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BAG, Be­schluss vom 27.10.2010, 7 ABR 86/09

   
Schlagworte: Betriebsrat, Befristung
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 7 ABR 86/09
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 27.10.2010
   
Leitsätze: Der Arbeitgeber ist bei der befristeten Einstellung von Arbeitnehmern nicht verpflichtet, dem Betriebsrat mitzuteilen, ob die Befristung mit oder ohne Sachgrund sowie ggf. mit welchem erfolgen soll.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Cottbus, Beschluss vom 26.05.2008, 5 BV 31/07
Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg, Beschluss vom 19.02.2009, 25 TaBV 20/09
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

7 ABR 86/09

25 TaBV 20/09

Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am 27. Ok­to­ber 2010

BESCHLUSS

Schie­ge, Ur­kunds­be­am­ter der Geschäfts­stel­le

In dem Be­schluss­ver­fah­ren mit den Be­tei­lig­ten

1.

An­trag­stel­ler, Be­schwer­deführer und Rechts­be­schwer­deführer,

2.

hat der Sieb­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der Be­ra­tung am 27. Ok­to­ber 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Lin­sen­mai­er, die Rich­te­rin­nen am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gall­ner und Schmidt so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Vor­bau und Will­ms be­schlos­sen:


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Die Rechts­be­schwer­de des Be­triebs­rats ge­gen den Be­schluss des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ber­lin-Bran­den­burg vom 19. Fe­bru­ar 2009 - 25 TaBV 20/09 - wird zurück­ge­wie­sen.

Von Rechts we­gen!

Gründe

A. Die Be­tei­lig­ten strei­ten darüber, ob die Ar­beit­ge­be­rin vor der Ein­stel­lung

be­fris­tet beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer dem Be­triebs­rat mit­zu­tei­len hat, ob die Be­fris­tung oh­ne Sach­grund oder mit sach­li­chem Grund er­folgt und wor­in ggf. der sach­li­che Grund be­steht.

Die Ar­beit­ge­be­rin ist ein in der Rechts­form ei­ner selbständi­gen Stif­tung

bürger­li­chen Rechts geführ­tes For­schungs­zen­trum. In ih­rem Be­trieb in Z, in wel­chem ca. 200 Ar­beit­neh­mer beschäftigt sind, ist der an­trag­stel­len­de Be­triebs­rat gewählt. In der Ver­gan­gen­heit un­ter­rich­te­te die Ar­beit­ge­be­rin den Be­triebs­rat bei be­fris­te­ten Ein­stel­lun­gen über die Be­fris­tungs­gründe. Die­se Pra­xis stell­te sie im Jahr 2006 ein.

In dem von ihm ein­ge­lei­te­ten Be­schluss­ver­fah­ren hat der Be­triebs­rat

gel­tend ge­macht, die Ar­beit­ge­be­rin sei ver­pflich­tet, ihm vor je­der nicht dau­er­haf­ten Ein­stel­lung ei­nes Ar­beit­neh­mers die Gründe für die Be­fris­tung des Ar­beits­verhält­nis­ses mit­zu­tei­len. Das fol­ge aus sei­nem Be­tei­li­gungs­recht nach § 99 Be­trVG. Oh­ne Mit­tei­lung des Be­fris­tungs­grun­des sei er nicht in der La­ge zu be­ur­tei­len, ob die Ein­stel­lung Nach­tei­le für be­reits im Be­trieb beschäftig­te Ar­beit­neh­mer mit sich brin­ge. Im Übri­gen ge­bie­te dies ei­ne Par­al­lel­wer­tung zum Anhörungs­recht des Be­triebs­rats vor Kündi­gun­gen. Je­den­falls sei das Aus­kunfts­ver­lan­gen nach § 80 Be­trVG und § 92 Be­trVG be­gründet und ent­spre­che dem Ge­bot der ver­trau­ens­vol­len Zu­sam­men­ar­beit.


