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VG Han­no­ver, Ur­teil vom 29.04.2010, 13 A 3250/09

   
Schlagworte: Urlaub, Urlaubsabgeltung
   
Gericht: Verwaltungsgericht Hannover
Aktenzeichen: 13 A 3250/09
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 29.04.2010
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

VER­WAL­TUN­GS­GERICHT HAN­NO­VER

Az.: 13 A 3250/09

IM NA­MEN DES VOL­KES

UR­TEIL

In der Ver­wal­tungs­rechts­sa­che

des Herrn A.,

Klägers,

Proz.-Bev.: Rechts­anwälte Glitza und an­de­re, B. /09Gl.Nören­berg

ge­gen

das Fi­nanz­amt Han­no­ver-Land II,
Vah­ren­wal­der Straße 208, 30165 Han­no­ver,

Be­klag­ter,

Proz.-Bev.: Ober­fi­nanz­di­rek­ti­on Nie­der­sach­sen, ver­tre­ten durch den Ober­fi­nanz­präsi­den­ten,
Wa­ter­loos­traße 5, 30169 Han­no­ver, - C. -

Streit­ge­gen­stand: Ur­laubs­ab­gel­tung

hat das Ver­wal­tungs­ge­richt Han­no­ver - 13. Kam­mer - oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung am 29. April 2010 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Ver­wal­tungs­ge­richt Wilcke für Recht er­kannt:

Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.

Der Kläger trägt die Kos­ten des Ver­fah­rens.

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Die Ent­schei­dung ist we­gen der Kos­ten vorläufig voll­streck­bar. Der Voll­stre­ckungs­schuld­ner kann die Voll­stre­ckung durch Si­cher­heits­leis­tung in Höhe des zu voll­stre­cken­den Be­trags ab­wen­den, wenn nicht der Voll­stre­ckungsgläubi­ger zu­vor Si­cher­heit in ent­spre­chen­der Höhe leis­tet.

Tat­be­stand

Der Kläger be­gehrt die Ab­gel­tung von Zu­satz­ur­laub nach § 125 SGB IX von 10 Ta­gen für die Jah­re 2006 und 2007.

Der Kläger ist als Fi­nanz­be­am­ter beim Be­klag­ten tätig. Im Rah­men ei­ner Kla­ge vor dem So­zi­al­ge­richt er­reich­te der Kläger, dass das Lan­des­so­zi­al­amt ihm mit Be­scheid vom 24.11.2008 rück­wir­kend ab dem 26.05.2006 ei­nen GdB von 50 4eststellte.

An­fang März 2009 be­an­trag­te der Kläger nach ei­ge­nen Vor­trag zunächst münd­lich, zu­min­dest je­doch mit Schrei­ben vom 31.03.2009 schrift­lich, die Ab­gel­tung von Zu­satz­ur­laub für die Jah­re 2006 und 2007. Mit Be­scheid vom 16.07.2009 lehn­te der Be­klag­te die­sen An­trag ab.

Der Kläger hat am 14.08.2009 Kla­ge er­ho­ben.

Er trägt vor, die Re­ge­lung in § 8 Abs. 1 Satz 2 NEUrl­VO, wo­nach der Zu­satz­ur­laub das recht­li­che Schick­sal des Haupt­ur­laubs tei­le, ver­s­toße ge­gen die Lei­tent­schei­dung des EuGH vom 20.01.2009 so­wie ge­gen die neue Recht­spre­chung des BAG. Ihm sei es nicht möglich ge­we­sen, den Zu­satz­ur­laub recht­zei­tig an­zu­tre­ten, weil der An­spruch dar­auf erst rück­wir­kend ent­stan­den sei.

Der Kläger be­an­tragt,

un­ter Auf­he­bung des Be­schei­des vom 16.07.2009 den Be­klag­ten zu ver­pflich­ten, den ihm, dem Kläger, nach § 125 SGB IX für die Jah­re 2006 und 2007 zu­ste­hen­den Zu­satz­ur­laub in Höhe von 1.498,60 € ab­zu­gel­ten.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen

Er tritt der Kla­ge ent­ge­gen.

