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LAG Ber­lin-Bran­den­burg, Ur­teil vom 04.04.2012, 23 Sa 2228/11

   
Schlagworte:
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg
Aktenzeichen: 23 Sa 2228/11
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 04.04.2012
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Berlin, Urteil vom 16.08.2012 - 8 Ca 9793/11
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg  

Verkündet

am 04. April 2012



Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
23 Sa 2228/11

8 Ca 9793/11
Ar­beits­ge­richt Ber­lin
 

L.
Ge­richts­beschäftig­te
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

Im Na­men des Vol­kes

Ur­teil

 

In Sa­chen

pp

hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt Ber­lin-Bran­den­burg, 23. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 4. April 2012
durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt P. als Vor­sit­zen­den
so­wie die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin M. und den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter L.

für Recht er­kannt:

I.
Auf die Be­ru­fung der Be­klag­ten wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 16.8.2011 – 8 Ca 9793/11 – teil­wei­se ab­geändert und wie folgt neu ge­fasst:

1. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger rückständi­ge Be­triebs­ren­te für die Zeit vom 1. Ju­li 2008 bis 30. Ju­ni 2011 (36 Mo­na­te) in Höhe von

5.972,76 Eu­ro (fünf­tau­send­neun­hun­dert­zwei­und­sieb­zig 76/100)

zu zah­len nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten ab Rechts­kraft der
Ent­schei­dung.

 

2. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger wei­te­re rückständi­ge Be­triebs­ren­te für die Zeit vom 1. Ju­li 2011 bis 31. Au­gust 2011 (2 Mo­na­te) in Höhe von

333,64 Eu­ro (drei­hun­dert­drei­und­dreißig 64/100)

zu zah­len nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten ab Rechts­kraft der Ent­schei­dung.

3. Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, an den Kläger für Sep­tem­ber 2011 ei­ne ge­genüber dem an­ge­nom­me­nen Zahl­be­trag von 1.505,83 Eu­ro um 166,86 Eu­ro und ab Ok­to­ber 2011 ei­ne ge­genüber dem an­ge­nom­me­nen Zahl­be­trag von 1.502,33

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Eu­ro um 170,36 Eu­ro höhe­re mo­nat­li­che Ren­te von ins­ge­samt 1.672,69 Eu­ro zu zah­len.

4. Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

II.
Die wei­ter­ge­hen­de Be­ru­fung der Be­klag­ten wird zurück­ge­wie­sen.

III.
Die Kos­ten des Rechts­streits hat die Be­klag­te zu tra­gen

IV.
Die Re­vi­si­on ge­gen das Ur­teil durch die Be­klag­te wird zu­ge­las­sen.

 

 

T A T B E S T A N D

 

Die Par­tei­en strei­ten um die An­pas­sung ei­ner Be­triebs­ren­te.

Der Kläger be­zieht von der Be­klag­ten seit dem 1. Ja­nu­ar 1993 ei­ne Be­triebs­ren­te, die zu Be­ginn 1.232,73 Eu­ro pro Mo­nat be­trug und al­le drei Jah­re auf der Grund­la­ge der Ver­brau­cher­preis­ent­wick­lung an­ge­passt wor­den ist. Die An­pas­sung zum 1. Ju­li 2008 um 1,57 % auf 1.452,83 Eu­ro rich­te­te sich erst­mals nach der Net­to­lohn­ent­wick­lung der letz­ten drei Ka­len­der­jah­re. Die fol­gen­de An­pas­sung zum 1. Ju­li 2011 auf 1.505,83 Eu­ro nahm die Be­klag­te wie­der ent­spre­chend der Ver­brau­cher­preis­ent­wick­lung vor. Sie leg­te gemäß Schrei­ben vom 21. Ju­ni 2011 ei­nen pro­gnos­ti­zier­ten An­stieg um 3,6 % zu­grun­de und erklärte, die Erhöhung ge­ge­be­nen­falls rück­wir­kend gemäß dem of­fi­zi­el­len Wert an­zu­pas­sen, so­bald die Zah­len zur Ver­brau­cher­preis­ent­wick­lung vor­lie­gen. Die An­pas­sun­gen greift der Kläger mit der am 27. Ju­ni 2011 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen und der Be­klag­ten am 6. Ju­li 2011 zu­ge­stell­ten Kla­ge an.

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Der Kläger hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, dass schon die An­pas­sung zum 1. Ju­li 2008 un­ver­bind­lich sei. Er hat zu­sam­men mit der Be­rech­nung der Be­klag­ten und ih­rem Zah­len­werk zur Re­al­lohn­o­ber­gren­ze be­strit­ten, dass die Stei­ge­rung der Brut­to­vergütun­gen kei­nen höhe­ren An­stieg als 1,57 % er­war­ten las­se. Zu­dem sei nicht auf die vor­aus­ge­gan­ge­nen ab­ge­schlos­se­nen Ka­len­der­jah­re, son­dern auf die Zeit bis zum An­pas­sungs­zeit­punkt ab­zu­stel­len. Tatsächlich sei nicht die Net­to­lohn­ent­wick­lung der let­zen drei Jah­re, son­dern seit Ren­ten­be­ginn zu berück­sich­ti­gen. Un­ter Zu­grun­de­le­gung ei­nes Ver­brau­cher­preis­an­stiegs vom 1. Ja­nu­ar 1993 bis zum 30. Ju­ni 2008 um ca. 31,3 % sei die Be­triebs­ren­te ab 1. Ju­li 2008 um 165,91 Eu­ro auf 1.618,74 Eu­ro zu erhöhen. Hier­aus er­ge­be sich für die Zeit vom 1. Ju­li 2008 bis zum 30. Ju­ni 2011 ein Rück­stand in Höhe von 5.972,76 Eu­ro. Der zum 30. Ju­ni 2011 ge­schul­de­te Be­trag sei auch der Erhöhung zum 1. Ju­li 2011 um 3,6 % zu­grun­de zu le­gen. Sie führe da­her zu ei­ner um 171,18 Eu­ro erhöhten mo­nat­li­chen Be­triebs­ren­te von 1.677,01 Eu­ro.

