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BAG, Ur­teil vom 18.04.2012, 4 AZR 371/10

   
Schlagworte: Tarifvertrag, Gewerkschaft, Eingruppierung, Haustarifvertrag, Firmentarifvertrag
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 4 AZR 371/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 18.04.2012
   
Leitsätze: Geht es bei einer sog. Verbandsklage nach § 9 TVG um die Auslegung eines Tarifvertrages, sind im Antrag der einschlägige Tarifvertrag, die betreffende Tarifnorm sowie der umstrittene Tarifbegriff zu benennen. Weiterhin ist die zu entscheidende Rechtsfrage in abstrakter fallübergreifender Weise zu formulieren. Aus der erweiterten Bindungswirkung eines Urteils nach § 9 TVG ergibt sich, dass sich der Tenor der Entscheidung nicht auf ein konkretes Rechtsverhältnis bezieht.
Vorinstanzen: Landesarbeitsgericht München, Urteil vom 6.10.2009 - 7 Sa 36/09
Arbeitsgericht München, Endurteil vom 29.09.2008 - 2a Ca 246/08
   

BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


4 AZR 371/10
7 Sa 36/09
Lan­des­ar­beits­ge­richt
München


Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am

18. April 2012

UR­TEIL

Frei­tag, Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger zu 1.,

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger zu 2.,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

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hat der Vier­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 18. April 2012 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Be­p­ler, die Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Creutz­feldt und Dr. Tre­ber so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ste­ding und Rupp­recht für Recht er­kannt:

1. Die Re­vi­sio­nen der Kläge­rin­nen ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts München vom 6. Ok­to­ber 2009 - 7 Sa 36/09 - wer­den zurück­ge­wie­sen mit der Maßga­be, dass die Kla­gen als un­zulässig ab­ge­wie­sen wer­den.

2. Die Kos­ten der Re­vi­sio­nen ha­ben die Kläge­rin­nen zu glei­chen Tei­len zu tra­gen.

Von Rechts we­gen!


Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten in der Re­vi­si­ons­in­stanz noch über die Zulässig­keit von Fest­stel­lungs­anträgen und in die­sem Zu­sam­men­hang über die kon­kre­te An­wen­dung der zwi­schen den kla­gen­den Ge­werk­schaf­ten und der Be­klag­ten (ei­ne Rund­funk­an­stalt des öffent­li­chen Rechts) ge­schlos­se­nen Haus­ta­rif­verträge, be­ste­hend aus Man­tel- und Ge­halts­ta­rif­ver­trag vom 14. Mai 1957/30. No­vem­ber 1977 (im Fol­gen­den: MTV und GTV).
 

Der zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­ne MTV enthält Re­ge­lun­gen zur Be­fris­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen (Ta­rif­zif­fer - TZ 250 ff.), zu den ar­beits­ver­trag­li­chen Tätig­keits­be­zeich­nun­gen (TZ 311.1 f.), zu Grundsätzen der Ein­grup­pie­rung und der Um­grup­pie­rung (TZ 410 ff.) und zur Gewährung von Funk­ti­ons­zu­la­gen (TZ 434 f.). Im GTV sind die für die Ein­grup­pie­rung maßge­ben­den Tätig­keits­merk­ma­le und Vor­aus­set­zun­gen (TZ 720 ff.) so­wie sog. Richt­po­si­ti­ons­be­schrei­bun­gen ge­re­gelt, de­nen ins­ge­samt 18 Ge­halts­grup­pen zu­ge­ord­net sind. Seit dem Jahr 2003 überträgt die Be­klag­te Führungs­po­si­tio­nen, die den drei Ge­halts­grup­pen 16 bis 18 zu­ge­ord­net sind, bei in­ner­be­trieb­li­chen Be­set-
 


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zun­gen zunächst nur be­fris­tet auf zwei bis fünf Jah­re. Die be­tref­fen­den Ar­beit­neh­mer wer­den da­bei nicht der maßge­ben­den Ge­halts­grup­pe zu­ge­ord­net, son­dern er­hal­ten für die­sen Zeit­raum ei­ne Funk­ti­ons­zu­la­ge in Höhe der Dif­fe­renz zu der ih­rer je­wei­li­gen Führungs­po­si­ti­on ent­spre­chen­den Ge­halts­grup­pe.


Die Kläge­rin­nen ha­ben die Auf­fas­sung ver­tre­ten, die­se Pra­xis der Be­klag­ten wi­der­spre­che den ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen. Die Ein­grup­pie­rung der Ar­beit­neh­mer müsse nach den ta­rif­ver­trag­li­chen Be­stim­mun­gen viel­mehr ab Über­tra­gung der Auf­ga­be ent­spre­chend der ver­trag­lich fest­ge­leg­ten Tätig­keit er­fol­gen. Nach dem Ta­rif­ver­trag müsse ei­ne Neu­ein­grup­pie­rung mit Be­ginn der geänder­ten Tätig­keit vor­ge­nom­men wer­den, wenn die höher­wer­ti­ge Tätig­keit dau­ernd über­tra­gen wer­de (TZ 414 MTV). „Dau­ernd“ ent­spre­che nicht dem Be­griff „nicht nur vorüber­ge­hend“ aus der TZ 727.1 GTV, der ei­nen deut­lich kürze­ren Zeit­raum zum In­halt ha­ben könne. Zu­dem sei­en Art und Um­fang von Zu­la­gen ta­rif­lich ab­sch­ließend ge­re­gelt, was auch für die Funk­ti­ons­zu­la­ge in TZ 434 MTV gel­te. Der MTV se­he ei­ne Funk­ti­ons­zu­la­ge, wie sie die Be­klag­te zah­le, nicht vor. Zu­dem sei die be­fris­te­te Über­tra­gung höher­wer­ti­ger Tätig­kei­ten ta­rif­wid­rig. Die im MTV (TZ 250 bis 255) ver­ein­bar­ten Be­fris­tungsmöglich­kei­ten von Ar­beits­verhält­nis­sen sei­en auch auf die Be­fris­tung ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen an­zu­wen­den. Die be­fris­te­te Über­tra­gung von Führungs­po­si­tio­nen für die Dau­er von zwei bis fünf Jah­ren zu Er­pro­bungs­zwe­cken sei nach dem Ta­rif­ver­trag nicht möglich.

