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LAG Köln, Ur­teil vom 13.08.2008, 7 Sa 454/08

   
Schlagworte: Betriebliche Altersversorgung, Zillmerung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Köln
Aktenzeichen: 7 Sa 454/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 13.08.2008
   
Leitsätze:

1. Es bestehen keine grundsätzlichen Bedenken dagegen, eine Entgeltumwandlungsvereinbarung mit dem Abschluss einer Altersrenten- bzw. Lebensversicherung zu kombinieren, für die sogenannte gezillmerte Tarife gelten (entgegen LAG München vom 15.03.2007, 4 Sa 1152/06, NZA 2007, 813 ff.).

2. Maßgeblicher Bezugspunkt für eine Bestimmung des Begriffs "wertgleich" gemäß § 1 Abs. 2 Nr. 3 BetrAVG in solchen Fällen ist nicht der vertragszweckwidrige Störfall des vorzeitigen Rückkaufs der Lebensversicherung, sondern die Leistung, die der Arbeitnehmer bei zweckentsprechender Durchführung des Vertrages aufgrund des vollständigen Einsatzes der von ihm finanzierten Versicherungsbeiträge im Versorgungsfall zu erwarten hat.

3. Als "wertgleich" im Sinne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 BetrAVG sind daher Versorgungsanwartschaften zu bezeichnen, in die die vom Arbeitnehmer zur Verfügung gestellten Entgeltanteile in vollem Umfang eingeflossen sind und die im bestimmungsgemäßen Versorgungsfall Leistungen bieten, die in einem marktüblichen und versicherungsmathematisch bedenkenfrei ermittelten Wertverhältnis zur Summe der eingesetzten Beträge stehen.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Siegburg 2. Kammer, 27. Februar 2008, Az: 2 Ca 2831/07, Urteil
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Köln, 7 Sa 454/08

 

Te­nor:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg
vom 27.02.2008 in Sa­chen 2 Ca 2831/07 wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand:

Der Kläger macht Rück­for­de­rungs- bzw. Er­satz­ansprüche gel­tend im Zu­sam­men­hang mit ei­nem im Rah­men ei­ner Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung zu sei­nen Guns­ten ab­ge­schlos­se­nen Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trag mit "ge­zill­mer­ten" Ta­ri­fen.

Der am 13.08.1974 ge­bo­re­ne Kläger war vom 01.03.2000 bis zum 30.09.2007 als 

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Per­so­nal­re­fe­rent bei der Be­klag­ten beschäftigt. Er ver­dien­te zu­letzt 5.200,00 € brut­to mo­nat­lich zuzüglich Sach­leis­tun­gen (vgl. Bl. 6 d. A.). Die Be­klag­te beschäftigt ins­ge­samt ca. 4.200 Mit­ar­bei­ter. Das Ar­beits­verhält­nis mit dem Kläger en­de­te durch ei­nen im bei­der­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men ge­trof­fe­nen Auf­he­bungs­ver­trag (Bl. 79 d. A.). Der zu­letzt gülti­ge Ar­beits­ver­trag der Par­tei­en vom 17.05.2001 enthält un­ter Zif­fer 11 u. a. fol­gen­de Klau­sel:

"Al­le Ansprüche aus dem Beschäfti­gungs­verhält­nis müssen in­ner­halb ei­ner Frist von 3 Mo­na­ten nach Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den. Ansprüche, die nicht in­ner­hal die­ser Frist gel­tend ge­macht wor­den sind, sind ver­wirkt. Die­se Re­ge­lung gilt so­wohl für die Ansprüche des Mit­ar­bei­ters, wie auch für die Ansprüche der Fir­ma." (Bl. 75 d. A.).

Der Kläger war in sei­ner ar­beits­ver­trag­li­chen Stel­lung als Per­so­nal­re­fe­rent mit Grund­satz­fra­gen be­fasst (vgl. Zif­fer 1 des Ar­beits­ver­tra­ges vom 17.05.2001). Im Jah­re 2002 wirk­te der Kläger an der Einführung ei­nes Mo­dells zur Ent­gelt­um­wand­lung nach § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG im Un­ter­neh­men der Be­klag­ten mit. Da­bei kam es zum Ab­schluss ei­nes Rah­men­ver­tra­ges zwi­schen der Be­klag­ten und der Vic­to­ria-Ver­si­che­rung, dem eben­falls so ge­nann­te ge­zill­mer­te Ta­ri­fe zu­grun­de la­gen. Ob der Kläger an dem Pro­jekt der Einführung der Ent­gelt­um­wand­lung fe­derführend als Pro­jekt­lei­ter be­tei­ligt war, oder ob er das Pro­jekt le­dig­lich im ope­ra­ti­ven/or­ga­ni­sa­to­ri­schen Sin­ne be­glei­te­te, ist zwi­schen den Par­tei­en strei­tig ge­blie­ben. Im Jah­re 2004 or­ga­ni­sier­te der Kläger für die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten deutsch­land­weit Sam­mel­ter­mi­ne, an de­nen ei­ne Grup­pen­ver­si­che­rung der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se vor­ge­stellt wur­de. An ei­nem sol­chen Vor­stel­lungs­ter­min nahm auch der Kläger selbst teil. Bei die­sem Ter­min sei nach Be­kun­den des Klägers al­ler­dings nicht in­halt­lich ver­tieft be­spro­chen wor­den, wel­che Vor- und Nach­tei­le ein ge­zill­mer­ter Ver­trag bei ei­ner vor­zei­ti­gen Kündi­gung für die Mit­ar­bei­ter hätte.