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Al­le Be­tei­lig­ten ha­ben sich mit ei­nem Ur­teil oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung ein­ver­stan­den erklärt.

Die Kam­mer hat die Sa­che mit Be­schluss vom 29.04.2010 dem Be­richt­er­stat­ter als Ein­zel­rich­ter zur Ent­schei­dung über­tra­gen.

We­gen des wei­te­ren Sach­ver­halts wird auf den In­halt der Ge­richts­ak­ten und der bei­ge­zo­ge­nen Ver­wal­tungs­vorgänge Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die Ent­schei­dung er­geht gemäß § 6 Abs. 1 Vw­GO durch den Ein­zel­rich­ter.

Im Ein­verständ­nis der Be­tei­lig­ten er­geht die Ent­schei­dung wei­ter­hin oh­ne münd­li­che Ver­hand­lung, § 101 Abs. 2 Vw­GO.

Die zulässi­ge Ver­pflich­tungs­kla­ge (die Ab­leh­nung der Ur­laubs­ab­gel­tung in Geld wie die Ent­schei­dun­gen über die Ur­laubs­gewährung selbst ist als Ver­wal­tungs­akt an­zu­se­hen, vgl. VG Ko­blenz, Urt. v. 21.07.2009 - 6 K 1253/08.Ko -, zit. n. ju­ris, m. Hin­wei­sen au4 GKÖD § 89 BBG Rd­nr. 60; Plog/Wie­dow/Lemhöfer/Bay­er, Kom­men­tar zum BBG/Be­amt­VG, § 89 BBG Rd­nr. 50) ist un­be­gründet. Der Kläger hat kei­nen An­spruch auf die ge­for­der­te Ab­gel­tung von Zu­satz­ur­laub.

Zwar ha­ben nach § 125 Abs. 1 SGB IV schwer­be­hin­der­te Men­schen An­spruch auf ei­nen zusätz­li­chen be­zahl­ten Ur­laub von fünf Ar­beits­ta­gen im Ur­laubs­jahr. Zu die­sem Per­so­nen­kreis gehörte der Kläger - wie nachträglich fest­ge­stellt wur­de - auch in den Jah­ren 2006 und 2007. Er hat sei­ner­zeit je­doch den ent­spre­chen­den An­spruch auf Zu­satz­ur­laub noch nicht gel­tend ge­macht; erst­mals im März 2009 hat er zwar den Zu­satz­ur­laub auch noch nicht be­an­tragt, im­mer­hin aber ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung gel­tend ge­macht.

We­der die Be­am­ten­ge­set­ze noch die Nie­dersäch­si­sche Er­ho­lungs­ur­laubs­ver­ord­nung (NEUrl­VO) se­hen je­doch ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung von Er­ho­lungs­ur­laub vor. In An­be­tracht des Ge­set­zes­vor­be­halt für Ansprüche des Be­am­ten aus dem Be­am­ten­verhält­nis (vgl. §§ 2 Abs. 1 BBesG, 3 Abs. 1 Be­amt­VG) be­steht kei­ne ge­setz­li­che An­spruchs­grund­la­ge für die hier kla­ge­wei­se gel­tend ge­mach­ten Ansprüche. In­so­weit war und ist die Re­ge­lung über den Er­ho­lungs­ur­laub in § 99 NBG a.F. bzw. § 44 Be­am­tStG und der Er­ho­lungs­ur­laubs­ver­ord­nung ab­sch­ließend und ei­ner er­wei­ter­ten Aus­le­gung nicht zugäng­lich. Die

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Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen ist dem Be­am­ten­recht fremd, es han­delt sich bei der Ur­laubs­gewährung für Be­am­te um ei­ne Kon­kre­ti­sie­rung der Fürsor­ge­pflicht, nicht um die Erfüllung ei­nes ver­trag­li­chen zi­vil­recht­li­chen An­spruchs.