Die Kläge­rin­nen ha­ben in der Re­vi­si­ons­in­stanz - je­weils ein­zeln und be­zo­gen auf ih­re je­wei­li­gen Mit­glie­der - noch be­an­tragt:


1. Es wird fest­ge­stellt, dass es nicht zulässig ist, Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen, die Mit­glie­der der Kläge­rin sind und de­ren von ih­nen aus­geübte Tätig­kei­ten den Richt­po­si­ti­ons­be­schrei­bun­gen 16, 17 oder 18 des bei der Be­klag­ten zur An­wen­dung kom­men­den Ge­halts­ta­rif­ver­tra­ges ent­spre­chen, le­dig­lich in die Ge­halts­grup­pen 14 oder 15 ein­zu­grup­pie­ren und die Vergütungs­dif­fe­renz zur rich­ti­gen Ge­halts­grup­pe über Funk­ti­ons­zu­la­gen aus­zu­glei­chen.
 


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2. Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­fris­tung der Über­tra­gung von Tätig­kei­ten, die nach den Richt­po­si­ti­ons­be­schrei­bun­gen den Ge­halts­grup­pen 16, 17 oder 18 des bei der Be­klag­ten zur An­wen­dung kom­men­den Ge­halts­ta­rif­ver­tra­ges zu­zu­ord­nen sind, bei den Mit­glie­dern der Kläge­rin nicht zulässig ist.


Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­gen ab­zu­wei­sen. Die Fest­stel­lungs­anträge sei­en zu un­be­stimmt und da­her un­zulässig, weil sie die Na­men der je­wei­li­gen be­trof­fe­nen Mit­glie­der der Kläge­rin­nen nicht ent­hiel­ten. Wei­ter­hin feh­le das er­for­der­li­che Fest­stel­lungs­in­ter­es­se. Ei­ne Höher­grup­pie­rung von Ar­beit­neh­mern, de­nen höher­wer­ti­ge Tätig­kei­ten le­dig­lich be­fris­tet über­tra­gen wer­de, se­he der Ta­rif­ver­trag nicht vor. Ei­ne zwei- bis fünfjähri­ge Über­tra­gung von Auf­ga­ben er­fol­ge we­der „dau­ernd“ noch „nicht nur vorüber­ge­hend“ im ta­rif­li­chen Sin­ne. Der Ta­rif­ver­trag se­he für die be­fris­te­te Über­tra­gung ei­ner höher­wer­ti­gen Tätig­keit we­der ei­ne Höchst­dau­er vor noch sei­en die ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen des MTV (TZ 250 ff.) ein­schlägig. Die­se beträfen nur die Be­fris­tung von Ar­beits­verhält­nis­sen ins­ge­samt und nicht die­je­ni­ge ein­zel­ner Ar­beits­be­din­gun­gen. Sch­ließlich sei die Gewährung ei­ner Funk­ti­ons­zu­la­ge zulässig.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­gen ab­ge­wie­sen. Auf die Be­ru­fun­gen der Kläge­rin­nen hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt die Kla­gen als un­zulässig ab­ge­wie­sen. Mit den vom Bun­des­ar­beits­ge­richt hin­sicht­lich der noch ge­stell­ten Anträge zu­ge­las­se­nen Re­vi­sio­nen ver­fol­gen die Kläge­rin­nen ihr bis­he­ri­ges Kla­ge­ziel wei­ter. Die Be­klag­te be­an­tragt die Zurück­wei­sung der Re­vi­sio­nen.


Ent­schei­dungs­gründe

Die Re­vi­sio­nen der Kläge­rin­nen sind un­be­gründet. Die von den Kläge­rin­nen ge­stell­ten Anträge sind we­der als all­ge­mei­ne Fest­stel­lungs­anträge nach § 256 Abs. 1 ZPO (un­ter I) noch un­ter be­son­de­rer Berück­sich­ti­gung der Vor­aus­set­zun­gen ei­ner Kla­ge nach § 9 TVG (un­ter II) zulässig.



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I. Die Anträge sind nicht auf die Fest­stel­lung ei­nes von § 256 Abs. 1 ZPO vor­aus­ge­setz­ten Rechts­verhält­nis­ses ge­rich­tet. In der Fol­ge fehlt auch das nach § 256 Abs. 1 ZPO er­for­der­li­che be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se.

