­ge­lun­gen ge­trof­fen. Die­ser Um­stand wird be­son­ders deut­lich an § 6 Nr. 3 Satz 1 des Aus­bil­dungs­ver­trags. Da­nach er­fol­gen wei­ter­ge­hen­de Zah­lun­gen - über die in den vor­ste­hen­den Num­mern ge­nann­ten Leis­tun­gen hin­aus - nicht.

2. Die von den Par­tei­en ver­ein­bar­te Höhe der Aus­bil­dungs­vergütung, die nur knapp 65 % des Ta­rif­ni­veaus er­reicht, ist un­an­ge­mes­sen. Nach § 12 Abs. 1 KrPflG idF vom 21. Ju­li 2004 hat der Träger der Aus­bil­dung der Schüle­rin und dem Schüler ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dungs­vergütung zu gewähren. Die­se


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Ver­pflich­tung ist un­ab­ding­bar (§ 17 Abs. 1 KrPflG). Da die ver­ein­bar­te Aus­bil­dungs­vergütung un­an­ge­mes­sen ge­ring ist, sind Ansprüche der Kläge­rin auf Vergütung in an­ge­mes­se­ner und da­mit ta­rif­li­cher Höhe ent­stan­den.

a) § 12 Abs. 1 KrPflG weist deut­li­che Par­al­le­len zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG in der bis 31. März 2005 gel­ten­den Fas­sung (aF) und § 17 Abs. 1 Satz 1 BBiG in der am 1. April 2005 in Kraft ge­tre­te­nen Fas­sung (nF) auf. Zu dem An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis des § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt ver­schie­de­ne Grundsätze ent­wi­ckelt, die hier zu berück­sich­ti­gen sind.

aa) Da­nach hat ei­ne Aus­bil­dungs­vergütung re­gelmäßig drei Funk­tio­nen. Sie soll den Aus­zu­bil­den­den und sei­ne un­ter­halts­ver­pflich­te­ten El­tern bei der Le­bens­hal­tung fi­nan­zi­ell un­terstützen, die Her­an­bil­dung ei­nes aus­rei­chen­den Nach­wuch­ses an qua­li­fi­zier­ten Fach­kräften gewähr­leis­ten und die Leis­tun­gen des Aus­zu­bil­den­den in ge­wis­sem Um­fang „ent­loh­nen“ (vgl. BT-Drucks. V/4260 S. 9; für die st. Rspr. BAG 15. De­zem­ber 2005 - 6 AZR 224/05 - Rn. 11, AP BBiG § 10 Nr. 15 = EzA BBiG § 10 Nr. 11; 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 1 der Gründe).

bb) § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF und § 17 Abs. 1 Satz 1 BBiG nF ent­hal­ten nur Rah­men­vor­schrif­ten und le­gen den Maßstab für die An­ge­mes­sen­heit der Aus­bil­dungs­vergütung selbst nicht fest (BT-Drucks. V/4260 S. 9).

(1) Bei feh­len­der Ta­rif­bin­dung ist es zunächst Auf­ga­be der Ver­trags­par­tei­en, die Höhe der Vergütung fest­zu­le­gen. Sie ha­ben ei­nen Spiel­raum. Die rich­ter­li­che Über­prüfung er­streckt sich nur dar­auf, ob die ver­ein­bar­te Vergütung die Min­desthöhe er­reicht, die noch als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen ist. Ob die Par­tei­en den Spiel­raum ge­wahrt ha­ben, ist un­ter Abwägung ih­rer In­ter­es­sen und un­ter Berück­sich­ti­gung der be­son­de­ren Umstände des Ein­zel­falls fest­zu­stel­len. Maßgeb­lich ist die Ver­kehrs­an­schau­ung. In­so­weit kommt dem Re­vi­si­ons­ge­richt ein un­be­schränk­tes Über­prüfungs­recht zu (BAG 30. Sep­tem­ber 1998 - 5 AZR 690/97 - AP BBiG § 10 Nr. 8 = EzA BBiG § 10



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Nr. 4, zu II 2 der Gründe; 11. Ok­to­ber 1995 - 5 AZR 258/94 - BA­GE 81, 139, zu II 2 der Gründe).


(2) Wich­tigs­ter An­halts­punkt für die Ver­kehrs­an­schau­ung sind die ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge. Bei ih­nen ist an­zu­neh­men, dass das Er­geb­nis der Ta­rif­ver­hand­lun­gen die In­ter­es­sen bei­der Sei­ten hin­rei­chend berück­sich­tigt. Ei­ne Aus­bil­dungs­vergütung, die sich an ei­nem ent­spre­chen­den Ta­rif­ver­trag aus­rich­tet, gilt des­we­gen stets als an­ge­mes­sen (st. Rspr. vgl. BAG 15. De­zem­ber 2005 - 6 AZR 224/05 - Rn. 11 f., AP BBiG § 10 Nr. 15 = EzA BBiG § 10 Nr. 11; 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 2 der Gründe). Ei­ne Aus­bil­dungs­vergütung ist in der Re­gel nicht mehr an­ge­mes­sen iSv. § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF, § 17 Abs. 1 Satz 1 BBiG nF, wenn sie die in ei­nem ein­schlägi­gen Ta­rif­ver­trag ent­hal­te­nen Vergütun­gen um mehr als 20 % un­ter­schrei­tet (vgl. nur BAG 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - aaO).


