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BAG, Ur­teil vom 17.11.2009, 9 AZR 844/08

   
Schlagworte: Urlaubsentgelt, Kurzarbeit
   
Gericht: Bundesarbeitsgericht
Aktenzeichen: 9 AZR 844/08
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 17.11.2009
   
Leitsätze:

1. In §§ 5 und 6 der Urlaubsregelung für die gewerblichen Arbeitnehmer im Baugewerbe in Bayern vom 21. November 1983 idF vom 19. Mai 2006 ist bestimmt, dass sich das Urlaubsentgelt aufgrund von Arbeitsausfällen durch Saison-Kurzarbeit in der Zeit von Dezember bis März verringert. Die Auslegungsfrage, ob Art. 7 Abs. 1 der sog. Arbeitszeitrichtlinie 2003/88/EG gewährleistet, dass in diesen Fällen das ungeminderte Entgelt fortzuzahlen ist, begründet keine Pflicht, den Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften anzurufen.

2. Eines Vorabentscheidungsersuchens nach Art. 234 EG (künftig Art. 267 AEUV) bedarf es nicht, wenn das deutsche Recht eine Richtlinie zwar möglicherweise unzureichend oder fehlerhaft umsetzt, das nationale Recht im Privatrechtsverkehr aber nicht richtlinienkonform ausgelegt oder fortgebildet werden kann.

Vorinstanzen: Arbeitsgericht Passau, Urteil vom 20.11.2007, 4 Ca 867/07
Landesarbeitsgericht München, Urteil vom 04.06.2008, 10 Sa 20/08
   


BUN­DES­AR­BEITS­GERICHT

9 AZR 844/08
10 Sa 20/08
Lan­des­ar­beits­ge­richt
München

 

Im Na­men des Vol­kes!

Verkündet am
17. No­vem­ber 2009


UR­TEIL


Brüne, Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le


In Sa­chen


Kläger, Be­ru­fungskläger und Re­vi­si­onskläger,


pp.


Be­klag­te, Be­ru­fungs­be­klag­te und Re­vi­si­ons­be­klag­te,


hat der Neun­te Se­nat des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 17. No­vem­ber 2009 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Düwell, den Rich­ter am Bun­des­ar­beits­ge­richt Krasshöfer, die Rich­te­rin am Bun­des­ar­beits­ge­richt Gall­ner so­wie den eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Ro­pertz und die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin We­ge für Recht er­kannt:



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Die Re­vi­si­on des Klägers ge­gen das Ur­teil des Lan­des­ar­beits­ge­richts München vom 4. Ju­ni 2008 - 10 Sa 20/08 - wird zurück­ge­wie­sen.


Der Kläger hat die Kos­ten des Re­vi­si­ons­ver­fah­rens zu tra­gen.


Von Rechts we­gen!


Tat­be­stand


 

Die Par­tei­en strei­ten über Ur­laubs­ent­gelt.


Der Kläger war vom 13. No­vem­ber 2006 bis 25. März 2007 als ge­werb­li­cher Ar­beit­neh­mer für die Be­klag­te tätig. Die Be­klag­te ist ein Bau­un­ter­neh­men in der Rechts­form ei­ner GmbH mit Sitz in Bay­ern. Der Kläger er­ziel­te bei ei­ner wöchent­li­chen Ar­beits­zeit von 40 St­un­den im Jah­res­durch­schnitt ei­nen St­un­den­lohn von 16,73 Eu­ro brut­to.


Die re­gelmäßige werktägli­che Ar­beits­zeit aus­sch­ließlich der Ru­he­pau­sen beträgt nach § 3 Nr. 1.2 Satz 1 des für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärten Bun­des­rah­men­ta­rif­ver­trags für das Bau­ge­wer­be vom 4. Ju­li 2002 idF vom 29. Ju­li 2005 in den Mo­na­ten Ja­nu­ar bis März und De­zem­ber 38 St­un­den.


Auf das Ar­beits­verhält­nis war die Ur­laubs­re­ge­lung für die ge­werb­li­chen Ar­beit­neh­mer im Bau­ge­wer­be in Bay­ern vom 21. No­vem­ber 1983 idF vom 19. Mai 2006 an­zu­wen­den (Ur­laubs­re­ge­lung). Die­se Fas­sung trat am 1. Ju­ni 2006 in Kraft und wur­de zu­gleich all­ge­mein­ver­bind­lich. Die Ur­laubs­re­ge­lung lau­tet aus­zugs­wei­se:


„§ 2
Ur­laubs­an­spruch und Ur­laubs­dau­er


1. Der Ar­beit­neh­mer hat in je­dem Ka­len­der­jahr (Ur­laubs­jahr) An­spruch auf 30 Ar­beits­ta­ge be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laub.
...



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4. Die Ur­laubs­dau­er rich­tet sich nach den in Be­trie­ben des Bau­ge­wer­bes zurück­ge­leg­ten Beschäfti­gungs­ta­gen.
...


§ 3
Er­mitt­lung der Ur­laubs­dau­er


1. Bei Ur­laubs­an­tritt sind die dem Ar­beit­neh­mer zu­ste­hen­den vol­len Ur­laubs­ta­ge (§ 2) nach Maßga­be der Beschäfti­gungs­ta­ge zu er­mit­teln.

2. Der Ar­beit­neh­mer er­wirbt nach je­weils 12 - als Schwer­be­hin­der­ter nach je­weils 10,3 - Beschäfti-gungs­ta­gen An­spruch auf 1 Tag Ur­laub.


3. Beschäfti­gungs­ta­ge sind al­le Ka­len­der­ta­ge des Be­ste­hens von Ar­beits­verhält­nis­sen in Be­trie­ben des Bau­ge­wer­bes während des Ur­laubs­jah­res. Aus­ge­nom­men hier­von sind Ta­ge


- an de­nen der Ar­beit­neh­mer der Ar­beit un­ent­schul­digt fern­ge­blie­ben ist,

- un­be­zahl­ten Ur­laubs, wenn die­ser länger als 14 Ka­len­der­ta­ge ge­dau­ert hat,

- für die der ar­beits­unfähig er­krank­te Ar­beit­neh­mer we­der Ar­beits­ent­gelt noch Kran­ken­geld oder Ver­letz­ten­geld er­hal­ten hat.
...


§ 5
Ur­laubs­vergütung


1. Die Ur­laubs­vergütung für den Ur­laub gemäß § 2 beträgt 14,82 v. H., für Schwer­be­hin­der­te im Sin­ne der ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen 17,29 v. H. des Brut­to­loh­nes.