1. Nach § 256 Abs. 1 ZPO kann die ge­richt­li­che Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis­ses be­an­tragt wer­den, wenn der Kläger ein recht­li­ches In­ter­es­se an ei­ner ent­spre­chen­den als­bal­di­gen rich­ter­li­chen Ent­schei­dung hat.

a) Rechts­verhält­nis iSv. § 256 Abs. 1 ZPO ist je­des durch die Herr­schaft ei­ner Rechts­norm über ei­nen kon­kre­ten Sach­ver­halt ent­stan­de­ne recht­li­che Verhält­nis ei­ner Per­son zu ei­ner an­de­ren Per­son oder zu ei­ner Sa­che (st. Rspr., s. nur BAG 6. Ju­li 2011 - 4 AZR 501/09 - Rn. 76 mwN). Da­bei sind ein­zel­ne Rech­te und Pflich­ten eben­so Rechts­verhält­nis­se wie die Ge­samt­heit ei­nes ein­heit­li­chen Schuld­verhält­nis­ses. Kein Rechts­verhält­nis iSv. § 256 Abs. 1 ZPO sind da­ge­gen abs­trak­te Rechts­fra­gen, bloße Ele­men­te ei­nes Rechts­verhält­nis­ses oder recht­li­che Vor­fra­gen (BAG 21. April 2010 - 4 AZR 755/08 - Rn. 21 mwN, AP ZPO 1977 § 256 Nr. 101 = EzA ZPO 2002 § 256 Nr. 9; 24. April 2007 - 1 ABR 27/06 - Rn. 15 mwN, BA­GE 122, 121). Hier­zu gehört grundsätz­lich auch die recht­li­che Be­wer­tung ei­nes kon­kre­ten Ver­hal­tens der Ge­gen­sei­te. Na­ment­lich die Rechts­wid­rig­keit des geg­ne­ri­schen Ver­hal­tens kann nicht Ge­gen­stand ei­ner all­ge­mei­nen Fest­stel­lungs­kla­ge nach § 256 Abs. 1 ZPO sein (BGH 3. Mai 1977 - VI ZR 36/74 - BGHZ 68, 331; Mu­sielak/Fo­ers­te ZPO 9. Aufl. § 256 Rn. 2). Glei­ches gilt für die Un­wirk­sam­keit oder Wirk­sam­keit der Rechts­hand­lung ei­ner Par­tei (BAG 21. De­zem­ber 1982 - 1 AZR 411/80 - BA­GE 41, 209; BGH 4. Ju­li 1962 - V ZR 206/60 - BGHZ 37, 331, 333; s. auch BAG 8. No­vem­ber 1957 - 1 AZR 274/56 - BA­GE 5, 115: zur „Ta­rif­wid­rig­keit“ ei­nes Ar­beits­platz­be­wer­tungs­ver­fah­rens; 14. April 1966 - 2 AZR 503/63 - zu IV der Gründe, BA­GE 18, 223: zur „Rechts­wid­rig­keit“ ei­ner Nicht­an­rech­nung; 12. Sep­tem­ber 1984 - 1 AZR 342/83 - BA­GE 46, 322: zur „Rechts­wid­rig­keit“ ei­ner Ar­beits­kampf­maßnah­me).
 


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b) Wei­ter­hin muss das fest­zu­stel­len­de Rechts­verhält­nis grundsätz­lich zwi­schen den Par­tei­en be­ste­hen. Geht es um die Fest­stel­lung ei­nes Rechts­verhält­nis­ses, an dem sie nicht be­tei­ligt ist, han­delt es sich um ein sog. Dritt­rechts­verhält­nis. Ein sol­ches kann zwar In­halt ei­nes Fest­stel­lungs­an­tra­ges sein. Dann wer­den aber von der Recht­spre­chung erhöhte An­for­de­run­gen an das be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se ge­stellt. Die be­gehr­te Fest­stel­lung muss ge­ra­de die Rechts­be­zie­hung zwi­schen den Par­tei­en berühren (BAG 9. De­zem­ber 2009 - 4 AZR 190/08 - Rn. 42 mwN, AP TVG § 3 Nr. 48 = EzA TVG § 3 Nr. 34). Ins­be­son­de­re muss der Kläger selbst von dem fest­ge­stell­ten Rechts­verhält­nis in sei­nem Rechts­kreis be­trof­fen sein und ein recht­li­ches In­ter­es­se an der als­bal­di­gen Klärung ha­ben (zB BGH 25. Fe­bru­ar 1982 - II ZR 174/80 - BGHZ 83, 122, 125 f.; 16. Ju­ni 1993 - VIII ZR 222/92 - BGHZ 123, 44; 2. Ju­li 2007 - II ZR 111/05 - NJW 2008, 69). Außer in den Fällen ei­ner Pro­zess­stand­schaft man­gelt es an­sons­ten an der Pro­zessführungs­be­fug­nis des Klägers (Münch­KommZ­PO/Be­cker-Eber­hard 3. Aufl. § 256 Rn. 34; Zöller/Gre­ger ZPO 29. Aufl. § 256 Rn. 3b).

2. Die be­gehr­ten Fest­stel­lun­gen be­tref­fen kein Rechts­verhält­nis iSv. § 256 Abs. 1 ZPO, son­dern er­stre­ben die Be­wer­tung ei­nes be­stimm­ten Ver­hal­tens der Be­klag­ten ge­genüber Ar­beit­neh­mern, die Mit­glie­der der Kläge­rin­nen sind, als „nicht zulässig“.


