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Hes­si­sches LAG, Ur­teil vom 22.10.2014, 6 Sa 106/14

   
Schlagworte: Betriebliche Altersversorgung: Gleichbehandlung, Gleichbehandlungsgrundsatz, Betriebsrente: Gleichbehandlung
   
Gericht: Hessisches Landesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 6 Sa 106/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.10.2014
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Frankfurt am Main, Urteil vom 19.12.2013, 19 Ca 3380/13
Nachgehend Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 19.07.2016, 3 AZR 134/15
   

Te­nor:

Auf die Be­ru­fung des Klägers wird un­ter Zurück­wei­sung der Be­ru­fung im Übri­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 19. De­zem­ber 2013 19 Ca 3380/13 teil­wei­se ab­geändert.

Es wird fest­ge­stellt, dass der Kläger ge­gen die Be­klag­te ab dem Zeit­punkt des Ein­tritts in die ge­setz­li­che Al­ters­ren­te ei­ne un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung gemäß der Ver­sor­gungs­re­ge­lung D Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 un­ter An­rech­nung der Leis­tun­gen des Be­am­ten­ver­si­che­rungs­ver­eins des Deut­schen Bank- und Ban­kiers­ge­wer­bes a.G. (BVV) so­weit die­se auf Bei­trags­zah­lun­gen der Be­klag­ten be­ru­hen, hat.

Von den Kos­ten des Rechts­streits hat der Kläger 1/4 und die Be­klag­te 3/4 zu tra­gen.

Die Re­vi­si­on wird zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über Be­triebs­ren­ten­ansprüche aus Ver­sor­gungs­ord­nun­gen der Be­klag­ten, die auf­grund Ver­ein­ba­run­gen mit dem Be­triebs­rat als Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen rechts­wirk­sam sind.

Der am xx. xx 1952 ge­bo­re­ne Kläger war seit dem 01. Ju­li 1986 auf der Grund­la­ge des Ar­beits­ver­tra­ges vom 17. April / 19. April 1986 (An­la­ge K 1, Bl. 46 - 51d.A.) als Fond­ma­na­ger bei der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin­nen beschäftigt. Der Kläger ist seit 01. Ju­li 2009 im Vor­ru­he­stand. In der Vor­ru­he­stands­ver­ein­ba­rung vom 08. Mai 2007 (An­la­ge K 2, Bl. 52, 54 d. A.) heißt es aus­zugs­wei­se:

...

7. Ein Zu­schuss zu den Beiträgen an den BVV während des Vor­ru­he­stan­des wird in An­leh­nung an den Teil IV: Vor­ru­he­stands-Ta­rif­ver­trag gemäß § 4 Ziffer2 in der je­weils gülti­gen Fas­sung gewährt.

8. Mit Be­ginn des Vor­ru­he­stands erlöschen al­le Ansprüche aus dem Ar­beits­verhält­nis, so­weit die­se nicht vor­ste­hend ge­re­gelt sind oder bis zum Be­ginn des Vor­ru­he­stan­des schrift­lich gel­tend ge­macht wur­den.

Bei der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin­nen be­ste­hen Re­ge­lun­gen über ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung. Die­se wa­ren zunächst in ei­nem sog. So­zi­al­ka­ta­log (vgl. An­la­ge BK 1 An­la­gen­band) als Leis­tun­gen ei­ner Un­terstützungs­kas­se ge­re­gelt. Die Re­ge­lung im So­zi­al­ka­ta­log fand je­doch kei­ne An­wen­dung mehr für Mit­ar­bei­ter, die ih­re Tätig­keit nach dem 31. März 1984 auf­ge­nom­men ha­ben. Für Neu­ein­trit­te ab dem 01 .April 1984 wur­de ei­ne Neu­re­ge­lung vor­be­rei­tet und mit dem Be­triebs­rat ver­han­delt (vgl. An­la­ge B 7 Pro­to­koll der Sit­zung des Bei­rats vom 27. Ju­li 1984, Bl. 172 - 174 d. A.). Mit Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 28. Sep­tem­ber 1988 wur­de ei­ne Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 28. Sep­tem­ber 1988 ver­ein­bart (vgl. BK 8 An­la­gen­band). Hier ist un­ter § 1 "Kreis der Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten" fol­gen­de Re­ge­lung ge­trof­fen:

(1) Je­der re­gelmäßig beschäftig­te Mit­ar­bei­ter (weib­lich oder männ­lich), der bei In­kraft­tre­ten die­ser Ver­sor­gungs­ord­nung in ei­nem Ar­beits­verhält­nis zu un­se­rem Un­ter­neh­men steht oder da­nach mit ihm ein Ar­beits­verhält­nis be­gründet, er­wirbt mit Voll­endung des sieb­zehn­ten Le­bens­jah­res (Auf­nah­me­al­ter) ei­ne An­wart­schaft auf be­trieb­li­che Ver­sor­gungs­leis­tung nach Maßga­be die­ser Ver­sor­gungs­ord­nung.

