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LAG Hamm, Be­schluss vom 23.04.2008, 10 TaBV 131/07

   
Schlagworte: Arbeitszeit, Mitbestimmung in sozialen Angelegenheiten, Umkleidezeit
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Hamm
Aktenzeichen: 10 TaBV 131/07
Typ: Beschluss
Entscheidungsdatum: 23.04.2008
   
Leitsätze: Der Betriebsrat hat kein Mitbestimmungsrecht bei der Frage, ob das Umkleiden eines Arbeitnehmers und das Anlegen einer Firmenkleidung zur vergütungspflichtigen Arbeitszeit zählt, es sei denn, das Umkleiden gehört zur Hauptleistungspflicht des Arbeitnehmers und hat notwendigerweise im Betrieb zu erfolgen.
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Bielefeld, 24.10.2007, 6 BV 32/07
nachgehend:
Bundesarbeitsgericht, 10.11.2009, 1 ABR 54/08
   

Lan­des­ar­beits­ge­richt Hamm, 10 TaBV 131/07


Te­nor:

Die Be­schwer­de des Be­triebs­rats ge­gen den Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bie­le­feld vom 24.10.2007 - 6 BV 32/07 - wird zurück­ge­wie­sen.

Die Rechts­be­schwer­de zum Bun­des­ar­beits­ge­richt wird zu­ge­las­sen.


Gründe:

A. 2
Die Be­tei­lig­ten strei­ten über das Be­ste­hen von Mit­be­stim­mungs­rech­ten. 3

Die Ar­beit­ge­be­rin be­treibt bun­des­weit Möbelhäuser, u. a. die Nie­der­las­sung B2, in der ca. 120 Voll­zeit­kräfte und zahl­rei­che Teil­zeit­beschäftig­te tätig sind.

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An­trag­stel­ler des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens ist der in der Nie­der­las­sung B2 ge­bil­de­te Be­triebs­rat, der aus 9 Per­so­nen be­steht.

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Im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin exis­tiert ei­ne Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung "Fir­men­klei­dung" vom 24.08.1998 (BI. 5 f d. A.). Hier­nach sind die Mit­ar­bei­ter ver­pflich­tet, die ih­nen ge­stell­te Ar­beits-, Be­rufs- bzw. Schutz­klei­dung zu tra­gen. Die Nut­zung der Fir­men­klei­dung ist nur im dienst­li­chen Ein­satz ge­stat­tet, aus­ge­nom­men hier­von ist das Tra­gen auf dem Weg von und zur Ar­beitsstätte. Im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin be­steht die Möglich­keit, sich um­zu­klei­den.

6

Am 21.03.2007 schloss der an­trag­stel­len­de Be­triebs­rat mit der Nie­der­las­sung der Ar­beit­ge­be­rin in B2 ei­ne Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Ar­beits­zei­ten" (BI. 10 f. d. A.), auf de­ren Be­stim­mun­gen eben­falls Be­zug ge­nom­men wird.

7

Nach­dem die Ar­beit­ge­be­rin ge­genüber ei­ni­gen Ar­beit­neh­me­rin­nen und ei­nem Ar­beit­neh­mer im März bzw. April 2007 Er­mah­nun­gen aus­ge­spro­chen hat­te, um die­se an­zu­hal­ten, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zei­ten um­zu­zie­hen, ent­stand Streit zwi­schen den Be­tei­lig­ten darüber, ob das Um­klei­den der Ar­beit­neh­mer/In­nen in­ner­halb oder außer­halb der durch das Zeit­er­fas­sungs­sys­tem er­fass­ten Ar­beits­zeit zu er­fol­gen hat. Der Be­triebs­rat be­ab­sich­tig­te dar­auf­hin, mit der Ar­beit­ge­be­rin über Zeit und Ort des Be­ginns und des En­des der Ar­beits­zeit zu ver­han­deln. Die Ar­beit­ge­be­rin lehn­te die Ver­hand­lun­gen hierüber je­doch ab.

8

Mit dem am 21.05.2007 beim Ar­beits­ge­richt ein­ge­lei­te­ten Be­schluss­ver­fah­ren mach­te der Be­triebs­rat dar­auf­hin ein Mit­be­stim­mungs­recht gel­tend.

9

Während des lau­fen­den erst­in­stanz­li­chen Ver­fah­rens be­gehr­te der Be­triebs­rat darüber hin­aus die Ein­rich­tung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le. Die­ses Be­geh­ren war in zwei In­stan­zen er­folg­reich (Ar­beits­ge­richt Bie­le­feld, Be­schluss vom 27.07.2007 — 6 BV 46/07 — so­wie LAG Hamm, Be­schluss vom 24.09.2007 — 10 TaBV 83/07), weil je­den­falls kei­ne of­fen­sicht­li­che Un­zuständig­keit der Ei­ni­gungs­stel­le an­ge­nom­men wur­de.

10

Nach­dem die Ei­ni­gungs­stel­le ge­tagt hat­te, fass­te sie den Be­schluss, das Ei­ni­gungs­stel­len­ver­fah­ren bis zum Ab­schluss des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens zum Ru­hen zu brin­gen.

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Der Be­triebs­rat hat im vor­lie­gen­den Ver­fah­ren die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ihm ste­he ein Mit­be­stim­mungs­recht darüber zu, an wel­chem Ort die Ar­beits­zeit im Be­trieb be­gin­ne und en­de. Mit­hin dürfe die Ar­beit­ge­be­rin die bei ihr beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer nicht oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­tes oder Er­set­zung durch den Spruch ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le da­zu an­hal­ten, sich bei Ar­beits­be­ginn zunächst um­zu­klei­den und erst dann die Stem­pel­uhr zu be­die­nen bzw. am Schich­ten­de zunächst aus­zu­stem­peln und sich erst dann wie­der um­zu­klei­den.

12

We­der die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung "Fir­men­klei­dung" vom 24.08.1998 noch die Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Ar­beits­zeit" vom 21.03.2007 leg­ten den Zeit­punkt und den Ort des Um­klei­dens ein­deu­tig fest.

13
Der Be­triebs­rat hat be­an­tragt, 14

fest­zu­stel­len, dass die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Sin­ne von § 5 Abs. 1 Be­trVG des Be­trie­bes in B2 mögen vor Be­ginn und nac dem En­de der Ar­beits­zeit die Ar­beits­klei­dung an­zie­hen, ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht des An­trag­stel­lers verstößt.

15
Die Ar­beit­ge­be­rin hat be­an­tragt, 16

den An­trag ab­zu­wei­sen.

