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BAG, Ur­teil vom 15.12.2009, 9 AZR 795/08

   
Schlagworte: Urlaub, Freizeitausgleich
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 795/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.12.2009
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 11.12.2007, 1 Ca 207/07
Landesarbeitsgericht Hamburg, Urteil vom 5.06.2008, 7 Sa 4/08
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT


9 AZR 795/08
7 Sa 4/08
Lan­des­ar­beits­ge­richt
Ham­burg

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
15. De­zem­ber 2009

UR­TEIL

Brüne,

Ur­kunds­be­am­tin

der Geschäfts­stel­le

In Sa­chen

Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,

pp.

Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,

hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 15. De­zem­ber 2009 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am
 


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Bun­des­ar­beits­ge­richt Düwell, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gall­ner, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Rein­fel­der so­wie die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Fal­tyn und Dr. Star­ke für Recht er­kannt:


Auf die Re­vi­si­on des Klägers wird das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 5. Ju­ni 2008 - 7 Sa 4/08 - teil­wei­se auf­ge­ho­ben und im Haupt­aus­spruch zur Klar-stel­lung ins­ge­samt neu ge­fasst:


Auf die Be­ru­fung des Klägers wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ham­burg vom 11. De­zem­ber 2007 - 1 Ca 207/07 - teil­wei­se ab­geändert.


Die Be­klag­te wird ver­ur­teilt, das Frei­zeit­kon­to des Klägers per 1. Ja­nu­ar 2007 um 20 Ta­ge zu er-höhen und die Ver­dienstab­rech­nun­gen des Klägers seit Ja­nu­ar 2007 hin­sicht­lich des Frei­zeit-kon­tos ent­spre­chend zu ändern.

Im Übri­gen wird die Be­ru­fung des Klägers zurück­ge­wie­sen.

Der Kläger ist der wei­ter­ge­hen­den Re­vi­si­on ver­lus­tig.

Der Kläger hat 73 % der Kos­ten ers­ter und zwei­ter In­stanz zu tra­gen, die Be­klag­te 27 %. Von den Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens hat der Kläger 81 % zu tra­gen, die Be­klag­te 19 %.


Von Rechts we­gen!

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die Höhe des Frei­zeit­kon­tos des Klägers und die Ände­rung sei­ner Ver­dienstab­rech­nun­gen.

Der Kläger ist seit 1996 als Ka­pitän ei­nes Ber­gungs­krans für die Be­klag­te tätig. Der Ber­gungs­kran ist in B sta­tio­niert. Auf das Heu­er­verhält­nis der Par­tei­en ist kraft ein­zel­ver­trag­li­cher Ver­ein­ba­rung der Man­tel­ta­rif­ver­trag für die deut­sche See­schiff­fahrt idF vom 24. Au­gust 2005 an­zu­wen­den (MTV-See).

Der MTV-See lau­tet aus­zugs­wei­se:

„§ 22 Ur­laubs­an­spruch


(1) Die Beschäftig­ten ha­ben An­spruch auf be­zahl­ten Ur­laub.


(2) Der An­spruch wird je Ka­len­der­mo­nat er­wor­ben. Für Tei­le von Mo­na­ten ist der An­spruch an­tei­lig zu er­mit­teln, wo­bei der Mo­nat mit 30 Ta­gen ge­rech­net wird; Bruch­tei­le sind vor­zu­tra­gen. Bei An­tritt des Ur­laubs und bei Be­en­di­gung des Heu­er­verhält­nis­ses sind Bruch­tei­le, die min­des­tens ei­nen hal­ben Tag er­ge­ben, auf­zu­run­den, an­de­re Bruch­tei­le blei­ben un­berück­sich­tigt.

...

(5) Leis­ten die Beschäftig­ten Dienst an Bord, be­fin­den sie sich auf der An- oder Ab­rei­se oder hal­ten sie sich auf Wei­sung des Ree­ders ab­ruf­be­reit, so er­wer­ben sie ei­nen Ge­samt­ur­laubs­an­spruch. Die­ser setzt sich zu­sam­men aus dem Jah­res­ur­laub und dem Aus­gleich für die Sonn­aben­de, Sonn­ta­ge und Fei­er­ta­ge während der Zei­ten nach Satz 1. Mit dem Ge­samt­ur­laubs­an­spruch sind al­le Ansprüche auf Ur­laub und für auf See ver­brach­te Sonn­aben­de, Sonn­ta­ge und Fei­er­ta­ge - auch für Ju­gend­li­che - ab­ge­gol­ten. Der An­spruch beträgt je Mo­nat:

1. im 1. bis 5. Beschäfti­gungs­jahr 11,5 Ur­laubs­ta­ge;

2. im 6. bis 10. Beschäfti­gungs­jahr 12,5 Ur­laubs­ta­ge;

3. ab 11. Beschäfti­gungs­jahr 13,5 Ur­laubs­ta­ge.

...

(6) Leis­ten die Beschäftig­ten Dienst an Land, neh­men sie an ei­ner Wehrübung, an ei­ner durch Rechts- oder Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten und in­ter­na­tio­na­le Übe­r­einkünf­te vor­ge­schrie­be­nen Aus- und/oder Wei­ter­bil­dungs­maßnah­me teil, sind sie krank oder see­dienst­un­taug­lich an Land oder neh­men sie an ei­ner Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­maßnah­me nach § 26 Abs. 1 teil, so beträgt der An­spruch je Mo­nat:

1. im 1. bis 5. Beschäfti­gungs­jahr 2,3 Ur­laubs­ta­ge;

2. im 6. bis 10. Beschäfti­gungs­jahr 3,1 Ur­laubs­ta­ge;

3. ab 11. Beschäfti­gungs­jahr 4,0 Ur­laubs­ta­ge.

...

§ 34 Aus­schluss­frist

(1) Ansprüche aus dem Heu­er­verhält­nis ver­fal­len, wenn
 


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sie nicht in­ner­halb von drei Mo­na­ten nach dem Ein­tritt der Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den (Aus­schluss­frist). Bei Heu­er­ansprüchen be­ginnt die Aus­schluss­frist erst ab Zu­gang der Ab­rech­nung zu lau­fen. Für die Beschäftig­ten, die sich im Zeit­punkt der Fällig­keit an Bord oder im Aus­land be­fin­den, be­ginnt der Lauf der Aus­schluss­frist nach Ablösung und Rück­kehr nach Deutsch­land.

(2) Die Vor­schrif­ten über die Verjährung von Ansprüchen nach §§ 194 bis 218 des Bürger­li­chen Ge­setz­buchs blei­ben durch Ab­satz 1 un­berührt.“

In An­la­ge IV MTV-See in der vom 1. Ju­li 2002 bis 31. De­zem­ber 2008 gel­ten­den Fas­sung sind Son­der­be­stim­mun­gen für die Beschäftig­ten der Be­klag­ten ent­hal­ten (An­la­ge IV MTV-See aF). Die­se Re­ge­lun­gen lau­ten in Tei­len:

„Der MTV-See und der HTV-See gel­ten für die Beschäftig­ten mit fol­gen­der Maßga­be:

An die Stel­le der Vor­schrif­ten der

§ 1 Abs. 1, § 9, § 11 Abs. 3, § 16 Abs. 3 Nr. 2, § 17 Abs. 4, § 22, § 23 Abs. 1 MTV-See

tre­ten die nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen.