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Der Be­triebs­rat hat zu­letzt be­an­tragt,

1. der Ar­beit­ge­be­rin auf­zu­ge­ben, ihm vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters mit­zu­tei­len, ob die Be­fris­tung gem. § 14 Abs. 2 Tz­B­fG oh­ne Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des er­folgt oder ob ihr ein sach­li­cher Grund gem. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG oder nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz zu­grun­de liegt,

2. der Ar­beit­ge­be­rin auf­zu­ge­ben, vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters, der ein sach­li­cher Grund gem. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG oder nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz zu­grun­de liegt, den sach­li­chen Grund mit­zu­tei­len;

hilfs­wei­se für den Fall der Ab­wei­sung der Haupt­anträge als un­zulässig

fest­zu­stel­len, dass die Ar­beit­ge­be­rin ver­pflich­tet ist,

1. ihm vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters mit­zu­tei­len, ob die Be­fris­tung gem. § 14 Abs. 2 Tz­B­fG oh­ne Vor­lie­gen ei­nes sach­li­chen Grun­des er­folgt oder ob ihr ein sach­li­cher Grund gem. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG oder nach dem Wis­sen-schafts­zeit­ver­trags­ge­setz zu­grun­de liegt,

2. ihm vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters, der ein sach­li­cher Grund gem. § 14 Abs. 1 Tz­B­fG oder nach dem Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags-ge­setz zu­grun­de liegt, den sach­li­chen Grund mit­zu­tei­len.

Die Ar­beit­ge­be­rin hat An­trags­ab­wei­sung be­an­tragt und die Auf­fas­sung

ver­tre­ten, sie müsse dem Be­triebs­rat bei ei­ner be­ab­sich­tig­ten be­fris­te­ten Ein­stel­lung von Ar­beit­neh­mern die Gründe für die Be­fris­tung nicht mit­tei­len.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Anträge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits-

ge­richt hat die Be­schwer­de des Be­triebs­rats zurück­ge­wie­sen. Mit der Rechts­be­schwer­de ver­folgt der Be­triebs­rat sei­ne Anträge wei­ter. Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Rechts­be­schwer­de.

B. Die zulässi­ge Rechts­be­schwer­de des Be­triebs­rats ist un­be­gründet

Ent­ge­gen der Be­ur­tei­lung des Lan­des­ar­beits­ge­richts sind die Haupt­anträge al­ler­dings be­reits un­zulässig. Die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung stellt sich so­mit


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aus an­de­ren Gründen als rich­tig dar (§ 561 ZPO). Die dem Se­nat da­nach an­fal­len­den Hilfs­anträge sind un­be­gründet.

I. Die Haupt­anträge sind un­zulässig, weil sie auf die Erfüllung von erst in

der Zu­kunft ent­ste­hen­den Un­ter­rich­tungs­ver­pflich­tun­gen ge­rich­tet sind.

1. Ein auf die Vor­nah­me ei­ner künf­ti­gen Hand­lung ge­rich­te­ter An­trag ist
nach dem auch im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren an­wend­ba­ren § 259 ZPO zulässig, wenn den Umständen nach die Be­sorg­nis ge­recht­fer­tigt ist, der Schuld­ner wer­de sich der recht­zei­ti­gen Leis­tung ent­zie­hen (vgl. BAG 6. Mai 2003 - 1 ABR 13/02 - zu B II 2 b der Gründe, BA­GE 106, 111). Die Be­sorg­nis der Leis­tungs­ver­wei­ge­rung kann sich auf ei­nen be­ding­ten An­spruch be­zie­hen, so­fern ab­ge­se­hen vom Ein­tritt der Be­din­gung die Ver­pflich­tung des Schuld­ners zur Er­brin­gung der künf­ti­gen Leis­tung in ih­rem Be­stand ge­wiss ist. § 259 ZPO ermöglicht aber nicht die Ver­fol­gung ei­nes erst in der Zu­kunft ent­ste­hen­den An­spruchs. Er setzt viel­mehr vor­aus, dass der gel­tend ge­mach­te An­spruch be­reits ent­stan­den ist (vgl. BGH 12. Ju­li 2006 - VIII ZR 235/04 - Rn. 11, NJW-RR 2006, 1485).