(2) Für Mit­ar­bei­ter, die das Auf­nah­me­al­ter noch nicht er­reicht ha­ben, ist die­se Ver­sor­gungs­ord­nung recht­lich un­ver­bind­lich und kann für sie kei­ne Ver­sor­gungs­ansprüche be­gründen.

(3) Von der Auf­nah­me in das Ver­sor­gungs­werk sind aus­ge­schlos­sen:

a) Aus­hilfs­wei­se, be­fris­tet bzw. ge­ringfügig im Sin­ne des § 8 SGB IV oder un­re­gelmäßig beschäftig­te.

b) Mit­ar­bei­ter, die vor dem 01. April 1984 in das Un­ter­neh­men ein­ge­tre­ten sind.

Die nach­fol­gen­de Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 25. Sep­tem­ber 1991 (vgl. BK 2 An­la­gen­band) de­fi­niert in § 1 den Kreis der Ver­sor­gungs­be­rech­tig­ten wort­gleich. Die Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 (An­la­ge K 5, Bl. 60 - 72 d. A.) re­gelt un­ter § 2 "Persönli­cher Gel­tungs­be­reich" das fol­gen­de:

(1) Von die­ser Ver­sor­gungs­re­ge­lung wer­den Mit­ar­bei­ter er­fasst, die ihr Ar­beits­verhält­nis ent­we­der

a) vor dem 01.01.1999 zur A GmbH oder ei­nem ihr ver­bun­de­nen Un­ter­neh­men oder

b) ab dem 01.07.1996 und vor dem 01.01.1999 zur B - C - oder

c) ab dem 01.01.1999 und vor dem 01.02.1999 zur B A C oder ei­nem an­de­ren ihr ver­bun­de­nen Un­ter­neh­men

be­gründet ha­ben und in die­sem Zeit­punkt noch nicht das 55. Le­bens­jahr voll­endet hat­ten und de­ren Ar­beits­verhält­nis bis heu­te zur A B oder ei­nem an­de­ren Kon­zern­un­ter­neh­men be­steht, das die­se Ver­sor­gungs­re­ge­lung durch Dienst- oder Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen hat.

(2) Von die­ser Ver­sor­gungs­re­ge­lung wer­den auch Mit­ar­bei­ter er­fasst, die vor dem 01.07.1996 ihr Ar­beits­verhält­nis zur B - C - be­gründet ha­ben und die in die­sem Zeit­punkt noch nicht das 55. Le­bens­jahr voll­endet hat­ten, wenn sie in Ber­lin oder Frank­furt tätig wa­ren und de­ren Ar­beits­verhält­nis bis heu­te zur A B oder ei­nem an­de­ren Kon­zern­un­ter­neh­men be­steht, das die­se Ver­sor­gungs­re­ge­lung durch Dienst- oder Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab­ge­schlos­sen hat.

(3) Nicht er­fasst sind Mit­ar­bei­ter die bei der D oder ei­nem ihr ver­bun­de­nen Un­ter­neh­men vor dem 01.04.1984 ein­ge­tre­ten sind und Mit­ar­bei­ter, die bei der B - C - vor dem 01.01.1984 ein­ge­tre­ten sind.

(4) Nicht er­fasst sind auch Mit­ar­bei­ter, die ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Zu­sa­ge er­hal­ten oder er­hal­ten ha­ben.

(5) Nicht er­fasst sind Mit­ar­bei­ter, die vor dem 01.02.1999 ein­ge­tre­ten sind und die seit­dem un­un­ter­bro­chen ge­ringfügig beschäftigt sind im Sin­ne von § 8 SGB IV.

Der Kläger nimmt an ei­ner be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung über den Be­am­ten­ver­si­che­rungs­ver­ein des Deut­schen Bank- und Ban­kier­ge­wer­bes a. G. (BVV) teil. Mit Schrei­ben vom 09. Ja­nu­ar 1987 (An­la­ge K 3, Bl. 55 d. A.) über­nahm die Rechts­vorgänge­rin der Be­klag­ten die Ver­pflich­tung, ei­nen Bei­trags­zu­schuss zu die­ser Al­ters­ver­sor­gung zu be­zah­len. Es han­del­te sich da­bei um ei­ne frei­wil­li­ge Wei­ter­ver­si­che­rung des Klägers, der ei­ne Al­ters­ver­sor­gung beim BVV auf­grund sei­ner Vor­beschäfti­gungs­zei­ten bei der E AG auf­ge­baut hat­te. Das Schrei­ben lau­tet aus­zugs­wei­se wie folgt:

...

Wei­ter­hin zah­len wir Ih­nen ab Ja­nu­ar 1987 DM 247,00 als Bei­trags­zu­schuss zur Al­ters­ver­sor­gung des BVV. Durch die­se Re­ge­lung sind Sie von der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung der D aus­ge­nom­men.

