HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 31.03.2009, 13 Sa 1267/08

   
Schlagworte: Zeugnis
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 13 Sa 1267/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 31.03.2009
   
Leitsätze: Die Darlegungs- und Beweislast dafür, dass die Nichterteilung, die verspätete Erteilung oder die unrichtige Erteilung eines Zeugnisses für einen Schaden des Arbeitnehmers ursächlich ist, liegt beim Arbeitnehmer. Dafür gibt es keinen Beweis des ersten Anscheins, aber Beweiserleichterungen dahin, dass der Arbeitnehmer zunächst nur Anhaltspunkte darlegen und beweisen muss, dass es gerade wegen der Nichterteilung oder der Erteilung eines mangelhaften Zeugnisses nicht zu einer Einstellung gekommen ist. Ausreichend ist eine gewisse Wahrscheinlichkeit des Ursachenzusammenhangs. Diese ist gegeben, wenn die schriftliche Absage u. a. mit Hinweis auf das Zeugnis begründet wird und erst recht, wenn der ehemalige Arbeitgeber sein mangelhaftes Zeugnis auf Nachfrage des Arbeitgebers, bei dem sich der Arbeitnehmer beworben hat, bekräftigt.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 10.06.2008, 8 Ca 1588/08
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen
Urt. v. 31.03.2009, Az.: 13 Sa 1267/08

 

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 10. Ju­ni 2008 – 8 Ca 1588/08 – ab­geändert.

Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, der Kläge­rin 6.000,00 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 13. März 2008 zu zah­len.

Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

 

Tat­be­stand

Die Kläge­rin be­gehrt von der Be­klag­ten Scha­dens­er­satz we­gen ei­nes nicht ord­nungs­gemäß er­teil­ten Zeug­nis­ses.

Die Kläge­rin war vom 01. April 1998 bis zum 31. März 2007 bei der Be­klag­ten als Bank­an­ge­stell­te beschäftigt. Das mo­nat­li­che Brut­to­ein­kom­men der Kläge­rin be­trug zu­letzt € 3.537,39.

- 2 -

In ei­nem Kündi­gungs­schutz­streit schlos­sen die Par­tei­en am 14. No­vem­ber 2006 ei­nen Ver­gleich, wo­nach das Ar­beits­verhält­nis zum 31. März en­de­te. In die­sem Ver­gleich ver­pflich­te­te sich die Be­klag­te u. a. zur Er­tei­lung ei­nes Zeug­nis­ses. Die ent­spre­chen­de Re­ge­lung die­ses Ver­gleichs lau­te­te:

„Die Be­klag­te er­teilt der Kläge­rin wei­ter­hin ein End­zeug­nis mit gu­ter Leis­tungs- und Führungs­be­ur­tei­lung so­wie ei­ner Dan­kes- und Ver­ab­schie­dungs­klau­sel.“

Da­nach er­teil­te die Be­klag­te der Kläge­rin un­ter dem 31. März 2007 ein Zeug­nis, von dem die Kläge­rin der An­sicht war, dass es ih­re Tätig­kei­ten nicht umfäng­lich be­schrei­be und es der im Ver­gleich fest­ge­leg­ten Be­ur­tei­lung nicht ent­spre­che. We­gen des Wort­lauts des Zeug­nis­ses im Ein­zel­nen wird auf das von der Be­klag­ten er­teil­te Zeug­nis (Bl. 7 d. A.) Be­zug ge­nom­men.

Die Kläge­rin er­hob dar­auf­hin Kla­ge vor dem Ar­beits­ge­richt auf Be­rich­ti­gung des er­teil­ten Zeug­nis­ses. Mit Ur­teil vom 11. De­zem­ber 2007 gab das Ar­beits­ge­richt Frank­furt am Main den von der Kläge­rin ge­stell­ten Zeug­nis­be­rich­ti­gungs­anträgen in vol­lem Um­fan­ge statt (AZ.: 8 Ca 5583/07), und ver­ur­teil­te die Be­klag­te zu umfäng­li­cher Ergänzung und Be­rich­ti­gung des Zeug­nis­ses vom 31. März 2007.

A GmbH in Lud­wigs­ha­fen auf ei­ne Stel­le als As­sis­ten­tin der Geschäfts­lei­tung be­wor­ben. Un­ter dem 05. Fe­bru­ar 2008 rich­te­te die A GmbH ein Schrei­ben mit i.W. fol­gen­dem Wort­laut an die Kläge­rin:

„Sehr ge­ehr­te Frau B,

wie von Ih­nen an­ge­fragt, un­se­re Stel­lung­nah­me, war­um wie Sie lei­der nicht an­ge­stellt ha­ben.