Die Vor­schrif­ten der § 8 und § 10 MTV-See wer­den durch die nach­fol­gen­den Be­stim­mun­gen ergänzt.

...

§ 22 Grundsätze für Ein­satz- und Ur­laubs­zei­ten

(1) Die Beschäftig­ten ha­ben für je­des Ka­len­der­jahr An­spruch auf be­zahl­te Ur­laubs- und Verfügungs­ta­ge. Für die Be­rech­nung der Ein­satz­zeit und Ur­laubs­zeit ist das Ka­len­der­jahr maßge­bend. Das Ka­len­der­jahr setzt sich aus fol­gen­den Ein­satz­zei­ten und Ur­laubs­zei­ten zu­sam­men:

1. 183 Ta­gen Bord­dienst­zeit (Ab­satz 4)

2. 32 Ta­gen Verfügungs­zeit (Ab­satz 5)

3. 144 Ta­gen Ur­laubs­zei­ten (Ab­satz 6)

4. 6 Ta­gen Ur­laubs­zei­ten nach § 139 des See­manns­ge­set­zes (Ab­satz 6).

...

(3) Für Tei­le ei­nes Ka­len­der­jah­res sind die Ta­ge für die Bord­dienst­zeit, Verfügungs­zeit und Ur­laubs­zei­ten an­tei­lig
 


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zu er­mit­teln.


(4) Die Beschäftig­ten sind ver­pflich­tet, in­ner­halb ei­nes Zeit­raums von ei­nem Ka­len­der­jahr 183 Ta­ge Dienst an Bord zu leis­ten (Bord­dienst­zeit). Ablöse­ta­ge zählen zur Bord­dienst­zeit.

(5) Der Ree­der ist be­rech­tigt, in­ner­halb ei­nes Ka­len­der­jah­res

1. 50 vom Hun­dert der in­di­vi­du­ell an­fal­len­den Ablöse-ta­ge (An- und Ab­mus­te­rung)

2. für be­trieb­li­che Wei­ter­bil­dung und Wehrübun­gen

3. für durch Un­fall und Krank­heit ent­stan­de­ne Be­set­zungs­engpässe 32 Ta­ge zu nut­zen (Verfügungs­zeit). Die Zei­ten nach Num­mer 3 sind in­ner­halb des Ka­len­der­jah­res nach­zu­gewähren. Nicht ge­nutz­te Verfügungs­zeit wird dem Ur­laubs­kon­to gut­ge­schrie­ben. Die Verfügungs­zeit ist über das Ka­len­der­jahr hin­aus nicht über­trag­bar. Ein am En­de ei­nes Ka­len­der­jah­res be­ste­hen­der Plus- oder Mi­nus­sal­do ist bis zum 31. März des Fol­ge­jah­res aus­zu­glei­chen.


(6) Die Beschäftig­ten ha­ben An­spruch auf 150 Ta­ge Ur­laub pro Ka­len­der­jahr (Ur­laubs­zeit). Der Ur­laub wird vom Ree­der un­ter tun­lichs­ter Berück­sich­ti­gung der Wünsche der Beschäftig­ten gewährt. Da­bei sind zwei­mal im Ka­len­der­jahr 21 Ka­len­der­ta­ge zu­sam­menhängend Ur­laub zu gewähren.


(7) Leis­ten die Beschäftig­ten Dienst an Land, so ha­ben sie ei­nen Ur­laubs­an­spruch von 80 Ta­gen pro Ka­len­der­jahr. Für die­se Zeit wird der An­spruch der Bord­dienst­zeit, Verfügungs­zeit und Ur­laubs­zeit aus­ge­setzt und an­tei­lig be­rech­net.

(8) Das Ein­satz- und Ur­laubs­zeit­kon­to ist den Beschäftig­ten ein­mal ka­len­derjähr­lich be­kannt­zu­ge­ben. Darüber hin­aus wird auf Wunsch Aus­kunft über das je­wei­li­ge Ein­satz- und Ur­laubs­kon­to er­teilt.“


Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, der Ver­band Deut­scher Ree­der e. V. und die Ge­werk­schaft ver.di, ga­ben un­ter dem 6. März 2009 ei­ne ge­mein­sa­me Stel­lung­nah­me zu An­la­ge IV MTV-See aF ab. Sie brach­ten dort ua. zum Aus­druck, dass der sog. große Ur­laubs­an­spruch iSv. § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF nur dann be­ste­he, wenn Bord­dienst ge­leis­tet wor­den sei. Für Zei­ten der Ar­beits­unfähig­keit ste­he den Ar­beit­neh­mern le­dig­lich der sog. klei­ne Ur­laubs-
 


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an­spruch iSv. § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF zu. Hätten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en das Pro­blem in den Ver­hand­lun­gen über An­la­ge IV MTV-See aF ge­se­hen, hätten sie für Zei­ten der Ar­beits­unfähig­keit nur den klei­nen Ur­laubs­an­spruch ver­ein­bart.

Der Ver­band Deut­scher Ree­der e. V. und ver.di tra­fen un­ter dem 16. Ja­nu­ar 2009 mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2009 die Ver­ein­ba­rung (§ 22 An­la­ge IV MTV-See nF):


„§ 22 der An­la­ge IV des Man­tel­ta­rif­ver­tra­ges für die deut­sche See­schiff­fahrt (MTV-See) vom 11. März 2002, gültig ab 1. Ju­li 2002, zu­letzt geändert durch Ta­rif­ver­trag vom 24. Au­gust 2005, wird um den fol­gen­den neu­en Abs. 7a ergänzt:

(7a) Neh­men die Beschäftig­ten an ei­ner Wehrübung oder an ei­ner durch Rechts- oder Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten und in­ter­na­tio­na­le Übe­r­einkünf­te vor­ge­schrie­be­nen Aus-und/oder Wei­ter­bil­dungs­maßnah­me teil, sind sie krank oder see­dienst­un­taug­lich an Land oder neh­men sie an ei­ner Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­maßnah­me nach § 26 Abs. 1 teil, so ha­ben sie ei­nen Ur­laubs­an­spruch von 42 Ka­len­der­ta­gen pro Ka­len­der­jahr. Für die­se Zei­ten wird der An­spruch der Bord­dienst­zeit, Verfügungs­zeit und Ur­laubs­zeit gemäß Abs. 1 aus­ge­setzt und an­tei­lig neu be­rech­net. Dies gilt nicht, so­weit die­se Zei­ten vom Ree­der als Verfügungs­zeit gemäß Abs. 5 Zif­fer 2 ge­nutzt wer­den. So­fern der Ur­laubs­an­spruch gemäß Satz 1 zum Tra­gen kommt, muss die­ser Ur­laub im lau­fen­den Ka­len­der­jahr gewährt und ge­nom­men wer­den. Ei­ne Über­tra­gung die­ses Ur­laubs auf das nächs­te Ka­len­der­jahr ist nur statt­haft, wenn drin­gen­de be­trieb­li­che oder in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen-de Gründe dies recht­fer­ti­gen. Im Fal­le der Über­tra­gung muss der Ur­laub in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen-den Ka­len­der­jah­res gewährt und ge­nom­men wer­den. § 4 Abs. 1 Arb­PlSchG bleibt un­berührt.“