Die Ur­laubs­vergütung be­steht aus dem Ur­laubs­ent­gelt in Höhe von 11,4 v. H. - bei Schwer­be­hin­der­ten in Höhe von 13,3 v. H. - des Brut­to­loh­nes und dem zusätz­li­chen Ur­laubs­geld.


Das zusätz­li­che Ur­laubs­geld beträgt 30 v. H. des Ur­laubs­ent­gel­tes. Es kann auf be­trieb­lich gewähr­tes zusätz­li­ches Ur­laubs­geld an­ge­rech­net wer­den. ...


2. Brut­to­lohn ist

 

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a) der für die Be­rech­nung der Lohn­steu­er zu­grun­de zu le­gen­de und in die Lohn­steu­er­kar­te oder die Lohn­steu­er­be­schei­ni­gung ein­zu­tra­gen­de Brut­to­ar­beits­lohn ein­sch­ließlich der Sach­bezüge, die nicht pau­schal nach § 40 EStG ver­steu­ert wer­den,
...


Zum Brut­to­lohn gehören nicht das 13. Mo­nats­ein­kom­men oder be­trieb­li­che Zah­lun­gen mit glei­chem Cha­rak­ter (z. B. Weih­nachts­geld, Jah­res­son­der­zah­lung), Ur­laubs­ab­gel­tun­gen gemäß § 7 und Ab­fin­dun­gen, die für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ge­zahlt wer­den.


3. Die Ur­laubs­vergütung für teil­wei­se gel­tend ge­mach­ten Ur­laub wird be­rech­net, in­dem die gemäß Ziff. 1 er­rech­ne­te Ur­laubs­vergütung durch die Sum­me der gemäß § 3 er­mit­tel­ten Ur­laubs­ta­ge ge­teilt und mit der Zahl der be­an­spruch­ten Ur­laubs­ta­ge ver­viel­facht wird.


4. Die Ur­laubs­vergütung ist mit dem An­spruch auf den Lohn fällig, bei mo­nat­li­cher Lohn­ab­rech­nung spätes­tens zur Mit­te des Mo­nats, der auf den Mo­nat folgt, für den die Ur­laubs­vergütung und der Lohn zu zah­len sind.


5. Am En­de des Ur­laubs­jah­res sind Rest­ansprüche auf Ur­laubs­vergütung in das fol­gen­de Ka­len­der­jahr zu über­tra­gen.


§ 6
Aus­gleichs­beträge


1. Für je­de Aus­fall­stun­de vor dem 1. Ja­nu­ar 2006, für die der Lohn­aus­fall nicht vergütet wor­den ist, höchs­tens je­doch für ins­ge­samt 1.200 Aus­fall­stun­den im Ur­laubs­jahr, ist für die durch
...


c) wit­te­rungs­be­ding­ten Ar­beits­aus­fall in der Zeit vom 1. No­vem­ber bis 31. März,


d) vorüber­ge­hen­den Ar­beits­aus­fall in­fol­ge von Kurz­ar­beit


ein­tre­ten­de Ver­min­de­rung des der Be­rech­nung der Ur­laubs­vergütung zu­grun­de lie­gen­den Brut­to­loh­nes ein Aus­gleich zu zah­len.



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2. Der Aus­gleich beträgt ein­sch­ließlich des zusätz­li­chen Ur­laubs­gel­des 1,66 €, höchs­tens je­doch 64,93 € je Ka­len­der­wo­che.“


In der Zeit vom 1. Ja­nu­ar 2007 bis 25. März 2007 war der Be­trieb der Be­klag­ten von ei­nem sai­son­be­ding­ten Ar­beits­aus­fall be­trof­fen. Der Kläger be­zog während­des­sen Sai­son-Kurz­ar­bei­ter­geld nach § 175 SGB III.


Die Be­klag­te gewähr­te dem Kläger auf des­sen ei­ge­nen Wunsch vom 20. bis 22. März 2007 drei Ta­ge Ur­laub und zahl­te ein tägli­ches Ur­laubs­ent­gelt von 34,10 Eu­ro brut­to, ins­ge­samt 102,30 Eu­ro brut­to. Sie er­rech­ne­te das Ur­laubs­ent­gelt un­ter Berück­sich­ti­gung des sai­son­be­ding­ten Ar­beits­aus­falls. Die ta­rif­li­che Ur­laubs­re­ge­lung sieht für Zei­ten sai­son­be­ding­ten Ar­beits­aus­falls seit Ja­nu­ar 2006 kei­ne Aus­gleichs­beträge mehr vor.


Der Kläger mach­te mit Schrei­ben sei­ner Ge­werk­schaft vom 9. Mai 2007 ei­nen An­spruch auf Ur­laubs­ent­gelt für die drei Ur­laubs­ta­ge im März 2007 von 381,44 Eu­ro brut­to gel­tend. Auf die­sen Be­trag ließ er sich die ge­leis­te­ten 102,30 Eu­ro an­rech­nen. Die Be­klag­te lehn­te die Zah­lung un­ter dem 14. Mai 2007 ab.


Der Kläger meint, ihm ste­he für die drei Ur­laubs­ta­ge Ur­laubs­ent­gelt von ins­ge­samt 381,44 Eu­ro brut­to zu. Der Be­rech­nung sei­en ei­ne tägli­che Ar­beits­zeit von 7,6 St­un­den und ein St­un­den­lohn von 16,73 Eu­ro brut­to zu­grun­de zu le­gen. Die Be­rech­nung der Be­klag­ten ver­s­toße ge­gen Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88/EG (sog. Ar­beits­zeit­richt­li­nie, ABl. EG Nr. L 299 vom 18. No­vem­ber 2003 S. 9). Die­se Be­stim­mung gewähr­leis­te ei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen. Die Vor­ga­be der Ar­beits­zeit­richt­li­nie wer­de ver­letzt, wenn das Ur­laubs­ent­gelt durch un­be­zahl­te Aus­fall­zei­ten er­heb­lich ge­schmälert wer­de. Un­abhängig da­von, ob das Lohn­aus­fall- oder das Re­fe­renz­prin­zip zu­grun­de ge­legt wer­de, sei­en Ar­beit­neh­mer auf­grund der ta­rif­li­chen Re­ge­lung aus wirt­schaft­li­chen Gründen nicht in der La­ge, den Min­des­t­ur­laubs­an­spruch zu ver­wirk­li­chen. Ar­beit­neh­mer dürf­ten nach Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie wirt­schaft­lich nicht schlech­ter ste­hen, als ar­bei­te­ten sie. Die Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 2 BUrlG sei richt­li­ni­en­kon­form aus­zu­le­gen.



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Der Kläger hat be­an­tragt,


die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an ihn 279,41 Eu­ro brut­to nebst Zin­sen in Höhe von fünf Pro­zent­punk­ten über dem Ba­sis­zins­satz seit 15. April 2007 zu zah­len.


