HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

ArbG Ham­burg, Ur­teil vom 02.11.1994, 13 Ca 24/94

   
Schlagworte: Bewerbungskosten
   
Gericht: Arbeitsgericht Hamburg
Aktenzeichen: 13 Ca 24/94
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 02.11.1994
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

AR­BEITS­GERICHT HAM­BURG

Ur­teil

Im Na­men des Vol­kes

 

Geschäfts­zei­chen:
13 Ca 24/94

In dem Rechts­streit

Verkündet am:
2. No­vem­ber 1994

An­ge­stell­te
als Ur­kunds­be­am­tin
der Geschäfts­stel­le

er­kennt das Ar­beits­ge­richt Ham­burg, 13. Kam­mer,
auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 2. No­vem­ber 1994
durch den Rich­ter am Ar­beits­ge­richt Herrn Al­bers
als Vor­sit­zen­den
den eh­ren­amt­li­cher Rich­ter Herrn G
die eh­ren­amt­li­che Rich­te­rin Frau P

für Recht:

1. Die Kla­ge wird ab­ge­wie­sen.
2. Der Kläger trägt die Kos­ten des Rechts­streits.
3. Der Streit­wert beträgt DM 38180.

Al­bers

Ga

Pe

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Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten über die von der Be­klag­ten dem Kläger zu er­stat­ten­den Vor­stel­lungs­kos­ten.

Der Kläger hat sich auf ei­ne Farb­druck-An­zei­ge der Be­klag­ten in den VNach­rich­ten vom 6.8.1993 (An­la­ge 1 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) mit Schrei­ben vom 6.8.1993 als Ab­schnitts­lei­ter En­gi­nee­ring (An­la­ge 2 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) be­wor­ben und ist nach ei­ner Zwi­schen­mit­tei­lung der Be­klag­ten gemäß Schrei­ben vom 16.8.1993 (An­la­ge 3 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) von der Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 21.9.1993 (An­la­ge 4 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) zu ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch für den 28.9.1994, 16.00 h, in den Räum­en der Be­klag­ten in der S in H ein­ge­la­den wor­den. Der Kläger hat der Be­klag­ten die Wahr­neh­mung die­ses Ter­mins te­le­fo­nisch bestätigt - über den wei­te­ren In­halt die­ses Te­le­fo­nats be­steht zwi­schen den Par­tei­en Streit.

Der Kläger fuhr am 28.9.1994 mit der S-Bahn von sei­ner Woh­nung in St zum St Flug­ha­fen und reis­te dann mit dem Flug­zeug nach H, nahm dann vom H Flug­ha­fen ei­nen Bus in die In­nen­stadt von H und von dort ei­ne Ta­xe zur S. Der Kläger erwähn­te in dem Vor­stel­lungs­gespräch ge­genüber Herrn F von der Be­klag­ten, daß er ge­flo­gen sei.
Nach Ab­schluß des Gesprächs hat der Kläger Herrn Ei ge­be­ten, ihm ein Ta­xi zum Flug­ha­fen zu be­stel­len, was die­ser tat. Der Kläger fuhr dann mit dem Ta­xi zum H Flug­ha­fen, flog zurück nach 5 und nahm vom .Flug­ha­fen zu sei­ner Woh­nung ei­ne Ta­xe.

Mit Schrei­ben vom 15.10.1993 (An­la­ge 5 des Al­a­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) mach­te der Kläger fol­gen­de Rei­se­kos­ten für das Vor­stel­lungs­gespräch vom 28.9.1993 ge­genüber der Be­klag­ten gel­tend:

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S-Bahn Woh­nung des Klägers - Flug­ha­fens 4,00 DM
Flug H - S 834,00 DM
Bus Flug­ha­fen H - In­nen­stadt 8,00 DM
Ta­xi H In­nen­stadt - Be­klag­te 25,00 DM
Ta­xi Be­klag­te - Flug­ha­fen 136,20 DM
Ta­xi Flug­ha­fen S Woh­nung des Klägers 85,00 DM
Ver­pfle­gungs­pau­scha­le 35,00 DM
Por­to 1,00 DM

