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LAG Schles­wig-Hol­stein, Ur­teil vom 23.06.2010, 3 Sa 72/10

   
Schlagworte: Schadensersatz, Fotos, Haftung, AGB
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Schleswig-Holstein
Aktenzeichen: 3 Sa 72/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 23.06.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Elmshorn, Urteil vom 11.01.2010, 2 Ca 1402d/09
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Schles­wig-Hol­stein

Ak­ten­zei­chen: 3 Sa 72/10
2 Ca 1402 d/09 ArbG Elms­horn
(Bit­te bei al­len Schrei­ben an­ge­ben!) 

Verkündet am 23.06.2010  

als Ur­kunds­be­am­tin der Geschäfts­stel­le 

 

Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes

 

In dem Rechts­streit

pp.

 

hat die 3. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts Schles­wig-Hol­stein auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 23.06.2010 durch die Vi­ze­präsi­den­tin des Lan­des­ar­beits­ge­richts … als Vor­sit­zen­de und d. eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin … als Bei­sit­ze­rin und d. eh­ren­amt­li­chen Rich­ter … als Bei­sit­zer  

für Recht er­kannt:  

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Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Elms­horn vom 11.01.2010 – 2 Ca 1402 d/09 – wird auf sei­ne Kos­ten zurück­ge­wie­sen.  

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.  

 

 

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Ge­gen die­ses Ur­teil ist das Rechts­mit­tel der Re­vi­si­on nicht ge­ge­ben; im Übri­gen wird auf § 72 a ArbGG ver­wie­sen.  

 

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Tat­be­stand
 


Die Par­tei­en strei­ten über Scha­dens­er­satz- und Aus­kunfts­ansprüche des Klägers aus An­lass der Veröffent­li­chung von Bil­dern im In­ter­net.  

Der Kläger war vom 01.04.2003 bis 30.04.2004 bei der Be­klag­ten, ei­nem Tex­til­ver­triebs­un­ter­neh­men, als kaufmänni­scher An­ge­stell­ter/As­sis­tent der Geschäfts­lei­tung tätig. Er war zu der Zeit ein­ge­schrie­be­ner Stu­dent. Es exis­tiert kein schrift­li­cher Ar­beits­ver­trag. Ver­ein­bart war die Zah­lung ei­nes Ge­halts von 1.200,-- EUR net­to.  

Nach Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses führ­ten die Par­tei­en vor dem Ar­beits­ge­richt E... ei­nen Zah­lungs­rechts­streit über Vergütungs­ansprüche des Klägers un­ter dem Ak­ten­zei­chen … Ca …/…. Die­ser Rechts­streit en­de­te mit Ur­teil vom 28.10.2004. Das Ar­beits­ge­richt hat die­se Ver­fah­rens­ak­te bei­ge­zo­gen. Fer­ner führ­ten die Par­tei­en ei­nen Rechts­streit vor dem So­zi­al­ge­richt I... – S... AL .../.. – um So­zi­al­ver­si­che­rungs­pflicht und Beschäfti­gungs­um­fang.  

Im Herbst 2003 wur­den für die Be­klag­te ziel­ge­rich­tet und ein­ver­nehm­lich zu Wer­be­zwe­cken am E... bei H...-B... Fo­tos an­ge­fer­tigt. Auf ih­nen wer­den Tex­ti­li­en, die die Be­klag­te ver­treibt, ge­tra­gen (Bl. 7 – 19 d. A.). An die­sem Fo­to- Shoo­ting nah­men der Kläger, der Geschäftsführer der Be­klag­ten so­wie wei­te­re Per­so­nen, die mit dem Un­ter­neh­men der Be­klag­ten in Ver­bin­dung stan­den, u. a. auch die erst­in­stanz­lich ver­nom­me­nen Zeu­gen Herr O... R... und R... V..., teil. Der Kläger er­hielt dafür, dass er fo­to­gra­fiert wur­de, kei­ne ge­son­der­te Vergütung von der Be­klag­ten. Es war un­strei­tig min­des­tens ge­plant, die­se Fo­tos in Wer­be­fly­ern zur Durchführung ei­nes La­ger­ver­kaufs in der Zeit von Fe­bru­ar bis März 2004 zu ver­wen­den. Da­mit war der Kläger ein­ver­stan­den. Außer­dem wur­den die Bil­der auch vom Kläger selbst für Präsen­ta­tio­nen bei Ak­tio­nen und Son­der­maßnah­men der Be­klag­ten ver­wen­det, u. a. di­gi­ta­li­siert im Jah­re 2004 auf ei­ner Mes­se in P....  

