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ArbG Ham­burg, Ur­teil vom 01.09.2010, 28 Ca 105/10

   
Schlagworte: Streik, Kirchenarbeitsrecht, Diakonie
   
Gericht: Arbeitsgericht Hamburg
Aktenzeichen: 28 Ca 105/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 01.09.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   


Ar­beits­ge­richt Ham­burg


Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes



Geschäfts­zei­chen:

28 Ca 105/10

In dem Rechts­streit


er­kennt das Ar­beits­ge­richt Ham­burg, 28. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 1. Sep­tem­ber 2010
durch die Rich­te­rin am Ar­beits­ge­richt Dr. Günther-Gräff
als Vor­sit­zen­de
die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Witthöft
die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Schürjann

für Recht:


1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

2. Der Kläger trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

3. Der Streit­wert beträgt € 400.000,00.

 

Witthöft Dr. Günther-Gräff Schürjann

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Fra­ge der ge­ne­rel­len Zulässig­keit von Streiks, Warn­streiks und sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers.

Bei dem Kläger han­delt es sich um ei­nen Ar­beit­ge­ber­ver­band, des­sen Auf­ga­be dar­in be­steht, durch Ab­schluss von Ta­rif­verträgen ein­heit­li­che Ar­beits­be­din­gun­gen in der NK. und ih­rer Dia­ko­nie zu fördern. Hier­zu hat er u.a. mit ver.di Ta­rif­verträge ab­ge­schlos­sen. Der Kläger ist am 26.9.1979 auf Ver­an­las­sung der SdN. Ev.-luth. Kir­che ge­gründet wor­den. In der SH. Lan­des­kir­che gal­ten seit 1961 Ta­rif­verträge, an de­ren Ab­schluss ver­schie­de­ne Ge­werk­schaf­ten be­tei­ligt wa­ren. Im Zu­sam­men­hang mit der Fu­si­on zur NK. ent­schied die­se sich ent­ge­gen der Emp­feh­lung der Evan­ge­li­schen Kir­che Deutsch­lands, den sog. „Drit­ten Weg“ zu ge­hen, dafür, Ta­rif­verträge ab­zu­sch­ließen. Da­bei for­mu­lier­te die Syn­ode Min­dest­be­din­gun­gen für den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen: die Gründung ei­nes Ver­ban­des kirch­li­cher An­stel­lungs­träger, dem die NK. selbst bei­tritt; den Aus­schluss von Streik und Aus­sper­rung; den Ab­schluss ei­ner unkünd­ba­ren Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung (Anl. K 1, Bl. 55 d.A.).

Die ta­rif­ver­trag­li­che Re­ge­lung der Ar­beits­be­din­gun­gen ist im Kir­chen­ge­setz über die Re­ge­lung der Rechts­verhält­nis­se der in ei­nem pri­vat­recht­li­chen Ar­beits­verhält­nis beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter in der Nek. (ARRG) ge­re­gelt (Anl. K 2, Bl. 56 d.A.). Der Zweck des Klägers folgt aus der Sat­zung, dort § 2 (Anl. K 3, Bl. 58 d.Al.). Der Kläger hat der­zeit 630 Mit­glie­der. Sämt­li­chen Mit­glie­dern ge­mein ist die Nähe und Zu­ord­nung zur Kir­che und die Ei­gen­schaft als kirch­li­che Ein­rich­tung im Sin­ne von §§ 118 Abs. 2, 130 Be­trVG. Die Mit­glie­der des Klägers sind – so­weit sie nicht als öffent­lich-recht­li­che Körper­schaf­ten Teil der ver­fass­ten Kir­che sind – Mit­glie­der ei­nes lan­des­kirch­li­chen Dia­ko­ni­schen Werks. Sie se­hen sich dem dia­ko­ni­schen Auf­trag ver­pflich­tet. Sämt­li­che Mit­glie­der wen­den die durch den Kläger ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­verträge an.

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Der­zeit sind die Ar­beits­be­din­gun­gen in Kir­che und Dia­ko­nie im We­sent­li­chen in den Ta­rif­verträgen KAT und KTD ge­re­gelt. Am 5.11.1979 wur­de mit den Ge­werk­schaf­ten ÖTV, DAG, Ver­band kirch­li­cher Mit­ar­bei­ter Nord­el­bi­en so­wie der Ge­werk­schaft Gar­ten­bau, Land- und Fort­wirt­schaft ein Grund­la­gen­ta­rif­ver­trag ab­ge­schlos­sen (zur Präam­bel vgl. Anl. K 4, Bl. 62 d.A.). In § 1 ist ge­re­gelt: „Zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­steht für die Dau­er die­ses Ta­rif­ver­trags ei­ne ab­so­lu­te Frie­dens­pflicht“. Zu­gleich wur­de mit den Ta­rif­part­nern des Grund­la­gen­ta­rif­ver­trags ei­ne Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen (Anl. K 5, Bl. 63 d.A.), wo­nach sich die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ver­pflich­ten, ei­ne ver­bind­li­che Sch­lich­tung durch­zuführen, soll­ten Ta­rif­ver­hand­lun­gen schei­tern. Die Sch­lich­tungs­stel­le setzt sich zu­sam­men aus ei­nem un­par­tei­ischen neu­tra­len Vor­sit­zen­den so­wie aus Bei­sit­zern. Der Vor­sit­zen­de wird durch übe­rein­stim­men­de Be­schlüsse der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­stimmt. Kommt ei­ne Ei­ni­gung nicht zu­stan­de, ent­schei­det der Präsi­dent bzw. die Präsi­den­tin des Land­ge­richts Kiels. Die Ei­ni­gung in der Sch­lich­tungs­stel­le soll nach § 5 Abs. 2 die ma­te­ri­el­le Wir­kung ei­nes Ta­rif­ver­trags ha­ben.

Ar­beitskämp­fe hat es bis­lang in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers nicht ge­ge­ben.

2007 hat­te zunächst der Be­klag­te zu 2. den Kläger zu Ta­rif­ver­hand­lun­gen über ei­nen arzt­spe­zi­fi­schen Ta­rif­ver­trag auf­ge­for­dert. Der Kläger wies dar­auf hin, dass die Auf­nah­me von Ta­rif­ver­hand­lun­gen den Bei­tritt des Be­klag­ten (zu 2. und/oder zu 1.) zu dem schon be­ste­hen­den Grund­la­gen­ta­rif­ver­trag vor­aus­set­ze, um die Gel­tung ei­ner ab­so­lu­ten Frie­dens­pflicht si­cher­zu­stel­len. 2008 wur­den Son­die­rungs­gespräche mit dem Be­klag­ten zu 1. geführt. Der Kläger erklärte sei­ne grundsätz­li­che Be­reit­schaft zum Ab­schluss ei­nes An­schluss­ta­rif­ver­trags an den gel­ten­den Ta­rif­ver­trag KTD. Vor­be­din­gung sei aber die Ver­ein­ba­rung ei­ner ab­so­lu­ten Frie­dens­pflicht so­wie der Ab­schluss ei­ner Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung gemäß der be­ste­hen­den Ver­ein­ba­rung vom 5.11.1979.

Mit Schrei­ben vom 19.8.2009 teil­te der Be­klag­te zu 1. mit, dass sich die Ärz­te des BAK gGmbH in ei­ner Ur­ab­stim­mung für ei­nen Streik ab dem 31.8.2009 aus­ge­spro­chen hätten, um den Kläger zu ei­nem Ab­schluss ei­nes arzt­spe­zi­fi­schen Ta­rif­ver­trags zu zwin­gen. Der Kläger erklärte er­neut Ver­hand­lungs­be­reit­schaft un­ter

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den Vor­be­hal­ten ei­ner ab­so­lu­ten Frie­dens­pflicht und ei­ner Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung. Der Streik fand schließlich statt, die Be­tei­li­gung war ge­ring. Die Aus­ein­an­der­set­zung en­de­te durch den Ab­schluss ei­ner Ge­samt­zu­sa­ge.