17

Sie hat die Auf­fas­sung ver­tre­ten, ein Mit­be­stim­mungs­recht ste­he dem Be­triebs­rat nicht zu. Durch die er­teil­te An­wei­sung sei al­lein ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung der in­di­vi­du­al­recht­lich ver­ein­bar­ten Ar­beits­pflicht der be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer vor­ge­nom­men wor­den. Zu wel­cher Ar­beits­leis­tung die Mit­ar­bei­ter ver­pflich­tet sei­en, sei nicht mit­be­stim­mungs­pflich­tig. Auch die Fra­ge, ob Wasch­oder Um­klei­de­zei­ten vergütungs­pflich­tig sei­en, sei nicht mit­be­stim­mungs­pflich­tig. Die­se Zei­ten sei­en kei­ne ver­trag­lich ge­schul­de­ten Ar­beits­zei­ten. Nach der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung "Fir­men­klei­dung" sei­en die Mit­ar­bei­ter be­rech­tigt, die Fir­men­klei­dung auch außer­halb des Be­triebs­gebäudes zu tra­gen, so dass sie die­se auch schon auf dem Weg von und zur Ar­beit an­zie­hen könn­ten.

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Durch Be­schluss vom 24.10.2007 hat das Ar­beits­ge­richt den An­trag des Be­triebs­ra­tes ab­ge­wie­sen und zur Be­gründung aus­geführt, dass dem Be­triebs­rat bei der An­wei­sung, wann die Mit­ar­bei­ter sich um­klei­den müss­ten, ein Mit­be­stim­mungs­recht we­der nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 noch gemäß § 87 Abs. 1 Nr. 2 zu­ste­he. Die An­wei­sung, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zei­ten um­zu­zie­hen, stel­le kei­ne ein­sei­ti­ge Ände­rung der La­ge der Ar­beits­zeit dar. Beim Um­klei­den der Ar­beit­neh­mer han­de­le es sich nicht um Ar­beits­zeit, weil das Um­klei­den nicht zur ver­trag­lich ge­schul­de­ten Ar­beits­leis­tung der Ar­beit­neh­mer gehöre. Das An­le­gen der Dienst­klei­dung sei nicht In­halt der Ar­beits­pflicht, weil die Mit­ar­bei­ter sich schon vor Be­ginn der Ar­beit um­zie­hen könn­ten und die Dienst­klei­dung auch auf dem Weg von und zur Ar­beit tra­gen dürf­ten; sie sei­en nicht ver­pflich­tet, sich im Be­trieb um­zu­klei­den. Da­mit han­de­le es sich bei der An­wei­sung an die be­trof­fe­nen Ar­beit­neh­mer le­dig­lich um ei­nen Hin­weis der Ar­beit­ge­be­rin, der die ver­trag­li­che Ar­beits­pflicht kon­kre­ti­sie­re. Die Auf­for­de­rung an die Ar­beit­neh­mer, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zeit um­zu­klei­den, ver­s­toße auch nicht ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG. Fra­gen der Ord­nung des Be­trie­bes sei­en bei der An­wei­sung, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zeit um­zu­klei­den, nicht berührt. Die Fra­ge, ob das Um­klei­den zur Ar­beits­ver­pflich­tung gehöre und da­mit zur Ar­beits­zeit zähle, sei rein in­di­vi­du­al­recht­li­cher Na­tur.

19

Ge­gen den dem Be­triebs­rat am 13.11.2007 zu­ge­stell­ten Be­schluss, auf des­sen Gründe ergänzend Be­zug ge­nom­men wird, hat der Be­triebs­rat am 07.12.2007 Be­schwer­de zum Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt und die­se mit dem am 04.01.2008 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­gan­ge­nen Schrift­satz be­gründet.

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Der Be­triebs­rat hält an dem beim Ar­beits­ge­richt ge­stell­ten An­trag fest und er­wei­tert das vor­lie­gen­de Ver­fah­ren um Hilfs­anträge so­wie ei­nen wei­ter­ge­hen­den Fest­stel­lungs­an­trag.

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Der Be­triebs­rat ist der An­sicht, das Ar­beits­ge­richt ha­be zu Un­recht ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes ver­neint. Be­reits dem Fest­stel­lungs­an­trag ha­be das Ar­beits­ge­richt statt­ge­ben müssen. Durch die im Streit ste­hen­de An­wei­sung ha­be die Ar­beit­ge­be­rin ein­sei­tig be­stimmt, dass die be­trof­fe­nen Beschäftig­ten ih­re Ar­beits­klei­dung außer­halb der in der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Ar­beits­zei­ten" für die Beschäftig­ten fest­ge­leg­ten und durch die Stem­pel­uhr kon­trol­lier­ten Zeit­punk­te des Ar­beits­zeit­be­ginns bzw. Ar­beits­zei­t­en­des an­zu­le­gen bzw. ab­zu­le­gen hätten. Die Ar­beit­ge­be­rin ha­be da­mit aus­drück­lich nur be­stimmt, dass für sie die Ar­beits­zeit nicht be­reits mit dem Um­klei­den be­gin­ne bzw. en­de, son­dern erst da­nach ih­ren An­fang fin­de bzw. erst da­vor mit ei­ner an­de­ren Tätig­keit ab­zu­sch­ließen sei. Die­se An­wei­sung be­inhal­te da­mit aber zu­gleich auch ei­ne Fest­le­gung des Or­tes, von dem ab die Ar­beits­zeit er­fasst wer­den sol­le. Dem Be­triebs­rat ste­he aber auch ein Mit­be­stim­mungs­recht bei der Fest­le­gung des Or­tes des Be­ginns und des En­de der je­wei­li­gen Ar­beits­zeit zu. We­der die im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin gel­ten­den ta­rif­ver­trag­li­chen Be­stim­mun­gen re­gel­ten dies, noch die Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Ar­beits­zeit". Die ein­sei­ti­ge An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin ver­s­toße da­mit ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes aus § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG, oh­ne dass da­mit die Vergütungs­fra­ge be­ant­wor­tet wäre. Ei­nen ein­heit­li­chen Be­griff der Ar­beits­zeit ge­be es im deut­schen Ar­beits­recht je­den­falls nicht. Das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG er­stre­cke sich nur auf die Fest­le­gung der Be­zugs­punk­te für den Be­ginn und das En­de der tägli­chen Ar­beits­zeit, nämlich in in­halt­li­cher Hin­sicht dar­auf fest­zu­le­gen, mit wel­cher Tätig­keit die zeit­lich ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung auf­ge­nom­men bzw. ab­ge­schlos­sen wer­de, und in ört­li­cher Hin­sicht dar­auf fest­zu­le­gen, wel­cher Ort bzw. wel­che Stel­le für Be­ginn und En­de der Ar­beits­zeit maßgeb­lich sein sol­le. Die Fra­gen, ob beim Um­klei­den Ar­beits­zeit im Sin­ne des Ar­beits­zeit­ge­set­zes vor­lie­ge und/oder ob die Um­klei­de­zei­ten zu vergüten sei­en, sei­en hier­von un­abhängig zu be­ant­wor­ten. Die Aus­le­gung des Be­griffs des mit­be­stim­mungs­recht­li­chen Ar­beits­zeit­be­grif­fes er­ge­be, dass ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes auch bei der Be­stim­mung des Or­tes des Be­ginns und des En­de der je­wei­li­gen Ar­beits­zeit be­ste­he. Zweck des Mit­be­stim­mungs­rechts sei nämlich, die In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­mer an der La­ge ih­rer Ar­beits­zeit und da­mit zu­gleich ih­rer frei­en Zeit für die Ge­stal­tung ih­res Pri­vat­le­bens zur Gel­tung zu brin­gen. Durch die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin sei in die­sen Schutz­be­reich des § 87 Abs. 1 Nr. 2 ein­ge­grif­fen wor­den.