Von 2004 bis März 2009 be­fan­den sich 10 Fo­tos die­ser Bil­der­se­rie, auf de­nen der Kläger ab­ge­bil­det ist, im In­ter­net­auf­tritt der Be­klag­ten. Ei­ni­ge der Fo­to­gra­fi­en er­schie­nen auch auf der In­ter­net­sei­te der Fir­ma R... des Zeu­gen Herrn R... V....  

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Un­strei­tig über­brach­te der Kläger im Zu­sam­men­hang mit der Ge­stal­tung der In­ter­net­präsenz ei­ne Da­ten-CD an die im Nach­bar­gebäude un­ter­ge­brach­te Fir­ma M... N..., die Fir­ma des Zeu­gen O... R....  

Nach sei­nem Aus­schei­den En­de April 2004 wur­de die Exis­tenz der im Herbst 2003 ge­fer­tig­ten Fo­tos, de­ren Ver­bleib und Ver­wen­dung vom Kläger, auch im Zu­sam­men­hang mit den geführ­ten Pro­zes­sen, bis Mit­te 2008 zu kei­ner Zeit the­ma­ti­siert. Mit Da­tum vom 11.07.2008 ver­fass­te der jet­zi­ge Pro­zess­be­vollmäch­tig­te des Klägers ein Schrei­ben an die Be­klag­te, in dem er die­se we­gen der Veröffent­li­chung und Wei­ter­rei­chung von Fo­to­gra­fi­en des Klägers auf Scha­dens­er­satz und Her­aus­ga­be in An­spruch nahm (Bl. 20 – 23 d. A.). Das Schrei­ben wur­de auch per Fax ab­ge­sandt. Ei­ne Re­ak­ti­on der Be­klag­ten er­folg­te nicht. Das Ein­schrei­ben war rückläufig. Bei der Fax-Über­mitt­lung wur­de sei­tens des Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten des Klägers aus­weis­lich ei­nes zur Ak­te ge­reich­ten Fax-Jour­nals ei­ne fal­sche Fax-Num­mer zu­grun­de ge­legt.  

Mit Schrift­satz vom 19.12.2008 er­hob der Kläger die vor­lie­gen­de Kla­ge vor dem Land­ge­richt I.... Nach Zu­stel­lung der Kla­ge verfügte der Geschäftsführer der Be­klag­ten Mit­te Fe­bru­ar 2009 die Löschung der Fo­tos in dem In­ter­net­auf­tritt. Mit Be­schluss vom 05.08.2009 wur­de der Rechts­streit vom Land­ge­richt an das Ar­beits­ge­richt Elms­horn ver­wie­sen.  

Der Kläger ver­langt vor­ran­gig Scha­dens­er­satz für die Nut­zung der Fo­tos in Höhe von 195,-- EUR je Bild für das Nut­zungs­jahr 2005 und in Höhe von 50 % von 195,-- EUR pro Bild für je­des der drei Fol­ge­jah­re 2006 bis 2008. Er hat stets be­haup­tet, ei­ne Nut­zung der Fo­tos im In­ter­net sei oh­ne sei­ne Ein­wil­li­gung er­folgt und ihm auch erst im Lau­fe des Jah­res 2008 zufällig zur Kennt­nis ge­langt. Da­vor ha­be er nichts von der Nut­zung der ihn ab­bil­den­den Fo­tos im In­ter­net ge­wusst. Er ha­be den In­ter­net­auf­tritt der Be­klag­ten nicht be­treut und in die­sem Zu­sam­men­hang auch nicht die für den Auf­tritt zu ver­wen­den­den Fo­to­gra­fi­en aus­ge­sucht. 