Ihr Zeug­nis, ins­be­son­de­re der C in Frank­furt, zeigt lei­der ei­ne nicht aus­rei­chen­de Qua­li­fi­ka­ti­on; auf Nach­fra­ge wur­de Ih­nen nur ei­ne „Schul­no­te drei mi­nus“ er­teilt. Zu­dem wei­sen wir hin, dass das Zeug­nis er­heb­li­che Recht­schreib­feh­ler auf­weist.

Un­se­re An­for­de­run­gen führ­ten so­mit zu ei­ner Ab­sa­ge.

So­fern Sie ein wei­te­res qua­li­fi­zier­tes Zeug­nis vor­le­gen können, wer­den wir uns selbst­re­dend noch­mals mit ih­rer Be­wer­bung beschäfti­gen; da wir der­zeit ei­ne noch­ma­li­ge Er­wei­te­rung des Per­so­nals fo­kus­sie­ren.

Wir hof­fen, Ih­nen hier­mit ge­dient zu ha­ben und ver­blei­ben mit freund­li­chem Gruß

D
Geschäftsführer.“

Die Kläge­rin hat be­haup­tet, dass für die Ab­leh­nung ih­rer Be­wer­bung durch die A GmbH al­lein das Zeug­nis der Be­klag­ten vom 31. März 1007 ursächlich ge­we­sen sei (Be­weis: Zeug­nis D). Die zu be­set­zen­de Stel­le wäre mit ei­nem Mo­nats­ge­halt von min­des­tens 4.000,00 € do­tiert ge­we­sen.

Die Kläge­rin ist der An­sicht ge­we­sen, dass ihr we­gen des ent­ge­gen den Ver­pflich­tun­gen aus dem Ver­gleich nur man­gel­haft er­teil­ten Zeug­nis­ses ein Scha­dens­er­satz­an­spruch ge­gen die Be­klag­te zu­ste­he.

Die Kläge­rin hat be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an sie ei­nen Scha­den­er­satz­be­trag in Höhe von € 6.000,00 net­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit Zu­stel­lung der Kla­ge­schrift zu zah­len.

- 3 -

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat be­strit­ten, dass bei der A GmbH über­haupt ei­ne of­fe­ne Stel­le als As­sis­ten­tin der Geschäftsführung aus­ge­schrie­ben und zu be­set­zen war. Die A GmbH ha­be kein ernst­haf­tes In­ter­es­se an der Ein­stel­lung der Kläge­rin ge­habt. Auch die Kläge­rin sei an der Be­set­zung der Stel­le ei­ner As­sis­ten­tin der Geschäftsführung nicht ernst­lich in­ter­es­siert ge­we­sen. Aus dem Schrei­ben der A GmbH vom 05. Fe­bru­ar 2008 können nicht her­aus­ge­le­sen wer­den, dass die­se be­reit ge­we­sen wäre, die Kläge­rin ein­zu­stel­len, da auf ei­ne nicht aus­rei­chen­de Qua­li­fi­ka­ti­on ver­wie­sen wur­de.

Durch Ur­teil vom 10. Ju­ni 2008 hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen, im We­sent­li­chen mit der Be­gründung, die Kläge­rin ha­be nicht den Be­weis er­brin­gen können, dass die A GmbH sie ge­ra­de we­gen des man­gel­haf­ten Zeug­nis­ses der Be­klag­ten nicht ein­ge­stellt ha­be. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten wird auf Tat­be­stand und Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­foch­te­nen Ur­teils ver­wie­sen (Bl. 68 bis 73 d. A.).

Ge­gen die­ses der Kläge­rin am 21. Ju­li 2008 zu­ge­stell­te Ur­teil hat die­se mit ei­nem beim er­ken­nen­den Ge­richt am 07. Au­gust 2008 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se mit ei­nem am 13. Au­gust 2008 ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

Die Kläge­rin wie­der­holt und ver­tieft ihr erst­in­stanz­li­ches Vor­brin­gen. Sie sei ernst­haft an der Beschäfti­gung bei der A GmbH in­ter­es­siert ge­we­sen. Ih­re Be­wer­bung sei we­gen des man­gel­haf­ten Zeug­nis­ses der Be­klag­ten vom 31. März 2007 ge­schei­tert.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 10. Ju­ni 2008 - 8 Ca 1588/08 - ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, ihr 6.000,00 € nebst Zin­sen in Höhe von 5 Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit dem 13. März 2008 zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das erst­in­stanz­li­che Ur­teil und ist wei­ter der Auf­fas­sung, die A GmbH ha­be die Kläge­rin nicht we­gen des Zeug­nis­ses vom 31. März 2007, son­dern aus an­de­ren Gründen nicht ein­ge­stellt. Es sei auch un­klar, wel­ches An­for­de­rungs­pro­fil die Stel­le ge­habt ha­be. Die Kläge­rin hätte ei­ne ent­spre­chen­de Stel­len­aus­schrei­bung vor­le­gen müssen.