Die Be­klag­te hat be­an­tragt, die Kla­ge ab­zu­wei­sen. Sie ist der An­sicht, ih­re Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts ent­spre­che den Vor­ga­ben der Ar­beits­zeit­richt­li­nie so­wie den ge­setz­li­chen und ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen. Art. 7 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie sei im Hin­blick auf das Ur­laubs­ent­gelt durch §§ 1 und 11 BUrlG in in­ner­staat­li­ches Recht um­ge­setzt wor­den. Die ta­rif­li­che Ur­laubs­re­ge­lung sei schon durch die all­ge­mei­ne Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 BUrlG ge­deckt. Je­den­falls er­lau­be § 13 Abs. 2 BUrlG für das Bau­ge­wer­be die von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ge­trof­fe­ne Ur­laubs­re­ge­lung. Das zu be­an­spru­chen­de Ar­beits­ent­gelt sei die Vergütung, die der Ar­beit­neh­mer oh­ne den Ur­laub er­hal­ten hätte. Hätte der Kläger ge­ar­bei­tet, wäre sein Lohn we­gen der Sai­son-Kurz­ar­beit ver­rin­gert ge­we­sen.


Das Ar­beits­ge­richt hat die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat die Be­ru­fung des Klägers zurück­ge­wie­sen. Mit sei­ner vom Lan­des­ar­beits­ge­richt zu­ge­las­se­nen Re­vi­si­on ver­folgt der Kläger sei­nen An­trag in der Haupt­sa­che wei­ter. Er hat den Zins­an­trag in der Re­vi­si­ons­ver­hand­lung auf die Zeit ab 16. April 2007 be­schränkt. Die Be­klag­te be­an­tragt, die Re­vi­si­on zurück­zu­wei­sen.


Ent­schei­dungs­gründe


A. Die Re­vi­si­on ist un­be­gründet. Die Kla­ge hat in der Sa­che kei­nen Er­folg. Die Ansprüche des Klägers auf Ur­laubs­ent­gelt sind vollständig erfüllt (§ 362 Abs. 1 BGB). Das gilt selbst dann, wenn die Be­klag­te den Kläger vom 20. bis 22. März 2007 von der Ar­beits­pflicht frei­stell­te, um ei­nen Teil des Min­des­t­ur­laubs­an­spruchs zu erfüllen.



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I. Das Lan­des­ar­beits­ge­richt hat nicht fest­ge­stellt, ob der Kläger in der Zeit vom 20. bis 22. März 2007 auf­grund ein­zel­ver­trag­li­cher oder kol­lek­ti­ver Ver­ein­ba­rung „Kurz­ar­beit Null“ leis­te­te oder sei­ne Ar­beits­pflicht an den ein­zel­nen Ta­gen oh­ne die Ur­laubs­gewährung we­gen des er­heb­li­chen sai­son­be­ding­ten Ar­beits­aus­falls (§ 175 Abs. 1, 4 und 5 SGB III) le­dig­lich ver­rin­gert ge­we­sen wäre (zur Unmöglich­keit des Frei­stel­lungs­er­folgs der Ur­laubs­gewährung bei „Kurz­ar­beit Null“ Se­nat 16. De­zem­ber 2008 - 9 AZR 164/08 - Rn. 38, AP BUrlG § 7 Nr. 40 = EzA BUrlG § 7 Nr. 120). Der Se­nat muss das Be­ru­fungs­ur­teil den­noch nicht auf­he­ben und die Sa­che an das Lan­des­ar­beits­ge­richt zurück­ver­wei­sen (§ 563 Abs. 1 Satz 1 ZPO). Die an­ge­foch­te­ne Ent­schei­dung er­weist sich je­den­falls im Er­geb­nis als rich­tig (§ 561 ZPO).


II. Dem Kläger steht nach der für all­ge­mein­ver­bind­lich erklärten Ur­laubs­re­ge­lung kein höhe­res Ur­laubs­ent­gelt zu (§§ 1, 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 BUrlG iVm. § 2 Nr. 1, § 3 Nr. 1, § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung). Die Be­klag­te hat das Ur­laubs­ent­gelt ta­rif­kon­form be­rech­net. Die Ta­rif­re­ge­lung ist von den ge­setz­li­chen Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 BUrlG ge­deckt. Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung oder Rechts­fort­bil­dung die­ses na­tio­na­len Ge­set­zes­rechts ist selbst dann nicht möglich, wenn die Öff­nungs­klau­seln ge­gen die Pflicht der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land zur Um­set­zung von Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie ver­s­toßen soll­ten.


III. Der Se­nat hat nicht darüber zu be­fin­den, ob die ge­setz­li­chen Öff­nungs­klau­seln und die ta­rif­li­chen Re­ge­lun­gen die Ziel­vor­ga­be ei­nes „be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laubs von vier Wo­chen“ in Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie ord­nungs­gemäß um­set­zen. Der Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Ge­mein­schaf­ten hat sich mit dem Be­griff des „be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laubs“ iSv. Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie und dem ge­bo­te­nen Min­des­tent­gelt­ni­veau im Zu­sam­men­hang mit Ar­beits­ausfällen bis­her nicht be­fasst. Der EuGH ist als ge­setz­li­cher Rich­ter iSv. Art. 101 Abs. 1 Satz 2 GG zur endgülti­gen Ent­schei­dung über die Aus­le­gung des Ge­mein­schafts­rechts be­ru­fen (vgl. nur BVerfG 22. Ok­to­ber 1986 - 2 BvR 197/83 - [So­lan­ge II] zu B I 1 a der Gründe,


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BVerfGE 73, 339; vgl. aber auch die vor­sich­ti­ge­ren For­mu­lie­run­gen zur Kom­pe­tenz­ab­gren­zung in BVerfG 30. Ju­ni 2009 - 2 BvE 2/08, 2 BvE 5/08, 2 BvR 1010/08, 2 BvR 1022/08, 2 BvR 1259/08 und 2 BvR 182/09 - [Lis­sa­bon-Ver­trag, EU-Ver­trag] Rn. 335 ff., NJW 2009, 2267).