Der Kläger ar­bei­te­te im Jahr 2006 an 189 Ta­gen. Er nahm in die­sem Jahr an zwei Wehrübun­gen von je­weils zwölf Ka­len­der­ta­gen teil und war an 42 Ka­len­der­ta­gen ar­beits­unfähig er­krankt. An 19 Ka­len­der­ta­gen be­such­te der Kläger ei­nen Lehr­gang zur Wei­ter­bil­dung als Fach­kraft für den See­be­trieb. Die Be­klag­te gewähr­te dem Kläger 2006 ins­ge­samt 110 freie Ta­ge. Da­bei han­del­te es sich um 91 Ur­laubs­ta­ge und die 19 Ta­ge des Wei­ter­bil­dungs­lehr­gangs.
 


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Die mo­nat­li­chen Ver­dienstab­rech­nun­gen des Klägers ent­hiel­ten ver­schie­de­ne An­ga­ben zu sei­nem Frei­zeit­kon­to. Sein Frei­zeit­kon­to für 2006 wur­de mit ins­ge­samt 170 Ta­gen aus­ge­stat­tet. Die Ver­dienstab­rech­nung für Ja­nu­ar 2006 ent­hielt kei­nen Über­trag aus dem Frei­zeit­kon­to des Vor­mo­nats. Für Ja­nu­ar, März, April, Mai, Ju­ni, Ju­li, Au­gust, Ok­to­ber und De­zem­ber 2006 wur­den dem Kläger je­weils 15,25 Frei­zeit­ta­ge auf dem Frei­zeit­kon­to gut-ge­schrie­ben. Im Fe­bru­ar 2006 wur­de ihm ein Frei­zeit­an­spruch von 14,25 Ta­gen gut­ge­bracht. Im Sep­tem­ber und im No­vem­ber 2006 be­trug der gut­ge­schrie­be­ne Frei­zeit­an­spruch je­weils 9,25 Ta­ge. Die Be­klag­te über­trug aus dem Jahr 2006 ei­nen Frei­zeits­al­do von 39 Ta­gen in das Jahr 2007.


Der Kläger for­der­te die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 31. De­zem­ber 2006 er­folg­los da­zu auf, sein Frei­zeit­kon­to zu be­rich­ti­gen.

Der Kläger meint, ihm ste­he für das Jahr 2006 nach § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF ein großer Ur­laubs­an­spruch von ins­ge­samt 150 Ta­gen zu. Die Krank­heits­ta­ge und die Ta­ge der bei­den Wehrübun­gen sei­en nicht als Land­ar­beits­ta­ge iSv. § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF zu wer­ten.


Der Kläger hat be­an­tragt, 


die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, sein Frei­zeit­kon­to per 1. Ja­nu­ar 2007 um 65 Ta­ge auf 104 Ta­ge zu erhöhen und die Ver­dienstab­rech­nun­gen per 1. Ja­nu­ar 2007 ent­spre­chend zu kor­ri­gie­ren.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie ist der An­sicht, dem Kläger ste­he für die Krank­heits­zei­ten und die Ta­ge der Wehrübun­gen nur der klei­ne Ur­laubs­an­spruch iSv. § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF zu. § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF, der den großen Ur­laubs­an­spruch reg­le, sei im Zu­sam­men­hang mit § 22 Abs. 1 An­la­ge IV MTV-See aF zu se­hen. Da­nach set­ze ei­ne Ur­laubs­zeit von 150 Ta­gen ei­ne Bord­dienst­zeit von 183 Ta­gen vor­aus. Aus der Ta­rif­ge­schich­te der An­la­ge IV MTV-See aF und der Stel­lung­nah­me der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­ge­be sich, dass Ar­beit­neh­mern für Krank­heits- und Wehrübungs­zei­ten nur der klei­ne Ur­laubs­an­spruch zu­kom­me.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt 



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hat das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts auf die Be­ru­fung des Klägers teil­wei­se ab­geändert und die Be­klag­te ver­ur­teilt, das Frei­zeit­kon­to des Klägers per 1. Ja­nu­ar 2007 um sie­ben Ta­ge auf 46 Ta­ge zu erhöhen und die Ver­dienstab­rech­nun­gen ent­spre­chend zu kor­ri­gie­ren. Im Übri­gen hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt die Be­ru­fung zurück­ge­wie­sen. Mit der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on hat der Kläger zunächst sei­nen bis­he­ri­gen Kla­ge­an­trag in vol­lem Um­fang wei­ter­ver­folgt. In der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung hat er sei­nen Sach­an­trag dar­auf be­schränkt, die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, sein Frei­zeit­kon­to per 1. Ja­nu­ar 2007 um wei­te­re 13 Ta­ge zu erhöhen und das Frei­zeit­kon­to in den Ver­dienstab­rech­nun­gen ent­spre­chend zu kor­ri­gie­ren. Der Kläger hat die wei­ter­ge­hen­de Re­vi­si­on zurück­ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

A. Die noch anhängi­ge Re­vi­si­on ist er­folg­reich. Der Kläger hat An­spruch dar­auf, dass die Be­klag­te sein Frei­zeit­kon­to mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2007 um wei­te­re 13 Ta­ge erhöht und das Frei­zeit­kon­to in den Ver­dienstab­rech­nun­gen seit­dem in die­ser Höhe aus­weist. Dem Kläger steht ein­sch­ließlich der vom Lan­des­ar­beits­ge­richt rechts­kräftig zu­er­kann­ten sie­ben Ta­ge ei­ne Gut­schrift von wei­te­ren 20 Ta­gen zu. Er ist auf­grund der teil­wei­sen Rück­nah­me der Re­vi­si­on sei­nes wei­ter­ge­hen­den Rechts­mit­tels ver­lus­tig (vgl. §§ 565, 516 ZPO).

I. Die noch zur Ent­schei­dung des Se­nats an­ge­fal­le­ne Kla­ge ist zulässig, ins­be­son­de­re hin­rei­chend be­stimmt iSv. § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

1. Die mit der Kla­ge auf Erhöhung des Frei­zeit­kon­tos er­streb­te Hand­lung ist er­kenn­bar. Die Be­klag­te soll dem Frei­zeit­kon­to des Klägers mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2007 wei­te­re 13 Ta­ge gut­schrei­ben. Die Be­klag­te führt ein sol­ches Frei­zeit­kon­to für den Kläger. Ein Frei­zeit­kon­to drückt aus, in wel­chem Um­fang der Ar­beit­neh­mer Vergütung be­an­spru­chen kann, oh­ne Ar­beit zu leis­ten. Der Ar­beit­neh­mer hat An­spruch dar­auf, dass die­ses Kon­to rich­tig geführt wird.