Am 03.11.2004 schlos­sen die Par­tei­en ei­ne Ver­ein­ba­rung im Sin­ne von 

§ 3 Nr. 63 EStG, wo­nach mit Wir­kung vom 01.12.2004 der An­spruch des Ar­beit­neh­mers auf Zah­lung Bar­lohn in Höhe von 4 % der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in ei­nen An­spruch auf Ver­schaf­fung von Ver­si­che­rungs­schutz um­ge­wan­delt wur­de. Die Be­klag­te ver­pflich­te­te sich, in Höhe des um­ge­wan­del­ten Be­tra­ges Beiträge zu ei­ner bei der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ab­ge­schlos­se­nen Grup­pen­ren­ten­ver­si­che­rung ab­zuführen, und räum­te dem Kläger ein un­wi­der­ruf­li­ches Be­zugs­recht auf die Ver­si­che­rungs­leis­tun­gen ein­sch­ließlich Über­schussan­tei­len ein. Auf den vollständi­gen In­halt der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung (Bl. 7 f. d. A.) wird Be­zug ge­nom­men.

Mit Wir­kung zum 01.12.2004 wur­de der Kläger in die mit der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ab­ge­schlos­se­ne Grup­pen­ver­si­che­rung auf­ge­nom­men. Dem Kläger wur­de dar­in ei­ne le­bens­lan­ge mo­nat­li­che Al­ters­ren­te ab dem 01.09.2039 in Höhe von 736,49 € oder al­ter­na­tiv ei­ne ein­ma­li­ge Ka­pi­tal­ab­fin­dung in Höhe von 146.290,77 € zu­ge­sagt bei ei­ner mo­nat­li­chen Bei­trags­leis­tung in Höhe von 206,00 €. Auf den vollständi­gen In­halt der Ver­si­che­rungs­ur­kun­de (Bl. 11 ff. d. A.), ins­be­son­de­re auf de­ren Sei­ten 12 und 13 (Bl. 22 f. d. A.), so­wie auf die als An­la­ge der Ver­si­che­rungs­ur­kun­de bei­gefügten all­ge­mei­nen Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen für die Ren­ten­ver­si­che­rung, ins­be­son­de­re auf de­ren § 6 (Bl. 99 ff. d. A.), wird Be­zug ge­nom­men.

Bis zum Aus­schei­den des Klägers aus dem Ar­beits­verhält­nis zum 30.09.2007 führ­te die Be­klag­te ins­ge­samt Beiträge in Höhe von 7.004,00 € vom Ge­halt des Klägers an die Ver­si­che­rung ab. Aus­weis­lich ei­ner Ver­si­che­rungs­aus­kunft vom 05.08.2008 be­trug das De­ckungs­ka­pi­tal der Ver­si­che­rung des Klägers zum 01.10.2007 ein­sch­ließlich Über­schussan­tei­len 4.712,47 €. Der Ver­si­che­rungs­ver­trag wur­de seit dem 01.10.2007 bei­trags­frei ge­stellt. Ent­spre­chend ei­ner Mit­tei­lung der Ver­si­che­rung an den Kläger stan­den ihm per Stand 01.12.2007 zum Ren­ten­be­ginn ei­ne le­bens­lan­ge mo­nat­li­che Al­ters­ren­te in Höhe von 62,96 € oder ei­ne ein­ma­li­ge Ka­pi­tal­leis­tung in Höhe von 12.505,96 € zu. (Bl. 165 d. A.).

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Mit der vor­lie­gen­den, am 27.11.2007 ein­ge­reich­ten Kla­ge ver­langt der Kläger von der Be­klag­ten die Er­stat­tung der an die Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ab­geführ­ten Ver­si­che­rungs­beiträge in ei­ner Ge­samthöhe von 7.004,00 € brut­to. Der Kläger hat die An­sicht ver­tre­ten, die Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 sei in Gänze rechts­un­wirk­sam. Sie ver­s­toße nämlich ge­gen die zwin­gen­de Ge­set­zes­vor­schrift des § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG; denn Le­bens­ver­si­che­rungs­verträge mit ge­zill­mer­ten Prämi­en stell­ten kei­ne wert­glei­che An­wart­schaft auf Ver­sor­gungs­leis­tun­gen dar. Das Ge­bot der Wert­gleich­heit be­deu­te dem Kläger zu­fol­ge, dass dem Ar­beit­neh­mer aus der Ver­si­che­rung auch vor Ein­tritt des Ver­sor­gungs­fal­les stets so viel zu­ste­hen müsse, wie ins­ge­samt an Beiträgen ein­ge­zahlt wor­den sei. Da sich die Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung als rechts­un­wirk­sam er­wei­se, le­be der Vergütungs­an­spruch des Klägers aus sei­nem
Ar­beits­ver­trag wie­der auf.

Zu­dem haf­te die Be­klag­te nach An­sicht des Klägers ver­schul­dens­un­abhängig we­gen der Ver­let­zung von Be­ra­tungs- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten. Auch dies fol­ge aus die­sem ver­letz­ten Ge­bot der Wert­gleich­heit.
Sch­ließlich sei die Un­zulässig­keit ge­zill­mer­ter Verträge bei Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­run­gen auch aus der ar­beits­ver­trag­li­chen Fürsor­ge­pflicht des Ar­beit­ge­bers her­zu­lei­ten. Die­se ver­bie­te es ihm, die ihm an­ver­trau­ten Ge­halts­an­tei­le des Ar­beit­neh­mers durch die Wahl ei­nes ge­zill­mer­ten Ver­tra­ges zunächst aus­sch­ließlich zur Ver­rech­nung mit den Ab­schluss­kos­ten des Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges zu ver­wen­den.

Der Kläger hat be­an­tragt, 

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 7.004,00 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten aus dem Ba­sis­zins­satz aus

a. den Net­to­be­trag von je­weils 206,00 € für den Zeit­raum vom 01.12.2004 bis 01.09.2007 je­weils ab dem 01. ei­nes Mo­nats so­wie

b. aus dem Net­to­be­trag von 7.004,00 € ab dem 02.09.2007 zu zah­len. 

Die Be­klag­te ist der Rechts­auf­fas­sung des Klägers schriftsätz­lich ent­ge­gen­ge­tre­ten und im Kam­mer­ter­min vom 27.02.2008 vor dem Ar­beits­ge­richt Sieg­burg säum­ig ge­blie­ben.