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In glei­cher Wei­se sei auch das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 6 Be­trVG be­trof­fen. Durch die An­wei­sung ha­be die Ar­beit­ge­be­rin die Mo­da­litäten der Hand­ha­bung/Ver­wen­dung der Stem­pel­uhr ein­sei­tig geändert, in­dem sie die Zeit­punk­te, zu de­nen die Stem­pel­uhr je­weils zu betäti­gen sei, geändert bzw. neu fest­ge­legt ha­be.

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Die zum Haupt­an­trag ge­stell­ten Hilfs­anträge sei­en für den Fall, dass das Fest­stel­lungs­be­geh­ren als un­zulässig zurück­zu­wei­sen sei­en soll­te, be­gründet. Mit dem ers­ten Hilfs­an­trag ver­lan­ge der Be­triebs­rat die Be­sei­ti­gung des ge­schaf­fe­nen mit­be­stim­mungs­wid­ri­gen Zu­stan­des. Mit dem zwei­ten Hilfs­an­trag be­geh­re der Be­triebs­rat die Un­ter­las­sung des mit­be­stim­mungs­wid­ri­gen Ver­hal­tens für die Zu­kunft. Bei­de Anträge sei­en un­abhängig von § 23 Abs. 3 Be­trVG we­gen des ge­schaf­fe­nen mit­be­stim­mungs­wid­ri­gen Zu­stan­des be­gründet. Für die Wie­der­ho­lungs­ge­fahr spre­che ei­ne tatsächli­che Ver­mu­tung.

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Sch­ließlich sei auch der zweit­in­stanz­lich ge­stell­te Haupt­an­trag zu 2 zulässig und be­gründet. Auch für die­sen An­trag be­ste­he ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 ZPO. Dies gel­te je­den­falls des­halb, weil die Ei­ni­gungs­stel­le ihr Ver­fah­ren bis zur Be­en­di­gung des vor­lie­gen­den Ver­fah­rens aus­ge­setzt ha­be. Das Be­ste­hen, der In­halt oder die Reich­wei­te ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts könne auch los­gelöst von ei­nem kon­kre­ten Aus­gangs­fall geklärt wer­den. Die Ar­beit­ge­be­rin be­strei­te ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes ganz all­ge­mein und nicht nur in Be­zug auf die von ihr zu den Um­klei­de­zei­ten er­teil­te An­wei­sung. Die Fra­ge, an wel­chem Ort die Ar­beits­zeit be­gin­ne oder en­de, könne un­abhängig von dem der­zei­ti­gen Streit über die An­wei­sung zu den Um­klei­de­zei­ten sich je­der­zeit er­neut stel­len. Der An­trag sei auch be­gründet, weil dem Be­triebs­rat ein Mit­be­stim­mungs­recht zu der Fra­ge zu­ste­he, an wel­chem Ort die Ar­beits­zeit für die Beschäftig­ten der Ar­beit­ge­be­rin be­gin­ne bzw. en­de.

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Der Be­triebs­rat be­an­tragt, 26

den am 24.10.2007 verkünde­ten undam13.11.2007 zu­ge­stell­ten Be­schluss des Ar­beits­ge­richts Bie­le­feld - 6 BV 32/07 - ab­zuändern und

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1. fest­zu­stel­len,

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dass die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Sin­ne von § 5 Abs. 1 Be­trVG des Be­trie­bes der Ar­beit­ge­be­rin in B2 mögen vor dem Be­ginn und nach dem En­de der Ar­beits­zeit die Ar­beits­klei­dung an­zie­hen bzw. aus­zie­hen, ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes verstößt,

29

hilfs­wei­se

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die Ar­beit­ge­be­rin zu ver­pflich­ten,

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ih­re An­wei­sung, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Sin­ne von § 5 Abs. 1 Be­trVG des Be­trie­bes der Ar­beit­ge­be­rin in B2 mögen vor dem Be­ginn und nach dem En­de de Ar­beits­zeit die Ar­beits­klei­dung an­zie­hen bzw. aus­zie­hen, bis zu dem Zeit­punkt zurück­zu­neh­men oder in sons­ti­ger ge­eig­ne­ter Wei­se außer Kraft zu set­zen, bis zu wel­chem der Be­triebs­rat dem vor­ste­hen­den Re­ge­lungs­ge­gen­stand der An­wei­sung zu­stimmt bzw. bis zt wel­chem die Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­tes hier­zu durch ei­nen Spruch ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le er­setzt wird,

32

so­wie

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der Ar­beit­ge­be­rin auf­zu­ge­ben,

34

es zukünf­tig zu un­ter­las­sen, die Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Sin­ne von § 5 Be­trVG oh­ne Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­tes bzw. oh­ne den die Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­te, er­set­zen­den Spruch ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le an­zu­wei­sen, die­se mögen ih­re Ar­beits­klei­dung vor dem Be­ginn und nach dem En­de der Ar­beits­zeit an­zie­hen bzw. aus­zie­hen,

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2. fest­zu­stel­len,

36

dass dem be­tei­lig­ten Be­triebs­rat ein Mit­be­stim­mungs­recht zu dem Re­ge­lungs­ge­gen­stand zu­steht, an wel­chem Ort die Ar­beits­zeit für ein­zel­ne Beschäftig­te oder Beschäfti­gungs­grup­pen im 11 Möbel­haus in B2 be­ginnt und en­det.

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Die Ar­beit­ge­be­rin be­an­tragt, 38

die Be­schwer­de zurück­zu­wei­sen.