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Er­wor­be­ne Frei­zeit­ansprüche sind in das Kon­to auf­zu­neh­men, ihm „gut­zu­schrei­ben“ (vgl. zu ei­nem Zeit­kon­to, dem sog. Plus­stun­den gut­zu­schrei­ben wa­ren, BAG 14. Au­gust 2002 - 5 AZR 417/01 - zu I 1 der Gründe, AP Ent­geltFG § 2 Nr. 10 = EzA Ent­gelt­fort­zG § 2 Nr. 4; zu ei­nem Ar­beits­zeit­kon­to 19. März 2008 - 5 AZR 328/07 - Rn.10, AP BGB § 611 Fei­er­tags­vergütung Nr. 1; zu ei­nem Ur­laubs­kon­to Se­nat 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 164/08 - Rn. 16, AP BUrlG § 7 Nr. 40 = EzA BUrlG § 7 Nr. 120).


2. Auch die Kla­ge, die auf Ände­rung des seit Ja­nu­ar 2007 in den Ver­dienstab­rech­nun­gen wie­der­ge­ge­be­nen Frei­zeit­kon­tos ge­rich­tet ist, genügt dem Be­stimmt­heits­ge­bot.


a) Nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO muss die Kla­ge­schrift ua. die be­stimm­te An­ga­be von Ge­gen­stand und Grund des er­ho­be­nen An­spruchs ent­hal­ten. Der Streit­ge­gen­stand und der Um­fang der Rechts­kraft des er­streb­ten Ur­teils müssen be­stimmt wer­den können (Se­nat 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 164/08 - Rn. 14, AP BUrlG § 7 Nr. 40 = EzA BUrlG § 7 Nr. 120).


b) Die Kla­ge wird die­sen An­for­de­run­gen ge­recht. Der Kläger meint mit Ver­dienstab­rech­nun­gen die mo­nat­lich zu er­stel­len­den Ver­dienstab­rech­nun­gen seit Ja­nu­ar 2007. Die Be­klag­te nutzt die Ab­rech­nun­gen im ge­gen­sei­ti­gen Ein­ver­neh­men, um dem Kläger mo­nat­lich Aus­kunft über das Ein­satz- und Ur­laubs­kon­to nach § 22 Abs. 8 Satz 2 An­la­ge IV MTV-See aF zu er­tei­len.


II. Die noch rechtshängi­ge Kla­ge ist be­gründet. Die Be­klag­te ist ver­pflich­tet, dem Frei­zeit­kon­to des Klägers seit 1. Ja­nu­ar 2007 über die be­reits vom Lan­des­ar­beits­ge­richt rechts­kräftig zu­er­kann­ten sie­ben Ta­ge hin­aus wei­te­re 13 Ta­ge aus dem Jahr 2006 gut­zu­schrei­ben (§ 22 Abs. 1, 6 und 8 An­la­ge IV MTV-See aF iVm. § 241 Abs. 2 BGB).


1. Nach § 22 Abs. 8 Satz 1 An­la­ge IV MTV-See aF ist das Ein­satz- und Ur­laubs­zeit­kon­to den Beschäftig­ten ein­mal ka­len­derjähr­lich be­kannt zu ge­ben. Darüber hin­aus wird auf Wunsch Aus­kunft über das je­wei­li­ge Ein­satz- und Ur­laubs­kon­to er­teilt (§ 22 Abs. 8 Satz 2 An­la­ge IV MTV-See aF). Aus die­sen
 


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ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen er­gibt sich zu­gleich die Pflicht des Ar­beit­ge­bers, das Ur­laubs­kon­to rich­tig zu führen. Sonst könn­te der Ar­beit­ge­ber sei­ne Ver­pflich­tung, ei­ne verläss­li­che Aus­kunft über den Um­fang des be­reits gewähr­ten und des noch of­fe­nen Ur­laubs­an­spruchs zu ge­ben, nicht erfüllen. Der Ar­beit­neh­mer kann ver­lan­gen, dass der Ar­beit­ge­ber die ihm noch zu­ste­hen­den Ur­laubs­ansprüche im Ur­laubs­kon­to zu­tref­fend aus­weist und ggf. nöti­ge Kor­rek­tu­ren vor­nimmt.


2. Die Be­klag­te führt das Ur­laubs­kon­to als Frei­zeit­kon­to. In die­ses Kon­to stellt sie die Ur­laubs­ta­ge des Klägers ein. Der Kläger er­warb für das Ka­len­der­jahr 2006 oh­ne Verfügungs­ta­ge ei­nen Ur­laubs­an­spruch von 150 Ta­gen (§ 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF).

a) Nach § 22 Abs. 1 Satz 1 An­la­ge IV MTV-See aF ha­ben die Beschäftig­ten für je­des Ka­len­der­jahr An­spruch auf be­zahl­te Ur­laubs- und Verfügungs­ta­ge. Für die Be­rech­nung der Ein­satz­zeit und Ur­laubs­zeit ist das Ka­len­der­jahr maßge­bend (§ 22 Abs. 1 Satz 2 An­la­ge IV MTV-See aF).

b) Der Jah­res­ur­laubs­an­spruch für das Ka­len­der­jahr 2006 steht dem Kläger nicht nur zeit­an­tei­lig zu, ob­wohl er an Wehrübun­gen teil­nahm. Das hat das Lan­des­ar­beits­ge­richt zu Recht an­ge­nom­men.


aa) Ei­ne spe­zi­al­ge­setz­li­che Grund­la­ge, den Jah­res­ur­laub des Klägers für die Zei­ten der Teil­nah­me an Wehrübun­gen zu kürzen, be­steht nicht. Nach § 1 Abs. 1 iVm. § 10 Arb­PlSchG in der bis 17. Ju­ni 2009 gel­ten­den Fas­sung (aF) ruht das Ar­beits­verhält­nis während des Wehr­diens­tes, wenn der Ar­beit­neh­mer zu ei­ner Wehrübung (ggf. auf­grund frei­wil­li­ger Ver­pflich­tung) ein­be­ru­fen wird.

(1) Ruht das Ar­beits­verhält­nis iSd. Ar­beits­platz­schutz­ge­set­zes, ent­fal­len die ge­gen­sei­ti­gen Haupt­leis­tungs­pflich­ten, so­weit nicht aus­drück­lich et­was an­de­res ver­ein­bart wird. Der recht­li­che Be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses bleibt den­noch un­berührt. Nach § 4 Abs. 1 iVm. § 10 Arb­PlSchG aF kann der Ar­beit­ge­ber den Er­ho­lungs­ur­laub, der dem Ar­beit­neh­mer für ein Ur­laubs­jahr aus dem

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Ar­beits­verhält­nis zu­steht, al­ler­dings für je­den vol­len Ka­len­der­mo­nat, den der Ar­beit­neh­mer Wehr­dienst leis­tet, um ein Zwölf­tel kürzen.