Der Kläger hat das Schrei­ben un­ter der Über­schrift "Ein­ver­stan­den" un­ter­zeich­net. Die Be­klag­te bzw. ih­re Rechts­vorgänge­rin hat nach­fol­gend ei­ne Teil­mit­glied­schaft beim BVV be­gründet. Sei­ne Ansprüche auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung über den BVV wur­de nach­fol­gend in drei­sei­ti­gen Verträgen zwi­schen dem Kläger, der Be­klag­ten und dem BVV vom 26. Ju­li 1993 und vom 12. Sep­tem­ber 1994 (vgl. An­la­ge B 1 und B 2, Bl. 102 - 105 d. A.) ge­re­gelt. Wei­ter tra­fen die Par­tei­en un­ter dem Da­tum 01. Ja­nu­ar 2002 für die Ver­si­che­rung im BVV ei­ne Ent­gelt­um­wand­lungs­ver­ein­ba­rung (vgl. An­la­ge K 4, Bl. 56 d.A.).

Der Kläger hat ge­meint, er ha­be nicht rechts­wirk­sam auf Ansprüche auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung gemäß den bei der Be­klag­ten gülti­gen Ver­sor­gungs­ord­nun­gen ver­zich­tet. Der Kläger hat be­haup­tet, nach In­kraft­tre­ten der Ver­sor­gungs­ord­nung sei er zu kei­nem Zeit­punkt darüber in­for­miert wor­den, dass sich die Wei­terführung der Ver­si­che­rung beim BVV und Ansprüche aus der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten aus­sch­ließen. Der Kläger hat sich auf das Güns­tig­keits­prin­zip be­ru­fen und be­haup­tet, die Re­ge­lun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung gemäß Ver­sor­gungs­ord­nung sähen we­sent­lich höhe­re Zah­lun­gen vor, als die Leis­tun­gen des BVV.

Der Kläger hat be­an­tragt,

fest­zu­stel­len, dass er ge­gen die Be­klag­te ab dem Zeit­punkt sei­nes Ein­tritts in die ge­setz­li­che Al­ters­ren­te ei­nen An­spruch auf die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung der Be­klag­ten gemäß der Ver­sor­gungs­re­ge­lung der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06.De­zem­ber 2007 ha­be.

Die Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te hat ge­meint, der Kläger sei gemäß § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 auf­grund der ein­zel­ver­trag­li­chen Zu­sa­ge in der Zu­sa­ge auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung vom 09. Ja­nu­ar 1987 vom Gel­tungs­be­reich die­ser Re­ge­lung aus­ge­nom­men. Un­er­heb­lich sei da­bei, dass die­se Re­ge­lung zeit­lich nach der Ein­zel­zu­sa­ge er­folgt sei. Der Kläger ha­be auch mit Ge­gen­zeich­nung der Verträge aus dem Jahr 1993 und 1994 und dem Vor­ru­he­stands­ver­trag den sta­tus quo bestätigt. Der Kläger ha­be auch ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Zu­sa­ge im Sin­ne des § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 er­hal­ten. Der Kläger ha­be sich vor dem Hin­ter­grund, dass 1987 für ihn noch kei­ne Re­ge­lung zur be­trieb­li­chen Ver­sor­gungs­zu­sa­ge be­stand, ganz be­wusst für die Re­ge­lung der Al­ters­ver­sor­gung über den BVV ent­schie­den. Dies sei auch ei­ne für den Kläger vor­teil­haf­te Ent­schei­dung ge­we­sen. Im Jahr 1987 hätten die Re­ge­lun­gen des Be­triebs­ren­ten­ge­set­zes noch vor­ge­se­hen, dass ei­ne Un­ver­fall­bar­keit von An­wart­schaf­ten auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung erst nach 10 Jah­ren ein­tritt, während beim BVV "je­der ein­ge­zahl­te Pfen­nig re­le­vant" sei. Die Be­klag­te hat be­haup­tet, dass bis 1993 kol­lek­tiv­recht­li­che Re­ge­lun­gen - und da­mit auch die je­wei­li­gen Re­ge­lun­gen zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung - am Schwar­zen Brett aus­gehängt wur­den. Ab 1993 exis­tie­re das "Do­ku­men­ta­ti­ons­sys­tem in­ner­be­trieb­li­che Re­ge­lung" in Form grau­er Ak­ten­ord­ner, die je­dem Mit­ar­bei­ter zur Verfügung ge­stellt wor­den sei­en. Auch der Kläger ha­be mit Da­tum vom 17. Ju­ni 1993 den Er­halt des ent­spre­chen­den Ord­ners (Band 2 Per­so­nal) quit­tiert (vgl. An­la­ge B 6, Bl. 144 d. A.). Dar­in sei auch die Re­ge­lung zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ent­hal­ten ge­we­sen. 2001 sei­en die Re­ge­lun­gen auch im In­tra­net un­ter "ODIN" für al­le Mit­ar­bei­ter ein­seh­bar. Die Be­klag­te hat ge­meint, das Güns­tig­keits­prin­zip fin­de vor­lie­gend kei­ne An­wen­dung. Es blei­be aber auch strei­tig, dass die Ansprüche aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung bei der Be­klag­ten güns­ti­ger sei­en als Ansprüche ge­genüber dem BVV. Auch müsse sich die­ser Ver­gleich auf die Si­tua­ti­on in 1987 be­zie­hen.

Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Es hat an­ge­nom­men, dass der Kläger rechts­wirk­sam vom Gel­tungs­be­reich der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten Stand: 06. De­zem­ber 2007 aus­ge­nom­men wor­den sei. Es lie­ge kein Ver­s­toß ge­gen den Gleich­heits­grund­satz vor. Es ha­be auch kein Güns­tig­keits­ver­gleich zu er­fol­gen, weil kei­ne Kon­kur­renz­si­tua­ti­on be­ste­he. Viel­mehr ent­hal­te § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung be­reits ei­ne Re­ge­lung, die das Ent­ste­hen ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on ver­hin­de­re. Es sei auch nicht er­sicht­lich, ob in recht­lich un­zulässi­ger Wei­se der Gel­tungs­be­reich ge­genüber den Vorgänger­re­ge­lun­gen ein­ge­schränkt wor­den sei (dem Ar­beits­ge­richt la­gen die Ver­sor­gungs­ord­nun­gen von 1987 und 1991 nicht vor). Die Be­klag­te schul­de dem Kläger auch nicht aus dem Ge­sichts­punkt der Ver­let­zung ar­beits­ver­trag­li­cher Pflich­ten ei­nen Ver­schaf­fungs­an­spruch auf ei­ne Be­triebs­ren­te nach der Ver­sor­gungs­ord­nung vom 06. De­zem­ber 2004. Ein an­ge­nom­me­ner Pflicht­ver­s­toß sei nicht kau­sal für die Nicht­ein­be­zie­hung des Klägers in den Gel­tungs­be­reich der Ver­sor­gungs­ord­nung. We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en und der Erwägun­gen des Ar­beits­ge­rich­tes wird auf die an­ge­grif­fe­ne Ent­schei­dung Be­zug ge­nom­men.

Ge­gen die­ses Ur­teil hat der Kläger in­ner­halb der zu Pro­to­koll der Be­ru­fungs­ver­hand­lung vom 22. Ok­to­ber 2014 fest­ge­stell­ten und dort er­sicht­li­chen Fris­ten Be­ru­fung ein­ge­legt. Der Kläger trägt ergänzend zum Ver­gleich der Ver­sor­gung über den BVV und den Be­triebs­ren­ten­an­spruch nach den Ver­sor­gungs­ord­nun­gen der Be­klag­ten vor. Die Ver­sor­gung nach der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 28. Sep­tem­ber 1988 würde mit Voll­endung des 65. Le­bens­jah­res da­nach be­tra­gen DM 4.845,54. Die Stamm­ren­te beim BVV hätte im Jahr 1988 DM 18.063,90 und die Über­schuss­ren­te DM 437,45 bei Ren­ten­ein­tritt mit Voll­endung des 65. Le­bens­jah­res be­tra­gen. Da­bei sei je­doch zu berück­sich­ti­gen, dass ein An­teil von DM 372,14 auf Beschäfti­gungs­zei­ten zurück­zuführen sei, die nicht im Ar­beits­verhält­nis mit der Be­klag­ten bzw. de­ren Rechts­vorgänge­rin­nen la­gen. Zu berück­sich­ti­gen sei bei der Ver­sor­gung über den BVV auch, dass die Leis­tun­gen zu ei­nem Drit­tel auf Beiträgen be­ruh­ten, die der Kläger selbst er­bracht ha­be. Der Kläger meint, es ha­be ein Güns­tig­keits­ver­gleich zu er­fol­gen. Maßgeb­lich für die Be­ur­tei­lung, wel­che Re­ge­lung güns­ti­ger sei, sei der Zeit­punkt, zu dem sich die kon­kur­rie­ren­den Re­ge­lun­gen erst­mals ge­genüber stan­den. Sei­en zu die­sem Zeit­punkt meh­re­re künf­ti­ge Verläufe denk­bar, müsse die in­di­vi­du­el­le Ver­ein­ba­rung für den Ar­beit­neh­mer bei je­der der mögli­chen Verläufe güns­ti­ger sein. Dies sei vor­lie­gend nicht der Fall. Auch un­ter An­wen­dung der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten in der Fas­sung von 2007 er­wei­se sich die Al­ters­ver­sor­gung des Klägers nach die­ser Ver­sor­gungs­ord­nung güns­ti­ger als die Al­ters­ver­sor­gung über den BVV. Die Ver­ein­ba­rung der Par­tei­en vom 09. Ja­nu­ar 1987 sei auch we­gen Ver­s­toß ge­gen § 77 Abs. 4 Satz 1 Be­trVG un­wirk­sam. Es ste­he da­mit fest, dass die Ver­sor­gungs­ord­nun­gen in der Fas­sung von 1987 und von 1991 nor­ma­tiv und zwin­gend auf sein Ar­beits­verhält­nis An­wen­dung fan­den. Dem­nach könne in die nach die­sen Ver­sor­gungs­ord­nun­gen er­wor­be­nen Be­sitzstände durch die Ver­sor­gungs­ord­nung von 2007 und de­ren Re­ge­lung nach § 2 Abs.4 nicht mehr ein­ge­grif­fen wer­den.