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en im zwei­ten Rechts­zug wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen so­wie auf die Nie­der­schrift der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vom 31. März 2009 ver­wie­sen. Die Ak­te des Rechts­streits 8 Ca 5583/07 des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main war Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung.

Das Ge­richt hat gemäß Be­weis­be­schluss vom 31. März 2009 Be­weis er­ho­ben zu den um­strit­te­nen Gründen der Ab­sa­ge der A GmbH auf die Be­wer­bung der Kläge­rin durch Ver­neh­mung des Zeu­gen D. We­gen des Er­geb­nis­ses der Be­weis­auf­nah­me wird eben­falls auf die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 31. März 2009 (Bl. 127 - Bl. 129 d. A.) Be­zug ge­nom­men.

- 4 -

Ent­schei­dungs­gründe

Die gemäß den §§ 8 Abs. 2 ArbGG; 511 ZPO an sich statt­haf­te Be­ru­fung be­geg­net hin­sicht­lich des Wer­tes des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des (§ 64 Abs. 2 ArbGG) kei­nen Be­den­ken. Sie ist nach Maßga­be der im Tat­be­stand mit­ge­teil­ten Da­ten form- und frist­ge­recht ein­ge­legt so­wie recht­zei­tig und ord­nungs­gemäß be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1 ArbGG; 517, 519, 520 ZPO) und da­mit ins­ge­samt zulässig.

Die Be­ru­fung ist auch in der Sa­che er­folg­reich.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge zu Un­recht ab­ge­wie­sen. Die Kla­ge ist zulässig und be­gründet.

Die Kläge­rin kann von der Be­klag­ten die be­gehr­te Zah­lung von 6.000,00 € nebst Zin­sen un­ter dem Ge­sichts­punkt des Scha­dens­er­sat­zes ver­lan­gen.

Ein Ar­beit­ge­ber, der schuld­haft sei­ne Zeug­nis­pflicht (§ 109 Ge­wO) ver­letzt, schul­det dem Ar­beit­neh­mer Er­satz des da­durch ent­ste­hen­den Scha­dens. Der Scha­dens­er­satz­an­spruch kann so­wohl we­gen Pflicht­ver­let­zung (§ 280 BGB) wie auch we­gen Schuld­ner­ver­zugs (§ 286 BGB) ge­ge­ben sein. In bei­den Fällen setzt der Scha­dens­er­satz­an­spruch vor­aus, dass das Zeug­nis nicht gehörig oder ver­spätet aus­ge­stellt wur­de, dass dem Ar­beit­neh­mer ein Scha­den ent­stan­den ist und dass der ein­ge­tre­te­ne Scha­den auf der schuld­haf­ten Ver­let­zung der Zeug­nis­pflicht be­ruht (BAG vom 16. No­vem­ber 1995 - 8 AZR 983/94 - EzA Nr. 20 zu § 630 BGB; BAG vom 26. Fe­bru­ar 1976 - 3 AZR 215/75 - AP Nr. 3 zu § 252 BGB; BAG vom 25. Ok­to­ber 1967 - 3 AZR 456/66 - AP Nr. 6 zu § 73 HGB; Hens­s­ler/Wil­lem­sen/Kalb, Ar­beits­recht Kom­men­tar, 3. Aufl. 2008, § 109 Ge­wO Rand­ziff. 41). Im vor­lie­gen­den Fall ist die schuld­haf­te Ver­let­zung der Zeug­nis­pflicht durch die Be­klag­te of­fen­kun­dig. Die Be­klag­te ist rechts­kräftig zur Kor­rek­tur ih­res Zeug­nis­ses vom 31. März 2007 ver­ur­teilt wor­den.

Der Kläge­rin ist durch die Ver­let­zung der Zeug­nis­pflicht auch ein Scha­den ent­stan­den. Ih­re Be­wer­bung ist we­gen des man­gel­haf­ten Zeug­nis­ses der Be­klag­ten ge­schei­tert. Den Be­weis hierfür hat die Kläge­rin er­bracht.