(3) Die richter­recht­li­che Re­gel, nach der ei­ne ver­trag­lich ver­ein­bar­te Aus­bil­dungs­vergütung nicht mehr an­ge­mes­sen ist, wenn sie nicht min­des­tens 80 % der ta­rif­li­chen Vergütung er­reicht, gilt al­ler­dings nicht aus­nahms­los. Wird die Aus­bil­dung bei­spiels­wei­se teil­wei­se oder vollständig durch öffent­li­che Gel­der zur Schaf­fung zusätz­li­cher Aus­bil­dungs­plätze fi­nan­ziert, kann ei­ne Aus­bil­dungs­vergütung auch bei deut­li­chem Un­ter­schrei­ten die­ser Gren­ze noch an­ge­mes­sen sein (BAG 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - BA­GE 103, 171, zu III 3 b aa der Gründe; 11. Ok­to­ber 1995 - 5 AZR 258/94 - BA­GE 81, 139, zu II 4 der Gründe; vgl. bei Spen­den­fi­nan­zie­rung auch 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 4 der Gründe; all­ge­mei­ner 25. Ju­li 2002 - 6 AZR 311/00 - AP BBiG § 10 Nr. 11 = EzA BBiG § 10 Nr. 9, zu I 5 der Gründe).

b) Die Grundsätze, die das Bun­des­ar­beits­ge­richt zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF ent­wi­ckelt hat, sind ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on auf § 12 Abs. 1 KrPflG zu über­tra­gen. Dafür spre­chen Wort­laut und Zweck bei­der Nor­men so­wie die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des § 12 Abs. 1 KrPflG.


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aa) § 12 Abs. 1 KrPflG und § 10 Abs. 1 BBiG aF se­hen na­he­zu wort­gleich vor, dass der Aus­bil­den­de dem Aus­zu­bil­den­den ei­ne „an­ge­mes­se­ne“ Aus­bil­dungs­vergütung zu gewähren hat. Es be­ste­hen kei­ne An­halts­punk­te dafür, dass die bei­den Vor­schrif­ten trotz ih­rer fast iden­ti­schen For­mu­lie­rung und ih­res übe­rein­stim­men­den Re­ge­lungs­ge­gen­stands in­halt­lich un­ter­schied­lich zu ver­ste­hen sind.


bb) Die vom Bun­des­ar­beits­ge­richt für § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF her­aus­ge­ar­bei­te­ten Zwe­cke der Ver­pflich­tung zur Gewährung ei­ner Vergütung in an­ge­mes­se­ner Höhe ent­spre­chen den Zwe­cken des An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis­ses in § 12 Abs. 1 KrPflG. Eben­so wie bei ei­ner an­de­ren Be­rufs­aus­bil­dung bedürfen die sog. Schüler und ih­re El­tern bei ei­ner Aus­bil­dung zum Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ger ei­ner fi­nan­zi­el­len Un­terstützung. Die Vergütung soll zu­dem Ent­loh­nungs­cha­rak­ter für die er­brach­ten pfle­ge­ri­schen Diens­te ha­ben. Sch­ließlich muss die Her­an­bil­dung ei­nes aus­rei­chen­den Nach­wuch­ses an qua­li­fi­zier­ten Fach­kräften auch in der Kran­ken­pfle­ge gewähr­leis­tet wer­den. In der Ziel­set­zung bei­der Ge­set­ze be­ste­hen da­her kei­ne Un­ter­schie­de.

cc) Für ei­ne Über­tra­gung der zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF er­gan­ge­nen Recht­spre­chung auf § 12 Abs. 1 KrPflG spricht fer­ner ein his­to­ri­sches Ar­gu­ment. Das Er­for­der­nis der „An­ge­mes­sen­heit“ der Vergütung fand erst in der Ge­set­zes­neu­fas­sung vom 16. Ju­li 2003 Ein­gang in das Kran­ken­pfle­ge­ge­setz. In der Vorgänger­vor­schrift des § 16 Abs. 1 KrPflG idF vom 4. Ju­ni 1985 ver­lang­te der Ge­setz­ge­ber vom Aus­bil­den­den nur, „ei­ne Aus­bil­dungs­vergütung zu gewähren“. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat­te sei­ne Grundsätze zur Be­mes­sung ei­ner an­ge­mes­se­nen Aus­bil­dungs­vergütung im Rah­men von § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF be­reits in ei­ner länge­ren Rechts­tra­di­ti­on ent­wi­ckelt, als das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis im Jahr 2003 mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2004 in § 12 Abs. 1 KrPflG ein­gefügt wur­de. Der Ge­setz­ge­ber des Kran­ken­pfle­ge­ge­set­zes über­nahm das An­ge­mes­sen­heits­er­for­der­nis dem­nach in Kennt­nis der Recht­spre­chung zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF, ei­ner Norm, de­ren Wort­laut star­ke Ähn­lich­kei­ten zu § 12 Abs. 1 KrPflG auf­wies. Er nahm die An­for­de­run­gen der Recht­spre­chung in sei­nen Re­ge­lungs­wil­len mit auf.