Der erklärte Vor­be­halt ei­ner An­pas­sungs­kor­rek­tur sei un­er­heb­lich. Die In­de­xent­wick­lung von Ju­ni 2008 bis Ju­ni 2011 in Höhe von 3,4 % sei seit dem 12.7.2011 be­kannt. Zu­dem sei ihm mit Schrei­ben vom 19.7.2011 ei­ne An­pas­sung gemäß der tatsächli­chen In­dex­stei­ge­rung in die­sem Zeit­raum zu­ge­sagt wor­den. Ihm stünde da­her je­den­falls ei­ne An­pas­sung um die­sen Pro­zent­satz zu, der zu ei­ner Erhöhung der Ren­te um 167,94 Eu­ro auf 1,673. 77 Eu­ro führen würde. Zu­min­dest aber sei ihm ab dem 1.7.2011 we­gen des er­neu­ten Wech­sels des Prüfungs­maßsta­bes un­ter Zu­grun­de­le­gung der Teue­rungs­ra­te ab Ren­ten­be­ginn und der ge­zahl­ten Ren­te von 1.505,83 Eu­ro ei­ne um 166,86 Eu­ro erhöhte Be­triebs­ren­te in Höhe von 1.672,69 Eu­ro zu zah­len. Im Prüfungs­zeit­raum 1.1.1993 bis zum 30.6.2011 sei­en die Ver­brau­cher­prei­se um ca. 35,7 % ge­stie­gen.

Die An­pas­sung zum 1.7.2008 sei recht­zei­tig zum nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag gerügt wor­den. Da § 167 ZPO zur An­wen­dung kom­me, genüge es, dass die Kla­ge vor dem Stich­tag bei Ge­richt ein­ge­gan­gen ist.

Der Kläger hat be­an­tragt,

1. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger rückständi­ge Be­triebs­ren­te für die Zeit vom

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1. Ju­li 2008 bis 30. Ju­ni 2011 (36 Mo­na­te) i.H.v. 5.972,76 Eu­ro zu zah­len, nebst Zin­sen i.H.v. 5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz aus 165,91 Eu­ro seit dem 1. Ju­li 2008 und aus je­weils wei­te­ren 165,91 Eu­ro seit dem je­weils Ers­ten des Fol­ge­mo­nats bis ein­sch­ließlich 1. Ju­ni 2011;
2. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger wei­te­re rückständi­ge Be­triebs­ren­te für die Zeit vom 1. Ju­li 2011 bis 31. Au­gust 2011 (2 Mo­na­te) i.H.v. 342,36 Eu­ro zu zah­len nebst Zin­sen i.H.v.5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz aus 171,18 Eu­ro seit dem 1. Ju­li 2011 und aus je­weils wei­te­ren 171,18 Eu­ro seit dem 1. Au­gust 2011;
3. die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger ab 1. Sep­tem­ber 2011 ei­ne ge­genüber dem von der Be­klag­ten an­ge­nom­me­nen Zahl­be­trag von 1.505,83 Eu­ro um 171,18 Eu­ro höhe­re mo­nat­li­che Be­triebs­ren­te von ins­ge­samt 1.677,01 Eu­ro zu zah­len.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Sie hat ei­nen An­spruch auf ei­ne nachträgli­che An­pas­sung zum 1.Ju­li 2008 be­strit­ten. Der An­spruch auf Kor­rek­tur ei­ner An­pas­sungs­ent­schei­dung würde mit dem nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag erlöschen. Die­se Frist ha­be der Kläger nicht ein­ge­hal­ten. Un­abhängig da­von ent­spre­che die An­pas­sung dem das Ge­bot des Wert­er­halts be­ach­ten­den Teue­rungs­aus­gleich. Gemäß § 16 Be­trAVG ha­be sie ein Wahl­recht, die An­pas­sung ent­we­der nach der In­fla­ti­ons­ra­te oder der Net­to­lohn­ent­wick­lung der je­weils letz­ten drei Jah­re zu tref­fen. Sie ha­be des­we­gen auf die Net­to­lohn­ent­wick­lung al­ler Kon­zern­mit­ar­bei­ter in Deutsch­land mit Aus­nah­me der Mit­ar­bei­ter des ge­ho­be­nen Führungs­krei­ses (Exe­cu­ti­ves) in den letz­ten drei Ka­len­der­jah­ren ab­stel­len dürfen. Die be­gehr­te An­pas­sung zum 1. Ju­li 2011 sei je­den­falls des­we­gen überhöht, weil die Teue­rung ab dem An­pas­sungs­stich­tag 2008 3,36 % be­tra­ge. Ei­ne höhe­re An­pas­sung sei nicht zu­ge­sagt wor­den. Ein An­spruch auf ei­ne nach­ho­len­de An­pas­sung be­ste­he gemäß
§ 16 Abs. 4 Be­trAVG nicht.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Be­klag­te mit Ur­teil vom 16. Au­gust 2011 an­trags­gemäß zur Zah­lung ver­pflich­tet. Es hat aus­geführt, dass nach dem von dem Be­triebs­ren­ten­ge­setz ver­folg­ten Ziel, ein Aus­zeh­rung der Be­triebs­ren­ten zu ver­mei­den, der für die An­pas­sung maßge­ben­de Prüfungs­zeit­raum mit dem Ein­tritt in den Ru­he­stand be­ginnt und un­mit­tel­bar vor dem An­pas­sungs­stich­tag en­det. Er gel­te so­wohl bei Zu­grun­de­le­gung des

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An­stiegs des Ver­brau­cher­preis­in­de­xes als auch der re­al­lohn­be­zo­ge­nen Ober­gren­ze. Bei ei­nem Wech­sel des An­pas­sungs­mo­dus könne kein an­de­rer Prüfungs­zeit­raum her­an­ge­zo­gen wer­den. Dem ste­he § 16 Abs. 4 Satz 1 Be­trAVG nicht ent­ge­gen. Es lie­ge kein Fall ei­ner nach­ho­len­den An­pas­sung vor. Die An­pas­sung sei we­der vollständig noch teil­wei­se un­ter­blie­ben. Die An­pas­sungs­ent­schei­dung zum 1. Ju­li 2008 sei da­her un­wirk­sam, so dass der Kläger ei­ne An­pas­sung nach Maßga­be des Ver­brau­cher­preis­in­de­xes und sei­nem zu­tref­fen­den Re­chen­werk ver­lan­gen könne. Die An­pas­sungs­for­de­rung sei gemäß § 167 ZPO mit der am 27. Ju­ni 2008 ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge recht­zei­tig zum Stich­tag der An­pas­sungs­ent­schei­dung vom 1. Ju­li 2008 gel­tend ge­macht wor­den. Die­se Vor­schrift kom­me auch für ma­te­ri­ell-recht­li­che Fris­ten zur An­wen­dung, die so­wohl ge­richt­lich als auch außer­ge­richt­lich gel­tend ge­macht wer­den können. Die An­pas­sung ab dem 1. Ju­li 2011 um 3,6 % auf 1.677,01 Eu­ro sei eben­falls be­gründet. Die Be­klag­te ha­be die Höhe in ih­rer An­pas­sungs­mit­tei­lung selbst ge­nannt. Sie sei we­der der Dar­le­gung des Klägers zur Höhe der For­de­rung mit hin­rei­chen­der Sub­stanz ent­ge­gen­ge­tre­ten noch ha­be sie ih­re da­ma­li­ge Pro­gno­se durch ei­ne kon­kre­te Be­rech­nung er­setzt.

