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LAG Hes­sen, Ur­teil vom 09.05.2014, 3 Sa 686/13

   
Schlagworte: Urlaubsanspruch, Altersdiskriminierung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hessen
Aktenzeichen: 3 Sa 686/13
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 09.05.2014
   
Leitsätze:

Jahresurlaubsanspruch d. Kläg. beläuft sich auf 30 Tage nach Anlage 1b zu MTV UKGM und kein erhöhter Urlaubsanspruch d. Kläg. unter dem Gesichtspunkt "Anpassung nach oben" wegen Unwirksamkeit von § 5 Abs. 1 HUrlVO.

§ 5 Abs. 1 HUrlVO ist wirksam, soweit die Vorschriften für über 50-jährige Beschäftigte 3 Urlaubstage mehr vorsieht. Diese Differenzierung ist gerechtfertigt, weil sie dem Schutz älterer Beschäftigter dient, sie gleicht deren erhöhtes Erholungsbedürfnis und ihre längere Regenerationszeit aus.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Gießen, Urteil vom 22.03.2013, 10 Ca 359/12,
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 12.04.2016, 9 AZR 659/14
   

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Lan­des­ar­beits­ge­richt Hes­sen
Urt. v. 09.05.2014, Az.: 3 Sa 686/13


Ver­fah­rens­gang:

vor­ge­hend:

ArbG Gießen - 22.03.2013 - AZ: 10 Ca 359/12

Rechts­grund­la­gen:

§ 7, 1, 10 AGG

§ 5 HUrl­VO i.d.F. vom 12.12.2006

§ 29 Ziff. 10 und An­la­ge 1 b zu MTV UKGM


LAG Hes­sen, 09.05.2014 - 3 Sa 686/13

Ori­en­tie­rungs­satz:

Jah­res­ur­laubs­an­spruch d. Kläg. beläuft sich auf 30 Ta­ge nach An­la­ge 1b zu MTV UKGM und kein erhöhter Ur­laubs­an­spruch d. Kläg. un­ter dem Ge­sichts­punkt "An­pas­sung nach oben" we­gen Un­wirk­sam­keit von § 5 Abs. 1 HUrl­VO.

§ 5 Abs. 1 HUrl­VO ist wirk­sam, so­weit die Vor­schrif­ten für über 50-jähri­ge Beschäftig­te 3 Ur­laubs­ta­ge mehr vor­sieht. Die­se Dif­fe­ren­zie­rung ist ge­recht­fer­tigt, weil sie dem Schutz älte­rer Beschäftig­ter dient, sie gleicht de­ren erhöhtes Er­ho­lungs­bedürf­nis und ih­re länge­re Re­ge­ne­ra­ti­ons­zeit aus.

Te­nor:

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Gießen vom 22. März 2013 - 10 Ca 359/12 - wird auf sei­ne Kos­ten zurück­ge­wie­sen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten auch im Be­ru­fungs­ver­fah­ren über die Fra­ge, ob dem Kläger für die Jah­re 2009 bis 2012 je­weils drei wei­te­re Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub nach­zu­gewähren sind.

Der am xx. xx 1959 ge­bo­re­ne Kläger wird auf Ba­sis ei­nes schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges vom 01. Ok­to­ber 1991, wel­chen er mit dem Land Hes­sen ge­schlos­sen hat­te, in Mar­burg tätig. Er war und ist als An­ge­stell­ter an der "A" beschäftigt, wel­che ursprüng­lich zum Fach­be­reich 20 (Me­di­zin) der Phil­ipps-Uni­ver­sität Mar­burg gehörte und nun­mehr Aus­bil­dungs­schu­le für Pfle­ge­be­ru­fe der Be­klag­ten ist. In § 2 des Ver­tra­ges ist ge­re­gelt, dass das Ar­beits­verhält­nis sich nach dem Bun­des-An­ge­stell­ten­ta­rif­ver­trag (BAT) und den die­sen ergänzen­den, ändern­den oder er­set­zen­den Ta­rif­verträgen in der für den Ar­beit­ge­ber gel­ten­den Fas­sung be­stimmt, we­gen der Ein­zel­hei­ten des Ver­tra­ges wird auf Bl. 20 und 21 d. A. Be­zug ge­nom­men.

Der Kläger war und ist Mit­glied der Ge­werk­schaft Ver­di. Das Land Hes­sen ist zum 31. März 2004 aus der Ta­rif­ge­mein­schaft der Länder (TDL) aus­ge­tre­ten. Es hat un­ter an­de­rem das B in Mar­burg zunächst in ei­ne Körper­schaft des öffent­li­chen Rechts um­ge­wan­delt und im Jah­re 2005 pri­va­ti­siert und per Ge­setz auf die Be­klag­te über­tra­gen.

Nach Ar­ti­kel III § 1 des Ta­rif­ver­tra­ges zu § 71 BAT (Be­sitz­stands­wah­rung) vom 23. Fe­bru­ar 1961 sind für die Dau­er des Er­ho­lungs­ur­lau­bes der An­ge­stell­ten des Lan­des Hes­sen und


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der Mit­glie­der des Hes­si­schen Ar­beit­ge­ber­ver­ban­des der Ge­mein­den- und Kom­mu­nal­verbände die für die Be­am­ten des Ar­beit­ge­bers je­weils gel­ten­den Vor­schrif­ten maßge­bend. Ent­spre­chend wur­de auf das Ar­beits­verhält­nis bezüglich des Er­ho­lungs­ur­laubs des Klägers die Ur­laubs­ver­ord­nung für die Be­am­tin­nen und Be­am­ten im Land Hes­sen (Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung) zu­letzt in der Fas­sung vom 12. De­zem­ber 2006 an­ge­wen­det. Des­sen § 5 Abs. 1 hat die kon­kre­te Ur­laubs­dau­er in Staf­feln nach Le­bens­jah­ren wie folgt be­stimmt:

- bis zu 30 Jah­ren

26 Ar­beits­ta­ge

- über 30 - 40 Jah­re

29 Ar­beits­ta­ge

- über 40 - 50 Jah­re

30 Ar­beits­ta­ge

- über 50 Jah­re

33 Ar­beits­ta­ge

 

Nach ent­spre­chen­den Ta­rif­ver­hand­lun­gen in den Jah­ren 2006 und 2007 hat die Be­klag­te mit der Ge­werk­schaft Ver­di am 05. De­zem­ber 2007 un­ter an­de­rem ei­nen Man­tel­ta­rif­ver­trag Uni­ver­sitätskli­ni­kum Gießen und Mar­burg GmbH (im Fol­gen­den: MTV UKGM) ge­schlos­sen, wel­cher zum 01. Ja­nu­ar 2008 in Kraft ge­tre­ten ist, was in der Be­ru­fungs­ver­hand­lung un­strei­tig ge­wor­den ist. Im MTV UKGM ha­ben die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en in § 29 Re­ge­lun­gen zum Er­ho­lungs­ur­laub ge­trof­fen. Dort heißt es:

"1. Der Ar­beit­neh­mer erhält in je­dem Ka­len­der­jahr Er­ho­lungs­ur­laub un­ter Fort­zah­lung der Ur­laubs­vergütung.

(...)

3. Die Dau­er des Ur­laubs rich­tet sich nach der Ur­laub­s­ta­bel­le (An­la­ge 1 a und b), die Be­stand­teil die­ses Ta­rif­ver­tra­ges ist.

(...)

10. Der Ur­laub muss im lau­fen­den Ka­len­der­jahr gewährt und ge­nom­men wer­den. Ei­ne Über­tra­gung des Ur­lau­bes auf das nächs­te Ka­len­der­jahr ist nur statt­haft, wenn drin­gen­de be­trieb­li­che oder in der Per­son des Ar­beit­neh­mers lie­gen­de Gründe dies recht­fer­ti­gen. (...) Im Fal­le der Über­tra­gung muss der Ur­laub ab dem Ka­len­der­jahr 2008 in den ers­ten drei Mo­na­ten des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res gewährt und an­ge­tre­ten wer­den.