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c) Wich­tigs­ter An­halts­punkt für die An­ge­mes­sen­heit der Vergütung sind nach den zu § 10 Abs. 1 Satz 1 BBiG aF ent­wi­ckel­ten Grundsätzen die ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge. Ent­spre­chen­des gilt für § 12 Abs. 1 KrPflG. Bei Ta­rif­verträgen ist an­zu­neh­men, dass sie als Er­geb­nis von Ta­rif­ver­hand­lun­gen die In­ter­es­sen bei­der Sei­ten hin­rei­chend berück­sich­ti­gen (BAG 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 2 der Gründe; 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - BA­GE 103, 171, zu III 2 der Gründe). Die ta­rif­li­che Aus­bil­dungs­vergütung bleibt nicht nur ein ge­eig­ne­ter Maßstab, wenn ein nicht ta­rif­ge­bun­de­ner Aus­bil­den­der die im ei­ge­nen In­ter­es­se lie­gen­de Aus­bil­dung außer­be­trieb­lich or­ga­ni­siert. Viel­mehr sind die ta­rif­li­chen Sätze auch dann her­an­zu­zie­hen, wenn sich ein ta­rif­ge­bun­de­ner Aus­bil­den­der durch das „Da­zwi­schen­schal­ten“ ei­nes ge­meinnützi­gen, nicht ta­rif­ge­bun­de­nen Bil­dungs­trägers sei­ner ta­rif­ver­trag­li­chen Pflich­ten ent­le­di­gen will (vgl. BAG 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - aaO, zu II 3 der Gründe; 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - aaO, zu III 3 a der Gründe). Ge­gen die An­wen­dung ei­nes an­de­ren Maßstabs spricht schon die sonst zu befürch­ten­de Aushöhlung der von Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten Ta­rif­au­to­no­mie (BAG 11. Ok­to­ber 1995 - 5 AZR 258/94 - BA­GE 81, 139, zu II 4 a der Gründe; vgl. da­zu auch 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - aaO, zu III 3 b bb der Gründe).


aa) Die Vergütung, die ei­nem aus­ge­bil­de­ten, bei ei­nem nicht ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­ge­ber beschäftig­ten Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ger für die Zeit zu gewähren wäre, in der ein Aus­zu­bil­den­der „pro­duk­tiv“ tätig wird, kann ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Re­vi­si­on nicht als Ver­gleichs­größe an die Stel­le der ein­schlägi­gen Ta­rif­verträge tre­ten.

(1) Die Re­vi­si­on er­mit­telt die ta­rif­li­che St­un­den­vergütung der Aus­zu­bil­den­den, in­dem sie das mo­nat­li­che Ent­gelt durch die An­zahl der mo­nat­lich tatsächlich ge­leis­te­ten prak­ti­schen „Ar­beits­stun­den“ di­vi­diert. Für die nicht ta­rif­lich vergüte­te aus­ge­bil­de­te Kraft setzt die Be­klag­te ein Brut­to­mo­nats­ein­kom­men von 1.500,00 Eu­ro an.

(2) In die­sem Zu­sam­men­hang ist schon nicht er­sicht­lich, wie die Be­klag­te zu ih­rer An­nah­me ge­langt, ein nicht ta­rif­ge­bun­de­ner Ar­beit­ge­ber leis­te an ei­ne



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Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ge­fach­kraft idR mo­nat­lich 1.500,00 Eu­ro brut­to. Ent­schei­dend ist je­doch, dass das St­un­den­ent­gelt von aus­ge­bil­de­ten Fach­kräften und die Aus­bil­dungs­vergütung von Schülern der Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ge nicht ver­gli­chen wer­den können. Die Aus­bil­dungs­vergütung hat im Un­ter­schied zur Ar­beits­vergütung nicht nur den Zweck ei­ner hin­rei­chen­den „Ent­loh­nung“ für die er­brach­ten Leis­tun­gen, son­dern die wei­te­ren Funk­tio­nen des Bei­trags zum Le­bens­un­ter­halt und der Her­an­bil­dung ei­nes aus­rei­chen­den Nach­wuch­ses.


