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ArbG Düs­sel­dorf, Ur­teil vom 22.09.2010, 4 Ca 3150/10

   
Schlagworte: Kündigung: Fristlos
   
Gericht: Arbeitsgericht Düsseldorf
Aktenzeichen: 4 Ca 3150/10
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 22.09.2010
   
Leitsätze: Das Recht des Arbeitgebers, einen Dienstordnungsangestellten außerordentlich zu kündigen, ist nicht eingeschränkt.
Vorinstanzen:
   

TAT­BESTAND

Die Par­tei­en strei­ten über ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung. Der Kläger ist seit dem 01.09.1993 bei der Be­klag­ten als Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ter beschäftigt. Sein durch­schnitt­li­ches Brut­to­mo­nats­ge­halt beträgt 4.000,00 €.

Es fin­det die Dienst­ord­nung der Be­klag­ten vom 28.12.2009 (Bl. 40ff. d.A.) An­wen­dung. Nach § 9 der Dienst­ord­nung en­det das Dienst­verhält­nis durch Ent­las­sung (§§ 31ff. BBG; durch Ver­lust der Rech­te aus dem Dienst­verhält­nis (§ 41 BBG) so­wie durch Ein­tritt oder Ver­set­zung in den Ru­he­stand (§§ 44, 51ff. BBG).

Der Kläger war in der Leis­tungs­ab­tei­lung tätig. Er prüfte dort die sach­li­che und rech­ne­ri­sche Rich­tig­keit von Entschädi­gungs­anträgen. Für die Frei­ga­be von Zah­lun­gen muss­te ein Sys­tem­pass­wort an­ge­ge­ben wer­den, bei Beträgen von über 250,00 € muss ei­ne Kurz­prüfung und Bestäti­gung durch ei­nen wei­te­ren Mit­ar­bei­ter statt­fin­den. Am 17.03.2010 fie­len bei der Re­vi­si­on des Jah­res­ab­schlus­ses 2009 Un­re­gelmäßig­kei­ten in ei­ner Leis­tungs­ak­te auf. Im Rah­men ei­ner nähe­ren Über­prüfung stell­te die Be­klag­te fest, dass un­ter der Zah­lungs­ken­nung des Klägers ins­ge­samt 177.157,61 € auf ein Kon­to bei der D. vor­ge­nom­men wur­den, des­sen In­ha­ber der Kläger ist so­wie wei­te­re 92.094,06 auf ein Kon­to bei der I., für das sich im Büro des Klägers am 30.03.2010 ei­ne ec-Kar­te be­fand. Wei­ter­hin führ­te der Kläger un­ter sei­ner Ken­nung wei­te­re Über­wei­sun­gen in Höhe von 29.407,75 € u.a. an die T., ein Kon­takt­lin­sen­stu­dio, ein Au­to­haus, ei­nen Heizöllie­fe­ran­ten so­wie ein Hei­zungs­bau­er aus, wo­bei als Ver­wen­dungs­zweck der Na­me des Klägers auf­ge­nom­men wur­de.

Die Be­klag­te er­stat­te­te am 19.03.2010 Straf­an­zei­ge. Am 06.04.2010 be­an­trag­te sie beim Ar­beits­ge­richt Düssel­dorf den Er­lass ei­nes ding­li­chen Ar­rests (Bl. 56ff. d.A.), der un­ter dem Ak­ten­zei­chen 3 Ga 32/10 am 07.04.2010 er­las­sen wur­de. Die Voll­macht für die Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten wur­de durch den stell­ver­tre­ten­den Geschäftsführer er­teilt.

Die Be­klag­te kündig­te das Ar­beits­verhält­nis mit Schrei­ben vom 23.04.2010 außer­or­dent­lich (Bl. 54 d.A.). Mitt­ler­wei­le hat sie auch das Ver­fah­ren zur Dienst­ent­las­sung ein­ge­lei­tet.