2. Hier­nach sind die Haupt­anträge nicht zulässig. Nach dem Wort­laut des
An­trags und sei­ner Be­gründung be­gehrt der Be­triebs­rat ei­nen Leis­tungs­ti­tel, durch den die Ar­beit­ge­be­rin ver­pflich­tet wird, ihm vor je­der - künf­tig be­ab­sich­tig­ten - be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters mit­zu­tei­len, ob die Be­fris­tung sach­grund­los oder mit ei­nem Sach­grund er­fol­gen soll und wel­cher sach­li­cher Grund der Be­fris­tung zu­grun­de liegt. Un­ge­ach­tet der be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen An­spruchs­grund­la­ge ent­steht ein sol­cher An­spruch erst, wenn ei­ne Ein­stel­lung über­haupt er­fol­gen soll. Der Um­stand „vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung“ ist an­spruchs­be­gründen­der Sach­ver­halt und kei­ne bloße Be­din­gung oder Fällig­keits­vor­aus­set­zung. Die ver­fah­rens­ge­genständ­li­chen Haupt­anträge sind mit­hin auf künf­tig erst ent­ste­hen­de Un­ter­rich­tungs­ansprüche ge­rich­tet. Der Be­triebs­rat ver­folgt mit ih­nen die Ti­tu­lie­rung ei­nes zu­kunfts­of­fe­nen Dau­er­be­geh­rens, des­sen Vor­aus­set­zun­gen erst mit dem Tat­be­stands­merk­mal der be­ab­sich­tig­ten be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Ar­beit­neh­mers ge­ge­ben sein können.


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II. Die Hilfs­anträge sind zulässig, aber un­be­gründet.

1. Die Anträge sind zulässig. Ins­be­son­de­re genügen sie den An-

for­de­run­gen des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO und des § 256 Abs. 1 ZPO.

a) Die Anträge sind hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

aa) Ein An­trag, mit dem ein In­for­ma­ti­ons­recht des Be­triebs­rats ge­genüber

dem Ar­beit­ge­ber in be­stimm­ten Si­tua­tio­nen ge­richt­lich fest­ge­stellt wer­den soll, muss we­gen der An­for­de­run­gen der §§ 308, 322 ZPO den In­halt der be­gehr­ten In­for­ma­ti­on so­wie den be­trieb­li­chen Vor­gang, bei dem die Un­ter­rich­tungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers gel­tend ge­macht wird, so ge­nau be­zeich­nen, dass mit der Ent­schei­dung fest­steht, wann der Ar­beit­ge­ber zu wel­cher In­for­ma­ti­on ver­pflich­tet ist (vgl. zur Fest­stel­lung ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts bei Maßnah­men des Ar­beit­ge­bers oder be­trieb­li­chen Vorgängen BAG 11. Ju­ni 2002 - 1 ABR 44/01 - zu B II 1 der Gründe mwN, BA­GE 101, 277).

bb) Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind erfüllt. Der Be­triebs­rat be­gehrt die Fest-

stel­lun­gen, dass er vor je­der be­fris­te­ten Ein­stel­lung ei­nes Mit­ar­bei­ters darüber zu in­for­mie­ren ist, ob die Be­fris­tung oh­ne sach­li­chen Grund oder mit sach­li­chem Grund er­folgt und wor­in ggf. der sach­li­che Grund be­steht. Da­mit sind In­halt und An­lass des Un­ter­rich­tungs­ver­lan­gens hin­rei­chend be­stimmt. Un­klar­hei­ten über den Um­fang der ob­jek­ti­ven Rechts­kraft ei­ner dem An­trag statt­ge­ben­den oder ihn ab­wei­sen­den ge­richt­li­chen Sach­ent­schei­dung sind nicht zu be­sor­gen.