39

Sie ver­tei­digt den an­ge­foch­te­nen Be­schluss und ist nach wie vor der Auf­fas­sung, dass für den erst­in­stanz­lich ge­stell­ten An­trag we­der ein Rechts­schutz­in­ter­es­se noch ein be­son­de­res Fest­stel­lungs­in­ter­es­se be­ste­he. Im Übri­gen ha­be der Be­triebs­rat hin­sicht­lich des In­hal­tes der je­wei­li­gen ar­beits­ver­trag­li­chen Ver­pflich­tung auch kein Mit­be­stim­mungs­recht. Um nichts an­de­res ge­he es im vor­lie­gen­den Fall. Der Be­triebs­rat wol­le nämlich über un­ter­schied­li­che An­trags- und Hilfs­an­trags­kon­struk­tio­nen er­rei­chen, dass die Mit­ar­bei­ter nicht be­reits in Fir­men­klei­dung zum ver­ein­bar­ten Ar­beits­be­ginn am Ar­beits­platz er­schei­nen müss­ten, son­dern viel­mehr sich während der ver­ein­bar­ten Ar­beits­zeit um­klei­den könn­ten. § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG re­ge­le aber aus­sch­ließlich Be­ginn und En­de der tägli­chen Ar­beits­zeit und nicht, was in die­sem Zeit­raum an Ar­beits­leis­tung zu er­brin­gen sei. Wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend fest­ge­stellt ha­be, gehörten Wa­schen und Um­klei­den nicht zu den Haupt­leis­tungs­pflich­ten der Ar­beit­neh­mer.

40
Auch ein Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 6 Be­trVG be­ste­he nicht. 41

Im Übri­gen sei es zu kei­nem Zeit­punkt zu ei­ner Ände­rung der bis­he­ri­gen Hand­ha­bung ge­kom­men. Im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin hätten die Ar­beit­neh­mer sich auch früher nicht während ih­rer Ar­beits­zeit um­klei­den dürfen.

42

Im Übri­gen wird auf den wei­te­ren In­halt der von den Be­tei­lig­ten ge­wech­sel­ten Schriftsätze ergänzend Be­zug ge­nom­men.

43
B. 44
Die zulässi­ge Be­schwer­de des Be­triebs­ra­tes ist nicht be­gründet. 45

Die Be­schwer­de des Be­triebs­ra­tes ist an sich statt­haft und form- und frist­ge­recht beim Lan­des­ar­beits­ge­richt ein­ge­legt und be­gründet wor­den, §§ 87 Abs. 1 und 2, 89 Abs. 2, 64 Abs. 6, 66 Abs. 1 ArbGG.

46

Der Zulässig­keit der Be­schwer­de steht auch nicht ent­ge­gen, dass der Be­triebs­rat mit der Be­schwer­de­be­gründung vom 04.01.2008 wei­te­re Anträge zur Ent­schei­dung ge­stellt hat. Auch die An­trags­er­wei­te­rung um zwei Hilfs­anträge so­wie um ei­nen wei­te­ren Haupt­an­trag ist nach den § 87 Abs. 2 Satz 3 i. V. m. § 81 Abs. 3 ArbGG zulässig. Ab­ge­se­hen da­von, dass die Ar­beit­ge­be­rin sich auf die er­wei­ter­ten Anträge ein­ge­las­sen hat, §§ 87 Abs. 2, 81 Abs. 3 Satz 2 ArbGG, war die Stel­lung von Hilfs­anträgen min­des­tens sach­dien­lich, weil den in der Be­schwer­de­instanz ge­stell­ten Anträgen der glei­che Le­bens­sach­ver­halt zu­grun­de liegt, auf den der Be­triebs­rat sei­ne Anträge auch schon in ers­ter In­stanz gestützt hat (BAG, 05.11.1985 — AP Be­trVG 1972 § 98 Nr. 2; BAG, 21.01.2003 — AP Be­trVG 1972 § 21 a Nr. 1; BAG, 26.10.2004 — AP Be­trVG 1972 § 99 Ein­grup­pie­rung Nr. 29).

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I. 48
Der Haupt­an­trag des Be­triebs­ra­tes ist zulässig, aber un­be­gründet. 49

1. Der Haupt­an­trag des Be­triebs­ra­tes ist, wie das Ar­beits­ge­richt zu­tref­fend er­kannt hat, zulässig.

50

a) Das gewähl­te Be­schluss­ver­fah­ren ist nach den §§ 2 a, 80 Abs. 1 ArbGG die rich­ti­ge Ver­fah­rens­art, da zwi­schen den Be­tei­lig­ten ei­ne be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che An­ge­le­gen­heit, nämlich das Be­ste­hen von Mit­be­stim­mungs­rech­ten nach § 87 Abs. 1 Be­trVG strei­tig ist.

51

Die An­trags­be­fug­nis des Be­triebs­ra­tes und die Be­tei­li­gung der Ar­beit­ge­be­rin er­ge­ben sich aus den §§ 10, 83 Abs. 3 ArbGG.

52
b) Nach ständi­ger Recht­spre­chung des BAG kann das Be­ste­hen ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts Ge­gen­stand ei­nes Fest­stel­lungs­an­tra­ges sein. Nach dem auch im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren gel­ten­den § 256 ZPO ist das er­for­der­li­che Rechts­schutz­in­ter­es­se re­gelmäßig ge­ge­ben, wenn der Ar­beit­ge­ber ein Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes be­strei­tet oder sich der Be­triebs­rat ei­nes sol­chen Mit­be­stim­mungs­rechts ernst­haft berühmt. Ein Streit der Be­triebs­par­tei­en darüber, ob die be­triebs­ver­fas­sungs­recht­li­che Ver­tre­tung der Ar­beit­neh­mer in ei­ner be­stimm­ten An­ge­le­gen­heit ein Mit­be­stim­mungs­recht hat, kann mit ei­nem Fest­stel­lungs­an­trag zur ge­richt­li­chen Ent­schei­dung ge­stellt wer­den. Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se folgt in al­ler Re­gel dar­aus, dass der Ar­beit­ge­ber das Be­ste­hen ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts in Ab­re­de stellt und des­halb da­von ab­sieht, ei­ne mit­be­stimm­te Re­ge­lung zu tref­fen (vgl. statt al­ler: BAG, 13.10.1987 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 7; BAG, 11.06.2002 — AP ZPO 1977 § 256 Nr. 70; BAG, 27.01.2004 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 56). 53

Ein sol­ches Fest­stel­lungs­ver­fah­ren ist auch als so­ge­nann­tes Vor­ab­ent­schei­dungs­ver­fah­ren be­reits vor ei­nem Spruch ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le zur Re­ge­lung der be­tref­fen­den An­ge­le­gen­heit zulässig. Es steht auch der Durchführung des Ver­fah­rens auf Be­stel­lung ei­ner Ei­ni­gungs­stel­le nach § 98 ArbGG und dem Ver­fah­ren vor der Ei­ni­gungs­stel­le selbst nicht ent­ge­gen (BAG, 06.12.1983 — AP Be­trVG 1972 § 87 Über­wa­chung Nr. 7; BAG, 13.10.1987 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 7).