IV. Der Se­nat ist dar­an ge­hin­dert, die Aus­le­gungs­fra­ge dem EuGH zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen (Art. 234 Abs. 3 EG). Die na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten können nicht iSd. Rechts­auf­fas­sung des Klägers richt­li­ni­en­kon­form aus­ge­legt oder fort­ge­bil­det wer­den. Ih­re Ziel­set­zung läuft dem Richt­li­ni­en­zweck er­kenn­bar zu­wi­der, wenn zu­guns­ten des Klägers un­ter­stellt wird, dass Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie während des Min­dest­jah­res­ur­laubs ei­nen An­spruch auf Fort­zah­lung des gewöhn­li­chen Ar­beits­ent­gelts oh­ne Min­de­rung zB durch Zei­ten der Kurz­ar­beit gewähr­leis­tet. Auf die Fra­ge der Aus­le­gung des Be­griffs des be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laubs iSd. Richt­li­nie kommt es für die Ent­schei­dung des Se­nats des­halb nicht an. Ei­ne Vor­la­ge­pflicht des letzt­in­stanz­lich ent­schei­den­den in­ner­staat­li­chen Ge­richts be­steht nach Art. 234 Abs. 3 iVm. Abs. 2 EG nur dann, wenn die Aus­le­gungs­fra­ge aus Sicht des na­tio­na­len Ge­richts ent­schei­dungs­er­heb­lich ist (vgl. et­wa EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 27, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2; Höpfner/Rüthers AcP 209, 1, 34).


1. Der Se­nat darf die ge­setz­li­chen Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 BUrlG und die Ta­rif­vor­schrif­ten in § 3 Nr. 1, § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung nicht un­an­ge­wen­det las­sen.


a) Der EuGH hat stets her­vor­ge­ho­ben, dass der An­spruch je­des Ar­beit­neh­mers auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub ein be­son­ders be­deut­sa­mer Grund­satz des So­zi­al­rechts der Ge­mein­schaf­ten sei. Von ihm dürfe nicht ab­ge­wi­chen wer­den. Die zuständi­gen na­tio­na­len Stel­len dürf­ten ihn nur in den in der Richt­li­nie aus­drück­lich ge­zo­ge­nen Gren­zen um­set­zen (10. Sep­tem­ber 2009 - C-277/08 - [Vicen­te Pe­re­da] Rn. 18, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 2003/88 Nr. 3; 20. Ja­nu­ar 2009 - C-350/06 und C-520/06 - [Schultz-Hoff, Strin­ger ua.] Rn. 22, AP Richt­li­nie 2003/88/EG Nr. 1 = EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie



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2003/88 Nr. 1; 6. April 2006 - C-124/05 - [Fe­de­ra­tie Neder­land­se Vak­be­we­ging] Rn. 28, Slg. 2006, I-3423; 16. März 2006 - C-131/04 und C-257/04 - [Ro­bin­son-Stee­le ua.] Rn. 48, Slg. 2006, I-2531; 18. März 2004 - C-342/01 - [Me­ri­no Gómez] Rn. 29, Slg. 2004, I-2605; 26. Ju­ni 2001 - C-173/99 - [BEC­TU] Rn. 43, Slg. 2001, I-4881).


b) Der EuGH hat die­sen Grund­satz je­doch nicht auf die Verträge, son­dern auf Art. 7 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie gestützt (vgl. dem­ge­genüber die Schluss­anträge der Ge­ne­ral­anwältin Trs­ten­jak in der Sa­che Schultz-Hoff vom 24. Ja­nu­ar 2008 - C-350/06 - Rn. 33 und 39: be­zahl­ter Jah­res­ur­laub als so­zia­les Grund­recht und je­der­mann zu­ste­hen­des Men­schen­recht iSv. Art. 31 Abs. 2 der Char­ta der Grund­rech­te der Eu­ropäischen Uni­on; kri­tisch da­zu Bau­er/Ar­nold NJW 2009, 631, 633). Ein­zel­staat­li­che Nor­men sind im Verhält­nis zu ei­nem pri­va­ten Ar­beit­ge­ber wie der be­klag­ten GmbH grundsätz­lich nur dann un­an­ge­wen­det zu las­sen, wenn das na­tio­na­le Recht ge­gen das Primärrecht oder an­de­res un­mit­tel­bar gel­ten­des Recht der Ge­mein­schaf­ten - et­wa das Ver­ord­nungs­recht - verstößt (vgl. zB Se­nat 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 53, AP BUrlG § 7 Nr. 39 = EzA BUrlG § 7 Ab­gel­tung Nr. 15; BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 253/07 (A) - Rn. 43, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 55 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 54; vgl. zum An­wen­dungs­vor­rang des un­mit­tel­bar gel­ten­den Ge­mein­schafts­rechts und der Ver­drängung des na­tio­na­len Rechts in die­sem Fall näher Höpfner/Rüthers AcP 209, 1, 23 ff.). So hat der EuGH den Un­an­wend­bar­keits­aus­spruch in der Sa­che Man­gold mit dem Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung be­gründet, das auf den all­ge­mei­nen Grundsätzen des Ge­mein­schafts­rechts be­ru­he (22. No­vem­ber 2005 - C-144/04 - [Man­gold] Rn. 77 f., Slg. 2005, I-9981; vgl. da­ge­gen den nicht primärrecht­li­chen Prüfungs­maßstab in EuGH 16. Ok­to­ber 2007 - C-411/05 - [Pa­la­ci­os de la Vil­la] Rn. 42 ff., Slg. 2007, I-8531; sie­he auch 23. Sep­tem­ber 2008 - C-427/06 - [Bartsch] Rn. 23 f., Slg. 2008, I-7245; zu den Fra­gen des Ver­s­toßes ge­gen Primärrecht BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 253/07 (A) - Rn. 32, 35 und 41, aaO).


2. Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie kommt kei­ne un­mit­tel­ba­re Wir­kung ge­genüber der als Pri­vat­rechts­sub­jekt or­ga­ni­sier­ten Be­klag­ten zu.



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a) Richt­li­ni­en der Ge­mein­schaft wen­den sich nach Art. 249 Abs. 3 EG an die Mit­glied­staa­ten. Sie ver­pflich­ten die Mit­glied­staa­ten, die von der Richt­li­nie ver­folg­ten Zie­le in­ner­halb ei­ner be­stimm­ten Frist in na­tio­na­les Recht um­zu­set­zen. Richt­li­ni­en wir­ken da­her nicht di­rekt zwi­schen Bürgern. Selbst ei­ne kla­re, ge­naue und un­be­ding­te Richt­li­ni­en­be­stim­mung, mit der dem Ein­zel­nen Rech­te gewährt oder Ver­pflich­tun­gen auf­er­legt wer­den sol­len, fin­det im Pri­vat­rechts­verhält­nis nicht als sol­che un­mit­tel­ba­re An­wen­dung (für die st. Rspr. EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 59, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2; 7. Ju­ni 2007 - C-80/06 - [Carp] Rn. 20, Slg. 2007, I-4473; 5. Ok­to­ber 2004 - C-397/01 bis C-403/01 - [Pfeif­fer ua.] Rn. 108 f., Slg. 2004, I-8835).