b) Auch die Vor­aus­set­zun­gen des im Be­schluss­ver­fah­ren an­wend­ba­ren
§ 256 Abs. 1 ZPO sind erfüllt. Die mit bei­den Fest­stel­lungs­anträgen ver­folg­ten Un­ter­rich­tungs­rech­te des Be­triebs­rats ge­genüber der Ar­beit­ge­be­rin sind Rechts­verhält­nis­se, de­ren Be­ste­hen ei­ner ge­richt­li­chen Fest­stel­lung zugäng­lich ist. Das Be­ste­hen, der In­halt oder der Um­fang ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts können im Be­schluss­ver­fah­ren los­gelöst von ei­nem kon­kre­ten Aus­gangs­fall geklärt wer­den, wenn die Maßnah­me, für die ein Mit­be­stim­mungs­recht in An­spruch ge­nom­men wird, häufi­ger im Be­trieb auf­tritt und sich auch künf­tig je­der­zeit wie­der­ho­len kann (vgl. BAG 28. Mai 2002 - 1 ABR 35/01 - zu B II 1 der


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Gründe mwN, BA­GE 101, 232). Hier­von kann im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren aus­ge­gan­gen wer­den. Der Be­triebs­rat hat an den be­gehr­ten als­bal­di­gen Fest­stel­lun­gen ein be­rech­tig­tes In­ter­es­se, da die Ar­beit­ge­be­rin ei­ne ent­spre­chen­de In­for­ma­ti­ons­pflicht be­strei­tet.

2. Die Hilfs­anträge sind nicht be­gründet. Dem Be­triebs­rat steht der gel-

tend ge­mach­te Un­ter­rich­tungs­an­spruch we­der nach § 99 Abs. 1 Satz 1 und 2 Be­trVG noch nach § 80 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 1 Be­trVG oder nach § 92 Be­trVG zu.

a) Der An­spruch folgt nicht aus § 99 Abs. 1 Satz 1 und 2 Be­trVG.

aa) Nach § 99 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG hat der Ar­beit­ge­ber in Un­ter­neh­men

mit in der Re­gel mehr als zwan­zig wahl­be­rech­tig­ten Ar­beit­neh­mern den Be­triebs­rat ua. vor je­der Ein­stel­lung zu un­ter­rich­ten, ihm die er­for­der­li­chen Be­wer­bungs­un­ter­la­gen vor­zu­le­gen und Aus­kunft über die Per­son der Be­tei­lig­ten zu ge­ben; er hat dem Be­triebs­rat un­ter Vor­la­ge der er­for­der­li­chen Un­ter­la­gen Aus­kunft über die Aus­wir­kun­gen der ge­plan­ten Maßnah­me zu ge­ben und die Zu­stim­mung des Be­triebs­rats zu der ge­plan­ten Maßnah­me ein­zu­ho­len. Ei­ne Ein­stel­lung iSv. § 99 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG liegt nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vor, wenn Per­so­nen in den Be­trieb ein­ge­glie­dert wer­den, um zu­sam­men mit den dort beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern des­sen ar­beits­tech­ni­schen Zweck durch wei­sungs­ge­bun­de­ne Tätig­keit zu ver­wirk­li­chen. Auf das Rechts­verhält­nis, in dem die Per­so­nen zum Be­triebs­in­ha­ber ste­hen, kommt es nicht an (BAG 23. Ju­ni 2010 - 7 ABR 1/09 - Rn. 10 mwN, NZA 2010, 1302). Bei Ein­stel­lun­gen und Ver­set­zun­gen hat der Ar­beit­ge­ber fer­ner nach § 99 Abs. 1 Satz 2 Be­trVG ins­be­son­de­re den in Aus­sicht ge­nom­me­nen Ar­beits­platz und die vor­ge­se­he­ne Ein­grup­pie­rung mit­zu­tei­len.