54

Das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se entfällt auch nicht des­halb, weil der Be­triebs­rat ei­nen Leis­tungs­an­trag stel­len könn­te. Auch wenn Leis­tungs­anträge denk­bar sind, wie der Be­triebs­rat mit sei­nen Hilfs­anträgen in der Be­schwer­de­instanz deut­lich ge­macht hat, ist der als Haupt­an­trag ge­stell­te Fest­stel­lungs­an­trag zulässig. Das Fest­stel­lungs­ver­fah­ren ist nämlich das ge­eig­ne­te­re Ver­fah­ren, so­weit es um die grundsätz­li­che Klärung ei­nes strei­ti­gen Rechts­verhält­nis­ses zwi­schen Be­triebs­rat und Ar­beit­ge­ber geht, wenn es zu ei­ner um­fas­sen­den Be­rei­ni­gung des Streits führen kann. Des­halb ent­spricht es ständi­ger Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, dass der Streit der Be­triebs­part­ner über Be­ste­hen und Um­fang ei­nes Mit­be­stim­mungs­rechts im Fest­stel­lungs­ver­fah­ren geklärt wer­den kann (BAG, 22.04.1997 — AP Be­trVG 1972 § 87 Lohn­ge­stal­tung Nr. 88; BAG, 15.12.1998 — AP Be­trVG 1972 § 80 Nr. 56 m. w. N.).

55
c) Sch­ließlich ist der Haupt­an­trag des Be­triebs­ra­tes auch hin­rei­chend be­stimmt im Sin­ne des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO. Hier­nach muss auch im ar­beits­ge­richt­li­chen Be­schluss­ver­fah­ren der Ver­fah­rens­ge­gen­stand so ge­nau be­zeich­net wer­den, dass die ei­gent­li­che Streit­fra­ge zwi­schen den Be­tei­lig­ten mit Rechts­kraft­wir­kung ent­schie­den wer­den kann (BAG, 13.10.1987 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 7; BAG, 03.05.2006 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 61 m. w. N.). 56

Der Be­triebs­rat hat mit sei­nem Fest­stel­lungs­an­trag zu 1 kon­kret die An­ge­le­gen­heit be­zeich­net, für die er ein Mit­be­stim­mungs­recht in An­spruch nimmt, nämlich die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, wo­nach die Ar­beit­neh­mer und Ar­beit­neh­me­rin­nen im Be­trieb in B2 die Ar­beits­klei­dung vor dem Be­ginn und nach dem En­de der Ar­beits­zeit an­zie­hen bzw. aus­zie­hen sol­len. Die­ser An­trag ist hin­rei­chend be­stimmt. Es soll aus­drück­lich fest­ge­stellt wer­den, dass die Ar­beit­ge­be­rin bei die­ser An­wei­sung ge­gen Mit­be­stim­mungs­rech­te des Be­triebs­ra­tes verstößt. Der Ver­fah­rens­ge­gen­stand ist so ge­nau be­zeich­net, dass die Streit­fra­ge zwi­schen den Be­tei­lig­ten mit Rechts­kraft­wir­kung ent­schie­den wer­den kann. Auch wenn die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin da­tumsmäßig nicht kon­kret be­zeich­net wor­den ist, geht aus den be­stimm­ten Ar­beit­neh­mern er­teil­ten Er­mah­nun­gen deut­lich her­vor, um wel­che An­wei­sun­gen es geht.

57
2. Der Haupt­an­trag ist je­doch, wie das Ar­beits­ge­richt zu Recht ent­schie­den hat, un­be­gründet. 58

Die Ar­beit­ge­be­rin verstößt mit der strei­ti­gen An­wei­sung nicht ge­gen Mit­be­stim­mungs­rech­te des Be­triebs­ra­tes nach § 87 Abs. 1 Be­trVG.

59

a) Die Ar­beit­ge­be­rin hat mit der An­wei­sung, mit de­nen sie ih­re Mit­ar­bei­ter anhält, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zei­ten um­zu­zie­hen, nicht ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes aus § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG ver­s­toßen. Die An­wei­sung stellt kei­ne ein­sei­ti­ge Ände­rung der La­ge der Ar­beits­zeit dar.

60

Nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG hat der Be­triebs­rat u. a. mit­zu­be­stim­men über Be­ginn und En­de der tägli­chen Ar­beits­zeit. Ar­beits­zeit i. S. des § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG ist die­je­ni­ge Zeit, während der der Ar­beit­neh­mer die von ihm in ei­nem be­stimm­ten zeit­li­chen Um­fang ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung tatsächlich er­brin­gen soll. Es geht um die Fest­le­gung des Zeit­raums, während des­sen der Ar­beit­ge­ber vom Ar­beit­neh­mer die Erfüllung sei­ner ver­trag­li­chen Haupt­leis­tungs­pflich­ten ver­lan­gen und die­ser sie ihm ggf. mit der Fol­ge des § 293 BGB an­bie­ten kann. Ar­beits­zeit i. S. des § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG ist des­halb die Zeit, in wel­cher der Ar­beit­neh­mer ver­pflich­tet bzw. be­rech­tigt ist, sei­ne ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beit zu leis­ten. Ei­ne mit­be­stim­mungs­pflich­ti­ge Ände­rung der La­ge der Ar­beits­zeit liegt dem­ent­spre­chend nur dann vor, wenn der Ar­beit­neh­mer sei­ne ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beit außer­halb des fest­ge­leg­ten Zeit­raums er­bringt oder er­brin­gen soll (BAG, 14.11.2006 — AP Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 121, Rn. 27).

61

Die Be­tei­li­gung des Be­triebs­rats nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG dient da­zu, die In­ter­es­sen der Ar­beit­neh­mer an der La­ge ih­rer Ar­beits­zeit und da­mit zu­gleich ih­rer frei­en und für die Ge­stal­tung ih­res Pri­vat­le­bens nutz­ba­ren Zeit zur Gel­tung zu brin­gen (BAG, 26.10.2004 — AP Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 113). Da­ge­gen be­steht kein Mit­be­stim­mungs­recht bei der Fest­le­gung der Dau­er der wöchent­li­chen Ar­beits­zeit ver­stan­den als Um­fang des vom Ar­beit­neh­mer ver­trag­lich ge­schul­de­ten Ar­beits­zeit­vo­lu­mens. Aus § 87 Abs. 1 Nr. 3 Be­trVG folgt nichts an­de­res. Zwar kann der Be­triebs­rat im Rah­men die­ser Vor­schrift auch auf die Dau­er der Ar­beits­zeit Ein­fluss neh­men. Sein Mit­be­stim­mungs­recht be­trifft aber nur die vorüber­ge­hen­de Verlänge­rung oder Verkürzung der be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit. Die Fest­le­gung ih­rer re­gelmäßigen Dau­er i. S. des re­gelmäßig ge­schul­de­ten zeit­li­chen Um­fangs der Ar­beits­leis­tung oder die Fest­le­gung von de­ren Höchst­dau­er ist vom Mit­be­stim­mungs­recht nicht er­fasst (BAG, 03.06.2003 — AP BetrVG1972 § 77 Ta­rif­vor­be­halt Nr. 19; BAG, 22.07.2003 — AP Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zei­ten Nr. 108 m. w. N.).

