HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

ARBEITSRECHT AKTUELL // 14/113

Haus­ver­bot für Bü­ro­hund Ka­ya be­stä­tigt

Drei­bei­ni­ger Vor­zim­mer­hund mit Mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund we­gen an­geb­lich schlech­ter Ma­nie­ren rechts­kräf­tig ent­las­sen: Lan­des­ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 24.03.2014, 9 Sa 1207/13
Rechte Hand mit roter Karte

01.04.2014. Hun­de­be­sit­zer wis­sen, dass ih­re Lieb­lin­ge ein sehr fei­nes Ge­spür für Men­schen und so­zia­le Be­zie­hun­gen ha­ben.

Wenn sie je­man­den an­k­nur­ren oder gar ver­bel­len, dann ei­gent­lich nie oh­ne Grund. Wer freund­lich ist, in sich ruht und Hun­de mag, wird in der Re­gel schwan­zwe­delnd be­grüßt.

Da­her ha­ben vier Mit­ar­bei­ter ei­ner Düs­sel­dor­fer Wer­be­agen­tur of­fen­bar ir­gend­et­was falsch ge­macht, weil ih­nen die drei­bei­ni­ge Hun­de­da­me Ka­ya der Ge­schäfts­füh­rungs­as­sis­ten­tin im­mer wie­der das Le­ben schwer mach­te.

An­geb­lich soll Ka­ya bis auf we­ni­ge Aus­nah­men nie­man­den ins Bü­ro ih­res Frau­chens Clau­dia van de Wauw ge­las­sen ha­ben. Un­ter­la­gen sol­len teil­wei­se un­ter der Tür durch­ge­scho­ben oder di­rekt bei den Ge­schäfts­füh­rern im Bü­ro ab­ge­ge­ben wor­den sein, weil sich we­gen der ag­gres­si­ven Ka­ya nie­mand mehr ge­traut ha­be, das Bü­ro zu be­tre­ten.

Ob­wohl das al­les ziem­lich über­trie­ben klingt, ha­ben tat­säch­lich vier Ar­beits­kol­le­gen vor dem Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf be­zeugt, sie sei­en im­mer wie­der an­ge­knurrt, aus dem Zim­mer Frau van de Wauws oder so­gar von dem vor dem Zim­mer be­find­li­chen Gang ver­trie­ben wor­den.

Un­ter dem Ein­druck die­ser Zeu­gen­aus­sa­gen wies das Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf die Kla­ge Frau van de Wauws ab, mit der sie sich ge­gen das von ih­rem Ar­beit­ge­ber aus­ge­spro­che­ne Haus­ver­bot für Ka­ya zur Wehr ge­setzt hat­te (Ar­beits­ge­richt Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 04.09.2013, 8 Ca 7883/12). Da­bei wä­ren mil­de­re Mit­tel durch­aus denk­bar ge­we­sen, so z.B. der er­neu­te Ein­satz ei­nes Hun­de­trai­ners oder ei­nes Tier­psy­cho­lo­gen oder auch die Auf­la­ge, Ka­ya in ei­nem Lauf­stall zu hal­ten.

Über al­le die­se Ein­wän­de setz­te sich das Ar­beits­ge­richt hin­weg. Und auch dem Ar­gu­ment der Klä­ger­sei­te, ei­ne Ab­mah­nung (von Ka­ya?) hät­te als mil­de­res Mit­tel vor­ran­gig er­grif­fen wer­den müs­sen, woll­te das Ge­richt nicht fol­gen. Aus sei­ner Sicht wä­re ei­ne Ab­mah­nung als Vor­stu­fe zu ei­ner Kün­di­gung Frau van de Wauws kei­ne we­ni­ger gra­vie­ren­de Maß­nah­me ge­we­sen als ein end­gül­ti­ger Raus­wurf Ka­yas. Hun­de­be­sit­zer wer­den ei­ne sol­che Wer­tung nur schwer nach­voll­zie­hen kön­nen.

Da­bei zeig­te sich Ka­ya, de­ren per­sön­li­ches Er­schei­nen zum Gü­te­ter­min an­ge­ord­net wor­den war, in dem Ter­min fried­lich und ent­spannt. Und auch das vom Ar­beit­ge­ber be­an­stan­de­te, an­geb­lich ge­fähr­li­che so­zia­le und ter­ri­to­ria­le Ver­hal­ten hät­te man vor dem Hin­ter­grund se­hen müs­sen, dass Ka­ya schon im Wel­pe­n­al­ter ein Bein ver­lor und aus ei­nem rus­si­schen Tier­heim nach Deutsch­land ge­bracht wor­den war. Die sich hier auf­drän­gen­den Dis­kri­mi­nie­rungs­as­pek­te des Fal­les igno­rier­te das Ar­beits­ge­richt voll­stän­dig.

Am 24.03.2014 ent­schied nun auch das Lan­des­ar­beits­ge­richt (LAG) Düs­sel­dorf ge­gen Ka­ya und ihr Frau­chen. Die um­strit­te­ne Wei­sung des Ar­beit­ge­bers, Ka­ya müs­se drau­ßen blei­ben, sei durch sach­li­che Grün­de ge­recht­fer­tigt. Es lie­ge selbst dann kein Ver­stoß ge­gen den Gleich­be­hand­lungs­grund­satz vor, wenn sich die Hun­de an­de­rer Ar­beit­neh­mer in der Fir­ma auf­hal­ten dürf­ten, so die Düs­sel­dor­fer Rich­ter.

An­geb­lich soll Frau van de Wauw nach län­ge­rer krank­heits­be­ding­ter Ab­we­sen­heit nun in ei­ner an­de­ren Ab­tei­lung ar­bei­ten und in der Mit­tags­pau­se nach Hau­se fah­ren, um Ka­ya raus­zu­las­sen.

Nä­he­re In­for­ma­tio­nen fin­den Sie hier:

Hin­weis: In der Zwi­schen­zeit, d.h. nach Er­stel­lung die­ses Ar­ti­kels, hat das LAG sei­ne Ent­schei­dungs­grün­de ver­öf­fent­licht. Das voll­stän­dig be­grün­de­te Ur­teil des LAG fin­den Sie hier:

Letzte Überarbeitung: 3. August 2020

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Bewertung:

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 

Für Personaler, betriebliche Arbeitnehmervertretungen und andere Arbeitsrechtsprofis: "Update Arbeitsrecht" bringt Sie regelmäßig auf den neusten Stand der arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung. Informationen zu den Abo-Bedingungen und ein kostenloses Ansichtsexemplar finden Sie hier:

Alle vierzehn Tage alles Wichtige
verständlich / aktuell / praxisnah

HINWEIS: Sämtliche Texte dieser Internetpräsenz mit Ausnahme der Gesetzestexte und Gerichtsentscheidungen sind urheberrechtlich geschützt. Urheber im Sinne des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (UrhG) ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Arbeitsrecht Dr. Martin Hensche, Lützowstraße 32, 10785 Berlin.

Wörtliche oder sinngemäße Zitate sind nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung des Urhebers bzw. bei ausdrücklichem Hinweis auf die fremde Urheberschaft (Quellenangabe iSv. § 63 UrhG) rechtlich zulässig. Verstöße hiergegen werden gerichtlich verfolgt.

© 1997 - 2024:
Rechtsanwalt Dr. Martin Hensche, Berlin
Fachanwalt für Arbeitsrecht
Lützowstraße 32, 10785 Berlin
Telefon: 030 - 26 39 62 0
Telefax: 030 - 26 39 62 499
E-mail: hensche@hensche.de