Die Be­klag­te hat ge­gen das ihr am 28. Ok­to­ber 2011 zu­ge­stell­te Ur­teil am 7. No­vem­ber 2011 Be­ru­fung ein­ge­legt und sie am 21.De­zem­ber 2011 be­gründet. Nach zwi­schen­zeit­li­cher Veröffent­li­chung des Ver­brau­cher­preis­in­de­xes für Ju­ni 2011 hat sie ih­re An­pas­sung zum 1. Ju­li 2001 ent­spre­chend der Teue­rungs­ra­te für die Zeit vom 1. Ju­li 2008 bis zum 30. Ju­ni 2011 in Höhe von 3,36 % nach un­ten kor­ri­giert. Der Kläger hat mit Schrift­satz vom 1. Fe­bru­ar 2012 die Kla­ge in­so­weit zurück­ge­nom­men, als mit ihr Zin­sen vor Ein­tritt der Rechts­kraft ver­langt wor­den sind.

Die Be­klag­te ist der Auf­fas­sung, ih­re An­pas­sung zum 1. Ju­li 2011 gemäß der Ankündi­gung im Schrei­ben vom 21. Ju­ni 2011 be­rich­ti­gen zu können. Sie bleibt da­bei, dass ein An­spruch auf Kor­rek­tur der An­pas­sung zum 1. Ju­li 2008 we­gen Ver­fris­tung un­ter­ge­gan­gen sei. § 167 ZPO kom­me auf­grund der Be­frie­dungs­funk­ti­on der sich aus § 16 Be­trAVG er­ge­ben­den Rüge­frist nicht zur An­wen­dung. Er gel­te oh­ne­hin nicht für Aus­schluss­fris­ten und Wil­lens­erklärun­gen, die, wie die An­pas­sungsrüge, nicht von Amts we­gen zu­ge­stellt wer­den können. Die Be­klag­te bleibt auch da­bei, dass der Prüfungs­zeit­raum sich nicht auf die Zeit seit Ren­ten­be­ginn er­streckt. Nach Wort­laut und Sys­te­ma­tik des § 16 Abs. 1 und 2 Be­trVG sei un­ter ihm der Zeit­raum von drei Jah­ren zu ver­ste­hen. Bei ei­nem Prüfungs­zeit­raum seit Ren­ten­be­ginn wäre es prak­tisch unmöglich,

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sich auf ei­ne re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze zu be­ru­fen. Für ih­re An­sicht spre­che auch § 16 Abs. 4 Be­trAVG, dem gemäß un­ter­blie­be­ne An­pas­sun­gen nicht nach­zu­ho­len sei­en. Der ab­wei­chen­den Auf­fas­sung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ste­he ent­ge­gen, dass gemäß dem 1999 neu ein­geführ­ten § 16 Abs. 3 Num­mer 1 Be­trAVG ei­ne Ver­pflich­tung zur An­pas­sung im dreijähri­gen Rhyth­mus ent­fal­le, wenn der Ar­beit­ge­ber sich zu ei­ner jähr­li­chen Erhöhung der lau­fen­den Leis­tun­gen um we­nigs­tens 1 % ver­pflich­tet. Zu­dem neh­me die Recht­spre­chung ihr den nach § 16 Abs. 1 Be­trVG ge­ge­be­nen Er­mes­sens­spiel­raum und führe un­ter Ver­s­toß ge­gen Art. 12 GG zu ei­ner ge­setz­lich so nicht an­ge­ord­ne­ten Be­schränkung ih­rer wirt­schaft­li­chen Betäti­gungs­frei­heit. Sie brin­ge ihr Be­las­tun­gen, die nicht ge­bo­ten sind, um ei­ner Aus­zeh­rung der Be­triebs­ren­te zu be­geg­nen. Da­mit lie­ge ei­ne Fehl­ent­wick­lung ih­rer grund­rechts­re­le­van­ten Po­si­tio­nen vor, die eben­falls ei­nen Ver­fas­sungs­ver­s­toß dar­stel­le. Je­den­falls lie­ge ei­ne Ver­let­zung des Grund­rechts der all­ge­mei­nen Hand­lungs­frei­heit aus Art. 2 Abs. 1 GG und ein Ein­griff in den nach Art. 14 Abs. 1 GG geschütz­ten ein­ge­rich­te­ten und aus­geübten Ge­wer­be­be­trieb vor, für den ei­ne ge­setz­li­che Grund­la­ge feh­le. Es sei auch nicht die Re­al­lohn­ent­wick­lung bis zum An­pas­sungs­stich­tag maßge­bend. Viel­mehr könn­ten al­le in ei­nem Ka­len­der­jahr an­fal­len­den An­pas­sun­gen auf ei­nen Stich­tag gebündelt und auf die Jah­res­bezüge ei­nes Ka­len­der­jah­res ab­ge­stellt wer­den. So­weit die re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze in der Ver­gan­gen­heit be­rech­tigt zur An­wen­dung ge­kom­men sei, könne zum 1. Ju­li 2011 auch kei­ne nach­ho­len­de An­pas­sung ver­langt wer­den.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ber­lin vom 16. Au­gust 2011 - 8 Ca 9793/11 - ab­zuändern und die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­ru­fung nach Maßga­be der teil­wei­sen Kla­gerück­nah­me vom 1.2.2012 zurück­zu­wei­sen.