Der erst­in­stanz­lich ver­nom­me­ne Zeu­ge R... hat aus­ge­sagt, er ha­be das Fo­to­ma­te­ri­al des In­ter­net­auf­tritts vom Kläger be­kom­men und das ver­wen­de­te Bild­ma­te­ri­al mit die-  

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sem zu­sam­men aus­gewählt (Be­weis­auf­nah­me Bl. 124 – 128 d.A.). Der Zeu­ge V..., In­ha­ber der Fir­ma R..., hat aus­ge­sagt, er ha­be für den In­ter­net­auf­tritt sei­ner Fir­ma, die Pro­duk­te der Fir­ma C... ver­trieb, ei­ne CD mit Wer­be­bil­dern, auf de­nen auch der Kläger ab­ge­bil­det ist, vom Kläger persönlich be­kom­men Be­weis­auf­nah­me Bl. 128 – 132 d.A.).  

Das Ar­beits­ge­richt hat vor die­sem Hin­ter­grund die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das ist im We­sent­li­chen mit der Be­gründung ge­sche­hen, der Kläger ha­be sei­ne Ein­wil­li­gung zur Ver­wen­dung der Fo­to­gra­fi­en im In­ter­net er­teilt. Die­se sei auch nicht durch Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis oder außer­ge­richt­li­ches Schrei­ben schon vor Kla­ge­er­he­bung in Weg­fall ge­ra­ten. Ein Aus­kunfts­an­spruch ge­genüber der Be­klag­ten be­ste­he nicht, da der Kläger nicht ha­be be­wei­sen können, dass die Be­klag­te oh­ne Ein­wil­li­gung des Klägers auch nur ein­mal un­be­rech­tigt Fo­to­gra­fi­en an Drit­te wei­ter­ge­ge­ben hat. Hin­sicht­lich der Ein­zel­hei­ten wird auf Tat­be­stand, Anträge und Ent­schei­dungs­gründe des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils des Ar­beits­ge­richts vom 11.01.2010 ver­wie­sen.  

Ge­gen die­se dem Kläger am 28.01.2010 zu­ge­stell­te Ent­schei­dung hat er am 18.02.2010 Be­ru­fung ein­ge­legt, die am 26.03.2010 be­gründet wur­de.  

Er ist nach wie vor der An­sicht, er ha­be we­der aus­drück­lich noch still­schwei­gend sein Ein­verständ­nis zur Ver­wen­dung der Bil­der mit sei­ner Per­son auf der Home­page der Be­klag­ten er­teilt. Die Ver­wen­dung der Bil­der im In­ter­net­auf­tritt der Be­klag­ten sei ihm nicht be­kannt ge­we­sen. Das Ar­beits­ge­richt ha­be be­reits den Vor­trag des Klägers un­zu­tref­fend gewürdigt. Die an­ders­lau­ten­de Aus­sa­ge des Zeu­gen R... sei falsch. Die Zeu­gen R... und V... sei­en un­glaubwürdig. Der Zeu­ge R... un­ter­hal­te bis heu­te Geschäfts­be­zie­hun­gen zur Be­klag­ten. Herr V... ha­be von ihm kei­ne CD mit ihn persönlich ab­bil­den­den Fo­tos er­hal­ten. Auch der Zeu­ge V... ste­he im La­ger der Be­klag­ten.  

Der Kläger be­an­tragt,  

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auf die Be­ru­fung des Klägers wird das am 11.01.2010 verkünde­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Elms­horn, Az. 2 Ca 1402 d/09 wie folgt ab­geändert:  

1. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger 4.875,00 EUR zuzüglich Zin­sen hier­aus in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz ab dem 23.07.2008 zu zah­len.  

2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, dem Kläger Aus­kunft über den Um­fang der Ver­brei­tung und Zur­schau­stel­lung der in dem Klag­an­trag zu 1. be­zeich­ne­ten Licht­bild­wer­ke zu er­tei­len, hin­sicht­lich der Ver­brei­tung ins­be­son­de­re un­ter An­ga­be der Na­men und An­schrif­ten der ge­werb­li­chen Ab­neh­mer und Auf­trag­ge­ber.  

Die Be­klag­te be­an­tragt,  

die Be­ru­fung kos­ten­pflich­tig zurück­zu­wei­sen.  