Mit sei­ner am 07.05.2010 bei Ge­richt ein­ge­gan­ge­nen und der Be­klag­ten am 14.05.2010 zu­ge­stell­ten Kla­ge wen­det sich der Kläger ge­gen die Kündi­gung. Er ver­tritt die Auf­fas­sung, sein Ar­beits­verhält­nis könne nicht gekündigt wer­den, viel­mehr könne die Be­klag­te nach Maßga­be der an­wend­ba­ren Vor­schrif­ten für die Be­am­ten nur ei­ne Dienst­stra­fe, auch in Form der Ent­fer­nen aus dem Dienst, fest­set­zen. Da die
Dienst­ord­nung der Be­klag­ten die Kündi­gungsmöglich­keit nicht vor­se­he, ge­be es die­se auch nicht.

Zu­dem ha­be die Be­klag­te die Aus­schluss­frist zum Aus­spruch der Kündi­gung nicht ein­ge­hal­ten.

Der Kläger be­an­tragt 

fest­zu­stel­len, dass das mit Dienst­ver­trag vom 22.06.1993 ab­ge­schlos­se­ne Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten­verhält­nis zwi­schen den Par­tei­en nicht durch die außer­or­dent­li­che, frist­lo­se Kündi­gung der Be­klag­ten vom 23.04.2010 be­en­det wor­den ist.

Die Be­klag­te be­an­tragt 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Sie stützt die Kündi­gung auf den Vor­wurf der Un­treue und Un­ter­schla­gung. Sie ver­tritt die Auf­fas­sung, die Kündi­gung sei recht­zei­tig aus­ge­spro­chen, da die Kündi­gung ein Vor­gang von der­ar­ti­ger Be­deu­tung sei, dass die­se nicht durch den Geschäftsführer im Rah­men
der Geschäfte der lau­fen­den Ver­wal­tung aus­ge­spro­chen wer­den könne, son­dern le­dig­lich durch den Vor­stand, der aber erst im Rah­men sei­ner Frühjahrs­ta­gung am 15.04.2010 ha­be un­ter­rich­tet wer­den können. Zum Zeit­punkt der Straf­an­zei­ge ha­be le­dig­lich ein drin­gen­der Ver­dacht ge­genüber dem Kläger be­stan­den, der sich erst nach den wei­te­ren Er­mitt­lun­gen erhärtet ha­be. Da­zu ha­be sie den Kläger anhören wol­len. Da
der Kläger vom 26.03.2010 - 06.04.2010 im Ur­laub war, ha­be sie den Kläger am 06.04.2010 frei­ge­stellt und ihn mit Schrei­ben vom 09.04.2010 un­ter Frist­set­zung zum 23.04.2010 an­gehört (Bl. 89f. d.A.).

We­gen des wei­te­ren Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf die zu den Ak­ten ge­reich­ten Schriftsätze so­wie die Pro­to­kol­le der münd­li­chen Ver­hand­lun­gen vom 25.05. und 11.08.2010 Be­zug ge­nom­men.

ENT­SCHEI­DUN­GSGRÜNDE 

I. 

Die Kla­ge ist zulässig, aber un­be­gründet. Die Kündi­gung vom 23.04.2010 hat das Ar­beits­verhält­nis mit so­for­ti­ger Wir­kung be­en­det.

1. Auf das Ar­beits­verhält­nis fin­det das Kündi­gungs­schutz­ge­setz un­strei­tig An­wen­dung. Der Kläger hat die Kla­ge­frist der §§ 4, 13 KSchG ein­ge­hal­ten. Die Kündi­gung gilt da­her nicht als wirk­sam.

2. Die außer­or­dent­li­che Kündi­gung ist auch nicht durch die Re­ge­lung in § 8 der Dienst­ord­nung vom 28.12.2009 aus­ge­schlos­sen.