1.028,20 DM

Mit Schrei­ben vom 8.11.1993 (An­la­ge 6 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) mahn­te der Kläger die Er­stat­tung der Vor­stel­lungs­kos­ten an. Die Be­klag­te er­wi­der­te dar­auf mit Schrei­ben vom 18.11.1993 (An­la­ge 8 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te), was ei­nen Post­stem­pel vom 25.11.1993 auf­wies. Zwi­schen-zeit­lich hat­te der Kläger noch­mals mit Schrei­ben vom 22.11.1993 (An­la­ge 7 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) die Er­stat­tung der Vor­stel­lungs­kos­ten an­ge­mahnt. Auf­gund sei­ner Schrei­ben vom 8.11.1993 und 22.11.1993 erhöhte der Kläger die Po­si­ti­on Por­to je­weils um DM 1,--. Aus­weis­lich des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 18.11.1993 er­kann­te die Be­klag­te fol­gen­de Vor-stel­lungs­kos­ten an:

Fahr­kar­te Deut­sche Bun­des­bahn ICE 2. Klas­se 400,00 DM
S - H - S
1CE-Zu­schlag 2 x 12,00 DM
H Ta­rif 2 x 7,20 DM
Ta­ge­geld 1 x 39,00 DM
Fahr­kar­te am Wohn­ort 2 x 8,00 DM

466,20 DM

Den Be­trag von DM 466,20 über­wies die Be­klag­te am 22.11.1993 auf das Kon­to des Klägers. Es kam dann zu ei­nem wei­te­ren außer­ge­richt­li­chen Schrift­wech­sel zwi­schen den Par­tei­en - es wird in­so­weit auf die An­la­gen 9 bis 14 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te Be­zug ge­nom­men. Im Ver­lau­fe die­ses Schrift­wech­sels über­wies die Be­klag­te am 6.12.1993 so­wie am 16.12.1993 je­weils wei­te­re DM 92,00 für den Zu­schlag der 1. Klas­se der Deut­schen Bun­des­bahn auf das Kon­to des Klägers. Nach­dem die Be­klag­te mit Schrei­ben vom 24.12.1993 (An­la­ge 14 des An­la­gen­bei­hef­tes zur Ak­te) ab­sch­ließend Stel­lung ge­nom­men hat­te, be­an­trag­te der Kläger ge­genüber der Be­klag­ten ei­nen Mahn­be­scheid, der un­ter dem Da­tum des 30.12.1993 über den Be­trag von DM 1028,20 zuzüglich vor­ge­richt­li­cher Kos­ten von DM 13,32 er­ging. Ge­gen die­sen Mahn­be­scheid leg­te die Be­klag­te frist-

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ge­recht Wi­der­spruch ein, in dem sie auf die be­reits an den Kläger ge­leis­te­te Zah­lung in Höhe von DM 650,20 ver­wies.

Der Kläger trägt u.a. vor, daß er in dem Te­le­fo­nat mit der Be­klag­ten nach Er­halt des Schrei­bens der Be­klag­ten vom 21.9.1993 ge­fragt ha­be, ob am glei­chen Tag ein frühe­rer Gesprächs­ter­min möglich wäre. Als dies ver­neint wor­den sei, ha­be der Kläger den von der Be­klag­ten vor­ge­schla­ge­nen Gesprächs­ter­min bestätigt mit dem Hin­weis, daß dann al­ler­dings ein Flug er­for­der­lich wäre. Da da­zu kei­ne Einwände er­ho­ben wor­den sei­en, sei der Kläger von ei­ner kon­klu­den­ten Zu­stim­mung zur Er­stat­tung der Flug­kos­ten aus­ge­gan­gen. Da der Kläger in dem Vor­stel­lungs­gespräch erwähnt ha­be, daß er von S nach H mit dem Flug­zeug an­ge­reist sei und nach Ab­schluß des Gesprächs der Kläger Herrn P der Be­klag­ten dar­um ge­be­ten ha­be, ihm ein Ta­xi zum Flug­ha­fen zu be­stel­len, was die­ser oh­ne Einwände ge­tan ha­be, sei von ei­ner er­neu­ten kon­klu­den­ten Zu­stim­mung der Be­klag­ten zur Er­stat­tung der Flug­kos­ten, zu­min­dest für den Rück­flug, aus­zu­ge­hen. Auch ha­be die Ein­la­dung der Be­klag­ten zum Vor­stel­lungs­gespräch kei­ner­lei Ein­schränkun­gen bezüglich der zu ver­wen­den­den Ver­kehrs­mit­tel und kei­ne An­ga­ben über Ver­bin­dun­gen mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­teln ent­hal­ten, so daß un­ter die­sen Umständen nicht aus­zu­sch­ließen wäre, daß ein Be­wer­ber aus Südde­u­sch­land Flug und Ta­xi wähle.
Fer­ner ha­be der Kläger für die Rei­se nach H zum Vor­stel­lungs­gespräch die Ver­kehrs­mit­tel gewählt, die von In­ha­bern ver­gleich­ba­rer Po­si­tio­nen, wie die Po­si­ti­on, um die es bei dem Vor­stel­lungs­gespräch ge­gan­gen sei, für Dienst­rei­sen übli­cher­wei­se ver­wen­det wer­den würden. Wei­ter­hin sei bei ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch um 16.00 h nicht da­mit zu rech­nen ge­we­sen, daß ein Zug für die Rück­fahrt um 18.02 h, wie von der Be­klag­ten gel­tend ge­macht, hätte er­reicht wer­den können.

