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ARBEITSRECHT AKTUELL // 24/019

Neu­re­ge­lung zur Ver­gü­tung von Be­triebs­rä­ten nun gül­tig

Mit dem "Zwei­ten Ge­setz zur Än­de­rung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes" hat der Bun­des­tag die Re­form­vor­schlä­ge der im Som­mer 2023 ein­ge­setz­ten Ex­per­ten­kom­mis­si­on um­ge­setzt.
Betriebsratssitzung, Versammlung, Konferenz, Meeting

28.08.2024. In vie­len Un­ter­neh­men ge­hö­ren Mit­glie­der des Be­triebs­rats fak­tisch zum Ma­nage­ment und wer­den ent­spre­chend hoch bez­halt. Dies ver­stößt ge­gen das Ge­setz. Denn die Tä­tig­keit als Be­triebs­rat ist ge­mäß dem Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­setz (Be­trVG) ein Eh­ren­amt (§ 37 Abs.1 Be­trVG). 

Nach­dem der Bun­des­ge­richts­hof (BGH) An­fang 2023 in ei­nem ge­gen VW-Ma­na­ger ge­führ­ten Straf­pro­zess deut­lich ge­macht hat, dass ei­ne ge­set­zes­wid­rig zu ho­he Ver­gü­tung von Be­triebs­rä­ten zur Straf­bar­keit der da­für ver­ant­wort­li­chen Ma­na­ger we­gen Un­treue füh­ren kann (BGH, Ur­teil vom 10.01.2023, 6 StR 133/22), setz­te das Bun­des­mi­nis­te­ri­um für Ar­beit und So­zia­les (BMAS) ei­ne Ex­per­ten­kom­mis­si­on ein, die bis An­fang Ju­li 2023 Vor­schlä­ge für ei­ne Re­form der Be­triebs­rä­te­ver­gü­tung er­ar­bei­ten soll­te (s. da­zu Up­date Ar­beits­recht 12|2023).

Auf der Grund­la­ge der Vor­schlä­ge der Kom­mis­si­on leg­te die Bun­des­re­gie­rung im No­vem­ber 2023 ei­nen Ge­set­zes­ent­wurf zur Re­form der Be­triebs­rä­te­ver­gü­tung vor (Ent­wurf ei­nes Zwei­ten Ge­set­zes zur Än­de­rung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes, vom 27.11.2023, BT Drucks.20/9469; s. da­zu Up­date Ar­beits­recht 24|2023).

Nach­dem der zu­stän­di­ge Aus­schuss kei­ne Än­de­run­gen des Ge­set­zes­ent­wurfs vor­ge­schla­gen hat­te, wur­de er am 28.06.2024 vom Bun­des­tag in drit­ter Le­sung an­ge­nom­men. Auch der Bun­des­rat war ein­ver­stan­den und ver­zich­te­te dar­auf, den Ver­mitt­lungs­aus­schuss an­zu­ru­fen. Da­her wur­de das Än­de­rungs­ge­setz am 19.07.2024 aus­ge­fer­tigt, am 24.07.2024 im Bun­des­ge­setz­blatt ver­öf­fent­licht und trat am 25.07.2024 in Kraft.

Durch die Re­form wur­de § 37 Abs.4 Be­trVG um ei­nen drit­ten und vier­ten Satz er­gänzt und lau­tet seit dem 25.07.2024 wie folgt:
„(4) Das Ar­beits­ent­gelt von Mit­glie­dern des Be­triebs­rats darf ein­schließ­lich ei­nes Zeit­raums von ei­nem Jahr nach Be­en­di­gung der Amts­zeit nicht ge­rin­ger be­mes­sen wer­den als das Ar­beits­ent­gelt ver­gleich­ba­rer Ar­beit­neh­mer mit be­triebs­üb­li­cher be­ruf­li­cher Ent­wick­lung. Dies gilt auch für all­ge­mei­ne Zu­wen­dun­gen des Ar­beit­ge­bers. Zur Be­stim­mung der ver­gleich­ba­ren Ar­beit­neh­mer nach Satz 1 ist auf den Zeit­punkt der Über­nah­me des Be­triebs­rats­am­tes ab­zu­stel­len, so­weit nicht ein sach­li­cher Grund für ei­ne spä­te­re Neu­be­stim­mung vor­liegt. Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat kön­nen in ei­ner Be­triebs­ver­ein­ba­rung ein Ver­fah­ren zur Fest­le­gung ver­gleich­ba­rer Ar­beit­neh­mer re­geln. Die Kon­kre­ti­sie­rung der Ver­gleich­bar­keit in ei­ner sol­chen Be­triebs­ver­ein­ba­rung kann nur auf gro­be Feh­ler­haf­tig­keit über­prüft wer­den; Glei­ches gilt für die Fest­le­gung der Ver­gleichs­per­so­nen, so­weit sie ein­ver­nehm­lich zwi­schen Ar­beit­ge­ber und Be­triebs­rat er­folgt und in Text­form do­ku­men­tiert ist.“