Das Rechts­verhält­nis der Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten ist ein Rechts­verhält­nis ei­ge­ner Art. Gemäß § 144 SGB VII hat die Ver­tre­ter­ver­samm­lung ei­nes Un­fall­ver­si­che­rungs­trägers die Ein- und An­stel­lungs­be­din­gun­gen und die Rechts­verhält­nis­se der An­ge­stell­ten durch ei­ne Dienst­ord­nung an­ge­mes­sen zu re­geln, so­weit die Rechts­verhält­nis­se der An­ge­stell­ten nicht durch Ta­rif­ver­trag oder außer­ta­rif­lich ge­re­gelt sind. Auf­grund der be­son­de­ren recht­li­chen Stel­lung der Un­fall­ver­si­che­rungs­träger im Rah­men des So­zi­al­ver­si­che­rungs­sys­tems nimmt der Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­te durch die Be­zug­nah­me in § 3 der Dienst­ord­nung vom 28.12.2009 ei­ne be­am­tenähn­li­che Stel­lung an. Es liegt je­doch wei­ter­hin ein pri­vat­recht­li­ches Ar­beits­verhält­nis vor. Durch die In­be­zug­nah­me auf das Be­am­ten­recht und die aus­drück­li­che Re­ge­lung in § 9 der Dienst­ord­nung vom 28.12.2009 sind auch die an sich nur be­am­ten­recht­li­chen Be­en­di­gungs­tat­bestände für die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses des Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten möglich.

Ob da­ne­ben die Vor­schrift des § 626 Abs. 1 BGB, die außer­or­dent­li­che Kündi­gung ei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses, auch für das Ar­beits­verhält­nis ei­nes Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten gilt, ist um­strit­ten. Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat be­reits für den Fall der Dienst­ent­las­sung ei­nes Dienst­ord­nungs-An­ge­stell­ten ent­schie­den, dass im Recht der Dienst­ord­nungs-An­ge­stell­ten die außer­or­dent­li­che Kündi­gung aus wich­ti­gem Grund und die dis­zi­plinäre frist­lo­se Dienst­ent­las­sung auf­grund der Dienst­ord­nung zwei von­ein­an­der scharf zu tren­nen­de Rechts­in­sti­tu­te sind, weil sie sich in ih­rer Funk­ti­on - die Dienst­ent­las­sung ist Dienst­stra­fe, die außer­or­dent­li­che Kündi­gung da­ge­gen nicht - we­sent­lich un­ter­schei­den (BAG, Ur­teil vom 26.05.1966, 2 AZR 339/65; BAG, Ur­teil vom 03.02.1972, 2 AZR 170/71; BAG, Ur­teil vom 05.09.1986, 7 AZR 193/85; BAG, Ur­teil vom 25.02.1998, 2 AZR 256/97). Das Bun­des­ar­beits­ge­richt hat in der zi­tier­ten Ent­schei­dung aus dem Jahr 1966 die Möglich­keit ei­ner Kündi­gung für Pflicht­ver­let­zun­gen, für die auch ei­ne Dienst­stra­fe verhängt wer­den kann, ver­neint. Auf die­se Ent­schei­dung hat das Bun­des­ar­beits­ge­richt in den zi­tier­ten Ent­schei­dun­gen vom 05.09.1986 und 25.02.1998 noch­mals Be­zug ge­nom­men. Tei­le der Recht­spre­chung und Li­te­ra­tur ver­tre­ten vor die­sem Hin­ter­grund die Auf­fas­sung, dass das Ar­beits­verhält­nis ei­nes Dienst­ord­nungs­an­ge­stell­ten nur durch die be­am­ten­recht­li­chen Be­en­di­gungs­tat­bestände bzw. die in der Dienst­ord­nung auf­ge­nom­me­nen Tat­bestände be­en­det wer­den kann (Ju­risPK-SGB VII/Pals­herm § 144 Rd­nr. 40; Be­rei­ter-Hahn/Mer­tens SGB VII, § 144 Rd­nr. 4.10; LAG Düssel­dorf, Ur­teil vom 02.12.1984, 14 Sa 1340/82).