Die 2. Kam­mer des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg hat die Kla­ge im We­ge ei­nes un­ech­ten Versäum­nis­ur­teils ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat sie aus­geführt, dass die von den Par­tei­en ge­trof­fe­ne Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung wirk­sam sei. Ins­be­son­de­re sei die Ent­schei­dung der 4. Kam­mer des LAG München vom 15.03.2007 (DB 2007, 1143 ff.) aus ver­schie­de­nen Gründen nicht über­zeu­gend. Selbst wenn je­doch der Auf­bau ei­ner Ver­sor­gungs­an­wart­schaft mit ge­zill­mer­ten Verträgen im Rah­men ei­ner Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung als rechts­wid­rig an­ge­se­hen wer­den müss­te, fol­ge dar­aus nicht die vollständi­ge Un­wirk­sam­keit der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung, son­dern al­len­falls ei­ne Haf­tung des Ar­beits­ge­bers auf die Dif­fe­renz zu ei­nem un­ge­zill­mer­ten Ta­rif. Ein An­spruch auf Nach­zah­lung des Ge­halts in Höhe der auf den Ren­ten­ver­si­che­rungs­ver­trag bei der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ein­ge­zahl­ten Beiträge be­ste­he so­mit nicht. Eben­so we­nig ha­be der Kläger ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch. Hierfür feh­le es be­reits an der Dar­le­gung ei­nes Scha­dens.

Auf den vollständi­gen In­halt der Ent­schei­dungs­gründe des ar­beits­ge­richt­li­chen Ur­teils vom 27.02.2008 wird Be­zug ge­nom­men. Das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts wur­de dem Kläger am 20.03.2008 zu­ge­stellt. Er hat hier­ge­gen am 02.04.2008 ein­ge­legt und die­se gleich­zei­tig be­gründet.

Der Kläger hält das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts aus Rechts­gründen für falsch und folgt 

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wei­ter­hin der Ent­schei­dung des LAG München vom 15.03.2007, 4 Sa 1152/06. Die Ver­wen­dung ge­zill­mer­ter Ta­ri­fe bei der Ent­gelt­um­wand­lung stel­le ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­nach­tei­li­gung dar, die mit we­sent­li­chen Grund­ge­dan­ken des Be­triebs­ren­ten­ge­set­zes nicht zu ver­ein­ba­ren sei. Wie aus § 1 b Abs. 5 Satz 1 und § 4 Abs. 3 Be­trAVG her­vor­ge­he, sei es dem Ge­setz­ge­ber auf die Wert­hal­tig­keit der Ver­sor­gung auch im An­wart­schafts­sta­di­um, be­son­ders je­doch im Mo­ment des Aus­schei­dens des Ar­beit­neh­mers an­ge­kom­men.

Im Übri­gen be­strei­tet der Kläger mit Nicht­wis­sen, dass der Ren­ten­ver­si­che­rungs­ver­trag bei sei­nem Aus­schei­den aus dem Ar­beits­verhält­nis ein po­si­ti­ves De­ckungs­ka­pi­tal in Höhe von 4.712,47 € aus­ge­wie­sen ha­be und dass die­ser Be­trag dem Grun­de und der Höhe nach zu­tref­fend er­mit­telt wor­den sei.

Der Kläger und Be­ru­fungskläger be­an­tragt nun­mehr, 

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.02.2008, Az.: 2 Ca 2831/07, ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger 7.004,00 € brut­to nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz aus

a) dem Net­to­be­trag von je­weils 206,00 € für den Zeit­raum vom 01.12.2004 bis 24 01.09.2007 je­weils ab dem 01. ei­nes je­den Mo­nats, so­wie

b) aus dem Net­to­be­trag von 7.004,00 € ab dem 02.09.2007 zu zah­len. 

Die Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te be­an­tragt, 

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen. 

Die Be­klag­te hält das ar­beits­ge­richt­li­che Ur­teil für rich­tig, die Ent­schei­dung des LAG München vom 15.03.2007 hin­ge­gen für falsch, und tritt der Be­ru­fung des Klägers mit Rechts­gründen ent­ge­gen.

Auf den vollständi­gen In­halt der Be­ru­fungs­be­gründung, der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung so­wie der wei­te­ren Schriftsätze des Klägers und Be­ru­fungsklägers vom 18.07.2008 und 07.08.2008
so­wie der Be­ru­fungs­be­klag­ten vom 06.08.2008 wird Be­zug ge­nom­men.

 

Ent­schei­dungs­gründe:

I. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.02.2008 ist zulässig. Sie ist gemäß § 64 Abs. 2 b) ArbGG statt­haft und wur­de in­ner­halb der in § 66
Abs. 1 ArbGG vor­ge­schrie­be­nen Fris­ten ein­ge­legt und be­gründet.

II. Die Be­ru­fung des Klägers konn­te je­doch kei­nen Er­folg ha­ben. Das Ar­beits­ge­richt Sieg­burg hat den Rechts­streit rich­tig ent­schie­den und sei­ne Ent­schei­dung sorgfältig und über­zeu­gend un­ter kri­ti­scher Aus­wer­tung der ein­schlägi­gen Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur be­gründet. Der Kläger hat we­der ei­nen An­spruch auf Nach­zah­lung sei­nes Ge­hal­tes in Höhe der in der Zeit vom 01.12.2004 bis 01.09.2007 durch die Be­klag­te an die Ham­burg- Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ab­geführ­ten Ren­ten­ver­si­che­rungs­beiträge, noch kommt dem Kläger ein Scha­dens­er­satz­an­spruch in ent­spre­chen­der Höhe zu.