Kann der Ur­laub we­gen Ar­beits­unfähig­keit nicht an­ge­tre­ten wer­den, muss er in den ers­ten sechs Mo­na­ten des Fol­ge­jah­res gewährt und an­ge­tre­ten wer­den. Ur­laub, der nicht in­ner­halb der ge­nann­ten Fris­ten an­ge­tre­ten wird, verfällt.

(...)

§ 34

Aus­schluss­fris­ten

1. Die Ansprüche aus den zwi­schen den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ab­ge­schlos­se­nen Ta­rif­verträgen müssen in­ner­halb ei­ner Aus­schluss­frist von drei Mo­na­ten nach Fällig­keit schrift­lich gel­tend ge­macht wer­den. Für Ansprüche, die bis zum 30. Ju­ni 2008 fällig sind, gilt ei­ne verlänger­te Aus­schluss­frist von sechs Mo­na­ten.

2. Für den glei­chen Tat­be­stand reicht die ein­ma­li­ge Gel­tend­ma­chung fällig ge­wor­de­ner Ansprüche aus, um die Aus­schluss­frist auch für später aus dem glei­chen Rechts­grund fällig wer­den­de Ansprüche un­wirk­sam zu ma­chen."

Die maßgeb­li­che An­la­ge 1b, Ur­laub­s­ta­bel­le für Ar­beit­neh­mer oh­ne An­spruch auf Zu­satz­ur­laub so­wie Schüler in der Ge­sund­heits- und Kran­ken­pfle­ge und Aus­zu­bil­den­de, sieht vor:


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Beschäfti­gungs­jahr

 
1. - 3.

4. - 7.

ab 8.

Ur­laubs­ta­ge 26 28 30

Wei­ter heißt es:

"Ar­beit­neh­mer, die zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ta­rif­ver­tra­ges am 01.01.2008 ei­nen höhe­ren Ur­laubs­an­spruch als nach obi­ger Ta­bel­le ha­ben, wird die­ser Ur­laubs­an­spruch wei­ter gewährt. Glei­ches gilt für die­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, die zum obi­gen Zeit­punkt nach der hes­si­schen­Ur­laubs­ver­ord­nung (HUrl­VO) vom 12. De­zem­ber 2006 (GVBL. I Sei­te 671) ei­nen höhe­ren Ur­laubs­an­spruch gem. § 5 HUrl­VO bzw. § 13 HUrl­VO hat­ten".

We­gen der Ein­zel­hei­ten des Wort­lau­tes der § 29 und 34 des MTV UKGM und der An­la­ge 1b so­wie der übri­gen Vor­schrif­ten wird auf den MTV UKGM, In­halt Bl. 194 d. A., Be­zug ge­nom­men.

In der Be­ru­fungs­ver­hand­lung ha­ben die Par­tei­en übe­rein­stim­mend erklärt, dass die hier maßgeb­li­chen Vor­schrif­ten zwi­schen der ursprüng­li­chen Fas­sung vom 05. De­zem­ber 2007 und der zu den Ge­richts­ak­ten ge­reich­ten Fas­sung vom 17. April 2009 un­verändert ge­blie­ben sind.

D Kläge­rin hat von der Be­klag­ten die Mit­tei­lung er­hal­ten, dass mit der Um­set­zung des MTV UKGM für sie der jähr­li­che Er­ho­lungs­ur­laub ab 01. Ja­nu­ar 2008 30 Ar­beits­ta­ge beträgt.

Zu­sam­men mit an­de­ren Mit­ar­bei­tern hat der Kläger mit Schrei­ben vom 24. Ju­ni 2008 ge­genüber der Per­so­nal­ab­tei­lung der Be­klag­ten sei­ne Un­gleich­be­hand­lung ge­genüber Mit­ar­bei­tern über 50 Jah­ren im Zu­sam­men­hang mit dem Ur­laub be­an­stan­det. In dem Schrei­ben heißt es:

"Als langjähri­ge Mit­ar­bei­te­rin­nen der B, möch­ten wir nach der Zu­stel­lung des haus­ei­ge­nen Ta­rif­ver­trags zu ei­ner Un­gleich­be­hand­lung Stel­lung neh­men. Bis­lang galt die Ver­ein­ba­rung, für al­le Mit­ar­bei­ter, die das 50. Le­bens­jahr er­reicht ha­ben, ein zusätz­li­ches Jah­res­ur­laubs­kon­tin­gent von drei Ta­gen in An­spruch neh­men zu dürfen. Mit der neu­en ta­rif­li­chen Re­ge­lung be­trifft dies nur noch Mit­ar­bei­ter, die vor 2009 das 50. Le­bens­jahr er­rei­chen. Für al­le Mit­ar­bei­ter, die das 50. Le­bens­jahr später er­rei­chen, ist die­ses zusätz­li­che Ur­laubs­kon­tin­gent er­satz­los ge­stri­chen. Wir emp­fin­den dies als Un­gleich­be­hand­lung, da nicht nach­voll­zieh­bar ist, wes­halb ei­ni­ge Mit­ar­bei­ter die­se drei Ta­ge be­kom­men und an­de­re hin­ge­gen nicht. Im Zu­ge der Gleich­be­hand­lung plädie­ren wir für ei­ne Lösung, die al­len Mit­ar­bei­tern mit 50+ die­ses zusätz­li­che Ur­laubs­kon­tin­gent zu­spricht.

Da­bei ist uns auch un­klar, ob die­se Re­ge­lung der zu­vor zu­ge­si­cher­ten "Be­sitz­stands­wah­rung" ent­spricht" (we­gen der Ein­zel­hei­ten des Schrei­bens wird auf Bl. 22 d. A. Be­zug ge­nom­men).

In den Jah­ren 2009 bis ein­sch­ließlich 2012 hat die Be­klag­te der Kläge­rin je­weils 30 Ta­ge Ur­laub gewährt.

Mit am 24. Au­gust 2012 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­ner Kla­ge hat der Kläger die

Nach­gewährung von je­weils drei Ta­gen Er­ho­lungs­ur­laub für die Jah­re 2009 bis 2012 be­gehrt.

Der Kläger hat die Rechts­auf­fas­sung ver­tre­ten, dass ihm zum Stich­tag 01. Ja­nu­ar 2008 ein jähr­li­cher Ur­laubs­an­spruch von 33 Ar­beits­ta­gen zu­ge­stan­den ha­be. Ent­spre­chend sei­en ihm für die Jah­re 2009 bis 2012 je­weils drei Ur­laubs­ta­ge nach­zu­gewähren. Die nach Le­bens­al­ter ge­staf­fel­te Ur­laubs­re­ge­lung des § 5 der Hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung sei rechts­un­wirk­sam. Die­se Re­ge­lung ver­s­toße ge­gen das Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung nach den §§ 1 und 3 Abs. 2 AGG und stel­le kei­ne zulässi­ge Aus­nah­me oder sach­li­che Dif­fe­ren­zie­rung nach § 10 AGG dar. Auch die Ent­wick­lung der Ur­laubs­staf­fel nach der Hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung zei­ge, dass es dem Ver­ord­nungs­ge­ber nicht dar­um ge­gan­gen sei, die Ur­laubs­dau­er ge­ra­de für die über 50 Jah­re al­ten Be­am­ten (und An­ge­stell­ten) zu erhöhen. In Fol­ge der Rechts­un­wirk­sam­keit der Al­ters­staf­fe­lung sei


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des­halb al­len Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­tern und da­mit auch der Kläge­rin zum Stich­tag 01. Ja­nu­ar 2008 der Höchs­t­ur­laubs­an­spruch von 33 Ta­gen pro Jahr zu gewähren ge­we­sen. Die­ser An­spruch ha­be sich ent­spre­chend der Be­sitz­stands­re­ge­lung in der An­la­ge 1b zu § 29 Ziff. 3 des MTV UKGM ge­genüber der Be­klag­ten im Ar­beits­verhält­nis fort­ge­setzt und die Be­klag­te sei ver­pflich­tet, dem Kläger ab 2009 den erhöhten Ur­laubs­an­spruch zu gewähren.