62

Auch nach Auf­fas­sung der Be­schwer­de­kam­mer wird die­je­ni­ge Zeit, die ein Ar­beit­neh­mer benötigt, um sich vor Be­ginn oder nach dem En­de der er­fass­ten Ar­beits­zeit um­zu­klei­den, vom Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­rats nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG nicht er­fasst. Beim Um­klei­den der Ar­beit­neh­mer han­delt es sich nicht um die Ar­beits­zeit i. S. des § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG. Das Um­klei­den der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin gehört nicht zur ver­trag­lich ge­schul­de­ten Ar­beits­leis­tung der Ar­beit­neh­mer.

63

Zwar wird auch teil­wei­se an­ge­nom­men, dass dem Be­triebs­rat ein Mit­be­stim­mungs­recht und da­mit ein Initia­tiv­recht bei der Fra­ge zu­steht, ob die Ar­beits­zeit be­reits am Werks­tor oder erst am Ar­beits­platz be­ginnt bzw. ob Wa­schen und Um­klei­den zur Ar­beits­zeit zählt (vgl. LAG Nürn­berg, Be­schluss vom 21.05.1990 — LA­GE Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 20; ArbG Frank­furt, 27.07.2004 — AiB 2005, 313; Däubler/Kitt­ner/Kle­be, Be­trVG, 11. Aufl., § 87 Rz. 77). Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts, der die Be­schwer­de­kam­mer folgt, gehört das Um­klei­den ar­beits­ver­trag­lich je­den­falls re­gelmäßig nicht zur vergütungs­pflich­ti­gen Ar­beits­zeit. Um­klei­den und Wa­schen die­nen ei­nem frem­den Bedürf­nis, wenn sie nicht zu­gleich ein ei­ge­nes Bedürf­nis erfüllen. Das An­klei­den mit vor­ge­schrie­be­ner Dienst­klei­dung, die et­wa zu Hau­se an­ge­legt und — oh­ne be­son­ders auffällig zu sein — auch auf dem Weg zur Ar­beitsstätte ge­tra­gen wer­den kann, ist nicht le­dig­lich fremdnützig (BAG, 22.03.1995 — AP BGB § 611 Ar­beits­zeit Nr. 8; BAG, 11.10.2000 — AP BGB § 611 Ar­beits­zeit Nr. 20; vgl. auch LAG Rhein­land-Pfalz, 13.01.1986 — NZA 1986, 618; Ri­char­di, Be­trVG, 10. Aufl., § 87 Rz. 257; Mat­thes, Ar­beits­rechts­hand­buch, 2. Aufl., § 334 Rn. 22; Schlie­mann, Arb­ZG, § 2 Rz. 32; Anz­in­ger/Ko­ber­ski, Arb­ZG, 2. Aufl., § 2 Rz. 27; Adam, AuR 2001, 481 m. w. N.). Et­was an­de­res kann le­dig­lich dann gel­ten, wenn das Um­klei­den zur Haupt­leis­tungs­pflicht des Ar­beit­neh­mers gehört und not­wen­di­ger­wei­se im Be­trieb zu er­fol­gen hat (vgl. die Fall­ge­stal­tung bei: BAG, 28.07.1994 — AP BAT § 15 Nr. 32; LAG Ba­den Würt­tem­berg, 12.02.1987 — AiB 1987, 247; Busch, BB 1995, 1690). So liegt der vor­lie­gen­de Fall je­doch nicht. Die Ar­beit­neh­mer/In­nen im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin sind nicht ver­pflich­tet, sich not­wen­di­ger­wei­se im Be­trieb um­zu­klei­den. Nach Zif­fer 6 der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung "Fir­men­klei­dung" vom 24.08.1998 sind die Mit­ar­bei­ter be­rech­tigt, die Fir­men­klei­dung be­reits auf dem Weg von und zur Ar­beitsstätte zu tra­gen. Die Fir­men­klei­dung, die die Ar­beit­ge­be­rin ih­ren Mit­ar­bei­tern zur Verfügung stellt, ist auch nicht be­son­ders auffällig, mit der Fol­ge, dass den Mit­ar­bei­tern das Tra­gen der Fir­men­klei­dung auf dem Weg von und zur Ar­beitsstätte nicht zu­ge­mu­tet wer­den könn­te. Die Erörte­run­gen im Anhörungs­ter­min vor der Be­schwer­de­kam­mer ha­ben er­ge­ben, dass et­wa 50 % der Mit­ar­bei­ter im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin die Fir­men­klei­dung be­reits zu Hau­se an­le­gen und sich et­wa wei­te­re 50 % im Be­trieb um­zie­hen. Hier­nach muss das Um­klei­den nicht not­wen­di­ger­wei­se im Be­trieb er­fol­gen. Da­mit gehört es nicht zur vergütungs­pflich­ti­gen Ar­beits­zeit.

64

Der Be­triebs­rat kann das in An­spruch ge­nom­me­ne Mit­be­stim­mungs­recht nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG auch nicht dar­auf stützen, dass er die Fra­ge, an wel­chem Ort die Ar­beits­zeit be­ginnt und wo sie en­det, für mit­be­stim­mungs­pflich­tig hält. Die vom Haupt­an­trag des Be­triebs­ra­tes um­fass­te An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin stellt nämlich kei­ne mit­be­stim­mungs­pflich­ti­ge Ände­rung der La­ge der Ar­beits­zeit dar. Die Ar­beit­ge­be­rin hat durch die strei­ti­ge An­wei­sung nicht die La­ge der Ar­beits­zeit der Mit­ar­bei­ter in ih­rem Be­trieb geändert. Die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin be­trifft nicht den Ort des Be­ginns oder des En­des der Ar­beits­zeit, son­dern be­trifft le­dig­lich den Zeit­punkt, an dem die Mit­ar­bei­ter ih­re Ar­beit auf­zu­neh­men ha­ben. Mit der strei­ti­gen An­wei­sung, mor­gens erst nach dem Um­klei­den zu stem­peln bzw. abends vor dem Um­klei­den aus­zu­stem­peln, war kei­ne An­wei­sung an die Mit­ar­bei­ter ver­bun­den, die ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beits­zeit außer­halb des bis­lang schon fest­ge­leg­ten Zeit­raums zu er­brin­gen. Die Zei­ten des Um­klei­dens gehören eben nicht zu den Zei­ten, während de­rer die Mit­ar­bei­ter Ar­beits­auf­ga­ben zu er­le­di­gen ha­ben, sie sind kei­ne Ar­beits­zei­ten i. S. des Mit­be­stim­mungs­tat­be­stan­des des § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG. Mit der An­wei­sung, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zei­ten um­zu­zie­hen, hat die Ar­beit­ge­be­rin die Mit­ar­bei­ter le­dig­lich an­ge­hal­ten, die ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beits­zeit ein­zu­hal­ten. Die Dau­er der tägli­chen Ar­beits­zeit ist aber nicht mit­be­stim­mungs­pflich­tig.

