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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 26.11.2008, 6/18 Sa 740/08

   
Schlagworte: Entgeltfortzahlung
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6/18 Sa 740/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 26.11.2008
   
Leitsätze: Arbeitsunfähigkeit, die infolge Erkrankungen auftritt, die auf eine Hormonbehandlung zur Behandlung einer Unfruchtbarkeit zurückzuführen sind, ist nicht verschuldet iSd Vorschriften des EntgeltFZG
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Marburg
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen
Urt. v. 26.11.2008, Az.: 6/18 Sa 740/08

 

Te­nor

Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Mar­burg vom 11. April 2008 – 2 Ca 450/07 – wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten um Ent­gelt­fort­zah­lungs­ansprüche im Krank­heits­fall. Die kla­gen­de Ar­beit­ge­be­rin leis­te­te an die Kläge­rin für die nach­fol­gen­den Zeiträume Ent­gelt­fort­zah­lung:

17.02. - 28.02.2003 € 541,70 net­to
22.08. - 07.09.2003 € 765,68 net­to
23.09. - 05.10.2003 € 583,63 net­to
18.12. - 05.01.2004 € 797,34 net­to

Die­se Zah­lun­gen hält die Kläge­rin nun­mehr für oh­ne Rechts­grund ge­leis­tet und for­dert sie nach § 812 BGB zurück. Die Kläge­rin meint da­bei, die Er­kran­kun­gen, die zur Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin führ­ten, wel­che gemäß Aus­kunft der Xxxxxx BKK die nach­fol­gen­den wa­ren:

17.02. - 28.02.2003 - Sy­no­vi­tis und Te­no­syn­o­vi­tis (Entzündung der Ge­lenk­schmie­re) 
22.08. - 07.09.2003

- As­zi­tes (Bauch­was­ser­sucht)

23.09. - 30.09.2003

- Tu­bar­gra­vi­dität (Ei­leiter­schwan­ger­schaft)

 

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- Schmer­zen mit Lo­ka­li­sa­ti­on in un­te­ren Tei­len des Un­ter­bau­ches

18.12. - 05.01.2004

- Schmer­zen mit Lo­ka­li­sa­ti­on in un­te­ren Tei­len des Un­ter­bau­ches

- fer­ti­li­sa­ti­onsfördern­de Maßnah­me

sei­en auf ei­ne Hor­mon­be­hand­lung zurück­zuführen. Die Hor­mon­be­hand­lung ha­be die Be­klag­te aber frei­wil­lig durch­geführt und die­se sei auch nicht zur Ge­sun­dung ei­ner et­wai­gen Krank­heit Un­frucht­bar­keit er­folgt, son­dern ha­be le­dig­lich der Ver­wirk­li­chung des höchst persönli­chen Kin­der­wun­sches der Be­klag­ten ge­dient. Die Kläge­rin meint des­halb, die Be­klag­te tref­fe ein Ver­schul­den an den zur Ar­beits­unfähig­keit führen­den Er­kran­kun­gen der oben ge­nann­ten Zeiträume, da die­se auf der frei­wil­li­gen und der Ver­wirk­li­chung des höchst persönli­chen Kin­der­wun­sches der Be­klag­ten die­nen­den Hor­mon­be­hand­lung be­ruh­ten. Im Übri­gen be­strei­tet die Kläge­rin die Er­for­der­lich­keit ei­ner Hor­mon­be­hand­lung, da die Be­klag­te ihr zwei­tes Kind oh­ne ei­ne Hor­mon­be­hand­lung zur Welt brach­te.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat an­ge­nom­men, die Ar­beit­neh­me­rin tref­fe kein die Ent­gelt­fort­zah­lung aus­sch­ließen­des Ver­schul­den, wenn sie sich bei tatsächlich oder ver­meint­li­cher, durch Ärz­te fest­ge­stell­ter Un­frucht­bar­keit ei­ner hor­mo­nel­len Be­hand­lung un­ter­zie­he im Hin­blick auf sich aus die­ser Hor­mon­be­hand­lung er­ge­ben­der und zur Ar­beits­unfähig­keit führen­der Er­kran­kun­gen. Die Durchführung ei­ner Hor­mon­be­hand­lung bei ärzt­lich fest­ge­stell­ter Un­frucht­bar­keit stel­le kei­nen gro­ben Ver­s­toß ge­gen das von ei­nem verständi­gen Men­schen im ei­ge­nen In­ter­es­se zu er­war­ten­de Ver­hal­ten dar, wel­ches als die Ent­gelt­fort­zah­lung aus­sch­ließen­des Ver­schul­den an­zu­se­hen wäre. Dass die Mo­ti­ve der Be­klag­ten für die Hor­mon­be­hand­lung pri­va­ter Na­tur sei­en, sei dem­ge­genüber un­be­acht­lich. Die Recht­spre­chung ha­be auch Ver­let­zun­gen und Er­kran­kun­gen, die sich Ar­beit­neh­mer bei Frei­zeit­ak­ti­vitäten zu­zie­hen, grundsätz­lich nicht als ver­schul­det im Sin­ne der Ent­gelt­fort­zah­lungs­re­ge­lun­gen an­ge­se­hen. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en, der dort ge­stell­ten Anträge so­wie der Erwägun­gen des Ar­beits­ge­richts wird auf die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses Ur­teil hat die Kläge­rin in­ner­halb der zur Sit­zungs­nie­der­schrift der Sit­zung des Be­ru­fungs­ge­richts vom 26. No­vem­ber 2008 fest­ge­stell­ten und dort er­sicht­li­chen Fris­ten Be­ru­fung ein­ge­legt.