Die um­ge­hen­de Gel­tend­ma­chung die­ses An­spruchs sei je­den­falls nach Kennt­nis des Ur­teils des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 20. März 2012 er­folgt.

Der Kläger hat be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, der Kläge­rin/dem Kläger für das Jahr 2009, drei Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub nach­zu­gewähren, für das Jahr 2010, drei Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub nach­zu­gewähren, für das Jahr 2011, drei Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub nach­zu­gewähren und für das Jahr 2012 eben­falls drei Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub zu gewähren.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat die Rechts­auf­fas­sung ver­tre­ten, dass ein erhöhter Ur­laubs­an­spruch des Klägers nicht be­ste­he. Nach der An­la­ge 1b des MTV UKGM gel­te die Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung nicht fort, son­dern es sei le­dig­lich ei­ne Be­sitz­stands­wah­rung bezüglich des Stich­ta­ges 01. Ja­nu­ar 2008 ver­ein­bart wor­den. Nur die­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, die zum Stich­tag 01. Ja­nu­ar 2008 tatsächlich mehr Ur­laub er­hal­ten hätten, soll­ten die­sen

bei­be­hal­ten.

Je­den­falls sei § 5 der Hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung nicht un­wirk­sam, denn es han­de­le sich um ei­ne Rechts­norm, so dass § 134 BGB nicht gel­te. Darüber hin­aus sei der erhöhte Ur­laubs­an­spruch für die über 50-Jähri­gen durch sach­li­che Gründe gem. § 10 AGG ge­recht­fer­tigt, weil dies dem ge­stei­ger­ten Er­ho­lungs­bedürf­nis mit zu­neh­men­den Le­bens­al­ter Rech­nung tra­ge.

Auch wenn § 5 Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung un­wirk­sam sei, könne der Kläger dar­aus kei­ne An­pas­sung des Ur­laubs­an­spruchs nach oben ab­lei­ten.

Even­tu­el­le zusätz­li­che Ur­laubs­ansprüche des Klägers für die Jah­re 2009 bis 2012 sei­en spätes­tens zum 31. März des Fol­ge­jah­res ver­fal­len, weil die Ur­laubs­jah­re ab­ge­lau­fen und Über­tra­gungs­gründe nicht vor­han­den ge­we­sen sei­en.

Auch Ur­laubs­er­satz­ansprüche als Scha­dens­er­satz­ansprüche kämen nicht in Be­tracht, man­gels kon­kre­ter Gel­tend­ma­chung der Ur­laubs­ansprüche durch den Kläger vor dem je­wei­li­gen Ver­falls­zeit­punkt.

Im Übri­gen hat sich die Be­klag­te auf die Aus­schluss­frist des § 34 Ziff. 1 MTV UKGM be­ru­fen.

Das Ar­beits­ge­richt Gießen hat mit sei­nem Ur­teil vom 22. März 2013 die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat dies im We­sent­li­chen da­mit be­gründet, dass dem Kläger zum Stich­tag 01. Ja­nu­ar 2008 kein erhöhter Ur­laubs­an­spruch zu­ge­stan­den ha­be. Nach § 29 Ziff. 3 MTV UKGM i. V. m. der An­la­ge 1b und den An­mer­kun­gen zu die­ser An­la­ge ste­he fest, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en hin­sicht­lich der Ur­laubs­dau­er ei­ne Be­sitz­stands­wah­rung für die Mit­ar­bei­ter der Be­klag­ten ab 01. Ja­nu­ar 2008 ver­ein­bart hätten. Nur für die­se

Ar­beit­neh­mer sol­le der höhe­re Ur­laubs­an­spruch wei­ter gel­ten. Da­bei geht das Ar­beits­ge­richt un­ter Be­zug­nah­me auf die Ent­schei­dung des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 20. März 2012 - 9 AZR 529/10 - da­von aus, dass § 5 Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung kei­ne un­zulässi­ge Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung ent­hal­te, so­weit den über 50-Jähri­gen ein Ur­laubs­an­spruch von 33 Ta­gen ein­geräumt wer­de. Die Stei­ge­rung um drei Ur­laubs­ta­ge pro Jahr für die über 50-Jähri­gen sei sach­lich ge­recht­fer­tigt nach § 10 Ziff. 2 ArbGG und im Sin­ne von Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG we­gen des ge­stei­ger­ten Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses und der erhöhten Re­ge­ne­ra­ti­ons­zei­ten älte­rer Beschäftig­ter. Hin­sicht­lich der Ur­laubs­staf­fe­lung der Hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung für die Mit­ar­bei­ter un­ter 30, zwi­schen 30 und 40 und zwi­schen 40 und 50 sei die Hes­si­sche Ur­laubs­ver­ord­nung teil­nich­tig, wo­hin­ge­gen der zusätz­li­che Ur­laub für älte­re Ar­beit­neh­mer über 50 Jah­ren rechtmäßig und rechts­wirk­sam sei.


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Darüber hin­aus sei­en et­wai­ge Ansprüche des Klägers auf Mehr­ur­laub von drei Ta­gen pro Jahr auch für die Jah­re 2009 bis 2011 ver­fal­len. Nach § 29 Ziff. 10 MTV UKGM müsse der Ur­laub im lau­fen­den Ka­len­der­jahr gewährt und ge­nom­men wer­den. Ei­ne Über­tra­gung des Ur­laubs auf die ers­ten drei Mo­na­te des fol­gen­den Ka­len­der­jah­res sei nur im Aus­nah­me­fall zulässig. Auch sei ein et­wai­ger zusätz­li­cher Ur­laubs­an­spruch des Klägers bis 2011 nach der Aus­schluss­frist des § 34 Ziff. 1 MTV UKGM ver­fal­len.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten der Ent­schei­dungs­gründe des an­ge­foch­te­nen Ur­teils wird auf des­sen Sei­ten 9 bis 15 (Bl. 122 - 128 d. A.) Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses Ur­teil, dass dem Kläge­rin am 30. April 2013 zu­ge­stellt wor­den ist, hat er mit am 29. Mai 2013 bei dem Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se, nach Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist auf recht­zei­ti­gen An­trag hin, mit am 30. Ju­li 2013 beim Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

Er hält das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts für un­zu­tref­fend und meint, ihm sei­en für die Jah­re 2009 bis 2012 je­weils drei Ta­ge Ur­laub als Scha­den­er­satz nach­zu­gewähren. Die Stich­tags­re­ge­lung in der An­la­ge 1b zu § 29 Abs. 3 MTV UKGM stel­le die

Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung dar, weil sie Ar­beit­neh­mer die erst nach dem Ka­len­der­jahr 2008 das 50. Le­bens­jahr voll­ende(te)n von dem Vor­teil der zusätz­li­chen Ur­laubs­ta­ge al­lein we­gen des Al­ters oh­ne sach­li­che Recht­fer­ti­gung aus­neh­me. Die Ausführun­gen der Be­klag­ten zu § 5 HUrl­VO würden des­halb ne­ben der Sa­che lie­gen.