Auch ei­ne ana­lo­ge An­wen­dung des § 7 Abs. 4 Bun­des­ur­laubs­ge­setz (BUrlG) kommt nicht in Be­tracht. Die­se Re­ge­lung gilt nur für pri­vat­recht­li­che Ar­beit­neh­mer, nicht für Be­am­te. Ei­ne Rechts­grund­la­ge für den gel­tend ge­mach­ten An­spruch kann auch nicht in ei­ner ana­lo­gen An­wen­dung von Ur­laubs­ab­gel­tungs­nor­men aus an­de­ren Rechts­ge­bie­ten, wie ins­be­son­de­re dem pri­va­ten Ar­beits­recht und un­ter Be­ach­tung des all­ge­mei­nen Gleich­heits­grund­sat­zes des Art. 3 Abs. 1 des Grund­ge­set­zes (GG) ge­fun­den wer­den, weil in­so­weit ge­ra­de kei­ne plan­wid­ri­ge Lücke vor­liegt. Die Be­son­der­hei­ten des Be­am­ten­verhält­nis­ses mit den im Sin­ne des Art. 33 Abs. 5 GG her­ge­brach­ten Grundsätzen der Treue­pflicht des Be­am­ten und der Ali­men­ta­ti­ons­pflicht des Dienst­herrn, wie sie ins­be­son­de­re in der Ver­falls­vor­schrift des § 8 NEUrl­VO als Aus­schluss­be­stim­mung oh­ne Aus­nah­memöglich­keit zum Aus­druck kom­men, ste­hen dem ent­ge­gen und stel­len in­so­weit auch ei­nen sach­li­chen Dif­fe­ren­zie­rungs­grund für die un­ter­schied­li­chen Rechts­fol­gen dar. Dies ist in Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ein­hel­li­ge Mei­nung (vgl. BVerwG vom 10.2. 1977, vom 25.2.1988 und vom 31.7.1997, zi­tiert je­weils nach ju­ris; Rh P4 OVG NVwZ 1984,52; VGH BW NVwZ 1995,189; VG Köln DÖD 1978,207; VG Ko­blenz DÖD 1980,95; GKÖD § 89 BBG Rd­Nr. 13; PWLB § 89 BBG Rd­Nr. 13). Dies gilt auch dann, wenn der Ur­laub aus nicht vom Be­am­ten zu ver­tre­ten­den Gründen we­gen Krank­heit und Ru­he­stands­ver­set­zung nicht (mehr) ge­nom­men wer­den kann (vgl. da­zu auch VG Ans­bach, Ur­teil v. 15.02.2006, AN 11 K 05.03817, zit. n. ju­ris). Nach Sinn und Zweck der Gewährung von Er­ho­lungs­ur­laub ver­fal­len Rest­ur­laubs­ansprüche viel­mehr mit Ab­lauf des Zeit­raums, bis zu dem Er­ho­lungs­ur­laub äußers­ten­falls über­tra­gen wer­den kann, aus­nahms­los und oh­ne Rück­sicht auf die Gründe, aus de­nen der Rest­ur­laub nicht recht­zei­tig an­ge­tre­ten wur­de (BVerwG, Be­schl. vom 27.10.1982, - 2 B 95/81 -, zit. n. ju­ris). Die Fürsor­ge­pflicht des Dienst­herrn, die den Be­am­ten im übri­gen nicht vor je­dem - auch un­ver­schul­de­tem - Rechts­ver­lust be­wahrt, ist auf dem Ge­biet der Ur­laubs­re­ge­lung durch die je­weils gel­ten­den Rechts­vor­schrif­ten (hier: § 8 NEUrl­VO) kon­kre­ti­siert. Hierüber hin­aus­ge­hen­de Ansprüche, et­wa auf Ur­laubs­ab­gel­tung in Geld, be­ste­hen für den Be­am­ten grundsätz­lich nicht und können auch nicht aus der Fürsor­ge­pflicht di­rekt ab­ge­lei­tet wer­den. Die Fürsor­ge­pflicht des Dienst­herrn geht nicht über das hin­aus, was Be­am­ten oder frühe­ren Be­am­ten durch spe­zi­al­ge­setz­li­che Re­ge­lung ab­sch­ließend ein­geräumt ist (stRspr des BVerwG, vgl. Ur­teil vom 4.11.1976 - 2 C 40/74 - so­wie Ur­teil vom 26.10.2000 - 2 C 38/99 -, zit. n. ju­ris; s.a. VG Han­no­ver, Ur­teil vom 24.11.2008 - 13 A 5098/08 -). Im Übri­gen setzt auch § 7 Abs. 4 BUrlG vor­aus, dass der Ar­beit­neh­mer aus dem Dienst aus­ge­schie­den ist, was beim Kläger ge­ra­de aber nicht der Fall ist.