Der Kläger meint, das Führen von Ar­beitskämp­fen in sei­nen Ein­rich­tun­gen sei ge­ne­rell un­zulässig, weil der christ­lich mo­ti­vier­te Dienst am Nächs­ten nicht zwecks kampf­wei­ser Durch­set­zung von ar­beits­ver­trags­be­zo­ge­nen For­de­run­gen aus­ge­setzt wer­den könne. Dienstel­len­lei­tun­gen und Ar­beit­neh­mer bil­de­ten ei­ne Dienst­ge­mein­schaft. Al­le ar­bei­te­ten ge­mein­schaft­lich „im Wein­berg des Herrn“. Der Ge­dan­ke der christ­li­chen Dienst­ge­mein­schaft präge den ge­sam­ten Dienst in den Ein­rich­tun­gen der Mit­glie­der. Hier­mit sei das welt­li­che Ta­rif­ver­trags­sys­tem auf der Grund­la­ge des TVG, das un­trenn­bar mit Ar­beits­kampf­recht ver­bun­den sei, nicht ver­ein­bar. Der „Feh­de­ge­dan­ke“ ei­nes Ar­beits­kamp­fes würde die christ­li­che Dienst­ge­mein­schaft spren­gen. Die Mit­glie­der des Klägers würden un­ter kei­nen Umständen zum Mit­tel der Aus­sper­rung grei­fen. Ihr christ­li­ches Be­kennt­nis ver­bie­te nicht nur die Hin­nah­me von Streiks, son­dern auch die Re­ak­ti­on hier­auf in Form von Aus­sper­run­gen. Verkündi­gung und täti­ge Nächs­ten­lie­be der Dienst­ge­mein­schaft in Kran­kenhäusern, Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, in der Kin­der-, Ju­gend-, Al­ten- und Be­hin­der­ten­hil­fe könn­ten we­sensmäßig nicht aus­ge­setzt wer­den. Die­se Ent­schei­dung wur­ze­le zu­dem in der Glau­bens- und Be­kennt­nis­frei­heit und stel­le ei­ne Form der un­mit­tel­bar durch Art. 4 GG geschütz­ten Re­li­gi­ons­ausübung dar. Die Erfüllung des geis­tig-re­li­giösen Auf­trags könne nicht un­ter den Vor­be­halt ei­nes Ar­beits­kamp­fes ge­stellt wer­den, oh­ne das Selbst­verständ­nis als Teil der evan­ge­li­schen Kir­che preis­zu­ge­ben, denn in­fol­ge ei­nes Ar­beits­kamp­fes kämen der Dienst am Nächs­ten, Be­treu­ung, Pfle­ge und Fürsor­ge vorüber­ge­hend zum Er­lie­gen. Die­se Auf­fas­sung des Klägers sei zu­letzt im Rah­men der Be­schluss­fas­sung der Kir­chen­kon­fe­renz der EKD am 2.7.2009 zum Aus­druck ge­bracht wor­den (Anl. K 6, Bl. 68 d.A.).

Die Rechts­wid­rig­keit mögli­cher Streik­maßnah­men er­ge­be sich be­reits aus der Ver­let­zung des Ge­bots der Ar­beits­kampf­pa­rität. Die gestörte Ar­beits­kampf­pa­rität fol­ge vor­lie­gend schon dar­aus, dass die Be­klag­ten das Streik­recht oh­ne ei­ge­ne Ri­si­ken und oh­ne Befürch­tung ei­nes Ge­gen­an­griffs ein­set­zen könn­ten. Den Mit­glie­dern des Klägers fehl­te jeg­li­che Ab­wehrfähig­keit, da ih­nen das

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Ar­beits­kampf­mit­tel der Aus­sper­rung nicht zur Verfügung stünde. Der Ein­satz von Kampf­mit­teln sei ih­nen kir­chen­recht­lich un­ter­sagt und im Hin­blick auf die Grundsätze der christ­li­chen Glau­bens- und Sit­ten­leh­re un­zu­mut­bar. Ein Ver­hand­lungs- und Kampf­gleich­ge­wicht sei nicht ge­ge­ben. Der Kläger könne nur da­durch geschützt wer­den, dass auch die Ar­beit­neh­mer auf Ar­beits­kampf­mit­tel ver­zich­ten müss­ten. Ins­be­son­de­re würden Streiks in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen die von Art. 137 Abs. 3 WRV dem Kläger gewähr­leis­te­te Frei­heit bei der Aus­ge­stal­tung des kirch­li­chen kol­lek­ti­ven Ar­beits­rechts un­verhält­nismäßig be­ein­träch­ti­gen. Auch das Bun­des­ar­beits­ge­richt ge­he von ei­nem Ar­beits­kampf­ver­bot im Gel­tungs­be­reich des sog. Drit­ten We­ges aus. Nichts an­de­res könne für das kir­chen­gemäß mo­di­fi­zier­te Ta­rif­ver­trags­sys­tem der NK. gel­ten, da bei bei­den Sys­te­men das we­sent­li­che Struk­tur­ele­ment ei­ne ver­bind­li­che Sch­lich­tung sei. We­sent­lich sei die un­ter dem Schutz von Art. 137 Abs. 3 WRV ste­hen­de Ent­schei­dung des Klägers, kei­ne auf den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen ge­rich­te­te Ar­beitskämp­fe zu­zu­las­sen so­wie die Ent­schei­dung, ein ei­genständi­ges kir­chen­gemäß mo­di­fi­zier­tes Ta­rif­ver­trags­sys­tem für die Re­ge­lung der Ar­beits­be­din­gun­gen zur An­wen­dung kom­men zu las­sen. Die­se von der Ver­fas­sung geschütz­ten Grund­ent­schei­dun­gen stünden nicht zur Dis­po­si­ti­on der Ge­werk­schaf­ten. Ein Ar­beits­kampf würde ei­nen schwer­wie­gen­den Ein­griff in Art. 137 Abs. 3 WRV be­deu­ten. Die Grund­ent­schei­dung ge­gen das welt­li­che Ta­rif­ver­trags- und Ar­beits­kampf­sys­tem würde auch nicht durch ein „für al­le gel­ten­des Ge­setz“ ein­ge­schränkt. Die­ser Schran­ken­vor­be­halt er­for­de­re ei­ne hin­rei­chend be­stimm­te ge­setz­li­che Grund­la­ge, die vor­lie­gend feh­le. Auch Art. 9 Abs. 3 GG stel­le ei­ne sol­che nicht dar. Selbst wenn das der Fall wäre, würde sich im Er­geb­nis nichts ändern. Ein Recht auf Streik sei nicht zwangsläufig vom Schutz­be­reich des Art. 9 Abs. 3 GG um­fasst. In­halt und Gren­zen des Streik­rechts sei­en aus des­sen Funk­ti­on her­aus zu ent­wi­ckeln. Für die Be­klag­ten sei das In­stru­ment des Streiks aus Gründen der wirk­sa­men In­ter­es­sen­durch­set­zung und aus Gründen der Gleich­heit mit dem Geg­ner nicht un­ver­zicht­bar. Ein Streik sei nicht er­for­der­lich, um ei­ne Gleich­heit mit dem Kläger zu er­zie­len, weil dem Kläger bzw. sei­nen Mit­glie­dern das Mit­tel der Aus­sper­rung nicht zur Verfügung ste­he. Ein Ver­hand­lungs­gleich­ge­wicht würde zu­dem durch das Sch­lich­tungs­ver­fah­ren gemäß Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung vom 5.11.1979 gewähr­leis­tet. Ei­ne Kon­fliktlösung durch ei­nen Ar­beits­kampf sei nicht er­for­der­lich. Ei­ne Be­hin­de­rung oder Ein­schränkung der Ko­ali­ti­ons­frei­heit sei im Be­reich der NK. aus­ge­schlos­sen. Zu­dem ge­nieße das welt­li­che Ta­rif­ver­trags- und Ar­beits­kampf­sys­tem

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kei­nen Aus­sch­ließlich­keits­an­spruch. Jen­seits die­ses Sys­tems sei­en al­ter­na­ti­ve Aus­ge­stal­tun­gen der Ko­ali­ti­ons­frei­heit denk­bar und um­setz­bar. Auf je­den Fall aber führe ei­ne Kol­li­si­on von Art. 9 Abs. 3 GG und Art. 137 Abs. 3 WRV nicht zur Rechtmäßig­keit von Ar­beitskämp­fen bei den Mit­glie­dern des Klägers. Im Rah­men der ge­bo­te­nen Abwägung kom­me dem In­ter­es­se kirch­li­cher Ar­beit­ge­ber an ei­nem Streik­ver­bot ein höhe­rer Wert zu als dem In­ter­es­se der Mit­ar­bei­ter oder Ge­werk­schaf­ten an ei­ner kampf­wei­sen Durch­set­zung ih­rer For­de­run­gen. Der Kläger und sei­ne Mit­glie­der par­ti­zi­pier­ten nämlich an ei­nem al­ter­na­ti­ven Re­ge­lungs­mo­dell, das durch ver­bind­li­che Sch­lich­tung ge­kenn­zeich­net sei und da­her nicht we­ni­ger als das welt­li­che Ta­rif­ver­trags- und Ar­beits­kampf­sys­tem an­ge­mes­se­ne und ge­rech­te Ar­beits­be­din­gun­gen her­vor­brin­ge. Die Ko­ali­ti­ons­frei­heit fin­de vor­lie­gend ih­re Gren­ze im Selbst­be­stim­mungs­recht der Kir­che, das er­heb­lich be­schränkt und letzt­lich ent­wer­tet wer­de, wenn Streiks zulässig sei­en. Ein Streik sus­pen­die­re die be­wuss­te Ab­kehr vom welt­li­chen Ar­beits­kampf­sys­tem vollständig. Von der Frei­heit bei der Ge­stal­tung des kol­lek­ti­ven Ar­beits­rechts, die die Ver­fas­sung der NK. in Art. 137 Abs. 3 WRV of­fen hal­te, würde nichts mehr übrig blei­ben. Der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber sei ge­zwun­gen, sei­nen Auf­trag zur Nächs­ten­lie­be den Funk­ti­ons­struk­tu­ren der staat­lich vor­ge­ge­be­nen Ta­rif­au­to­no­mie in Wi­der­spruch zu sei­ner re­li­giös mo­ti­vier­ten Über­zeu­gung vollständig un­ter­zu­ord­nen. Die in­di­vi­du­el­le und kol­lek­ti­ve Ko­ali­ti­ons­betäti­gung sei im Fall ei­nes Streik­ver­bots nur par­ti­ell be­ein­träch­tigt, nämlich in dem spe­zi­el­len Teil­be­reich der Streik­durchführung. Die im Übri­gen grund­ge­setz­lich verbürg­ten Frei­hei­ten des Art. 9 Abs. 3 GG blie­ben un­berührt (z.B. Gründungs­frei­heit, Be­stands­ga­ran­tie, Betäti­gungs­frei­heit, Ta­rif­ver­trags­ver­hand­lun­gen und –ab­schlüsse). Hin­zu kom­me, dass die Mit­glie­der des Klägers zu­gleich ei­nen Ein­griff in ih­re schran­ken­los gewähr­leis­te­te Re­li­gi­ons­frei­heit aus Art. 4 GG hin­zu­neh­men hätten. Der Dienst am Nächs­ten käme in­fol­ge ei­nes Ar­beits­kamp­fes vorüber­ge­hend zum Er­lie­gen. Verkündi­gung und Nächs­ten­lie­be könn­ten aber we­sensmäßig nicht aus­ge­setzt wer­den. Der geis­tig-re­li­giöse Auf­trag könne nicht un­ter den Vor­be­halt ei­nes Ar­beits­kamp­fes ge­stellt wer­de. Auch sei zu berück­sich­ti­gen, dass ein Ar­beits­kampf die „Fal­schen“ tref­fe, nämlich die Pa­ti­en­ten, die als un­be­tei­lig­te, hil­fe­bedürf­ti­ge Drit­te be­trof­fen wären. Ein Streik würde sich zu­dem ge­gen den fal­schen Geg­ner rich­ten. Die dia­ko­ni­schen Ein­rich­tun­gen sei­en abhängig von der Re­fi­nan­zie­rung durch Vergütung durch die ge­setz­li­chen So­zi­al­ver­si­che­run­gen, an­de­re So­zi­al­leis­tungs­träger und Selbst­zah­ler. Ein