Die Ansprüche für 2009 bis 2011 sei­en nicht ver­fal­len. Die Aus­schluss­frist des § 34 MTV UKGM sei in­so­weit nicht ein­schlägig und das Fris­ten­re­gime des § 29 Ziff 10 MTV UKGM sei ein­ge­hal­ten. Je­den­falls für 2008 ha­be der Kläger drei wei­te­re Ur­laubs­ta­ge ver­langt und mit der Be­klag­ten erörtert. Dem sei die Be­klag­te ent­ge­gen­ge­tre­ten und ei­ne wei­te­re Gel­tend­ma­chung vom Kläger nicht zu ver­lan­gen. Je­den­falls für 2012 sei der An­spruch auf Nach­gewährung nicht ver­fal­len.

Der Kläger be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Gießen vom 22. März 2013 -10 Ca 358/12-ab­zuändern und die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, dem Kläger für die Jah­re 2009, 2010, 2011 und 2012 je­weils drei Ta­ge Er­ho­lungs­ur­laub nach­zu­gewähren.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te ver­tei­digt das an­ge­grif­fe­ne Ur­teil un­ter Wie­der­ho­lung und Ver­tie­fung ih­res erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens. Die Ur­laubs­ansprüche sei­en be­reits nach § 29 Abs. 10 MTV UKGM ver­fal­len, weil die Ur­laubs/Ka­len­der­jah­re 2009 bis 2012 be­reits ab­ge­lau­fen und zu Über­tra­gungs­tat­beständen nichts vor­ge­tra­gen sei. Ur­laubs­er­satz­ansprüche bestünden man­gels recht­zei­ti­ger Gel­tend­ma­chung des Ur­laubs eben­falls nicht. Auch sei die

Aus­schluss­frist des § 34 Abs. 1 MTV nicht ge­wahrt. Ein zusätz­li­cher Ur­laubs­an­spruch des Klägers er­ge­be sich auch nicht aus ei­ner ver­meint­li­chen Un­wirk­sam­keit von § 5 HUrl­VO. Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers gel­te § 5 HUrl­VO nicht gemäß der An­la­ge 1b des MTV UKGM fort, son­dern es han­de­le sich le­dig­lich um ei­ne Über­g­angs­re­ge­lung, die dar­an an­knüpfe, wer bei In­kraft­tre­ten des MTV UKGM tatsächlich mehr Ur­laub er­hal­ten ha­be.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens wird auf die ge­wech­sel­ten Schriftsätze und die Sit­zungs­nie­der­schrift vom 9. Mai 2014 (Bl. 202 d. A.) Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

A. Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Gießen vom 22. März 2013 ist nach dem Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stan­des statt­haft, § 64 Abs. 2b ArbGG. Sie ist nach Maßga­be der im Tat­be­stand mit­ge­teil­ten Da­ten frist- und form­ge­recht ein­ge­legt so­wie recht­zei­tig und ord­nungs­gemäß be­gründet wor­den, §§ 66 Abs. 1 ArbGG, 519, 520 ZPO, und ins­ge­samt zulässig.


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B. Die Be­ru­fung ist un­be­gründet. Zu Recht hat das Ar­beits­ge­richt Gießen die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Dem Kläger steht ge­gen die Be­klag­te un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt ein An­spruch auf Nach­gewährung von je­weils drei Ta­gen Ur­laub für die Jah­re 2009 bis 2012 ge­gen die Be­klag­te zu.

I. Dem Kläger steht für die Jah­re 2009 bis 2012 über den gewähr­ten Ur­laub von je 30 Ur­laubs­ta­gen kein An­spruch auf Nach­gewährung von je­weils drei Ur­laubs­ta­gen als ori­ginärer Ur­laubs­an­spruch aus dem Ar­beits­ver­trag i.V.m. dem MTV UKGM zu.

1. Der MTV UKGM ist auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en im Hin­blick auf §§ 3 Abs. 1, 4 Abs. 1 TVG seit sei­nem In­kraft­tre­ten am 1. Ja­nu­ar 2008 an­wend­bar.

2. Es kann zunächst da­hin­ste­hen, ob dem Kläger nach sei­nem Ar­beits­ver­trag i.V.m. dem MTV UKGM über den in den Jah­ren 2009 bis 2012 be­reits gewähr­ten Ur­laub hin­aus ein wei­te­rer Ur­laubs­an­spruch zu­steht. Denn ein darüber hin­aus­ge­hen­der Ur­laubs­an­spruch für die Jah­re 2009 bis 2012 wäre als ori­ginärer Ur­laubs­an­spruch aus dem MTV UKGM je­den­falls er­lo­schen. Nach § 29 Ziff 10 MTV UKGM ist der Ur­laubs­an­spruch auf das Ur­laubs­jahr und ggfl. den Über­tra­gungs­zeit­raum be­grenzt. Spätes­tens nach Ab­lauf des Über­tra­gungs­zeit­raums er­lischt der Ur­laubs­an­spruch. Vor­lie­gend sind so­wohl die Ur­laubs­jah­re als auch evtl. Über­tra­gungs­zeiträume für die Jah­re 2009 bis 2012 je­weils ab­ge­lau­fen und da­mit evtl. wei­te­re ori­ginäre Ur­laubs­ansprüche des Klägers er­lo­schen.

II. Dem Kläger steht für die Jah­re 2009 bis 2012 über den be­reits gewähr­ten Ur­laub in Höhe von je­weils 30 Ta­gen kein wei­te­rer Ur­laubs­an­spruch in Form ei­nes An­spruchs auf Er­satz­ur­laub gem. §§ 280 Abs. 1, 286 Abs. 1 und Abs. 2 Nr. 3, 287 Satz 2, 249 Abs. 1 BGB zu. Dies würde vor­aus­set­zen, dass sich die Be­klag­te mit der Gewährung der be­an­spruch­ten Ur­laubs­ta­ge für 2009 bis 2012 in Ver­zug be­fun­den hat, als der ori­ginäre Ur­laubs­an­spruch gem. § 29 Ziff 10 MTV UKGM un­ter­ge­gan­gen ist. Die­se Vor­aus­set­zung ist nicht erfüllt, weil dem Kläger (1.) ein ent­spre­chen­der An­spruch auf drei wei­te­re Ur­laubs­ta­ge pro Jahr nicht zu­stand. Der jähr­li­che Ur­laubs­an­spruch des Klägers be­trug 2009 bis 2012 le­dig­lich 30 Ur­laubs­ta­ge. Die­sen An­spruch hat die Be­klag­te un­strei­tig erfüllt. Darüber hin­aus hat der Kläger (2.) in den Jah­ren 2009 bis 2010 auch ei­nen wei­te­ren Ur­laubs­an­spruch vor Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res nicht gel­tend ge­macht hat, so dass ihm auch un­ter die­sem As­pekt kein Ur­laubs­er­satz­an­spruch zu­steht.

1. Ein An­spruch auf wei­te­re drei Ur­laubs­ta­ge für die Jah­re 2009 bis 2012 stand dem Kläger un­ter kei­nem recht­li­chen Ge­sichts­punkt zu.

a) Aus dem Ar­beits­ver­trag in Ver­bin­dung mit dem MTV UKGM er­gibt sich kein An­spruch des Klägers auf mehr als 30 Ur­laubs­ta­ge pro Jahr.

aa) Der MTV UKGM ist seit sei­nem In­kraft­tre­ten am 1. Ja­nu­ar 2008 nach § 4 Abs. 1 TVG auf das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en an­wend­bar.

bb) Aus § 29 Abs. 3 MTV UKGM i.V.m. der ein­schlägi­gen Ur­laub­s­ta­bel­le in An­la­ge 1b er­gibt sich für den Kläger ab dem 8. Beschäfti­gungs­jahr le­dig­lich ein Ur­laubs­an­spruch von 30 Ta­gen pro Jahr.

cc) Ein um drei Ta­ge höhe­rer Ur­laubs­an­spruch er­gibt sich auch nicht aus der An­knüpfung an die HUrl­VO vom 12. De­zem­ber 2006 in der An­mer­kung im An­schluss an die Ur­laub­s­ta­bel­le in An­la­ge 1 b zu § 29 Abs. 3 MTV UKGM.