Aus der Sicht der münd­li­chen Ver­hand­lung vor dem Be­ru­fungs­ge­richt gilt in An­knüpfung an die ar­beits­ge­richt­li­chen Ent­schei­dungs­gründe zu­sam­men­fas­send und ergänzend das
Fol­gen­de:

1. Der Kläger hat ge­gen die Be­klag­te kei­nen An­spruch auf Nach­zah­lung von Ge­halt in Höhe von 206,00 € brut­to mo­nat­lich für die Mo­na­te No­vem­ber 2004 bis Sep­tem­ber 2007.

a. Ein sol­cher An­spruch wäre im Zwei­fel be­reits zum ganz über­wie­gen­den Teil auf­grund der

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in Zif­fer 11 des Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en vom 17.05.2001 ent­hal­te­nen Ver­fall­klau­sel ver­wirkt. Wie der Kläger selbst ausführt, wur­den die Ge­halts­ansprüche je­weils am Mo­nats­en­de fällig. Die ers­te schrift­li­che Gel­tend­ma­chung sei­ner ver­meint­li­chen Ge­halts­nach­zah­lungs­ansprüche er­folg­te nach ei­ge­nen An­ga­ben des Klägers im Au­gust 2007. Zu die­sem Zeit­punkt wa­ren be­reits sämt­li­che even­tu­el­len Teil­ansprüche für die Mo­na­te bis ein­sch­ließlich April 2007 länger als 3 Mo­na­te fällig und so­mit ver­wirkt.

b. Ob be­reits auf­grund Zif­fer 11 Abs. 4 und 5 des Ar­beits­ver­tra­ges der Par­tei­en der weit über­wie­gen­de Teil der kläge­ri­schen For­de­rung ver­wirkt ist, kann je­doch letzt­end­lich da­hin­ge­stellt blei­ben. Maßgeb­lich ist, dass kei­ne Ge­halts­ansprüche des Klägers aus der Ver­gan­gen­heit mehr of­fen ste­hen. Gemäß Zif­fer 2 der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 ha­ben die Par­tei­en nämlich ver­ein­bart, dass der An­spruch des Klägers auf Zah­lung von Bar­lohn in Höhe von 4 % der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze in ei­nen An­spruch auf Ver­schaf­fung von Ver­si­che­rungs­schutz um­ge­wan­delt wird. Der mo­nat­li­che An­spruch des Klägers auf Bar­lohn in ent­spre­chen­der Höhe soll­te von der Be­klag­ten als Ver­si­che­rungs­bei­trag auf die für den Kläger ab­ge­schlos­se­ne Al­ters­ren­ten­ver­si­che­rung bei der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG ein­ge­zahlt wer­den. Un­strei­tig hat die Be­klag­te den sich auf 206,00 € brut­to mo­nat­lich be­lau­fen­den Um­wand­lungs­be­trag ab dem 01.12.2004 pflicht­gemäß und vollständig als Ver­si­che­rungs­bei­trag auf den Al­ters­ren­ten­ver­si­che­rungs­ver­trag zu­guns­ten des Klägers ein­ge­zahlt. Gemäß Zif­fer 2 Satz 2 der Ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 ist der An­spruch des Klägers auf mo­nat­li­chen Bar­lohn in ent­spre­chen­der Höhe durch Erfüllung un­ter­ge­gan­gen.

2. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Klägers ist die Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 kei­nes­wegs rechts­un­wirk­sam. Dar­an ändert auch der Um­stand nichts, dass die Al­ters­ren­ten­ver­si­che­rung bei der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG, in wel­che die um­ge­wan­del­ten Ent­gelt­be­stand­tei­le als Ver­si­che­rungs­beiträge ein­zu­zah­len wa­ren, so ge­nann­te ge­zill­mer­te Ta­ri­fe auf­weist. Der ge­gen­tei­li­gen Auf­fas­sung der 4. Kam­mer des LAG München in ih­rer Ent­schei­dung vom 15.03.2007 (4 Sa 1152/06), der sich der Kläger an­ge­schlos­sen hat, ist nicht zu fol­gen. Die­se Auf­fas­sung geht von ei­nem fal­schen Be­griff der Wert­gleich­heit im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG aus und ver­fehlt den we­sent­li­chen Sinn der Ent­gelt­um­wand­lung zum Zwe­cke ei­ner be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung.

a. § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG enthält ei­ne De­fi­ni­ti­ons­norm (!) der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ("be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung liegt auch vor, wenn..."). Die steu­er- und so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Vor­tei­le ei­ner be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung und die Schutz­me­cha­nis­men des Be­triebs­ren­ten­ge­set­zes sol­len Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer nur für sich in An­spruch neh­men können, wenn die Vor­aus­set­zun­gen der De­fi­ni­ti­ons­norm erfüllt sind.

b. Durch die Ein­be­zie­hung des In­stru­ments der Ent­gelt­um­wand­lung in die Re­gu­la­ri­en der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung will der Ge­setz­ge­ber Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer aber auch mo­ti­vie­ren, in verstärk­tem Maße Al­ters­ver­sor­ge auf pri­vat­recht­li­cher Ebe­ne zu be­trei­ben. Wie fer­ner aus § 1 b) Abs. 5 Satz 1, 2. Halbs. i. V. m. § 1 b) Abs. 2 Be­trAVG zwei­fels­frei her­vor­geht, hat der Ge­setz­ge­ber bei der Ein­glie­de­rung der Ent­gelt­um­wand­lung in die In­stru­men­ta­ri­en der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ge­ra­de auch dar­an ge­dacht, dass im We­ge der Ent­gelt­um­wand­lung Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten durch den Ab­schluss von Le­bens­ver­si­che­run­gen auf das Le­ben des Ar­beit­neh­mers auf­ge­baut wer­den soll­ten.
Tatsächli­chen Schätzun­gen zu­fol­ge be­zie­hen sich dem­ent­spre­chend auch die weit
über­wie­gen­de, wenn nicht gar na­he­zu al­le re­al exis­tie­ren­den Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­run­gen auf den Auf­bau von Le­bens­ver­si­che­run­gen (Dil­ler NZA 2008, 340).

