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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 25.04.2013, 9 Sa 561/12

   
Schlagworte: Sympathiestreik, Streik, Arbeitskampf, Schadensersatz, Fluglotsen, Gewerkschaft
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 Sa 561/12
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 25.04.2013
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 27.03.2012 - 10 Ca 3468/11
   

Te­nor:

Die Be­ru­fun­gen der Kläge­rin­nen ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 27. März 2012 - 10 Ca 3468/11 - wer­den auf ih­re Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um Scha­dens­er­satz­ansprüche im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Un­terstützungs­streik.

Die Kläge­rin­nen sind Luft­fahrt­un­ter­neh­men. Der Be­klag­te ist ei­ne am 9. Ju­li 2003 ge­gründe­te Ge­werk­schaft, die nach ei­ge­nen An­ga­ben am 24. April 2009 et­wa 3.200 Beschäftig­te, u.a. in den Towern der Flughäfen ver­trat. In § 4 ih­rer mehr­fach geänder­ten Sat­zung ist ihr Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich ge­re­gelt:

„(1) Der Or­ga­ni­sa­ti­ons­be­reich der GdF um­fasst al­le Be­trie­be und Un­ter­neh­men, in wel­chen die Über­wa­chung und Len­kung von Luft­fahr­zeu­gen in der Luft oder auf dem Bo­den zur si­che­ren, ge­ord­ne­ten und flüssi­gen Ab­wick­lung des Ver­kehrs er­folgt oder mit die­ser Auf­ga­be in un­mit­tel­ba­rem Zu­sam­men­hang ste­hen­de pla­ne­ri­sche, in­for­ma­to­ri­sche, tech­ni­sche und qua­li­fi­zie­ren­de Un­terstützungs­leis­tun­gen er­bracht wer­den. Hier­un­ter fal­len ins­be­son­de­re:

a) die Über­wa­chung und Len­kung der Be­we­gun­gen im Luft­raum und auf den Ab­stell- und Be­we­gungs­flächen von Flugplätzen (ein­sch­ließlich der Vor­feld­kon­trol­le);

b) die Be­reit­stel­lung und der Aus­tausch von In­for­ma­tio­nen zur Pla­nung, Vor­be­rei­tung und Durchführung von Flügen durch Pu­bli­ka­tio­nen und Be­ra­tung vor dem Flug und der Flu­g­in­for­ma­ti­ons­dienst während des Flu­ges;

c) die Ver­kehrs­fluss­re­ge­lung im Luft­raum und auf den Ab­stell- und Be­we­gungs­flächen von Flugplätzen und die Steue­rung der Luft­raum­nut­zung

...

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Sat­zung wird auf Bl. 87 ff. d. A. ver­wie­sen.

Der Be­klag­te hat­te ent­spre­chend § 6 der im Zu­ge der Pri­va­ti­sie­rung der Flug­si­che­rung ab­ge­schlos­se­nen Rah­men­ver­ein­ba­rung (Aus­zug Bl. 141 – 144 d. A.) mit der A GmbH am 26. Ju­li 2006 ei­ne Not­dienst­ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen (Bl. 145 ff. d. A.). Gemäß de­ren § 3 Abs. 1 ist ei­ne Ar­beits­kampf­maßnah­me 24 St­un­den vor­her an­zukündi­gen. Als Not­dien­st­ar­bei­ten gal­ten zusätz­lich zu be­stimm­ten Flügen für Not- und Ka­ta­stro­phen­einsätzen usw. die Durchführung von 25 % des planmäßigen Luft­ver­kehrs, der in dem vom Ar­beits­kampf be­trof­fe­nen Sek­tor übli­cher­wei­se pro St­un­de durch­geführt wird.

Bei der A GmbH herrsch­te bis zum 31. Dez. 2011 das sog. Voll­kos­ten­de­ckungs­prin­zip, das sich aus der VO über die Er­he­bung von Kos­ten für die In­an­spruch­nah­me von Diens­ten und Ein­rich­tun­gen der Flug­si­che­rung bei An- und Ab­flug (FSAAKV) er­gab („Die Gebühren sind so zu be­mes­sen, dass der ge­sam­te Auf­wand für die Flug­si­che­rung ...ge­deckt wird“). Bei der jähr­li­chen Vor­aus­fest­le­gung wur­den auch evtl. Über- oder Un­ter­de­ckun­gen aus dem Vor-Vor­jahr berück­sich­tigt.

Die B GmbH be­treibt den C. Ver­kehrs­flug­ha­fen. Sie beschäftigt über 1000 Ar­beit­neh­mer. Da­von wa­ren in der Ab­tei­lung Ver­kehrs­zen­tra­le / Vor­feld­kon­trol­le (VL 2) 23 Mit­ar­bei­ter beschäftigt. We­gen ih­res Auf­ga­ben­be­reichs wird auf die Dienst­an­wei­sung VL Nr. 1/08 der B GmbH vom 24. April 2008 und die Ar­beits­an­wei­sung VL 2 Nr. 03/08 ver­wie­sen (Bl. 112 ff., 117 ff. d. A.). Mit ei­ner Aus­nah­me wa­ren die Mit­ar­bei­ter die­ser Ab­tei­lung in der La­ge, so­wohl in der Ver­kehrs­zen­tra­le wie auch in der Vor­feld­kon­trol­le zu ar­bei­ten. Der Be­klag­te for­der­te die B GmbH im Frühjahr 2008 zu Ta­rif­ver­hand­lun­gen für die in der Vor­feld­kon­trol­le täti­gen Ar­beit­neh­mer auf. Am 10. Nov. 2008 schlos­sen die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­ne sog. Pro­zess­ver­ein­ba­rung, die die Rah­men­be­din­gun­gen für die Ta­rif­ver­hand­lun­gen in der Vor­feld­kon­trol­le fest­leg­te (Bl. 131 ff. d. A.). Am 12. Febr. 2009 leg­te der Be­klag­te ei­nen Ta­rif­ver­trags­ent­wurf „Son­der­re­ge­lung Apron Con­trol TVöD“ vor, der für die „Mit­ar­bei­ter der Ver­kehrs­zen­tra­le / Vor­feld­kon­trol­le (z. Zt. VL 2)“ gel­ten soll­te (Bl. 133 ff. d. A.). Mit Schrei­ben vom 25. Febr. 2009 (Bl. 136 d. A.) teil­te der Be­klag­te der B GmbH mit, sei­ne Ta­rif­kom­mis­si­on ha­be das Schei­tern der Ver­hand­lun­gen be­schlos­sen und beim Bun­des­vor­stand die Ein­lei­tung von Ar­beits­kampf­maßnah­men nach Ab­lauf der Frie­dens­pflicht be­an­tragt. Er kündig­te an, dass ab 1. März 2009 mit Ar­beits­kampf­maßnah­men zu rech­nen sei. In der Zeit vom 3. bis zum 6. März 2009 fand ein Streik der Vor­feld­lot­sen statt, der durch Be­schluss des Be­klag­ten vom 6. März 2009 un­be­fris­tet verlängert wor­den ist. In der Zeit vom 18. April bis zum 23. Mai 2009 war der Streik in­fol­ge ei­ner Ver­bots­verfügung des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 6. April 2009 (- 12 Ga 64/09 -) un­ter­bro­chen.

Die B GmbH hat den Teil­be­reich Vor­feld­kon­trol­le der Ab­tei­lung VL 2 durch ei­nen Dienst­leis­tungs­ver­trag per 1. April 2009 auf die A GmbH über­tra­gen.

Für den 6. April 2009 rief der Be­klag­te die bei ihm or­ga­ni­sier­ten Flug­lot­sen zu ei­nem Un­terstützungs­streik ge­gen die A GmbH für Mon­tag, den 6. April 2009 zwi­schen 16.00 und 22.00 Uhr auf. Der Streik wur­de mit Schrei­ben vom 5. April 2009 (Bl. 522, 523 d. A.) an­gekündigt. Im Tower C sind 22 Flug­lot­sen tätig. Für den Flug­ha­fen C ar­bei­ten zusätz­lich 26 Flug­lot­sen am Sitz der A GmbH in D, die sog. Ap­proach-Flug­lot­sen. Auf die In­ter­net­sei­ten des Be­klag­ten vom 26. Febr., 5. und 6. März so­wie vom 2. und 6. April 2009 wird Be­zug ge­nom­men (Bl. 138,139, 155, 140, 157 d. A.). Ei­nen An­trag der A GmbH auf Un­ter­sa­gung des Un­terstützungs­streiks blieb so­wohl vor dem Ar­beits­ge­richt Stutt­gart (Be­schluss vom 2. März 2009 – 12 Ga 4/09 – Bl. 359 ff. d. A.) wie auch vor dem Lan­des­ar­beits­ge­richt Ba­den-Würt­tem­berg ( Ur­teil vom 31. März 2009 – 2 Sa­Ga 1/09 - LA­GE Nr. 84 zu Art. 9 Ar­beits­kampf = Ju­ris, Bl. 372 ff. d. A.) man­gels Verfügungs­an­spru­ches er­folg­los. Während des Un­terstützungs­streiks ar­bei­te­ten zwei Lot­sen zur Er­brin­gung des Not­diens­tes, die im St­un­den­rhyth­mus ab­gelöst wur­den. Die­se ha­ben 10 Flug­be­we­gun­gen pro St­un­de ab­ge­wi­ckelt. Es fie­len 36 Flüge aus, wei­te­re Flüge hat­ten Ver­spätun­gen. Auf­grund der auf An­trag der Kläge­rin­nen (bzw. der Rechts­vorgänge­rin der Kläge­rin zu 3)) er­las­se­nen Ver­bots­verfügung des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 6. April 2009 (-12 Ga 64/09- Bl. 396 ff. d. A.) brach der Be­klag­te den Un­terstützungs­streik um 21.09 Uhr ab. Auf den Wi­der­spruch des Be­klag­ten hob das Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main den Be­schluss durch Ur­teil vom 5. Mai 2009 (- 12 Ga 64/09 - Bl. 399 ff. d. A.) auf. Das Ar­beits­ge­richt ließ die Ak­tiv­le­gi­ti­ma­ti­on der Kläge­rin­nen da­hin­ste­hen, da Haupt­ar­beits­kampf und Un­terstützungs­streik nicht rechts­wid­rig sei­en. Nach der Un­ter­bre­chung des Haupt­ar­beits­kamp­fes vom 18. April bis zum 23. Mai 2009 ei­nig­ten sich die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en am 29. Mai 2009 auf ei­ne Be­en­di­gung der Ta­rif­ver­trags­ver­hand­lun­gen und der Ar­beits­kampf­maßnah­men. Im Be­ru­fungs­ver­fah­ren ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 5. Mai 2009 ha­ben die Par­tei­en den Rechts­streit am 7. Dez. 2009 übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt. Das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt hat durch Be­schluss vom 7. Dez. 2009 (- 9 Sa­Ga 1003/09 – Bl. 433 ff. d. A.) nach § 91 a ZPO über die Kos­ten ent­schie­den und 75 % der Kos­ten des Rechts­streits den Kläge­rin­nen auf­er­legt, 25 % dem Be­klag­ten.