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Er hält an sei­ner Auf­fas­sung zur recht­zei­ti­gen Rüge der An­pas­sung zum 1. Ju­li 2008 fest. In der Sa­che selbst ver­tei­digt er die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung, die der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts fol­ge. Der vor­lie­gen­de Fall ge­be kei­nen Grund, von ihr ab­zu­wei­chen. An­ge­sichts der Tat­sa­che, dass die ak­ti­ven Ar­beit­neh­mer in dem Zeit­raum vom Ren­ten­be­ginn bis zum an­ge­grif­fe­nen An­pas­sungs­zeit­punkt ein Ent­gelt er­hal­ten hätten, das weit über der je­wei­li­gen Teue­rungs­ra­te ge­le­gen ha­be, führe die An­pas­sungs­ent­schei­dung der Be­klag­ten auf Dau­er zu ei­ner Aus­zeh­rung der Be­triebs­ren­te. Sie las­se sich auch bei ei­nem Wech­sel des Prüfungs­maßsta­bes nur ver­mei­den, wenn die Ent­wick­lung der Ren­te ab Ren­ten­be­ginn berück­sich­tigt wer­de. Die ge­gen­tei­li­ge Auf­fas­sung der Be­klag­ten wer­de durch § 16 Be­trAVG nicht gestützt. Es sei auch nicht nach­voll­zieh­bar, dass an­dern­falls ein Be­ru­fen auf die re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze prak­tisch unmöglich wäre. Die be­haup­te­ten Ver­fas­sungs­verstöße lägen nicht vor.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf den Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

 

 

 


E N T S C H E I D U N G S G R Ü N D E

 

Die zulässi­ge Be­ru­fung ist im We­sent­li­chen oh­ne Er­folg. Die Kla­ge ist zulässig und in dem te­n­o­rier­ten Um­fang be­gründet.

1. Der Kläger hat gem. § 16 Be­trAVG ei­ne An­spruch auf Nach­zah­lung für die Zeit vom Ju­li 2008 bis 20. Ju­ni 2011 in der ge­for­der­ten Höhe von 5.972,76 Eu­ro. Die von dem Kläger gerügte An­pas­sungs­ent­schei­dung der Be­klag­ten zum 1. Ju­li 2008 ent­spricht nicht bil­li­gem Er­mes­sen, so dass die An­pas­sung nach § 16 Abs. 2 Num­mer 1 Be­trAVG nach dem Ver­brau­cher­preis­in­dex vor­zu­neh­men war.

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1.1 Der Kläger hat die Feh­ler­haf­tig­keit der An­pas­sungs­ent­schei­dung recht­zei­tig gerügt.

1.1.1 Die Rüge ei­ner An­pas­sungs­ent­schei­dung und die da­bei ein­zu­hal­ten­de Frist sind in dem Ge­setz nicht aus­drück­lich ge­re­gelt. Sie er­ge­ben sich viel­mehr aus dem Ge­samt­zu­sam­men­hang der ge­setz­li­chen An­pas­sungs­re­ge­lun­gen und sind Teil ei­nes gemäß § 16 Be­trAVG ge­schaf­fe­nen, in­ter­es­sen­ge­rech­ten Ge­samt­gefüges, mit dem ei­ner­seits ei­ne Ent­wer­tung der Be­triebs­ren­te durch Kauf­kraft­ver­lust möglichst ver­hin­dert und an­de­rer­seits die Ge­samt­be­las­tung aus be­reits be­ste­hen­den Ver­sor­gungs­leis­tun­gen be­re­chen­bar ge­hal­ten wer­den sol­len. Dem dient die al­le drei Jah­re vor­zu­neh­men­de An­pas­sungs­prüfung und -ent­schei­dung. Erst die in der An­pas­sungs­ent­schei­dung ent­hal­te­ne Leis­tungs­be­stim­mung löst Ansprüche auf ei­ne höhe­re Be­triebs­ren­te aus. Mit dem nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag ent­steht ein neu­er An­spruch auf ei­ne An­pas­sungs­ent­schei­dung. Für sie be­darf der Ar­beit­ge­ber Pla­nungs- und Rechts­si­cher­heit. Da­mit sei­ne Ver­sor­gungs­las­ten nicht rück­wir­kend erhöht wer­den und sich sei­ne wirt­schaft­li­che La­ge nicht rück­wir­kend ver­schlech­tert, muss der Ver­sor­gungs­empfänger die An­pas­sungs­ent­schei­dung grundsätz­lich bis zum nächs­ten Stich­tag rügen. Ge­schieht dies nicht, er­lischt der An­spruch auf Kor­rek­tur ei­ner frühe­ren Ent­schei­dung (vgl. BAG Ur­teil vom 10.2.2009 - 3 AZR 627/07 - in AP Nr. 69 zu § 16 Be­trAVG; Ur­teil vom 21.8.2007 - 3 AZR 330/06 - in NZA-RR 2008, 198). Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten wird nicht ein Ter­min ge­setzt, zu dem die Rüge zu er­he­ben ist. Für sie steht dem Ver­sor­gungs­empfänger viel­mehr der Zeit­raum ab der zu be­an­stan­den­den An­pas­sungs­ent­schei­dung bis zum Tag vor dem nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag zur Verfügung. Es han­delt sich al­so um ei­ne Frist. Die Recht­spre­chung sieht nichts an­de­res vor (vgl. BAG Ur­teil vom 10.2.2009 - 3 AZR 627/07 - a.a.O.).

1.1.2 Der Kläger hat die An­pas­sungs­ent­schei­dung vom 1. Ju­li 2008 mit der vor­lie­gen­den Kla­ge recht­zei­tig gerügt, so dass sein An­spruch auf ih­re Kor­rek­tur nicht er­lo­schen ist. Dem steht nicht ent­ge­gen, dass die Kla­ge der Be­klag­ten erst am 6. Ju­li 20011 und da­mit nach dem An­pas­sungs­stich­tag vom 1. Ju­li 2001 zu­ge­gan­gen ist. Gemäß § 167 ZPO reicht es für die Frist­wah­rung aus, dass die Kla­ge vor dem An­pas­sungs­stich­tag bei Ge­richt ein­ge­gan­gen ist. § 167 ZPO kommt auf die An­pas­sungsrüge zur An­wen­dung.