(2) Der Kläger nahm an 24 Ka­len­der­ta­gen im Jahr 2006 an Wehrübun­gen teil. Die Gren­ze ei­nes vol­len Ka­len­der­mo­nats war nicht er­reicht. Die Be­klag­te war des­halb nicht be­rech­tigt, den Jah­res­ur­laub zu kürzen. An­ge­sichts des ein­deu­ti­gen Ge­set­zes­wort­lauts kommt auch kei­ne an­tei­li­ge Kürzung in Be­tracht, wenn die Zeit des Wehr­diens­tes un­ter ei­nem vol­len Ka­len­der­mo­nat liegt (vgl. Lei­ne­mann/Linck Ur­laubs­recht 2. Aufl. Teil II Ur­laub und Wehr­dienst Rn. 10; Neu­mann/Fen­ski Bun­des­ur­laubs­ge­setz 9. Aufl. Arb­PlSchG Rn. 5 ff.).

bb) Das Ru­hen des Ar­beits­verhält­nis­ses während der Teil­nah­me an Wehrübun­gen führt auch nicht auf­grund all­ge­mei­ner Be­stim­mun­gen da­zu, dass der ta­rif­li­che Jah­res­ur­laubs­an­spruch zeit­an­tei­lig entfällt.


(1) Der Min­des­t­ur­laubs­an­spruch iSv. Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG (sog. Ar­beits­zeit­richt­li­nie) und §§ 1, 3 BUrlG ent­steht auch dann, wenn der Ar­beit­neh­mer nicht ar­bei­tet (vgl. bei­spiel­haft für den Fall der Ar­beits­unfähig­keit EuGH 20. Ja­nu­ar 2009 - C-350/06 und C-520/06 - [ver­bun­de­ne Rechts­sa­chen Schultz-Hoff, Strin­ger ua.] Rn. 41, AP Richt­li­nie 2003/88/EG Nr. 1 = EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2003/88 Nr. 1; Se­nat 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 21, AP BUrlG § 7 Nr. 39 = EzA BUrlG § 7 Ab­gel­tung Nr. 15). Das See­manns­ge­setz enthält kei­ne hier­von ab­wei­chen­den Be­stim­mun­gen (§ 53 Abs. 2 SeemG). So­weit in ei­nem Ta­rif­ver­trag für den ta­rif­li­chen Ur­laubs­an­spruch kei­ne an­ders­lau­ten­den Re­ge­lun­gen ge­trof­fen wer­den, gel­ten die ge­setz­li­chen Vor­schrif­ten (vgl. Se­nat 28. April 1998 - 9 AZR 314/97 - zu I 4 der Gründe, BA­GE 88, 315).


(2) We­der der MTV-See noch sei­ne An­la­ge IV be­stim­men, dass für Zei­ten, in de­nen das Ar­beits­verhält­nis we­gen der Teil­nah­me an Wehrübun­gen ruht, kein Ur­laubs­an­spruch ent­steht. Der im Jahr 2006 ent­stan­de­ne Ur­laubs­an­spruch des Klägers darf da­her nicht auf der Grund­la­ge von 341 Ka­len­der­ta­gen an­stel­le von 365 Ka­len­der­ta­gen be­rech­net wer­den. Ei­ne sol­che Kürzungsmöglich­keit er­gibt sich ins­be­son­de­re nicht aus § 22 Abs. 3 An­la­ge IV MTV-See aF. Die­se


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Vor­schrift ist nur dann an­zu­wen­den, wenn das Ar­beits­verhält­nis nicht während des ge­sam­ten Ka­len­der­jah­res be­steht.

c) Der im Jahr 2006 ent­stan­de­ne Ur­laubs­an­spruch des Klägers be­stimmt sich nach § 22 Abs. 6 und nicht nach § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF. Dem Kläger steht der große Ur­laubs­an­spruch zu. Es ist unschädlich, dass er 2006 an 42 Ka­len­der­ta­gen ar­beits­unfähig er­krankt war, an 24 Ta­gen an Wehrübun­gen teil­nahm und sich während die­ser Zei­ten - je­den­falls nach dem Vor­brin­gen der Be­klag­ten - an Land be­fand. Ent­schei­dend ist, dass der Kläger oh­ne die Hin­de­rungs­gründe ver­pflich­tet ge­we­sen wäre, Bord­dienst zu ver­se­hen.

aa) Re­gelmäßig wird der große Ur­laubs­an­spruch aus § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF er­wor­ben. Le­dig­lich un­ter den in § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen ist der Ur­laubs­an­spruch aus­nahms­wei­se auf der Grund­la­ge von 80 Ta­gen pro Ka­len­der­jahr zu be­rech­nen.


bb) Der Aus­nah­me­tat­be­stand des klei­nen Ur­laubs­an­spruchs aus § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF ist hier nicht erfüllt. Der Kläger leis­te­te in den Zei­ten, in de­nen er an Wehrübun­gen teil­nahm oder ar­beits­unfähig er­krankt war, kei­nen Dienst an Land iSd. der ta­rif­li­chen Be­stim­mung. Er war in die­sen Zeiträum­en nicht ver­pflich­tet, Dienst an Land zu leis­ten. Ein Beschäftig­ter leis­tet nur dann Dienst an Land iSv. § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF, wenn er - zB auf­grund ei­ner ver­trag­li­chen Ab­re­de oder ei­ner wirk­sa­men Wei­sung - ver­pflich­tet ist, an­stel­le des Bord­diens­tes Dienst an Land zu leis­ten. Für Zei­ten, in de­nen der Beschäftig­te ar­beits­unfähig er­krankt ist oder an Wehrübun­gen teil­nimmt, ist ent­schei­dend, ob er ver­pflich­tet ge­we­sen wäre, Dienst an Land zu leis­ten, wenn der Hin­de­rungs­grund für den Bord­dienst durch Er­kran­kung oder Teil­nah­me an ei­ner Wehrübung hin­weg­ge­dacht wird. Es kommt nicht dar­auf an, wo sich der Ar­beit­neh­mer in die­sen Zei­ten tatsächlich aufhält. Das er­gibt die Aus­le­gung der ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen.


(1) Der nor­ma­ti­ve Teil ei­nes Ta­rif­ver­trags ist grundsätz­lich nach den für Ge­set­ze gel­ten­den Re­geln aus­zu­le­gen. Aus­zu­ge­hen ist zunächst vom Ta­rif­wort­laut. Auf die­ser Grund­la­ge ist der wirk­li­che Wil­le der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en
 


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zu er­mit­teln, so­weit er sich in den ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen nie­der­ge­schla­gen hat. Der ta­rif­li­che Zu­sam­men­hang kann Auf­schluss über den von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ver­folg­ten Zweck ge­ben. Auch auf die Ent­ste­hungs­ge­schich­te und die Ta­rif­pra­xis kann zurück­ge­grif­fen wer­den. Prak­ti­ka­bi­lität und Sinn des Aus­le­gungs­er­geb­nis­ses sind im Au­ge zu be­hal­ten. Im Zwei­fel ist die Aus­le­gung vor­zugswürdig, die zu ei­ner vernünf­ti­gen, sach­ge­rech­ten, zweck­ori­en­tier­ten und prak­tisch brauch­ba­ren Re­ge­lung führt (vgl. für die st. Rspr. Se­nat 19. Mai 2009 - 9 AZR 135/08 - Rn. 22; 20. Ja­nu­ar 2009 - 9 AZR 677/07 - Rn. 35, AP TVG § 1 Al­ters­teil­zeit Nr. 43 = EzA TVG § 4 Al­ters­teil­zeit Nr. 30).