Da­bei kann da­hin­ste­hen, ob der Fest­stel­lungs­an­trag nicht schon des­halb un­zulässig ist, weil die Anträge auf­grund des je­weils auf­ge­nom­me­nen Be­griffs „nicht zulässig“ nicht hin­rei­chend be­stimmt iSd. § 253 Abs. 2 Satz 2 ZPO sind. Mit ihm wird in der kon­kre­ten, von den Kläge­rin­nen ge­brauch­ten Form ein Un­wert­ur­teil oh­ne Ein­be­zie­hung oder gar den Aus­spruch mögli­cher recht­li­cher Fol­gen der Be­an­stan­dung für die Rechts­be­zie­hun­gen zwi­schen den Par­tei­en be­gehrt.

Die Be­an­stan­dung ei­ner be­stimm­ten be­trieb­li­chen Pra­xis ei­nes ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­ge­bers ist kein Rechts­verhält­nis iSv. § 256 Abs. 1 ZPO, son­dern al­len­falls ei­ne Vor­fra­ge, auf die es für - kol­lek­tiv­recht­li­che oder in­di­vi­du­al-recht­li­che - Ansprüche an­kom­men mag. Ei­ne Sach­ent­schei­dung des Se­nats
 


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über die ge­stell­ten Anträge würde auf die Er­stel­lung ei­nes Rechts­gut­ach­tens über die Fra­ge, ob ein be­stimm­tes Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers in ei­nem Rechts­verhält­nis zu ein­zel­nen Drit­ten den ta­rif­li­chen Vor­ga­ben ent­spricht, hin­aus­lau­fen, das für sich selbst oh­ne un­mit­tel­ba­re recht­li­che Fol­gen für die Rechts­be­zie­hung zwi­schen den Par­tei­en blie­be. Die Er­stel­lung von Rechts­gut­ach­ten ist den Ge­rich­ten in­des ver­wehrt (et­wa BAG 6. Ju­li 2011 - 4 AZR 501/09 - Rn. 76; 3. Mai 2006 - 1 ABR 63/04 - Rn. 19 mwN, AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 61; 20. Mai 2008 - 1 ABR 19/07 - Rn. 19, AP Be­trVG 1972 § 81 Nr. 4 = EzA ArbGG 1979 § 81 Nr. 19).


3. Die Anträge sind auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt der Fest­stel­lung ei­nes sog. Dritt­rechts­verhält­nis­ses zulässig.

a) Die Un­zulässig­keit der Anträge er­gibt sich aus den vor­ge­nann­ten Gründen (un­ter I 2) schon dar­aus, dass auch in Be­zug auf die von den Maßnah­men der Be­klag­ten be­trof­fe­nen ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­neh­mer die recht­li­che Be­wer­tung ei­nes Ver­hal­tens be­an­tragt wird, nicht aber die Fest­stel­lung ei­nes zwi­schen die­sen und der Be­klag­ten be­ste­hen­den Rechts­verhält­nis­ses.


b) Wei­ter­hin ha­ben die Kläge­rin­nen auch kein be­son­de­res recht­lich geschütz­tes In­ter­es­se an der von ih­nen ver­lang­ten Fest­stel­lung dar­ge­tan. Die in den je­wei­li­gen kon­kre­ten Ein­zel­maßnah­men lie­gen­de - mögli­cher­wei­se feh­ler­haf­te - Ta­rif­ver­trags­an­wen­dung berührt le­dig­lich die Rechts­sphäre der be­trof­fe­nen ein­zel­nen ta­rif­ge­bun­de­nen Ar­beit­neh­mer, de­nen selbst in­so­weit die In­an­spruch­nah­me ge­richt­li­chen Rechts­schut­zes ob­liegt.

c) Ei­ne Pro­zess­stand­schaft der Kläge­rin­nen für die recht­li­chen In­ter­es­sen ih­rer Mit­glie­der schei­det un­ge­ach­tet der die Ar­beit­neh­mer nicht be­tref­fen­den Anträge aus. Ei­ne Ge­werk­schaft hat kei­ne Be­fug­nis, In­di­vi­dual­ansprüche ih­rer Mit­glie­der ein­zu­kla­gen. Geht es um Rech­te ein­zel­ner Ar­beit­neh­mer, müssen die­se selbst tätig wer­den (BAG 20. April 1999 - 1 ABR 72/98 - zu B II 2 c der Gründe, BA­GE 91, 210).

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4. Die Anträge sind auch kei­ner Aus­le­gung zugäng­lich, die ei­ne Sach­ent­schei­dung ermögli­chen würde (zu ei­ner sol­chen Ver­pflich­tung des Ge­richts vgl. nur BAG 14. De­zem­ber 2011 - 4 AZR 242/10 - Rn. 11 mwN; 21. April 2010 - 4 AZR 755/08 - Rn. 21 mwN, AP ZPO 1977 § 256 Nr. 101 = EzA ZPO 2002 § 256 Nr. 9).

a) Ei­ne Aus­le­gung des in den Anträgen je­weils ent­hal­te­nen Be­griffs „nicht zulässig“ durch ei­nen an­de­ren, das er­kenn­ba­re In­ter­es­se der Kläge­rin­nen vollständig, aber nicht über­schießend er­fas­sen­den Wort­laut ist nicht möglich. Nach dem Vor­brin­gen der Kläge­rin­nen ist ein Rechts­schutz­ziel, das mit der Fest­stel­lung ei­nes Rechts­verhält­nis­ses an­ge­strebt wer­den soll, nicht hin­rei­chend deut­lich er­sicht­lich.