(3) Die Aufklärungsrüge der Be­klag­ten, das Lan­des­ar­beits­ge­richt sei nach § 139 ZPO ver­pflich­tet ge­we­sen, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass es die­sen von der Be­klag­ten vor­ge­nom­me­nen Ver­gleich für „un­zulässig“ hal­te, wird nicht für durch­grei­fend er­ach­tet (§ 564 Satz 1 ZPO). Sie genügt nicht den ge­setz­li­chen An­for­de­run­gen (§ 551 Abs. 3 Satz 1 Nr. 2 Buchst. b ZPO).

(a) Wird ei­ne Ver­let­zung der Aufklärungs­pflicht gerügt, muss im Ein­zel­nen vor­ge­tra­gen wer­den, wel­chen kon­kre­ten Hin­weis das Lan­des­ar­beits­ge­richt dem Re­vi­si­onskläger auf Grund wel­cher Tat­sa­chen hätte er­tei­len müssen und wel­che wei­te­ren er­heb­li­chen Tat­sa­chen der Re­vi­si­onskläger in der Be­ru­fungs­in­stanz vor­ge­bracht hätte (vgl. nur Se­nat 6. Ja­nu­ar 2004 - 9 AZR 680/02 - BA­GE 109, 145, zu II 3 e aa der Gründe).


(b) Die­sen An­for­de­run­gen genügt der Vor­trag der Be­klag­ten in der Re­vi­si­ons­be­gründung nicht. Sie teilt nicht mit, wel­che er­heb­li­chen Tat­sa­chen sie auf ei­nen ent­spre­chen­den Hin­weis vor­ge­bracht hätte. So­weit die Be­klag­te ausführt, sie hätte vor­ge­tra­gen, dass die ta­rif­li­che Aus­bil­dungs­vergütung schon im ers­ten Jahr fast die Hälf­te der Vergütung ei­ner nicht ta­rif­ge­bun­de­nen Kran­ken­schwes­ter er­rei­che, ist die­ses Vor­brin­gen un­er­heb­lich. Ei­ner Aus­bil­dungs­vergütung kommt nicht nur die Funk­ti­on der „Ent­loh­nung“ der er­brach­ten prak­ti­schen Leis­tun­gen zu. We­gen der wei­te­ren Funk­tio­nen der Un­ter­halts­si­che­rung und der Her­an­bil­dung von qua­li­fi­zier­ten Nach­wuchs­kräften sind die Ver­gleichs­größen der Be­klag­ten - die Vergütun­gen aus­zu­bil­den­der und aus­ge­bil­de­ter Kräfte - für die An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le ge­son­dert be­trach­tet un­taug­lich.

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bb) Die ver­trag­lich ver­ein­bar­te Aus­bil­dungs­vergütung, die das Ta­rif­ni­veau um 35,65 % un­ter­schrei­tet, ist nicht aus an­de­ren Gründen an­ge­mes­sen. Zwar gilt die richter­recht­li­che Re­gel der Un­an­ge­mes­sen­heit ei­ner Aus­bil­dungs­vergütung, die die ta­rif­li­che Vergütung um mehr als 20 % un­ter­schrei­tet, nicht aus­nahms­los. Die Be­klag­te hat je­doch kei­ne Tat­sa­chen dar­ge­legt, die ei­ne wei­te­re Un­ter­schrei­tung der ta­rif­li­chen Sätze recht­fer­tig­ten.


(1) Der Aus­zu­bil­den­de trägt als An­spruch­stel­ler die Dar­le­gungs- und Be­weis­last dafür, dass die ver­ein­bar­te Vergütung un­an­ge­mes­sen ist. Er genügt sei­ner Dar­le­gungs­last re­gelmäßig da­mit, dass er sich auf die ein­schlägi­ge ta­rif­li­che Vergütung stützt und vor­bringt, sei­ne Aus­bil­dungs­vergütung un­ter­schrei­te die­se um mehr als 20 %. Der Aus­bil­den­de kann sich dann nicht auf den Vor­trag be­schränken, die von ihm ge­zahl­te Vergütung sei an­ge­mes­sen. Er hat sub­stan­ti­iert zu be­gründen, wes­halb im Ein­zel­fall ein von den ge­nann­ten Grundsätzen ab­wei­chen­der Maßstab gel­ten soll (BAG 25. Ju­li 2002 - 6 AZR 311/00 - AP BBiG § 10 Nr. 11 = EzA BBiG § 10 Nr. 9, zu I 4 der Gründe; 30. Sep­tem­ber 1998 - 5 AZR 690/97 - AP BBiG § 10 Nr. 8 = EzA BBiG § 10 Nr. 4, zu II 5 der Gründe).