Ei­nen An­spruch auf Ab­gel­tung nicht in An­spruch ge­nom­men Ur­laubs er­gibt sich wei­ter­hin nicht aus eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten, ins­be­son­de­re nicht aus Art. 7 der Richt­li­nie 2003/88/EG. In Art. 7 die­ser Richt­li­nie ist ge­re­gelt, dass die Mit­glied­staa­ten der EU die er­for­der­li­chen Maßnah­men tref­fen, da­mit je­der Ar­beit­neh­mer ei­nen be­zahl­ten Min­dest­jah­res­ur­laub von vier Wo­chen nach Maßga­be der Be­din­gun­gen für die In­an­spruch­nah­me

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und die Gewährung erhält, die in den ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten und/oder nach den ein­zel­staat­li­chen Ge­pflo­gen­hei­ten vor­ge­se­hen sind (Abs. 1) und dass der be­zahl­te Min­dest­jah­res­ur­laub außer bei Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht durch ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung er­setzt wer­den darf (Abs. 2). Hier geht es in­des nicht um den ge­setz­li­chen Min­des­t­ur­laub und der Kläger be­gehrt ge­ra­de den Er­satz durch ei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung, ob­wohl er noch im Dienst­verhält­nis steht; er be­gehrt mit­hin ei­ne Rechts­fol­ge, die durch die Richt­li­nie un­ter­sagt wird.

Aus der Recht­spre­chung des EuGH folgt nichts an­de­res. Der EuGH hat in sei­nem Ur­teil vom 20.01.2009 - C-350/06 und C-520/06, C-350/06 und C 520/06 u.a. ent­schie­den, dass Art. 7 Abs. 1 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten oder Ge­pflo­gen­hei­ten ent­ge­gen­steht, nach de­nen der An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub bei Ab­lauf des Be­zugs­zeit­raums und/oder ei­nes im na­tio­na­len Recht fest­ge­leg­ten Über­tra­gungs­zeit­raums auch dann er­lischt, wenn der Ar­beit­neh­mer während des ge­sam­ten Be­zugs­zeit­raums oder ei­nes Teils da­von krank­ge­schrie­ben war und sei­ne Ar­beits­unfähig­keit bis zum En­de sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses fort­ge­dau­ert hat, wes­halb er sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht ausüben konn­te und dass Art. 7 Abs. 2 der Richt­li­nie 2003/88 da­hin aus­zu­le­gen ist, dass er ein­zel­staat­li­chen Rechts­vor­schrif­ten oder Ge­pflo­gen­hei­ten ent­ge­gen­steht, nach de­nen für nicht ge­nom­me­nen Jah­res­ur­laub am En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses kei­ne fi­nan­zi­el­le Vergütung ge­zahlt wird, wenn der Ar­beit­neh­mer während des ge­sam­ten Be­zugs­zeit­raums und/oder Über­tra­gungs­zeit­raums oder ei­nes Teils da­von krank­ge­schrie­ben bzw. im Krank­heits­ur­laub war und des­halb sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub nicht ausüben konn­te.