Dort heißt es: "Ar­beit­neh­mer, die zum Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens die­ses Ta­rif­ver­tra­ges am 01.01.2008 ei­nen höhe­ren Ur­laubs­an­spruch als nach obi­ger Ta­bel­le ha­ben, wird die­ser Ur­laubs­an­spruch wei­ter gewährt. Glei­ches gilt für die­je­ni­gen Ar­beit­neh­mer, die zum obi­gen Zeit­punkt nach der hes­si­schen Ur­laubs­ver­ord­nung (HUrl­VO) vom 12. De­zem­ber 2006 (GVBL. I Sei­te 671) ei­nen höhe­ren Ur­laubs­an­spruch gem. § 5 HUrl­VO bzw. § 13 HUrl­VO hat­ten".

Da­mit kommt es für den Kläger nach dem Wort­laut der Vor­schrift maßgeb­lich dar­auf an, ob ihm nach § 5 HUrl­VO am 1. Ja­nu­ar 2008 ein höhe­rer Ur­laubs­an­spruch als 30 Ta­ge zu­stand. Dies war nicht der Fall. Denn nach § 5 HUrl­VO stan­den erst den über 50-Jähri­gen 33 Ur­laubs­ta­ge und den zwi­schen 40- und 50-Jähri­gen 30 Ur­laubs­ta­ge zu. Da der Kläger am 1. Ja­nu­ar 2008 das 50te Le­bens­jahr noch nicht voll­endet hat­te, son­dern erst am 12. Ju­li


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2009, stand ihm im Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des MTV UKGM nach der HUrl­VO kein höhe­rer Ur­laubs­an­spruch zu, so dass es bei der Re­ge­lung gemäß der An­la­ge 1b zu § 29 MTV UKGM mit 30 Ur­laubs­ta­gen pro Jahr blieb.

b) Dem Kläger steht ein auf 33 Ta­ge erhöhter Ur­laubs­an­spruch pro Jahr auch nicht un­ter dem Ge­sichts­punkt der "An­pas­sung nach oben" we­gen Un­wirk­sam­keit der in § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 ge­re­gel­ten Staf­fe­lung der Ur­laubs­ta­ge abhängig vom Al­ter der Beschäftig­ten zu. Die dort vor­ge­nom­me­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen über und un­ter 50­Jähri­gen ist wirk­sam. Auf die Fra­ge, ob auch die an­de­ren in der Vor­schrift vor­ge­nom­me­nen Staf­fe­lun­gen wirk­sam sind, kommt es nicht an. Die Re­ge­lung ei­nes um drei Ta­ge erhöhten Ur­laubs­an­spruchs in § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 für über 50-Jähri­ge verstößt nicht ge­gen höher­ran­gi­ges na­tio­na­les Recht in Form des Ver­bots der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung in § 7 Abs. 1 iVm. § 1 AGG, weil sie gemäß § 10 Satz 3 Nr. 1 AGG ge­recht­fer­tigt ist. Sie ist auch mit Art. 6 der Richt­li­nie 2000/78/EG des Ra­tes vom 27. No­vem­ber 2000 zur Fest­le­gung ei­nes all­ge­mei­nen Rah­mens für die Ver­wirk­li­chung der Gleich­be­hand­lung in Beschäfti­gung und Be­ruf (RL 2000/78/EG) ver­ein­bar.

Da­zu hat be­reits die Kam­mer 14 des Hes­si­schen Lan­des­ar­beits­ge­richts in ei­ner Ent­schei­dung vom 17. Ja­nu­ar 2014 (Az.: 14 SA 646/13) aus­geführt:

"aa) Das Ar­beits­ge­richt ist zu­tref­fend da­von aus­ge­gan­gen, dass § 5

Abs. 1 HUrl­VO 2006 schon des­halb an den höher­ran­gi­gen Vor­schrif­ten des AGG zu mes­sen ist, weil gem. § 33 AGG mögli­che Be­nach­tei­li­gun­gen des

Beschäftig­ten we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des, die zeit­lich nach dem In­kraft­tre­ten des Ge­set­zes am 8. Au­gust 2006 statt­ge­fun­den ha­ben, nach den Re­geln des AGG zu be­ur­tei­len sind (BAG in std. Rechtspr. et­wa 20.03.2012 - 9 AZR 529/10 m.w.N. - NZA 2012, 803 [BAG 20.03.2012 - 9 AZR 529/10]), es al­so auf den Zeit­punkt des erst­ma­li­gen In­kraft­tre­tens der Ver­ord­nung nicht an­kommt.

bb) Die in § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 ge­re­gel­te Gewährung von nur 30 statt 33 Ur­laubs­ta­gen für un­ter 50-jähri­ge Ar­beit­neh­mer be­nach­tei­ligt die­se ge­genüber über 50-jähri­gen Ar­beit­neh­mern iSd. § 3 Abs. 1 AGG un­mit­tel­bar. Ei­ne

un­mit­tel­ba­re Be­nach­tei­li­gung iSd. § 3 Abs. 1 AGG liegt vor, wenn ei­ne Per­son we­gen ei­nes in § 1 AGG ge­nann­ten Grun­des ei­ne we­ni­ger güns­ti­ge Be­hand­lung erfährt, als ei­ne an­de­re Per­son in ei­ner ver­gleich­ba­ren Si­tua­ti­on erfährt, er­fah­ren hat oder er­fah­ren würde, wo­bei die sich nach­tei­lig aus­wir­ken­de Maßnah­me di­rekt an das ver­bo­te­ne Merk­mal an­knüpfen muss (BAG 14. Au­gust 2007 -9 AZR 943/06- BA­GE 123, 358). Die­se Vor­aus­set­zung ist bei ei­ner an das Al­ter ge­knüpften Staf­fe­lung des Ur­laubs­an­spruchs erfüllt.

cc) Die Recht­fer­ti­gung der Un­gleich­be­hand­lung folgt aber aus § 10 AGG. Hier­nach ist ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Beschäftig­ten we­gen ih­res Al­ters un­ge­ach­tet der Vor­aus­set­zun­gen des § 8 AGG zulässig, wenn sie ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen und durch ein le­gi­ti­mes Ziel ge­recht­fer­tigt ist. Zu­dem müssen die Mit­tel zur Er­rei­chung die­ses Ziels nach § 10 Satz 2 AGG an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sein.

(1) Mit § 10 AGG hat der Ge­setz­ge­ber Art. 6 Abs. 1 Un­terabs. 1 der Richt­li­nie 2000/78/EG in na­tio­na­les Recht um­ge­setzt. Die Vor­schrift ist ih­rer­seits ge­mein­schafts­rechts­kon­form. Dies er­gibt sich schon dar­aus, dass der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber Art. 6 Abs. 1 a) der RL 2000/78/EG na­he­zu un­verändert

über­nom­men hat (vgl. für Art. 6 Abs. 2 der RL 2000/78/EG; BAG 12. Fe­bru­ar 2013 - 3 AZR 100/11 - NZA 2010, 408). Die Prüfung der Zulässig­keit ei­ner auf dem Al­ter be­ru­hen­den un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung nach § 10 AGG hat al­ler­dings un­ter Be­ach­tung der RL 2000/78/EG und der zu ih­rer Aus­le­gung er­gan­ge­nen Recht­spre­chung des Eu­ropäischen Ge­richts­hofs zu er­fol­gen (BAG 05.03. 2013 - 1 AZR 417/12 - [...]; BAG 12.06. 2013 - 7 AZR 917/11 - [...]). Es ist al­so zu prüfen, ob mit der Gewährung ei­nes höhe­ren Ur­laubs­an­spruchs für die über 50-jähri­gen Beschäftig­ten nach § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 le­gi­ti­me Zie­le iSv. Art. 6 Abs. 1 der RL 2000/78/EG ver­folgt wer­den und die Mit­tel hier­zu an­ge­mes­sen und er­for­der­lich sind.