Die Kläge­rin­nen sind der Auf­fas­sung ge­we­sen, die Ar­beits­kampf­maßnah­me des Be­klag­ten sei ein ge­gen sie ge­rich­te­ter rechts­wid­ri­ger und schuld­haf­ter Ein­griff in den ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ge­we­sen. Der Streik sei be­triebs­be­zo­gen ge­we­sen, da er nicht auf die A GmbH, son­dern die Flug­li­ni­en ab­ge­zielt ha­be. Ei­ne wirt­schaft­li­che Schädi­gung der A GmbH sei in­fol­ge des Voll­kos­ten­de­ckungs­sys­tems gemäß § 32 Abs. 4 Luft­VG kraft Ge­set­zes aus­ge­schlos­sen ge­we­sen. Gebühren­ausfälle müsse die A GmbH durch Gebühren­erhöhun­gen auf die Flug­li­ni­en um­le­gen. Der Sa­che nach sei der Un­terstützungs­streik ei­ne teil­wei­se Blo­cka­de ge­we­sen. Der Ar­beits­kampf stel­le zu­gleich auch ei­nen Ein­griff in die Be­rufs­ausübungs­frei­heit dar, da er un­mit­tel­bar ge­gen die Er­werbstätig­keit der Kläge­rin­nen ge­rich­tet ge­we­sen sei. Die Kläge­rin­nen sei­en ma­te­ri­ell Adres­sa­ten der Ar­beits­kampf­maßnah­me ge­we­sen. Die Lahm­le­gung des Geschäfts­be­triebs un­be­tei­lig­ter Drit­ter über­schrei­te die Gren­zen des ar­beits­kampf­recht­lich Zulässi­gen. Es han­de­le sich letzt­end­lich um ei­ne Un­terstützungs­blo­cka­de oh­ne Möglich­keit von Ge­gen­maßnah­men. Ein Un­terstützungs­streik sei der Streik ge­gen die A GmbH nur vor­der­gründig ge­we­sen. Der Haupt­ar­beits­kampf ge­gen die B GmbH sei zu­min­dest seit dem 1. April 2009 rechts­wid­rig ge­we­sen. Von da an ha­be der Be­klag­te sei­ne Ta­rif­zuständig­keit bei der B GmbH ver­lo­ren. Man­gels fes­ter Zu­ord­nung ha­be vor dem Out­sour­cing kei­ne Mit­ar­bei­ter­grup­pe al­lein der Vor­feld­kon­trol­le oder der Ver­kehrs­zen­tra­le zu­ge­ord­net wer­den können. Je nach Dienst­plan und Ein­tei­lung sei­en die Mit­ar­bei­ter mal in der Vor­feld­kon­trol­le und mal in der Ver­kehrs­zen­tra­le tätig ge­we­sen. Seit dem 1. April 2009 sei­en bei der B GmbH kei­ne Tätig­kei­ten der Vor­feld­kon­trol­le mehr aus­geübt wor­den. Die bei der B GmbH beschäftig­ten Mit­ar­bei­ter er­bräch­ten seit­her aus­sch­ließlich Tätig­kei­ten in der Ver­kehrs­zen­tra­le. Dies sei die Be­ar­bei­tung der ope­ra­ti­ven Flug­planda­ten, die Ro­ta­ti­ons­be­ar­bei­tung bei Flügen des planmäßigen Ver­kehrs, die Stamm­da­ten­pfle­ge und die Be­nach­rich­ti­gung und In­for­ma­ti­on der Kun­den bei Be­schränkun­gen im Flug­be­trieb. Die Ta­rif­ver­hand­lun­gen sei­en je­doch von An­fang an auf die Vor­feld­kon­trol­le (sog. Apron-Con­trol) be­schränkt ge­we­sen. Die Ver­tre­tung der Mit­ar­bei­ter der Ver­kehrs­zen­tra­le be­an­spru­che der Be­klag­te in sei­nen Ver­laut­ba­run­gen auch gar nicht. Auch aus der Sat­zung des Be­klag­ten ergäben sich hierfür kei­ne An­halts­punk­te. Die sta­ti­schen Tätig­kei­ten des Flug­ha­fen­be­trei­bers hätten nichts mit der Len­kung und Über­wa­chung dy­na­mi­scher Flug­be­we­gun­gen zu tun. An­ders als die Apron-Con­trol­ler der Vor­feld­kon­trol­le würden die Ar­beitsplätze in der Ver­kehrs­zen­tra­le mit „Flight Da­ta“ und „Dis­po­nent“ be­zeich­net. Die Ta­rif­for­de­rung des Be­klag­ten ha­be sich aus­sch­ließlich auf Tätig­kei­ten be­zo­gen, die die B GmbH seit 1. April 2009 nicht mehr aus­geübt ha­be. Mit „VL 2“ sei der ge­sam­te Be­reich der Ver­kehrs­zen­tra­le / Vor­feld­kon­trol­le be­zeich­net wor­den. Ab­ge­se­hen da­von ha­be der Be­klag­te durch die Ta­rif­ver­hand­lun­gen in Wirk­lich­keit die Über­tra­gung der Vor­feld­kon­trol­le auf die A GmbH ver­hin­dern wol­len. Auch der Un­terstützungs­ar­beits­kampf als sol­cher sei rechts­wid­rig ge­we­sen. Des­sen Zweck sei die ar­beits­kampfmäßige Re­ak­ti­on auf das seit lan­gem ge­plan­te Out­sour­cing der Vor­feld­kon­trol­le ge­we­sen. Die­ses sei je­doch kei­ne Neu­tra­litäts­ver­let­zung der A GmbH ge­we­sen. Mit dem Un­terstützungs­streik sei der Schwer­punkt des Ar­beits­kamp­fes im Übri­gen un­zulässig auf die­sen ver­la­gert wor­den. Der Haupt­ar­beits­kampf sei voll­kom­men wir­kungs­los ge­we­sen. Zu ei­ner Be­hin­de­rung des Flug­ver­kehrs hätten al­lein die Un­terstützungs­streiks geführt. Der Un­terstützungs­streik sei in­fol­ge feh­len­der Kampf­pa­rität un­verhält­nismäßig. Der Un­terstützungs­streik sei zur ge­ziel­ten Schädi­gung un­be­tei­lig­ter Drit­ter ein­ge­setzt wor­den. Sch­ließlich hätte der Be­klag­te ge­gen die Not­dienst­ver­ein­ba­rung ver­s­toßen.

Der Haupt­ar­beits­kampf sei auch des­we­gen rechts­wid­rig ge­we­sen, weil er ge­gen die sich aus der Pro­zess­ver­ein­ba­rung er­ge­ben­de Frie­dens­pflicht ver­s­toßen ha­be. Die­se könne durch Ver­ein­ba­run­gen kon­kre­ti­siert wer­den. Nach der Veröffent­li­chung hätten mit dem Un­terstützungs­streik die For­de­run­gen des Haupt­ar­beits­kamp­fes durch­ge­setzt wer­den sol­len, die Ver­bes­se­run­gen bei der Vergütung als auch bei den Ar­beits­be­din­gun­gen bräch­ten. Der rechts­wid­ri­ge Streik erfülle den Kläge­rin­nen ge­genüber auch den Tat­be­stand der vorsätz­li­chen sit­ten­wid­ri­gen Schädi­gung.

Die Kläge­rin­nen ha­ben be­haup­tet, die A GmbH ha­be die In­for­ma­ti­on des Be­klag­ten vom 5. April 2009 über den be­vor­ste­hen­den Streik un­verzüglich wei­ter­ge­ge­ben. Ein kurz­fris­ti­ger Ab­zug der Flug­zeu­ge vom Flug­ha­fen C wäre tech­nisch und wirt­schaft­lich nicht möglich ge­we­sen. Von an­de­ren Stand­or­ten aus wären die Flug­zeu­ge für die Kläge­rin zu 1) auch nicht sinn­voll ein­zu­set­zen ge­we­sen.

We­gen des Vor­brin­gens der Kläge­rin­nen zu ih­ren wirt­schaft­li­chen Schäden wird auf Sei­te 28 ff. der Kla­ge­schrift (zu IV.) nebst An­la­gen K 18 ff. (Bl. 160 ff. d. A.) so­wie auf Sei­te 4 ff. des Schrift­sat­zes vom 31. Jan. 2012 (Bl. 572 ff. d. A.) ver­wie­sen.

Die Kläge­rin­nen ha­ben be­an­tragt,

den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len,
1. an die Kläge­rin zu 1) EUR 12.050,13 nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. an die Kläge­rin zu 2) EUR 88,- nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
3. an die Kläge­rin zu 3) EUR 11.993,- nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
4. an die Kläge­rin zu 4) EUR 8.446,54 nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
5. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber den Kläge­rin­nen ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin­nen führ­ten.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te ist der Auf­fas­sung ge­we­sen, die Kläge­rin­nen als Dritt­be­trof­fe­ne könn­ten kei­ne Ansprüche gemäß § 823 Ab­satz 1 BGB i.V.m. dem Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb gel­tend ma­chen. Der Un­terstützungs­ar­beits­kampf vom 6. April 2009 sei kei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung und kein un­mit­tel­ba­rer Ein­griff in den ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb der Kläge­rin­nen ge­we­sen. Die Un­mit­tel­bar­keit sei aus der ob­jek­ti­ven Stoßrich­tung des Streiks ab­zu­lei­ten, der le­dig­lich ge­gen die A GmbH ge­rich­tet ge­we­sen sei. Die Nutz­bar­keit des Flug­ha­fens be­tref­fe nicht un­mit­tel­bar die Be­trie­be der Kläge­rin­nen, son­dern die Fra­ge des Ge­mein­ge­brauchs. Al­lein aus dem Voll­kos­ten­prin­zip er­ge­be sich der An­griff auf die Flug­un­ter­neh­men eben­falls nicht; die Si­tua­ti­on sei der­je­ni­gen ver­gleich­bar, wenn Be­trof­fe­ne an­de­rer Ar­beitskämp­fe ver­such­ten, ih­re Kos­ten von Drit­ten er­stat­tet zu er­hal­ten. Auch ein Pri­vat­un­ter­neh­men, das markt­be­herr­schend sei, könne Streikschäden an sei­ne Kun­den wei­ter­ge­ben. Bei Streiks im öffent­li­chen Dienst trügen die Streik­kos­ten letzt­end­lich die Steu­er­zah­ler oder über die Ab­ga­ben die Bürger, al­so im­mer un­be­tei­lig­te Drit­te. Die Recht­spre­chung aus der Zeit, als Flug­lot­sen noch Be­am­te ge­we­sen sei­en, grei­fe nach der Um­or­ga­ni­sa­ti­on nicht mehr. Die Drit­t­in­ter­es­sen und die Ein­griffs­emp­find­lich­keit des Flug­be­triebs würden durch die Not­dienst­re­ge­lun­gen auf­ge­fan­gen. Die Vor­aus­set­zun­gen für die Rechtmäßig­keit ei­nes Un­terstützungs­streiks gemäß der Recht­spre­chung sei­en erfüllt ge­we­sen. Die Maßnah­me am 6. April 2009 sei ge­eig­net und er­for­der­lich ge­we­sen. Der Be­klag­te hat auf die wirt­schaft­li­che und tatsächli­che Ver­knüpfung des Flug­ha­fens C mit der A GmbH ver­wie­sen, die in zeit­li­cher Nähe zum Ar­beits­kampf ein­ge­gan­ge­nen Verträge mit der B GmbH und die da­durch be­ding­te Ver­let­zung der Neu­tra­lität, die Iden­tität der Ge­werk­schaft und die be­grenz­te Dau­er der Maßnah­me. Für die Be­ur­tei­lung ei­ner Schwer­punkt­ver­la­ge­rung könne nicht auf die mit­tel­ba­ren Wir­kun­gen ab­ge­stellt wer­den. Der Auf­ruf zum Un­terstützungs­streik ha­be auch nicht die Frie­dens­pflicht ver­letzt. Auch der Haupt­ar­beits­kampf sei rechtmäßig ge­we­sen. Der Be­klag­te sei wei­ter­hin ta­rif­zuständig ge­we­sen. Der Streik­auf­ruf ha­be sich le­dig­lich auf den vor­ge­leg­ten Ta­rif­ver­trag be­zo­gen. Auf an­de­re Ver­laut­ba­run­gen als den Streik­be­schluss und die da­zu über­mit­tel­ten Ta­rif­for­de­run­gen kom­me es nicht an. Die Erläute­run­gen im In­ter­net sei­en kei­ne Wie­der­ga­be ei­nes Streik­be­schlus­ses. Auf je­den Fall feh­le es am Ver­schul­den des Be­klag­ten. Im Hin­blick dar­auf, dass die recht­li­che Zulässig­keit der Ar­beits­kampf­maßnah­me noch nicht höchst­rich­ter­lich geklärt wor­den sei, aber vor al­lem durch die einst­wei­li­gen Verfügun­gen, ins­be­son­de­re die Ent­schei­dung des LAG Ba­den Würt­tem­berg, sei Klar­heit ein­ge­tre­ten ge­we­sen. Der Be­klag­te hat schließlich die gel­tend ge­mach­ten Kos­ten be­strit­ten und dass die­se im ein­ge­tre­te­nen Aus­maß auf den Ar­beits­kampf zurück­zuführen ge­we­sen sei­en. Sie sei­en zu­min­dest eben­so so sehr dar­auf zurück­zuführen, dass die A GmbH auf die Ankündi­gung nicht un­mit­tel­bar re­agiert ha­be. Die Kläge­rin­nen hätten bes­ser und länger um­pla­nen und dis­po­nie­ren können, wenn die A GmbH un­mit­tel­bar re­agiert hätte. Ein­zel­ne Flüge hätten z.B. auf die Zeit kurz vor Streik­be­ginn vor­ver­legt wer­den können. Der Be­klag­te hat auch das Vor­brin­gen zur Scha­denshöhe und de­ren Kau­sa­lität be­strit­ten.