Der Kläger be­an­tragt im We­ge der of­fe­nen Teil­kla­ge,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Frank­furt am Main vom 19. De­zem­ber 2013 - 19 Ca 3380/13 - ab­zuändern und fest­zu­stel­len, dass er ge­gen die Be­klag­te ab dem Zeit­punkt sei­nes Ein­tritts in die ge­setz­li­che Al­ters­ren­te ei­nen An­spruch auf die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung der Be­klag­ten gemäß der Ver­sor­gungs­re­ge­lung der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 hat.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te meint, auf­grund der Ver­ein­ba­rung vom 09. Ja­nu­ar 1987 ha­be der Kläger kei­nen An­spruch auf Teil­ha­be an später ge­schaf­fe­nen Al­ters­ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen. Es sei auch kein Güns­tig­keits­ver­gleich vor­zu­neh­men. Die An­wen­dung des Güns­tig­keits­prin­zip set­ze vor­aus, dass ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Ver­ein­ba­rung von ei­ner kol­lek­tiv­recht­li­chen Re­ge­lung ab­wei­che. Ei­ne kol­lek­tiv­recht­li­che Re­ge­lung auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung ha­be für Neu­ein­trit­te ab 01. April 1984 - al­so auch für den Kläger - am 09. Ja­nu­ar 1987 noch nicht be­stan­den. Ein Güns­tig­keits­ver­gleich schei­te­re auch dar­an, dass späte­re Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen erst nach Er­rei­chen der Vor­aus­set­zun­gen für die Un­ver­fall­bar­keit von Al­ters­ver­sor­gungs­ansprüchen über­haupt zu ei­nem An­spruch geführt hätten. Zum maßgeb­li­chen Zeit­punkt des In­kraft­tre­tens der Ver­sor­gungs­ord­nung am 28. Sep­tem­ber 1988 stel­le sich die Al­ters­ver­sor­gung des Klägers nach die­ser Ver­sor­gungs­ord­nung nicht als güns­ti­ge­re Re­ge­lung dar, da es im Ja­nu­ar 1987 noch kei­ne kol­lek­tiv­recht­li­che Re­ge­lung gab, sei auch § 77 Abs. 4 Be­trVG nicht an­wend­bar. § 77 Be­trVG er­fas­se nur zukünf­ti­ge Ansprüche aus kol­lek­ti­ven Re­ge­lun­gen, die zum Zeit­punkt des "Ver­zichts" be­reits be­ste­hen. Die Be­klag­te meint auch, auf die Fra­ge, ob die späte­re Ak­tua­li­sie­rung der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 in er­wor­be­ne Be­sitzstände des Klägers ein­grei­fe, kom­me es nicht an, weil Ver­sor­gungs­ord­nun­gen, die nach dem Ja­nu­ar 1987 in Kraft ge­tre­ten sind, für den Kläger nicht gel­ten. Im Übri­gen sei § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung von 2007 auch nicht we­gen Ver­s­toßes ge­gen § 77 Abs. 4 Satz 1 Be­trVG un­wirk­sam. Aus der Vor­schrift fol­ge nicht, dass das Güns­tig­keits­prin­zip kei­ne An­wen­dung mehr fin­den soll. Ge­re­gelt sei le­dig­lich der Fall, dass die Mit­ar­bei­ter, die be­reits ei­ne ein­zel­ver­trag­li­che Zu­sa­ge auf Al­ters­ver­sor­gung er­hal­ten ha­ben, vom persönli­chen An­wen­dungs­be­reich aus­ge­schlos­sen wer­den. Durch die ein­zel­ver­trag­li­che Zu­sa­ge ha­be der Ar­beit­neh­mer auch ei­ne aus sei­ner Sicht aus­rei­chen­de Ver­sor­gung be­gründet. Das Ar­beits­ge­richt ha­be in­so­fern zu­tref­fend er­kannt, dass der Zweck der Vor­schrift dar­in be­ste­he, dop­pel­te In­an­spruch­nah­men zu ver­hin­dern. Da­mit lie­ge ein vernünf­ti­ger Grund auch für die Aus­schluss­re­ge­lung in der Ver­ein­ba­rung vom 09. Ja­nu­ar 1987 vor. Die Be­klag­te meint wei­ter, der Kläger könne auch im We­ge des Scha­den­er­sat­zes ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nach der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 nicht ver­lan­gen. Nach dem ein­deu­ti­gen Wort­laut der Ver­ein­ba­rung vom 09. Ja­nu­ar 1987 ha­be der Kläger ge­wusst, dass er even­tu­el­le Ansprüche auf ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung ver­liert.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Be­ru­fungs­vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den vor­ge­tra­ge­nen In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen und den übri­gen Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Be­ru­fung des Klägers ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­rich­tes Frank­furt am Main vom 19. De­zem­ber 2013 - 19 Ca 3380/13 - ist statt­haft (§§ 8 Abs. 2, 64 Abs. 1 und Abs. 2 lit b) ArbGG), außer­dem form- und frist­ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§ 66 Abs. 1 Satz 1 ArbGG, § 64 Abs. 6 ArbGG i. V. m. §§ 517, 519, 520 ZPO) und da­mit ins­ge­samt zulässig.