Sie hält das an­ge­foch­te­ne Ur­teil so­wohl in tatsäch­li­cher als auch in recht­li­cher Hin­sicht für zu­tref­fend. Die Zeu­gen sei­en in je­der Hin­sicht glaubwürdig. So hätte auch der Zeu­ge R... das bestätigt, was sich aus den selbst vom Kläger in dem Par­al­lel­ver­fah­ren 3 Ca 1151 d/04 zur Ak­te ge­reich­ten Mo­bil­funk­rech­nun­gen er­ge­be - nämlich häufi­ger te­le­fo­ni­scher Kon­takt aus An­lass des In­ter­net­auf­tritts. Der Kläger ha­be in die Ver­wen­dung der ihn ab­bil­den­den Fo­tos auch für den In­ter­net­auf­tritt ein­ge­wil­ligt.  

Vor­sorg­lich hat die Be­klag­te mit Schrift­satz vom 31.05.2010 die Auf­rech­nung mit ihr zu­ste­hen­den Scha­dens­er­satz­ansprüchen in Höhe der ge­richt­li­chen Ver­fah­rens- und An­walts­kos­ten be­tref­fend die­ses Ver­fah­ren erklärt (Bl. 174 f d. A.).  

Der Kläger hat in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung den Aus­druck ei­ner E-Mail des Zeu­gen O... R... vom 23.02.2010 so­wie die Nie­der­schrift über den Ver­hand­lungs­ter­min vom 07.11.2006 im so­zi­al­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren S... AL .../.. zur Ak­te ge­reicht.  

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Ent­schei­dungs­gründe

I. Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist der Be­schwer nach statt­haft so­wie form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und in­ner­halb der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist auch be­gründet wor­den.  

II. Die Be­ru­fung ist je­doch un­be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht fest­ge­stellt, dass die Ver­brei­tung und Veröffent­li­chung der Bild­nis­se des Klägers im In­ter­net­auf­tritt der Be­klag­ten mit des­sen Ein­wil­li­gung er­folgt ist. Dem folgt das Be­ru­fungs­ge­richt.  

Zur Ver­mei­dung von Wie­der­ho­lun­gen wird vor­ab auf die ausführ­li­chen Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­foch­te­nen Ur­teils ver­wie­sen. Le­dig­lich ergänzend und auch auf den neu­en Vor­trag der Par­tei­en ein­ge­hend, wird Fol­gen­des aus­geführt:  

1. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klägers ge­gen die Be­klag­te auf der Grund­la­ge des § 823 Abs. 2 BGB i. V. m. §§ 22, 23 Kunst­ur­he­ber­ge­setz (Kunst­UrhG) be­steht nicht. Zwar dürfen gemäß § 22 Kunst­UrhG Bild­nis­se nur mit Ein­wil­li­gung des Ab­ge­bil­de­ten ver­brei­tet oder öffent­lich zur Schau ge­stellt wer­den. Die Ein­wil­li­gung kann auch kon­klu­dent er­teilt wer­den.  

2. Für den streit­be­fan­ge­nen Zeit­raum lag die Ein­wil­li­gung des Klägers zur Ver­wen­dung der Fo­to­gra­fi­en im In­ter­net auf der Home­page der Be­klag­ten je­doch vor. Er hat sie min­des­tens kon­klu­dent er­teilt.  

a) Zwi­schen den Par­tei­en be­stand vom 01.04.2003 bis zum 30.04.2004 ein Ar­beits­verhält­nis. Un­strei­tig wur­den die Fo­tos im Herbst 2003 im Ein­ver­neh­men mit dem Kläger er­stellt. Un­strei­tig war der Kläger auch da­mit ein­ver­stan­den, dass die Be­klag­te die­se Fo­tos zu Wer­be­zwe­cken für ei­nen Fly­er ver­wen­den darf. Un­strei­tig hat der Kläger die­se Fo­tos auch di­gi­ta­li­siert selbst auf ei­ner Mes­se in P... an ei­nem Stand mit Pro­duk­ten der Be­klag­ten präsen­tiert. Be­reits die­se Tat­sa­chen le­gen na­he, dass die Be­klag­te un­ter dem Ge­sichts­punkt des Empfänger­ho­ri­zonts von ei­nem zu­min­dest still­schwei­gend erklärten Ein­verständ­nis des Klägers mit der un­ein­ge­schränk­ten 