(2) Wort­laut und Zu­sam­men­hang der Re­ge­lun­gen in § 22 An­la­ge IV MTV-See aF zei­gen, dass § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF hin­sicht­lich des Um­fangs des Ur­laubs­an­spruchs der Re­gel­tat­be­stand für die Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten ist.

(a) § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF be­gründet selbst kei­ne wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen für die Ent­ste­hung ei­nes Jah­res­ur­laubs­an­spruchs von 150 Ta­gen. Der Wort­laut stellt nicht dar­auf ab, dass der Ar­beit­neh­mer tatsächlich Bord­dienst leis­tet, sich an Bord aufhält oder an­ge­mus­tert wur­de. An­de­res er­gibt sich nicht aus § 22 Abs. 1 Satz 3 An­la­ge IV MTV-See aF. Dort wird le­dig­lich fest­ge­legt, aus wel­chen Ein­satz- und Ur­laubs­zei­ten sich das Ka­len­der­jahr zu­sam­men­setzt. Der Be­griff „183 Ta­ge Bord­dienst­zeit“ be­sagt we­der, dass zur Bord­dienst­zeit nur sol­che Ta­ge gehören, an de­nen der Ar­beit­neh­mer tatsächlich an Bord ar­bei­tet. Der Re­ge­lung kann auch nicht ent­nom­men wer­den, der Ur­laubs­an­spruch in Höhe von 150 Ta­gen ent­ste­he nur bei tatsäch­li­cher Ar­beits­leis­tung an 183 Ta­gen an Bord. Die Be­zug­nah­me auf § 22 Abs. 4 An­la­ge IV MTV-See aF ver­deut­licht viel­mehr, dass es sich bei der Bord­dienst-zeit um sol­che Zei­ten han­delt, in de­nen der Beschäftig­te grundsätz­lich ver­pflich­tet ist, Dienst an Bord zu leis­ten. Zu der „Bord­dienst­zeit“ gehören da­her auch sol­che Ta­ge, an de­nen der Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet wäre, Bord­diens­te zu leis­ten, wenn kein Hin­de­rungs­grund bestünde.

(b) Ei­ne Aus­nah­me von dem An­spruch auf 150 Ta­ge Ur­laub im Ka­len­der­jahr nach § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF ist nur un­ter den Vor­aus-
 


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set­zun­gen des § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF an­zu­neh­men. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ha­ben mit dem Be­griff „Dienst an Land leis­ten“ in § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF zum Aus­druck ge­bracht, dass es nicht dar­auf an­kommt, wo sich der Ar­beit­neh­mer tatsächlich aufhält. Ent­schei­dend ist, ob er recht­lich ver­pflich­tet ist, statt des Bord­diens­tes Dienst an Land zu leis­ten. Das wird durch § 22 Abs. 1 und 4 An­la­ge IV MTV-See aF bestätigt. Ein an An­la­ge IV MTV-See aF ge­bun­de­ner Ar­beit­neh­mer leis­tet nur dann Dienst an Land, wenn er ab­wei­chend von § 22 Abs. 4 iVm. Abs. 1 Satz 3 Nr. 1 An­la­ge IV MTV-See aF auch recht­lich ver­pflich­tet ist, Dienst an Land zu leis­ten. Sonst bleibt es bei sei­ner Ver­pflich­tung, an 183 Ta­gen Bord­dienst zu leis­ten.


(c) Der ta­rif­li­che Ge­samt­zu­sam­men­hang bestätigt die­ses Aus­le­gungs­er­geb­nis. § 22 An­la­ge IV MTV-See aF er­setzt § 22 MTV-See.

(aa) In § 22 MTV-See wird hin­sicht­lich der Höhe des mo­nat­lich ent­ste­hen­den Ur­laubs­an­spruchs aus­drück­lich da­nach un­ter­schie­den, ob die Beschäftig­ten Dienst an Bord leis­ten, sich auf der An- und Ab­rei­se be­fin­den oder sich auf Wei­sung des Ree­ders ab­ruf­be­reit hal­ten. In die­sen Fällen er­wer­ben sie ei­nen Ge­samt­ur­laubs­an­spruch (§ 22 Abs. 5 MTV-See). Leis­ten die Beschäftig­ten da­ge­gen Dienst an Land, neh­men sie an ei­ner Wehrübung, ei­ner durch Rechts- oder Ver­wal­tungs­vor­schrif­ten oder in­ter­na­tio­na­le Übe­r­einkünf­te vor­ge­schrie­be­nen Aus- und/oder Wei­ter­bil­dungs­maßnah­me teil, sind sie krank oder see­dienst­un­taug­lich an Land oder neh­men sie an ei­ner Re­ha­bi­li­ta­ti­ons­maßnah­me teil, rich­tet sich die Ur­laubshöhe nach § 22 Abs. 6 MTV-See. Die­se von der Ein­gangs­pas­sa­ge der An­la­ge IV MTV-See aF und ih­rem § 22 ab­be­dun­ge­ne Aufzählung zeigt, dass den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en die mögli­chen un­ter­schied­li­chen Fall­ge­stal­tun­gen im Ur­laubs­jahr be­wusst wa­ren.


(bb) Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en erklärten § 22 MTV-See für die Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten aus­drück­lich für un­an­wend­bar und tra­fen für sie ei­ne Son­der­re­ge­lung in § 22 An­la­ge IV MTV-See aF. Aus dem Um­stand, dass ein Ar­beit­neh­mer, der zB an ei­ner Wehrübung teil­nimmt, hierfür nach dem MTV-See nur ei­nen ge­rin­ge­ren Ur­laubs­an­spruch er­wirbt als für Zei­ten, in de­nen er Dienst an Bord leis­tet, kann des­we­gen nicht ge­schlos­sen wer­den, die­se Wer­tung ha­be


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auch für § 22 An­la­ge IV MTV-See aF zu gel­ten. § 22 Abs. 6 der An­la­ge IV MTV-See aF be­gründet kei­ne wei­te­ren Vor­aus­set­zun­gen. In § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF wird le­dig­lich der Dienst an Land erwähnt. Dar­an wird deut­lich, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en für die Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten in be­wuss­ter Ab­wei­chung von § 22 MTV-See kei­nen aus­nahms­wei­se verkürz­ten „klei­nen“ Ur­laubs­an­spruch be­gründen woll­ten, wenn der Ar­beit­neh­mer in Zei­ten ei­nes ei­gent­lich zu leis­ten­den Bord­diens­tes an ei­ner Wehrübung teil­nimmt oder er­krankt.