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(2) Der in § 5 HUrl­VO 2006 vor­ge­se­he­ne erhöhte Ur­laubs­an­spruch für Beschäftig­te über 50 Jah­ren stellt ei­ne Fest­le­gung von

Beschäfti­gungs­be­din­gun­gen iSd. § 10 Satz 3 Nr. 1 AGG dar, die dem

Ge­sund­heits­schutz älte­rer Beschäftig­ter und da­mit ei­nem le­gi­ti­men Ziel dient und den eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­ga­ben nach Art. 6 RL 2000/78/EG ent­spricht.

(a) Zwar nennt die Vor­schrift nicht das Ziel, dass mit der Un­gleich­be­hand­lung ver­folgt wird. Dies ist je­doch unschädlich, wenn aus dem Kon­text der die Un­gleich­be­hand­lung vor­se­hen­den Re­ge­lung An­halts­punk­te ab­ge­lei­tet wer­den können, die die Fest­stel­lung des hin­ter der Re­ge­lung ste­hen­den Ziels

ermögli­chen, um des­sen Le­gi­ti­mität und die Eig­nung und An­ge­mes­sen­heit der gewähl­ten Mit­tel zur Er­rei­chung des Ziels über­prüfen zu können (BAG 20.03.2012 - 9 AZR 529/10 - NZA 2012, 803). Bei ei­ner Staf­fe­lung des Ur­laubs­an­spruch nach dem Le­bens­al­ter der Ar­beit­neh­mer liegt nach der Auf­fas­sung des Bun­des­ar­beits­ge­richts (BAG 20.03.2012 - 9 AZR 529/10 -a.a.O.), der sich die Kam­mer an­sch­ließt, die Ver­mu­tung na­he, es ha­be da­mit dem erhöhten Er­ho­lungs­bedürf­nis älte­rer Ar­beit­neh­mer Rech­nung ge­tra­gen wer­den sol­len. Al­ler­dings ist die­se An­nah­me vor dem Hin­ter­grund der tatsächlich in der Re­ge­lung vor­ge­nom­me­nen Al­ters­staf­fe­lung zu über­prüfen. In­so­weit ist das Bun­des­ar­beits­ge­richt in der zi­tier­ten Ent­schei­dung da­von aus­ge­gan­gen, § 26 Abs. 1 TVÖD vom 13. Sep­tem­ber 2005 in der Fas­sung des Ände­rungs­ta­rif­ver­trags Nr. 2 vom 31. März 2008, der ei­ne Staf­fe­lung des Ur­laubs­an­spruchs der­ge­stalt vor­sah, dass bis zum voll­ende­ten 30. Le­bens­jahr 26 Ta­ge, bis zum voll­ende­ten 40. Le­bens­jahr 29 Ar­beits­ta­ge und nach dem voll­ende­ten 40.Le­bens­jahr 30 Ar­beits­ta­ge Ur­laub zu gewähren wa­ren, recht­fer­ti­ge ei­ne sol­che An­nah­me nicht. Es be­gründet dies da­mit, dass die Ta­rif­vor­schrift Beschäftig­ten be­reits ab dem 30. Le­bens­jahr drei wei­te­re Ur­laubs­ta­ge einräume und ih­nen letzt­ma­lig ab Voll­endung des 40. Le­bens­jahrs nur ei­nen wei­te­ren Ur­laubs­tag gewähre. Ei­ne Ur­laubs­staf­fe­lung dürfe nicht schon auf die Voll­endung des 40. Le­bens­jah­res ab­stel­len, wenn sie ei­nem ge­stei­ger­ten Er­ho­lungs­bedürf­nis Rech­nung tra­gen wol­le.

(b) Die­se zu­tref­fen­den Erwägun­gen grei­fen im Hin­blick auf den hier

vor­ge­se­he­nen um 10% erhöhten Ur­laubs­an­spruch für Beschäftig­te über 50 Jah­ren nicht. Es spricht viel­mehr al­les dafür, dass der Ver­ord­nungs­ge­ber mit der Zu­bil­li­gung zusätz­li­cher drei Ur­laubs­ta­ge für über 50-Jähri­ge de­ren höhe­rem Er­ho­lungs­bedürf­nis und ih­rer länge­ren Re­ge­ne­ra­ti­ons­zeit Rech­nung tra­gen und da­mit dem Ge­sund­heits­schutz die­nen woll­te. Ein an­de­res Mo­tiv für die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen über - und un­ter 50-jähri­gen Beschäftig­ten ist im An­wen­dungs­be­reich der HUrl­VO 2006 kaum denk­bar. Auch das

Bun­des­ar­beits­ge­richt geht in der Ent­schei­dung vom 20.03.2012 (9 AZR 529/10-NZA 2012, 803) da­von aus, wenn die je­wei­li­ge Re­ge­lung dem

Ge­sund­heits­schutz älte­rer Ar­beit­neh­mer Rech­nung tra­gen wol­le, lie­ge es na­he, die Dau­er des Er­ho­lungs­ur­laubs für die über 50- oder über 60jähri­gen

Beschäftig­ten zu verlängern, weil bei die­ser Per­so­nen­grup­pe ein al­ters­be­dingt ge­stei­ger­tes Er­ho­lungs­bedürf­nis nach­voll­zieh­bar sei. Ins­be­son­de­re kann nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass hier ei­ne an­ge­nom­me­ne Zu­nah­me fa­mi­liärer Ver­pflich­tun­gen oder ei­ne ver­mu­te­te länge­re Beschäfti­gungs­zeit, die zusätz­lich ent­lohnt wer­den soll, den Grund für die Erhöhung des Ur­laubs­an­spruchs bil­det. Die fa­mi­liären Ver­pflich­tun­gen im Be­reich der Kin­der­be­treu­ung und -er­zie­hung ge­hen bei den über 50jähri­gen ty­pi­scher­wei­se eher zurück. Hin­sicht­lich der Beschäfti­gungs­dau­er kann auch bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung nicht

an­ge­nom­men wer­den, dass die von über 50jähri­gen Beschäftig­ten, auf die die Vor­schrift An­wen­dung fin­det, länger ist, als die von un­ter 50-Jähri­gen; während ein 50 Jah­re al­ter Rich­ter zu die­sem Zeit­punkt höchs­tens 23 Jah­re als sol­cher beschäftigt sein wird, u.U. aber auch deut­lich kürzer, kann et­wa ein 50-jähri­ger Po­li­zei­be­am­ter be­reits seit über 30 Jah­ren im Dienst sein. Sch­ließlich spricht für die An­nah­me, Ziel der Re­ge­lung ei­nes erhöhten Ur­laubs­an­spruchs für die über 50-jähri­gen Beschäftig­ten in § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 sei der

Ge­sund­heits­schutz­schutz auch der Ver­gleich mit § 13 Abs. 1 HUrl­VO 2006; hier­nach konn­te auch der Be­am­tin oder dem Be­am­ten bei ei­nem nicht nur vorüber­ge­hen­den Grad der Be­hin­de­rung von we­nigs­tens fünf­und­zwan­zig we­gen


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ei­ner durch die Be­hin­de­rung be­ding­ten Er­ho­lungs­bedürf­tig­keit Zu­satz­ur­laub von bis zu drei Ar­beits­ta­gen im Ka­len­der­jahr gewährt wer­den.