65
b) Ent­ge­gen der Auf­fas­sung des Be­triebs­ra­tes verstößt die An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zeit um­zu­klei­den, auch nicht ge­gen das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes aus § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG. 66

Nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG hat der Be­triebs­rat in Fra­gen der Ord­nung des Be­triebs und des Ver­hal­tens der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb mit­zu­be­stim­men. Ge­gen­stand die­ses Mit­be­stim­mungs­rechts ist das be­trieb­li­che Zu­sam­men­le­ben und Zu­sam­men­wir­ken der Ar­beit­neh­mer. Nach der ständi­gen Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts hat der Be­triebs­rat aber nur mit­zu­be­stim­men bei Maßnah­men, die das sog. Ord­nungs­ver­hal­ten der Ar­beit­neh­mer im Be­trieb be­tref­fen. Nicht nach § 87 Abs. 1 Nr. 1 Be­trVG mit­be­stim­mungs­pflich­tig sind da­ge­gen Maßnah­men, die das sog. Ar­beits­ver­hal­ten re­geln sol­len. Dies sind sol­che Maßnah­men, mit de­nen die Ar­beits­pflicht un­mit­tel­bar kon­kre­ti­siert und ab­ge­for­dert wird (vgl. zu­letzt: BAG, 18.04.2000 — AP Be­trVG 1972 § 87 Über­wa­chung Nr. 33; BAG, 28.05.2002 — AP Be­trVG 1972 § 87 Ord­nung des Be­trie­bes Nr. 39; BAG, 27.01.2004 — AP Be­trVG 1972 § 87 Über­wa­chung Nr. 40; BAG, 13.02.2007 — AP Be­trVG 1972 § 87 Ord­nung des Be­trie­bes Nr. 40; Fit­ting/En­gels/Schmidt/Tre­bin­ger/Lin­sen­mey­er, Be­trVG, 24. Aufl., § 87 Rn. 62 ff. m. w. N.).

67

Das Ar­beits­ge­richt hat in dem an­ge­foch­te­nen Be­schluss zu­tref­fend er­kannt, dass die strei­ti­ge An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, die Mit­ar­bei­ter mögen sich außer­halb der er­fass­ten Ar­beits­zeit um­klei­den, nicht der be­trieb­li­chen Ord­nung zu­zu­ord­nen ist. Die strei­ti­ge Ar­beits­an­wei­sung gehört aus­sch­ließlich zum Ar­beits­ver­hal­ten der ein­zel­nen Ar­beit­neh­mer. Mit ihr sind die Ar­beit­neh­mer an­ge­hal­ten wor­den, die aus den Ar­beits­verträgen ge­schul­de­te Ar­beits­leis­tung ord­nungs­gemäß zu er­brin­gen.

68
c) Auch das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes nach § 87 Abs. 1 Nr. 3 Be­trVG ist von der strei­ti­gen Ar­beits­an­wei­sung nicht be­trof­fen. Mit der An­wei­sung soll­te nicht die Ar­beits­zeit der Mit­ar­bei­ter vorüber­ge­hend verlängert oder verkürzt wer­den. Die Ar­beit­ge­be­rin be­ab­sich­tig­te mit der An­wei­sung viel­mehr, die Mit­ar­bei­ter dau­er­haft da­zu an­zu­hal­ten, ih­re ver­trag­lich ge­schul­de­te Ar­beits­zeit ein­zu­hal­ten. Mit der An­wei­sung war kei­ne vorüber­ge­hen­de Verände­rung — Verlänge­rung oder Verkürzung — der be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit, die al­lein mit­be­stim­mungs­pflich­tig ist, ver­bun­den. Ei­ne der­ar­ti­ge vorüber­ge­hen­de Verände­rung der be­triebsübli­chen Ar­beits­zeit liegt nur vor, wenn es sich um ei­ne Ab­wei­chung von dem für ei­nen be­stimm­ten Wo­chen­tag re­gulär fest­ge­leg­ten Zeit­vo­lu­men mit an­sch­ließen­der Rück­kehr zur be­triebsübli­chen Dau­er der Ar­beits­zeit han­delt (BAG, 03.05.2006 = AP Be­trVG 1972 § 87 Ar­beits­zeit Nr. 119; vgl. auch: BAG, 15.05.2007 — AP Be­trVG 1972 § 1 Ge­mein­sa­mer Be­trieb Nr. 30, Rn. 46). Die Ar­beits­zeit der Mit­ar­bei­ter, de­nen ein Um­klei­den vor bzw. nach dem Stem­peln un­ter­sagt wor­den ist, soll­te aber nicht vorüber­ge­hend geändert wer­den. 69

d) Sch­ließlich ist durch die strei­ti­ge An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin auch nicht das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes nach § 87 Abs. 1 Nr. 6 Be­trVG ver­letzt wor­den.

70

§ 87 Abs. 1 Nr. 6 Be­trVG be­trifft das Mit­be­stim­mungs­recht des Be­triebs­ra­tes bei der Einführung und An­wen­dung von tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen, die da­zu be­stimmt sind, das Ver­hal­ten oder die Leis­tung der Ar­beit­neh­mer zu über­wa­chen.

71

Zwar ist die Einführung und An­wen­dung von Zeit­er­fas­sungs­geräten in­so­weit mit­be­stim­mungs­pflich­tig. Mit der An­wei­sung der Ar­beit­ge­be­rin, für die der Be­triebs­rat ein Mit­be­stim­mungs­recht in An­spruch nimmt, ist aber kei­ne tech­ni­sche Ein­rich­tung ein­geführt oder an­ge­wen­det wor­den. Die An­wei­sung be­traf le­dig­lich den Zeit­punkt, zu dem das Zeit­er­fas­sungs­gerät be­dient wer­den muss, mit ihr war kei­ne Ände­rung der An­wen­dung des Zeit­er­fas­sungs­gerätes ver­bun­den. Die An­wei­sung dien­te auch nicht der Er­wei­te­rung der Kon­trol­le und Über­wa­chung der Ar­beit­neh­mer.