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1.1.2.1 Die Be­stim­mung des § 167 ZPO fin­det grundsätz­lich auch in den Fällen An­wen­dung, in de­nen durch die Zu­stel­lung ei­ne Frist ge­wahrt wer­den soll, die auch durch außer­ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ge­wahrt wer­den kann (vgl. BGH Ur­teil vom 17.7.2008 - I ZR 109/05 - in NJW 2009, 765). Gemäß § 132 Abs. 1 Satz 2 BGB, §§ 191,192 Abs. 2 Satz 1. 167 ZPO kann für je­de Frist, die nicht durch ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung ge­wahrt wer­den muss, ei­ne Rück­wir­kung der Zu­stel­lung auf den Zeit­punkt der Überg­a­be der zu­zu­stel­len­den Erklärung an den Ge­richts­voll­zie­her er­reicht wer­den, wenn die Zu­stel­lung demnächst er­folgt. Der Wort­laut des § 167 ZPO lässt nicht er­ken­nen, dass die Rück­wir­kung auf sol­che Fris­ten be­schränkt sein soll, die aus­sch­ließlich durch ge­richt­li­che Gel­tend­ma­chung zu wah­ren sind. Rechts­si­cher­heit und das Ver­trau­en in den Wort­laut der Norm ge­bie­ten da­her, durch die Gel­tend­ma­chung ei­nes An­spruchs mit­tels Kla­ge je­de Frist rück­wir­kend wah­ren zu las­sen, so­fern dem nicht Sinn und Zweck der Re­ge­lung bei ein­zel­nen Fris­ten ent­ge­gen­ste­hen (vgl. BGH Ur­teil vom 17.7.2008 - I ZR 109/05 - a.a.O.).

1.1.2.2 Für die An­pas­sungsrüge gibt es kein be­son­de­res For­mer­for­der­nis. Es wird le­dig­lich ge­for­dert, dass der Ver­sor­gungs­empfänger, wenn er ei­ne aus­drück­li­che An­pas­sungs­ent­schei­dung des Ar­beit­ge­bers nach § 16 Be­trAVG für un­rich­tig hält, dies ihm ge­genüber grundsätz­lich vor dem nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag we­nigs­tens außer­ge­richt­lich gel­tend macht. Das kann außer­ge­richt­lich, form­los und oh­ne nähe­re Be­gründung er­fol­gen (vgl. BAG Ur­teil vom 10.2.2009 – 3 AZR 627/07 - a.a.O.).

1.1.2.3 Sinn und Zweck der An­pas­sungsrüge ste­hen der Rück­wir­kung gemäß § 167 ZPO nicht ent­ge­gen. Die aus dem ge­setz­li­chen Ge­samt­zu­sam­men­hang her­ge­lei­te­te Rüge ist „grundsätz­lich“ vor dem nächs­ten An­pas­sungs­stich­tag ge­genüber dem Ar­beit­ge­ber gel­tend zu ma­chen. Mit der Ein­schränkung „grundsätz­lich“ wird die Möglich­keit an­er­kannt, dass in Aus­nah­mefällen auch ein Zu­gang nach dem An­pas­sungs­stich­tag durch­aus frist­wah­rend sein kann und nicht im Wi­der­spruch zu dem in­ter­es­sen­ge­rech­ten Ge­samt­gefüge der An­pas­sungs­re­ge­lung ste­hen muss. Die Rück­wir­kung nach § 167 ZPO tritt nicht in je­dem Fall ein, son­dern nur dann, wenn die Zu­stel­lung „demnächst“ er­folgt. Der Be­griff ist oh­ne ei­ne ab­so­lu­te zeit­li­che Gren­ze und im We­ge ei­ner wer­ten­den Be­trach­tung aus­zu­le­gen. Der Zu­stel­lungs­be­trei­ber muss al­les ihm zu­mut­ba­re für ei­ne als­bal­di­ge Zu­stel­lung ge­tan ha­ben. Verzöge­run­gen im ge­richt­li­chen Geschäfts­be­trieb sol­len nicht zu sei­nen Las­ten ge­hen. An­de­rer­seits muss die Rück­wir­kung dem Empfänger auch zu­mut­bar sein (vgl. BGH Ur­teil vom 11.2.2011 - V

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ZR 136/10 - in ju­ris). An­ge­sichts der im kon­kre­ten Ein­zel­fall vor­zu­neh­men­den wer­ten­den Be­trach­tung, die auch die In­ter­es­sen des Zu­stel­lungs­empfängers zu berück­sich­ti­gen hat, ist die An­wen­dung des § 167 ZPO durch­aus mit Sinn und Zweck der An­pas­sungsrüge ver­ein­bar.

1.1.2.4 Im vor­lie­gen­den Fall ist die vollständig und feh­ler­frei adres­sier­te Kla­ge­schrift am 27. Ju­ni 2011 als Te­le­ko­pie und am 28. Ju­ni 2011 im Ori­gi­nal bei dem zuständi­gen Ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­gen. Nach der Ter­mi­nie­rung vom 29. Ju­ni 2011 ist sie durch das Ge­richt am Don­ners­tag, dem 30. Ju­ni 2011, an die Be­klag­te ab­ge­sandt wor­den. Da­mit hat der Kläger al­les Zu­mut­ba­re für ih­re als­bal­di­ge Zu­stel­lung ge­tan. Der Zu­gang bei der Be­klag­ten liegt mit sechs Ta­ge nur ge­ringfügig nach Frist­ab­lauf. Ei­ne ernst­haf­te Be­ein­träch­ti­gung ih­rer Pla­nungs- und Rechts­si­cher­heit kann da­durch nicht ein­ge­tre­ten sein, zu­mal die von der Be­klag­ten auch an­de­ren Rügen ih­rer An­pas­sungs­ent­schei­dung zum 1. Ju­li 2008 aus­ge­setzt war. Durch die vom Kläger gewähl­te Form der Gel­tend­ma­chung konn­te sie viel­mehr mit größerer Si­cher­heit als bei ei­ner außer­ge­richt­li­chen Gel­tend­ma­chung zum 30. Ju­ni 2011 da­von aus­ge­hen, dass es zu ei­ner ge­richt­li­chen Über­prüfung ih­rer vor­aus­ge­gan­ge­nen An­pas­sungs­ent­schei­dung kom­men wird.