Ab­ge­se­hen da­von, dass auch der EuGH maßgeb­lich auf das En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses ab­stellt, können sich Be­am­te grundsätz­lich nicht auf die­se Recht­spre­chung be­ru­fen. Das Ver­wal­tungs­ge­richt Ko­blenz (a.a.O.) hat zu der Fra­ge, ob auf­grund des vor­ge­nann­ten EuGH-Ur­teils auch Be­am­ten ein An­spruch in Geld auf Ab­gel­tung nicht ge­nom­me­nen Ur­laubs zu­steht, aus­geführt:

„Aus die­sem Ur­teil des EuGH lässt sich für den Kläger je­doch kein An­spruch auf fi­nan­zi­el­le Ab­gel­tung sei­nes Rest­ur­lau­bes her­lei­ten. Ei­ne un­mit­tel­ba­re An­wen­dung der Richt­li­nie 2003/88/EG - so­ge­nann­te Ar­beits­zeit­richt­li­nie - im deut­schen Be­am­ten­recht ist nicht möglich. Dies er­gibt sich zunächst dar­aus, dass es sich um ei­ne Richt­li­nie han­delt, die dem Wort­laut nach al­lein für Ar­beit­neh­mer Gel­tung be­an­sprucht. Auch für den Be­reich des Ar­beits­rechts nimmt das BAG in sei­ner den EuGH-Ur­tei­len nach­fol­gen­den Ent­schei­dung vom 24. März 2009 (9 AZR 983/07, im Fol­gen­den zi­tiert nach ju­ris) kei­ne un­mit­tel­ba­re Gel­tung der Richt­li­nie man­gels Vor­lie­gens der An­for­de­run­gen von Art. 249 Abs. 3 EGV an, son­dern legt § 7 Abs. 4 BUrlG richt­li­ni­en­kon­form aus. Ei­ne sol­che richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung schei­det im Hin­blick auf die hier streit­ge­genständ­li­che Norm des § 11 Url­VO je­doch aus. Denn ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung ist nur möglich, so­lan­ge da­durch kei­ne ein­deu­ti­gen Ent­schei­dun­gen des na­tio­na­len Ge­setz­ge­bers geändert wer­den und da­mit auch die nach deut­schem Ver­fas­sungs­recht ge­ge­be­ne Bin­dung der Ge­rich­te an Recht und Ge­setz im Sin­ne von Art. 20 Abs. 3 GG so­wie das Ge­wal­ten­tei­lungs­prin­zip aus Art. 20 Abs. 2 GG nicht ver­letzt wer­den (vgl. BAG, Ur­teil vom 24. März 2009, 9 AZR

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983/07, Rn 65). An­ders als im Fall von § 7 Abs. 4 BUrlG, in dem das BAG auf­grund der an­geführ­ten EuGH-Ent­schei­dun­gen ei­ne richt­li­ni­en­kon­for­me Aus­le­gung im We­ge der te­leo­lo­gi­schen Re­duk­ti­on vor­neh­men konn­te, schei­det ei­ne sol­che Aus­le­gung von § 11 Url­VO aus, da es hier wie oben dar­ge­legt an ei­ner ver­deck­ten Re­ge­lungslücke fehlt. Auch über Ar­ti­kel 3 Abs. 1 GG lässt sich ei­ne ent­spre­chen­de An­wen­dung auf Be­am­te un­ter Berück­sich­ti­gung der EuGH-Ent­schei­dung nicht be­gründen. So führt der EuGH aus, dass nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­ho­fes der An­spruch auf Jah­res­ur­laub und der auf Zah­lung des Ur­laubs­ent­gelts in der Richt­li­nie 2003/88 als zwei As­pek­te ei­nes ein­zi­gen An­spruchs zu be­han­deln sei­en. Durch das Er­for­der­nis der Zah­lung die­ses Ur­laubs­ent­gelts sol­le der Ar­beit­neh­mer während des Jah­res­ur­laubs in ei­ne La­ge ver­setzt wer­den, die in Be­zug auf das Ent­gelt mit den Zei­ten ge­leis­te­ter Ar­beit ver­gleich­bar ist (vgl. Ur­teil vom 20. Ja­nu­ar 2009, Rd­nr. 60, zi­tiert nach ju­ris). Dar­aus fol­ge, dass die fi­nan­zi­el­le Vergütung, auf die ein Ar­beit­neh­mer An­spruch ha­be, der aus von sei­nem Wil­len un­abhängi­gen Gründen nicht in der La­ge war, sei­nen An­spruch auf be­zahl­ten Jah­res­ur­laub vor dem En­de des Ar­beits­verhält­nis­ses aus­zuüben, in der Wei­se zu be­rech­nen sei, dass der Ar­beit­neh­mer so ge­stellt wer­de, als hätte er die­sen An­spruch während der Dau­er sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses aus­geübt (EuGH a.a.O., Rd­nr. 61). Die­se Erwägun­gen sind auf das Be­am­ten­verhält­nis nicht über­trag­bar. In­so­weit ist hin­sicht­lich zusätz­li­cher Zah­lun­gen auf den be­reits an­ge­spro­che­nen Ge­set­zes­vor­be­halt im Be­am­ten­recht zu ver­wei­sen. Auch gilt in­so­weit die struk­tu­rel­le An­ders­ar­tig­keit des Be­am­ten­verhält­nis­ses, die ei­ne Vergütung ein­zel­ner Tätig­kei­ten und so auch ein Ent­gelt für den Ur­laub nicht vor­sieht, son­dern von ei­ner um­fas­sen­den Ein­bin­dung des Be­am­ten in ein Rechts- und Pflicht­verhält­nis aus­geht."