We­gen des wei­te­ren erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en, des vom Ar­beits­ge­richt fest­ge­stell­ten Sach­ver­halts und des ar­beits­ge­richt­li­chen Ver­fah­rens wird auf den Tat­be­stand der an­ge­foch­te­nen Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Das Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main hat die Kla­ge durch Ur­teil vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 – ab­ge­wie­sen. Zur Be­gründung hat es aus­geführt, die Zwi­schen­fest­stel­lungs­kla­ge ge­rich­tet auf das Be­geh­ren der Fest­stel­lung ei­ner Rechts­pflicht auf Un­ter­las­sung des Ar­beits­kamp­fes am 6. April 2009 sei un­zulässig. Zwar berühm­ten sich die Kläge­rin­nen Scha­dens­er­satz­ansprüche aus dem Ar­beits­kampf am 6. April 2009 und schlössen nicht aus, dass ih­nen noch wei­ter­ge­hen­de Schäden als die mit die­ser Kla­ge gel­tend ge­mach­ten ent­stan­den sei­en. Für die­se Ansprüche sei je­doch nicht die durch den An­trag zu 2) skiz­zier­te Rechts­pflicht, nämlich die Fra­ge der Pflicht zum Un­ter­las­sen, vor­greif­lich, son­dern die Fra­ge, ob ei­ne Rechts­pflicht zum Er­satz der aus dem im An­trag skiz­zier­ten Er­eig­nis ent­stan­de­nen Schäden be­ste­he. Darüber hin­aus wer­de das Rechts­verhält­nis bezüglich der Scha­dens­ent­ste­hung durch die ar­beits­ge­richt­li­che Ent­schei­dung ab­sch­ließend geklärt.

Die Kläge­rin­nen hätten kei­nen An­spruch auf Scha­dens­er­satz gemäß § 823 Ab­satz 1 BGB. Al­len­falls im Hin­blick auf die Nut­zungs­be­ein­träch­ti­gung der Flug­zeu­ge der Kläge­rin zu 1) käme ei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung dann in Be­tracht, wenn man sie für er­heb­lich hiel­te. Ob an­ge­sichts der Not­dienst­ver­ein­ba­rung und hin­sicht­lich der zeit­lich auf we­ni­ger als sechs St­un­den be­grenzt ein­ge­sperr­ten Flug­zeu­ge der Kläge­rin über­haupt ei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung vor­lie­ge, könne da­hin­ste­hen. Der Be­klag­te hätte das Ei­gen­tum der Kläge­rin­nen je­den­falls nicht rechts­wid­rig und schuld­haft ver­letzt. Auch ein Ein­griff in das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb lie­ge nicht vor. Das Merk­mal „be­triebs­be­zo­ge­ner Ein­griff“ ver­lan­ge ei­ne un­mit­tel­ba­re Be­ein­träch­ti­gung des Be­triebs als sol­cher bzw. die Be­dro­hung sei­ner Grund­la­gen. Es könne nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass Dritt­be­trof­fe­ne ei­nes Ar­beits­kamp­fes, de­ren Be­trieb al­lein durch Fort-/Fern­wir­kung des Ar­beits­kamp­fes, z.B. we­gen feh­len­der Lie­fe­run­gen von Ma­te­ria­li­en oder sons­ti­gen Ver­sor­gun­gen, Dienst­leis­tun­gen oder Lo­gis­tik, Ein­schränkun­gen er­lei­de oder nicht pro­du­zie­ren könne, in ih­rem Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ver­letzt würden. Ein Streik be­ein­träch­ti­ge zwangsläufig die Rech­te An­de­rer und na­he­zu un­ver­meid­lich, auf je­den Fall häufig, die Rech­te Drit­ter, so auch der ge­gen die A ge­rich­te­te Un­terstützungs­ar­beits­kampf des Be­klag­ten. Selbst wenn man nicht von ei­nem Ein­griff in den aus­geübten und ein­ge­rich­te­ten Ge­wer­be­be­trieb aus­gin­ge, hätten die Kläge­rin­nen kei­nen Er­satz­an­spruch, da der Be­klag­te zu­min­dest nicht rechts­wid­rig und schuld­haft in das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb oder in das Ei­gen­tum der Kläge­rin zu 1) be­zo­gen auf die in C sta­tio­nier­ten und zur Nut­zung vor­ge­se­he­nen Flug­zeu­ge ein­ge­grif­fen hätte. Der Be­klag­te sei auch noch nach dem 1. April 2009 bezüglich der Mit­ar­bei­ter des Flug­ha­fen C, Ver­kehrs­zen­tra­le, ta­rif­zuständig ge­we­sen. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Be­gründung wird auf die ar­beits­ge­richt­li­chen Ent­schei­dungs­gründe Be­zug ge­nom­men.

Die Kläge­rin­nen ha­ben ge­gen das ih­nen am 10. April 2012 zu­ge­stell­te Ur­teil am 10. Mai 2012 per Te­le­fax Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se nach recht­zei­tig be­an­trag­ter Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 31. Aug. 2012 an die­sem Tag eben­falls per Te­le­fax be­gründet.

Die Kläge­rin­nen hal­ten ih­re Zwi­schen­fest­stel­lungs­anträge für zulässig, da es unschädlich sei, wenn der Haupt­an­trag noch wei­te­re Vor­aus­set­zun­gen wie Ver­schul­den und Ein­tritt ei­nes Scha­dens ha­be. Es sei zu­dem nicht aus­ge­schlos­sen, dass den Kläge­rin­nen während des Streiks noch wei­ter­ge­hen­de Schäden ent­stan­den sei­en. Hin­sicht­lich des Ein­griffs in geschütz­te Rechtsgüter der Kläge­rin­nen sei die Ent­schei­dung eben­falls rechts­feh­ler­haft. Der An­nah­me ei­ner Rechts­gut­ver­let­zung stünde we­der die re­la­tiv kur­ze Dau­er des Ein­ge­sperrt­seins durch den Streik noch das Vor­han­den­sein ei­ner Not­dienst­ver­ein­ba­rung ent­ge­gen. Was den Ein­griff in das Recht der Kläge­rin­nen am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb an­ge­he, ha­be das Ar­beits­ge­richt die Ent­schei­dun­gen des BGH zum Flug­lot­sen­streik aus den Jah­ren 1977 und 1980 nicht genügend gewürdigt. Ent­schei­dend für die Be­triebs­be­zo­gen­heit des Ein­griffs sei die Wil­lens­rich­tung des Ver­let­zers. Das Be­son­de­re am Streik sei, dass er ei­ne be­wuss­te und be­ab­sich­tig­te Schädi­gung an­de­rer zur Fol­ge ha­be. Ge­ra­de wenn die Fol­ge­wir­kun­gen ei­nes Streiks un­aus­weich­lich sei­en, sei­en sie vor­her­seh­bar und da­mit in ge­wis­sen Gren­zen auch kal­ku­lier­bar. Die Wil­lens­rich­tung des Be­klag­ten sei auf die Störung des Flug­be­triebs und da­mit auf den Ge­wer­be­be­trieb der Kläge­rin­nen aus­ge­rich­tet ge­we­sen. Der Un­terstützungs­streik sei hauptsächlich ge­gen die wirt­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on der Kläge­rin­nen ge­rich­tet ge­we­sen. Der Streik ha­be sie außer­dem in ih­rer durch Art. 12 Abs. 1 GG gewähr­leis­te­ten Be­rufs­frei­heit ver­letzt. Es ha­be sich um ei­ne rechts­wid­ri­ge Be­triebs­blo­cka­de ge­han­delt. Aber auch sonst sei der Un­terstützungs­streik nach den Prüfungs­kri­te­ri­en des Bun­des­ar­beits­ge­richts im Ur­teil vom 19. Ju­ni 2007 rechts­wid­rig ge­we­sen. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Ar­beits­ge­richts sei der Be­klag­te für die Vor­feld­kon­trol­le ab 1. April 2009 nicht mehr ta­rif­zuständig ge­we­sen. Außer­dem ha­be der Haupt­ar­beits­kampf die Frie­dens­pflicht ver­letzt, weil er auch um die For­de­rung nach Ver­bes­se­rung sons­ti­ger Ar­beits­be­din­gun­gen geführt wor­den sei. Er sei zu­dem un­verhält­nismäßig ge­we­sen. Sch­ließlich ha­be der Be­klag­te auch schuld­haft ge­han­delt und haf­te auch aus § 826 BGB . We­gen der be­haup­te­ten Schäden wird auf ihr Vor­brin­gen in der Be­ru­fungs­be­gründung, Sei­te 4 bis 24 (Bl. 810 ff. d. A.) und Ziff. 8 des Schrift­sat­zes vom 5. Dez. 2012 (Bl. 1082 d. A. nebst An­la­gen) Be­zug ge­nom­men.

Die Kläge­rin­nen ha­ben zunächst be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 – den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len,
1. an die Kläge­rin zu 1) EUR 12.050,13, an die Kläge­rin zu 2) EUR 88,-, an die Kläge­rin zu 3) EUR 11.993,- und an die Kläge­rin zu 4) EUR 8.446,54 je­weils zuzüglich Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber den Kläge­rin­nen ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin­nen führ­ten,
hilfs­wei­se zu Ziff. 2,
fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, den Kläge­rin­nen den Scha­den zu er­set­zen, der ih­nen aus den ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men des Be­klag­ten ent­stan­den ist.

Zu­letzt be­an­tragt die Kläge­rin zu 1),

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 –
1. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin zu 1) EUR 12.050,13 nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber der Kläge­rin zu 1) ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin zu 1) führ­ten,
hilfs­wei­se zu Ziff. 2,
fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kläge­rin zu 1) den Scha­den zu er­set­zen, der ihr
aus den ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men des Be­klag­ten ent­stan­den ist.

Die Kläge­rin zu 2) be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 –
1. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin zu 2) EUR 88,- nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber der Kläge­rin zu 2) ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin zu 2) führ­ten,
hilfs­wei­se zu Ziff. 2,
fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kläge­rin zu 2) den Scha­den zu er­set­zen, der ihr aus den ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men des Be­klag­ten ent­stan­den ist.

Die Kläge­rin zu 3) be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 –
1. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin zu 3) EUR 11.993,- nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber der Kläge­rin zu 3) ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin zu 3) führ­ten,
hilfs­wei­se zu Ziff. 2,
fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kläge­rin zu 3) den Scha­den zu er­set­zen, der ihr aus den ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men des Be­klag­ten ent­stan­den ist.