Die Kläge­rin­nen rügen in der Sa­che ein ta­rif­wid­ri­ges Ver­hal­ten des Ar­beit­ge­bers, oh­ne dass er­kenn­bar ist, wor­auf die­se an­ge­streb­te recht­li­che Be­wer­tung im Er­geb­nis ab­zielt. Bei der erst­ma­li­gen Er­he­bung der zu­letzt ge­stell­ten Anträge ha­ben sie aus­geführt, die Par­tei­en sei­en bei der An­wen­dung des Ta­rif­ver­tra­ges hin­sicht­lich der um­strit­te­nen be­fris­te­ten Über­tra­gung von Führungs­po­si­tio­nen un­ter­schied­li­cher An­sicht, was auf ei­ne un­ter­schied­li­che Aus­le­gung des Ta­rif­ver­tra­ges zurück­zuführen sei. Es sei trotz zahl­rei­cher Ver­hand­lun­gen seit dem Jahr 2003 nicht ge­lun­gen, die Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten hierüber in Gesprächen bei­zu­le­gen. Dies spricht dafür, dass es für die Kläge­rin­nen selbst um ei­ne abs­trak­te Aus­le­gungs­fra­ge des Ta­rif­ver­tra­ges geht. Ei­ne sol­che kann je­doch nur Ge­gen­stand ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge nach Maßga­be der be­son­de­ren Vor­aus­set­zun­gen des § 9 TVG sein (da­zu un­ter II). Ge­gen­stand der Anträge und Be­zugs­punkt des ge­sam­ten Sach­vor­tra­ges ist in­des die kon­kre­te An­wen­dungs­pra­xis der Be­klag­ten.

b) Ei­ne Aus­le­gung der Anträge iSd. Kläge­rin­nen kommt über­dies nicht in Be­tracht, weil über das im Wort­laut des An­tra­ges zu 1 be­schrie­be­ne Ver­hal­ten der Be­klag­ten kein Streit be­steht. Dass Tätig­kei­ten, die den Richt­po­si­ti­ons­be­schrei­bun­gen der Ge­halts­grup­pen 16, 17 und 18 ent­spre­chen, auch ei­ne ent­spre­chen­de Ein­grup­pie­rung und Vergütungs­ver­pflich­tung zur Fol­ge ha­ben, ist evi­dent und wird auch von der Be­klag­ten so ge­se­hen. Strei­tig ist al­lein die

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Fra­ge, ob auch bei der be­fris­te­ten Über­tra­gung ei­ne Tätig­keit nach die­sen Richt­po­si­ti­ons­be­schrei­bun­gen vor­liegt. Die­se ist nach dem Wort­laut des An­tra­ges nicht Ge­gen­stand der be­gehr­ten Fest­stel­lung. Auch der Sach­vor­trag der Kläge­rin­nen zielt nicht auf die­se Fra­ge ab, son­dern auf die Be­an­stan­dung der dar­ge­stell­ten Pra­xis der Be­klag­ten.


c) Glei­ches gilt im Grund­satz für das im An­trag zu 2 be­an­stan­de­te Ver­hal­ten der Be­klag­ten. Sei­nem Wort­laut nach sind hier­von jeg­li­che vorüber­ge­hen­den - auch ganz kurz­fris­ti­ge - Über­tra­gun­gen von Tätig­kei­ten er­fasst. De­ren „Zulässig­keit“ be­zwei­feln selbst die kla­gen­den Ge­werk­schaf­ten nicht. Ei­ne Aus­le­gung des An­tra­ges durch das Ge­richt müss­te hier ei­ne zeit­li­che Gren­ze zie­hen. Dies ist an­ge­sichts der Tat­sa­che, dass der Streit­ge­gen­stand von den Kläge­rin­nen be­stimmt wird, nicht möglich. Die ge­bo­te­ne Ein­schränkung lässt sich dem kläge­ri­schen Vor­trag nicht in hin­rei­chend kla­rer Wei­se ent­neh­men. Zwar tra­gen die Par­tei­en zu tatsächli­chen Be­fris­tun­gen zwi­schen zwei und fünf Jah­ren vor. Dass die kla­gen­den Ge­werk­schaf­ten ei­ne gleich­ar­ti­ge Be­fris­tung von bei­spiels­wei­se 18 Mo­na­ten für zulässig hiel­ten, er­gibt sich aus ih­rem Vor­brin­gen je­doch nicht. Im Übri­gen zeigt ihr Vor­trag, auch ei­ne Be­fris­tung von ein­zel­nen Ar­beits­be­din­gun­gen bedürfe ei­nes sie recht­fer­ti­gen­den Sach­grun­des, da es um die Aus­ge­stal­tung ein­zel­ner Ar­beits­verhält­nis­se geht, die kein Rechts­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en be­tref­fen.