(d) Die Ent­ste­hungs­ge­schich­te der An­la­ge IV MTV-See aF lässt kei­nen an­de­ren Re­ge­lungs­wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en er­ken­nen. Für die Ar­beit­neh­mer der Be­klag­ten galt vor In­kraft­tre­ten der An­la­ge IV MTV-See aF zunächst der MTV-See idF vom 17. April 1986. Später - nach­dem die Be­klag­te aus der Ta­rif­ge­mein­schaft aus­ge­tre­ten war - fand ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung An­wen­dung, die hin­sicht­lich des Ur­laubs­an­spruchs im Krank­heits­fall oder bei Teil­nah­me an ei­ner Wehrübung auf § 57 Abs. 3 MTV-See idF vom 17. April 1986 ver­wies. Die­se Rechts­la­ge änder­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en be­wusst, als sie § 22 MTV-See für die Beschäftig­ten der Be­klag­ten mit Wir­kung vom 1. Ju­li 2002 durch An­la­ge IV MTV-See aF er­setz­ten.


(e) Der Ta­rif­zweck er­laubt kein an­de­res Aus­le­gungs­er­geb­nis. Der von der Be­klag­ten an­geführ­te Sinn des Aus­gleichs der tatsächli­chen Ar­beits­be­las­tung durch Ur­laub ist in § 22 An­la­ge IV MTV-See aF nicht aus­ge­drückt. Die­ser Zweck ent­spricht auch nicht den Be­stim­mun­gen in Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie, im BUrlG und im SeemG. Da­nach ent­steht der Min­des­t­ur­laubs­an­spruch selbst dann, wenn der Ar­beit­neh­mer nicht ar­bei­tet (vgl. für den Fall der Ar­beits­unfähig­keit EuGH 20. Ja­nu­ar 2009 - C-350/06 und C-520/06 - [ver­bun­de­ne Rechts­sa­chen Schultz-Hoff, Strin­ger ua.] Rn. 41, AP Richt­li­nie 2003/88/EG Nr. 1 = EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2003/88 Nr. 1; Se­nat 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 21, AP BUrlG § 7 Nr. 39 = EzA BUrlG § 7 Ab­gel­tung Nr. 15).


(f) Die ge­mein­sa­me Erklärung bei­der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en vom 6. März 2009, nach der der große Ur­laubs­an­spruch nur bei tatsäch­li­chem Auf­ent­halt an


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Bord er­wor­ben wer­den kann, führt zu kei­nem an­de­ren Aus­le­gungs­er­geb­nis. Übe­rein­stim­men­de Stel­lung­nah­men der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en können bei der Er­mitt­lung des ob­jek­ti­ven Ta­ri­fin­halts hilf­reich sein. Der Wil­le der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en, wie er in der ge­mein­sa­men Stel­lung­nah­me vom 6. März 2009 ge-äußert wur­de, hat sich je­doch nicht in Wort­laut und Zu­sam­men­hang der Ta­rif­vor­schrif­ten nie­der­ge­schla­gen. Auf sie kommt es bei der Aus­le­gung des nor­ma­ti­ven Teils ei­nes Ta­rif­ver­trags ent­schei­dend an (vgl. zB BAG 5. Au­gust 2009 - 10 AZR 1006/08 - Rn. 21 mwN, AP TVG § 4 Nr. 32). Aus dem ein­deu­ti­gen ta­rif­li­chen Wort­laut des § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF er­gibt sich viel­mehr, dass sich der klei­ne Ur­laubs­an­spruch auf Zei­ten, in de­nen der Ar­beit­neh­mer Dienst an Land leis­tet, be­schränkt.

(g) § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF ist als Re­gel­tat­be­stand für den Ur­laubs­an­spruch for­mu­liert. Die Vor­aus­set­zun­gen der Aus­nah­me des klei­nen Ur­laubs­an­spruchs aus § 22 Abs. 7 An­la­ge IV MTV-See aF sind nicht erfüllt. § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF er­fasst auch die Fälle, in de­nen ein grundsätz­lich zum Bord­dienst ver­pflich­te­ter Ar­beit­neh­mer im Ka­len­der­jahr zeit­wei­se auf­grund ei­ner Er­kran­kung ar­beits­unfähig ist oder an Wehrübun­gen teil­nimmt. Ei­ne un­be­wuss­te Ta­riflücke, die durch Rechts­fort­bil­dung aus­gefüllt wer­den könn­te, schei­det des­halb aus (vgl. da­zu BAG 5. Au­gust 2009 - 10 AZR 1006/08 - Rn. 17, AP TVG § 4 Nr. 32). Ei­ne aus­zufüllen­de Ta­riflücke kommt nicht in Be­tracht, wenn der Ta­rif­ver­trag selbst ein in sich ge­schlos­se­nes Re­gel­werk enthält. Das gilt auch dann, wenn die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en später zum Aus­druck brin­gen, sie hätten ei­nen nicht be­dach­ten Um­stand an­ders re­geln wol­len, als er sich aus dem Wort­sinn des Ta­rif­ver­trags er­gibt. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en sind dann ge­hal­ten, den Ta­rif­ver­trag zu ändern. Ei­ne sol­che Ände­rung ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en nun mit der am 1. Ja­nu­ar 2009 in Kraft ge­tre­te­nen Ver­ein­ba­rung vom 16. Ja­nu­ar 2009 vor­ge­nom­men. Der neu ge­schaf­fe­ne Abs. 7a in § 22 An­la­ge IV MTV-See nF enthält nicht nur ei­ne Klar­stel­lung, son­dern ei­ne neue Ur­laubs­re­ge­lung.


3. Der im Ka­len­der­jahr ent­stan­de­ne und noch nicht ver­brauch­te Ur­laub nach An­la­ge IV MTV-See aF ist zeit­lich nicht be­fris­tet (vgl. für den Ge­samt-



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ur­laubs­an­spruch nach dem MTV-See Se­nat 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 164/08 - Rn. 40 mwN, AP BUrlG § 7 Nr. 40 = EzA BUrlG § 7 Nr. 120).


a) An­ders als § 7 Abs. 3 BUrlG und § 55 Abs. 3 SeemG se­hen der MTV-See und An­la­ge IV MTV-See aF kei­ne zeit­li­che Be­fris­tung des Ur­laubs­an­spruchs vor. Sie ken­nen we­der ei­ne Be­fris­tung auf das Ka­len­der­jahr noch ei­nen Über­tra­gungs­zeit­raum.

b) Auf die ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen kann nicht zurück­ge­grif­fen wer­den. § 23 Abs. 1 idF der An­la­ge IV MTV-See aF und § 23 Abs. 2 bis 9 MTV-See ent­hal­ten ab­sch­ließen­de Re­ge­lun­gen für die Ur­laubs­gewährung. Nach § 23 Abs. 2 MTV-See muss der Ur­laub ge­nom­men wer­den. Bis zu wel­chem Zeit­punkt der Ur­laub zu neh­men ist, ist nicht vor­ge­ge­ben. Der dar­aus fol­gen­de Wil­le, ei­nen un­be­fris­te­ten Ur­laubs­an­spruch zu be­gründen, wird bestätigt von § 22 Abs. 5 und 8 An­la­ge IV MTV-See aF. In § 22 Abs. 5 Satz 4 An­la­ge IV MTV-See aF ist nur für die Verfügungs­zeit aus­drück­lich be­stimmt, dass sie über das Ka­len­der­jahr hin­aus nicht über­trag­bar ist. Nach § 22 Abs. 8 Satz 1 An­la­ge IV MTV-See aF ist das Ein­satz- und Ur­laubs­zeit­kon­to dem Beschäftig­ten ein­mal im Ka­len­der­jahr be­kannt zu ge­ben. Das ist nur sinn­voll, wenn die Ur­laubs­zei­ten auch auf das neue Ka­len­der­jahr über­tra­gen wer­den können. Hin­zu kommt, dass es sich bei dem Ur­laubs­an­spruch aus § 22 Abs. 6 und 7 An­la­ge IV MTV-See aF um ei­nen ge­misch­ten An­spruch han­delt, der den ei­gent­li­chen Ur­laubs­an­spruch mit Aus­gleichs­ansprüchen für Ar­beit an Sonn- und Fei­er­ta­gen ver­bin­det. Das zeigt die Dau­er der sog. großen und klei­nen Ur­laubs­ansprüche.