Die Kläge­rin zu 4) be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Frank­furt vom 27. März 2012 – 10 Ca 3468/11 –
1. den Be­klag­ten zu ver­ur­tei­len, an die Kläge­rin zu 4) EUR 8.446,54 nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz gem. § 247 BGB seit dem 14. Ju­ni 2011 zu zah­len;
2. fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ge­genüber der Kläge­rin zu 4) ver­pflich­tet war, die ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men mit dem Ziel ei­ner Durch­set­zung von Vergütungs­for­de­run­gen, die der Be­klag­te für die Ar­beit­neh­mer der Ab­tei­lung Vor­feld­kon­trol­le / Ver­kehrs­zen­tra­le ge­gen die B GmbH er­ho­ben hat, zu un­ter­las­sen, so­weit sie zu Störun­gen des Flug­be­triebs der Kläge­rin zu1) führ­ten,
hilfs­wei­se zu Ziff. 2,
fest­zu­stel­len, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, der Kläge­rin zu 4) den Scha­den zu er­set­zen, der ihr
aus den ge­gen die A GmbH am 6. April 2009 durch­geführ­ten Ar­beits­kampf­maßnah­men des Be­klag­ten ent­stan­den ist.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Der Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­foch­te­ne Ur­teil und ist der Auf­fas­sung, der Hilfs­an­trag sei un­zulässig. Es sei nicht er­sicht­lich, wel­che wei­te­ren Schäden noch zu er­war­ten sei­en. Er be­haup­tet un­ter Ver­tie­fung sei­nes erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens ergänzend, es sei den Kläge­rin­nen auf der Ba­sis der am 5. April 2009 von ihm er­hal­te­nen In­for­ma­tio­nen möglich ge­we­sen, Flüge zeit­lich vor­zu­zie­hen oder an das En­de des Ar­beits­kamp­fes zu le­gen. Für die Fra­ge der Ei­gen­tums­ver­let­zung ge­he es nicht dar­um, ob dies für die Kläge­rin­nen wirt­schaft­lich sinn­voll ge­we­sen wäre oder nicht. Bei ei­nem Großteil der Pas­sa­gie­re wäre es auch möglich ge­we­sen, die­se te­le­fo­nisch, per SMS oder per E-Mail zu er­rei­chen. Ei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung sei zu ver­nei­nen. Die Flug­zeu­ge der Kläge­rin­nen sei­en nicht ein­ge­sperrt ge­we­sen. Sie sei­en nicht ge­hin­dert ge­we­sen, ih­re Flug­zeu­ge be­stim­mungs­gemäß zu be­nut­zen. Da­zu gehöre es nicht, dass die­se zu ei­ner be­stimm­ten Zeit an ei­nem be­stimm­ten Ort lan­den dürf­ten. Dies sei kein dem Ei­gen­tum am Luft­fahr­zeug im­ma­nen­tes Recht. Bei ei­nem sog. slot han­de­le es sich um ein Teil­ha­be­recht, dass die Er­laub­nis zur Nut­zung des Luft­rau­mes eröff­ne. Ein Ei­gen­tums­recht an slots be­ste­he nicht. Die Er­trags­er­war­tun­gen der Kläge­rin­nen sei­nen nicht vom Ei­gen­tums­schutz er­fasst. Eben­so we­nig lie­ge ein Ein­griff in den ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb vor. Die Flug­lot­sen­ent­schei­dun­gen des BGH aus den Jah­ren 1977 und 1980 sei­en nicht ein­schlägig, weil es sich dort nicht um ei­nen ge­werk­schaft­li­chen Streik, son­dern um in­di­vi­du­el­le Dienst­pflicht­ver­let­zun­gen von Be­am­ten in ei­ner öffent­lich-recht­lich ver­fass­ten Bun­des­an­stalt ge­han­delt ha­be. Es feh­le vor al­lem an der Un­mit­tel­bar­keit ei­nes Ein­griffs, denn der funk­tio­na­le Zu­sam­men­hang zwi­schen Flug­si­che­rung und Flug­ver­kehr bestünde auch in an­de­ren Be­rei­chen. Sei­ne Wil­lens­rich­tung sei es ge­we­sen, im Hin­blick auf den Haupt­ar­beits­kampf Druck auf den Ta­rif­geg­ner aus­zuüben. We­der Haupt­ar­beits­kampf noch Un­terstützungs­streik sei­en rechts­wid­rig ge­we­sen. Maßgeb­lich für die Be­ur­tei­lung der Rechtsmäßig­keit ei­nes Ar­beits­kamp­fes sei­en nicht die In­ter­net­auf­trit­te von Ge­werk­schaf­ten, son­dern die in Form des ge­trof­fe­nen Streik­be­schlus­ses über­mit­tel­ten Ta­rif­for­de­run­gen. Sons­ti­ge Ver­laut­ba­run­gen spiel­ten kei­ne Rol­le. Durch den mit Schrei­ben vom 25. Febr. 2009 über­mit­tel­ten Ta­rif­ver­trags­ent­wurf sei die For­de­rungs­la­ge klar ge­we­sen. Es ha­be sich auch über den 1. April 2009 hin­aus um ta­rif­lich re­gel­ba­re Ta­ri­fin­hal­te ge­han­delt, für die er auch ta­rif­zuständig ge­we­sen sei. Je­den­falls lie­ge kein Ver­schul­den des Be­klag­ten vor. Zum Be­strei­ten der Scha­denshöhe und Kau­sa­lität wird auf Sei­te 61 ff. der Be­ru­fungs­er­wi­de­rung (Bl. 1053 ff. d. A.) Be­zug ge­nom­men.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der Be­ru­fungs­schriftsätze und den In­halt der Sit­zungs­nie­der­schrift vom 25. April 2013 ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fun­gen ha­ben in der Sa­che kei­nen Er­folg. Die Kla­gen der Kläge­rin­nen sind hin­sicht­lich der Fest­stel­lungs­anträge un­zulässig, we­gen der Zah­lungs­anträge un­be­gründet. Die mit Schrift­satz vom 10. Okt. 2012 auf Hin­weis des Ge­richts er­folg­te An­trags­klar­stel­lung ist kei­ne Kla­geände­rung oder teil­wei­se Kla­gerück­nah­me, da auch bis da­hin kei­ne An­halts­punk­te dafür be­stan­den, dass al­le Kläge­rin­nen die Anträge zu­sam­men für je­de der Kläge­rin­nen stel­len woll­ten, son­dern je­de nur für sich.

I. 1.Das Ar­beits­ge­richt hat die Zwi­schen­fest­stel­lungs­anträge zu Recht als un­zulässig an­ge­se­hen. Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 2) recht­fer­tigt sich nicht als Zwi­schen­fest­stel­lungs­kla­ge gemäß § 256 Abs. 2 ZPO , weil das Ur­teil über die Haupt­kla­ge die Rechts­be­zie­hun­gen der Par­tei­en erschöpfend re­gelt. Das zu klären­de Rechts­verhält­nis hat kei­ne über den ge­genwärti­gen Streit­stand hin­aus­ge­hen­de Be­deu­tung. Der Un­ter­las­sungs­an­spruch ist zeit­lich über­holt ( BAG Ur­teil vom 12. Sept. 1984 – 1 AZR 342/83 – BA­GE 46, 322 = AP Nr. 81 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf).

2. Die hilfs­wei­sen Fest­stel­lungs­anträge der Kläge­rin­nen sind un­zulässig. Es fehlt ih­nen an dem Fest­stel­lungs­in­ter­es­se gemäß § 256 Abs. 1 ZPO . Das Streik­ge­sche­hen liegt über vier Jah­re zurück. Es ist nicht er­sicht­lich, wel­che Schäden den Kläge­rin­nen dar­aus noch er­wach­sen können (eben­so ArbG Frank­furt/M. Ur­teil vom 25. März 2013 – 9 Ca 5558/12 - Ju­ris).

II. Die auf Zah­lung von Scha­dens­er­satz ge­rich­te­ten Zah­lungs­anträge sind un­be­gründet.

1. Der Rechts­streit ist ent­schei­dungs­reif. Ei­ner Aus­set­zung nach § 97 Abs. 5 ArbGG be­darf es nicht, wenn über den er­ho­be­nen An­spruch oh­ne Klärung der Ta­rif­zuständig­keit ent­schie­den wer­den kann ( BAG Be­schluss vom 19. Dez. 2012 – 1 AZB 72/12 – Ju­ris; BAG Be­schluss vom 24. Ju­li 2012 – 1 AZB 47/11 – EzA § 97 ArbGG 1979 Nr. 12 ). Die Ent­schei­dungs­er­heb­lich­keit im Sin­ne die­ser Vor­schrift liegt nur vor, wenn der pro­zes­sua­le An­spruch der Kläge­rin­nen al­lein von der Ta­rif­zuständig­keit abhängt. Das ist hier nicht der Fall, weil auch bei un­ter­stell­ter Ta­ri­fun­zuständig­keit kein Ver­schul­den des Be­klag­ten fest­ge­stellt wer­den kann.

2. Ei­ne Ei­gen­tums­ver­let­zung im Sin­ne des § 823 Abs. 1 BGB im Hin­blick auf sechs Flug­zeu­ge der Kläge­rin zu 1) kann nicht fest­ge­stellt wer­den. Die­se kann zwar auch durch ei­ne sons­ti­ge die Ei­gentümer­be­fug­nis­se be­tref­fen­de tatsächli­che Ein­wir­kung auf die Sa­che er­fol­gen, et­wa wenn ein Fahr­zeug je­de Be­we­gungsmöglich­keit ver­liert und sei­nem be­stim­mungs­gemäßen Ge­brauch ent­zo­gen wird ( BGH Ur­teil vom 11. Jan. 2005 – VI ZR 34/04 – NJW-RR 2005, 673 = Ju­ris - Ober­lei­tungs­scha­den). Dies ist je­doch nicht der Fall, wenn das Fahr­zeug un­ter Bei­be­hal­tung sei­ner Be­we­gungsmöglich­keit nur we­ni­ge St­un­den an ei­ner kon­kret ge­plan­ten Fahrt ge­hin­dert und da­durch le­dig­lich sei­ne wirt­schaft­li­che Nut­zung vorüber­ge­hend ein­ge­engt wird (BGH a.a.O.). Die bloße Sper­rung ei­nes be­stimm­ten We­ges stellt grundsätz­lich kei­ne Ver­let­zung des Ei­gen­tums dar (BGH a.a.O.: Die Elek­tro­loks wur­den durch die Nicht­be­nutz­bar­keit der Glei­se in ih­rer Ei­gen­schaft als Trans­port­mit­tel nicht be­trof­fen). Die Ein­sper­rung ei­nes Schif­fes an der Ent­la­de­stel­le ei­nes Fleets durch als Sper­re wir­ken­de Baumstämme hat der BGH ( Ur­teil vom 21. Dez. 1970 – II ZR 133/68 – BGHZ 55, 153 = Ju­ris) als Ei­gen­tums­ver­let­zung ge­se­hen, nicht je­doch die Schiff­bar­keit der Was­ser­s­traße. Die Schif­fe sei­en ih­rem natürli­chen Ge­brauch nicht ent­zo­gen wor­den. Der Ge­mein­ge­brauch an dem Fleet stel­le kein sons­ti­ges Recht im Sin­ne des § 823 Abs. 1 BGB dar. Erst die ge­ziel­te zweitägi­ge Blo­cka­de von Bau­ma­schi­nen durch ei­ne Pro­test­de­mons­tra­ti­on, um den ge­plan­ten Be­ginn von Er­sch­ließungs­ar­bei­ten zu ver­hin­dern, sah der Bun­des­ge­richts­hof ( Ur­teil vom 4. Nov. 1997 – VI ZR 348/96 – NJW 1998, 377 = Ju­ris) als ziel­ge­rich­te­te An­wen­dung un­mit­tel­ba­ren und sei es auch nur psy­chi­schen Zwan­ges, die den be­stim­mungs­gemäßen Ge­brauch von Bau­ma­schi­nen ver­hin­dern soll­te, und da­mit als mögli­che Ei­gen­tums­ver­let­zung. In die­sem Sin­ne be­deu­tet die ma­xi­mal sechsstündi­ge feh­len­de Möglich­keit, mit den Flug­zeu­gen star­ten und lan­den zu können, die aber nicht al­le Flug­zeu­ge über den ge­sam­ten Zeit­raum er­fass­te und letzt­end­lich durch den Strei­kab­bruch nur fünf St­un­den und neun Mi­nu­ten an­dau­er­te und durch die Not­dienst­ver­ein­ba­rung mit der Durchführung von 25% des planmäßigen Ver­kehrs, der übli­cher­wei­se pro St­un­de durch­geführt wird, d.h. ca. 10 Flüge pro St­un­de, ab­ge­mil­dert wur­de und 24 St­un­den zu­vor an­gekündigt wur­de, le­dig­lich ei­ne vorüber­ge­hen­de Ein­engung der wirt­schaft­li­chen Nutz­bar­keit der Flug­zeu­ge.