d) Ei­ne Um­deu­tung der un­zulässi­gen Anträge (da­zu BGH 29. Sep­tem­ber 1999 - XII ZR 313/98 - zu 1 der Gründe, NJW 2000, 354) in Leis­tungs-, na­ment­lich Un­ter­las­sungs­anträge kommt vor­lie­gend nicht in Be­tracht. Ei­nen Un­ter­las­sungs­an­trag woll­ten die Kläge­rin­nen erklärter­maßen ge­ra­de mit den Fest­stel­lungs­anträgen nicht gel­tend ma­chen. Zu­dem ha­ben sie ge­genüber der Be­klag­ten in die­sem Rechts­streit in den Vor­in­stan­zen von ih­nen als Gel­tend­ma­chung des „Durchführungs­an­spruchs“ be­zeich­ne­te - und vom Lan­des­ar­beits­ge­richt rechts­kräftig ab­ge­wie­se­ne - Leis­tungs­anträge ge­stellt (et­wa auf Ver­ur­tei­lung der Be­klag­ten zur „Ein­grup­pie­rung“). Dies steht der An­nah­me ent­ge­gen, auch die Fest­stel­lungs­anträge be­inhal­te­ten ei­nen Leis­tungs­an­spruch, des­sen mögli­ches Rechts­schutz­ziel je­doch darüber hin­aus nicht er­kenn­bar wäre.


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II. Die Anträge sind auch nicht un­ter Berück­sich­ti­gung der be­son­de­ren Zulässig­keits­vor­aus­set­zun­gen nach § 9 TVG zulässig.


1. Aus der in § 9 TVG vor­aus­ge­setz­ten Möglich­keit von Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, ei­nen Pro­zess zur Fest­stel­lung ei­nes abs­trak­ten Rechts­verhält­nis­ses zu führen, und der Bin­dungs­wir­kung der dar­auf er­ge­hen­den ge­richt­li­chen Ent­schei­dung, er­ge­ben sich be­stimm­te An­for­de­run­gen an die Zulässig­keit ei­nes in ei­nem sol­chen Rechts­streit ge­stell­ten An­tra­ges.


a) Nach § 9 TVG sind rechts­kräfti­ge Ent­schei­dun­gen der Ge­rich­te für Ar­beits­sa­chen, die in Rechts­strei­tig­kei­ten zwi­schen Ta­rif­ver­trags­par­tei­en aus dem Ta­rif­ver­trag oder über das Be­ste­hen oder Nicht­be­ste­hen ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges er­gan­gen sind, in Rechts­strei­tig­kei­ten zwi­schen ta­rif­ge­bun­de­nen Par­tei­en so­wie zwi­schen die­sen und Drit­ten für die Ge­rich­te und Schieds­ge­rich­te bin­dend. Da­mit setzt § 9 TVG die Möglich­keit vor­aus, dass Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ei­nen Rechts­streit über die Fest­stel­lung ei­nes klärungsfähi­gen und klärungs­bedürf­ti­gen abs­trak­ten Rechts­verhält­nis­ses führen (vgl. da­zu näher BAG 4. Ju­li 2007 - 4 AZR 491/06 - Rn. 18, BA­GE 123, 213). Die­se be­son­de­re und in­so­fern von der Zulässig­keits­vor­aus­set­zung ei­nes kon­kre­ten Rechts­verhält­nis­ses nach § 256 Abs. 1 ZPO ab­wei­chen­de Möglich­keit be­gründet kei­ne ei­genständi­ge Kla­ge­art ne­ben den in der Zi­vil­pro­zess­ord­nung vor­ge­se­hen Kla­gen. Sie spe­zi­fi­ziert le­dig­lich die Zulässig­keits­vor­aus­set­zun­gen in ei­nem zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en über Be­stand oder In­halt des von ih­nen ge­schlos­se­nen Ta­rif­ver­tra­ges geführ­ten Pro­zess.


b) § 9 TVG hat vor­ran­gig den Zweck, die nor­ma­ti­ve Wir­kung des Ta­rif­ver­tra­ges mit ei­ner möglichst ein­heit­li­chen Aus­le­gung von Ta­rif­be­stim­mun­gen zu un­terstützen (BAG 4. Ju­li 2007 - 4 AZR 491/06 - Rn. 18, BA­GE 123, 213). Die Vor­schrift ord­net hin­sicht­lich der Wir­kung ei­ner Ent­schei­dung über den Be­stand oder die Aus­le­gung ei­nes Ta­rif­ver­tra­ges de­ren Ver­bind­lich­keit für Rechts­strei­tig­kei­ten zwi­schen ta­rif­ge­bun­de­nen Par­tei­en so­wie zwi­schen die­sen und Drit­ten an. Da­mit ent­fal­tet die Ent­schei­dung in der Sa­che ei­ne im ge­setz­lich be­nann­ten Gel­tungs- und An­wen­dungs­be­reich ver­bind­li­che Wir­kung, die dem Gel­tungs­an­spruch der aus­zu­le­gen­den Norm selbst ent­spricht, un­abhängig da­von, ob man

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dies auf ei­ne sub­jek­ti­ve Rechts­kraf­ter­stre­ckung zurückführt (so et­wa Wie­de­mann/Oet­ker TVG 7. Aufl. § 9 Rn. 10 ff.; Ja­cobs/Krau­se/Oet­ker Ta­rif­ver­trags­recht § 4 Rn. 213; s. auch noch BAG 30. Mai 1984 - 4 AZR 512/81 - BA­GE 46, 61, 64) oder sie un­mit­tel­bar als ma­te­ri­ell-recht­lich nor­ma­ti­ve Wir­kung gleich der­je­ni­gen der Ta­rif­norm selbst an­sieht (so Ga­mill­scheg Kol­lek­ti­ves Ar­beits­recht Bd. I S. 551; Löwisch/Rieb­le TVG 3. Aufl. § 9 Rn. 81 ff.; ähn­lich Kem-pen/Za­chert TVG 4. Aufl. § 9 Rn. 4).


c) Aus die­ser Funk­ti­on der auch als sog. Ver­bands­kla­ge be­zeich­ne­ten Möglich­keit ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge nach Maßga­be der Vor­aus­set­zun­gen des § 9 TVG er­ge­ben sich kon­kre­te An­for­de­run­gen an den ent­spre­chen­den Kla­ge­an­trag.