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Ver­wen­dung der Fo­tos zu Wer­be­zwe­cken und da­mit auch ei­ner Ver­wen­dung auf ih­rer Home­page aus­ge­hen konn­te.  

b) Un­ge­ach­tet des­sen hat der Kläger ent­ge­gen sei­nem Vor­trag sei­ne zum Aus­druck ge­brach­te Ein­wil­li­gung zur Ver­wen­dung der Fo­to­gra­fi­en nicht nur auf ei­ne Wer­be­kam­pa­gne für ei­ne Son­der­ver­kaufs­ak­ti­on und auf die Nut­zung für Aus­stel­lun­gen be­schränkt. Un­ter Würdi­gung des ge­sam­ten Ge­sche­hens so­wie der Er­geb­nis­se der erst­in­stanz­li­chen Be­weis­auf­nah­me steht auch zur Über­zeu­gung des Be­ru­fungs­ge­richts fest, dass die Ein­wil­li­gung des Klägers mit der Ver­wen­dung sei­ner Bild­nis­se auch ei­ne Veröffent­li­chung der Fo­tos im In­ter­net ex­pli­zit um­fasst hat. Nach der Aus­sa­ge des Zeu­gen R... hat der Kläger ihm persönlich die Fo­tos auf ei­ner CD zum Zwe­cke der Ge­stal­tung des In­ter­net­auf­tritts über­bracht. Die Über­brin­gung ei­ner CD mit Da­ten­ma­te­ri­al für den In­ter­net­auf­tritt hat der Kläger selbst ein­geräumt. Er will je­doch mit dem Zeu­gen R... über die Fo­tos nicht ge­spro­chen ha­ben, nur über die Ge­stal­tung des Lo­gos.

Der Zeu­ge R... hat je­doch auf aus­drück­li­chen Vor­halt des Ge­rich­tes und an­sch­ließend noch­mals auf Vor­halt des Kläger­ver­tre­ters aus­drück­lich aus­ge­sagt, er ha­be mit dem Kläger zu­sam­men das Bild­ma­te­ri­al durch­ge­se­hen und die zu ver­wen­den­den Bil­der mit ihm zu­sam­men aus­gewählt. Man ha­be die Bil­der ge­mein­sam in sei­nem Büro durch­ge­se­hen. Für die Ent­wick­lung ei­nes Lo­gos sei er gar nicht zuständig ge­we­sen. Man ha­be nur darüber ge­spro­chen, dass das be­reits exis­tie­ren­de Lo­go auf die In­ter­net­sei­te zu la­den sein müss­te. So­weit der Kläger die­se Aus­sa­ge des Zeu­gen R... nicht für glaubwürdig, viel­mehr für wahr­heits­wid­rig hält, hat er auch nicht sub­stan­ti­iert dar­ge­legt, wor­aus sich Letz­te­res er­ge­ben soll. Al­lein die Tat­sa­che, dass geschäft­li­che Be­zie­hun­gen zwi­schen ei­nem Zeu­gen und ei­ner Par­tei be­ste­hen, lässt nicht die Schluss­fol­ge­rung zu, dass der­ar­ti­ge Zeu­gen per se lügen. Aus der in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung zur Ak­te ge­reich­ten E-Mail des Zeu­gen R... vom 23.02.2010 er­gibt sich- un­ge­ach­tet der Ver­spätungsrüge der Be­klag­ten – auch nicht an­satz­wei­se et­was, das die Rich­tig­keit der Aus­sa­ge des Zeu­gen R... vom 11.01.2010 zwin­gend in Fra­ge stel­len könn­te. Ab­ge­se­hen da­von, dass die E-Mail knapp ein­ein­halb Mo­na­te nach der Be­weis­auf­nah­me er­stellt wur­de, be­sagt sie in­halt­lich nichts in Be­zug auf die Be­weis­fra­ge.  