(1) Die Un­ter­rich­tungs- und Vor­la­ge­pflicht nach § 99 Abs. 1 Satz 1 und 2

Be­trVG dient da­zu, dem Be­triebs­rat die In­for­ma­tio­nen zu ver­schaf­fen, die er benötigt, um sein Recht zur Stel­lung­nah­me nach § 99 Abs. 2 Be­trVG sach­ge­recht ausüben zu können. Der Ar­beit­ge­ber hat den Be­triebs­rat so zu un­ter­rich­ten, dass die­ser auf­grund der mit­ge­teil­ten Tat­sa­chen in die La­ge ver­setzt


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wird zu prüfen, ob ei­ner der in § 99 Abs. 2 Be­trVG ge­nann­ten Zu­stim­mungs-ver­wei­ge­rungs­gründe vor­liegt (BAG 14. De­zem­ber 2004 - 1 ABR 55/03 - zu B II 2 b bb (2) der Gründe, BA­GE 113, 109; 5. Mai 2010 - 7 ABR 70/08 - Rn. 24, EzA Be­trVG 2001 § 99 Nr. 16). Der Um­fang der vom Ar­beit­ge­ber ge­for­der­ten Un­ter­rich­tung des Be­triebs­rats be­stimmt sich da­mit nach dem Zweck der Be­tei­li­gung an der je­wei­li­gen per­so­nel­len Maßnah­me (BAG 10. Au­gust 1993 - 1 ABR 22/93 - zu B I 1 der Gründe, NZA 1994, 187).

(2) Das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats bei Ein­stel­lun­gen dient
vor­nehm­lich den kol­lek­ti­ven In­ter­es­sen der Be­leg­schaft (vgl. BAG 25. Ja­nu­ar 2005 - 1 ABR 59/03 - zu B II 2 a der Gründe, BA­GE 113, 206). Für die­se ist es von Be­deu­tung, ob ein Ar­beit­neh­mer auf Dau­er oder nur vorüber­ge­hend ein­ge­stellt wer­den soll. Da­her ist der Be­triebs­rat bei ei­ner Ein­stel­lung darüber zu un­ter­rich­ten, ob die­se be­fris­tet oder un­be­fris­tet er­fol­gen soll. Dem ent­spricht auch die ständi­ge Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, nach der die Wei­ter­beschäfti­gung ei­nes Ar­beit­neh­mers über das En­de ei­nes be­fris­te­ten Ar­beits­verhält­nis­ses hin­aus ei­ne er­neut nach § 99 Abs. 1 Satz 1 Be­trVG mit­be­stim­mungs­pflich­ti­ge Ein­stel­lung ist (BAG 23. Ju­ni 2009 - 1 ABR 30/08 - Rn. 32, AP Be­trVG 1972 § 99 Ein­stel­lung Nr. 59).

(3) Das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats bei Ein­stel­lun­gen ist da-
ge­gen nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts kein In­stru­ment zur um­fas­sen­den Ver­trags­in­halts­kon­trol­le (BAG 25. Ja­nu­ar 2005 - 1 ABR 61/03 - zu B II 4 b bb (3) (a) der Gründe mwN, BA­GE 113, 218). Dem­ent­spre­chend kann der Be­triebs­rat gestützt auf § 99 Abs. 2 Nr. 1 Be­trVG ei­ner Ein­stel­lung sei­ne Zu­stim­mung nur dann ver­wei­gern, wenn die­se als sol­che un­ter­sagt ist (vgl. BAG 18. März 2008 - 1 ABR 81/06 - Rn. 29 mwN, BA­GE 126, 176). Da­her kann der Be­triebs­rat die Ver­wei­ge­rung der Zu­stim­mung zu ei­ner Ein­stel­lung auch nicht dar­auf stützen, die im Ar­beits­ver­trag ver­ein­bar­te Be­fris­tung sei un­wirk­sam (vgl. BAG 28. Ju­ni 1994 - 1 ABR 59/93 - BA­GE 77, 165).