Die Kläge­rin rügt zunächst, dass das Ar­beits­ge­richt da­von aus­ge­gan­gen sei, dass die be­han­deln­den Ärz­te der Be­klag­ten zu dem Er­geb­nis ge­kom­men sei­en, dass ei­ne Un­frucht­bar­keit der Be­klag­ten vor­ge­le­gen ha­be, und dass des­halb die Hor­mon­be­hand­lung er­for­der­lich ge­we­sen sei. Die Kläge­rin meint, bei­des sei rei­ne Spe­ku­la­ti­on des Ar­beits­ge­richts und von der Be­klag­ten im Rah­men des Ver­fah­rens nicht vor­ge­tra­gen. Die Be­klag­te hält auch wei­ter für er­heb­lich, ob tatsächlich ei­ne Un­frucht­bar­keit bei der Be­klag­ten vor­lag. Sie meint, wenn kei­ne Un­frucht­bar­keit vor­ge­le­gen ha­be, sei die Hor­mon­be­hand­lung nicht er­for­der­lich ge­we­sen und dann könn­te auf­grund ei­ner nicht er­for­der­li­chen Be­hand­lung ein­ge­tre­te­nen Er­kran­kung auch kein Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch be­ste­hen.

Die Kläge­rin meint wei­ter, dass nicht er­heb­lich sei, ob ei­ne Un­frucht­bar­keit ei­ne Er­kran­kung dar­stel­le oder nicht. Die Er­kran­kung die zur Ar­beits­unfähig­keit der Be­klag­ten führ­te, hätte sich nämlich nicht aus ei­ner Un­frucht­bar­keit der Be­klag­ten er­ge­ben son­dern sei un­mit­tel­ba­re Fol­ge der Hor­mon­be­hand­lung. Die Hor­mon­be­hand­lung selbst sei aber al­lein Aus­fluss des Kin­der­wun­sches der Be­klag­ten und eben kei­ne Heil­be­hand­lung zur Hei­lung der Un­frucht­bar­keit. Ein Ver­schul­den könne aber auch in der Her­beiführung ei­ner Krank­heit ge­se­hen wer­den, die dann kau­sal zur Ar­beits­unfähig­keit führt. Die Be­klag­te meint auch, das Ar­beits­ge­richt über­se­he, wenn es in die­sem Zu­sam­men­hang als Ver­gleichsfälle Sport­unfälle her­an­zie­he, dass die durch Sport­unfälle er­folg­ten Er­kran­kun­gen nicht frei­wil­li­ge Er­kran­kun­gen sei­en son­dern sich aus­sch­ließlich als nicht be­ab­sich­tig­te Fol­ge ei­ner Frei­zeit­hand­lung dar­stel­len. Wenn al­so ein Ar­beit­neh­mer - so die Kläge­rin