(c) Der An­nah­me, dass der um drei Ta­ge erhöhte Ur­laubs­an­spruch für über 50­Jähri­ge dem Ge­sund­heits­schutz älte­rer Be­am­ter die­nen soll, steht auch nicht ent­ge­gen, dass § 5 Abs. 1 HUrl­VO 2006 be­reits den über 30-Jähri­gen ei­nen um drei Ta­ge erhöhten Ur­laubs­an­spruch einräumt. Zwar kann in­so­fern nicht da­von aus­ge­gan­gen wer­den, dass dies den Ge­sund­heits­schutz älte­rer Ar­beit­neh­mer zum Ziel hat (eben­so für § 26 TVöD a.F. BAG 20.03.2012 - 9 AZR 529/10 -NZA 2012, 803). Dar­auf kommt es aber nicht an. Es kann nämlich nicht un­ter­stellt wer­den, der Ver­ord­nungs­ge­ber ha­be mit je­der vor­ge­nom­me­nen

Al­ters­staf­fe­lung das­sel­be Ziel ver­folgt. Es ist bei der hier vor­ge­nom­me­nen Staf­fe­lung eher na­he­lie­gend, dass er den je­weils ver­mu­te­ten un­ter­schied­li­chen Be­las­tun­gen ei­nes be­stimm­ten Le­bens­ab­schnitts Rech­nung tra­gen woll­te - bei den über 30-Jähri­gen et­wa in die­sem Le­bens­ab­schnitt als ty­pisch

an­ge­nom­me­nen fa­mi­liären Ver­pflich­tun­gen. Dafür spricht auch, dass der Ver­ord­nungs­ge­ber in Kennt­nis der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richt zu § 26 TVÖD a.F. bei der Ände­rung der HUrl­VO mit § 17 HUrl­VO in der ak­tu­el­len Fas­sung ei­ne Über­g­angs­re­ge­lung der­ge­stalt ge­schaf­fen hat, dass es für Be­am­tin­nen und Be­am­te bis ein­sch­ließlich des Ge­burts­jahr­gangs 1969 bei dem Ur­laubs­an­spruch von 33 Ar­beits­ta­gen ab Voll­endung des 50. Le­bens­jah­res ver­bleibt, während die un­ter 50-jähri­gen Be­am­ten gem. § 5 HUrl­VO nun­mehr ein­heit­lich ei­nen Ur­laubs­an­spruch von 30 Ar­beits­ta­gen ha­ben.

(3) Die Zu­er­ken­nung ei­nes erhöhten Ur­laubs­an­spruchs ab dem voll­ende­ten 50. Le­bens­jahr ist auch ob­jek­tiv und an­ge­mes­sen, § 10 Satz 1 AGG. Ei­ne ge­setz­li­che oder ta­rif­li­che Re­ge­lung ist dann ob­jek­tiv, wenn sie auf tatsächli­chen und nach­voll­zieh­ba­ren Erwägun­gen be­ruht und die Un­gleich­be­hand­lung nicht nur auf­grund von bloßen Ver­mu­tun­gen oder sub­jek­ti­ven Einschätzun­gen vor­ge­nom­men wird (BAG 22.01.2009 - 8 AZR 906/07 - AP Nr. 1 zu § 15 AGG).

(a) So­weit der Ver­ord­nungs­ge­ber an ei­ne Al­ters­gren­ze von 50 Jah­ren an­knüpft be­geg­net dies kei­nen Be­den­ken. Ge­ne­rell gilt ein ge­richt­li­cher Er­fah­rungs­satz, dass die phy­si­sche Be­last­bar­keit ei­nes Men­schen mit zu­neh­men­dem Al­ter ab­nimmt (BAG 13.10.2009 - 9 AZR 722/08 - NZA 2010, 327; LAG Rhein­land-Pfalz 07.09. 2010 - 6 Sa 741/ 11 - [...], Tem­pel­mann/Stens­lik DStR 2011, 1183, Wal­ter­mann NJW 2008, 2519). Die­ser Er­fah­rungs­satz be­trifft auch den Wir­kungs­zu­sam­men­hang von er­reich­tem Le­bens­al­ter und Krank­heits­anfällig­keit (BAG 06.11. 2008 - 2 AZR 523/07 - NZA 2009, 361). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt (BAG 20.03.2012 - 9 AZR 529/10 - NZA 2012, 803) geht da­von aus, dass sich zwar kei­ne ge­naue Schwel­le für die Zu­ord­nung zur Grup­pe der "älte­ren Ar­beit­neh­mer" fest­le­gen lässt, son­dern die­se an­hand des je­weils ver­folg­ten Ziels fest­zu­stel­len ist. Es nimmt aber an, das Beschäftig­te über 50 Jah­ren die­ser Grup­pe grundsätz­lich zu­zu­ord­nen sind. Un­ter Berück­sich­ti­gung des Ziels -Aus­gleich ei­ner ge­rin­ge­ren Be­last­bar­keit, ei­nes erhöhtes

Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses und ei­ner länge­ren Re­ge­ne­ra­ti­ons­zeit - er­gibt sich bei der ge­bo­te­nen ty­pi­sie­ren­den Be­trach­tung nichts an­de­res. Da­bei ver­kennt die Kam­mer nicht, dass der Pro­zess des Al­terns in­di­vi­du­ell un­ter­schied­lich verläuft und dass das Al­tern nicht nur mit Ein­bußen der Leis­tungsfähig­keit ein­her­geht, son­dern auch punk­tu­ell mit de­ren An­stieg, et­wa im Be­reich des

Er­fah­rungs­wis­sens. Gleich­wohl ist es bei ty­pi­sie­ren­der Be­trach­tung

ge­recht­fer­tigt, bei über 50-jähri­gen Beschäftig­ten auf­grund Ske­lett-, Mus­kel-, Lun­gen-, Herz- und Sin­nes­funk­ti­ons­ein­bußen von ei­ner ab­neh­men­den

Be­last­bar­keit und als Fol­ge hier­von von ei­nem höhe­ren Re­ge­ne­ra­ti­ons­bedürf­nis aus­zu­ge­hen (LAG Rhein­land-Pfalz 07.09. 2010 - 6 Sa 741/ 11 - m.w.N. [...], das dar­auf ver­weist, dass die WHO-Stu­di­en­grup­pe Al­tern und Ar­beit 1991 aus ar­beits­me­di­zi­ni­scher Sicht we­gen auf­tre­ten­der Schwie­rig­kei­ten in Ar­beit und Be­ruf ei­ne Gren­ze ab dem 45. Le­bens­jahr an­nahm, WHO Tech­ni­cal Re­port Se­ries 835 Aging and Working Ca­pa­ci­ty - dt. Über­set­zung Al­tern und Ar­beit 1994 S. 9 f.). Wei­te­re sach­verständi­ge Aufklärung die­ses all­ge­mei­nen Be­fun­des ist nach Einschätzung der Kam­mer für den aus­geführ­ten Er­fah­rungs­satz nicht


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ge­bo­ten (eben­so Baye­ri­scher VGH 24. 10. 2011 - 3 ZB 08.721 - [...]; LAG Rhein­land-Pfalz 07.09. 2010 - 6 Sa 741/ 11 - m.w.N. [...]).

(b) Die Gewährung ei­nes höhe­ren Ur­laubs­an­spruchs ist un­pro­ble­ma­tisch ob­jek­tiv ge­eig­net, ei­nem erhöhten Er­ho­lungs­bedürf­nis Rech­nung zu tra­gen und da­mit dem Ge­sund­heits­schutz zu die­nen. In­so­weit be­ste­hen auch vor dem Hin­ter­grund der RL 2000/78/EG kei­ne Be­den­ken. Die verlänger­te

Ur­laubs­gewährung als sol­che ver­hilft älte­ren Beschäftig­ten bei ge­ne­rel­ler Be­trach­tung zur Ab­si­che­rung ih­rer Er­werbsfähig­keit (LAG Rhein­land-Pfalz 07.09. 2010 - 6 Sa 741/ 11 - [...]). Es ent­spricht ar­beits­me­di­zi­ni­scher Einschätzung, dass "lang­dau­ern­de phy­si­sche Über­for­de­rung" und "chro­ni­scher Zeit­druck" zu den "Kil­lern" älte­rer Mit­ar­bei­ter zählen (Dun­kel-Benz NZA-Beil 1 2008 S. 25).