bb) Hier­nach hat der Be­triebs­rat bei be­fris­te­ten Ein­stel­lun­gen kei­nen

An­spruch auf Mit­tei­lung, ob die Be­fris­tung sach­grund­los er­fol­gen soll oder wor­in


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ggf. der Sach­grund lie­gen soll. Der Be­triebs­rat benötigt die­se In­for­ma­tio­nen nicht, um sein Recht zur Stel­lung­nah­me nach § 99 Abs. 2 Be­trVG sach­ge­recht ausüben zu können.

(1) Dem Be­triebs­rat ob­liegt im Rah­men sei­ner Mit­be­stim­mung bei der
Ein­stel­lung nicht die Ver­trags­in­halts­kon­trol­le, ob die zwi­schen der Ar­beit­ge­be­rin und dem ein­zu­stel­len­den Ar­beit­neh­mer ver­ein­bar­te Be­fris­tung den Vor­aus­set­zun­gen des § 14 Abs. 1 bis 4 Tz­B­fG ent­spricht. Ins­be­son­de­re könn­te er der Ein­stel­lung nicht mit der Be­gründung wi­der­spre­chen, die ar­beits­ver­trag­lich ver­ein­bar­te Be­fris­tung sei un­zulässig.

(2) Die Fra­ge, ob ein be­fris­te­ter Ver­trag mit ei­nem ein­zu­stel­len­den Ar­beit-
neh­mer sach­grund­los oder mit ei­nem so­wie ggf. wel­chem Sach­grund ge­schlos­sen wird, berührt die kol­lek­ti­ven In­ter­es­sen der Be­leg­schaft nicht. Dem steht auch nicht der Um­stand ent­ge­gen, dass nach § 16 Satz 1 Tz­B­fG im Fal­le der - vom Ar­beit­neh­mer recht­zei­tig nach § 17 Satz 1 Tz­B­fG gel­tend ge­mach­ten - Un­wirk­sam­keit der Be­fris­tung der be­fris­te­te Ar­beits­ver­trag als auf un­be­stimm­te Zeit ge­schlos­sen gilt. Führt der Ar­beit­ge­ber in ei­nem sol­chen Fall die zunächst be­fris­te­te Ein­glie­de­rung des Ar­beit­neh­mers we­gen ei­ner in­di­vi­du­al­recht­li­chen Ver­pflich­tung fort, liegt hier­in kol­lek­tiv­recht­lich ei­ne Ein­stel­lung. An die­ser ist der Be­triebs­rat nach § 99 Abs. 1 Satz 1 und 2 Be­trVG er­neut zu be­tei­li­gen.

(3) Aus § 102 Abs. 1 Satz 2 Be­trVG folgt ent­ge­gen der Auf­fas­sung des
Be­triebs­rats kei­ne Ver­pflich­tung der Ar­beit­ge­be­rin, ihn bei be­fris­te­ten Ein­stel­lun­gen über die Sach­gründe für die Be­fris­tung zu un­ter­rich­ten. Die ge­setz­li­che Kon­zep­ti­on des § 102 Be­trVG ist grund­le­gend an­ders als die­je­ni­ge des § 99 Be­trVG.

b) Die Fest­stel­lungs­anträge des Be­triebs­rats können nicht auf den all

ge­mei­nen Aus­kunfts­an­spruch des Be­triebs­rats nach § 80 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 1 Be­trVG gestützt wer­den.