3. a. Ein An­spruch aus § 823 Abs. 1 BGB we­gen Ver­let­zung ei­nes sons­ti­gen Rechts – das Recht am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb - ge­gen den Be­klag­ten steht den Kläge­rin­nen nicht zu. Im Hin­blick auf den Ar­beits­kampf des Be­klag­ten sind die Kläge­rin­nen Dritt­be­trof­fe­ne. Es ist durch den Un­terstützungs­ar­beits­kampf vom 6. April 2009, der von 16.00 bis 22.00 Uhr an­ge­setzt war und um 21.09 Uhr durch Ab­bruch en­de­te, kei­ne un­mit­tel­ba­re be­triebs­be­zo­ge­ne Be­ein­träch­ti­gung des ge­werb­li­chen Tätig­keits­krei­ses der Kläge­rin­nen ge­ge­ben. Ei­ne sach­ge­rech­te Ein­gren­zung des Haf­tungs­tat­be­stan­des führt zum Er­for­der­nis des un­mit­tel­ba­ren Ein­griffs in den Ge­wer­be­be­trieb, der Ein­griff muss be­triebs­be­zo­gen sein. Der Ein­griff muss sei­ner ob­jek­ti­ven Stoßrich­tung nach ge­gen den be­trieb­li­chen Or­ga­nis­mus oder die un­ter­neh­me­ri­sche Ent­schei­dungs­frei­heit ge­rich­tet sein ( BAG Ur­teil vom 22. Sept. 2009 – 1 AZR 972/08 – BA­GE 132, 140 = AP Nr. 174 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf; BAG Ur­teil vom 20. Jan. 2009 – 1 AZR 515/08 – AP Nr. 137 zu Art. 9 GG = EzA Art. 9 GG Nr. 96 = Ju­ris). Ihm muss ei­ne Scha­dens­ge­fahr ei­gen sein, die über ei­ne so­zi­alübli­che Be­hin­de­rung hin­aus geht (BAG a.a.O.). Es han­delt sich – so das BAG (a.a.O.) - um ei­nen of­fe­nen Tat­be­stand, des­sen In­halt und Gren­zen sich erst aus ei­ner In­ter­es­sen-und Güter­abwägung mit der im Ein­zel­fall kol­li­die­ren­den In­ter­es­sensphäre er­ge­ben. Der Bun­des­ge­richts­hof be­tont in ständi­ger Recht­spre­chung ( Ur­teil vom 10. Dez. 2002 – VI ZR 171/02 – NJW 2003, 1040 = Ju­ris; BGH Ur­teil vom 11. Jan. 2005 – VI ZR 34/04 – NJW-RR 2005, 673 = Ju­ris - Ober­lei­tungs­scha­den), der von der Recht­spre­chung er­ar­bei­te­te De­liktsschutz des ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­triebs dürfe nicht in ei­nen all­ge­mei­nen Vermögens­schutz für Ge­wer­be­trei­ben­de aus­ufern, die dem deut­schen Rechts­sys­tem der in ka­su­is­ti­scher Art ge­re­gel­ten De­likt­stat­bestände zu­wi­der lau­fen würde. Auch in sog. Flashmob-Ak­tio­nen hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt ( BAG Ur­teil vom 22. Sept. 2009 – 1 AZR 972/08 – BA­GE 132, 140 = AP Nr. 174 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf) kei­nen rechts­wid­ri­gen Ein­griff in das Recht des Be­triebs­in­ha­bers am ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb ge­se­hen, weil die streik­be­glei­ten­den Flashmob-Ak­tio­nen ei­ne ko­ali­ti­ons­spe­zi­fi­sche Betäti­gung sei­en. Das BAG (a.a.O.) hat aus­geführt, es gehöre zur ver­fas­sungs­recht­lich geschütz­ten Frei­heit der Ko­ali­tio­nen, ih­re Kampf­mit­tel an die sich wan­deln­den Umstände an­zu­pas­sen. Für die Aus­ge­stal­tung des Ar­beits­kampf­rechts stel­le die Funk­ti­onsfähig­keit der Ta­rif­au­to­no­mie so­wohl die Recht­fer­ti­gung als auch die Gren­ze dar.

b. Der Schutz des Ge­wer­be­be­triebs durch § 823 Abs. 1 BGB be­schränkt sich nach all­dem auf un­mit­tel­ba­re, be­triebs­be­zo­ge­ne Ein­grif­fe. Der Bun­des­ge­richts­hof ( Ur­teil vom 10. Dez. 2002 – VI ZR 171/02 – NJW 2003, 1040 = Ju­ris) ver­langt zu Recht ei­ne sach­ge­rech­te Ein­gren­zung die­ses Haf­tungs­tat­be­stan­des, nämlich, dass der Ein­griff sich ir­gend­wie ge­gen den Be­trieb als sol­chen rich­te, al­so be­triebs­be­zo­gen sei, und nicht vom Ge­wer­be­be­trieb ablösba­re Rech­te be­tref­fe. Nach dem Sinn­ge­halt und der tatsächli­chen Be­deu­tung der Ar­beits­kampf­maßnah­me so­wie der Wil­lens­rich­tung des Be­klag­ten war das Be­strei­ken des Towers nicht dar­auf ge­rich­tet, auf den Ge­wer­be­be­trieb der Kläge­rin­nen ein­zu­wir­ken (vgl. BGH Ur­teil vom 8. Jan. 1981 – III ZR 125/79 – NJW 1981 2416 = Ju­ris zum Ein­lei­ten von Was­ser in die ge­meind­li­che Ka­na­li­sa­ti­on). Un­mit­tel­bar führ­te der Un­terstützungs­streik nur da­zu, dass die Flug­si­che­rung ih­re Auf­ga­ben nicht erfüllen konn­te. Die not­wen­di­ge un­mit­tel­ba­re Ver­bin­dung des Ver­hal­tens des Be­klag­ten zu den Aus­wir­kun­gen für den kläge­ri­schen Be­trieb wird auch nicht durch die bloße Kennt­nis des Be­klag­ten her­ge­stellt, dass die Kläge­rin­nen zum Star­ten und Lan­den auf die Durchführung der Flug­si­che­rung an­ge­wie­sen sind (vgl. BGH Ur­teil vom 8. Jan. 1981 a.a.O.). Die Be­nutz­bar­keit des Luft­raums und der Start- und Lan­de­bah­nen gehört, wie der BGH im Fleet-Fall für ei­ne Was­ser­s­traße ent­schie­den hat (Ur­teil vom 21. Dez. 1970 a.a.O.), nicht zum Ge­wer­be­be­trieb ei­ner Flug­ge­sell­schaft. An­de­ren­falls würde der Ge­mein­ge­brauch am Luft­raum als sons­ti­ges Recht im Sin­ne des § 823 Abs. 1 BGB an­er­kannt. Eben­so hat der BGH dies für die Be­fahr­bar­keit von Glei­sen hin­sicht­lich des Ge­wer­be­be­triebs ei­nes Ei­sen­bahn­ver­kehrs­be­trie­bes be­ur­teilt (BGH Ur­teil vom 11, Jan. 2005 – VI ZR 34/04 - NJW-RR 2005, 673 [BGH 11.01.2005 - VI ZR 34/04] = Ju­ris).

c. Es gehört zum We­sen des Streiks, dass hier­von auch Drit­te, nämlich die­je­ni­gen, die Leis­tun­gen des be­streik­ten Un­ter­neh­mens ab­neh­men, mit­tel­bar be­trof­fen sein können. Dies stellt kei­ne Be­son­der­heit im Be­trieb der A GmbH dar (ArbG Frank­furt/M. Ur­teil vom 16. Aug. 2012 – 12 Ca 8341/11 - Ju­ris). Ob­wohl Streiks re­gelmäßig auf Tei­le ei­nes Un­ter­neh­mens be­schränkt wer­den, führen sie zwangsläufig zu Störun­gen auch bei sol­chen Un­ter­neh­men, die nicht un­mit­tel­bar vom Ar­beits­kampf be­trof­fen sind, aber mit sol­chen kampf­be­trof­fe­nen Un­ter­neh­men eng zu­sam­men­ar­bei­ten ( BAG Ur­teil vom 22. Dez. 1980 – 1 ABR 2/79 – BA­GE 34, 331 = AP Nr. 70 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt sieht im Ur­teil vom 19. Ju­ni 2007 (– 1 AZR 396/06 – Ju­ris Rz. 38) die Be­trof­fen­heit von Drit­ten le­dig­lich als ei­ne mehr oder we­ni­ger be­ab­sich­tig­te Fol­ge des Ar­beits­kampfs an und führt aus, dass von Ar­beitskämp­fen häufig auch Drit­te - wie et­wa Kun­den von Dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men, Fahrgäste, Flug­pas­sa­gie­re, Pa­ti­en­ten, Zu­lie­fe­rer, Ab­neh­mer etc. – be­trof­fen sind. Dass auch der ge­gen die A GmbH geführ­te Un­terstützungs­streik die­se Aus­wir­kun­gen ha­ben wird, kann nicht über­ra­schend sein. Der Be­klag­te hat dies si­cher­lich in sein Kalkül ein­be­zo­gen. Dies ist kei­ne Be­son­der­heit ei­nes Streiks ge­gen die A GmbH. Auch der Streik ge­gen an­de­re Trans­port- und Beförde­rungs­un­ter­neh­men hat in der Re­gel der­ar­ti­ge Aus­wir­kun­gen: Wer­den die Bahn­ver­kehrs­ge­sell­schaf­ten oder Spe­di­tio­nen be­streikt, sind auch Ge­wer­be­be­trie­be durch aus­ge­fal­le­ne Beförde­rungs­leis­tun­gen be­trof­fen. Ent­spre­chen­de Kon­stel­la­tio­nen sind an­zu­tref­fen, wenn eng an den Her­stel­ler an­ge­bun­de­ne Zu­lie­fer­fir­men im Rah­men ei­ner Just-in-ti­me-Pro­duk­ti­on be­streikt wer­den (eben­so ArbG Frank­furt/M. Ur­teil vom 16. Aug. 2012 – 12 Ca 8341/11 - Ju­ris). Be­triebs­not­wen­di­ge Ma­te­ria­len oder Halb­fer­tig­pro­duk­te können aus­blei­ben oder der Ab­satz in ei­nem so star­ken Maße sto­cken, dass die Pro­duk­ti­on unmöglich oder sinn­los wird. Die­se Aus­wir­kun­gen im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Ar­beits­kampf sind so­zi­al­adäquat. Es gibt in der Re­gel Dritt­be­trof­fe­ne, die kei­nen Ein­fluss auf das Streik­ge­sche­hen ha­ben. Dass in dem von den Kläge­rin­nen bemühten Bei­spiel des Auf­stel­lens von Tier­schutz­wer­be­ta­feln im Hin­blick auf Chin­chil­las und Ner­ze ( OLG Frank­furt am Main Ur­teil vom 29. Jan. 1987 – 16 U 132/85 – Ju­ris) die­se Maßnah­men sich un­mit­tel­bar ge­gen den Ge­wer­be­be­trieb von Pelzhänd­lern rich­tet, liegt auf der Hand, denn es ging bei die­ser Ak­ti­on nur dar­um, den Ab­satz der Züch­ter und Pelzhänd­ler zu tref­fen. Die Sach­la­ge stellt sich nicht an­ders dar als in den sonst ent­schie­de­nen Ver­sor­gungsfällen, z. B. die Strom­ka­b­elfälle (vgl. BGH Ur­teil vom 9. Dez. 1958 – VI ZR 199/57 – Ju­ris). Die A GmbH hat nun ein­mal nur die Flug­ge­sell­schaf­ten, die Luft­ver­kehr über Deutsch­land durchführen, als Kun­den. Wird sie be­streikt, sind aus­nahms­los al­le be­trof­fen, die Luft­ver­kehr be­trei­ben oder nut­zen, Pas­sa­gier- und Fracht­flug­ge­sell­schaf­ten und außer­dem de­ren zum Teil eben­falls ge­werb­li­che Kun­den. Be­deu­te­te ein Ar­beits­kampf ge­gen die A GmbH im­mer auch ei­nen un­mit­tel­ba­ren be­triebs­be­zo­ge­nen Ein­griff in de­ren Ge­wer­be­be­trieb, würde je­des kleins­te Ver­schul­den ei­ner Ge­werk­schaft, das den Be­reich der Fahrlässig­keit er­reicht - das Führen von Ar­beitskämp­fen ist bei meh­re­ren kom­ple­xen Re­ge­lungs­wer­ken in ei­ner Bran­che oh­ne­hin ge­fah­ren­ge­neigt - zum exis­ten­zi­el­len En­de die­ser Ge­werk­schaft führen und ei­ne Gefähr­dung der Funk­ti­onsfähig­keit der Ta­rif­au­to­no­mie dar­stel­len.