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dia­ko­ni­scher Ar­beit­ge­ber könne kei­ne wei­ter­ge­hen­den fi­nan­zi­el­len Zu­geständ­nis­se ma­chen, als es die gülti­gen Re­fi­nan­zie­rungs­be­din­gun­gen er­laub­ten.

Der Kläger be­an­tragt,

1. a. die Be­klag­ten zu ver­pflich­ten, es zu un­ter­las­sen, die Ar­beit­neh­mer in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers zu Streiks, Warn­streiks oder sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen auf­zu­ru­fen so­wie Streiks, Warn­streiks und sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gun­gen in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Kläger zu or­ga­ni­sie­ren und durch­zuführen;

hilfs­wei­se zu 1. a.:
1. b. die Be­klag­ten zu ver­pflich­ten, es zu un­ter­las­sen, die Ar­beit­neh­mer in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers zu Klägers zu Streiks, Warn­streiks oder sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen auf­zu­ru­fen so­wie Streiks, Warn­streiks und sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gun­gen in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Kläger zu or­ga­ni­sie­ren und durch­zuführen, so­lan­ge und so­weit der Kläger zur Auf­nah­me von Ta­rif­ver­hand­lun­gen mit den Be­klag­ten auf der Grund­la­ge des ARRG-NEK bei vor­he­ri­gem Ab­schluss ei­ner Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung, die in­halts­gleich mit der be­ste­hen­den Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung vom 5. No­vem­ber 1979 (An­la­ge K 5) ist, be­reit ist;

2. den Be­klag­ten für je­den Fall der Zu­wi­der­hand­lung ge­gen die Un­ter­las­sungs­pflicht ein Ord­nungs­geld bis zu ei­ner Höhe von € 250.000,00 an­zu­dro­hen.

Die Be­klag­ten be­an­tra­gen,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­ten mei­nen, Ar­beits­kampf­maßnah­men, ins­be­son­de­re auch Streiks, sei­en in Ein­rich­tun­gen des Klägers zulässig. Die NK. ha­be sich 1976 für den Ab­schluss von Ta­rif­verträgen und da­mit ge­ra­de nicht für den grundsätz­lich mögli­chen „Drit­ten Weg“

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ent­schie­den, der dar­in be­stan­den hätte, ein ei­genständi­ges in­ner­kirch­li­ches ko­ope­ra­ti­ves Re­ge­lungs- und Sch­lich­tungs­mo­dell zu ent­wi­ckeln, in dem die Fest­le­gung all­ge­mei­ner Be­din­gun­gen für die Ver­trags­verhält­nis­se durch die pa­ritätisch zu­sam­men­ge­setz­te Kom­mis­sio­nen er­fol­ge. Aus die­ser Ent­schei­dung fol­ge, dass auch Ge­werk­schaf­ten das Mit­tel des Ar­beits­kamp­fes möglich sein müsse, um Druck auf den kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber ausüben zu können, wenn und so­weit kei­ne ver­ein­bar­te re­la­ti­ve oder ab­so­lu­te Frie­dens­pflicht ent­ge­gen­ste­he. Mit dem frei­wil­li­gen Aus­sper­rungs­ver­zicht des Klägers könne den Ge­werk­schaf­ten nicht das Streik­recht aus der Hand ge­nom­men wer­den. Will die Kir­che mit dem Ab­schluss von Ta­rif­verträgen ver­bun­de­ne Kon­flik­te für ihr Selbst­verständ­nis ver­mei­den, so ha­be sie mit­tels ih­res Selbst­be­stim­mungs­rechts die Möglich­keit ei­ner al­ter­na­ti­ven Aus­ge­stal­tung ih­res Re­ge­lungs­mo­dells. Ei­ne Ent­schei­dung für ein Ta­rif­ver­trags­sys­tem sei nicht möglich, oh­ne die mit aus die­ser Ent­schei­dung ver­bun­de­nen Kon­se­quen­zen zu tra­gen. Art. 9 Abs. 3 GG gewähr­leis­te oh­ne wei­te­re ein­fach­ge­setz­li­che Um­set­zung die ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­sche Betäti­gung und da­mit das Führen von Ar­beitskämp­fen. Das Streik­recht sei ein not­wen­di­ges Hilfs­mit­tel, an­dern­falls wären we­der das Zu­stan­de­kom­men noch die in­halt­li­che Sach­ge­rech­tig­keit ta­rif­li­cher Re­ge­lun­gen gewähr­leis­tet. In­dem den Kir­chen die Möglich­keit des Drit­ten We­ges ein­geräumt wer­de, sei dem durch Art. 137 Abs. 3 WRV gewähr­leis­te­ten Selbst­be­stim­mungs­recht Genüge ge­tan.

Auf den wei­te­ren Sach­vor­trag der Par­tei­en in ih­ren Schriftsätzen und An­la­gen wird Be­zug ge­nom­men.

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Ent­schei­dungs­gründe


Die zulässi­ge Kla­ge war als un­be­gründet ab­zu­wei­sen. Den Be­klag­ten steht grundsätz­lich das Recht auf Streik und sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gun­gen auch ge­gen den Kläger zu.

I.

1.
Die Anträge zu 1. und 2. sind hin­rei­chend be­stimmt im Sin­ne von §§ 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO, 46 Abs. 2 ArbGG.

Der Kläger be­gehrt im Sin­ne ei­nes Glo­balan­trags die Un­ter­sa­gung sämt­li­cher Streik­maßnah­men so­wie sons­ti­ger Ar­beits­nie­der­le­gun­gen, d.h. den Auf­ruf zu sol­chen, de­ren Or­ga­ni­sa­ti­on und Durchführung. Da­mit ist ei­ne Viel­zahl mögli­cher Fall­ge­stal­tun­gen um­fasst. Den­noch steht die­ser Um­stand der Be­stimmt­heit des An­trags nicht ent­ge­gen, weil der An­trag aus­nahms­los al­le denk­ba­ren Fälle im Zu­sam­men­hang mit Streiks oder sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen er­fas­sen soll (BAG 16.11.2004, 1 ABR 53/03, zit. nach iuris). Es ist hin­rei­chend er­kenn­bar, was der Kläger von den Be­klag­ten ver­langt, nämlich die Un­ter­las­sung sämt­li­cher Hand­lun­gen in Ver­bin­dung mit ei­nem Auf­ruf, ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on und Durchführung von Streiks oder sons­ti­gen For­men von Ar­beits­nie­der­le­gun­gen.

2.
Die Be­klag­ten, auch der Be­klag­te zu 1., sind gemäß § 10 ArbGG par­teifähig.

Der Be­klag­te zu 1. ist, ob­wohl er nur ein Lan­des­ver­band ist, par­teifähig. Ge­werk­schafts­un­ter­glie­de­run­gen sind dann par­teifähig, wenn sie körper­schaft­lich or­ga­ni­siert und ge­genüber dem Bun­des­ver­band weit­ge­hend selbständig sind (BAG, 19.11.1985, 1 ABR 37/83, zit. nach iuris). Da­von ist vor­lie­gend aus­zu­ge­hen. Der Be­klag­te zu 1. ist nach den un­strei­ti­gen An­ga­ben in der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 1.9.2010 sat­zungs­recht­lich ermäch­tigt, Streiks zu or­ga­ni­sie­ren so­wie

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Ta­rif­verträge zu ver­han­deln und ab­zu­sch­ließen und da­mit im Hin­blick auf die Par­teifähig­keit hin­rei­chend selbständig.