1.2 Die An­pas­sungs­ent­schei­dung der Be­klag­ten zum 1.7.2008 hat die gem. § 16 Abs. 1 Be­trAVG ein­zu­be­zie­hen­den Be­lan­ge des Klägers als Ver­sor­gungs­empfänger nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt. Sie ent­spricht nicht bil­li­gem Er­mes­sen, weil bei der Be­rech­nung des Ren­ten­an­pas­sungs­be­darfs der Prüfungs­zeit­raum vom Ren­ten­be­ginn an zu­grun­de zu­le­gen war. Er en­det un­mit­tel­bar vor dem je­wei­li­gen An­pas­sungs­stich­tag. Die­se Be­mes­sung des Prüfungs­zeit­raums ent­spricht der Re­ge­lung des § 16 Be­trVG und steht in Übe­rein­stim­mung mit der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (vgl. BAG Ur­teil vom 10.2.2009 - 3 AZR 610/07 - in AP Nr. 70 zu § 16 Be­trAVG; 25.4.2006 - 3 AZR 184/05 - in ju­ris; 30.8.2005 - 3 AZR 395/04 - in AP Nr. 56 zu § 16 Be­trAVG; 21.8.2001 - 3 AZR 589/00 - in AP Nr. 47 zu § 16 Be­trAVG; 28.4.1992 - 3 AZR 142/91 - in AP Nr. 24 zu § 16 Be­trAVG). Das Be­ru­fungs­ge­richt schließt sich die­ser Rechts­auf­fas­sung an. Die An­grif­fe der Be­klag­ten ge­ben kei­nen Grund für ei­ne ab­wei­chen­de Be­ur­tei­lung.

1.2.1 Für die Be­rech­nung des An­pas­sungs­be­darfs und die Er­mitt­lung der re­al­lohn­be­zo­ge­nen Ober­gren­ze gilt ein ein­heit­li­cher Prüfungs­zeit­raum. Ent­ge­gen der Auf­fas­sung der Be­klag­ten er­gibt sich aus dem Re­ge­lungs­zu­sam­men­hang von § 16 Abs.

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1 und 2 Be­trAVG kei­nes­wegs, dass er drei Jah­re beträgt. § 16 Abs. 1 Be­trAVG be­stimmt sei­nem Wort­laut nach le­dig­lich den Ter­min der je­wei­li­gen An­pas­sungs­prüfung. Wel­cher Zeit­raum ihr zu­grun­de zu le­gen ist, wird nicht aus­drück­lich ge­re­gelt. Er er­gibt sich aus Sinn und Zweck des § 16 Be­trAVG. Sie sind dar­auf aus­ge­rich­tet, den Kauf­kraft­ver­lust aus­zu­glei­chen, da­mit die je­weils zu zah­len­de Ren­te der ver­spro­che­nen Ren­te zum Ren­ten­be­ginn wertmäßig ent­spricht. Das lässt sich aber nur fest­stel­len, wenn der Prüfungs­zeit­raum auf die Zeit ab dem Ren­ten­be­ginn bis zum An­pas­sungs­stich­tag er­streckt wird. Würde man ihn auf die Zeit seit dem letz­ten Prüfungs­ter­min be­schränken, würde das De­fi­zit ei­ner frühe­ren Tei­l­an­pas­sung für die ge­sam­te Ren­ten­be­zugs­zeit fort­ge­schrie­ben (vgl. BAG Ur­teil vom 28.4.1992 - 3 AZR 142/91 - a.a.O.).

1.2.2 § 16 Abs. 4 Be­trAVG gibt kei­ne Grund, den Prüfungs­zeit­raum auf den Tur­nus von drei Jah­ren ab­zukürzen. Nach die­ser Be­stim­mung ist ei­ne An­pas­sung nicht zu ei­nem späte­ren Zeit­punkt nach­zu­ho­len, wenn sie zu Recht un­ter­blie­ben ist. Dar­um geht es im vor­lie­gen­den Fall nicht. Die An­pas­sung ist nicht teil­wei­se we­gen schlech­ter wirt­schaft­li­cher La­ge des Un­ter­neh­mens un­ter­blei­ben. Viel­mehr stellt die Be­klag­te auf die re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze ab. Kommt sie zum Zu­ge, be­schränkt sich der aus­zu­glei­chen­de An­pas­sungs­be­darf auf die Net­to­lohn­stei­ge­rung. Für sie bleibt der Prüfungs­zeit­raum ab Ren­ten­be­ginn maßge­bend (vgl. BAG Ur­teil vom 30.8.2005 - 3 AZR 395/04 - a.a.O.; 25.4.2006 - 3 AZR 184/05 - a.a.O. LAG Hamm Ur­teil vom 23.8.2011 - 9 Sa 833/11 - in ju­ris).

1.2.3 Nach § 16 Abs. 3 Num­mer 1 Be­trAVG entfällt die Ver­pflich­tung zur An­pas­sung nach § 16 Abs. 1 Be­trAVG, wenn der Ar­beit­ge­ber sich ver­pflich­tet, die lau­fen­den Leis­tun­gen jähr­lich um we­nigs­tens eins vom Hun­dert an­zu­pas­sen. Da­mit wird ihm die Möglich­keit eröff­net, sich von der An­pas­sungs­prüfungs­pflicht nach § 16 Abs. 1 zu be­frei­en und statt­des­sen nach Ren­ten­be­ginn ei­ne von sei­ner wirt­schaft­li­chen La­ge un­abhängi­ge jähr­li­che Min­destan­pas­sung vor­zu­neh­men. Die­se Möglich­keit hat die Be­klag­te nicht gewählt. Sie gibt kei­nen Grund, den Prüfungs­zeit­rau­mes ei­ner nach § 16 Abs. 1 Be­trAVG vor­zu­neh­men­den An­pas­sungs­prüfung auf drei Jah­re zu be­schränken (vgl. LAG München Ur­teil vom 10.5.2011 - 6 Sa 107/11 - in ju­ris; LAG Rhein­land Pfalz, Ur­teil vom 6.5.2011 - 6 Sa 8/11 - in ju­ris). Es han­delt sich um ei­ne an­de­re Lösung, den Wert der Ver­sor­gungs­leis­tung im Grund­satz zu er­hal­ten. Sie stellt auf kei­ne Prüfungs­zeiträume ab. Viel­mehr führt sie zu ei­ner kon­ti­nu­ier­li­chen Ren­ten­stei­ge­rung ab Be­ginn der Be­triebs­ren­ten­zah­lung. Der Be­ginn der Be­triebs­ren­ten­zah­lung bleibt