Die Ver­laut­ba­run­gen des Be­klag­ten auf sei­nen In­ter­net­sei­ten vom 5. März 2009, die DFS-Ar­beitsplätze, die den Ver­kehr am C. Flug­ha­fen so­wie die An- und Ab­flüge dort­hin kon­trol­lier­ten, im Rah­men des So­li­da­ritäts­streiks lahm­zu­le­gen, und vom 2. April 2009, die Streiks würden in Kürze be­gin­nen und den Flug­ver­kehr von und nach C er­heb­lich be­hin­dern, be­schrei­ben nur die zwangsläufi­gen Aus­wir­kun­gen der „Lahm­le­gung“ der Flug­lot­sen­ar­beitsplätze und las­sen kei­ne Ziel­ge­richtet­heit ge­gen die Kläge­rin­nen er­ken­nen. Kei­ne Aus­wir­kun­gen hätte die Be­streikung der Flug­lot­sen­ar­beitsplätze nur dann, wenn kein Flug­ver­kehr herrsch­te, z.B. zeit­wei­se bei Un­wet­tern oder orts­be­zo­gen bei Vul­kan­aus­brüchen.

d. Et­was an­de­res er­gibt sich auch nicht aus den Ur­tei­len des Bun­des­ge­richts­hofs zum sog. „Flug­lot­sen­streik“ ( BGH Ur­teil vom 28. Febr. 1980 – III ZR 131/77 – BGHZ 76, 387 = Ju­ris; BGH Ur­teil vom 16. Ju­ni 1977 – III ZR 179/75 – AP Nr. 53 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Bei die­sem Streik, der kein von ei­ner Ge­werk­schaft ge­tra­ge­ner Streik, son­dern ein „go-sick“ oder „go-slow“ von Be­am­ten war, soll­te die Bun­des­re­gie­rung ziel­ge­rich­tet un­ter Druck ge­setzt wer­den, um den For­de­run­gen der Be­am­ten nach­zu­ge­ben. Die Ak­ti­on ist von vorn­her­ein ge­gen Un­be­tei­lig­te geführt wor­den. Der BGH hat aus­geführt, an­ders als bei ei­nem Streik in der Wirt­schaft ha­be sich die streikähn­li­che Ak­ti­on nicht ge­gen ein Be­triebs­po­ten­ti­al des Dienst­herrn, son­dern un­mit­tel­bar ge­gen die wirt­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on ei­nes Drit­ten ge­rich­tet. Der BGH (28. Febr. 1980 a.a.O.) hat hier­in ei­ne ho­heit­li­che Maßnah­me zum Nach­teil von Ge­wer­be­trei­ben­den ge­se­hen. Hier ist kei­ne an­de­re Art der kol­lek­ti­ven Druck­ausübung wie gehäuf­te Krank­mel­dun­gen und Dienst nach Vor­schrift, al­so kei­ne amts­wid­ri­ge kol­lek­ti­ve Ver­wei­ge­rung ei­ner ge­ord­ne­ten Amtstätig­keit im Rah­men ei­nes ver­ab­re­de­ten Vor­ge­hens, zu be­ur­tei­len, son­dern ein ge­werk­schaft­li­cher Ar­beits­kampf. Die Über­tra­gung die­ser Ent­schei­dung auf Ar­beitskämp­fe in der Pri­vat­wirt­schaft ist sys­tem­wid­rig (so auch aus­drück­lich Kis­sel Ar­beits­kampf­recht § 74 Rn. 9). Kis­sel (a.a.O.) ist zu­tref­fend der Auf­fas­sung, die Er­stre­ckung auf Dritt­be­trof­fe­ne könne aus der zu ent­schei­den­den Fra­ge des Amts­haf­tungs­rechts her­aus be­stimmt sein, für die pri­vat­recht­li­chen Be­zie­hun­gen müsse ei­ne sol­che Er­stre­ckung der Be­triebs­be­zo­gen­heit als sys­tem­wid­rig an­ge­se­hen wer­den, zu­mal die­se zu unüber­seh­ba­ren haf­tungs­recht­li­chen Fol­gen führ­te und ei­nen tie­fen Ein­griff in die Hand­lungs­frei­heit der den Ar­beits­kampf Führen­den dar­stell­te.

e. Der Auf­fas­sung des Be­klag­ten, im Flug­ver­kehr ge­ge­be­ne Be­son­der­hei­ten und die en­ge funk­tio­na­le Ver­knüpfung be­ding­ten auch die Be­stim­mung der ob­jek­ti­ven Be­triebs­be­zo­gen­heit, kann nur in­so­weit ge­folgt wer­den, als im Luft­ver­kehr ei­ne be­son­de­re Ein­griffs­emp­find­lich­keit be­steht. Es ent­spricht all­ge­mei­ner Auf­fas­sung, dass Ar­beitskämp­fe im Be­reich des Luft­ver­kehrs nicht von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen sind ( Hess. LAG Ur­teil vom 22. Ju­li 2004 – 9 Sa­Ga 593/04 –AP Nr. 168 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf = Ju­ris; LAG Ba­den-Würt­tem­berg Ur­teil vom 31. März 2009 – 2 Sa­Ga 1/09 – LA­GE Nr. 84 zu Art. 9 Ar­beits­kampf = Ju­ris, Bl. 372 ff. d. A.; ArbG Stutt­gart Be­schluss vom 2.März 2009 – 12 Ga 4/09 – Bl. 359 ff. d. A.; Löwisch, ZfA 1988, 137, Rieb­le, Gut­ach­ten Flug­si­che­rung S. 8) Ob­wohl ei­ne be­son­de­re Ein­griffs­emp­find­lich­keit des Luft­ver­kehrs be­steht (vgl. Hein­ze, FS 50 Jah­re BAG, 493 ff.; Rüthers, ZfA 1987, 1, 39, 42 ff.), hat das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt (BVerfGE 88, 103, 114) an­ge­nom­men, die Ko­ali­ti­ons­frei­heit sei auch den Ar­beit­neh­mern im öffent­li­chen Dienst gewähr­leis­tet, und zwar un­abhängig da­von, ob sie ho­heit­li­che oder an­de­re Auf­ga­ben erfüll­ten. Art. 33 Abs. 4 GG ste­he dem nicht ent­ge­gen. Er si­che­re die Kon­ti­nuität ho­heit­li­cher Funk­tio­nen des Staa­tes, in­dem er als Re­gel vor­se­he, dass ih­re Ausübung Be­am­ten über­tra­gen wer­de, ver­bie­te je­doch nicht ge­ne­rell, dafür auch Ar­beit­neh­mer ein­zu­set­zen. Da die­sen die be­son­de­ren Rech­te der Be­am­ten nicht zustünden, blie­ben sie dar­auf an­ge­wie­sen, ih­re Ar­beits­be­din­gun­gen auf der Ebe­ne von Ta­rif­verträgen aus­zu­han­deln. We­gen ih­rer Un­ter­le­gen­heit sei­en sie da­bei auch auf das Druck­mit­tel des Ar­beits­kamp­fes an­ge­wie­sen. So­weit der Staat von der Möglich­keit Ge­brauch ma­che, Ar­beits­kräfte auf pri­vat­recht­li­cher Ba­sis als Ar­beit­neh­mer zu beschäfti­gen, un­ter­lie­ge er dem Ar­beits­recht, des­sen not­wen­di­ger Be­stand­teil ei­ne kol­lek­ti­ve In­ter­es­sen­wahr­neh­mung sei. Ein po­li­ti­scher Hand­lungs­zwang durch ei­nen streik­be­ding­ten Still­stand des Luft­ver­kehrs ist al­so nicht auf dem Weg über das Ar­beits­kampf­recht zu bewälti­gen, son­dern kann al­len­falls zu ei­ner ge­setz­li­chen Re­ge­lung führen. Streiks in der Luft­fahrt sind we­der un­ter dem Ge­sichts­punkt des Ver­bots des Ver­nich­tungs­streiks noch dem des Ver­bots von Ge­mein­wohlschädi­gun­gen von vorn­her­ein un­verhält­nismäßig ( Hess. LAG Ur­teil vom 22. Ju­li 2004 – 9 Sa­Ga 593/04 – AP Nr. 168 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf = Ju­ris; Löwisch, ZfA 1988,1, 148, 155). Da­von, dass Ar­beitskämp­fe im Be­reich der Flug­si­che­rung möglich und zulässig sind, ist der Ge­setz­ge­ber im Rah­men der Pri­va­ti­sie­rung der Flug­si­che­rung aus­ge­gan­gen, ob­wohl die A GmbH für den Bund nach § 27 c Abs. 2 Luft­VG die Luft­ver­kehrs­kon­trol­le ausübt und da­bei ho­heit­li­che Auf­ga­ben der Luft­ver­kehrs­ver­wal­tung wahr­nimmt. Dies be­legt be­reits der Um­stand, dass in der Rah­men­ver­ein­ba­rung zwi­schen der Bun­des­re­pu­blik und der Flug­si­che­rung für den Fall von Ar­beitskämp­fen ein Not­dienst vor­ge­schrie­ben ist. Der Ein­griff­s­in­ten­sität hat der Be­klag­te durch den Ab­schluss ei­ner Not­dienst­ver­ein­ba­rung, durch Not­dien­st­ar­bei­ten und die zeit­li­che Be­gren­zung des So­li­da­ritäts­ar­beits­kamp­fes Rech­nung ge­tra­gen.