Ei­ne wei­te­re Än­de­rung be­trifft § 78 Be­trVG, der um ei­nen drit­ten Satz er­gänzt wur­de und wie folgt lau­tet:
„Die Mit­glie­der des Be­triebs­rats, des Ge­samt­be­triebs­rats, des Kon­zern­be­triebs­rats, der Ju­gend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung, der Ge­samt-Ju­gend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung, der Kon­zern-Ju­gend- und Aus­zu­bil­den­den­ver­tre­tung, des Wirt­schafts­aus­schus­ses, der Bord­ver­tre­tung, des See­be­triebs­rats, der in § 3 Abs. 1 ge­nann­ten Ver­tre­tun­gen der Ar­beit­neh­mer, der Ei­ni­gungs­stel­le, ei­ner ta­rif­li­chen Sch­lich­tungs­stel­le (§ 76 Abs. 8) und ei­ner be­trieb­li­chen Be­schwer­de­stel­le (§ 86) so­wie Aus­kunfts­per­so­nen (§ 80 Ab­satz 2 Satz 4) dür­fen in der Aus­übung ih­rer Tä­tig­keit nicht ge­stört oder be­hin­dert wer­den. Sie dür­fen we­gen ih­rer Tä­tig­keit nicht be­nach­tei­ligt oder be­güns­tigt wer­den; dies gilt auch für ih­re be­ruf­li­che Ent­wick­lung. Ei­ne Be­güns­ti­gung oder Be­nach­tei­li­gung liegt im Hin­blick auf das ge­zahl­te Ar­beits­ent­gelt nicht vor, wenn das Mit­glied ei­ner in Satz 1 ge­nann­ten Ver­tre­tung in sei­ner Per­son die für die Ge­wäh­rung des Ar­beits­ent­gelts er­for­der­li­chen be­trieb­li­chen An­for­de­run­gen und Kri­te­ri­en er­füllt und die Fest­le­gung nicht er­mes­sens­feh­ler­haft er­folgt.“

Die durch die Re­form in da Ge­setz ein­ge­füg­ten Er­gän­zun­gen sind sinn­vol­le Klar­stel­lun­gen, aber kei­ne grund­le­gen­den Än­de­run­gen. Auch nach der Re­form bleibt es da­bei, dass Be­triebs­rä­te eh­ren­amt­lich tä­tig sind, d.h. für ih­re Ar­beit als Be­triebs­rä­te kein Geld er­hal­ten.

 

Zwei­tes Ge­setz zur Än­de­rung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes, vom 19.07.2024, BGBl. I-2024, Nr.248, vom 24.07.2024

Ent­wurf ei­nes Zwei­ten Ge­set­zes zur Än­de­rung des Be­triebs­ver­fas­sungs­ge­set­zes, Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung vom 27.11.2023, BT Drucks.20/9469

https://dser­ver.bun­des­tag.de/btd/20/119/2011997.pdfBe­schluss­emp­feh­lung und Be­richt des Aus­schus­ses für Ar­beit und So­zia­les (11. Aus­schuss) zu dem Ge­setz­ent­wurf der Bun­des­re­gie­rung (BT Drucks.20/9469 und 20/9875), vom 26.06.2024, BT Drucks.20/11997

Bun­des­ge­richts­hof, Ur­teil vom 10.01.2023, 6 StR 133/22

Letzte Überarbeitung: 9. April 2025

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