Auch in der Sa­che ist die Be­ru­fung des Klägers über­wie­gend be­gründet. Der Kläger ist gemäß § 1 b Be­trAVG mit ei­ner un­ver­fall­ba­ren An­wart­schaft auf Be­triebs­ren­te gemäß der durch Be­triebs­ver­ein­ba­rung in Kraft ge­setz­ten Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen der Be­klag­ten zu­letzt gemäß dem Stand vom 07. De­zem­ber 2007 mit dem Ein­tritt in den Vor­ru­he­stand zum 30. Ju­ni 2009 aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­ge­schie­den. Die Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen der Be­klag­ten fin­den auf das Ar­beits­verhält­nis des Klägers An­wen­dung.

Die Kla­ge des Klägers ist zunächst zulässig. Der Kla­ge­an­trag ist hin­rei­chend be­stimmt. Das gemäß § 256 Abs.1 ZPO i. V. m. § 46 Abs. 2 Satz 1 ArbGG er­for­der­li­che be­son­de­re Fest­stel­lungs­in­ter­es­se liegt vor.

Gemäß § 253 Abs. 2 Nr. 2 ZPO i. V. m. § 46 Abs. 2 Satz 1 ArbGG muss die Kla­ge­schrift die be­stimm­te An­ga­be des Ge­gen­stan­des und des Grun­des des er­ho­be­nen An­spruchs so­wie ei­nen be­stimm­ten An­trag ent­hal­ten. Der Streit­ge­gen­stand und der Um­fang der ge­richt­li­chen Prüfungs- und Ent­schei­dungs­be­fug­nis müssen klar um­ris­sen sein, so­dass die ei­gent­li­che Streit­fra­ge mit Rechts­kraft­wir­kung zwi­schen den Par­tei­en ent­schie­den wer­den kann. Bei ei­ner statt­ge­ben­den Ent­schei­dung darf kei­ne Un­klar­heit über den Um­fang der Rechts­kraft be­ste­hen. Bei ei­ner Fest­stel­lungs­kla­ge sind grundsätz­lich kei­ne ge­rin­ge­ren An­for­de­run­gen an die Be­stimmt­heit zu stel­len als bei ei­ner Leis­tungs­kla­ge. Da­bei ist für das Verständ­nis ei­nes Kla­ge­an­trags nicht am buchstäbli­chen Wort­laut der An­trags­fas­sung zu haf­ten und das Ge­richt ist ge­hal­ten, Kla­ge­anträge nach Möglich­keit da­hin­ge­hend aus­zu­le­gen, dass ei­ne Sach­ent­schei­dung über sie er­ge­hen kann.

Hier­nach ist der Kla­ge­an­trag hin­rei­chend be­stimmt. Es ist er­kenn­bar, dass der Kläger die Klärung der Rechts­fra­ge be­gehrt, ob er bis zur Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses bei der Be­klag­ten ei­ne un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft auf ei­ne Be­triebs­ren­te gemäß der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten Stand: 06. De­zem­ber 2007 hat.

Der Kläger hat auch ein recht­li­ches In­ter­es­se an der als­bal­di­gen Fest­stel­lung ob die­se un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft nach der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten be­steht. Die Be­klag­te hat dies in Ab­re­de ge­stellt. Ei­ne frühzei­ti­ge Klärung ist er­for­der­lich, um es dem Kläger zu ermögli­chen, sei­ne persönli­chen Verhält­nis­se auf die künf­ti­ge Ver­sor­gungs­si­tua­ti­on an­zu­pas­sen bzw. ent­spre­chend Vor­sor­ge zu tref­fen.