(2) Die Be­klag­te hat kei­ne Tat­sa­chen vor­ge­bracht, aus de­nen sich er­gibt, dass die ver­ein­bar­te Vergütung trotz der deut­li­chen Un­ter­schrei­tung des Ta­rif­ni­veaus noch an­ge­mes­sen ist.


(a) Die ver­ein­bar­te Aus­bil­dungs­vergütung ist nicht schon des­we­gen an­ge­mes­sen, weil die Be­klag­te und ih­re Mut­ter­ge­sell­schaft, die R. gGmbH, in Form ge­meinnützi­ger Ge­sell­schaf­ten mit be­schränk­ter Haf­tung or­ga­ni­siert sind.

(aa) Der steu­er­recht­lich re­le­van­ten Ge­meinnützig­keit kommt be­rufs­bil­dungs­recht­lich kei­ne aus­schlag­ge­ben­de Be­deu­tung zu. Die Or­ga­ni­sa­ti­ons­form der Ge­meinnützig­keit ei­nes Bil­dungs­trägers recht­fer­tigt es iso­liert be­trach­tet nicht, bei der Prüfung der An­ge­mes­sen­heit der Aus­bil­dungs­vergütung von ei­ner Ori­en­tie­rung an den ein­schlägi­gen ta­rif­li­chen Sätzen ab­zu­se­hen (vgl. BAG 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 3 der Gründe). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat die Ge­meinnützig­keit in der
 


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An­ge­mes­sen­heits­kon­trol­le bis­her nur in­di­zi­ell im Zu­sam­men­wir­ken mit ei­ner Fi­nan­zie­rung durch öffent­li­che Gel­der und Spen­den Drit­ter gewürdigt (8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - aaO, zu II 3, 4 und 5 b bb der Gründe; 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - BA­GE 103, 171, zu III 3 b bb der Gründe).


Für die Be­rech­ti­gung, die ta­rif­li­che Aus­bil­dungs­vergütung er­heb­lich zu un­ter­schrei­ten, genügt die Ge­meinnützig­keit des Aus­bil­dungs­trägers nicht. Ent­schei­dend ist der mit der Aus­bil­dung ver­folg­te Zweck. Ei­ne Un­ter­schrei­tung des Ta­rif­ni­veaus um mehr als 20 % kann ge­recht­fer­tigt sein, wenn der Aus­bil­den­de den Zweck ver­folgt, die Ju­gend­ar­beits­lo­sig­keit zu bekämp­fen und auch Ju­gend­li­chen ei­ne qua­li­fi­zier­te Aus­bil­dung zu ver­mit­teln, die sie oh­ne Förde­rung nicht er­lan­gen könn­ten.

(bb) Ei­ne sol­che Kon­stel­la­ti­on ist hier zu ver­nei­nen. Der Streit­fall ist ins­be­son­de­re nicht mit den vom Bun­des­ar­beits­ge­richt be­ur­teil­ten Sach­ver­hal­ten zu ver­glei­chen, in de­nen Aus­bil­dungs­plätze durch öffent­li­che Gel­der oder Spen­den fi­nan­ziert wur­den.

(aaa) In­so­weit kann of­fen­blei­ben, ob ei­ne Fi­nan­zie­rung der Aus­bil­dungs­kos­ten durch die sog. So­zi­al­leis­tungs­träger (§ 17a Abs. 3 iVm. § 18 Abs. 2 Kran­ken­haus­fi­nan­zie­rungs­ge­setz, KHG) mit ei­ner Förde­rung aus öffent­li­chen Steu­er­mit­teln oder ei­ner Fi­nan­zie­rung durch Spen­den ver­gli­chen wer­den kann. Bei den vom Bun­des­ar­beits­ge­richt ent­schie­de­nen Fällen han­del­te es sich um Sach­ver­hal­te, in de­nen durch öffent­li­che Gel­der oder Spen­den zusätz­li­che Aus­bil­dungs­plätze ge­schaf­fen wur­den, um Aus­zu­bil­den­den, die sonst kei­nen Aus­bil­dungs­platz ge­fun­den hätten, ei­ne Aus­bil­dung zu ermögli­chen (vgl. 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 5 b bb der Gründe; 24. Ok­to­ber 2002 - 6 AZR 626/00 - BA­GE 103, 171, zu III 3 der Gründe).


(bbb) Hier han­delt es sich nicht um zusätz­li­che Aus­bil­dungs­plätze, son­dern um Stel­len, die dem re­gulären Aus­bil­dungs­markt zu­zu­rech­nen sind. Mit der Über­tra­gung der Aus­bil­dung von der R. gGmbH auf die Be­klag­te war ins-be­son­de­re kei­ne Erhöhung der Zahl der Aus­bil­dungs­plätze ver­bun­den.
 


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Viel­mehr wur­de die An­zahl der Aus­bil­dungs­plätze von et­wa 60 auf ca. 50 Stel­len re­du­ziert.