b) Sind die Vor­aus­set­zun­gen ei­ner un­mit­tel­ba­ren Wir­kung der Richt­li­nie nicht erfüllt, folgt dar­aus nicht, dass richt­li­ni­en­wid­ri­ges na­tio­na­les Recht nicht an­ge­wandt wer­den darf. Das Ge­mein­schafts­recht enthält kei­nen Me­cha­nis­mus, der es dem na­tio­na­len Ge­richt er­laubt, na­tio­na­le Vor­schrif­ten zu „eli­mi­nie­ren“, die von der Re­ge­lung ei­ner nicht oder un­zu­rei­chend um­ge­setz­ten Richt­li­nie ab­wei­chen (vgl. bspw. EuGH 26. Sep­tem­ber 1996 - C-168/95 - [Ar­ca­ro] Rn. 40 ff., Slg. 1996, I-4705; näher zur feh­len­den ho­ri­zon­ta­len Di­rekt­wir­kung ge­genüber Pri­vat­rechts­sub­jek­ten BAG 16. Ok­to­ber 2008 - 7 AZR 253/07 (A) - Rn. 52, AP Tz­B­fG § 14 Nr. 55 = EzA Tz­B­fG § 14 Nr. 54).


c) Kor­rek­ti­ve der feh­len­den un­mit­tel­ba­ren Wir­kung von Richt­li­ni­en im Rechts­streit zwi­schen Rechts­persönlich­kei­ten des Pri­vat­rechts sind dem­nach die richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung oder Rechts­fort­bil­dung und Scha­dens­er­satz­ansprüche ge­gen den Mit­glied­staat. Das in der ge­mein­schafts­recht­li­chen Dis­kus­si­on er­wo­ge­ne wei­ter­ge­hen­de drit­te Kor­rek­tiv der sog. Ab­kopp­lung hat der EuGH da­ge­gen nie her­an­ge­zo­gen. Un­ter Ab­kopp­lung wird die Möglich­keit ver­stan­den, sich auf die Richt­li­nie zu be­ru­fen, um das ent­ge­gen­ste­hen­de na­tio­na­le Recht aus­zu­sch­ließen. Die Richt­li­nie tritt nach die­ser Lösung zwar nicht an die Stel­le des feh­len­den oder ver­spätet um­ge­setz­ten na­tio­na­len Rechts, um un­mit­tel­bar Ver­pflich­tun­gen für ein pri­va­tes Rechts­sub­jekt zu be­gründen. Es soll aber möglich sein, sich auch im Pri­vat­rechts­ver­kehr auf sie



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zu be­ru­fen, um das ent­ge­gen­ste­hen­de in­ner­staat­li­che Recht aus­zu­sch­ließen. Das na­tio­na­le Ge­richt soll nur das von den richt­li­ni­en­wid­ri­gen na­tio­na­len Be­stim­mun­gen be­frei­te in­ner­staat­li­che Recht an­wen­den. Ge­ne­ral­an­walt Bot spricht sich in sei­nen Schluss­anträgen in der Sa­che Kücükde­ve­ci vom 7. Ju­li 2009 für die Ab­kopp­lung aus, weist je­doch dar­auf hin, dass der EuGH die­sen Lösungs­an­satz nie all­ge­mein und aus­drück­lich bestätigt hat (vgl. die Schluss­anträge in der Sa­che - C-555/07 - Rn. 63 f., die al­ler­dings ei­ne Fall­ge­stal­tung be­han­deln, in der das Richt­li­ni­en­recht das Primärrecht - vor al­lem das all­ge­mei­ne ge­mein­schafts­recht­li­che (künf­tig uni­ons­recht­li­che) Ver­bot der Al­ters­dis­kri­mi­nie­rung - nur kon­kre­ti­siert). Der Se­nat darf den Ge­dan­ken der Ab­kopp­lung des­halb nicht her­an­zie­hen.


3. Die Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 BUrlG und die Ta­rif­be­stim­mun­gen in § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung können auch nicht richt­li­ni­en­kon­form aus­ge­legt oder fort­ge­bil­det wer­den. Da­bei kann zu­guns­ten des Klägers un­ter­stellt wer­den, dass Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie während des Min­dest­jah­res­ur­laubs von vier Wo­chen ei­nen An­spruch auf Fort­zah­lung des gewöhn­li­chen Ar­beits­ent­gelts oh­ne Min­de­rung zB durch Zei­ten der Kurz­ar­beit verbürgt.


a) Das in­ner­staat­li­che Ge­richt muss das na­tio­na­le Recht so weit wie möglich an­hand des Wort­lauts und des Zwecks der Richt­li­nie aus­le­gen, um das in der Richt­li­nie fest­ge­leg­te Ziel zu er­rei­chen und da­mit Art. 249 Abs. 3 EG zu genügen (vgl. EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 60, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2; kri­tisch zum Be­griff der ge­mein­schafts-rechts­kon­for­men Aus­le­gung we­gen der nöti­gen Prüfung der Ver­ein­bar­keit der an­zu­wen­den­den Norm mit höher­ran­gi­gem oder um­zu­set­zen­dem Recht Höpfner/Rüthers AcP 209, 1, 21 ff.). Das heißt, dass die na­tio­na­len Ge­rich­te un­ter Berück­sich­ti­gung des ge­sam­ten in­ner­staat­li­chen Rechts re­gelmäßig da­von aus­zu­ge­hen ha­ben, dass der Mit­glied­staat den Ver­pflich­tun­gen, die sich aus der Richt­li­nie er­ge­ben, in vol­lem Um­fang nach­kom­men woll­te. Ermöglicht es das na­tio­na­le Recht durch An­wen­dung sei­ner Aus­le­gungs­me­tho­den, ei­ne in­ner­staat­li­che Be­stim­mung so aus­zu­le­gen, dass ei­ne Kol­li­si­on mit ei­ner



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an­de­ren Norm in­ner­staat­li­chen Rechts ver­mie­den wird, sind die na­tio­na­len Ge­rich­te ver­pflich­tet, die glei­chen Me­tho­den an­zu­wen­den, um das von der Richt­li­nie ver­folg­te Ziel zu er­rei­chen. Die­se Ver­pflich­tung be­steht auch dann, wenn die na­tio­na­len Ge­rich­te die Reich­wei­te der in­ner­staat­li­chen Be­stim­mung zu die­sem Zweck ein­schränken müssen (vgl. EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 62 f., aaO; 5. Ok­to­ber 2004 - C-397/01 bis C-403/01 - [Pfeif­fer ua.] Rn. 111 f., 115 ff., Slg. 2004, I-8835). Die­se Pflicht zur ge­mein-schafts­rechts­kon­for­men Aus­le­gung gilt für al­le Vor­schrif­ten des na­tio­na­len Rechts (vgl. nur EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 61, aaO).