c. Auf der an­de­ren Sei­te ist fest­zu­stel­len, dass auf­grund der Vor­tei­le, die das so ge­nann­te Zill­me­rungs­ver­fah­ren bei zweck­ent­spre­chen­der Durchführung ei­nes Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­tra­ges al­len am Ver­si­che­rungs­ver­trag be­tei­lig­ten Par­tei­en bie­tet, am

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Markt na­he­zu aus­sch­ließlich ge­zill­mer­te Le­bens­ver­si­che­rungs­ta­ri­fe an­ge­bo­ten wur­den und wer­den (Dil­ler a. a. O.).

d. Hiel­te man es in­des­sen mit dem Kläger für rich­tig, dass von ei­ner wert­glei­chen An­wart­schaft im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG nur ge­spro­chen wer­den könn­te, wenn der Rück­kaufs­wert ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung in je­der Pha­se des Ver­si­che­rungs­auf­baus min­des­tens die Sum­me der ein­ge­zahl­ten Beiträge er­reicht, so wären in der Tat die so ge­nann­ten ge­zill­mer­ten Le­bens­ver­si­che­rungs­ta­ri­fe und da­mit die al­ler­meis­ten am Markt an­ge­bo­te­nen bran­chenübli­chen Le­bens­ver­si­che­run­gen von ei­ner Ent­gelt­um­wand­lung im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG aus­ge­schlos­sen; denn un­strei­tig be­wirkt die Zill­me­rung der Ta­ri­fe, al­so die Ver­rech­nung der Ab­schluss- und Ver­wal­tungs­kos­ten des
Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges mit den ers­ten an­fal­len­den Ver­si­che­rungs­prämi­en, dass nach
Ab­schluss des Ver­tra­ges der Rück­kaufs­wert der Ver­si­che­rung für ge­rau­me Zeit hin­ter der
Sum­me der ein­ge­zahl­ten Beiträge zurück­bleibt. Ge­ra­de der­je­ni­ge Weg des Auf­baus ei­ner
Ver­sor­gungs­an­wart­schaft, der in der Pra­xis am engs­ten mit dem In­stru­ment der
Ent­gelt­um­wand­lung ver­bun­den ist, nämlich der Ab­schluss marktübli­cher Le­bens­ver­si­che­run­gen, wäre da­mit aus dem An­wen­dungs­be­reich des § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG aus­ge­schlos­sen. Be­reits die­ser Zu­sam­men­hang lässt es als äußerst un­wahr­schein­lich er­schei­nen, dass der Ge­setz­ge­ber das Merk­mal "wert­gleich" im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG in dem vom Kläger ver­tre­te­nen Sin­ne ver­stan­den wis­sen woll­te.

e. Es er­scheint aber oh­ne­hin aus grundsätz­li­chen Erwägun­gen von vor­ne­her­ein ver­fehlt, das Merk­mal "wert­gleich" in § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG bei ei­nem Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­trag mit Ab­schluss ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung in ers­ter Li­nie auf den Rück­kaufs­wert ei­ner sol­chen Le­bens­ver­si­che­rung zu fo­kus­sie­ren. Im Rah­men des Be­trAVG sind Ent­gelt­um­wand­lung und Le­bens­ver­si­che­rung aus­sch­ließlich un­ter dem As­pekt zu be­trach­ten, dass sie dem Zweck des Auf­baus ei­ner Al­ters­ver­sor­gung die­nen. Mögen außer­halb ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses Le­bens­ver­si­che­run­gen bis­wei­len in mehr oder min­der großem Um­fang auch zum Zweck der Vermögens­bil­dung ab­ge­schlos­sen wer­den, so ist die­ser mögli­che As­pekt im Rah­men des An­wen­dungs­be­reichs des Be­trAVG und ins­be­son­de­re im Zu­sam­men­hang der Ent­gelt­um­wand­lung zu ver­nachlässi­gen. Die Ent­gelt­um­wand­lung wur­de zu dem Zweck der Stärkung ei­ner pri­va­ten Al­ters­vor­sor­ge in das Be­triebs­ren­ten­recht ein­geführt. Maßgeb­li­cher Be­zugs­punkt für ei­ne "Wert­gleich­heit" im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG können bei zweck­ent­spre­chen­der Be­griffs­be­stim­mung so­mit nur die Leis­tun­gen sein, die der Ar­beit­neh­mer auf­grund des Ein­sat­zes der von ihm fi­nan­zier­ten Ver­si­che­rungs­beiträge im Ver­sor­gungs­fall zu er­war­ten hat. Ver­si­che­rungs­verträge mit ge­zill­mer­ten Ta­ri­fen bie­ten bei zweck­ent­spre­chen­der Ver­trags­durchführung aber Ver­sor­gungs­leis­tun­gen, die re­gelmäßig ein bes­se­res, min­des­tens aber eben so gu­tes Preis-Leis­tungs-Verhält­nis auf­wei­sen wie un­ge­zill­mer­te Ta­ri­fe (vgl. Hartsoe , Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung, 2006, S. 323 ff.).

f. Der Rück­kauf ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung läuft dem­ge­genüber dem Zweck des Auf­baus ei­ner pri­va­ten Al­ters­ver­sor­gung dia­me­tral zu­wi­der. Er kann ge­ra­de­zu als Störfall des Ver­trags­zwecks be­zeich­net wer­den. Es er­scheint me­tho­den­wid­rig, den Wert ei­ner Ver­sor­gungs­an­wart­schaft an den Verhält­nis­sen zu mes­sen, die sich in ei­nem zweck­wid­ri­gen Störfall wie dem vor­zei­ti­gen Rück­kauf ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung er­ge­ben, statt an den Verhält­nis­sen, die bei be­stim­mungs­gemäßem Zweck­ein­tritt vor­lie­gen. Als wert­gleich im Sin­ne von § 1 Abs. 2 Nr. 3 Be­trAVG sind so­mit Ver­sor­gungs­an­wart­schaf­ten zu be­zeich­nen, in die die vom Ar­beit­neh­mer zur Verfügung ge­stell­ten Ent­gel­tan­tei­le in vol­lem Um­fang ein­ge­flos­sen sind und die im be­stim­mungs­gemäßen Ver­sor­gungs­fall Leis­tun­gen bie­ten, die in ei­nem marktübli­chen und ver­si­che­rungs­ma­the­ma­tisch be­den­ken­frei er­mit­tel­ten
Wert­verhält­nis zur Sum­me der ein­ge­setz­ten Leis­tun­gen ste­hen.

g. Legt man die­se Be­griffs­be­stim­mung dem Merk­mal "wert­gleich" zu­grun­de, be­steht kein Zwei­fel, dass im Rah­men der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 die vom Kläger zur Verfügung ge­stell­ten Ge­halts­be­stand­tei­le in ei­ne wert­glei­che Ver­sor­gungs­an­wart­schaft in­ves­tiert wur­den.