(b) Die Be­klag­te kann sich nicht mit Er­folg dar­auf be­ru­fen, die Aus­bil­dungs­kos­ten würden nicht vollständig von den Kran­ken­kas­sen re­fi­nan­ziert.


(aa) Al­lein die Tat­sa­che, dass der Aus­bil­den­de nur über be­schränk­te fi­nan­zi­el­le Mit­tel verfügt, recht­fer­tigt kei­ne Aus­nah­me von der ge­setz­li­chen Pflicht, ei­ne an­ge­mes­se­ne Aus­bil­dungs­vergütung zu gewähren. Es kommt da­her nicht dar­auf an, dass die R. gGmbH der Be­klag­ten nur be­grenz­te fi­nan­zi­el­le Mit­tel zu­weist. Die An­ge­mes­sen­heit der Aus­bil­dungs­vergütung hat sich nicht am Bud­get zu ori­en­tie­ren, son­dern ist be­reits bei der Ver­ein­ba­rung des Bud­gets für die vor­ge­se­he­ne An­zahl von Aus­bil­dungs­plätzen zu berück-sich­ti­gen. Sonst würde der re­guläre Aus­bil­dungs­markt verfälscht. Das darf selbst im Fall staat­lich geförder­ter Aus­bil­dungs­plätze nicht ge­sche­hen (Se­nat 22. Ja­nu­ar 2008 - 9 AZR 999/06 -, zu A II 3 b bb (3) (b) der Gründe). Nichts an­de­res gilt für ein staat­lich ge­lenk­tes Fi­nan­zie­rungs­sys­tem, wie es in § 17a Abs. 8 und 9 KHG vor­ge­se­hen ist.

(bb) Die Fi­nan­zie­rungs­re­geln des § 17a KHG ste­hen dem nicht ent­ge­gen. Viel­mehr tra­gen sie der Be­darfs­ori­en­tie­rung Rech­nung. § 17a Abs. 3 Satz 1 KHG ver­langt die Ver­ein­ba­rung ei­nes kran­ken­haus­in­di­vi­du­el­len Aus­bil­dungs­bud­gets, mit dem die Aus­bil­dungsstätten und die Mehr­kos­ten der Aus­bil­dungs­vergütun­gen fi­nan­ziert wer­den. Nach § 17a Abs. 3 Satz 2 KHG stel­len die Ver­trags­par­tei­en des § 18 Abs. 2 KHG - der Kran­ken­haus­träger und die So­zi­al­leis­tungs­träger - Art und An­zahl der vor­aus­sicht­lich be­leg­ten Aus­bil­dungs­plätze so­wie die Höhe der zusätz­lich zu fi­nan­zie­ren­den Mehr­kos­ten für Aus­bil­dungs­vergütun­gen fest. § 17a Abs. 4 Satz 1 KHG sieht vor, dass das Aus­bil­dungs­bud­get bei aus­bil­den­den Kran­kenhäusern auf der Grund­la­ge der Kos­ten der Aus­bil­dungsstätten und der Mehr­kos­ten der Aus­bil­dungs­vergütun­gen im Vor­jahr zu er­mit­teln und ei­ne Un­ter­de­ckung im Fol­ge­jahr aus­zu­glei­chen ist (§ 17a Abs. 4 Satz 4 KHG). Ei­ne Fehlschätzung bei der Bud­get­ver­ein­ba­rung für das Jahr 2006 wäre al­so als Be­rich­ti­gung des Erlösbud­gets 2005 und - mit ent­spre­chen­der Aus­gleichs­zah­lung - für das Jahr 2005 zu berück­sich­ti­gen.
 


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(cc) Die wei­te­re Aufklärungsrüge der Re­vi­si­on, mit der sie be­an­stan­det, das Lan­des­ar­beits­ge­richt ha­be der Be­klag­ten kei­ne Ge­le­gen­heit ge­ge­ben, zu der er­heb­li­chen Be­las­tung der So­li­dar­ge­mein­schaft im Me­di­zin­be­reich schon auf Grund neu­er und teu­rer For­schungs- und Me­di­zin­tech­nik vor­zu­tra­gen, greift eben­falls nicht durch (§ 564 Satz 1 ZPO). Die auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge ist für die Ent­schei­dung des Rechts­streits nicht er­heb­lich.


(c) Ei­ne Un­ter­schrei­tung des Ta­rif­ni­veaus um 35,65 % recht­fer­tigt sich schließlich nicht dar­aus, dass die Be­klag­te „über Be­darf“ aus­bil­det. Da nicht je­des Kran­ken­haus über ei­ne ei­ge­ne Kran­ken­pfle­ge­schu­le verfügt oder an ei­ne sol­che an­ge­schlos­sen ist, bil­den die Aus­bil­dungs­be­trie­be zwangsläufig „über Be­darf“ aus. Zu den Be­son­der­hei­ten des Aus­bil­dungs­markts im Ge­sund­heits­we­sen gehört es außer­dem, dass auch die­je­ni­gen Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ger aus­ge­bil­det wer­den müssen, die später nicht in Kran­kenhäusern (hier der Mut­ter­ge­sell­schaft), son­dern in Se­nio­ren­pfle­ge­ein­rich­tun­gen oder am­bu­lan­ten Pfle­ge­diens­ten ar­bei­ten wer­den.