Der Kläger ma­che so­mit den Dif­fe­renz­be­trag von DM 379,00 zwi­schen der von der Be­klag­ten ge­leis­te­ten Zah­lung von DM 650,20 und dem vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Be­trag von DM 1.029,20, der das Por­to für das Schrei­ben des Klägers vom 8.11.1993 ein­sch­ließe, nebst Bu­chungs­gebühren von DM 1,80 so­wie DM 1,00 an Por­to für das Schrei­ben des Klägers vom

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16.12.1993 gel­tend, so­mit ins­ge­samt DM 381,80.

Der Kläger be­an­tragt,

die Be­klag­te zu ver­ur­tei­len, an den Kläger
DM 379,00 rest­li­che Vor­stel­lungs­kos­ten,
DM 1,80 Bu­chungs­gebühren,
DM 1,00 Por­to für das Schrei­ben an die Be­klag­te vom 16.12.1993
zu zah­len.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Die Be­klag­te u.a. trägt vor, daß die Be­klag­te sich als Grund­la­ge der Rei­se­kos­ten­ab­rech­nung des Ham­bur­gi­schen Rei­se­kos­ten­ge­set­zes (Hm­bRKG) be­die­ne, wo­nach sich der dem Kläger er­stat­te­te Be­trag er­ge­be. Die darüber hin­aus­ge­hen­den vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Rei­se­kos­ten sei­nen nicht not­wen­dig er­wach­sen. Ins­be­son­de­re wäre es für die Rei­se S - H - S nicht er­for­der­lich ge­we­sen, ein Flug­zeug zu be­nut­zen.

Die Be­klag­te ha­be den Zeit­punkt des Vor­stel­lungs­gesprächs am 28.9.1993 mit 16.00 h so gewählt, daß der Kläger die­sen Ter­min un­schwer mit der

Deut­schen Bun­des­bahn wie folgt hätte ein­hal­ten können: 

Ab­fahrt S Hbf 7.53 h
An­kunft H Hbf. 13.21 h
Ab­fahrt H Hbf. 18.02 h
An­kunft S Hbf. 23.09 h

Der Vor­trag des Klägers über ei­ne Bestäti­gung ei­ner Kos­tenüber­nah­me für ei­ne Flug­zeug­be­nut­zung zu dem Vor­stel­lungs­gespräch in H würden be­strit­ten. Selbst für kon­klu­den­tes Han­deln be­ste­he kein Raum. Die An­nah­me des Klägers, daß Be­diens­te­te, die an ei­nem Vor­stel­lungs­gespräch teil­neh­men würden, ver­bind­li­che Erklärun­gen für die Be­klag­te ab­ge­ben könn­ten, ent­beh­re jeg­li­cher Grund­la­ge. Die Be­stel­lung ei­ner Ta­xe zum Flug­ha­fen aus den Diensträum­en der Be­klag­ten sei kein In­diz für ei­ne ge­neh­mig­te In­an­spruch­nah­me des Flug­zeugs als Rei­se­mit­tel zu Las­ten der Be­klag­ten.