II.

Die Kla­ge ist un­be­gründet. Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers be­steht kein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot bzw. ein Ver­bot sons­ti­ger Ar­beits­nie­der­le­gun­gen. Dem Kläger ste­hen die gel­tend ge­mach­ten Un­ter­las­sungs­ansprüche nach §§ 823 Abs. 1 BGB, 1004 BGB nicht zu.

Im Ein­zel­nen:

1.
Als mögli­ches „sons­ti­ges Recht“ im Sin­ne von § 823 Abs. 1 BGB als Vor­aus­set­zung für ei­nen Un­ter­las­sungs­an­spruch im Sin­ne von §§ 823 Abs. 1, 1004 BGB kommt Art. 9 Abs. 3 GG, der auch dem Kläger bzw. sei­nen Mit­glie­dern zu­steht, i.V.m. Art. 137 Abs. 3 WRV, Art. 4 GG in Be­tracht.

2.
Den­noch steht dem Kläger bzw. sei­nen Mit­glie­dern kein An­spruch auf Un­ter­las­sung jed­we­den Streiks, Warn­streiks oder jed­we­der sons­ti­ger Ar­beits­nie­der­le­gun­gen ge­gen die Be­klag­ten zu. We­der folgt ein sol­cher An­spruch un­mit­tel­bar aus den Grundsätzen des Ar­beits­kampf­rechts noch aus Art. 140 GG, 137 Abs. 3 WRV i.V.m. Art. 4 GG. Der An­trag zu 1. a) war ab­zu­wei­sen.

a)
Die mögli­che Wie­der­ho­lungs­ge­fahr ei­nes Streiks bzw. ei­ner Ar­beits­nie­der­le­gung durch die Mit­glie­der der Be­klag­ten kann un­ter­stellt wer­den.

b)
Ein ge­ne­rel­les Ver­bot von Streik­maßnah­men und sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen folgt ent­ge­gen der An­sicht des Klägers nicht aus den Grundsätzen des Ar­beits­kampf­rechts. Es ist nicht er­kenn­bar, dass die Ar­beits­kampf­pa­rität in al­len

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er­denk­li­chen Fällen von Ar­beits­nie­der­le­gun­gen in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers aus die­sem Ge­sichts­punkt der­art gestört wäre, dass die­se un­zulässig sein sol­len.

Das gel­ten­de Ar­beits­kampf­recht lei­tet sich her aus Art. 9 Abs. 3 GG. Art. 9 Abs. 3 GG schützt die vor­be­halt­los gewähr­leis­te­te Ko­ali­ti­ons­frei­heit. Die­se zählt zu den Grund­prin­zi­pi­en der Rechts­ord­nung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land. Geschützt ist die Frei­heit des Ein­zel­nen, darüber hin­aus die der Ko­ali­ti­on selbst, d.h. ihr Be­stand, ih­re or­ga­ni­sa­to­ri­sche Aus­ge­stal­tung und ih­re spe­zi­fi­sche Betäti­gung (BVerfGE 84, 212, 225; BVerfGE 92, 365, 393).

Zur Betäti­gungs­ga­ran­tie der Ko­ali­tio­nen gehört ins­be­son­de­re der Ab­schluss von Ta­rif­verträgen (BVerfG 2.3.1993, 1 BvR 1213/85, zit. nach iuris). Die Ko­ali­tio­nen sol­len beim Ab­schluss von Ta­rif­verträgen frei sein und die Mit­tel, die sie zur Er­rei­chung die­ses Zwecks für ge­eig­net hal­ten, selbst wählen können (BVerfG 2.3.1993, a.a.O.). Auch der Ar­beits­kampf, der auf den Ab­schluss ei­nes Ta­rif­ver­trags ge­rich­tet ist, gehört grundsätz­lich zu den von Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten Mit­teln. Ein sol­ches Mit­tel ist auch der Streik (BVerfG 2.3.1993, a.a.O.; BVerfG 26.6.1991, 1 BvR 779/85, zit. nach iuris). Da­bei bedürfen Ar­beits­kampf­maßnah­men al­ler­dings der Recht­fer­ti­gung, wenn sie in Rechts­po­si­tio­nen an­de­rer ein­grei­fen. Die Zulässig­keit ei­ner Ar­beits­kampf­maßnah­me, al­so auch ei­nes Streiks oder ei­ner sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gung, rich­tet sich ins­be­son­de­re nach dem Verhält­nismäßig­keits-prin­zip. Da­bei ist, in­so­weit ist dem Kläger Recht zu ge­ben, vor al­lem die Kampf­pa­rität zu wah­ren (BAG, 22.9.2009, 1 AZR 972/08, zit. nach iuris). Das Kräfte­gleich­ge­wicht der Ar­beits­kampf­par­tei­en darf nicht gestört sein.

Al­ler­dings darf ein Streik – oder ei­ne sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gung – nur dann als rechts­wid­rig be­wer­tet wer­den, wenn er of­fen­sicht­lich un­ge­eig­net, nicht er­for­der­lich oder un­verhält­nismäßig im en­ge­ren Sin­ne ist (BAG, 22.9.2009, a.a.O.). Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers sind die­se Vor­aus­set­zun­gen vor­lie­gend auf­grund des Ver­zichts sei­ner Mit­glie­der auf Aus­sper­run­gen nicht erfüllt, zu­min­dest nicht in ei­ner Art und Wei­se, dass ein Streik ge­ne­rell für un­zulässig erklärt wer­den könn­te. Zunächst ist fest­zu­stel­len, dass Streiks oder sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gun­gen auch in Ein­rich­tun­gen des Klägers als ge­eig­net er­schei­nen, um bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen

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erkämp­fen zu können. Der Streik ist ein all­ge­mein an­er­kann­tes Kampf­mit­tel der Ge­werk­schaf­ten, mit sei­nem Ein­satz kann die Durch­set­zung von Kampf­zie­len auch in Ein­rich­tun­gen des Klägers gefördert wer­den. In der Re­gel ist ein Streik auch er­for­der­lich, um bes­se­re Ar­beits­be­din­gen er­zie­len zu können, wo­bei den Ko­ali­tio­nen ei­ne Einschätzungs­präro­ga­ti­ve bezüglich der Fra­ge der Er­for­der­lich­keit zu­kommt (BAG, 22.9.2009, a.a.O.). Für den Ein­zel­fall können sie ent­schei­den, ob z.B. ein Streik zur Er­rei­chung des Ziels das not­wen­di­ge Mit­tel ist oder ob ein mil­de­res Mit­tel in Be­tracht kommt. Für die ge­ne­rel­le Fra­ge der Er­for­der­lich­keit von Streiks – auf die es vor­lie­gend an­kommt – kann nicht vor­ab fest­ge­stellt wer­den, dass Streiks (u.ä.) in Ein­rich­tun­gen des Klägers nicht er­for­der­lich sind, weil es mil­de­re Mit­tel gibt, um bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen, ins­be­son­de­re höhe­re Löhne, durch­set­zen zu können. Da­bei ist zu be­ach­ten, dass die Ar­beit­neh­mer ge­genüber ih­rem Ar­beit­ge­ber struk­tu­rell un­ter­le­gen sind. Erst im Zu­sam­men­schluss und im ge­mein­sa­men Auf­tre­ten für bes­se­re Be­din­gun­gen kann ein Kräfte­gleich­ge­wicht her­ge­stellt wer­den. D.h. der Streik führt in der Re­gel erst zur Pa­rität zwi­schen Ar­beit­neh­mern und dem Ar­beit­ge­ber. Es gilt hier­bei die ge­ne­rel­le Einschätzung, dass die Ar­beit­neh­mer­sei­te zur Her­stel­lung ei­ner gleich­ge­wich­te­ten Ver­hand­lungs­po­si­ti­on auf Ar­beits­kampf­maßnah­men oder de­ren An­dro­hung an­ge­wie­sen ist (BVerfG, 26.6.1991, 1 BvR 779/85, zit. nach iuris). Das dürf­te auch im Fall der vor­lie­gend strei­ten­den Par­tei­en so sein, Ge­gen­tei­li­ges ist zu­min­dest nicht er­kenn­bar. In­so­weit ist ein Streik auch im Streit­fall grundsätz­lich er­for­der­lich, um ein Kräfte­gleich­ge­wicht her­zu­stel­len und ein Ver­han­deln auf Au­genhöhe möglich zu ma­chen. Zwei­fel­haft könn­te al­len­falls sein, ob auf­grund des Aus­sper­rungs­ver­zichts des Klägers bzw. sei­ner Mit­glie­der ein Streik bzw. ei­ne sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gung verhält­nismäßig im en­ge­ren Sinn ist. Das ist je­doch zu ver­nei­nen bzw. die Verhält­nismäßig­keit i.e.S. kann nicht ge­ne­rell für je­den er­denk­li­chen Fall aus­ge­schlos­sen wer­den:

Un­verhält­nismäßig im en­ge­ren Sin­ne könn­te ein Streik sein, wenn ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­ein­träch­ti­gung ge­genläufi­ger, eben­falls ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ter Rechts­po­si­tio­nen droht (BAG, 22.9.2009, a.a.O.). Da­bei können zahl­rei­che Umstände ei­ne Rol­le spie­len, was be­reits er­ken­nen lässt, dass ei­ne ge­ne­rel­le Be­ur­tei­lung, die zu ei­nem all­ge­mei­nen und um­fas­sen­den Streik­ver­bot führen könn­te, kaum möglich ist. Von Be­deu­tung ist stets, ob es „ei­ge­ne Op­fer“ des An­grei­fers gibt, im Fall des Streiks al­so der Ge­werk­schaft, und ob es ef­fek­ti­ve Ver­tei­di­gungsmöglich­kei­ten des An­ge­grif­fe­nen gibt (BAG, 22.9.2009, a.a.O.). Ei­ge­ne Op­fer der An­grei­fer sind im Fall ei­nes Streiks durch Mit­glie­der der Be­klag­ten zu be­ja­hen, da die Ar­beits­nie­der­le­gung zum Ent­gelt­ver­lust führt. Auch können Image­ver­lus­te in­ner­halb des Un­ter­neh­mens, Un­verständ­nis bei Kol­le­gen, Re­du­zie­rung von Kar­rie­re­chan­cen, u.ä. dro­hen. Dem kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber ste­hen zu­dem ef­fek­ti­ve

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Ver­tei­di­gungsmöglich­kei­ten jen­seits der Aus­sper­rung zu. Die Aus­sper­rung als ein Ver­tei­di­gungs­mit­tel steht den kirch­li­chen Ar­beit­ge­bern auf­grund ih­res ei­ge­nen Selbst­verständ­nis­ses, ins­be­son­de­re auf­grund ih­res von Art. 4 GG geschütz­ten Sen­dungs­auf­trags und des Grund­sat­zes der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be, nicht zur Verfügung. Das ist ei­ne Ent­schei­dung, die zu ak­zep­tie­ren und hin­zu­neh­men ist, nicht zu­letzt auf­grund des dem Kläger bzw. sei­nen Ein­rich­tun­gen zu­ste­hen­den Selbst­be­stim­mungs­rechts nach Art. 137 WRV. Die Aus­sper­rung ist je­doch nicht das ein­zi­ge Ver­tei­di­gungs­mit­tel, das den kirch­li­chen Ar­beit­ge­bern im Fall ei­nes Streiks zur Verfügung steht, um Kampf­pa­rität her­zu­stel­len. Zum ei­nen ist in­so­weit er­neut dar­auf hin­zu­wei­sen, dass der Streik häufig erst zu ei­ner Pa­rität führt und ei­ne Aus­sper­rung nur im Ein­zel­fall als Kampf­mit­tel des Ar­beit­ge­bers in Be­tracht kommt, wenn nämlich das Kräfte­gleich­ge­wicht auf­grund der Streikführung zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer­sei­te zu kip­pen droht (BVerfG 26.6.1991, a.a.O.). Das ist kei­nes­falls der Re­gel­fall. Schon des­halb ist ein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot vor­lie­gend aus den Grundsätzen des Ar­beits­kamp­fes her­aus – wie es der Kläger ver­tritt – ab­zu­leh­nen. Zum an­de­ren hat – auch der kirch­li­che – Ar­beit­ge­ber ef­fek­ti­ve Ver­tei­di­gungsmöglich­kei­ten ab­seits der Aus­sper­rung. Al­lein schon das „Aus­sit­zen“ des Streiks und das – rechtmäßige – Ver­wei­gern der Ent­gelt­zah­lung üben ei­nen enor­men Druck auf die Ar­beit­neh­mer­sei­te aus. Fer­ner kann der Ar­beit­ge­ber, auch der kirch­li­che, Streik­bre­cher ein­set­zen und Streik­bruch­prämi­en zah­len. Er kann da­mit dro­hen, Ar­bei­ten für die Zu­kunft fremd zu ver­ge­ben und aus­zu­glie­dern. Er kann Über­le­gun­gen an­stel­len und of­fen le­gen, Ar­bei­ten zu ra­tio­na­li­sie­ren und Ar­beitsplätze zu strei­chen. In­so­fern ist nicht er­kenn­bar, dass dem kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber von vorn­her­ein und oh­ne Aus­nah­me in je­dem Fall ei­ner wie auch im­mer ge­ar­te­ten Ar­beits­nie­der­le­gung kei­ne ef­fek­ti­ve Ver­tei­di­gung – ne­ben der von ihm ab­ge­lehn­ten Form der Aus­sper­rung – möglich sein soll. Im Ein­zel­fall mag das zu­tref­fen und kann dann auch zur Rechts­wid­rig­keit der ein­zel­nen Streik­maßnah­me – auf­grund der Be­son­der­heit des kirch­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts – führen.

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Ge­ne­rell ist je­doch der Aus­spruch ei­nes Streik­ver­bots al­lein aus dem Grund­satz der Wah­rung der Kampf­pa­rität nicht ge­bo­ten.

c)
Ein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot bzw. ein ge­ne­rel­les Ver­bot von sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen folgt auch nicht dar­aus, dass das Selbst­be­stim­mungs­recht aus Art. 137 GG (i.V.m. Art. 4 GG) im Fall der Zulässig­keit von Streik­maßnah­men ver­letzt wäre.

aa)
Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers ist vor­lie­gend nicht ein for­mel­les Ge­setz er­for­der­lich, um Art. 137 Abs. 3 WRV be­schränken zu können.

Art. 137 Abs. 3 WRV gewährt den Kir­chen das Recht, selbst­be­stimmt und oh­ne staat­li­che Auf­sicht über ih­re An­ge­le­gen­hei­ten zu ent­schei­den. Art. 137 Abs. 3 WRV ver­vollständigt die in Art. 4 GG vor­aus­ge­setz­te Si­che­rung re­li­giöser Frei­heit (Maunz/Dürig, Grund­ge­setz­kom­men­tar, Art. 137 WRV Rn. 22). Da­bei ist Art. 137 Abs. 3 GG nach wohl h.M. zwar kein Grund­recht oder ein grund­recht­glei­ches Recht, aber es ist vom Schutz­be­reich des Art. 4 GG um­fasst und hat in Art. 137 Abs. 3 WRV ei­ne spe­zi­al­ge­setz­li­che Kon­kre­ti­sie­rung er­fah­ren (Maunz/Dürig, Grund­ge­setz­kom­men­tar, Art. 137 WRV Rn. 22). Zu den ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten gehört das kirch­li­che Ar­beits­recht. Leit­bild des­sel­ben ist die christ­li­che Dienst­ge­mein­schaft. Der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber darf die ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Ei­gen­art kirch­li­cher Dienst nach ei­ge­nem Verständ­nis aus­ge­stal­ten. Ei­ne Schran­ke bil­den da­bei „die für al­le gel­ten­den Ge­set­ze“. Hier­zu zählen al­ler­dings nicht nur for­mel­le, hin­rei­chend be­stimm­te Ge­set­ze, son­dern eben­so mit der Kir­chen­frei­heit kol­li­die­ren­de Rech­te Drit­ter und sons­ti­ge Ver­fas­sungsgüter (Maunz-Dürig, Art. 137 WRV, Rn. 47; Ham­mer, Kirch­li­ches Ar­beits­recht, S. 337; vgl. auch BVerfG 7.3.2002, 1 BvR 1962/01, zit. nach iuris; BVerfG 04.06.1985, 2 BvR 1703/83, zit nach iuris). D.h. im Fal­le ei­ner Kol­li­si­on von Art. 137 Abs. 3 GG mit ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten Rech­ten Drit­ter ist ei­ne Güter­abwägung vor­zu­neh­men (eben­so wie bei der Kol­li­si­on schran­ken­los gewähr­leis­te­ter Grund­rech­te mit an­de­ren Ver­fas­sungsgütern), die eben­falls zu ei­ner Be­schränkung des kirch­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts führen kann. Die Kir­che kann sich im Fall ei­nes feh­len­den

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for­mel­len Ge­set­zes nicht im rechts­frei­en Raum be­we­gen, son­dern hat die Rech­te Drit­ter, ins­be­son­de­re ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Rech­te Drit­ter, zu be­ach­ten. Die­se Rech­te, wie z.B. auch die von Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­te Ta­rif­au­to­no­mie, können Vor­rang vor dem Selbst­be­stim­mungs­recht der Kir­che ha­ben und die­ses be­schränken (vgl. auch Kühling, AuR 2001, 241 ff).

bb)
Vor­lie­gend kol­li­die­ren Art. 137 Abs. 3 WRV und Art. 9 Abs. 3 GG mit­ein­an­der, wenn sich der Kläger auf das kirch­li­che Selbst­be­stim­mungs­recht be­ruft und die Be­klag­ten auf ihr Recht aus Art. 9 Abs. 3 GG.