Die Dar­le­gungs- und Be­weis­last dafür, dass die Nich­ter­tei­lung, die ver­späte­te Er­tei­lung oder die Er­tei­lung ei­nes un­rich­ti­gen Zeug­nis­ses für ei­nen Scha­den des Ar­beit­neh­mers ursächlich ge­we­sen sei, liegt beim Ar­beit­neh­mer. Macht der Ar­beit­neh­mer ei­nen Scha­dens­er­satz­an­spruch gel­tend, weil er we­gen des feh­len­den ord­nungs­gemäßen Zeug­nis­ses ei­nen Ver­dienst­aus­fall er­lit­ten ha­be, so muss er dar­le­gen und ggf. be­wei­sen, dass ein be­stimm­ter Ar­beit­ge­ber be­reit ge­we­sen sei, ihn ein­zu­stel­len, sich aber we­gen des feh­len­den oder man­gel­haf­ten Zeug­nis­ses da­von ha­be ab­hal­ten las­sen (BAG vom 16. No­vem­ber 1995, a. a. O.; BAG vom 26. Fe­bru­ar 1976, a. a. O.; BAG vom 24. März 1977 - 3 AZR 232/76 - AP Nr. 12 zu § 630 BGB; BAG vom 25. Ok­to­ber 1967, a. a. O.).

Dafür spricht zwar nicht der Be­weis des ers­ten An­scheins, wie das Ar­beits­ge­richt in Übe­rein­stim­mung mit der ständi­gen Recht­spre­chung des BAG be­reits zu­tref­fend fest­ge­stellt hat.

Der Ar­beit­neh­mer kann sich aber auf sons­ti­ge Be­wei­ser­leich­te­run­gen be­ru­fen. Der po­si­ti­ve Be­weis, dass das feh­len­de Zeug­nis ursächlich für den Scha­den ge­we­sen sei, wird häufig nicht zu führen sein. Der Ar­beit­neh­mer wird da­durch aber nicht un­zu­mut­bar be­las­tet, denn nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, der die Kam­mer folgt, kom­men dem Ar­beit­neh­mer die Be­wei­ser­leich­te­run­gen nach § 252 Satz 2 BGB und § 287 ZPO zu­gu­te (BAG vom 16. No­vem­ber 1995, a. a. O.; BAG vom 26. Fe­bru­ar 1976, a. a. O. und BAG vom 25. Ok­to­ber 1967, a. a. O.), wenn er dem Ge­richt zunächst die tatsächli­chen Grund­la­gen für die zu tref­fen­de Be­ur­tei­lung oder Schätzung lie­fert. Der Ar­beit­neh­mer muss An­halts­punk­te vor­tra­gen und be­wei­sen, dass es ge­ra­de we­gen des Zeug­nis­ses nicht zu ei­ner Ein­stel­lung ge­kom­men ist. Aus­rei­chend und not­wen­dig ist ei­ne ge­wis­se Wahr­schein­lich­keit des Ur­sa­chen­zu­sam­men­hangs (vgl. auch LAG Hes­sen vom 30. Ju­li 2003 - 2 Sa 159/03 - n. v.), et­wa da­hin, ein be­stimm­ter Ar­beit­ge­ber sei „ernst­haft in­ter­es­siert“ ge­we­sen und „die Zeug­nis­fra­ge sei zur Spra­che ge­bracht wor­den“ (BAG vom 25. Ok­to­ber 1967, a. a. O.).