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Aus­gangs­punkt für den Wert­er­halt. Es mag sein, dass die Teue­rungs­ra­te in den letz­ten Jah­ren über ei­ner An­pas­sung um 1 % lag. Der in § 16 Abs. 3 Num­mer 1 Be­trAVG an­ge­ge­be­ne An­pas­sungs­satz ist aber un­abhängig von der je­wei­li­gen Teue­rungs­ra­te fest­ge­schrie­ben, so dass sich aus ih­rer tatsächli­chen Ent­wick­lung kei­ne Rück­schlüsse auf den Wil­len des Ge­setz­ge­bers zur Be­mes­sung des Prüfungs­zeit­rau­mes er­ge­ben. Die von der Be­klag­ten vor­ge­brach­ten Über­le­gun­gen zur de­mo­gra­fi­schen Ent­wick­lung ge­hen darüber hin­weg, dass sich die An­pas­sung nach dem in § 16 Abs. 2 Be­trAVG zum Aus­druck ge­kom­me­nen Wil­len des Ge­setz­ge­bers durch­aus an dem An­stieg des Ver­bau­scher­preis­in­de­xes zu ori­en­tie­ren hat. Hat der Ar­beit­ge­ber die An­pas­sungsmöglich­keit nach § 16 Abs. 3 Num­mer 1 Be­trAVG nicht gewählt und lie­gen - wie im ge­ge­be­nen Fall - auch die an­de­ren Aus­nah­me­tat­bestände des § 16 Abs. 3 Be­trAVG nicht vor, bleibt es bei der An­pas­sung nach § 16 Abs. 1 und 2 Be­trAVG, der im In­ter­es­se des Wert­er­halts der Prüfungs­zeit­raum ab Ren­ten­be­ginn zu­grun­de zu le­gen ist.

1.2.4 Die Auf­fas­sung der Be­klag­ten, bei die­ser Be­mes­sung des Prüfungs­zeit­raums sei es prak­tisch unmöglich, sich auf ei­ne re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze zu be­ru­fen, ist nicht nach­voll­zieh­bar. Die Be­klag­te war durch­aus in der La­ge, die dafür er­for­der­li­chen Da­ten für den von ihr gewähl­ten kürze­ren Prüfungs­zeit­raum zu er­mit­teln. Gründe, wes­we­gen das ab Ren­ten­be­ginn nicht möglich sein soll­te, sind nicht zu er­ken­nen.

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1.2.5 Die von der Be­klag­ten be­haup­te­ten Ver­fas­sungs­verstöße lie­gen nicht vor (vgl. LAG Hamm Ur­teil vom 23.8.2011 - 9 Sa 833/11 - in ju­ris; LAG Rhein­land Pfalz Ur­teil vom 6.5.2011 - 6 Sa 8/11 - a.a.O.; LAG München Ur­teil vom 10.5.2011 - 6 Sa 107/11 - a.a.O.). Die Be­rufs­ausübungs­frei­heit des Un­ter­neh­mers nach Art 12 Abs. 1 GG kann durch Ge­setz ein­ge­schränkt wer­den (Art 12 Abs. 1 Satz 2 GG). § 16 Be­trAVG stellt ein ein­schränken­des Ge­setz dar. Sei­ne Aus­le­gung, den Prüfungs­zeit­raum auf die Zeit ab dem Ren­ten­be­ginn zu er­stre­cken, ent­spricht dem Re­ge­lungs­zweck, den Wert der Be­triebs­ren­te zu er­hal­ten. Das stellt kei­nen un­verhält­nismäßigen Ein­griff in die Be­rufs­ausübungs­frei­heit des Ar­beit­ge­bers dar. Es berück­sich­tigt nicht nur die durch Art 14 GG geschütz­ten Be­lan­ge des Ar­beit­neh­mers. Den Be­lan­gen des Ar­beit­ge­bers wird mit der An­pas­sungs­be­gren­zung durch die re­al­lohn­be­zo­ge­ne Ober­gren­ze an­ge­mes­sen Rech­nung ge­tra­gen. Dass ihr ein Prüfungs­zeit­raum ab Ren­ten­be­ginn zu­grun­de zu le­gen ist, dient da­zu, die Fort­schrei­bung von De­fi­zi­ten ei­ner frühe­ren Tei­l­an­pas­sung für die ge­sam­te Ren­ten­be­zugs­zeit zu ver­mei­den. Zu­dem bleibt es dem Ar­beit­ge­ber un­be­nomm­ne, bei ei­ner An­pas­sung wirt­schaft­li­che Be­lan­ge gem. § 16 Abs. 4 Be­trAVG gel­tend zu ma­chen. Er wird al­so nicht ein­sei­tig be­las­tet, son­dern sei­ne ein­sei­ti­ge Begüns­ti­gung ver­mie­den. Aus den glei­chen Erwägun­gen können we­der Art 2 Abs. 1 GG (all­ge­mei­ne Hand­lungs­frei­heit) noch Art 14 GG (Ei­gen­tums­ga­ran­tie) ver­letzt sein.

1.3 Da die An­pas­sungs­ent­schei­dung der Be­klag­ten nicht bil­li­gem Er­mes­sen ent­sprich, war die An­pas­sung nach § 16 Abs. 2 Num­mer 1 Be­trAVG nach dem Ver­brau­cher­preis­in­dex vor­zu­neh­men. Die ent­spre­chen­de, zu ei­ner Mo­nats­ren­te von 1.618,74 Eu­ro und ei­ner für die Zeit vom 1. Ju­li 2008 bis zum 30. uni 2011 auf­ge­lau­fe­nen Dif­fe­renz von 5. 972,76 Eu­ro führen­de Be­rech­nung des Klägers läst kei­ne Feh­ler er­ken­nen.

2. Für die Zeit ab dem 1. Ju­li 2011 steht dem Kläger ei­ne Be­triebs­ren­te in Höhe von 1.672,69 Eu­ro zu. Die von ihm recht­zei­tig gerügte An­pas­sungs­ent­schei­dung ent­spricht eben­falls nicht bil­li­gem Er­mes­sen, so dass ei­ne An­pas­sung durch das Ge­richt vor­zu­neh­men war.

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2.1 Die Be­klag­te hat der An­pas­sungs­ent­schei­dung wie­der­um ent­ge­gen den Ausführun­gen zu Zif­fer 1.2 nur ei­nen Prüfungs­zeit­raum von drei Ka­len­der­jah­ren zu­grund ge­legt. Un­ter Berück­sich­ti­gung der Preis­stei­ge­rung sei dem Ren­ten­be­ginn er­gibt sich nach der Be­rech­nung bei­der Par­tei­en ei­ne An­pas­sung auf 1.672,69 Eu­ro pro Mo­nat. Für die Mo­na­te Ju­li bis Au­gust sind dem­nach 333,64 Eu­ro nach­zu­zah­len.