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Gemäß § 313 Abs. 2 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG wird we­gen des eed) wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en im ein­zel­nen auf den In­halt der ge­wech­sel­ten Schriftsätze nebst An­la­gen, die Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung wa­ren, so­wie den In­halt der Sit­zungs­nie­der­schrif­ten Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

1. Die Kla­ge hat kei­nen Er­folg.

Die zulässi­ge Kla­ge ist nicht be­gründet. Der Kläger hat ge­genüber der Be­klag­ten kei­nen An­spruch auf Zah­lung wei­te­rer Vor­stel­lungs­kos­ten in Höhe von DM 381,80.

Gemäß § 313 Abs. 3 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG be­ruht das Ur­teil, kurz zu­sam­men­ge­faßt, auf fol­gen­den Erwägun­gen.

2. Der Kläger hat ge­genüber der Be­klag­ten fol­gen­de durch das Vor­stel­lungs­gespräch am 28.9.1993 ent­stan­de­ne Kos­ten gel­tend ge­macht:

S-Bahn Woh­nung des Klägers - Flug­ha­fen sin­ne 4,00 DM
Flug S - H - S 834,00 DM
Bus Flug­ha­fen H - In­nen­stadt 8,00 DM
Ta­xi H In­nen­stadt - Be­klag­te 25,00 DM
Ta­xi Be­klag­te - Flug­ha­fen H 36,20 DM
Ta­xi Flug­ha­fen S Woh­nung des Klägers 85,00 DM
Ver­pfle­gungs­pau­scha­le 35,00 DM
Por­to 2,00 DM

1.029,20 DM

Bu­chungs­gebühren 1.80 DM

1031,00 DM

Die­se Vor­stel­lungs­kos­ten setz­ten sich dem Grun­de nach aus 4 Po­si­tio­nen zu­sam­men:

a) Kos­ten für öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel bzw. Ta­xen für 158,20 DM
Fahr­ten
- -- zwi­schen Woh­nung des Klägers - Flug­ha­fen 9-
- -- zwi­schen Flug­ha­fen Be­klag­te

b) Flug­kos­ten 834,00 DM

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c) Ver­pfle­gungs­kos­ten 35,00 DM
d) Por­to und Bu­chungs­gebühren 3,80 DM

Dar­auf hat die Be­klag­te fol­gen­de Zah­lun­gen ge­leis­tet:

Fahr­kar­te Deut­sche Bun­des­bahn ICE 2. Klas­se 400,00 DM
S - H - S
ICE Zu­schlag 12,00 DM
H Ta­rif 2 x 7,20 DM
Ta­ge­geld 39,00 DM
Fahr­kar­te am Wohn­ort 2 x 8.00 DM
466,20 DM
Zu­schlag 1. Klas­se 184,00 DM

650,20 DM

Un­ter Zu­grun­de­le­gung der dar­ge­stell­ten Po­si­tio­nen dem Grun­de nach der vom Kläger gel­tend ge­mach­ten Vor­stel­lungs­kos­ten hat die Be­klag­te fol­gen­de Beträge auf fol­gen­de vom Kläger gel­tend ge­mach­te Po­si­tio­nen:

zu a) nur öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel 15,20 DM
zu b) nur Kos­ten Deut­sche Bun­des­bahn ICE 1. Klas­se 596,00 DM
zu c) 39,00 DM
zu d) kei­ne Zah­lung

Es er­ge­ben sich so­mit fol­gen­de Dif­fe­ren­zen zu Guns­ten bzw. zu Las­ten des Klägers „dem Grun­de und der Höhe nach":
a) Rei­se­kos­ten zwi­schen Flug­zeug und Zug 238,00 DM
b) Fahrt­kos­ten öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel und Ta­xen 143,20 DM
c) Ver­pfle­gungs­kos­ten 4,00 DM
d) Por­to und Bu­chungs­gebühren 3,80 DM

3. Der Kläger hat kei­nen An­spruch auf Zah­lung der sich ins­ge­samt zu sei­nen Las­ten er­ge­ben­den Dif­fe­renz in Höhe von DM 381,00.