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c) Die Be­ru­fungs­kam­mer weist den Kläger je­doch ex­pli­zit auf Fol­gen­des hin: Der Kläger hat in die­sem Ver­fah­ren vor­ge­tra­gen, für die In­ter­net­ge­stal­tung sei der Geschäftsführer zuständig ge­we­sen, nicht er. Er sei ein­zig und al­lein im Zu­sam­men­hang mit der Über­brin­gung ei­ner Da­ten-CD Bo­te zwi­schen dem Geschäftsführer der Be­klag­ten so­wie Herrn R... ge­we­sen (Schrift­satz vom 16. Ju­li 2009, Sei­te 3 – Bl. 69 d. A.). Mit der Aus­wahl der Fo­tos für den In­ter­net­auf­trag ha­be er nichts zu tun ge­habt und sei hierüber auch nicht in­for­miert ge­we­sen.  

Das Ar­beits­ge­richt hat den Kläger in dem an­ge­foch­te­nen Ur­teil be­reits dar­auf hin­ge-wie­sen, dass er aus­weis­lich der von ihm selbst in dem Ver­fah­ren 3 Ca 1151 d/04 er­stell­ten Lis­te über von ihm ver­rich­te­te Te­le­fo­na­te am 12.12.2003 und am 24. so­wie 25.02.2004 mit Herrn R... wie­der­holt te­le­fo­niert hat. Der Kläger selbst hat als The­ma die­ser Te­le­fo­na­te al­lein fünf­mal die The­ma­tik „In­ter­net“ an­ge­ge­ben. Die­se An­ga­ben wi­der­spre­chen dem pro­zes­sua­len Vor­brin­gen des Klägers im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren.  

Der Kläger hat mit Schrift­satz vom 16. Ju­li 2009 als An­la­ge K 15 (Bl. 72 d.A.) selbst ei­nen Aus­druck ei­ner un­ter an­de­rem an ihn ge­rich­te­ten E-Mail des Herrn F… S… vom 16.12.2003 mit dem Be­treff „ In­ter­net­ver­trieb C...“ zur Ak­te ge­reicht und ihm mit­ge­teilt wird, dass al­le Bil­der (Außen­auf­nah­men) an R... ge­schickt wur­den. Mit die­ser E-Mail wur­den zwei an­de­re E-Mails an ihn wei­ter­ge­lei­tet, in de­nen de­fi­ni­tiv eben­falls die Fo­tos, De­tails der Pro­duk­te und die ers­te Shop­sei­te erwähnt sind.  

Gleich­wohl be­haup­tet der Kläger, in Be­zug auf die In­ter­net­ge­stal­tung mit Fo­tos nicht in­vol­viert ge­we­sen zu sein und in­so­weit kei­ner­lei Kennt­nis von der Ver­wen­dung ge­habt zu ha­ben.  

Der Kläger hat aber darüber hin­aus in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung die Sit­zungs­nie­der­schrift der Ver­hand­lung vom 07.11.2006 in dem so­zi­al­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren S... AL .../.. zur Ak­te ge­reicht. In dem ge­nann­ten Ver­fah­ren ist aus­weis­lich die­ser Sit­zungs­nie­der­schrift ei­ne Be­weis­auf­nah­me durch­geführt wor­den. U. a. die Mut­ter des Klägers hat zu sei­ner Tätig­keit wie folgt aus­ge­sagt: 

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„Ich ha­be in Er­in­ne­rung, dass mein Sohn sich um die Com­pu­ter gekümmert hat. … So­weit ich das be­ur­tei­len kann, hat er am Com­pu­ter ge­ses­sen und Fo­tos oder Bil­der ins In­ter­net ge­stellt. Er hat sich über­haupt dar­um gekümmert, dass et­was ins In­ter­net kommt.“
 


Vor die­sem Ge­samt­hin­ter­grund ist die Kam­mer da­von über­zeugt, dass die Fo­to­gra­fi­en des Klägers min­des­tens mit sei­ner Ein­wil­li­gung, wenn nicht gar un­ter sei­ner Mit­wir­kung in die Home­page der Be­klag­ten ge­stellt wor­den sind. Die Be­klag­te je­den­falls konn­te sein Han­deln nicht an­ders ver­ste­hen.  