Im Rah­men der vor­zu­neh­men­den Güter­abwägung (sie­he oben) er­gibt sich, dass das kirch­li­che Selbst­be­stim­mungs­recht nicht ei­nen der­ar­ti­gen Vor­rang ge­nießt, dass jeg­li­cher Streik und jeg­li­che sons­ti­ge Form der Ar­beits­nie­der­le­gung, als Vor­aus­set­zung für den gel­tend ge­mach­ten An­spruch, un­zulässig und da­mit ver­bo­ten und zu un­ter­las­sen sind:

(1)
Art. 9 Abs. 3 GG ist ein vor­be­halt­los gewähr­leis­te­tes Grund­recht. Es ge­nießt u.a. Schutz ge­genüber Be­hin­de­run­gen durch Pri­va­te: Art. 9 Abs. 3 S. 2 GG be­inhal­tet das Ver­bot be­hin­dern­der Maßnah­men und Ab­re­den. Die Ko­ali­ti­ons­frei­heit ge­nießt ei­nen ho­hen Rang in der Wert­ord­nung des Grund­ge­set­zes. Die Ta­rif­au­to­no­mie gilt auch im kirch­li­chen Be­reich, ins­be­son­de­re wenn sich der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber, wie vor­lie­gend, für ein Ta­rif­ver­trags­sys­tem ent­schie­den hat.

Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts gewähr­leis­tet Art. 9 Abs. 3 GG das Recht, Ta­rif­verträge ab­sch­ließen zu können. Beim Ab­schluss von Ta­rif­verträgen sind die Ko­ali­tio­nen frei, sie können die Mit­tel selbst wählen, die sie zur Er­rei­chung des Zwecks für er­for­der­lich hal­ten. Geschützt sind auch Ar­beits­kampf­maßnah­men, die er­for­der­lich sind, um ei­ne funk­tio­nie­ren­de Ta­rif­au­to­no­mie her­zu­stel­len (BVerfG 2.3.1993, 1 BvR 1213/85, zit. nach iuris). Ein sol­ches Mit­tel ist auch der Streik (BVerfG BVerfG 2.3.1993, 1 BvR 1213/85, zit. nach iuris).

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(2)
Im Rah­men der vor­zu­neh­men­den Güter­abwägung zwi­schen Art. 137 Abs. 3 WRV und Art. 9 Abs. 3 GG ste­hen sich ge­genüber: auf der Ar­beit­neh­mer­sei­te die Ein­schränkung der Ko­ali­ti­ons­frei­heit durch ein - von dem Kläger ge­for­der­tes - ge­ne­rel­les Streik­ver­bot und auf der Sei­te des kirch­li­chen Ar­beit­ge­bers die Ein­schränkung der kirch­li­chen Selbst­be­stim­mung, wenn sich der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber ei­nem – von ihm ab­ge­lehn­ten – Streik aus­ge­setzt sieht. Das Er­geb­nis die­ser Güter­abwägung führt nicht zu ei­nem Über­wie­gen des kirch­li­chen Selbst­be­stim­mungs­rechts in der Form, dass jed­we­de Ar­beits­nie­der­le­gung zu ver­bie­ten ist.

Art. 9 Abs. 3 GG er­laubt auf­grund der schran­ken­lo­sen Gewähr­leis­tung nur ei­ne sol­che Re­gle­men­tie­rung, die ver­fas­sungs­recht­lich ge­recht­fer­tigt ist. Das wäre vor­lie­gend der Fall, wenn das kirch­li­che, eben­falls ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­te Selbst­be­stim­mungs­recht höher wiegt als das Streik­recht der Ge­werk­schaf­ten. Das ist je­doch zu ver­nei­nen. Die Ar­gu­men­te des Klägers, die christ­li­che Dienst­ge­mein­schaft und das christ­li­che Ge­bot der Nächs­ten­lie­be (als Aus­fluss von Art. 4 GG) stünden ei­ner kämp­fe­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zung um Ar­beits­be­din­gun­gen ent­ge­gen, ein Streik sei zu­dem nicht er­for­der­lich, um Gleich­heit zu er­zie­len, weil den Mit­glie­dern des Klägers das Mit­tel der Aus­sper­rung nicht zur Verfügung stünde, Ver­hand­lungs­gleich­heit ent­ste­he zu­dem durch ei­ne zur Verfügung ste­hen­de Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung, über­zeu­gen nicht. Die­se Ge­sichts­punk­te führen je­den­falls nicht zu der ge­for­der­ten Rechts­fol­ge des ge­ne­rel­len Ver­bots von Streiks und sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen jed­we­der Art.

In­so­weit ist zunächst auf den be­reits dar­ge­stell­ten As­pekt hin­zu­wei­sen, dass al­lein der Ver­zicht auf Aus­sper­run­gen nicht zu ei­nem Un­gleich­ge­wicht der Kampf­pa­rität führt: grundsätz­lich ist von dem struk­tu­rell un­ter­le­ge­nen Ar­beit­neh­mer aus­zu­ge­hen. Der Ar­beit­ge­ber dik­tiert die Ar­beits­be­din­gun­gen. Er ist im Ver­gleich zum Ar­beit­neh­mer, der auf Ar­beit an­ge­wie­sen ist, um sei­nen Le­bens­un­ter­halt zu be­strei­ten, der „Mäch­ti­ge­re“. Erst durch ei­nen Streik oder ei­ne sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gung bzw. Ar­beits­kampf­maßnah­me wird ein Macht­gleich­ge­wicht her­ge­stellt (BVerfG 26.6.1991, 1 BvR 779/85, zit. nach iuris). Ein Streik führt nicht per se zu ei­ner Un­ter­le­gen­heit des Ar­beit­ge­bers der­art, dass so­fort zu dem Kampf­mit­tel

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der Aus­sper­rung ge­grif­fen wer­den darf. Das Kampf­mit­tel der Aus­sper­rung spielt in die­sem Mo­ment, in dem zunächst das Kräfte­gleich­ge­wicht her­ge­stellt wird, noch kei­ne Rol­le. Ei­ne Aus­sper­rung kommt nur und erst dann in Be­tracht, wenn auf­grund ei­ner übermäßigen Ar­beits­kampf­maßnah­me auf Ar­beit­neh­mer­sei­te das Kräfte­gleich­ge­wicht zu­guns­ten der Ar­beit­neh­mer zu kip­pen droht (vgl. Kühling, AuR 2001, 241 ff). Das ist je­doch ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls und kann nicht zu ei­nem ge­ne­rel­len Streik­ver­bot bzw. zu ei­nem Ver­bot von Ar­beits­nie­der­le­gun­gen jed­we­der Art in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen führen.

Auch der Hin­weis des Klägers, es ge­be vor­lie­gend ei­nen al­ter­na­ti­ven Weg der Ei­ni­gung, nämlich den Ab­schluss ei­ner Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung, wie sie be­reits mit an­de­ren Ge­werk­schaf­ten ab­ge­schlos­sen wor­den ist, führt nicht zu ei­ner an­de­ren Be­wer­tung, ins­be­son­de­re nicht zu ei­nem Über­wie­gen des Rechts auf kirch­li­che Selbst­be­stim­mung. Die be­nann­te Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung ist nicht gleich ge­eig­net wie ein Streik oder ei­ne sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gung, um ein Kräfte­gleich­ge­wicht zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Ar­beit­neh­mer her­zu­stel­len. Ins­be­son­de­re führt sie nicht da­zu, dass die Ar­beit­neh­mer mit­hil­fe der Sch­lich­tung ih­re ei­ge­nen In­ter­es­sen auf gleich ge­eig­ne­te Art und Wei­se ver­fol­gen und ggf. durch­set­zen können wie mit­hil­fe des ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten Streik­rechts. Am En­de der Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung steht ei­ne Zwangs­sch­lich­tung, die da­zu führen kann, dass die Ar­beit­neh­mer­sei­te von ihr nicht ge­woll­te Er­geb­nis­se hin­zu­neh­men hat. Die­se Er­geb­nis­se können von Zufällig­kei­ten abhängen, je nach­dem wer – ggf. zwangs­wei­se – als Vor­sit­zen­der der Sch­lich­tungs­stel­le ein­ge­setzt wor­den ist und wel­che An­sich­ten die­se Per­son hat. Ein der­ar­ti­ges Er­geb­nis wi­der­spricht je­doch der von Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten Ta­rif­au­to­no­mie, die auf ei­ne frei­wil­lig im We­ge der Ei­ni­gung, im We­ge des ge­gen­sei­ti­gen Nach­ge­bens zu­stan­de ge­kom­me­nen Lösung des Ta­rif­kon­flikts ab­stellt, die letzt­lich von bei­den Sei­ten für an­ge­mes­sen und ak­zep­ta­bel an­ge­se­hen wird. An die­ser Stel­le noch­mals: der vom kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber pos­tu­lier­te Ver­zicht auf Aus­sper­rung ist zu ak­zep­tie­ren und auch von Art. 137 Abs. 3 WRV geschützt. Al­ler­dings ist ei­ne Aus­sper­rung häufig we­der das er­for­der­li­che, noch das an­ge­mes­se­ne Ar­beits­kampf­mit­tel, um ei­ner Ar­beits­nie­der­le­gung zu be­geg­nen. Dort, wo ei­ne Aus­sper­rung per se aus den Grundsätzen des Ar­beits­kampf­rechts un­zulässig ist, ent­steht gar nicht erst der Kon­flikt zwi­schen Art. 9 Abs. 3 GG – Recht auf Streik – und Art. 137 Abs. 3 WRV –