3. Die Ansprüche der Kläge­rin sind auch in Höhe der Kla­ge­for­de­rung ent­stan­den.

a) Die Kläge­rin ver­langt zu Recht nicht nur die Zah­lung der Dif­fe­renz zwi­schen der ver­ein­bar­ten Aus­bil­dungs­vergütung und den ta­rif­li­chen Mo­nats­vergütungs­beträgen, son­dern auch die Gewährung der ta­rif­li­chen Son­der­zah­lun­gen (vgl. BAG 8. Mai 2003 - 6 AZR 191/02 - AP BBiG § 10 Nr. 14 = EzA BBiG § 10 Nr. 10, zu II 5 a der Gründe).


b) Ei­ne gel­tungs­er­hal­ten­de Re­duk­ti­on der ver­trag­li­chen Ver­ein­ba­rung bis zur Gren­ze des­sen, was noch als an­ge­mes­sen an­zu­se­hen wäre, kommt nicht in Be­tracht. Sonst käme es zu ei­ner mit dem Schutz­zweck des § 12 Abs. 1 KrPflG nicht zu ver­ein­ba­ren­den Begüns­ti­gung des Aus­bil­den­den, der ei­ne möglichst ge­rin­ge, sich weit von den ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen ent­fer­nen­de Aus­bil­dungs­vergütung zahlt (vgl. BAG 25. Ju­li 2002 - 6 AZR 311/00 - AP BBiG § 10 Nr. 11 = EzA BBiG § 10 Nr. 9, zu I 8 der Gründe).
 


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4. Ein Teil der zunächst ent­stan­de­nen Ansprüche der Kläge­rin ist nach § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü ver­fal­len.

a) Die von der all­ge­mei­nen Ver­wei­sung in § 3 des Aus­bil­dungs­ver­trags um­fass­te und nicht durch ei­ne spe­zi­el­le ver­trag­li­che Re­ge­lung ver­dräng­te Aus­schluss­frist des § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü ist als rechts­ver­nich­ten­de Ein­wen­dung von Amts we­gen zu berück­sich­ti­gen (vgl. BAG 28. Sep­tem­ber 2006 - 8 AZR 568/05 - Rn. 17, AP BGB § 242 Aus­kunfts­pflicht Nr. 45 = EzA BGB 2002 § 611 Ar­beit­ge­ber­haf­tung Nr. 5). Der Schuld­ner muss sich auf die Aus­schluss­frist nicht be­ru­fen. Je­den­falls für ta­rif­ver­trag­li­che Aus­schluss­fris­ten gilt das un­abhängig da­von, ob sie kraft bei­der­sei­ti­ger Or­ga­ni­sa­ti­ons­zu­gehörig­keit, All­ge­mein­ver­bind­li­cherklärung oder - wie hier - auf Grund ein­zel­ver­trag­li­cher Be­zug­nah­me gel­ten (Weyand Die ta­rif­li­chen Aus­schluss­fris­ten in Ar­beits­rechts­strei­tig­kei­ten S. 117; vgl. auch Weyand Aus­schluss­fris­ten im Ta­rif­recht Ka­pi­tel 10 Rn. 64). Das Ge­richt hat ei­ne ihm be­kann­te Aus­schluss­frist in je­dem Sta­di­um des Rechts­streits an­zu­wen­den (vgl. Se­nat 5. No­vem­ber 2002 - 9 AZR 373/01 - AP TVG § 1 Ta­rif­verträge: Bau Nr. 256 = EzA TVG § 4 Aus­schluss­fris­ten Nr. 160, zu A I 2 d der Gründe; BAG 9. Ju­li 1987 - 6 AZR 542/84 -, zu 3 b der Gründe).


b) Die Aus­schluss­frist des § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü er­fasst al­le Ansprüche aus dem Aus­bil­dungs­verhält­nis. For­mu­lie­ren Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in der Ver­fall­vor­schrift kei­ne Ein­schränkun­gen, fal­len un­ter den Be­griff der „Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis“ al­le ge­setz­li­chen und ver­trag­li­chen Ansprüche, die Ar­beits­ver­trags­par­tei­en auf Grund ih­rer durch den Ar­beits­ver­trag be­gründe­ten Rechts­stel­lung ge­gen­ein­an­der ha­ben (vgl. nur Se­nat 21. Fe­bru­ar 1995 - 9 AZR 733/93 -, zu I 1 der Gründe). Für die For­mu­lie­rung „Ansprüche aus dem Aus­bil­dungs­verhält­nis“ gilt Ent­spre­chen­des.