3. Die­se Ein­wil­li­gung ist auch nicht durch das Aus­schei­den des Klägers mit Wir­kung ab 30.04.2004 weg­ge­fal­len.  

a) Ein Ein­verständ­nis ei­nes Ar­beit­neh­mers da­mit, dass der Ar­beit­ge­ber auf sei­ner Home­page ein ge­zielt und ge­mein­schaft­lich auf­ge­nom­me­nes Fo­to des Ar­beit­neh­mers veröffent­licht, er­lischt nicht oh­ne Wei­te­res au­to­ma­tisch im Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses, so­fern der Ar­beit­neh­mer nicht aus­drück­lich Ge­gen­tei­li­ges erklärt. Das gilt je­den­falls dann, wenn das Fo­to rei­nen Il­lus­tra­ti­ons­zwe­cken dient und kei­nen auf die in­di­vi­du­el­le Per­son des Ar­beit­neh­mers Be­zug neh­men­den In­halt trans­por­tiert (vgl. LAG Köln vom 10.07.2009 – 7 Ta 126/09 – zi­tiert nach Ju­ris).  

b) Der Kläger hat im Zeit­punkt der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses die Fra­ge des In­ter­net­auf­tritts zu kei­ner Zeit the­ma­ti­siert. Er hat al­ler­dings so­wohl im Zu­sam­men­hang mit dem ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren … Ca … d/.. als auch in dem so­zi­al­ge­richt­li­chen Ver­fah­ren S... AL .../.. ei­ne Viel­zahl von Ansprüchen ge­genüber der Be­klag­ten gel­tend ge­macht. Die sich im In­ter­net be­find­li­chen Bil­der wur­den je­doch un­strei­tig nie­mals the­ma­ti­siert. An­ge­sichts des­sen durf­te die Be­klag­te schuld­los un­ter­stel­len, dass sich al­lein auf­grund der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses der Par­tei­en die ursprüng­li­che Ein­wil­li­gung des Klägers mit der Ver­wen­dung sei­ner Fo­tos auf der Home­page nicht ändern würde. Der Kläger hätte da­her die Ein­wil­li­gung aus­drück­lich wi­der­ru­fen müssen.  

4. Der Kläger hat auch nicht später sei­ne Ein­wil­li­gung wi­der­ru­fen. Ein Wi­der­ruf der er­teil­ten Ein­wil­li­gung mit Schrei­ben vom 11.07.2008 ist schon des­halb nicht er­folgt,  

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weil der Kläger den Zu­gang die­ses Schrei­bens bei der Be­klag­ten nicht hat nach­wei­sen können. Das Ein­schrei­ben war rückläufig. Das Te­le­fax wur­de an die fal­sche Fax-Num­mer ge­sen­det. 

In Be­zug auf den vor­ge­brach­ten Weg­fall der Ein­wil­li­gung durch Kla­ger­he­bung wird auf die zu­tref­fen­den ausführ­li­chen Ausführun­gen des erst­in­stanz­li­chen Ur­teils ver­wie­sen.  

5. Auch der gel­tend ge­mach­te Aus­kunfts­an­spruch ge­genüber der Be­klag­ten steht dem Kläger nicht zu. Die Ausführun­gen des Klägers zur Per­son des Zeu­gen V... sind nicht ge­eig­net, des­sen Glaubwürdig­keit und des­sen Aus­sa­ge in Fra­ge zu stel­len. Der im Kam­mer­ter­min vom 11.01.2009 von Kläger­sei­te ge­stell­te An­trag, die dort über­reich­te CD durch ei­nen EDV-Sach­verständi­gen un­ter­su­chen zu las­sen, ist kei­ner Be­weis­auf­nah­me zugäng­lich. Ihm nach­zu­ge­hen, hieße ei­nen un­zulässi­gen Aus­for­schungs­be­weis führen. Der Kläger hat noch nicht ein­mal an­ge­ge­ben, was er un­ter Sach­verständi­gen­be­weis stel­len will.  

6. Aus den ge­nann­ten Gründen ist die Kla­ge zu Recht ab­ge­wie­sen wor­den. Die Be­ru­fung des Klägers war da­her zurück­zu­wei­sen. Auf die von der Be­klag­ten erklärte Auf­rech­nung kommt es da­her vor­lie­gend nicht mehr an. 

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 ZPO.  

Die Vor­aus­set­zun­gen des § 72 Abs. 2 ArbGG lie­gen nicht vor, so dass die Re­vi­si­on nicht zu­zu­las­sen war. Vor­lie­gend han­delt es sich aus­sch­ließlich um ei­ne Ein­zel­fall­ent­schei­dung.

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