Für den Fall, dass es in ei­ner Ver­bands­kla­ge um die Aus­le­gung ei­ner Ta­rif­norm geht, sind im An­trag der frag­li­che Ta­rif­ver­trag, die be­tref­fen­de Ta­rif-norm so­wie um­strit­te­ne Ta­rif­be­grif­fe zu be­nen­nen. So­dann ist der von der kla­gen­den Ta­rif­ver­trags­par­tei als zu­tref­fend an­ge­se­he­ne Aus­le­gungs­schritt zu for­mu­lie­ren. Die zwi­schen den Par­tei­en - mit der in § 9 TVG ge­re­gel­ten wei­ter­rei­chen­den Bin­dungs­wir­kung - zu ent­schei­den­de Rechts­fra­ge hat die Ver­bin­dung ei­nes abs­trak­ten Ta­rif­be­griffs mit ei­nem - not­wen­dig we­ni­ger abs­trak­ten - aus­ge­leg­ten Ta­rif­be­griff zum Ge­gen­stand. Auch letz­te­rer muss je­doch abs­trakt sein und darf sich nicht auf ein kon­kre­tes Rechts­verhält­nis be­zie­hen (vgl. zB den Te­nor des Se­nats­ur­teils vom 15. De­zem­ber 2010 - 4 AZR 197/09 - AP TVG § 1 Ta­rif­verträge: Me­tall­in­dus­trie Nr. 215 = EzA TVG § 4 Me­tall­in­dus­trie Nr. 137). Das Ge­richt darf kei­ne Sub­sum­ti­on ei­nes kon­kre­ten Sach­ver­hal­tes un­ter die aus­le­gungs­bedürf­ti­ge Ta­rif­norm vor­neh­men müssen, um den Rechts­streit zu ent­schei­den.

Die er­wei­ter­te Bin­dungs­wir­kung ei­nes sog. Ver­bands­kla­ge­ur­teils nach § 9 TVG ist auf den Te­nor der Ent­schei­dung be­grenzt; die Ur­teils­gründe ent­fal­ten kei­ne Bin­dungs­wir­kung (s. nur Löwisch/Rieb­le § 9 Rn. 104). Dem­gemäß ist die von der kla­gen­den Ta­rif­ver­trags­par­tei gewähl­te For­mu­lie­rung von maßge­ben­der Be­deu­tung für die Be­stim­mung des Streit­ge­gen­stan­des und die Reich­wei­te der strei­ti­gen und zu klären­den Rechts­fra­ge. Ei­ne Aus­le­gung des An­tra-
 


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ges darf nicht da­zu führen, dass über ei­ne an­de­re als die von der kla­gen­den Par­tei ge­stell­te Rechts­fra­ge mit er­wei­ter­ter Bin­dungs­wir­kung ent­schie­den wird.


2. Die­se An­for­de­run­gen erfüllen die Anträge nicht. Das er­gibt sich be­reits aus dem - hier­zu in bei­den Anträgen iden­ti­schen - Wort­laut. Die be­gehr­te Fest­stel­lung zielt nicht auf die im We­ge der Aus­le­gung ge­won­ne­ne Kon­kre­ti­sie­rung ei­nes Ta­rif­be­griffs ab, son­dern hat das kon­kre­te Ver­hal­ten der Be­klag­ten zum Ge­gen­stand. Da­mit geht es nicht um ei­ne abs­trak­te Aus­le­gungs­fra­ge aus dem Ta­rif­ver­trag.


3. Die Anträge können nicht in ei­ner Wei­se aus­ge­legt wer­den, die zu ih­rer Zulässig­keit un­ter dem Ge­sichts­punkt von § 9 TVG führt. So­weit sich die Kläge­rin­nen für die Zulässig­keit ih­rer Anträge aus­drück­lich auf die Be­stim­mung des § 9 TVG be­zie­hen, ver­ken­nen sie, dass sich die­se nach ih­rem Wort­laut nicht mit der Aus­le­gung ei­nes Ta­rif­be­griffs, son­dern mit der An­wen­dung ver­schie­de­ner Ta­rif­be­stim­mun­gen auf ei­nen kon­kre­ten Le­bens­sach­ver­halt be­fas­sen.