c) Die Kläge­rin hat nur die lau­fen­den mo­nat­li­chen Vergütungs­beträge für die Zeit von No­vem­ber 2004 bis Au­gust 2005 in Höhe der Dif­fe­renz­beträge von je­weils 229,06 Eu­ro und die bei­den für das Jahr 2005 ge­schul­de­ten Son­der­zah­lun­gen des Ur­laubs­gelds von 255,65 Eu­ro und der Ein­mal­zah­lung von 100,00 Eu­ro recht­zei­tig schrift­lich gel­tend ge­macht. Der Un­ter­schieds­be­trag für
 


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Ok­to­ber 2004 von 229,06 Eu­ro, die Ein­mal­zah­lung 2004 von 30,00 Eu­ro und die an­tei­li­ge Zu­wen­dung für das Jahr 2004 von 149,71 Eu­ro sind dem­ge­genüber ver­fal­len.

aa) Hin­sicht­lich der Vergütung für Ok­to­ber 2004 ging der Be­klag­ten das Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben vom 2. Mai 2005 nicht früh ge­nug zu, um den Ver­fall noch ab­wen­den zu können. Nach § 6 Nr. 4 Satz 1 bis 3 des Aus­bil­dungs­ver­trags wur­de die Aus­bil­dungs­vergütung für Ok­to­ber 2004 am 29. Ok­to­ber 2004, ei­nem Frei­tag, fällig. Die Sechs­mo­nats­frist en­de­te nach § 187 Abs. 1, § 188 Abs. 2 1. Alt. BGB am 29. April 2005, al­so be­reits vor Ab­fas­sung des Schrei­bens vom 2. Mai 2005.

bb) Die Aus­bil­dungs­vergütung für No­vem­ber 2004 wur­de am 30. No­vem­ber 2004 fällig. Die sechs­mo­na­ti­ge Aus­schluss­frist des § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü en­de­te am 30. Mai 2005. Das Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben vom 2. Mai 2005 ver­hin­der­te da­her den Ver­fall die­ser Vergütung und der späte­ren Dif­fe­renz­beträge bis März 2005.

cc) Der für April 2005 ge­for­der­te Un­ter­schieds­be­trag wur­de am 29. April 2005, ei­nem Frei­tag, fällig. Die Aus­schluss­frist en­de­te am 31. Ok­to­ber 2005 (§ 193 BGB). Sie wur­de für die­se Mo­nats­vergütung und die später fälli­gen Beträge für Mai bis Au­gust 2005 durch die Zu­stel­lung der Kla­ge am 10. Ok­to­ber 2005 ge­wahrt. Ent­spre­chen­des ist für das Ur­laubs­geld 2005 von 255,65 Eu­ro und die Ein­mal­zah­lung 2005 von 100,00 Eu­ro an­zu­neh­men. Sie wur­den im Ju­li 2005 fällig.

dd) Das Gel­tend­ma­chungs­schrei­ben der Kläge­rin vom 2. Mai 2005 be­zog sich nach ih­rem ei­ge­nen Vor­trag nur auf die lau­fen­den Mo­nats­vergütun­gen und nicht auf die Son­der­zah­lun­gen für das Jahr 2004. Auch die mit der Zu­stel­lung der Kla­ge am 10. Ok­to­ber 2005 ver­bun­de­ne schrift­li­che Gel­tend­ma­chung konn­te den Ver­fall der bei­den Son­der­zah­lun­gen für das Jahr 2004 nicht mehr ab­wen­den.
 


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(1) Die Ein­mal­zah­lung 2004 von 30,00 Eu­ro war nach § 2 Abs. 2 des Aus­bil­dungs­vergütungs­ta­rif­ver­trags im No­vem­ber 2004 zu zah­len. Die­ser An­spruch wur­de gleich­zei­tig mit der No­vem­ber­vergütung am 30. No­vem­ber 2004 fällig. Die Sechs­mo­nats­frist des § 24 Abs. 1 Man­tel-TV Schü en­de­te am 30. Mai 2005.

(2) Die an­tei­li­ge Zu­wen­dung für das Jahr 2004 von 149,71 Eu­ro soll­te spätes­tens am 1. De­zem­ber ge­zahlt wer­den (§ 4 Abs. 1 des Zu­wen­dungs­ta­rif­ver­trags). Die sechs­mo­na­ti­ge Ver­fall­frist en­de­te am 1. Ju­ni 2005.

B. Die Par­tei­en ha­ben die Kos­ten des Rechts­streits im Um­fang ih­res Un­ter­lie­gens zu tra­gen (§ 92 Abs. 1 Satz 1 2. Alt. ZPO).
Düwell 

Krasshöfer 

Gall­ner

Hint­lo­glou 

Pfel­zer

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