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3. Auch wenn nach der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung so­mit kei­ne Be­den­ken da­ge­gen be­ste­hen, ei­ne Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung mit dem Ab­schluss ei­ner Al­ters­ren­ten-bzw. Le­bens­ver­si­che­rung mit ge­zill­mer­ten Ta­ri­fen zu kom­bi­nie­ren, bie­ten die ge­zill­mer­ten Ta­ri­fe im Fal­le ei­ner vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses und da­mit auch der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung "zur Un­zeit" we­gen der in der An­fangs­pha­se ty­pi­scher­wei­se ungüns­ti­gen Rück­kaufs­wer­te ein Nach­teil­s­po­ten­ti­al für den Ar­beit­neh­mer. Für ei­nen sol­chen Störfall hat der Ge­setz­ge­ber des Be­triebs­ren­ten­ge­set­zes al­ler­dings in § 1 b) Abs. 5 Satz 1 Nr. 2 Be­trAVG ei­ne Schutz­vor­keh­rung ge­trof­fen. So­weit nämlich die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung durch Ent­gelt­um­wand­lung in Kom­bi­na­ti­on mit ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung er­folgt, schreibt der Ge­setz­ge­ber vor, dass dem aus­ge­schie­de­nen Ar­beit­neh­mer das Recht zur Fort­set­zung der Ver­si­che­rung mit ei­ge­nen Beiträgen ein­geräumt wer­den muss. Dies ist auch im vor­lie­gen­den Fall ge­sche­hen. Macht der Ar­beit­neh­mer von der Möglich­keit der Fortführung der Ver­si­che­rung mit ei­ge­nen Beiträgen Ge­brauch, kann er den Nach­teil der für ihn vorüber­ge­hend ungüns­ti­gen Rück­kaufs­wer­te bei ge­zill­mer­ten Ver­si­che­rungs­ta­ri­fen ver­mei­den.

4. Selbst wenn ent­ge­gen der hier ver­tre­te­nen Auf­fas­sung da­von aus­zu­ge­hen wäre, dass ei­ne Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung zum Zwe­cke der ta­rif­li­chen Al­ters­ver­sor­gung in Kom­bi­na­ti­on mit ei­nem ge­zill­mer­ten Le­bens­ver­si­che­rungs­ta­rif ge­ne­rell un­zulässig wäre, folg­te dar­aus nicht die Be­gründet­heit der Kla­ge­for­de­rung.

a. Aus wel­chem recht­li­chen Grun­de der Kläger glaubt, die ihm ver­blei­ben­den Rech­te aus dem Le­bens­ver­si­che­rungs­ver­trag wei­ter­hin in An­spruch neh­men, gleich­zei­tig aber von der Be­klag­ten die vollständi­ge Rückführung al­ler im Zu­ge der Ent­gelt­um­wand­lung ge­leis­te­ten Ge­halts­be­stand­tei­le ver­lan­gen zu können, er­sch­ließt sich nicht. Aus­weis­lich der Mit­tei­lung der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG vom 05.08.2008 be­trug das De­ckungs­ka­pi­tal zu­guns­ten des Klägers aus der frag­li­chen Le­bens­ver­si­che­rung am Tag nach der Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses

ins­ge­samt 4.712,47 €. Der Kläger hat zwar mit Nicht­wis­sen be­strit­ten, dass die­se Aus­kunft
rich­tig sei, dies je­doch of­fen­sicht­lich ins Blaue hin­ein. Je­den­falls ist da­von aus­zu­ge­hen, dass sich die Ver­si­che­rungs­ge­sell­schaft im Fal­le ei­ner In­an­spruch­nah­me an die­se von ihr selbst er­teil­te Aus­kunft hal­ten würde, al­so je­den­falls nicht von ei­nem nied­ri­ge­ren Rück­kau­ferlös aus­zu­ge­hen wäre. Selbst wenn so­mit die Aus­gangs­the­se des Klägers rich­tig wäre, dass ihm min­des­tens die Sum­me der ein­ge­setz­ten Beiträge zurücker­stat­tet wer­den müßte, wäre das zu erlösen­de De­ckungs­ka­pi­tal hier­auf an­zu­rech­nen, so dass al­len­falls ein An­spruch auf den Dif­fe­renz­be­trag in Fra­ge kom­men könn­te.

b. Ab­ge­se­hen da­von, wäre selbst für den Fall ei­ner Un­zulässig­keit der Ver­wen­dung ei­nes ge­zill­mer­ten Le­bens­ver­si­che­rungs­ta­ri­fes im Rah­men ei­ner Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung nicht von der vollständi­gen Nich­tig­keit des Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­tra­ges aus­zu­ge­hen, son­dern al­len­falls von ei­ner Teil­un­wirk­sam­keit in der Form, dass der Ar­beit­neh­mer so zu stel­len wäre, als wäre ein un­ge­zill­mer­ter Ta­rif ver­wen­det wor­den (eben­so Rei­ne­cke DB 2006, 562).