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- in sei­ner Frei­zeit Fußball spielt und sich beim Fußball spie­len ein Bein bricht und des­halb nicht am nächs­ten Tag zur Ar­beit er­schei­nen kann, dürfe dies si­cher­lich nicht gleich­zu­set­zen sein mit dem Fall der Be­klag­ten, die sich frei­wil­lig ei­ner Be­hand­lung un­ter­zieht, die nicht zur Ge­sun­dung, son­dern im Ge­gen­teil zur Er­kran­kung führt und die des­halb am nächs­ten Tag eben­falls nicht zur Ar­beit ge­hen kann.

Sch­ließlich meint die Kläge­rin, dass der Ver­schul­dens­be­griff im Sin­ne des Ent­gelt­fort­zah­lungs­ge­set­zes nicht nur aus Sicht des Ar­beit­neh­mers zu be­wer­ten sei son­dern auch aus Sicht des Ar­beit­ge­bers. Aus der Sicht des Ar­beit­ge­bers sei nämlich die den be­rech­tig­ten In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers zu­wi­der­lau­fen­de ei­genständi­ge Maßnah­me der Be­klag­ten ein leicht­fer­ti­ges Ver­hal­ten, das die Kläge­rin als Ar­beit­ge­be­rin ein­sei­tig be­nach­tei­li­ge. Die Kläge­rin rügt in­so­weit, dass das Ar­beits­ge­richt die nicht auf ei­ne Hei­lung ge­rich­te­te ärzt­li­che Maßnah­me der Hor­mon­be­hand­lung nicht in Abwägung zu den be­rech­tig­ten In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers ge­setzt ha­be, dies ins­be­son­de­re un­ter dem As­pekt, dass die Be­klag­te ih­re ei­ge­nen Wünschen si­cher­lich auch dann hätte ver­wirk­li­chen können, wenn sie dies in ei­ner Zeit ge­macht hätte, die auch für die Ar­beit­ge­be­rin ak­zep­ta­bel ge­we­sen wäre (Frei­stel­lung und Ähn­li­ches).