(4) Sch­ließlich ist die Erhöhung des Ur­laubs­an­spruchs um drei Ta­ge kon­kret ein an­ge­mes­se­nes und er­for­der­li­ches Mit­tel, um das Ziel des Ge­sund­heits­schut­zes durch Aus­gleich ei­nes erhöhten Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses zu er­rei­chen, § 10 Satz 2 AGG. Dies zeigt ins­be­son­de­re der Ver­gleich zu § 125 SGB IX, der schwer­be­hin­der­ten Men­schen ei­nen Son­der­ur­laubs­an­spruch von fünf

Ar­beits­ta­gen zu­bil­ligt. Die hier vor­ge­nom­me­ne Erhöhung des Ur­laubs­an­spruchs um drei Ta­ge ist ei­ner­seits für die begüns­tig­ten Beschäftig­ten spürbar, bleibt aber an­de­rer­seits er­heb­lich un­ter­halb des Wer­tes, der für an der Teil­ha­be am Le­ben in der Ge­sell­schaft deut­lich be­ein­träch­tig­te Per­so­nen vor­ge­se­hen ist. Auch im Verhält­nis zu dem Ur­laubs­an­spruch der un­ter 50 Jähri­gen iHv. 30 Ur­laubs­ta­gen be­geg­net die 10% Erhöhung zum Aus­gleich des größeren Er­ho­lungs­bedürf­nis­ses kei­nen Be­den­ken."

Die­sen Ausführun­gen schließt sich die er­ken­nen­de Kam­mer an.

c) So­weit der Kläger in der Be­ru­fung die Rechts­auf­fas­sung ver­tritt, die Stich­tags­re­ge­lung in der An­la­ge 1b zu § 29 Abs. 3 MTV UKGM stel­le die Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung dar, weil sie Ar­beit­neh­mer die erst nach dem Ka­len­der­jahr 2008 das 50. Le­bens­jahr voll­ende(te)n von dem Vor­teil der zusätz­li­chen Ur­laubs­ta­ge al­lein we­gen des Al­ters aus­neh­me, oh­ne dass dies sach­lich ge­recht­fer­tigt sei, ver­mag dies nicht zu über­zeu­gen.

Zunächst sind der­ar­ti­ge Stich­tags­re­ge­lun­gen nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts "Ty­pi­sie­run­gen in der Zeit". Sie sind Aus­druck ei­ner pau­scha­li­sie­ren­den Be­trach­tung, oh­ne die ins­be­son­de­re ei­ne Um­stel­lung von Vergütungs­sys­te­men nicht durchführ­bar wäre. Sol­che Re­ge­lun­gen sind aus Gründen der Prak­ti­ka­bi­lität -un­ge­ach­tet da­mit even­tu­ell ver­bun­de­ner Härten- zur Ab­gren­zung der begüns­tig­ten Per­so­nen­krei­se sach­lich ge­recht­fer­tigt, wenn sich die Wahl des Stich­tags am ge­ge­be­nen Sach­ver­halt ori­en­tiert (vgl. z.B. BAG 17. April 2013 -4 AZR 770/11- Rn. 26, NZA 2014, 335 [BAG 17.04.2013 - 4 AZR 770/11] mit zahl­rei­chen wei­te­ren Nach­wei­sen). Ins­be­son­de­re bei der Einführung ei­ner neu­en Ent­gel­t­ord­nung wie der des TVöD hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt an­ge­nom­men, dass die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en not­wen­di­ger­wei­se ge­ne­ra­li­sie­ren, pau­scha­lie­ren und ty­pi­sie­ren müssen, oh­ne da­bei je­der Be­son­der­heit ge­recht wer­den zu können. Bei der Re­ge­lung von der­ar­ti­gen Mas­sen­er­schei­nun­gen lie­gen Ran­dunschärfen in der Na­tur der Sa­che (ausführ­lich:BAG 18. De­zem­ber 2008 -6 AZR 287/07 - Rn. 26, NZA 2009, 391).

Die Stich­tags­re­ge­lung in der An­la­ge 1b zu § 29 Abs. 3 MTV UKGM knüpft an den Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens des MTV UKGM am 1. Ja­nu­ar 2008 und den zu die­sem Zeit­punkt be­ste­hen­den Ur­laubs­an­spruch an. Dies ist aus Sicht des Be­ru­fungs­ge­richts nicht zu be­an­stan­den.

Un­ter­stellt, die An­la­ge 1b zu § 29 Abs. 3 MTV UKGM würde mit ih­rer An­knüpfung an die HUrl­VO an ein dis­kri­mi­nie­ren­des Ur­laubs­sys­tem an­knüpfen (je­den­falls hin­sicht­lich der Al­ters­staf­fe­lung für die un­ter 50-Jähri­gen) und die­ses für ei­nen Über­g­angs­zeit­raum fort­be­ste­hen las­sen, wäre dies nach der Recht­spre­chung des EuGH und der dar­an an­knüpfen­den Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richt ge­recht­fer­tigt, weil da­mit für die be­reits in ei­nem Beschäfti­gungs­verhält­nis ste­hen­den Ar­beit­neh­mer der Über­gang zu ei­nem neu­en dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Sys­tem oh­ne "Ver­lus­te" gewähr­leis­tet wer­den soll (EuGH 8. Sep­tem­ber 2011 -C-297/10- NZA 2011, 11 und nach­fol­gend: BAG 8. De­zem­ber 2011 -6 AZR 319/09- Rn. 22ff, NZA 2012). Denn Zweck der Über­g­angs­re­ge­lung ist es ge­ra­de,


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für ei­ne Über­g­angs­zeit für die be­reits in ei­nem Beschäfti­gungs­verhält­nis ste­hen­den Ar­beit­neh­mer den Über­gang zum neu­en Sys­tem oh­ne Ver­lus­te bezüglich bis­her be­ste­hen­der Ur­laubs­ansprüche zu gewähr­leis­ten.

2. Darüber hin­aus hat der Kläger in den Jah­ren 2009 bis 2010 ei­nen wei­te­ren Ur­laubs­an­spruch von drei Ta­gen pro Ur­laubs­jahr vor Ab­lauf des Ur­laubs­jah­res nicht gel­tend ge­macht hat, so dass ihm auch un­ter die­sem As­pekt kein Ur­laubs­er­satz­an­spruch zu­steht.

Dies­bezüglich hat be­reits das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend dar­auf hin­ge­wie­sen, dass der Kläger in den lau­fen­den Ur­laubs­jah­ren je­weils ei­nen et­wai­gen zusätz­li­chen Ur­laubs­an­spruch be­reits nach ih­rem ei­ge­nen Vor­brin­gen nicht gel­tend ge­macht hat. Das Schrei­ben des Klägers vom 24. Ju­li 2008 genügt nicht als Schrei­ben zur Gel­tend­ma­chung ei­nes be­stimm­ten Ur­laubs­an­spruchs. Denn dar­in ha­ben der Kläger und sei­ne Kol­le­gen le­dig­lich all­ge­mein ei­ne nicht "nach­voll­zieh­ba­re Un­gleich­be­hand­lung" bemängelt, oh­ne al­ler­dings kon­kre­te Ur­laubs­ansprüche für ei­nen be­stimm­ten Zeit­raum gel­tend zu ma­chen.

C. Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 97 Abs. 1 ZPO. Da­nach hat der un­ter­le­ge­ne Kläger die Kos­ten des er­folg­lo­sen Rechts­mit­tels zu tra­gen.

D. Die Re­vi­si­on ist gemäß § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG zu­zu­las­sen.

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