5. Eben­so we­nig hat der Kläger ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch auf die von ihm ein­ge­klag­te Leis­tung.

a. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch des Klägers we­gen der Ver­let­zung der ar­beits­ver­trag­li­chen
Fürsor­ge­pflicht kommt schon des­halb nicht in Be­tracht, weil, wie oben ausführ­lich be­gründet, der Ab­schluss ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung mit ge­zill­mer­ten Ta­ri­fen im Rah­men ei­ner Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung nach rich­ti­ger Auf­fas­sung nicht un­zulässig ist.

b. Ein Scha­dens­er­satz­an­spruch kommt aber auch we­gen der Ver­let­zung von Be­ra­tungs- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nicht in Be­tracht. Schon dem Grun­de nach hat die Be­klag­te Be­ra­tungs- und In­for­ma­ti­ons­pflich­ten nicht ver­letzt.

aa. Ei­ner all­ge­mei­nen Be­leh­rung darüber, dass die vor­zei­ti­ge Be­en­di­gung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses zu Nach­tei­len bei der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung führt, be­durf­te es schon des­halb nicht, weil die­ser Um­stand je­dem Ar­beit­neh­mer be­wusst sein muss und da­her als be­kannt vor­aus­ge­setzt wer­den kann (LAG München vom 11.07.2007, 10 Sa 12/07, NZA 2008, 362 f.).

bb. Darüber hin­aus konn­te die Be­klag­te ge­ra­de bei dem Kläger auf­grund sei­nes be­ruf­li­chen
Auf­ga­ben­fel­des als Per­so­nal­re­fe­rent für Grund­satz­fra­gen und sei­ner aus­gie­bi­gen Be­fas­sung mit dem The­ma der Einführung der Ent­gelt­um­wand­lung im Un­ter­neh­men der Be­klag­ten ei­nen Verständ­nis­ho­ri­zont vor­aus­set­zen, der ei­ne be­son­de­re Be­leh­rung des Klägers über die Fol­gen des Ab­schlus­ses ei­ner ge­zill­mer­ten Le­bens­ver­si­che­rung nicht er­for­der­lich er­schei­nen las­sen muss­te. Auch wenn der Kläger die Be­haup­tung der Be­klag­ten be­strei­tet, sel­ber als ei­ner von zwei fe­derführen­den Pro­jekt­lei­tern die Einführung der Ent­gelt­um­wand­lung in­halt­lich kon­zi­piert zu ha­ben, so war er doch un­strei­tig im ope­ra­ti­ven Be­reich in­ten­siv mit dem Pro­jekt be­fasst und hat über­dies nach ei­ge­nem Be­kun­den auch an ei­ner In­for­ma­ti­ons­ver­an­stal­tung über die Grup­pen­ver­si­che­rungs­verträge bei der Ham­burg-Mann­hei­mer Pen­si­ons­kas­se AG teil­ge­nom­men. Auf­grund sei­nes be­ruf­li­chen Ein­sat­zes für die Be­klag­te stand er auch in ei­nem in­ten­si­ven Kon­takt zu den für die Be­klag­te täti­gen Ver­si­che­rungs­ver­mitt­lern. Von da­her muss­te die Be­klag­te nicht da­von aus­ge­hen, dass der Kläger ei­ner be­son­de­ren Be­leh­rung darüber be­durf­te, dass die Rück­kaufs­wer­te ei­ner Le­bens­ver­si­che­rung bei frühzei­ti­ger Be­en­di­gung des Ver­trags­verhält­nis­ses nicht un­be­dingt die Ge­samt­sum­me der auf­ge­wand­ten Ver­si­che­rungs­beiträge er­reich­ten.

cc. Zu­dem enthält die Ver­si­che­rungs­ur­kun­de, wel­che gemäß Zif­fer 8 der Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung vom 03.11.2004 auch als de­ren Be­stand­teil an­zu­se­hen ist, auf den Sei­ten 12 und 13 im Klar­text ei­ne aus­drück­li­che und leicht verständ­li­che Be­leh­rung über die Ent­wick­lung der Rück­kaufs­wer­te der Ver­si­che­rung vom Jahr des Ab­schlus­ses des Ver­tra­ges an bis zum vor­ge­se­he­nen Jahr des Ren­ten­be­ginns. Aus der Ta­bel­le auf Sei­te 13 der Ver­si­che­rungs­ur­kun­de konn­te der Kläger mit Leich­tig­keit ab­le­sen, dass in den ers­ten Jah­ren des Ver­si­che­rungs­ver­laufs der ga­ran­tier­te Rück­kaufs­wert re­gelmäßig hin­ter der Sum­me der auf­ge­wand­ten Beiträge zurück­blei­ben würde. Ei­ne ent­spre­chen­de Be­leh­rung ist über­dies in § 6 Zif­fer 2 Abs. 3 der all­ge­mei­nen Ver­si­che­rungs­be­din­gun­gen ent­hal­ten, die als An­la­ge der Ver­si­che­rungs­ur­kun­de bei­gefügt wa­ren.

dd. Der Kläger hat auch nicht dar­ge­legt, dass er im Fal­le ei­ner ent­spre­chen­den Be­leh­rung durch die Be­klag­te von dem Ab­schluss des Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­tra­ges Ab­stand ge­nom­men hätte.

c. Es kann je­doch letzt­lich da­hin­ge­stellt blei­ben, ob zu­guns­ten des Klägers dem Grun­de nach ein Scha­dens­er­satz­an­spruch in Fra­ge kommt. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch schei­tert nämlich, wie be­reits das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt hat, je­den­falls dar­an, dass der Kläger den Ein­tritt ei­nes Scha­dens nicht dar­ge­legt hat.