f. Das sog. Voll­kos­ten­de­ckungs­prin­zip nach § 32 Abs. 4 Luft­VG , das bis zum 31. Dez. 2011 galt, führt nicht da­zu, dass von ei­nem un­mit­tel­ba­ren Ein­griff in den Ge­wer­be­trieb der Kläge­rin­nen aus­ge­gan­gen wer­den kann. Die A GmbH konn­te Gebühren­ausfälle in den Fol­ge­jah­ren über ent­spre­chend höher fest­ge­setz­te Gebühren auf al­le Flug­ge­sell­schaf­ten um­le­gen. Ob ein un­mit­tel­ba­rer be­triebs­be­zo­ge­ner Ein­griff in den Ge­wer­be­be­trieb der Kläge­rin­nen vor­liegt, kann nicht von der Um­la­gefähig­keit von Gebühren­ausfällen abhängen. Da­mit wird der Ar­beits­kampf nicht in Wahr­heit ge­gen die Kläge­rin­nen geführt. Der Be­klag­te hat auch kei­ne an­de­re Wahl, als die A GmbH zu be­strei­ken, wenn er dort ei­ne Ver­bes­se­rung der Ar­beits­be­din­gun­gen erkämp­fen will. Ab­ge­se­hen da­von lie­gen die Gebühren­ausfälle zunächst bei der A GmbH und er­lei­det die­se ne­ben wirt­schaft­li­chen Ein­bußen auch Beschädi­gun­gen ih­rer Re­pu­ta­ti­on. Je­des Pri­vat­un­ter­neh­men kann bei Streikschäden ent­we­der ei­ne Ge­winn­schmäle­rung oder Ver­lus­te in Kauf neh­men oder an sei­ne Kun­den wei­ter­ge­ben. Bei Streiks im öffent­li­chen Dienst tra­gen die Streik­kos­ten die Steu­er­zah­ler oder über die Ab­ga­ben al­le Bürger, al­so im­mer un­be­tei­lig­te Drit­te. Das BVerfG ( Be­schluss vom 2. März 1993 – 1 BvR 1213/85 – BVerfGE 88, 103) hat im Be­reich der Post, als sie noch nicht pri­va­ti­siert war, nicht ein­mal den Ein­satz von Be­am­ten auf be­streik­ten Ar­beitsplätzen ge­bil­ligt.

g. Es han­delt sich nicht um ei­ne Be­triebs­blo­cka­de (vgl. BAG Ur­teil vom 8. Nov. 1988 – 1 AZR 471/86 – BA­GE 60, 101 = AP Nr. 111 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Der BGH ( Ur­teil vom 4. Nov. 1997 – VI ZR 348/96 – BGHZ 137, 89 = Ju­ris) hat zwar in der zweitägi­gen Blo­cka­de des Ein­sat­zes von Bau­ma­schi­nen durch ei­ne Pro­test­de­mons­tra­ti­on ge­gen Er­sch­ließungs­maßnah­men ei­nen schuld­haf­ten Ein­griff in den be­rech­tig­ten Be­sitz des Bau­un­ter­neh­mens an den Bau­ma­schi­nen ge­se­hen. Blo­cka­den im Sin­ne ei­nes Streik­ex­zes­ses können z.B. die Ab­sper­rung des Be­trie­bes von Ar­beits­wil­li­gen, Zu­lie­fe­rern, Aus­fah­rern und Kun­den sein oder die Blo­cka­de von Be­triebs­mit­teln ( BAG Ur­teil vom 8. Nov. 1988 – 1 AZR 417/86 – BA­GE 60, 101 = AP Nr. 111 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Auch in der Blo­cka­de des Kas­sen­be­reichs ei­nes Kauf­hau­ses durch das ko­or­di­nier­te Ein­kau­fen von Ar­ti­keln von ge­rin­gem Wert hat das BAG ( Ur­teil vom 22. Sept. 2009 – 1 AZR 972/08 – BA­GE 132, 140 = AP Nr. 174 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf) kei­ne Be­triebs­blo­cka­de ge­se­hen, weil die Ein­zel­han­dels­fi­lia­len nicht ge­genüber Kun­den und Lie­fe­ran­ten ab­ge­sperrt würden. Die sog. Flashmo­bak­tio­nen sei­en ty­pi­scher­wei­se nicht auf ei­ne nach­hal­ti­ge Ab­sper­rung des ge­sam­ten Be­trie­bes ge­rich­tet ge­we­sen. Ei­ne Be­triebs­blo­cka­de geht über die Ar­beits­ver­wei­ge­rung durch Streik hin­aus.

4. Sch­ließlich lie­gen die Vor­aus­set­zun­gen ei­nes de­lik­ti­schen Scha­dens­er­satz­an­spruchs ge­genüber dem Be­klag­ten auch des­halb nicht vor, weil die Kläge­rin­nen nicht in ei­ner durch Art. 9 Abs. 3 GG geschütz­ten Rechts­po­si­ti­on be­ein­träch­tigt wor­den sind. So­fern man dies nicht be­reits als rechts­kräftig ent­schie­den an­sieht (4.a.), liegt je­den­falls kein Ver­schul­den des Be­klag­ten vor (4.b.).

a. Zum ei­nen hat das Be­ru­fungs­ge­richt auf­grund der sich aus der Ent­schei­dung des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg vom 31. März 2009 (– 2 Sa­Ga 1/09 LA­GE Nr. 84 zu Art. 9 Ar­beits­kampf = Ju­ris, Bl. 372 ff. d. A.) er­ge­ben­den Bin­dungs­wir­kung da­von aus­zu­ge­hen, dass der Be­klag­te den am 6. April 2009 von ihm or­ga­ni­sier­ten Streik im Tower des C. Flug­ha­fens durchführen durf­te. Die Rechts­kraft ei­nes frühe­ren Ur­teils über den­sel­ben Streit­ge­gen­stand ist als ne­ga­ti­ve Pro­zess­vor­aus­set­zung von Amts we­gen zu be­ach­ten. Aber auch dann, wenn ei­ne im Vor­pro­zess rechts­kräftig ent­schie­de­ne Rechts­fra­ge le­dig­lich Vor­fra­ge für die Ent­schei­dung des nach­fol­gen­den Rechts­streits ist, ist die sich aus der Rechts­kraft der frühe­ren Ent­schei­dung er­ge­ben­de Bin­dungs­wir­kung auch oh­ne Rüge ei­nes Ver­fah­rens­be­tei­lig­ten zu berück­sich­ti­gen ( BAG Ur­teil vom 20. Nov. 2012 – 1 AZR 611/11 – NZA 2013, 437 = Ju­ris Rz. 86 ff.). Die Grundsätze über die Rechts­kraft und die Bin­dungs­wir­kung von Un­ter­las­sungs­ur­tei­len ( § 322 Abs. 1 ZPO ) gel­ten auch in den Ver­fah­ren des einst­wei­li­gen Rechts­schut­zes (BAG a.a.O.). Dass auch ei­ne im Ver­fah­ren des einst­wei­li­gen Rechts­schut­zes er­gan­ge­ne Ent­schei­dung Bin­dungs­wir­kung ent­fal­ten kann, ist an­er­kannt (BAG a.a.O. mit wei­te­ren Nachw.). Rechts­kräfti­ge Ur­tei­le ent­fal­ten gemäß § 322 Abs. 1 ZPO al­ler­dings nur in­so­weit Bin­dungs­wir­kung für ein nach­fol­gen­des Ver­fah­ren, als über den durch die Kla­ge er­ho­be­nen An­spruch ent­schie­den wor­den ist. Sie be­schränkt sich auf die Rechts­fol­ge, die auf­grund ei­nes be­stimm­ten Sach­ver­halts bei Schluss der münd­li­chen Ver­hand­lung den Ent­schei­dungs­satz bil­det. Ein­zel­ne Ur­teils­ele­men­te, tatsächli­che Fest­stel­lun­gen und recht­li­che Fol­ge­run­gen, auf de­nen die ge­trof­fe­ne Ent­schei­dung auf­baut, wer­den da­ge­gen von der Rechts­kraft nicht er­fasst (BAG a.a.O.). Bin­dungs­wir­kung be­steht, wenn der In­halt der rechts­kräfti­gen Ent­schei­dung zum Tat­be­stand der im neu­en Pro­zess gel­tend ge­mach­ten Rechts­fol­ge gehört (BAG a.a.O.). Das Ge­richt hat die im ers­ten Pro­zess rechts­kräftig ent­schie­de­ne Rechts­fol­ge im zwei­ten Ver­fah­ren zu­grun­de zu le­gen, wenn die­se ei­ne Vor­fra­ge dar­stellt. Bei ei­ner kla­ge­ab­wei­sen­den Ent­schei­dung ist der aus der Be­gründung zu er­mit­teln­de, die Rechts­fol­ge be­stim­men­de, aus­schlag­ge­ben­de Ab­wei­sungs­grund Teil des in Rechts­kraft er­wach­sen­den Ent­schei­dungs­sat­zes und nicht al­lein ein Ele­ment der Ent­schei­dungs­be­gründung (BAG a.a.O.). Bei ei­ner Un­ter­las­sungs­kla­ge be­steht die be­gehr­te Rechts­fol­ge in dem Ver­bot ei­ner be­stimm­ten - als rechts­wid­rig an­ge­grif­fe­nen – Ver­hal­tens­wei­se (BAG a.a.O.). In Rechts­kraft erwächst der in die Zu­kunft ge­rich­te­te Ver­bots­aus­spruch nur in sei­nem Be­zug auf die vom Ge­richt fest­ge­stell­te Ver­let­zungs­hand­lung (BAG a.a.O.). Wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen, steht da­mit zu­gleich die Be­rech­ti­gung des Be­klag­ten zu dem vom An­trag um­fass­ten Han­deln fest (BAG a.a.O.). Das LAG Ba­den-Würt­tem­berg hat in den Ent­schei­dungs­gründen den Un­ter­las­sungs­an­spruch aus Rechts­gründen ver­neint und sämt­li­che von der Verfügungskläge­rin ge­gen die Zulässig­keit des Ar­beits­kamp­fes an­geführ­ten Gründe gewürdigt. Die Rechts­kraft steht ei­ner er­neu­ten Prüfung der Rechtmäßig­keit im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren ent­ge­gen. Die rechts­kräfti­ge Ab­wei­sung der be­an­trag­ten Ver­ur­tei­lung zur Un­ter­las­sung ent­fal­tet Bin­dungs­wir­kung im Scha­dens­er­satz­pro­zess, für den es als Vor­fra­ge dar­auf an­kommt, ob die be­ab­sich­tig­te Ar­beits­kampf­maßnah­me rechts­wid­rig war.

Rechts­kräfti­ge Ent­schei­dun­gen ent­fal­ten die Wir­kung des § 322 Abs. 1 ZPO zwar nur in­ter par­tes. Die Kläge­rin­nen wa­ren am einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren nicht be­tei­ligt. Ent­schei­dun­gen über die Ta­riffähig­keit und Ta­rif­zuständig­keit ent­fal­ten je­doch Rechts­kraft ge­genüber je­der­mann ( BAG Be­schluss vom 15. März 1977 - 1 ABR 16/75 - BA­GE 29, 72 = AP Nr. 24 zu Art. 9 GG = Ju­ris). Es fand zwar kein Ver­fah­ren nach § 97 Abs. 1 ArbGG statt, aber nur, weil sich im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren mit Rück­sicht auf den Eilcha­rak­ter des einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­rens ei­ne Aus­set­zung ver­bie­tet ( Hess. LAG Ur­teil vom 22. Ju­li 2004 – 9 Sa­Ga 593/04 – Ju­ris; LAG Hamm Ur­teil vom 31. Jan. 1991 - 16 Sa 119/91 - Ju­ris; LAG Hamm Be­schluss vom 12. Ju­ni 1975 - 8 TaBV 37/75 - LA­GE § 46 Be­trVG 1972 Nr. 1 ; LAG München Be­schluss vom 28. März 1983 - 3 Ta 58/83 - Ju­ris). Auch im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren kann je­den­falls für die in Fra­ge ste­hen­de Ar­beits­kampf­maßnah­me in­ci­den­ter die Ge­werk­schafts­zuständig­keit be­jaht wer­den, wenn die­se mit hin­rei­chen­der Si­cher­heit fest­ge­stellt wer­den kann.