2.2 Der Kläger kann we­gen der Schrei­ben vom 21. Ju­ni 2011 und 19. Ju­li 2011 kei­ne höhe­re Ren­te ver­lan­gen. In bei­den Schrei­ben hat die Be­klag­te zum Aus­druck ge­bracht das sie die An­pas­sung zum 1. Ju­li 2011 auf der Grund­la­ge der tatsächli­chen Ent­wick­lung der Ver­brau­cher­prei­se vor­neh­men will. Da­bei ist sie stets da­von aus­ge­gan­gen, dass der ih­ren An­pas­sun­gen zu­grun­de ge­leg­te Prüfungs­zeit­raum zu­tref­fend ist. Da der Kläger ge­ra­de dies be­an­stan­det und die Berück­sich­ti­gung des Prüfungs­zeit­rau­mes ab Ren­ten­be­ginn ge­for­dert und für die An­pas­sung zum 1. Ju­li 2008 auch durch­ge­setzt hat, kann für die An­pas­sung auch nur der An­stieg der Ver­brau­cher­prei­se ab Ren­ten­be­ginn zu­grun­de ge­legt wer­den. Die Be­klag­te hat mit auch mit dem Schrei­ben vom 21.6.2011 kei­ne bin­den­de Zu­sa­ge ei­ner Erhöhung um 3,6 % ab­ge­ge­ben. sie hat sich ei­ne Kor­rek­tur aus­drück­lich vor­be­hal­ten.

3. Die nur noch ab Rechts­kraft der Ent­schei­dung ge­for­der­te Ver­zin­sung ist nach §§ 291, 288 Abs. 1 Satz 2 BGB be­gründet.

4. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § § 97, 92 Abs. 2 ZPO. Der Kläger ist mit sei­ner Kla­ge nur ge­ringfügig un­ter­le­gen und hat kei­ne höhe­ren Pro­zess­kos­ten ver­an­lasst. Die Re­vi­si­on ist im Hin­blick auf die An­wend­bar­keit des § 167 ZPO we­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung des Recht­streits zu­ge­las­sen wor­den.

 

 

 

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Rechts­mit­tel­be­leh­rung


Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der Be­klag­ten bei dem

Bun­des­ar­beits­ge­richt,
Hu­go-Preuß-Platz 1, 99084 Er­furt
(Post­adres­se: 99113 Er­furt),

Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­den. Die Re­vi­si­on muss in­ner­halb

ei­ner Not­frist von ei­nem Mo­nat

schrift­lich beim Bun­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt wer­den.

Sie ist gleich­zei­tig oder in­ner­halb

ei­ner Frist von zwei Mo­na­ten

schrift­lich zu be­gründen.

Bei­de Fris­ten be­gin­nen mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­setz­ten Ur­teils, spätes­tens aber mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach der Verkündung.

Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.
Die Re­vi­si­ons­schrift muss die Be­zeich­nung des Ur­teils, ge­gen das die Re­vi­si­on ge­rich­tet wird und die Erklärung ent­hal­ten, dass ge­gen die­ses Ur­teil Re­vi­si­on ein­ge­legt wer­de.
Die Re­vi­si­ons­schrift und die Re­vi­si­ons­be­gründung müssen von ei­nem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Pro­zess­be­vollmäch­tig­te sind in­so­weit zu­ge­las­sen.

Rechts­anwälte,
Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit

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ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der, wenn die­se Per­so­nen mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt han­deln,
ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der vor­ge­nann­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on und ih­rer Mit­glie­der oder an­de­rer Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt, und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet, wenn die­se Per­so­nen mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt han­deln.

Der Schrift­form wird auch durch Ein­rei­chung ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments i. S. d. § 46b ArbGG genügt. Nähe­re In­for­ma­tio­nen da­zu fin­den sich auf der In­ter­net­sei­te des Bun­des­ar­beits­ge­richts un­ter www.bun­des­ar­beits­ge­richt.de.


P.

M.

L.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Lan­des­ar­beits­ge­richt

Ber­lin-Bran­den­burg

Geschäfts­zei­chen (bit­te im­mer an­ge­ben)
23 Sa 2228/11
8 Ca 9793/11
Ar­beits­ge­richt Ber­lin
 

Be­schluss

In Sa­chen


IBM Deutsch­land GmbH,
ver­tre­ten durch die Geschäftsführer Mar­tin Jet­ter,
Rein­hard Reschke, Joa­chim Die­ter Scholz,
Klaus Lin­tel­mann, Mi­cha­el Die­mer und
die Geschäftsführe­rin Mar­ti­na Ko­ederitz,
IBM-Al­lee 1, 71137 Eh­nin­gen,

- Be­klag­te und
Be­ru­fungskläge­rin -

 


Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:
Rechts­anwälte Tschöpe, Schipp, Cle­menz,
Müns­ter­str. 21, 33330 Güters­loh,

ge­gen

Rein­hard Wust,
Lank­wit­zer Str. 10, 12209 Ber­lin,

- Kläger und
Be­ru­fungs­be­klag­ter -


Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:
Rechts­anwälte Heit­her & von Mor­gen,
Chaus­see­str. 22, 10115 Ber­lin,

1. Der Te­nor des Ur­teils des Lan­des­ar­beits­ge­richts vom 04. April 2012 wird gem. § 319 ZPO wie folgt be­rich­tigt:

Der An­spruch über die Höhe der Zin­sen lau­tet zu­tref­fend
„… nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz …“.

2. Die Rechts­be­schwer­de wird nicht zu­ge­las­sen.

- 18 -

G r ü n d e :

Der Te­nor war gem. § 319 ZPO zu be­rich­ti­gen. Bei der Aus­las­sung der Wor­te „über dem je­wei­li­gen Ba­sis­zins­satz“ han­delt es sich um ei­ne of­fen­ba­re Un­rich­tig­keit im Sin­ne die­ser Be­stim­mung. Über die Ver­zin­sung in der ge­setz­li­chen Höhe war kein Streit ge­we­sen und kei­ne Abände­rung ge­wollt.

Die Vor­aus­set­zun­gen für die Zu­las­sung der Rechts­be­schwer­de la­gen nicht vor.

Ber­lin, den 29. Ju­ni 2012
Kam­mer 23

Przy­by­la

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Nina Wesemann
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