- 5 -

Dies ist der Kläge­rin im vor­lie­gen­den Fall ge­lun­gen. Durch Schrei­ben vom 14. No­vem­ber 2007 hat sie sich un­strei­tig auf die Stel­le ei­ner As­sis­ten­tin der Geschäfts­lei­tung bei der A GmbH be­wor­ben. Die Ab­sa­ge der A GmbH ist mit dem man­gel­haf­ten Zeug­nis der Be­klag­ten be­gründet. Die Wahr­schein­lich­keit ei­nes Ur­sa­chen­zu­sam­men­hangs zwi­schen dem Zeug­nis der Be­klag­ten und der Ab­sa­ge der A GmbH wird bestätigt durch die Aus­sa­ge des Zeu­gen D, Geschäftsführer der A GmbH. Er hat in sei­ner Ver­neh­mung zunächst für die Kam­mer nach­voll­zieh­bar ge­schil­dert, wie es zu dem Kon­takt zwi­schen ihm und der Kläge­rin ge­kom­men ist und war­um er ge­ra­de an ei­ner grie­chisch-spra­chi­gen Mit­ar­bei­te­rin in­ter­es­siert war. Da­mit sind schon die von der Be­klag­ten vor­ge­brach­ten Zwei­fel aus­geräumt, es ha­be sich even­tu­ell nur um ei­ne Schein­be­wer­bung oh­ne ernst­li­ches In­ter­es­se bei­der Sei­ten ge­han­delt. Wei­ter hat der Zeu­ge be­kun­det, er ha­be so­gar mit der Be­klag­ten un­mit­tel­bar Kon­takt auf­ge­nom­men, um et­was über die Qua­li­fi­ka­ti­on der Kläge­rin zu er­fah­ren und da­bei den Ein­druck ge­won­nen, es ha­be ei­nen Zwist zwi­schen den Par­tei­en ge­ge­ben. Die Be­klag­te ha­be sich nach­tei­lig über die Kläge­rin geäußert. Da­mit hat der Zeu­ge zu­gleich die For­mu­lie­rung sei­ner Ab­sa­ge vom 05. Fe­bru­ar 2008 erläutert: „Auf Nach­fra­ge wur­de Ih­nen nur ei­ne Schul­no­te Drei mi­nus er­teilt“.

Die Be­ru­fungs­kam­mer hält die Aus­sa­ge des Zeu­gen für glaub­haft. Sie ist le­bens­nah und passt zu dem un­strei­ti­gen Teil des Vor­brin­gens der Par­tei­en. Zu­gleich wirkt sie in ih­rer Ausführ­lich­keit und mit ih­ren er­kenn­ba­ren Un­ge­nau­ig­kei­ten in be­lang­lo­sen De­tails au­then­tisch und oh­ne künst­li­che Ge­wich­tun­gen im Sin­ne ei­ner der Par­tei­en. Der Zeu­ge D er­schien der Kam­mer auch glaubwürdig. Ir­gend­ein persönli­ches In­ter­es­se am Aus­gang des Rechts­streits fehlt im völlig. Er präsen­tier­te sich im Auf­tritt und Dik­ti­on zwar un­or­tho­dox. Die von ihm ge­schil­der­ten Prak­ti­ken im Um­gang mit Be­wer­bern zeu­gen eben­falls von ei­nem ei­ge­nen „Stil“. Ge­ra­de die­ses un­ge­schmink­te Be­kennt­nis zur ei­ge­nen Art und ei­ge­ner Pra­xis las­sen die Kam­mer aber zu der Über­zeu­gung ge­lan­gen, dass der Zeu­ge glaubwürdig ist und oh­ne Aus­las­sun­gen und Hin­zufügun­gen das be­kun­det hat, was aus sei­ner Sicht zu­trifft.

Die Kläge­rin hat da­mit über­deut­lich den Be­weis geführt, dass das man­gel­haf­te Zeug­nis der Be­klag­ten für die Ab­sa­ge der A GmbH von aus­schla­gen­der Be­deu­tung war.

Der von ihr an­ge­setz­te Scha­den von 6.000,00 € ent­spricht nach ih­rem ei­ge­nen un­wi­der­spro­che­nen Vor­trag ei­nem ent­gan­ge­nen Ver­dienst bei der A GmbH für et­wa sechs Wo­chen. Dies ist nach Auf­fas­sung der Be­ru­fungs­kam­mer ein Ver­dienst, der nach dem gewöhn­li­chen Lauf der Din­ge oder den be­son­de­ren Umständen mit Wahr­schein­lich­keit er­war­tet wer­den konn­ten (§ 252 Satz 2 BGB, § 287 ZPO). Bei ei­ner Ein­stel­lung wäre die Kläge­rin wohl kaum schnel­ler als nach sechs Wo­chen wie­der ent­las­sen wor­den, falls es in dem Ar­beits­verhält­nis nicht har­mo­niert hätte.

Da­mit ist der von der Kläge­rin er­lit­te­ne Scha­den auch sei­ner Höhe nach aus­rei­chend dar­ge­legt.

Die be­gehr­ten Zin­sen fin­den ih­re Recht­fer­ti­gung in § 281 BGB.

Die Be­klag­te hat als Un­ter­le­ge­ne die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen (§ 91 Abs. 1 ZPO).

Ei­ne ge­setz­lich be­gründe­te Ver­an­las­sung zur Zu­las­sung der Re­vi­si­on (§ 72 Abs. 2 ArbGG) ist nicht er­sicht­lich.

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht 13 Sa 1267/08