Dem schließt sich das er­ken­nen­de Ge­richt für das nie­dersäch­si­sche Recht an, wo­bei es of­fen blei­ben kann, ob aus der o.g. Richt­li­nie über­haupt ein un­mit­tel­ba­rer An­spruch ab­ge­lei­tet wer­den kann (wie es bei­spiels­wei­se das VG Gel­sen­kir­chen in sei­nem Ur­teil vom 04.08.2009 - 1 L 667/09 - [zit. n. ju­ris] meint oder ob dies mit dem VG Ko­blenz nicht der Fall sein kann). Zwar er­fasst der eu­ro­pa­recht­li­che Ar­beit­neh­mer­be­griff grundsätz­lich auch Be­am­te (vgl. da­zu auch VG Gel­sen­kir­chen, Urt. v. 04.08.2009 - 1 L 667/09 -, zit. n. ju­ris). Auf­grund der ver­fas­sungs­recht­li­chen Be­son­der­hei­ten in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ist dem bun­des­deut­schen Be­am­ten­recht je­doch ein Aus­tausch­verhält­nis zwi­schen Diensteis­tung ei­ner­seits und Vergütung an­de­rer­seits grundsätz­lich fremd. Ein Be­am­ter wird nicht für sei­ne Dienst­leis­tung ent­lohnt, son­dern sei­nem Amt ent­spre­chend amts­an­ge­mes­sen ali­men­tiert. Es han­delt sich ge­ra­de nicht um ein Ver­trags­verhält­nis, wel­ches den Aus­tausch von Leis­tun­gen zum Ge­gen­stand hat. Zweck des Er­ho­lungs­ur­lau­bes ist es, dem Be­am­ten die Auf­fri­schung und Er­hal­tung der Ar­beits­kraft zu ermögli­chen. Die­ser Zweck würde bei ei­ner Ab­gel­tung in Geld nicht er­reicht. Die o.g. Ent­schei­dung des EuGH ist nach al­le­dem nicht auf die Ab­gel­tung von Ur­laubs­ansprüchen in Geld für Be­am­te über­trag­bar.

Nach al­le­dem ist ein An­spruch auf Ab­gel­tung in Geld des nicht ge­nom­me­nen Zu­satz­ur­lau­bes un­ter jeg­li­chem recht­li­chen Ge­sichts­punkt aus­ge­schlos­sen.

Zur Ver­mei­dung ei­nes Fol­ge­recht­strei­tes weist das Ge­richt da­ne­ben be­reits jetzt dar­auf­hin, dass auch ei­ne nachträgli­che Ur­laubs­gewährung nicht mehr in Be­tracht kommt.