3.1.For­dert der Ar­beit­ge­ber den Stel­len­be­wer­ber zur persönli­chen Vor­stel­lung auf, muß er ihm in al­ler Re­gel al­le Auf­wen­dun­gen er­set­zen, die der Be­wer­ber den Umständen nach für er­for­der­lich hal­ten durf­te. Die­se Ver­pflich­tung des Ar­beit­ge­bers folgt aus § 670 BGB (BAG EzA § 196 BGB Nr. 3; BAG EzA § 670 BGB Nr. 21 = NZA 1989, 468; LAG München LA­GE § 670 BGB Nr. 4). Maßge­bend ist ein ob­jek­ti­ver Maßstab mit sub­jek­ti­vem Ein­schlag (Pa­landt-Tho­mas BGB, 48. Aufl., Anm. 2.c. zu § 670; Müller „Der

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An­spruch des Be­wer­bers auf Er­stat­tung sei­ner Vor­stel­lungs­kos­ten", ZTR 1990, 237, 240 un­ter Hin­weis auf La­renz „Lehr­buch des Schuld­rechts" Bad II, Halb­band 1, Be­son­de­rer Teil, 13. Aufl., S. 417, wo­nach der Stel­len­be­wer­ber nicht nur Er­satz der Auf­wen­dun­gen ver­lan­gen kann, die ob­jek­tiv er­for­der­lich wa­ren, son­dern auch sol­che, die er nur sub­jek­tiv nach den Umständen für er­for­der­lich hal­ten durf­te; Be­cker-Schaff­ner „ Die Recht­spre­chung zur Fra­ge der Er­stat­tung von Vor­stel­lungs­kos­ten", BIStSozArbR 1985, 161, 162). Da es sich bei der Be­klag­ten um ei­nen Lan­des­be­trieb der Frei­en und Han­se­stadt Ham­burg han­delt sind bei der Be­stim­mung, was für Auf­wen­dun­gen der Stel­len­be­wer­ber für er­for­der­lich hal­ten durf­te, die für den öffent­li­chen Dienst gel­ten­den ein­schlägi­gen recht­li­chen Be­stim­mun­gen zu berück­sich­ti­gen, die zwar nicht un­mit­tel­bar zur An­wen­dung ge­lan­gen, die aber deut­lich ma­chen, daß bei der Be­klag­ten als ein von der öffent­li­chen Hand ge­tra­ge­ner Be­trieb im Rah­men von § 670 BGB an­de­re Grundsätze zur An­wen­dung kom­men als in der pri­va­ten Wirt­schaft (Müller a.a.O., ZTR 1990, 237, 240).
Zu den er­stat­tungsfähi­gen Kos­ten gehören Fahrt- bzw. Rei­se­kos­ten, Ver­pfle­gungs- und Über­nach­tungs­kos­ten (BAG EzA § 196 BGB Nr. 3; BAG EzA § 670 BGB Nr. 21; vgl. im ein­zel­nen: Müller a.a.O., ZTR 1990, 237, 240 f; Be­cker-Schaff­ner a.a.O., BIStSozArbR 1985, 161, 162 f.). Hin­sicht­lich der Fahrt- bzw. Rei­se­kos­ten sind grundsätz­lich die Kos­ten zu er­stat­ten, die durch öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel zu Land ent­ste­hen, wo­bei in der Re­gel in­so­weit bei der In­an­spruch­nah­me der Deut­schen Bun­des­bahn von der nor­ma­len Wa­gen­klas­se, der 2. Klas­se, aus­zu­ge­hen ist (Müller a.a.O., ZTR 1990, 237, 240; a.A. Be­cker-Schaff­ner a.a.O., BIStSozArbR 1985, 161, 162, so­wie Hunold „Vor­stel­lungs­kos­ten" in: AR-Blat­tei D.I., un­ter D.I.1., wo­nach es sich nach den Umständen des je­wei­li­gen Ein­zel­fal­les rich­tet, wel­che Wa­gen­klas­se zu­grun­de zu le­gen ist, ins­be­son­de­re nach der Be­deu­tung der zu be­set­zen­den Stel­le als auch nach der Länge des Rei­se­we­ges). Flug­kos­ten sind in der Re­gel nur dann vom Ar­beit­ge­ber zu er­stat­ten, wenn der Ar­beit­ge­ber die Über­nah­me zu­ge­sagt hat (Be­cker-Schaff­ner a.a.O., BLStSozArbR 1985, 161, 162; Müller a.a.O., ZTR 1990237, 241). Un­abhän-