c) Be­den­ken an der Wirk­sam­keit der ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen be­ste­hen nicht. Der Fort­be­stand der Ur­laubs­ansprüche über die Dau­er des Ka­len­der­jah­res oder ei­nes Über­tra­gungs­zeit­raums hin­aus ist für den Ar­beit­neh­mer güns­ti­ger als die ge­setz­li­che Re­ge­lung (vgl. Se­nat 19. Ja­nu­ar 1993 - 9 AZR 79/92 - zu II 2 der Gründe, BA­GE 72, 153).

4. Der An­spruch auf Erhöhung des Frei­zeit­kon­tos ist nicht nach § 34 MTV-See ver­fal­len. Er wird während des be­ste­hen­den Heu­er­verhält­nis­ses vor



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An­tritt des Ur­laubs nicht fällig iSd. ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist. Das gilt auch für den zeit­lich un­be­fris­te­ten Ur­laubs­an­spruch des Ar­beit­neh­mers.


a) Der Be­griff der Fällig­keit im Sinn ei­ner ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist kann nicht für al­le Ansprüche in glei­cher Wei­se be­stimmt wer­den. Er ist un­ter Ein­be­zie­hung des Kennt­nis­stands des Gläubi­gers und sub­jek­ti­ver Zu­rech­nungs­ge­sichts­punk­te in­ter­es­sen­ge­recht aus­zu­le­gen. Die Fest­le­gung des Fällig­keits­zeit­punkts ist abhängig von dem Cha­rak­ter des An­spruchs und den Umständen sei­ner Ent­ste­hung (vgl. ausführ­lich BAG 18. De­zem­ber 2008 - 8 AZR 105/08 - Rn. 48, NZA-RR 2009, 314).


b) Der An­spruch des Klägers auf Gut­schrift von wei­te­ren 13 Ta­gen auf sei­nem Frei­zeit­kon­to be­ruht auf § 22 Abs. 1, 6 und 8 der An­la­ge IV MTV-See aF. Auf­grund der Na­tur des An­spruchs kann er während des be­ste­hen­den Heu­er­verhält­nis­ses nicht fällig iSd. ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist wer­den. Sonst würde der mit § 22 Abs. 8 An­la­ge IV MTV-See aF ver­folg­te Zweck, dass der Beschäftig­te je­der­zeit ei­ne verläss­li­che und zu­tref­fen­de Aus­kunft über die Höhe sei­nes noch of­fe­nen Ur­laubs­an­spruchs er­hal­ten kann, nicht er­reicht. Da­mit un­terfällt auch der ta­rif­li­che Ur­laubs­an­spruch des Klägers nicht der ta­rif­li­chen Aus­schluss­frist. Er wird während des be­ste­hen­den Heu­er­verhält­nis­ses vor Gewährung des Ur­laubs nicht fällig iSv. § 34 MTV-See (vgl. zu § 22 MTV-See Lin­de­mann/Bemm See­manns­ge­setz und Man­tel­ta­rif­ver­trag für die deut­sche See­schiff­fahrt 6. Aufl. § 32 Rn. 20). Der Ur­laubs­an­spruch nach § 22 An­la­ge IV MTV-See aF ent­steht oh­ne War­te­zeit mit Be­ginn des Heu­er­verhält­nis­ses oder - bei schon be­ste­hen­dem Heu­er­verhält­nis - mit Be­ginn des Ka­len­der­jah­res. Be­reits zu die­sem Zeit­punkt kann der Beschäftig­te den Ur­laub vom Ree­der ver­lan­gen. Grif­fe die ta­rif­li­che Aus­schluss­frist ein, müss­te der Ar­beit­neh­mer in­ner­halb ei­ner Frist von drei Mo­na­ten nach Be­ginn des Heu­er­verhält­nis­ses oder nach Jah­res­be­ginn sei­nen Ur­laubs­an­spruch schrift­lich gel­tend ma­chen. Das ent­spricht nicht dem in § 22 An­la­ge IV MTV-See aF und § 23 MTV-See zum Aus­druck ge­brach­ten Wil­len der Ta­rif­ver­trags­par­tei­en. Dort ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en den Ur­laubs­an­spruch zeit­lich nicht be­fris­tet, ihn al­so we­der an das Ka­len­der­jahr noch an ei­nen Über­tra­gungs­zeit­raum ge­bun­den.
 


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5. Der Kläger hat­te für das Ka­len­der­jahr 2006 nach § 22 Abs. 6 An­la­ge IV MTV-See aF An­spruch auf ins­ge­samt 150 Ur­laubs­ta­ge. Im Um­fang von 91 Ta­gen sind die Frei­zeit­ansprüche durch Gewährung sog. Ur­laubs nach § 362 Abs. 1 BGB er­lo­schen. Dem Frei­zeit­kon­to des Klägers wa­ren dem­nach mit Wir­kung vom 1. Ja­nu­ar 2007 noch 59 Ur­laubs­ta­ge aus dem Jahr 2006 gut­zu­schrei­ben. Die Be­klag­te schrieb dem Frei­zeit­kon­to nach den nicht an-ge­grif­fe­nen und da­mit bin­den­den Fest­stel­lun­gen des Lan­des­ar­beits­ge­richts (§ 559 Abs. 2 ZPO) 39 Ta­ge aus dem Jahr 2006 gut. In die­sem Um­fang ist der An­spruch des Klägers auf Gut­schrift der Ansprüche im Frei­zeit­kon­to nach § 362 Abs. 1 BGB erfüllt. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­klag­te fer­ner rechts­kräftig ver­ur­teilt, das Frei­zeit­kon­to des Klägers per 1. Ja­nu­ar 2007 um sie­ben wei­te­re Ta­ge zu erhöhen. Der Kläger kann des­halb noch be­an­spru­chen, dass sei­nem Frei­zeit­kon­to wei­te­re 13 Ta­ge gut­ge­schrie­ben und die Ver­dienstab­rech­nun­gen seit Ja­nu­ar 2007 ent­spre­chend geändert wer­den.

B. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 92 Abs. 1 Satz 1 2. Alt., § 97 Abs. 1, §§ 565, 516 Abs. 3 Satz 1 ZPO.

 

Düwell 

W. Rein­fel­der 

Gall­ner

Fal­tyn 

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