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Nach§ 125 Abs. 3 SGB IX fin­den auf die Über­trag­bar­keit des Zu­satz­ur­laubs in das nächs­te Ka­len­der­jahr die dem Beschäfti­gungs­verhält­nis zu­grun­de lie­gen­den ur­laubs­recht­li­chen Re­ge­lun­gen An­wen­dung, mit­hin die Vor­schrif­ten der NEUrl­VO. Nach § 8 NEUrl­VO ist so­wohl der Zu­satz­ur­laub für das Jahr 2006 als auch für das Jahr 2007 ver­fal­len, weil der Zu­satz­ur­laub nicht bis zum Ab­lauf der ers­ten neun Mo­na­te des Fol­ge­jah­res an­ge­tre­ten wor­den ist.

Ei­nen An­spruch, jetzt noch nachträglich Ur­laub zu gewähren, er­gibt sich auch nicht aus eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten, weil - wie oben aus­geführt - zum Ei­nen die Re­ge­lun­gen und die Recht­spre­chung des EuGH, auf die sich der Kläger be­ruft, die­se Fra­ge gar nicht zum Ge­gen­stand ha­ben und zum An­de­ren die­se Re­ge­lun­gen auch nicht auf Be­am­te an­wend­bar sind.

Ein An­spruch auf nachträgli­che Ur­laubs­gewährung folgt wei­ter­hin nicht aus dem Er­lass des Nds. MI vom 23.07.2009 - 15.20-03020/2.103 -. Dar­in ist ge­re­gelt, dass Er­ho­lungs- oder Zu­satz­ur­laub, der auf­grund ei­ner krank­heits­be­ding­ten Dienst­unfähig­keit nicht an­ge­tre­ten wer­den konn­te, nach Wie­der­auf­nah­me des Diens­tes an­ge­tre­ten wer­den kann, wenn der Ur­laubs­an­spruch während des Über­tra­gungs­zeit­rau­mes des­halb nicht ver­wirk­licht wer­den konn­te, weil ein Be­am­te krank­heits­be­dingt dienst­unfähig war und sei­ne Dienst­unfähig­keit bis zum En­de des Über­tra­gungs­zeit­raums fort­ge­dau­ert hat. Die­se Vor­aus­set­zun­gen lie­gen beim Kläger nicht vor. Der Kläger hat es schlicht­weg versäumt, ne­ben der Ver­fol­gung sei­nes An­spruchs auf Fest­stel­lung der Schwer­be­hin­der­ten­ei­gen­schaft auch vor­sorg­lich be­reits den Zu­satz­ur­laub zu be­an­tra­gen (und hat den Zu­satz­ur­laub im Übri­gen bis heu­te nicht be­an­tragt).

Gründe für die Zu­las­sung der Be­ru­fung gem. §§ 124a Abs. 1, 124 Abs. 2 Nr. 3 und 4 Vw­GO sind nicht er­sicht­lich.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 154 Abs. 1 Vw­GO. Die Ent­schei­dung über die vorläufi­ge Voll­streck­bar­keit be­ruht auf § 167 Vw­GO in Ver­bin­dung mit §§ 708 Nr. 11, 711 Satz 1 ZPO.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­ses Ur­teil steht den Be­tei­lig­ten die Be­ru­fung zu, wenn sie von dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt zu­ge­las­sen wird.

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Die Zu­las­sung der Be­ru­fung ist in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung die­ses Ur­teils bei dem

Ver­wal­tungs­ge­richt Han­no­ver,

Ein­tracht­weg 19,

30173 Han­no­ver,

schrift­lich zu be­an­tra­gen. Der An­trag muss das an­ge­foch­te­ne Ur­teil be­zeich­nen. Die Gründe, aus de­nen die Be­ru­fung zu­zu­las­sen ist, sind in­ner­halb von zwei Mo­na­ten nach Zu­stel­lung des Ur­teils dar­zu­le­gen. Die Be­gründung ist, so­weit sie nicht be­reits mit dem An­trag vor­ge­legt wor­den ist, bei dem