72
II. 73

Über die vom Be­triebs­rat zum Haupt­an­trag zu 1. ge­stell­ten Hilfs­anträge hat­te die Be­schwer­de­kam­mer nicht zu ent­schei­den. Der Be­triebs­rat hat die Hilfs­anträge als Leis­tungs­anträge le­dig­lich für den Fall der Un­zulässig­keit des Haupt­an­tra­ges zu 1. ge­stellt. Der Haupt­an­trag zu 1. er­wies sich je­doch nicht als un­zulässig, son­dern als un­be­gründet.

74
III. 75
Der Haupt­an­trag des Be­triebs­ra­tes zu 2. ist un­zulässig. 76

Die Be­schwer­de­kam­mer un­ter­stellt, dass für den Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 ZPO ge­ge­ben ist, weil der Be­triebs­rat auch in­so­weit das Be­ste­hen von Mit­be­stim­mungs­rech­ten gel­tend macht.

77

Der Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. genügt je­doch nicht dem Be­stimmt­heits­er­for­der­nis nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO.

78

§ 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO fin­det auch auf das ar­beits­ge­richt­li­che Be­schluss­ver­fah­ren ent­spre­chen­de An­wen­dung (BAG, 03.06.2003 — AP Be­trVG 1972 § 89 Nr. 1). Der Streit­ge­gen­stand muss so ge­nau be­zeich­net wer­den, dass die ei­gent­li­che Streit­fra­ge mit Rechts­kraft­wir­kung zwi­schen den Be­tei­lig­ten ent­schie­den wer­den kann (BAG, 13.10.1987 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 7; BAG, 03.06.2003 — AP Be­trVG 1972 § 89 Nr. 1; BAG, 29.04.2004 —AP Be­trVG 1972 § 77 Durchführung Nr. 3; BAG, 03.05.2006 — AP ArbGG 1979 § 81 Nr. 61). Im Fall ei­ner dem An­trag statt­ge­ben­den Ent­schei­dung muss für den in An­spruch ge­nom­me­nen Be­tei­lig­ten ein­deu­tig er­kenn­bar sein, was von ihm ver­langt wird.

79

In­so­weit genügt der vom Be­triebs­rat ge­stell­te Fest­stel­lungs­an­trag dem Be­stimmt­heits­er­for­der­nis des § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO nicht. Selbst wenn mit dem Be­triebs­rat da­von aus­ge­gan­gen wird, dass ihm auch hin­sicht­lich des Or­tes des Be­ginns und des En­des der je­wei­li­gen Ar­beits­zeit ein Mit­be­stim­mungs­recht zu­steht (LAG Nürn­berg, 21.05.1990 —LA­GE Be­trVG § 87 Nr. 20; ArbG Frank­furt, 27.07.2004 — AiB 2005, 313; DKK/Kle­be, a.a.O., § 87 Rn. 77; GK-Be­trVG/Wie­se 8. Aufl., § 87 Rn. 301), ist der strei­ti­ge Mit­be­stim­mungs­tat­be­stand im Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. nicht hin­rei­chend kon­kret be­schrie­ben wor­den. Mit ei­ner Sach­ent­schei­dung über den Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. stünde nicht fest, für wel­chen be­trieb­li­chen Vor­gang ein Mit­be­stim­mungs­recht be­jaht oder ver­neint wor­den wäre (BAG, 14.09.1984 — AP Be­trVG 1972 § 87 Über­wa­chung Nr. 9). Es ist nicht ein­mal er­sicht­lich, für wel­che Or­te im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin der Be­triebs­rat ein Mit­be­stim­mungs­recht für sich in An­spruch nimmt. Der Be­triebs­rat hat auch nicht aus­geführt, wo ggf. Zeit­er­fas­sungs­geräte auf­ge­stellt sind und sich Um­klei­deräume im Be­trieb der Ar­beit­ge­be­rin be­fin­den. Bei ei­ner Statt­ga­be des Fest­stel­lungs­an­tra­ges zu 2. stünde in kei­ner Wei­se fest, für wel­chen Re­ge­lungs­ge­gen­stand ein Mit­be­stim­mungs­recht in wel­chem Um­fan­ge be­steht. Nach Zif­fer 1.1 der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung "Fir­men­klei­dung" exis­tie­ren im Be­trieb B2 meh­re­re Funk­ti­ons­be­rei­che. Je nach Funk­ti­ons­be­reich wer­den nach § 9 der Be­triebs­ver­ein­ba­rung "Ar­beits­zei­ten" im Ar­beits­ein­satz­plan die Zeit­punk­te wie­der­ge­ge­ben, zu de­nen der Ar­beit­neh­mer sei­ne Ar­beit auf­zu­neh­men hat so­wie zu wel­chem Zeit­punkt die Ar­beit en­det. Dies ist nach Funk­ti­ons­be­reich un­ter­schied­lich. Auch die­se un­ter­schied­li­chen Funk­ti­ons­be­rei­che wer­den im Fest­stel­lungs­an­trag des Be­triebs­ra­tes zu 2. nicht aus­rei­chend berück­sich­tigt.

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Ein nach § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO hin­rei­chend be­stimm­ter Fest­stel­lungs­an­trag müss­te min­des­tens zwi­schen die­sen Funk­ti­ons­be­rei­chen dif­fe­ren­zie­ren. Ei­ne dem Fest­stel­lungs­an­trag zu 2. des Be­triebs­ra­tes statt­ge­ben­de Ent­schei­dung des Ge­richts würde im Er­geb­nis — un­ter­stellt, es gäbe ein Mit­be­stim­mungs­recht hin­sicht­lich des Or­tes des Be­ginns und des En­des der Ar­beits­zeit — le­dig­lich den Ge­set­zes­text nach § 87 Abs. 1 Nr. 2 Be­trVG wie­der­ho­len. Die be­gehr­te Ent­schei­dung kann da­her kei­ne Klar­heit darüber schaf­fen, in wel­chem Um­fang das in An­spruch ge­nom­me­ne Mit­be­stim­mungs­recht be­steht. Nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts ist des­halb ein An­trag, der le­dig­lich den Ge­set­zes­wort­laut wie­der­holt, dann un­zulässig, wenn ge­ra­de der der In­halt der Norm strei­tig ist (BAG, 17.03.1987 — AP Be­trVG 1972 § 23 Nr. 7; BAG, 11.11.1997 — AP BDSG § 36 Nr. 1).

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IV. 82

We­gen der grundsätz­li­chen Be­deu­tung der Rechts­sa­che hat die Be­schwer­de­kam­mer die Rechts­be­schwer­de zum Bun­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­sen, §§ 92 Abs. 1, 72 Abs. 2 ArbGG.

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Schier­baum Stru­we Rol­ke 84

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