b) Die Ver­pflich­tung zur ge­mein­schafts­rechts­kon­for­men Aus­le­gung ist je­doch durch die all­ge­mei­nen Rechts­grundsätze, ins­be­son­de­re durch den Grund­satz der Rechts­si­cher­heit, be­schränkt. Sie darf nicht als Grund­la­ge für ei­ne Aus­le­gung des na­tio­na­len Rechts „con­tra le­gem“ die­nen (vgl. für die st. Rspr. EuGH 16. Ju­li 2009 - C-12/08 - [Mo­no Car Sty­ling] Rn. 61, EzA EG-Ver­trag 1999 Richt­li­nie 98/59 Nr. 2; zu den Gren­zen richt­li­ni­en­kon­for­mer Aus­le­gung auch BAG 18. Fe­bru­ar 2003 - 1 ABR 2/02 - zu B IV 3 b dd der Gründe, BA­GE 105, 32).


c) Die­se Gren­ze wäre über­schrit­ten, wenn der Se­nat die Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2 Satz 1 BUrlG und die Ta­rif­be­stim­mun­gen in § 3 Nr. 1, § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung da­hin aus­leg­te oder fort­bil­de­te, dass je­der in den Gel­tungs­be­reich der Ta­rif­vor­schrift fal­len­de Ar­beit­neh­mer während des Min­dest­jah­res­ur­laubs An­spruch auf Fort­zah­lung des gewöhn­li­chen Ar­beits­ent­gelts oh­ne Min­de­rung bspw. durch Zei­ten der Kurz­ar­beit hat. Ei­ne sol­che Aus­le­gung oder Rechts­fort­bil­dung wi­derspräche Wort­laut, Sys­te­ma­tik, Zweck und Ge­set­zes­ge­schich­te der in­ner­staat­li­chen Re­ge­lun­gen.


aa) Ei­ne ein­schränken­de Ge­set­zes­aus­le­gung im en­ge­ren Sinn setzt ei­ne Rechts­fin­dung in­ner­halb des Wort­lauts der na­tio­na­len Norm vor­aus (zu die­sem Be­griff BGH 26. No­vem­ber 2008 - VIII ZR 200/05 - Rn. 20, BGHZ 179, 27;



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sie­he auch Se­nat 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 60 ff., AP BUrlG § 7 Nr. 39 = EzA BUrlG § 7 Ab­gel­tung Nr. 15).


bb) Ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Rechts­fort­bil­dung zB durch te­leo­lo­gi­sche Re­duk­ti­on schei­tert nicht not­wen­dig an der Gren­ze des Wort­lauts (zum par­al­le­len Pro­blem der ver­fas­sungs­kon­for­men Aus­le­gung BVerfG 24. Mai 1995 - 2 BvF 1/92 - zu D I der Gründe, BVerfGE 93, 37; zur richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung BAG 24. Ja­nu­ar 2006 - 1 ABR 6/05 - Rn. 43, BA­GE 117, 27). Der Be­griff der Aus­le­gung „con­tra le­gem“ ist funk­tio­nell zu ver­ste­hen. Er meint den Be­reich, in dem ei­ne rich­ter­li­che Rechts­fin­dung un­zulässig ist, weil sie ei­ne ein­deu­ti­ge Ent­schei­dung des Ge­setz­ge­bers auf­grund ei­ge­ner rechts­po­li­ti­scher Vor­stel­lun­gen ändern will und da­mit - nach deut­schem Ver­fas­sungs­recht - die Bin­dung der Ge­rich­te an Recht und Ge­setz (Art. 20 Abs. 3 GG) so­wie das Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zip (Art. 20 Abs. 2 Satz 2 GG) ver­letzt. Wird die­se Gren­ze nicht über­schrit­ten, ist das na­tio­na­le Recht richt­li­ni­en­kon­form fort­zu­bil­den, wo es nötig und möglich ist (zu ei­ner durch­geführ­ten Rechts­fort­bil­dung Se­nat 24. März 2009 - 9 AZR 983/07 - Rn. 65, AP BUrlG § 7 Nr. 39 = EzA BUrlG § 7 Ab­gel­tung Nr. 15 mit Be­zug auf BGH 26. No­vem­ber 2008 - VIII ZR 200/05 - Rn. 21 und 29 ff. mwN, BGHZ 179, 27; me­tho­disch ab­leh­nend da­zu Ka­man­ab­rou SAE 2009, 233, 234 ff.; Krie­ger/Ar­nold NZA 2009, 530, 531; zur „ge­mein­schafts­rechts­freund­li­chen Ent­schei­dungs­fin­dung“ Abe­le RdA 2009, 312, 314 f.).


cc) Hier schei­det selbst das wei­ter­ge­hen­de me­tho­di­sche In­stru­ment der richt­li­ni­en­kon­for­men Rechts­fort­bil­dung aus. Sie ver­letz­te die Ge­set­zes­bin­dung und das Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zip. Die Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 BUrlG sind nach Wort­laut, Zu­sam­men­hang, Zweck und Ge­set­zes­ge­schich­te we­der plan­wid­rig lücken­haft noch un­vollständig. Die Rich­tungs­ent­schei­dung des na­tio­na­len Ge­setz­ge­bers ist ein­deu­tig. Das Ur­laubs­ent­gelt ist nach § 3 Nr. 1, § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung zu be­rech­nen.


(1) Die ta­rif­li­chen Be­stim­mun­gen sind wirk­sam. Das gilt auch, so­weit sie den von Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie gewähr­leis­te­ten und von §§ 1, 3


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Abs. 1 BUrlG be­gründe­ten Min­dest­jah­res­ur­laubs­an­spruch be­tref­fen. Die Ta­rif­nor­men wei­chen von den ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen in §§ 1 und 11 BUrlG ab.