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aa) Al­ler­dings ist der all­ge­mei­ne Aus­kunfts­an­spruch des § 80 Abs. 2 Satz 1

Halbs. 1 Be­trVG nicht durch den im Zu­sam­men­hang mit der Mit­be­stim­mung bei Ein­stel­lun­gen ge­re­gel­ten an­der­wei­ti­gen Un­ter­rich­tungs­an­spruch nach § 99 Abs. 1 Satz 1 und 2 Be­trVG „ge­sperrt“. Die den Ar­beit­ge­ber anläss­lich der Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats bei ei­ner per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­me ob­lie­gen­den Un­ter­rich­tungs­pflich­ten las­sen die auf­grund an­de­rer Vor­schrif­ten des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes, ins­be­son­de­re die sich aus § 80 Abs. 2 Be­trVG er­ge­ben­den Un­ter­rich­tungs­pflich­ten des Ar­beit­ge­bers, grundsätz­lich un­berührt (BAG 31. Ja­nu­ar 1989 - 1 ABR 72/87 - zu B I 2 der Gründe, AP Be­trVG 1972 § 80 Nr. 33 = EzA Be­trVG 1972 § 80 Nr. 34).

bb) Hin­ge­gen sind die vom Be­triebs­rat be­gehr­ten Auskünf­te nicht von der

Un­ter­rich­tungs­pflicht des Ar­beit­ge­bers nach § 80 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 1 Be­trVG er­fasst.

(1) Nach § 80 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 1 Be­trVG ist der Be­triebs­rat zur Durch

führung sei­ner be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Auf­ga­ben recht­zei­tig und um­fas­send vom Ar­beit­ge­ber zu in­for­mie­ren. Zu den Auf­ga­ben des Be­triebs­rats iSv. § 80 Abs. 2 Satz 1 Halbs. 1 Be­trVG gehören des­sen all­ge­mei­ne Auf­ga­ben gemäß dem Ka­ta­log des § 80 Abs. 1 Be­trVG, die vom Vor­lie­gen be­son­de­rer Mit­wir­kungs- oder Mit­be­stim­mungs­rech­te un­abhängig sind. Zu ih­nen gehört auch die Wahr­neh­mung von Be­tei­li­gungs­rech­ten nach dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (BAG 19. Fe­bru­ar 2008 - 1 ABR 84/06 - Rn. 16, AP Be­trVG 1972 § 80 Nr. 69 = EzA Be­trVG 2001 § 80 Nr. 8). Der In­for­ma­ti­ons­ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers kor­re­spon­diert ein ent­spre­chen­der An­spruch des Be­triebs­rats. Der Un­ter­rich­tungs­an­spruch des Be­triebs­rats be­steht nicht nur dann, wenn all­ge­mei­ne Auf­ga­ben oder Be­tei­li­gungs­rech­te fest­ste­hen. Die Un­ter­rich­tung soll es dem Be­triebs­rat ermögli­chen, in ei­ge­ner Ver­ant­wor­tung zu prüfen, ob sich Auf­ga­ben iSd. Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes er­ge­ben und er zu ih­rer Wahr­neh­mung tätig wer­den muss. Da­bei genügt ei­ne ge­wis­se Wahr­schein­lich­keit für das Be­ste­hen von Auf­ga­ben. Die Gren­zen des Aus­kunfts­an­spruchs lie­gen erst dort, wo ein Be­tei­li­gungs­recht oder ei­ne sons­ti­ge be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Auf­ga­be of­fen­sicht­lich nicht in Be­tracht kommt. Dar­aus folgt ei­ne zwei­stu­fi­ge


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Prüfung dar­auf­hin, ob über­haupt ei­ne Auf­ga­be des Be­triebs­rats ge­ge­ben und ob im Ein­zel­fall die be­gehr­te In­for­ma­ti­on zur Auf­ga­ben­wahr­neh­mung er­for­der­lich ist (BAG 10. Ok­to­ber 2006 - 1 ABR 68/05 - Rn. 17 f., BA­GE 119, 356).