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gig da­von kommt ei­ne Er­stat­tung von Flug­kos­ten im Rah­men der Vor­stel­lungs­kos­ten un­ter Berück­sich­ti­gung von des Be­griffs der Er­for­der­lich­keit gemäß § 670 BGB nur dann in Be­tracht, wenn die Auf­wen­dun­gen an­ge­mes­sen sind und in ei­nem vernünf­ti­gen Verhält­nis zur Be­deu­tung des Geschäfts und zum an­ge­streb­ten Er­folg ste­hen (Pa­landt-Tho­mas a.a.O.). Dies könn­te z.B. zum ei­nen dann der Fall sein, wenn ein Ver­dienst­aus­fall, der oh­ne die mit der Be­nut­zung des Flug­zeugs ver­bun­de­ne Zeit­er­spar­nis ein­ge­tre­ten wäre, höher ist als die Mehr­kos­ten für die Be­nut­zung des Flug­zeugs (Müller a.a.O., ZTR 1990, 237, 241), zum an­de­ren dann, wenn die Mehr­kos­ten auf­grund not­wen­di­ger Über­nach­tung am Vor­stel­lungs­ort, da mit der Deut­schen Bun­des­bahn ei­ne Rück­rei­se zum Wohn­ort des Stel­len­be­wer­bers am glei­chen Tag nicht mehr möglich ist, höher sind als die Mehr­kos­ten für die Be­nut­zung des Flug­zeugs

3.2. In An­wen­dung die­ser Grundsätze gilt im ein­zel­nen fol­gen­des:

3.2.1. Auf­grund des­sen, daß es dem Kläger möglich ge­we­sen wäre, mit ei­nem ICE der Deut­schen Bun­des­bahn die Rei­se S - H - S an ei­nem Tag zu bewälti­gen und vom Kläger - un­ter Zu­grun­de­le­gung o.g. Bei­spielsfälle zur mögli­chen Er­stat­tung von Flug­kos­ten - tra­gen­de be­son­de­re Gründe, die ei­ne Ab­wei­chung von dem Grund­satz, daß in­so­weit die Kos­ten zu er­stat­ten sind, die durch öffent­li­che Ver­kehrs­mit­tel zu Land ent­ste­hen, wo­bei in der Re­gel in­so­weit bei der In­an­spruch­nah­me der Deut­schen Bun­des­bahn von der nor­ma­len Wa­gen­klas­se, der 2. Klas­se, aus­zu­ge­hen ist, nicht gel­tend ge­macht wor­den sind, hat der Kläger hin­sicht­lich der Fahrt- bzw. Rei­se­kos­ten auch nur ei­nen An­spruch auf Er­stat­tung der Kos­ten, die bei In­an­spruch­nah­me ei­nes ICE der Deut­schen Bun­des­bahn, 2. Klas­se, ent­stan­den wären, so­mit DM 412,--. Die­ser An­spruch ist von der Be­klag­ten erfüllt wor­den.

Ent­ge­gen der An­sicht des Klägers ist we­der in dem vom Kläger mit der Be­klag­ten vor dem Vor­stel­lungs­ter­min geführ­ten Te­le­fo­nat sei­tens des/der Gesprächs­teil­neh­mers/Gesprächs­teil­neh­me­rin auf Sei­ten der Be­klag­ten

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bzw. zum Ab­schluß des Vor­stel­lungs­gesprächs sei­tens von Herrn F für die Be­klag­te ei­ne Zu­stim­mung der Be­klag­ten zur Er­stat­tung der Flug­kos­ten durch schlüssi­ges Han­deln bzw. kon­klu­dent er­folgt (vgl. zu den Vor­aus­set­zun­gen: Pa­landt-Hein­richs BGB, 48. Aufl., Anm. 2.b. zu § 182). Un­abhängig da­von, daß we­der der/die te­le­fo­ni­sche Gesprächs­teil­neh­mer/in noch Herr F in­so­weit be­rech­tigt und ermäch­tigt wa­ren, für die Be­klag­te ver­bind­li­che Erklärun­gen ab­zu­ge­ben, genügt bloßes Schwei­gen als kon­klu­den­te Zu­stim­mung, wie vom Kläger gel­tend ge­macht, nicht. We­der der/die te­le­fo­ni­sche Gesprächs­teil­neh­mer/in noch Herr F wa­ren ver­pflich­tet, ih­ren ab­wei­chen­den Wil­len zum Aus­druck zu brin­gen (Pa­landt-Hein­richs BGB, 48. Aufl., Anm. 3.b. zu Einf. vor § 116; Pa­landt-Hein­richs a.a.O.). Dies be­reits auch des­we­gen nicht, weil der Kläger we­der in­so­weit ei­nen gemäß § 145 BGB hin­rei­chend kon­kre­ten An­trag auf Er­stat­tung der Flug­kos­ten un­ter­brei­tet hat, noch daß der/die te­le­fo­ni­sche Gesprächs­teil­neh­mer/in so­wie Herr F wußten bzw. da­mit rech­nen mußten, daß ih­rem Schwei­gen von Sei­ten des Klägers Erklärungs­wert bei­ge­mes­sen wird und da­mit von ei­ner Zu­stim­mungs­bedürf­tig­keit des Rechts­geschäfts (Pa­landt-Hein­richs a.a.O.).