(a) Nach § 1 BUrlG ha­ben Ar­beit­neh­mer An­spruch auf be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laub. Da­mit ist ihr Ar­beits­ent­gelt nach § 611 Abs. 1 BGB iVm. der Be­rech­nungs­vor­schrift in § 11 Abs. 1 BUrlG während der Frei­stel­lung von der Ar­beits­pflicht als Ur­laubs­ent­gelt wei­ter­zu­zah­len. Die Höhe des An­spruchs er­gibt sich aus dem Zeit- und dem Geld­fak­tor. Mit dem Zeit­fak­tor er­rech­net sich die am je­wei­li­gen Ur­laubs­tag in­fol­ge der Frei­stel­lung aus­fal­len­de Ar­beits­zeit, für die das Ur­laubs­ent­gelt fort­zu­zah­len ist. Der Geld­fak­tor be­misst den für die Aus­fall­zeit zu­grun­de zu le­gen­den Ver­dienst. § 11 Abs. 1 BUrlG re­gelt die Be­mes­sung des Geld­fak­tors, nicht die Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts als Pro­dukt von Zeit- und Geld­fak­tor. Das Ge­setz stellt mit dem sog. Re­fe­renz­prin­zip auf das in den letz­ten 13 Wo­chen vor der Ur­laubs­gewährung er­hal­te­ne Ar­beits­ent­gelt ab. Bei ei­nem St­un­den­lohn ist das während des Be­zugs­zeit­raums ver­dien­te St­un­den­ent­gelt zu er­mit­teln (Se­nat 22. Ja­nu­ar 2002 - 9 AZR 601/00 - zu A II 1 der Gründe, BA­GE 100, 189; vgl. auch 3. De­zem­ber 2002 - 9 AZR 535/01 - zu I 1 der Gründe, BA­GE 104, 65). Nach § 11 Abs. 1 Satz 3 BUrlG blei­ben Ver­dienstkürzun­gen, die im Be­rech­nungs­zeit­raum in­fol­ge von Kurz­ar­beit, Ar­beits­ausfällen oder un­ver­schul­de­ter Ar­beits­versäum­nis ein­tre­ten, für die Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts außer Be­tracht.


(b) Von die­ser Be­rech­nungs­me­tho­de wei­chen § 3 Nr. 1, § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt., Nr. 2 Abs. 1 Buchst. a, Nr. 3 der Ur­laubs­re­ge­lung in drei­fa­cher Wei­se ab.


(aa) Die Ta­rif­be­stim­mun­gen er­wei­tern oder verkürzen den Re­fe­renz­zeit­raum von 13 Wo­chen auf das Ur­laubs­jahr vor der Ur­laubs­gewährung. Ob der Re­fe­renz­zeit­raum verlängert oder verkürzt wird, hängt von der La­ge des Ur­laubs im Ur­laubs­jahr ab.


(bb) Die Re­ge­lun­gen pau­scha­lie­ren das Ur­laubs­ent­gelt bei nicht schwer­be­hin­der­ten Ar­beit­neh­mern an­hand der Re­chen­größe von 11,4 % des Brut­to­lohns, den der Ar­beit­neh­mer vor Ur­laubs­an­tritt im Ur­laubs­jahr zu be­an­spru­chen



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hat (Ge­samt­b­rut­to­lohn im Ur­laubs­jahr x 11,4 % : An­zahl der er­wor­be­nen Ur­laubs­ta­ge x be­an­spruch­te Ur­laubs­ta­ge).


(cc) Ver­dienst­ausfälle, die im Be­rech­nungs­zeit­raum zB in­fol­ge von Kurz­ar­beit ein­tre­ten, sind bei der Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts an­spruchs­min­dernd zu berück­sich­ti­gen.


(2) Die Ab­wei­chung der Ta­rif­vor­schrif­ten ist von den Öff­nungs­klau­seln in § 13 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 2 Satz 1 BUrlG ge­deckt. Die na­tio­na­len Öff­nungs­klau­seln sind nicht plan­wid­rig lücken­haft oder un­vollständig.


(a) So­weit die Ta­rif­be­stim­mun­gen § 11 Abs. 1 Satz 3 BUrlG ab­be­din­gen, wo­nach Ver­dienstkürzun­gen im Be­rech­nungs­zeit­raum in­fol­ge von Kurz­ar­beit für die Be­rech­nung des Ur­laubs­ent­gelts außer Be­tracht blei­ben, wird die­se Re­ge­lung schon von der all­ge­mei­nen Öff­nungs­klau­sel für Ta­rif­verträge in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG ge­tra­gen. § 1 BUrlG bleibt un­an­ge­tas­tet (of­fen­ge­las­sen von BAG 2. Ju­ni 1987 - 8 AZR 17/85 - zu 3 der Gründe, BA­GE 55, 304; aA ErfK/Dörner 10. Aufl. § 13 BUrlG Rn. 18). Das gilt auch für die - je nach La­ge des Ur­laubs im Ur­laubs­jahr - ein­tre­ten­de Verlänge­rung oder Verkürzung des Re­fe­renz­zeit­raums auf das Ur­laubs­jahr vor der Ur­laubs­gewährung.


(aa) Nach § 1 BUrlG hat je­der Ar­beit­neh­mer in je­dem Ka­len­der­jahr An­spruch auf be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laub. „Be­zahlt“ iSv. § 1 BUrlG ist der Er­ho­lungs­ur­laub, wenn der Vergütungs­an­spruch un­berührt bleibt, ob­wohl der Ar­beit­neh­mer nicht ar­bei­tet. Schon aus § 1 BUrlG er­gibt sich die Pflicht, die Vergütung während des Ur­laubs wei­ter­zu­zah­len. Ta­rif­verträge dürfen die­se aus § 1 BUrlG fol­gen­de Ent­gelt­fort­zah­lungs­pflicht nicht durch ei­ne von § 11 BUrlG ab­wei­chen­de Be­rech­nung der wei­ter­zu­zah­len­den Vergütung min­dern. Die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en können je­doch je­de Be­rech­nungs­me­tho­de wählen, die ge­eig­net ist, ein Ur­laubs­ent­gelt si­cher­zu­stel­len, wie es der Ar­beit­neh­mer bei Wei­ter­ar­beit oh­ne Frei­stel­lung vor­aus­sicht­lich hätte er­war­ten können. Ih­nen bleibt selbst für den Min­des­t­ur­laub ein wei­ter Ge­stal­tungs­spiel­raum. Es steht ih­nen bspw. frei, das Ur­laubs­ent­gelt ent­spre­chend dem kon­kre­ten Ent­gel­t­aus­fall



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zu be­rech­nen (vgl. Se­nat 22. Ja­nu­ar 2002 - 9 AZR 601/00 - zu A II 2 a und b der Gründe, BA­GE 100, 189). Sie können auch den Re­fe­renz­zeit­raum ändern.


(bb) Die­ser Re­ge­lungs­zweck der Ta­riföff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG kommt in sei­nem Wort­laut und Zu­sam­men­hang klar zum Aus­druck. Da­nach ist § 1 BUrlG zu­las­ten des Ar­beit­neh­mers un­ab­ding­bar. Von § 11 Abs. 1 BUrlG kann in den Gren­zen des § 1 BUrlG auch zu­un­guns­ten des Ar­beit­neh­mers ab­ge­wi­chen wer­den. Dem ent­spricht die Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Bun­des­ur­laubs­ge­set­zes. Im Ge­setz­ge­bungs­ver­fah­ren wur­de be­tont, die Be­deu­tung der Ta­rif­au­to­no­mie für das Ur­laubs­recht sei nach­drück­lich her­vor­zu­he­ben (vgl. den Be­richt des Aus­schus­ses für Ar­beit BT-Drucks. IV/785 S. 2, 4; Se­nat 22. Ja­nu­ar 2002 - 9 AZR 601/00 - zu A II 2 a der Gründe, BA­GE 100, 189).