(2) Die be­an­spruch­ten Auskünf­te, ob be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis­se oh­ne

oder mit Sach­grund ge­schlos­sen wor­den sind und ggf. wel­cher sach­li­che Grund ih­nen zu­grun­de liegt, ha­ben kei­nen hin­rei­chen­den Be­zug zu ei­ner be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­chen Auf­ga­be des Be­triebs­rats. Die In­for­ma­tio­nen sind auf ei­ne Rechts­kon­trol­le der Zulässig­keit von Be­fris­tungs­ver­ein­ba­run­gen ge­rich­tet. Zwar gehören zu den vom Be­triebs­rat nach § 80 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG zu über­wa­chen­den, zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer gel­ten­den Ge­set­zen auch das Teil-zeit- und Be­fris­tungs­ge­setz (Tz­B­fG) und das Wis­sen­schafts­zeit­ver­trags­ge­setz (Wiss­Zeit­VG). Die be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Über­wa­chungs­auf­ga­be ist aber nach dem ein­deu­ti­gen Ge­set­zes­wort­laut auf die „Durchführung“ ua. von Ge­set­zen ge­rich­tet. „Durch­zuführen“ sind Ver­bo­te und Ge­bo­te. Der­ar­ti­ge Un­ter­sa­gungs- oder Hand­lungs­dik­ta­te sind zB in §§ 4 bis 8, § 10 und §§ 18 bis 20 Tz­B­fG ge­re­gelt. Al­lein de­ren „Durchführung“ hat der Be­triebs­rat zu über­wa­chen, und die hierfür benötig­ten Auskünf­te sind ihm zu er­tei­len. Die wei­ter­ge­hen­de „Be­ach­tung“ der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen über das Be­fris­tungs­recht hat der Be­triebs­rat nicht zu über­wa­chen. Das Tz­B­fG und das Wiss­Zeit­VG „ver­bie­ten“ den Ar­beits­ver­trags­par­tei­en nicht den Ab­schluss von be­fris­te­ten Ar­beits­verträgen, die den Vor­aus­set­zun­gen des § 14 Abs. 1 bis 4 Tz­B­fG nicht genügen. Auch hat der Be­triebs­rat kei­nen An­spruch dar­auf, dass der Ab­schluss un­wirk­sam be­fris­te­ter Ar­beits­verträge un­ter­bleibt. Rechts­fol­ge der un­wirk­sa­men Be­fris­tung ist nach § 16 Satz 1 Tz­B­fG das un­be­fris­te­te Ar­beits­verhält­nis. Es gehört nicht zu den Auf­ga­ben des Be­triebs­rats, den Ein­tritt die­ser Rechts­fol­ge zu ver­hin­dern.

c) Die ver­fah­rens­ge­genständ­li­chen Ansprüche sind nicht nach § 92 Abs. 1

Satz 1 Be­trVG be­gründet. Die Be­stim­mung be­trifft die all­ge­mei­ne Per­so­nal­pla­nung ein­sch­ließlich der sich dar­aus er­ge­ben­den per­so­nel­len Maßnah­men, nicht da­ge­gen die in § 99 Be­trVG ge­re­gel­ten Un­ter­rich­tungs­pflich­ten bei kon­kre­ten per­so­nel­len Ein­zel­maßnah­men.


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d) Sch­ließlich kann aus dem Ge­bot der ver­trau­ens­vol­len Zu­sam­men­ar­beit

nach § 2 Abs. 1 Be­trVG kei­ne der­ar­ti­ge Mit­tei­lungs­pflicht her­ge­lei­tet wer­den. Die Ar­beit­ge­be­rin ver­letzt den Grund­satz der ver­trau­ens­vol­len Zu­sam­men­ar­beit nicht, wenn sie dem Be­triebs­rat kei­ne über den Um­fang ge­setz­li­cher Un­ter­rich­tungs­ansprüche hin­aus­ge­hen­den Auskünf­te er­teilt. Dies gilt grundsätz­lich auch dann, wenn sie ei­ne in der Ver­gan­gen­heit geübte Pra­xis der über­ob­li­ga­to­risch ge­ge­be­nen Mit­tei­lun­gen wie­der ein­stellt.

Lin­sen­mai­er Gall­ner Schmidt

Vor­bau Will­ms

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