Die Kläge­rin be­an­tragt,

un­ter Abände­rung des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Mar­burg vom 11. April 2008 - 2 Ca 450/07 - die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie € 2.688,35 nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz des § 247 BGB seit dem 29. Ju­ni 2007 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­weist dar­auf, dass schon erst­in­stanz­lich zum Be­weis der ärzt­lich fest­ge­stell­ten Un­frucht­bar­keit das At­test der be­han­deln­den Ärz­tin Dr. Ma­ri­on Rie­ger vor­ge­legt wur­de (vgl. ärzt­li­che Be­schei­ni­gung vom 30.10.2007, Bl. 20 d.A.). Die Be­klag­te meint im Übri­gen, dass der Ge­gen­sei­te zu­zu­stim­men sei, dass ei­ne Er­kran­kung nur dann zu ei­nem Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruch führe, wenn sie ei­ne Ar­beits­unfähig­keit be­din­ge. Al­ler­dings ver­ken­ne die Kläge­rin, dass das vor­lie­gen­de Pro­blem kei­ne Fra­ge des Krank­heits­be­griffs sei, da die­se Vor­aus­set­zung auch bei ei­ner erst in­di­rek­ten Kau­sa­lität wie der Ar­beits­unfähig­keit auf­grund der Be­hand­lung ei­ner Krank­heit un­pro­ble­ma­tisch ge­ge­ben sei. Es han­de­le sich viel­mehr be­reits um ei­ne Fra­ge des Ver­schul­dens. Wie das Ar­beits­ge­richt Mar­burg rich­tig fest­ge­stellt ha­be, han­de­le ein Ar­beit­neh­mer aber, der sich ei­ner die Frucht­bar­keit her­stel­len­den Be­hand­lung un­ter­zieht, nicht wi­der die In­ter­es­sen ei­nes verständi­gen Men­schen. Die Be­klag­te ver­weist hier­zu auch dar­auf, dass es ihr - wie von der Ge­gen­sei­te ge­for­dert - auch nicht möglich ge­we­sen ist, die Hor­mon­be­hand­lung in ei­nen Zeit­raum oh­ne Ar­beits­pflicht zu le­gen. Denn ei­ne Hor­mon­be­hand­lung stel­le kei­nen ein­ma­li­gen Ein­griff dar, son­dern er­stre­cke sich über ei­nen Zeit­raum von meh­re­ren Mo­na­ten oder so­gar Jah­ren. Außer­dem sei die Ar­beits­unfähig­keit für die Be­klag­te nicht vor­her­seh­bar ge­we­sen, da die Hor­mon­be­hand­lung nicht zwangsläufig zu ei­ner Ar­beits­unfähig­keit führt, son­dern nur im Fall von Ne­ben­wir­kun­gen oder Un­verträglich­kei­ten. Ein Ver­schul­den der Be­klag­ten sei da­her ab­zu­leh­nen. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Vor­brin­gens der Par­tei­en in der Be­ru­fungs­in­stanz wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen und den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat kei­nen Er­folg. Der Kläge­rin steht kein An­spruch nach § 812 BGB auf Rück­zah­lung der ge­leis­te­ten Ent­gelt­fort­zah­lung zu. Die an die Be­klag­te er­folg­te Ent­gelt­fort­zah­lung gem. § 3 EFZG ist nicht oh­ne Rechts­grund er­folgt. Die Be­klag­te hat­te gem. § 3 Abs. 1 EFZG ei­nen An­spruch auf Ent­gelt­fort­zah­lung im Krank­heits­fall, weil sie in den im Tat­be­stand wie­der­ge­ge­be­nen

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Zeiträum­en auf­grund der im Tat­be­stand wie­der­ge­ge­be­nen Krank­heits­ur­sa­chen oh­ne ihr Ver­schul­den an der Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung ver­hin­dert war.