Nie­dersäch­si­schen Ober­ver­wal­tungs­ge­richt,

Uel­ze­ner Straße 40,

21335 Lüne­burg,

schrift­lich oder in der Form ei­nes elek­tro­ni­schen Do­ku­ments nach Maßga­be der Ver­ord­nung des Nie­dersäch­si­schen Jus­tiz­mi­nis­te­ri­ums über den elek­tro­ni­schen Rechts­ver­kehr in der Jus­tiz vom 3. Ju­li 2006 (Nds. GVBl. S. 247) ein­zu­rei­chen.

Bei der An­trag­stel­lung und der Be­gründung des An­trags so­wie in dem Ver4ahren vor dem Ober­ver­wal­tungs­ge­richt müssen sich die Be­tei­lig­ten durch ei­nen Rechts­an­walt oder ei­nen Rechts­leh­rer an ei­ner deut­schen Hoch­schu­le im Sin­ne des Hoch­schul­rah­men­ge­set­zes mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt als Be­vollmäch­tig­ten oder durch ei­ne der in § 67 Ab­satz 2 Satz 2 Nr. 3 bis 7 Vw­GO be­zeich­ne­ten Per­so­nen und Or­ga­ni­sa­tio­nen ver­tre­ten las­sen; Be­vollmäch­tig­te, die kei­ne natürli­chen Per­so­nen sind, han­deln durch ih­re Or­ga­ne und mit der Pro­zess­ver­tre­tung be­auf­trag­ten Ver­tre­ter. Ein Be­tei­lig­ter, der da­nach als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. Behörden und ju­ris­ti­sche Per­so­nen des öffent­li­chen Rechts ein­sch­ließlich der von ih­nen zur Erfüllung ih­rer öffent­li­chen Auf­ga­ben ge­bil­de­ten Zu­sam­men­schlüsse können sich durch ei­ge­ne Beschäftig­te mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt oder durch Beschäftig­te mit Befähi­gung zum Rich­ter­amt an­de­rer Behörden oder ju­ris­ti­scher Per­so­nen des öffent­li­chen Rechts ein­sch­ließlich der von ih­nen zur Erfüllung ih­rer öffent­li­chen Auf­ga­ben ge­bil­de­ten Zu­sam­men­schlüsse ver­tre­ten las­sen.

Be­schluss

Der Wert des Streit­ge­gen­stan­des wird au4 1498,60 EUR fest-ge­setzt.

Gründe

Die Streit­wert­fest­set­zung be­ruht auf § 63 Abs. 2 Satz 1 GKG. Die Höhe des fest­ge­setz­ten Streit­wer­tes folgt aus § 52 Abs. 3 GKG..

- 9 -

Rechts­mit­tel­be­leh­rung

Ge­gen die­sen Be­schluss ist die Be­schwer­de an das

Nie­dersäch­si­sche Ober­ver­wal­tungs­ge­richt,

Uel­ze­ner Straße 40,

21335 Lüne­burg,

statt­haft, wenn der Wert des Be­schwer­de­ge­gen­stands 200 EUR über­steigt. Die Be­schwer­de ist in­ner­halb von sechs Mo­na­ten nach Rechts­kraft der Ent­schei­dung in der Haupt­sa­che oder an­der­wei­ti­ger Er­le­di­gung der Haupt­sa­che bei dem

Ver­wal­tungs­ge­richt Han­no­ver,

Ein­tracht­weg 19,

30173 Han­no­ver,

schrift­lich oder zur Nie­der­schrift der Geschäfts­stel­le ein­zu­le­gen. Ist der Streit­wert später als ei­nen Mo­nat vor Ab­lauf die­ser Frist fest­ge­setzt wor­den, so kann die Be­schwer­de noch in­ner­halb ei­nes Mo­nats nach Zu­stel­lung oder form­lo­ser Mit­tei­lung des Fest­set­zungs­be­schlus­ses ein­ge­legt wer­den.

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