Der recht­li­che Ge­sichts­punkt des Über­g­an­ges der Vor­feld­kon­trol­le auf die A GmbH war zwar nicht aus­drück­lich Ge­gen­stand der recht­li­chen Erwägun­gen des LAG Ba­den-Würt­tem­berg im einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat in den Ent­schei­dungs­gründen (Ju­ris Rz. 17) aus­geführt, die A GmbH und die B GmbH hätten vor der münd­li­chen Ver­hand­lung im Eil­ver­fah­ren ei­nen Ver­trag ge­schlos­sen, nach dem die Vor­feld­kon­trol­le ab dem 1. April 2009 nicht mehr von der B GmbH, son­dern von der A GmbH mit ei­ge­nem Per­so­nal im Tower des C. Flug­ha­fens er­le­digt wird. Des­halb ha­be die B GmbH meh­re­ren der 22 Vor­feld­lot­sen ei­ne Kündi­gung aus­ge­spro­chen. In den Gründen wird fest­ge­stellt (Ju­ris Rz. 76), die A GmbH (An­trag­stel­le­rin) wer­de ab 1. April 2009 ei­nen Teil der seit­he­ri­gen Auf­ga­ben der B GmbH (Vor­feld­kon­trol­le) über­neh­men, fer­ner (Ju­ris Rz. 77), ab dem 1. April 2009 wer­de die A GmbH die Vor­feld­kon­trol­le von der B GmbH über­neh­men und dafür ei­ne Vergütung er­hal­ten.

Es heißt dort:

„Die An­trag­stel­le­rin (Anm.: die A GmbH) bot der FSG (Anm.: B GmbH) an, zum 01.04.2009 die Tätig­kei­ten der Vor­feld­lot­sen im We­ge des Out­sour­cings mit ei­ge­nem Per­so­nal, d.h. oh­ne Über­nah­me von Ar­beit­neh­mern der FSG zu über­neh­men. Ei­nen sol­chen Ver­trag schlos­sen die An­trag­stel­le­rin und die FSG während der Ta­rif­aus­ein­an­der­set­zun­gen zwi­schen der An­trags­geg­ne­rin und der FSG, je­den­falls vor der münd­li­chen Ver­hand­lung im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren. Nach die­sem Ver­trag wird die Vor­feld­kon­trol­le ab dem 01.04.2009 nicht mehr von der FSG, son­dern von der An­trag­stel­le­rin mit ei­ge­nem Per­so­nal im Tower des C. Flug­ha­fens er­le­digt. Des­halb hat die FSG meh­re­ren der 22 Vor­feld­lot­sen ei­ne Kündi­gung aus­ge­spro­chen. Ein Teil die­ser Ar­beit­neh­mer wird von der FSG in der Ver­kehrs­zen­tra­le wei­ter­beschäftigt.“

Auf Sei­te 21 des Ur­teils zu (3) heißt es:

„Die An­trag­stel­le­rin wird ab dem 01.04.2009 ei­nen Teil der seit­he­ri­gen Auf­ga­ben der FSG über­neh­men (Vor­feld­kon­trol­le)“,

des­glei­chen auch auf Sei­te 22 zu (5):

„Ab dem 01.04.2009 wird die An­trag­stel­le­rin die Vor­feld­kon­trol­le von der FSG über­neh­men und dafür ei­ne Vergütung er­hal­ten.“

Die­se Fest­stel­lun­gen ha­ben das Lan­des­ar­beits­ge­richt nicht dar­an ge­hin­dert, die Rechtmäßig­keit des Haupt­ar­beits­kamp­fes und des Un­terstützungs­streiks zu be­ja­hen und den An­trag man­gels Verfügungs­an­spruchs zurück­zu­wei­sen. Im Lich­te sei­ner Fest­stel­lun­gen hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt die Ta­rif­zuständig­keit des Be­klag­ten für den Haupt­ar­beits­kampf ge­gen die B GmbH den­knot­wen­dig in­ci­den­ter be­jaht.

b. Vor die­sem Hin­ter­grund ist je­den­falls ein Ver­schul­den des Be­klag­ten zu ver­nei­nen. Ver­schul­den im Sin­ne von § 823 Abs. 1 BGB setzt ein vorsätz­li­ches oder fahrlässi­ges Ver­hal­ten vor­aus. Nicht je­des evtl. rechts­wid­ri­ge Ver­hal­ten ei­ner Ko­ali­ti­on bei der Wah­rung und Förde­rung von Wirt­schafts­be­din­gun­gen im Rah­men des Art. 9 Abs. 3 GG ist zu­gleich als schuld­haft zu be­wer­ten, weil hier­durch un­zu­mut­ba­re Haf­tungs­ri­si­ken entstünden. Das BAG ( Ur­teil vom 21. März 1978 – 1 AZR 11/76 – BA­GE 30, 189 = AP Nr. 62 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf) hat an­ge­nom­men, die Ent­wick­lung des so­zia­len Le­bens im Be­reich der abhängi­gen Ar­beit wäre un­an­ge­mes­sen be­hin­dert und ge­hemmt, woll­te man je­de Ri­si­koüber­nah­me auf die­sem Ge­biet als Schuld wer­ten und da­durch mit er­heb­li­chen Haf­tungs­ri­si­ken be­las­ten. Vor ei­nem Streik mit sei­nen vielfälti­gen Aus­wir­kun­gen hat die Ge­werk­schaft ih­re Streik­zie­le sorgfältig zu prüfen. Bei Zwei­feln über de­ren Rechtmäßig­keit darf sie von ih­rem Streik­recht nur in maßvol­lem Rah­men Ge­brauch ma­chen ( BAG Ur­teil vom 19. Ju­ni 2012 – 1 AZR 775/10 – AP Nr. 177 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf). Der Be­klag­te konn­te sich auf die Ent­schei­dung des LAG Ba­den-Würt­tem­berg vom 31. März 2009 – 2 Sa­Ga 1/09 – LA­GE Nr. 84 zu Art. 9 Ar­beits­kampf = Ju­ris, Bl. 372 ff. d. A.) stützen. Die A GmbH hat­te ver­sucht, durch ei­ne einst­wei­li­ge Verfügung die Un­ter­las­sung des von ihr für rechts­wid­rig ge­hal­te­nen Streiks zu er­rei­chen. So­wohl das Ar­beits­ge­richt Stutt­gart (Be­schluss vom 2. März 2009 – 12 Ga 4/09 – Bl. 359 ff. d. A.) wie auch auf die so­for­ti­ge Be­schwer­de der A GmbH das LAG Ba­den-Würt­tem­berg hat in Kennt­nis der Aus­glie­de­rung des Be­reichs der Apron Con­trol­ler Haupt- und Un­terstützungs­ar­beits­kampf nicht für rechts­wid­rig ge­hal­ten, auch nicht das Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main in dem auf den Ver­bots­an­trag der Kläge­rin­nen hin er­gan­ge­nen Ur­teil vom 5. Mai 2009 (- 12 Ga 64/09 - Bl. 399 ff. d. A.). Die­ser Rechts­streit ist im Be­ru­fungs­ver­fah­ren von den Par­tei­en übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt wor­den. Das Hes­si­sche Lan­des­ar­beits­ge­richt hat durch Be­schluss vom 7. Dez. 2009 (- 9 Sa­Ga 1003/09 – Bl. 433 ff. d. A.) nach § 91 a ZPO über die Kos­ten ent­schie­den und 75 % der Kos­ten des Rechts­streits den Kläge­rin­nen auf­er­legt, 25 % dem Be­klag­ten. Sinn der einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren war es, die Tat­sa­chen– und Rechts­la­ge vor Be­ginn und im Lau­fe der Ar­beits­kampf­maßnah­men zu klären. Dies ist zu Guns­ten des Be­klag­ten ge­sche­hen. Dem Be­klag­ten können im Rah­men der Ver­schul­densprüfung kei­ne wei­ter­ge­hen­den Er­kennt­nis­se ab­ver­langt wer­den als meh­re­ren Kam­mern der Ar­beits­ge­rich­te und des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ba­den-Würt­tem­berg.

5. Die Kläge­rin­nen ha­ben – wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat und auf des­sen Be­gründung ergänzend ver­wie­sen wird - kei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch aus § 826 BGB . Der Be­klag­te hat den Kläge­rin­nen nicht in ei­ner ge­gen die gu­ten Sit­ten ver­s­toßen­den Wei­se vorsätz­lich Scha­den zu­gefügt. Vor­aus­set­zung für ei­ne sit­ten­wid­ri­ge vorsätz­li­che Schädi­gung wäre die Über­schrei­tung der Ver­hal­tens­vor­ga­ben ei­nes rechts­ethi­schen Mi­ni­mums. Maßnah­men im Ar­beits­kampf können nur bei Hin­zu­tre­ten be­son­de­rer Umstände sit­ten­wid­rig sein. Nicht je­der recht­wid­ri­ge Ar­beits­kampf ist sit­ten­wid­rig. Dass der Be­klag­te – was hier man­gels Ver­schul­den da­hin ste­hen konn­te – nach Auf­fas­sung der Kläge­rin­nen sei­ne Ta­rif­zuständig­keit für die Apron Con­trol­ler ver­kannt hat, ist kei­ne Hand­lung in vorsätz­li­cher und sit­ten­wid­ri­ger Schädi­gungs­ab­sicht. Dafür sind kei­ne An­halts­punk­te er­sicht­lich (vgl. BAG Be­schluss vom 19. Nov. 1985 - 1 ABR 37/83 - AP Nr. 4 zu § 2 TVG Ta­rif­zuständig­keit = Ju­ris). Ein Streik ist auf­grund sei­ner ver­fas­sungs­recht­li­chen Ver­an­ke­rung in Art. 9 Abs. 3 GG nämlich nur sit­ten­wid­rig, wenn er evi­dent un­verhält­nismäßig ist oder Zwe­cke ver­folgt wer­den, die of­fen­kun­dig nicht dem Kom­pe­tenz­be­reich der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en un­ter­fal­len ( BAG Ur­teil vom 22. Sept. 2009 - 1 AZR 972/08 - AP Nr. 174 zu Art. 9 GG Ar­beits­kampf = Ju­ris). Der vom LAG Ba­den-Würt­tem­berg durch Ur­teil vom 31. März 2009 ge­bil­lig­te Un­terstützungs­streik bei nach die­sem Ur­teil rechtmäßigem Haupt­ar­beits­kampf ist weit da­von ent­fernt, dem Ver­dikt der Sit­ten­wid­rig­keit zu un­ter­lie­gen.

6. Scha­dens­er­satz­ansprüche der Kläge­rin­nen aus § 280 Abs. 1 BGB we­gen Ver­let­zung der Frie­dens­pflicht be­ste­hen – wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend ent­schie­den hat und auf des­sen Be­gründung ergänzend ver­wie­sen wird (eben­so ArbG Frank­furt/M. Ur­teil vom 25. März 2013 – 9 Ca 5558/12 – Ju­ris; ArbG Frank­furt am Main Ur­teil vom 16. Aug. 2012 - 12 Ca 8341/11 – Ju­ris) - schon des­halb nicht, weil die re­la­ti­ve Frie­dens­pflicht vom Schutz­be­reich her nicht die Kläge­rin­nen er­fasst. Der Ta­rif­ver­trag ist ein Ver­trag zu­guns­ten Drit­ter im Sin­ne des § 328 BGB al­lein in An­se­hung der Mit­glie­der der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, nicht zu­guns­ten der Kun­den von Un­ter­neh­men. Die­se sind kei­ne Außen­sei­ter im Sin­ne der Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 29. Nov. 1967 (– GS 1/67 – AP Nr. 13 zu Art. 9 GG). Die Frie­dens­pflicht wird al­lein schuld­recht­lich zwi­schen den ta­rif­ver­trags­sch­ließen­den Par­tei­en ver­mit­telt. Sie ha­ben Fürsor­ge­pflich­ten al­lein ge­genüber ih­ren Mit­glie­dern, nicht aber ge­genüber außen­ste­hen­den Drit­ten. Das lie­fe auf ei­ne Ge­mein­wohl­ver­pflich­tung hin­aus.

Die Kos­ten ih­rer er­folg­lo­sen Be­ru­fun­gen tra­gen die Kläge­rin­nen nach § 97 Abs. 1 ZPO .

Die Re­vi­si­on ist gemäß § 72 Abs. 2 ArbGG an­ge­sichts der Fra­ge der Scha­dens­er­satz­ansprüche von Dritt­be­trof­fe­nen ei­nes Ar­beits­kamp­fes we­gen grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che zu­zu­las­sen.

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