Die Kla­ge ist auch im er­kann­ten Um­fang be­gründet. Der Kläger hat ei­ne un­ver­fall­ba­re An­wart­schaft gemäß der durch Be­triebs­ver­ein­ba­rung in Kraft ge­tre­te­nen Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten zu­letzt Stand 06. De­zem­ber 2007 er­wor­ben. Ein in­di­vi­du­al­recht­li­cher Ver­zicht des Klägers auf die­sen An­spruch wie auch ein kol­lek­tiv­recht­li­cher Aus­schluss des Klägers von den Re­ge­lun­gen zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung bei der Be­klag­ten ist we­gen Ver­s­toß ge­gen das Güns­tig­keits­prin­zip un­wirk­sam.

Die Aus­le­gung des Schrei­bens vom 09. Ja­nu­ar 1987 er­gibt, dass der Kläger auf Ansprüche auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung ge­genüber der Be­klag­ten bzw. ih­rer Rechts­vorgänge­rin ver­zich­tet hat. Die Re­ge­lun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung bei der Be­klag­ten soll­ten für ihn nicht gel­ten. Da­mit können nur die noch nicht be­schlos­se­nen "neu­en" Ver­sor­gungs­re­ge­lun­gen für die nach dem 01. April 1984 neu ein­ge­stell­ten Mit­ar­bei­ter ge­meint sein, die seit 1984 ver­han­delt wur­den und zu der Be­triebs­ver­ein­ba­rung nebst Ver­sor­gungs­ord­nung vom 28. Sep­tem­ber 1988 führ­ten. Es kann des­halb der Be­klag­ten nicht dar­in ge­folgt wer­den, dass vor­lie­gend des­halb das sog. Güns­tig­keits­prin­zip nicht an­wend­bar sein soll, weil im Zeit­punkt der Ver­zichts­erklärung des Klägers die be­ab­sich­tig­te Ver­sor­gungs­re­ge­lung noch nicht in Kraft war. Im Übri­gen schließt sich das Be­ru­fungs­ge­richt den Ausführun­gen des Bun­des­ar­beits­ge­rich­tes im Ur­teil vom 27. Ja­nu­ar 2004 - 1 AZR 148/03 - (BA­GE 109, 244 ff., 249 f. = AP Nr. 166 zu § 112 Be­trVG 1972) an. Hier hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt im Hin­blick auf So­zi­al­plan­ansprüche aus­geführt, dass nach dem Güns­tig­keits­prin­zip ein An­spruchs­ver­zicht in ei­ner In­di­vi­du­al­ver­ein­ba­rung dann un­wirk­sam ist, wenn die­se nicht zu Guns­ten des Ar­beit­neh­mers wirkt. Ab­zu­stel­len ist da­bei bezüglich des Ver­gleichs der in­di­vi­du­al­recht­li­chen mit der kol­lek­tiv­recht­li­chen Re­ge­lung auf den Zeit­punkt, zu dem sich Be­triebs­ver­ein­ba­rung und ein­zel­ver­trag­li­che Ab­re­de erst­mals kon­kur­rie­rend ge­genüber ste­hen. Zu die­sem Zeit­punkt muss fest­ste­hen, dass die von der Be­triebs­ver­ein­ba­rung ab­wei­chen­de Re­ge­lung für den Ar­beit­neh­mer güns­ti­ger ist. Die­ser Zeit­punkt ist vor­lie­gend das Ka­len­der­jahr 1988.

Der Be­triebs­ren­ten­an­spruch des Klägers durch Ver­si­che­rung beim BVV ist be­zo­gen auf die­sen Ver­gleichs­zeit­punkt nicht güns­ti­ger für den Kläger als ei­ne 1988 be­gründe­te An­wart­schaft auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nach der Be­triebs­ver­ein­ba­rung vom 28. Sep­tem­ber 1988. Der Kläger hätte nach der Ver­sor­gungs­ord­nung vom 28. Sep­tem­ber 1988 - weil er zu die­sem Zeit­punkt be­reits das 17. Le­bens­jahr voll­endet hat­te - ei­ne An­wart­schaft auf ei­ne Be­triebs­ren­te er­wor­ben. Dass die­se An­wart­schaft 1988 noch nicht un­ver­fall­bar war, ist un­er­heb­lich, weil es eben auch - wie im Streit­fall ge­sche­hen - da­zu kom­men kann, dass ein Ar­beit­neh­mer erst nach Ein­tritt der Un­ver­fall­bar­keit aus dem Ar­beits­verhält­nis aus­schei­det. Es han­delt sich al­so in­so­weit auch nicht um ei­nen un­wahr­schein­li­chen Kau­sal­ver­lauf. Dass im Übri­gen der An­spruch auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung nach der Ver­sor­gungs­ord­nung der Be­klag­ten vom 28. Sep­tem­ber 1988 weit­aus güns­ti­ger ist als der An­spruch aus der Ver­si­che­rung beim BVV, ist un­abhängig da­von, ob die Be­rech­nung der Be­triebs­ren­te des Klägers im De­tail rich­tig ist, nicht ernst­haft in Zwei­fel zu zie­hen. Die Be­klag­te hat der Be­rech­nung des Klägers in­so­weit auch nicht wi­der­spro­chen. Zusätz­li­che Leis­tun­gen des BVV wie Zuschüsse zum Zahn­er­satz und Zuschüsse zum Heil­ver­fah­ren sind nicht zu berück­sich­ti­gen, weil es sich hier­bei nicht um Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung han­delt und die Be­klag­te im Übri­gen ähn­li­che Leis­tun­gen er­bringt.