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Recht auf kirch­li­che Selbst­be­stim­mung in der Form der Ab­leh­nung von Aus­sper­run­gen. In die­sen Fällen ist die kirch­li­che Selbst­be­stim­mung nur in­so­weit be­trof­fen, als der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber – von ihm auch ab­ge­lehn­te – Streiks hin­zu­neh­men hat, oh­ne al­ler­dings sich fak­tisch ge­zwun­gen zu se­hen, zum ab­ge­lehn­ten Mit­tel der Aus­sper­rung grei­fen zu müssen. Sein Dienst am Nächs­ten muss bzw. darf in die­sen Fällen nicht sus­pen­diert wer­den, er gerät nicht – man­gels fak­ti­schen Zwangs – in ei­nen Ge­wis­sens­kon­flikt in Be­zug auf sei­ne christ­li­chen Über­zeu­gun­gen. Auch die christ­li­che Dienst­ge­mein­schaft wird in die­sen Fällen nicht auf­gelöst, son­dern al­len­falls um strei­ken­de Mit­glie­der zeit­wei­se und vorüber­ge­hend im Hin­blick auf den ak­ti­ven Dienst am Pa­ti­en­ten re­du­ziert.

Das Ge­bot der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be steht ei­nem Streik eben­falls nicht grundsätz­lich ent­ge­gen. Ar­beits­kampf­maßnah­men und auch der Streik stel­len kei­nen „Krieg“ dar und tra­gen auch nicht zwangsläufig Ag­gres­sio­nen in die Ein­rich­tun­gen des Klägers hin­ein. Sie die­nen da­zu, Ar­beit­neh­mer auf Au­genhöhe mit ih­rem Ar­beit­ge­ber ver­han­deln zu las­sen. Er­for­dert die christ­li­che Nächs­ten­lie­be den Dienst am Pa­ti­en­ten, so ist da­von aus­zu­ge­hen, dass auch die Mit­glie­der der Be­klag­ten die­ser Auf­ga­be in aus­rei­chen­dem Maße nach­kom­men wer­den, da auch sie sich der christ­li­chen Nächs­ten­lie­be als Mit­ar­bei­ter ei­ner christ­li­chen Ein­rich­tung ver­pflich­tet fühlen. Der Streik ist ein Schritt auf dem Weg zu ei­ner Ei­ni­gung über Ar­beits­be­din­gun­gen, die ein­ver­nehm­lich er­fol­gen soll. Ei­ne der­ar­ti­ge ein­ver­nehm­li­che Lösung verfügt über ei­ne ho­he Rich­tig­keits­gewähr, ins­be­son­de­re über ei­ne höhe­re Rich­tig­keits­gewähr als ei­ne Lösung, die ggf. per Zwangs­sch­lich­tung, wie sie am En­de der Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung steht, er­folgt. Führt der Streik zu ei­ner Un­ter­le­gen­heit und zu ei­ner un­an­ge­mes­se­nen Be­ein­träch­ti­gung von Rech­ten des Ar­beit­ge­bers, kann er im Ein­zel­fall ver­bo­ten wer­den. Im Fal­le ei­ner sol­chen Be­ur­tei­lung ist selbst­verständ­lich das kirch­li­che Selbst­be­stim­mungs­recht – hier in Form der Ent­schei­dung, aus re­li­giöser Über­zeu­gung auf Aus­sper­run­gen zu ver­zich­ten – zu berück­sich­ti­gen, eben­so der Dienst des Klägers am Nächs­ten, der nicht aus­ge­setzt wer­den kann und darf, ins­be­son­de­re wenn es sich um die Ver­sor­gung von Pa­ti­en­ten han­delt. Das aber stel­len auch die Be­klag­ten nicht in Ab­re­de.

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Sch­ließlich kann er­neut dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, dass der – kirch­li­che – Ar­beit­ge­ber nicht al­lein des­halb ge­ne­rell vor Streik­maßnah­men zu schützen ist, weil die Möglich­keit der Aus­sper­rung nicht zur Verfügung steht: der Ar­beit­ge­ber kann, wie dar­ge­legt, auf an­de­re Art und Wei­se Druck auf die Ar­beit­neh­mer­sei­te ausüben (z.B. den Streik aus­sit­zen, die Lohn­zah­lung ein­stel­len, Streik­bre­cher ein­set­zen, etc.).

Zu be­ach­ten ist fer­ner, dass bei ei­nem ge­ne­rel­len Streik­ver­bot in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen die kol­lek­ti­ve Ko­ali­ti­ons­frei­heit hin die­sem Be­reich gefähr­det ist, da die At­trak­ti­vität der Ge­werk­schaf­ten auf­grund ei­ner feh­len­den Mäch­tig­keit und auch auf­grund ei­ner feh­len­den Rich­tig­keits­gewähr von Zwangs­sch­lich­tun­gen ab­neh­men würde (vgl. Kühling, AuR 2001, 241 ff). An­de­rer­seits ist der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber im Fall ei­nes Streiks nicht ge­zwun­gen, den Dienst am Nächs­ten (um den Verkündi­gungs­auf­trag geht es vor­lie­gend nicht) zu sus­pen­die­ren: zum ei­nen muss die Pa­ti­en­ten­ver­sor­gung in Kran­kenhäusern auch im Fall von Ar­beits­nie­der­le­gun­gen ge­ne­rell gewähr­leis­tet sein. Dafür ha­ben auch die Ge­werk­schaf­ten zu sor­gen, sonst ist der Streik – im Ein­zel­fall – un­zulässig. Zum an­de­ren kann der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber mit Streik­bre­chern und/oder Leih­ar­beit­neh­mern ar­bei­ten und so den Dienst am Nächs­ten auf­recht­er­hal­ten. Ei­nen – fak­ti­schen – Zwang zur Aus­sper­rung wird es nur in sel­te­nen Aus­nah­mefällen ge­ben. In die­sen Fällen kann dann im Ein­zel­fall re­agiert wer­den in Form der – ge­richt­li­chen – Un­ter­sa­gung des ein­zel­nen Streiks.

Der Ein­griff in Art. 137 Abs. 3 WRV er­weist sich in­so­fern – als ein Streik hin­zu­neh­men wäre – als ein nur ge­rin­ger Ein­griff, wo­hin­ge­gen ein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot ein er­heb­li­cher Ein­griff in Art. 9 Abs. 3 GG wäre: den Ar­beit­neh­mern und Ge­werk­schaf­ten wäre ihr Mit­tel ge­nom­men, das Kräfte­gleich­ge­wicht zum kirch­li­chen Ar­beit­ge­ber zunächst ein­mal her­zu­stel­len und für bes­se­re Ar­beits­be­din­gun­gen ab­seits ei­ner Zwangs­sch­lich­tung kämp­fen zu können. Außer­dem berührt das vor­lie­gend be­gehr­te Streik­ver­bot nicht nur die Möglich­keit, Streiks durch­zuführen, son­dern auch das Kampf­mit­tel der Strei­kan­dro­hung – wo ein Streik ge­ne­rell ver­bo­ten ist, be­wirkt nämlich auch ei­ne Strei­kan­dro­hung nichts.

(3)
Zu be­ach­ten ist schließlich noch fol­gen­des:

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Der Kläger bzw. sei­ne Mit­glie­der ha­ben sich für ein Ta­rif­ver­trags­sys­tem ent­schie­den, d.h. für ei­ne Fest­le­gung von Ar­beits­be­din­gun­gen mit­tels ei­nes Ta­rif­ver­trags und mit ei­ner Ge­werk­schaft als Ver­hand­lungs­part­ner. Es sind nicht kol­lek­ti­ve Ver­ein­ba­run­gen „sui ge­ne­ris“ ge­wollt. So heißt es auch in der Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung (Anl. K 5) in § 8, Abs. 3: „Die Ent­schei­dung (der Sch­lich­tungs­stel­le) hat die ma­te­ri­el­le Wir­kung ei­nes Ta­rif­ver­trags“. Ein­schränkun­gen ir­gend­wel­cher Art, z.B. dass nur kirch­lich mo­di­fi­zier­te Ta­rif­verträge ge­wollt sind, die sich von welt­li­chen Ta­rif­verträgen un­ter­schei­den sol­len, sind nicht fest­ge­hal­ten. Wären tatsächlich kol­lek­ti­ve Verträge ei­ge­ner Art mit den da­zu gehöri­gen Rechts­fol­gen ge­wollt, so hätte dies ver­deut­licht wer­den müssen.