3.2 2. Zu den im Rah­men der Vor­stel­lungs­kos­ten von der Be­klag­ten zu er­set­zen­den Auf­wen­dun­gen des Klägers können - ent­ge­gen der An­sicht der Be­klag­ten - auch die Ta­xi­kos­ten für die Fahr­ten zwi­scher Woh­nung des Klägers in S und Haupt­bahn­hof H am Abend nach sei­ner Rück­kehr aus H so­wie Haupt­bahn­hof H und Sitz der Be­klag­ten gehören. Dies ins­be­son­de­re zu Zei­ten, wo die öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel nicht so häufig fah­ren wie n der Haupt­geschäfts­zeit, und am Vor­tel­lungs­ort, wo sich der Stel­len­be­wer­ber in der Re­gel nicht aus­kennt.

Der Kläger hat in­so­weit vor­ge­tra­gen, was von der Be­klag­ten nicht be­strit­ten wor­den ist, daß ei­ne Ta­xi­fahrt von sei­ner Woh­nung in muß zum Bahn­hof ca. 35,00 DM, ei­ne Fahrt vom Bahn­hof in H zum Sitz der Be­klag­ten ca. 30,00 DM kos­ten würde, so daß sich in­so­weit als wei­te­re Ta­xi­kos­ten für fol­gen­de Fahr­ten

- 12 -

- zwi­schen Bahn­hof S - Woh­nung des Klägers
- zwi­schen Bahn­hof l Be­klag­te und zurück

99,00 DM

er­ge­ben würden. Da die Be­klag­te dem Kläger aber an Rei­se- bzw. Fahrt­kos­ten hin­sicht­lich der Be­nut­zung der Deut­schen Bun­des­bahn DM 194,00 mehr be­zahlt hat, nämlich ICE-Kos­ten 1. Klas­se, als dem Kläger im Rah­men der Er­stat­tung zu­ge­stan­den hätte, nämlich ICE-Kos­ten 2. Klas­se, ist in­so­weit der vom Kläger gel­tend ge­mach­te An­spruch erfüllt.

3.2.3. Ein über den von der Be­klag­ten für Ver­pfle­gung ge­zahl­ten Be­trag hin­aus­ge­hen­der An­spruch ist vom Kläger nicht gel­tend ge­macht wor­den.

3.2.4. Ein An­spruch auf Por­to­kos­ten so­wie Bu­chungs­gebühren be­steht oh­ne ge­son­der­te Ver­ein­ba­rung im Rah­men der Vor­stel­lungs­kos­ten nicht. Zu den er­stat­tungsfähi­gen Kos­ten gehören Rei­se- bzw. Fahrt­kos­ten, Ver­pfle­gunskos­ten und je nach den Umständen des Ein­zel­fal­les Un­ter­brin­gungs- bzw. Über­nach­tungs­kos­ten (BAG AP Nr. 8 zu § 196 BGB; BAG EzA § 670 BGB Nr. 21; Müller a.a.O., ZTR 1990, 237, 240 f.; Be­cker-Schaff­ner a.a.O., BIStSozArbR 1985, 161, 162 f.).

4. Gemäß § 91 Abs. 1 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG hat der Kläger als un­ter­le­ge­ne Par­tei die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen. Die Ent­schei­dung über den gemäß § 61 Abs. 1 ArbGG im Ur­teil fest­zu­set­zen­den Streit­wert be­ruht auf § 3 ZPO i.V.m. § 46 Abs. 2 ArbGG.

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