Hat der Kläger da­mit ei­nen Be­triebs­ren­ten­an­spruch nach der Ver­sor­gungs­ord­nung vom 28. Sep­tem­ber 1988 er­wor­ben, so stellt sich auch ent­ge­gen der An­nah­me der Be­klag­ten die Fra­ge, ob nach­fol­gen­de Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen in die be­reits er­dien­te An­wart­schaft des Klägers ein­grei­fen können. Da­bei ist zunächst der bis zum In­kraft­tre­ten der "ver­schlech­tern­den" Fol­ge­be­triebs­ver­ein­ba­rung - hier der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 - der bis zu die­sem Zeit­punkt er­dien­te Be­sitz­stand, der sich ent­spre­chend § 2 Abs. 1 Be­trAVG be­rech­net, geschützt. Bei ent­gelt­be­zo­ge­nen Ver­sor­gungs­zu­sa­gen ist auch die dienst­zeit­un­abhängi­ge er­dien­te Dy­na­mik geschützt (BAG, 15.05.2012 - 3 AZR 11/10 - AP Nr. 55 zu § 1 Be­trAVG Ablösung). Da­bei stellt sich zunächst die Fra­ge, ob auf­grund der Ein­las­sung der Be­klag­ten, dass die Re­ge­lung in § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 nicht be­sa­ge, dass das Güns­tig­keits­prin­zip kei­ne An­wen­dung fin­det, die ent­spre­chen­de Vor­schrift (§ 2 Abs.4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007) so aus­zu­le­gen ist, dass ein Aus­schluss des Ar­beit­neh­mers von den Re­ge­lun­gen der Ver­sor­gungs­ord­nung nur für den Fall gilt, dass die ein­zel­ver­trag­li­che Ver­sor­gungs­zu­sa­ge für den Ar­beit­neh­mer güns­ti­ger ist. Folgt man die­ser Aus­le­gung nicht und ver­steht § 2 Abs. 4 der Ver­sor­gungs­ord­nung in der Fas­sung vom 06. De­zem­ber 2007 so, dass sämt­li­che Ar­beit­neh­mer mit Ein­zel­zu­sa­gen auf Leis­tun­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung von dem An­wen­dungs­be­reich der Ver­sor­gungs­ord­nung aus­ge­nom­men sind, so wäre nach Dafürhal­ten des Be­ru­fungs­ge­rich­tes die Re­ge­lung un­wirk­sam. Das Güns­tig­keits­prin­zip als ein richter­recht­li­ches Rechts­in­sti­tut steht nicht zur Dis­po­si­ti­on der Be­triebs­par­tei­en. Al­ler­dings kann der Kläger nicht bei­de Be­triebs­ren­ten­leis­tun­gen ver­lan­gen. So­weit die Leis­tun­gen des BVV auf Bei­trags­zah­lun­gen der Be­klag­ten be­ru­hen, sind sie mit sei­nem Be­triebs­ren­ten­an­spruch ge­genüber der Be­klag­ten zu ver­rech­nen. Ei­ne ent­spre­chen­de Re­ge­lung enthält z. B. der So­zi­al­ka­ta­log Ziff. 4 Abs.2. Die­se hat hier ana­log An­wen­dung zu fin­den.

Der Kläger hat schließlich auch nicht im Ziff. 8 der Vor­ru­he­stands­ver­ein­ba­rung auf Be­triebs­ren­ten­ansprüche ver­zich­tet. Grundsätz­lich un­ter­lie­gen nur die je­wei­li­gen Be­triebs­ren­ten­zah­lun­gen ei­ner Aus­schluss­frist und nicht das Ren­ten­stamm­recht.

Darüber hin­aus man­gelt es vor­lie­gend je­doch auch an der gemäß § 77 Abs. 4 Satz 2 Be­trVG er­for­der­li­chen Zu­stim­mung des Be­triebs­ra­tes.

Die Kos­ten des Rechts­strei­tes wa­ren im Verhält­nis des ge­gen­sei­ti­gen Ob­sie­gens und Un­ter­lie­gens zu tei­len.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on be­ruht auf grundsätz­li­cher Be­deu­tung der Rechts­sa­che.

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