a) Die Kläge­rin­nen ha­ben noch in der Re­vi­si­ons­be­gründung aus­drück­lich aus­geführt, dass der An­trag zu 1 das „An­wen­dungs­er­geb­nis“ fest­stel­len sol­le, wo­nach „die Ein­grup­pie­rung der Ar­beit­neh­mer (in) die Ge­halts­grup­pen 14 oder 15 ... un­zulässig sein (soll)“, wenn höher­wer­ti­ge Tätig­kei­ten be­fris­tet über­tra­gen wer­den. Die an­ge­streb­te Fest­stel­lung, dass ei­ne be­stimm­te Maßnah­me „nicht zulässig“ sei, ist kein abs­trak­tes Aus­le­gungs­er­geb­nis ei­ner Ta­rif­ver­trags­norm, son­dern le­dig­lich ei­ne Be­wer­tung ih­rer kon­kre­ten An­wen­dung. Dem­ent­spre­chend hätte ei­ne Sach­ent­schei­dung über die ge­stell­ten Anträge auch ei­ne Sub­sum­ti­on des kon­kre­ten Ver­hal­tens der Be­klag­ten er­for­dert, was bei ei­ner Ver­bands­kla­ge nach § 9 TVG je­doch nicht statt­haft wäre.


b) Der Um­stand, dass dem Rechts­streit der Par­tei­en letzt­lich die Aus­le­gung von Ta­rif­be­grif­fen zu­grun­de liegt, kann nicht zu ei­ner An­trags­um­deu­tung führen, die die Kla­ge nach § 9 TVG zulässig macht.


Die Kläge­rin­nen ver­wei­sen noch in ih­rer Re­vi­si­ons­be­gründung dar­auf, die Ein­grup­pie­rungs- und Vergütungs­pra­xis der Be­klag­ten wi­der­spre­che den „im Streit ste­hen­den ta­rif­ver­trag­li­chen Ein­grup­pie­rungs­vor­schrif­ten des GTV im
 


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Zu­sam­men­hang mit dem MTV“. Dies ver­deut­licht zwar, dass der vor­lie­gen­de Rechts­streit auf ei­ne un­ter­schied­li­che Aus­le­gung meh­re­rer Ta­rif­nor­men zurück­geführt wer­den kann. De­ren Aus­le­gung ist aber nicht zum Streit­ge­gen­stand er­ho­ben wor­den.


Ei­ne Aus­le­gung oder gar Um­deu­tung der ge­stell­ten Anträge in sol­che mit ei­nem zulässi­gen In­halt würde er­for­dern, dass sei­tens des Ge­richts die dem Rechts­streit zu­grun­de lie­gen­den Rechts­fra­gen über die Aus­le­gung der maßge­ben­den Ta­rif­be­stim­mun­gen in ei­nem ers­ten Schritt er­mit­telt wer­den müss­ten, um so­dann - in ei­nem wei­te­ren Schritt - den oder die kon­kre­ten Anträge über die für zu­tref­fend ge­hal­te­ne fallüberg­rei­fen­de abs­trak­te Aus­le­gung zu for­mu­lie­ren. An­ge­sichts der ins­be­son­de­re bei ei­nem Aus­le­gungs­rechts­streit nach § 9 TVG ge­bo­te­nen Bin­dung an die Par­tei­anträge ist dem Ge­richt ein sol­ches Vor­ge­hen ver­wehrt.


III. Der Se­nat ist - auch wenn sich sei­ne Be­gründung auf an­de­re Erwägun­gen stützt als die­je­ni­ge des Lan­des­ar­beits­ge­richts - nicht dar­an ge­hin­dert, nach § 563 Abs. 3 ZPO in der Sa­che selbst zu ent­schei­den. Ei­ne Auf­he­bung des Ur­teils des Lan­des­ar­beits­ge­richts nach § 562 Abs. 1 ZPO und die Zurück­ver­wei­sung der Sa­che nach § 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO zur neu­en Ver­hand­lung und Ent­schei­dung an das Be­ru­fungs­ge­richt ist nur dann ge­bo­ten, wenn die kla­gen­den Par­tei­en nach dem Ver­fah­rens­ver­lauf nicht aus­rei­chend Ge­le­gen­heit und Ver­an­las­sung ge­habt hat­ten, ei­nen An­trag zu stel­len, der den Er­for­der­nis­sen des § 256 Abs. 1 ZPO ent­spricht (vgl. BAG 11. No­vem­ber 2009 - 7 AZR 387/08 - Rn. 16, AP ZPO § 253 Nr. 50 = EzA ZPO 2002 § 253 Nr. 3). Die­se Vor­aus­set­zun­gen sind vor­lie­gend nicht ge­ge­ben. Die Be­klag­te hat sich be­reits in den Tat­sa­chen­in­stan­zen auf die Un­zulässig­keit der Anträge be­ru­fen. Auf­grund die­ses Vor­tra­ges und ei­nes rich­ter­li­chen Hin­wei­ses nach § 139 Abs. 1 ZPO in der Be­ru­fungs­in­stanz hat­ten die kla­gen­den Par­tei­en aus­rei­chend An­lass, ih­re Anträge zu kor­ri­gie­ren (vgl. BAG 24. Ja­nu­ar 2007 - 4 AZR 28/06 - Rn. 37 ff. mwN, NZA-RR 2007, 495).
 


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IV. Die Kläge­rin­nen ha­ben die Kos­ten der Re­vi­sio­nen zu tra­gen, weil sie er­folg­los blei­ben (§ 97 Abs. 1, § 100 Abs. 1 ZPO).


Der Vor­sit­zen­de Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Prof. Be­p­ler ist in den Ru­he­stand ge­tre­ten und da­her an der Un­ter­schrifts­leis­tung ge­hin­dert.


Creutz­feldt 

Tre­ber 

Creutz­feldt

Ste­ding 

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