Ein Ta­rif­ver­trags­sys­tem ist al­ler­dings grundsätz­lich ge­prägt vom Ar­beits­kampf, bei­de Ver­hand­lungs­part­ner können sich auf Art. 9 Abs. 3 GG und die dort geschütz­te Ko­ali­ti­ons­frei­heit und Ta­rif­au­to­no­mie – in­klu­si­ve das Recht auf Streik – be­ru­fen. Der Kläger bzw. sei­ne Mit­glie­der mögen – aus re­li­giöser Über­zeu­gung und auf­grund ih­res Selbst­be­stim­mungs­rechts – auf ihr Grund­recht aus Art. 9 Abs. 3 GG ver­zich­ten, so­weit es um das Kampf­mit­tel der Aus­sper­rung geht. Das führt aber nicht zu­gleich da­zu, dass die Grund­rech­te der Ar­beit­neh­mer aus Art. 9 Abs. 3 GG ab­be­dun­gen wären.

Sch­ließlich ist fol­gen­des zu be­ach­ten: Es gibt ein­zel­ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen, wo­nach nur per Ta­rif­ver­trag von zwin­gen­dem Ge­set­zes­recht ab­ge­wi­chen wer­den darf (z.B. § 14 Abs. 2 S. 3 Tz­B­fG). Da­bei kann in der Re­gel da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass ta­rif­li­che Ver­ein­ba­run­gen nicht ge­gen den Wil­len der Ar­beit­neh­mer­sei­te, son­dern nur ein­ver­nehm­lich und nicht oh­ne ei­ne an­ge­mes­se­ne Kom­pen­sa­ti­on der Ar­beit­ge­ber­sei­te ab­ge­schlos­sen wer­den. Ge­ra­de durch das Druck­mit­tel des Ar­beits­kamp­fes be­steht ein aus­ta­rier­tes Kräfte­gleich­ge­wicht, das zu ei­ner be­son­de­ren Rich­tig­keits­gewähr des In­halts ei­nes Ta­rif­ver­trags führt. Das ist je­doch im Fall ei­ner Zwangs­sch­lich­tung, die in dem von dem Kläger fa­vo­ri­sier­ten Sys­tem am En­de ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung ste­hen kann, nicht der Fall, da hier Re­ge­lun­gen ge­gen den Wil­len der Ar­beit­neh­mer­sei­te fest­ge­legt wer­den können. Von ei­ner glei­chen Rich­tig­keits­gewähr wie bei ei­nem Ta­rif­ver­trag, der durch „frei­es Spiel“ der Kräfte zu­stan­de kommt, kann in dem kir­chen­recht­lich mo­di­fi­zier­ten Sys­tem, von dem

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der Kläger aus­geht, da­her nicht die Re­de sein (vgl. hier­zu BAG, 25.3.2009, 7 AZR 710/07, zit. nach iuris). Die Rechts­fol­ge, ggf. von zwin­gen­dem Ge­set­zes­recht ab­wei­chen zu dürfen, er­scheint im Fall des ge­ne­rel­len Aus­schlus­ses von Streiks und sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen mit ei­ner mögli­chen Zwangs­sch­lich­tung am En­de des Kon­flikts nicht die an­ge­mes­se­ne und rich­ti­ge Rechts­fol­ge. Auch die­ser Um­stand spricht mit­ent­schei­dend ge­gen das von dem Kläger ver­folg­te ge­ne­rel­le Streik­ver­bot in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen, so­lan­ge der kirch­li­che Ar­beit­ge­ber Ta­rif­verträge ab­sch­ließen und an­wen­den möch­te.

cc)
Das Er­geb­nis der Güter­abwägung ist so­mit, dass ein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot in den Mit­glieds­ein­rich­tun­gen des Klägers ab­zu­leh­nen ist. Das von Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­te Streik­recht über­wiegt aus den dar­ge­stell­ten Gründen das Selbst­be­stim­mungs­recht des Klägers bzw. sei­ner Mit­glie­der aus Art. 137 WRV (i.V.m. Art. 4 GG) und ihr In­ter­es­se, sich ei­nem Streik nicht aus­ge­setzt zu se­hen.

dd)
Ab­sch­ließend ist noch fol­gen­des fest­zu­stel­len:

Der von Art. 4 GG geschütz­te Kern­be­reich der Re­li­gi­ons­frei­heit scheint durch ei­nen Streik nicht berührt zu sein. Dem Kläger bzw. sei­nen Mit­glie­dern ist es un­be­nom­men, in vol­lem Um­fang ih­rer Re­li­gi­ons­frei­heit auch im Fal­le ei­nes Streiks nach­zu­kom­men, ih­ren Glau­ben zu le­ben und den Dienst am Nächs­ten fort­zu­set­zen

Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers trifft ein Streik auch nicht den fal­schen Geg­ner. Geg­ner des Streiks ist und bleibt der Ar­beit­ge­ber, hier die Mit­glie­der des Klägers. Aus­wir­kun­gen kann ein Streik zwar auch auf un­be­tei­lig­te Drit­te ha­ben, wie vor­lie­gend auf Pa­ti­en­ten, die in den Ein­rich­tun­gen des Klägers ver­sorgt, ge­pflegt und be­treut wer­den. Rich­tig ist eben­falls, dass die­se Ver­sor­gung und Pfle­ge nicht aus­ge­setzt wer­den darf, wofür auch die strei­ken­de Ge­werk­schaft zu sor­gen hat. Das ist aber ei­ne Fra­ge des Ein­zel­falls, nicht ei­ne Fra­ge des ge­ne­rel­len Streik­ver­bots. Im Ein­zel­fall ei­nes Streiks ist die Ver­sor­gung der Pa­ti­en­ten si­cher­zu­stel­len. Ein dem wi­der­spre­chen­der Streik kann un­ter­sagt wer­den. Ein ge­ne­rel­ler Aus­schluss von Streiks und sons­ti­gen Ar­beits­nie­der­le­gun­gen folgt aus der mögli­chen Be­trof­fen­heit

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Drit­ter nicht, da ei­ne Ar­beits­nie­der­le­gung auch nur sehr kurz oh­ne große Aus­wir­kun­gen auf Drit­te er­fol­gen oder auch nur an­ge­droht wer­den kann, so dass kei­ner­lei Dritt­be­trof­fen­heit ge­ge­ben ist.

Die Ar­beits­kampf­maßnah­men rich­ten sich auch in­so­fern nicht ge­gen den fal­schen Geg­ner, als die Ein­rich­tun­gen des Klägers nicht über Re­fi­nan­zie­rungsmöglich­kei­ten verfügen. Zum ei­nen ist die­ser Sach­vor­trag des Klägers zu un­sub­stan­ti­iert, um hier­zu Stel­lung neh­men zu können. Dem Ge­richt sind die fi­nan­zi­el­len Möglich­kei­ten und Re­fi­nan­zie­run­gen nicht be­kannt und sie sind nicht der­art dar­ge­legt wor­den, dass ei­ne ein­ge­hen­de Be­ur­tei­lung die­ses Ar­gu­ments möglich wäre. Zum an­de­ren könn­te die­se Fra­ge al­len­falls die Zulässig­keit ei­nes Streiks im Ein­zel­fall be­tref­fen. Ein ge­ne­rel­les Streik­ver­bot kann hier­aus je­doch nicht ab­ge­lei­tet wer­den. Zu­dem muss nicht je­der Streik die Fra­ge ei­nes höhe­ren Ent­gelts be­tref­fen, es kann auch für sons­ti­ge Verände­run­gen/Ver­bes­se­run­gen der Ar­beits­be­din­gun­gen ge­streikt wer­den.

3.
Aus den vor­her­ge­hen­den Ausführun­gen er­gibt sich zu­gleich die Un­be­gründet­heit des Hilfs­an­trags, der eben­falls ab­zu­wei­sen war.

Die von dem Kläger an­ge­bo­te­ne Sch­lich­tungs­ver­ein­ba­rung führt nicht zu dem Er­geb­nis, dass in­fol­ge die­ses An­ge­bots Streiks und sons­ti­ge Ar­beits­nie­der­le­gun­gen ge­ne­rell zu un­ter­sa­gen wären. Das Er­geb­nis ei­ner Sch­lich­tung auf Ba­sis der an­ge­bo­te­nen Ver­ein­ba­rung verfügt nicht über die glei­che Rich­tig­keits­gewähr wie ein frei aus­ge­han­del­ter Ta­rif­ver­trag und stellt kein gleich ge­eig­ne­tes Mit­tel dar wie der Streik (u.ä.). Auch in­so­weit über­wie­gen die durch Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten In­ter­es­sen der Mit­glie­der der Be­klag­ten die durch Art. 137 WRV (i.V.m. Art. 4 GG) geschütz­ten In­ter­es­sen der Mit­glie­der des Klägers. Es wird auf die obi­gen Ausführun­gen ver­wie­sen.


III.

Der Kläger hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen (§§ 91 Abs. 1 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG).

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Der Streit­wert war gemäß § 61 Abs. 1 ArbGG im Ur­teil fest­zu­set­zen. Die Höhe be­ruh­te in Er­man­ge­lung wei­te­rer An­halts­punk­te auf ei­ner ge­bo­te­nen Schätzung mögli­cher wirt­schaft­li­cher Aus­wir­kun­gen von Streiks auf den Kläger bzw. sei­ne Mit­glie­der.

Ei­ner Ent­schei­dung über die Zu­las­sung oder Nicht­zu­las­sung der Be­ru­fung be­durf­te es an­ge­sichts des Streit­werts nicht (§ 64 Abs. 2 ArbGG).

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