(cc) Die Gren­zen der all­ge­mei­nen Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG wer­den nicht des­halb über­schrit­ten, weil der Ar­beits- und Ver­dienst­aus­fall we­gen der Kurz­ar­beit berück­sich­tigt wird und für die­sen Aus­fall seit Ja­nu­ar 2006 nicht länger Aus­gleichs­beträge zu zah­len sind. Der un­ab­ding­ba­re Min­dest­be­stand des be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laubs nach § 1 BUrlG muss nur ein Ur­laubs­ent­gelt si­cher­stel­len, wie es der Ar­beit­neh­mer bei Wei­ter­ar­beit oh­ne Frei­stel­lung vor­aus­sicht­lich hätte er­war­ten können.


(b) Der Se­nat kann of­fen­las­sen, ob die von § 5 Nr. 1 Abs. 2 1. Alt. der Ur­laubs­re­ge­lung vor­ge­se­he­ne Pau­scha­lie­rung des Ur­laubs­ent­gelts auf 11,4 % des Ge­samt­b­rut­to­lohns von der all­ge­mei­nen Ta­riföff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG ge­deckt ist. Soll­te das Grund­ni­veau des § 1 BUrlG un­ter­schrit­ten wer­den, würde die­se Ab­wei­chung je­den­falls im Fall des Sai­son-Kurz­ar­bei­ter­gel­des von der be­son­de­ren Öff­nungs­klau­sel ua. für das Bau­ge­wer­be in § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG er­fasst.


(aa) Wort­laut und Zu­sam­men­hang des § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG sind un­zwei­fel­haft dar­auf ge­rich­tet, im Bau­ge­wer­be auch § 1 BUrlG ei­ner ta­rif­li­chen Ände­rung zu­las­ten des ein­zel­nen Ar­beit­neh­mers zugäng­lich zu ma­chen, so­weit dies zur Si­che­rung ei­nes zu­sam­menhängen­den Jah­res­ur­laubs für al­le Ar­beit-


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neh­mer er­for­der­lich ist. Ziel des bei­trags­fi­nan­zier­ten Ur­laubs­kas­sen­ver­fah­rens ist es, den Ar­beit­neh­mern im Bau­ge­wer­be trotz ih­rer häufi­gen Fluk­tua­ti­on ei­nen zu­sam­menhängen­den Jah­res­ur­laub zu ermögli­chen (Se­nat 19. Sep­tem­ber 2000 - 9 AZR 504/99 - zu I 4 b bb der Gründe, BA­GE 95, 312).


(bb) Die Ur­laubs­re­ge­lung ist nach ih­rem Zweck nicht auf das Ar­beits­verhält­nis mit ei­nem Ar­beit­ge­ber, son­dern auf die ge­sam­te Tätig­keit des Ar­beit­neh­mers im Bau­ge­wer­be aus­ge­rich­tet. Die Beschäfti­gungs­zei­ten in Be­trie­ben des Bau­ge­wer­bes wer­den zu­sam­men­ge­rech­net (vgl. AnwK-ArbR/Düwell 2. Aufl. § 13 BUrlG Rn. 39; Lei­ne­mann/Linck Ur­laubs­recht 2. Aufl. § 13 BUrlG Rn. 119 und 137). Der Zu­sam­men­hang des § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG mit § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG zeigt un­miss­verständ­lich, dass den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des Bau­ge­wer­bes auch hin­sicht­lich der Ent­gelthöhe ein wei­te­rer Ge­stal­tungs­spiel­raum ein­geräumt wer­den soll, als § 13 Abs. 1 Satz 1 und § 1 BUrlG ihn vor­se­hen. Die be­son­de­re Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG lässt es über die all­ge­mei­ne Öff­nungs­klau­sel in § 13 Abs. 1 Satz 1 BUrlG hin­aus zu, von § 1 BUrlG auch zu­las­ten der Ar­beit­neh­mer ab­zu­wei­chen (vgl. ErfK/Dörner § 13 BUrlG Rn. 25).


(cc) Die ar­beits­recht­lich auf­grund in­di­vi­du­el­ler oder kol­lek­ti­ver Ver­ein­ba­rung durch­geführ­te Sai­son-Kurz­ar­beit iSv. § 175 Abs. 1 SGB III dient der Si­che­rung ei­nes zu­sam­menhängen­den Jah­res­ur­laubs im Bau­ge­wer­be. Sie schützt den Fort­be­stand des Ar­beits­verhält­nis­ses mit dem ein­zel­nen Ar­beit­ge­ber. Die­ser Schutz­zweck recht­fer­tigt es nach § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG, das Ur­laubs­ent­gelt durch Ta­rif­be­stim­mun­gen wie die Ur­laubs­re­ge­lung zu min­dern.


(3) Die ein­deu­ti­ge Ziel­set­zung des in­ner­staat­li­chen Rechts in § 13 Abs. 2 Satz 1 BUrlG lässt ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung oder Fort­bil­dung selbst dann nicht zu, wenn der Be­griff des „be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laubs“ in Art. 7 Abs. 1 der Ar­beits­zeit­richt­li­nie an­ders zu ver­ste­hen sein soll­te als der des „be­zahl­ten Er­ho­lungs­ur­laubs“ in § 1 BUrlG. Das in der be­son­de­ren Öff­nungs­klau­sel aus­ge­drück­te Ziel, den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en des Bau­ge­wer­bes er­wei­ter­te Hand­lungs­spielräume zu ver­lei­hen, schließt ei­nen be­son­de­ren oder auch nur all­ge­mei­nen Um­set­zungs­wil­len des na­tio­na­len Ge­setz­ge­bers iSv.


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Art. 249 Art. 3 EG aus. Die Gren­zen der richt­li­ni­en­kon­for­men Aus­le­gung oder Rechts­fort­bil­dung sind we­gen der Ge­set­zes­bin­dung des na­tio­na­len Ge­richts (Art. 20 Abs. 3 GG) und des Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zips (Art. 20 Abs. 2 Satz 2 GG) er­reicht.


B. Der Kläger hat nach § 97 Abs. 1 ZPO die Kos­ten sei­ner er­folg­lo­sen Re­vi­si­on zu tra­gen.


Düwell

Krasshöfer

Gall­ner

Ro­pertz

D. We­ge

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