aa. Wie be­reits die 10. Kam­mer des LAG München in ih­rem Ur­teil vom 11.07.2007 (NZA 2008, 362 f.) zu­tref­fend aus­geführt hat, setzt ein Scha­dens­er­satz­an­spruch we­gen man­gel­haf­ter Aufklärung über die Fol­gen ei­ner vor­zei­ti­gen Auflösung der Ren­ten­ver­si­che­rungs­ver­ein­ba­rung mit Ent­gelt­um­wand­lung zwin­gend vor­aus, dass das den Kläger be­tref­fen­de Ver­si­che­rungs­verhält­nis tatsächlich vor­zei­tig be­en­det wur­de. Erst wenn sich der durch die Zill­me­rung ver­ur­sach­te ungüns­ti­ge Rück­kaufs­wert tatsächlich ver­wirk­licht, kann von ei­nem Scha­den­s­ein­tritt ge­spro­chen wer­den, der je­doch der Höhe nach auch le­dig­lich die Dif­fe­renz zwi­schen den auf­ge­wand­ten Beiträgen ei­ner­seits, der tatsächli­chen Rück­kaufs­sum­me an­de­rer­seits um­fas­sen würde.

bb. Den Ein­tritt des von ihm re­kla­mier­ten Scha­dens könn­te der Kläger je­doch ins­be­son­de­re

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da­durch ver­mei­den, dass er die Ver­si­che­rung über den 01.10.2007 hin­aus mit ei­ge­nen Bei­trags­leis­tun­gen fortführ­te.

cc. Grundsätz­lich kann so­gar an­ge­nom­men wer­den, dass der Kläger zu ei­ner sol­chen Scha­dens­min­de­rung gemäß § 254 Abs. 2 Satz 1 letz­ter Halbs. BGB auch ver­pflich­tet ge­we­sen wäre.

dd. Et­was an­de­res käme nur dann in Be­tracht, wenn es dem Kläger aus be­son­de­ren in­di­vi­du­el­len Gründen unmöglich oder un­zu­mut­bar (ge­we­sen) wäre, von der Möglich­keit, den Scha­den durch Fortführung der Ver­si­che­rung mit ei­ge­nen Beiträgen ab­zu­wen­den, Ge­brauch zu ma­chen. Hierfür ist je­doch eben­falls nichts er­sicht­lich.

6. Un­ge­ach­tet der vor­ste­hend be­han­del­ten spe­zi­el­len be­triebs­ren­ten­recht­li­chen Im­pli­ka­tio­nen wa­ren die Zill­me­rung von Le­bens­ver­si­che­rungs­verträgen und die da­mit ver­bun­de­nen Nach­tei­le für den Ver­si­che­rungs­neh­mer bei vor­zei­ti­ger Ver­trags­auflösung in der Ver­gan­gen­heit auch Ge­gen­stand der höchst­rich­ter­li­chen Recht­spre­chung auf den Ge­bie­ten des all­ge­mei­nen Zi­vil- und Ver­si­che­rungs­ver­trags­rechts so­wie des Ver­fas­sungs­rechts (vgl. BVerfG vom 15.02.2006, NJW 2006, 1783 ff.; BGH vom 12.10.2005, NJW 2005, 3559 ff.).

a. Nach der ak­tu­el­len Recht­spre­chung des BGH ver­bleibt es grundsätz­lich bei der Ver­rech­nung von Ab­schluss­kos­ten des Ver­si­che­rungs­ver­tra­ges nach dem Zill­me­rungs­ver­fah­ren. Für den Fall ei­ner vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung der Bei­trags­zah­lung darf der Rück­kaufs­wert aber ei­nen Min­dest­be­trag nicht un­ter­schrei­ten, der durch die Hälf­te des ent­spre­chend be­rech­ne­ten un­ge­zill­mer­ten De­ckungs­ka­pi­tals be­stimmt wird. Die­se Rechts­spre­chung des BGH ist nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts ver­fas­sungs­kon­form (BVerfG a. a. O.).

b. Im vor­lie­gen­den Fall be­trug aus­weis­lich der Aus­kunft des Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­mens vom 05.08.2008 be­reits das nach dem Zill­me­rungs­ver­fah­ren be­rech­ne­te De­ckungs­ka­pi­tal 67,3 % der Ge­samt­sum­me al­ler bis da­hin auf­ge­wand­ten Beiträge. Da auch bei un­ge­zill­mer­ten Ta­ri­fen zulässi­ger­wei­se Ab­schluss- und Ver­wal­tungs­kos­ten, wenn auch nicht ku­mu­liert, son­dern gleichmäßig auf den ver­trag­li­chen Bei­trags­zeit­raum ver­teilt von den Ver­si­che­rungs­prämi­en in Ab­zug ge­bracht wer­den, ist in An­be­tracht der ge­nann­ten Zah­len­verhält­nis­se nicht zu er­war­ten, dass vor­lie­gend die vom BGH befürwor­te­te Min­dest­gren­ze un­ter­schrit­ten würde. Dies vor­zu­tra­gen wäre in­des­sen auch Sa­che des Klägers ge­we­sen. Im Übri­gen rich­te­te sich ein ent­spre­chen­der mögli­cher Dif­fe­ren­zer­stat­tungs­an­spruch auch in ers­ter Li­nie ge­gen das Ver­si­che­rungs­un­ter­neh­men.

III. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Sieg­burg vom 27.02.2008 konn­te da­her kei­nen Er­folg ha­ben. Sie war kos­ten­pflich­tig (§ 97 Abs.1 ZPO) zurück­zu­wei­sen.

Gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG so­wie we­gen der Di­ver­genz zu der Ent­schei­dung des LAG München, 4 Sa 1152/06, vom 15.03.2007 war die Re­vi­si­on zu­zu­las­sen.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von 

RE­VISION

ein­ge­legt wer­den. 

Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb ei­ner Not­frist* von ei­nem Mo­nat schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt 

- 10 -

Hu­go-Preuß-Platz 1 99084 Er­furt

Fax: 0361 2636 2000 ein­ge­legt wer­den.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte,
2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,
3. ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

In den Fällen der Zif­fern 2 und 3 müssen die Per­so­nen, die die Re­vi­si­ons­schrift un­ter­zeich­nen, die Befähi­gung zum Rich­ter­amt ha­ben.

Ei­ne Par­tei die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

* ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den.

Dr. Czinc­zoll

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