Die Kläge­rin ver­kennt da­bei schon, dass nicht die Hor­mon­be­hand­lung die Krank­heits­ur­sa­che war, die zur Ar­beits­unfähig­keit der Kläge­rin führ­te. In­so­fern hat die Be­klag­te die Er­kran­kun­gen, die zu ih­rer Ar­beits­unfähig­keit führ­ten, auch nicht schuld­haft her­bei­geführt. Die Be­klag­te hat zur Be­he­bung ei­ner Un­frucht­bar­keit im Hin­blick auf ei­nen von ihr ge­heg­ten Kin­der­wunsch ei­ne Hor­mon­be­hand­lung durch­geführt, die ent­spre­chen­de Ne­ben­wir­kun­gen und Un­verträglich­kei­ten hat­te, die dann zur Ar­beits­unfähig­keit führ­ten. In­so­fern ver­kennt die Kläge­rin auch, dass die vom Ar­beits­ge­richt ge­zo­ge­ne Par­al­le­le zur Be­ur­tei­lung des Ver­schul­dens des Ar­beit­neh­mers bei Er­kran­kun­gen die Fol­ge von Frei­zeit­ak­ti­vitäten wie der Ausübung ei­nes Sports sind, rich­tig war. Die Kläge­rin hat die Hor­mon­be­hand­lung eben­so we­nig durch­geführt in der Ab­sicht, sich ei­ne Bauch­was­ser­sucht zu­zu­zie­hen wie ein Fußball­spie­ler Fußball spielt mit der Ab­sicht, ich ein Bein zu bre­chen. Bei­de For­men der pri­va­ten Le­bens­ver­wirk­li­chung, nämlich das Ausüben ei­ner Sport­art in der Frei­zeit wie auch die Erfüllung ei­nes nach An­sicht der Kläge­rin rein pri­va­ten Kin­der­wun­sches sind frei­wil­li­ge und je­den­falls nach An­sicht der Kläge­rin rein pri­vat Ent­schei­dun­gen, die als mit­tel­ba­re Fol­ge Krank­hei­ten nach sich zie­hen können, die zur Ar­beits­unfähig­keit führen. Die­se Er­kran­kun­gen sind in bei­den Fällen in kei­ner Wei­se von dem Ar­beit­neh­mer be­ab­sich­tigt, sie sind für ihn als verständi­gen Men­schen natürlich vor­her­seh­bar. Gleich­wohl ge­stat­tet es die Rechts­ord­nung oh­ne Aus­schluss des Ent­gelt­fort­zah­lungs­an­spruchs, dass der Ar­beit­neh­mer im Rah­men des Übli­chen ei­ne pri­va­te und von sei­nen ego­is­ti­schen In­ter­es­sen ge­tra­ge­ne Le­bensführung ha­ben darf. Le­dig­lich wenn der Ar­beit­neh­mer hierüber hin­aus­geht, in­dem er ei­ne be­son­ders gefähr­li­che Sport­art bei­spiels­wei­se ausübt oder in­dem er bei­spiels­wei­se un­geübt oder ge­gen an­er­kann­te Re­geln der je­wei­li­gen Sport­art vor­geht, nimmt die Rechts­ord­nung ein Ver­schul­den an, weil der Ar­beit­neh­mer dann grob ge­gen das von ei­nem verständi­gen Men­schen im ei­ge­nen In­ter­es­se zu er­war­ten­de Ver­hal­ten verstößt. Dass ei­ne Ar­beit­neh­mer sich un­ter ärzt­li­cher An­lei­tung ei­ner Hor­mon­be­hand­lung un­ter­zieht ist ei­ne Ver­hal­tens­wei­se der pri­va­ten Le­bens­ge­stal­tung, die in kei­ner Wei­se ge­gen das von ei­nem verständi­gen Men­schen im ei­ge­nen In­ter­es­se zu er­war­ten­de Ver­hal­ten verstößt. Dies kann al­len­falls dann an­ge­nom­men wer­den, wenn be­son­de­re Umstände hin­zu­tre­ten, in de­nen bei­spiels­wei­se der Er­folg der Hor­mon­be­hand­lung und die mit ihr ein­her­ge­hen­den vor­aus­seh­ba­ren Er­kran­kun­gen in kei­nem Verhält­nis mehr ste­hen. Die­se Umstände sind im Streit­fall nicht er­sicht­lich. Wenn man den Ar­beits­unfähig­keits­zeit­raum vom 17. - 28. Fe­bru­ar 2003 außer Acht lässt, der auch nach An­sicht des Be­ru­fungs­ge­richts in kei­nem er­kenn­ba­ren Zu­sam­men­hang mit der Hor­mon­be­hand­lung steht, und fer­ner berück­sich­tigt, dass die Be­klag­te vom 23. - 30. Sep­tem­ber 2003 we­gen ei­ner Ei­leiter­schwan­ger­schaft ar­beits­unfähig war, ein Um­stand, der ei­ne Ar­beit­neh­me­rin auch oh­ne Hor­mon­be­hand­lung wi­der­fah­ren kann, ist nicht er­sicht­lich, dass die Be­klag­te im Jahr 2003 über­pro­por­tio­nal ar­beits­unfähig er­krankt war.

Auch die sons­ti­gen Erwägun­gen der Kläge­rin sind nicht Ziel führend.

Die Kläge­rin hat gem. § 91 Abs. 1 ZPO die Kos­ten ih­res er­folg­los ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tels zu tra­gen.

Ei­ne ge­setz­lich be­gründe­te Ver­an­las­sung zur Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­steht nicht.

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