Nach Auf­fas­sung der Kam­mer kann aber durch das Sat­zungs­recht ei­ner Dienst­ord­nung, auch wenn die­ses auf Ge­set­zes­recht in Form der be­am­ten­recht­li­chen Vor­schrif­ten Be­zug nimmt, nicht die zwin­gen­de Vor­schrift des § 626 BGB zur Un­an­wend­bar­keit brin­gen. Das außer­or­dent­li­che Kündi­gungs­recht ist un­ab­ding­bar. Es kann we­der ein­zel­ver­trag­lich noch kol­lek­tiv­ver­trag­lich er­wei­tert, ein­ge­schränkt oder aus­ge­schlos­sen wer­den (BAG, Ur­teil vom 15.03.1991, 2 AZR 516/90; BAG, Ur­teil vom 08.08.1963, 5 AZR 395/62; LAG Hes­sen, Ur­teil vom 20.09.1999, 16 Sa 2617/98; BAG, Ur­teil vom 06.11.1956, 3 AZR 42/55; BVerfG, Be­schluss vom 13.11.1979, 1 BvL 24/77; ErfK-Müller-Glöge § 626 Rd­nr. 194; APS-; MK-Hens­s­ler § 626 Rd­nr. 48; APS-Ascheid § 626 Rd­nr. 109; Stahl­ha­cke/Preis Rd­nr. 831; KR-Fi­scher­mei­er, § 626 Rd­nr. 57). Das da­mit zwin­gend be­ste­hen­de Recht, ein Ar­beits­verhält­nis außer­or­dent­lich zu kündi­gen, kann da­her auch nicht in ei­nem Fall aus­ge­schlos­sen wer­den, in dem ei­ne Dienst­stra­fe auch in Be­tracht kommt (Stutz­ky Anm. zu BAG vom 05.09.1986, AP Nr. 27 zu § 15 KSchG 1969; KR-Hil­le­brecht, 4.A., § 626 Rd­nr. Rd­nr. 34; aA BAG, Ur­teil vom 26.05.1996, aaO; KR-Fi­scher­mei­er § 626 BGB Rd­nr. 52). Es mag an die­sem Punkt sein, dass durch den Aus­spruch der außer­or­dent­li­chen Kündi­gung ei­ne Dienst­stra­fe in Form der Ent­las­sung aus dem Dienst nicht mehr möglich ist. Die rei­ne Möglich­keit der Ent­las­sung aus dem Dienst lässt je­doch das zwin­gen­de Kündi­gungs­recht nicht ent­fal­len.

3. Die Kündi­gung ist durch ei­nen wich­ti­gen Grund iSd § 626 Abs. 1 BGB ge­recht­fer­tigt. 

a) Der Kläger hat un­strei­tig über meh­re­re Jah­re hin­weg rechts­wid­rig Gel­der der Be­klag­ten auf Kon­ten, die ihm gehören oder über die er verfügen kann, über­wie­sen. Der Kläger selbst hat außer­ge­richt­lich ei­nen Be­trag von über 300.000,00 € ein­ge­stan­den. Ei­ne Straf­tat in die­sen Di­men­sio­nen ist zwei­fels­oh­ne ge­eig­net, das Ar­beits­verhält­nis mit so­for­ti­ger Wir­kung zu be­en­den. Ein Han­deln mit ei­ner der­ar­ti­gen kri­mi­nel­len En­er­gie über Jah­re hin­weg hat das Ver­trau­ens­verhält­nis un­wie­der­bring­lich zerstört. Die­ser Kündi­gungs­grund ist abs­trakt und kon­kret ge­eig­net, ei­nen wich­ti­gen Grund für ei­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung dar­zu­stel­len.

b) Die Kündi­gung ist auch in­ner­halb der Frist des § 626 Abs. 2 BGB aus­ge­spro­chen wor­den. Die Aus­schluss­frist des § 626 Abs. 2 BGB be­ginnt, wenn der Kündi­gungs­be­rech­tig­te ei­ne zu­verlässi­ge und möglichst vollständi­ge po­si­ti­ve Kennt­nis der für die Kündi­gung maßge­ben­den Tat­sa­chen hat, die ihm die Ent­schei­dung ermöglicht, ob die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu­mut­bar ist oder nicht (BAG, Ur­teil vom 28.10.1971, 2 AZR 32/71; BAG, Ur­teil vom 06.06.1972; 2 AZR 386/71; BAG, Ur­teil vom 05.12.2002, 2 AZR 478/01; LAG Köln, Ur­teil vom 15.04.2010, 13 Sa 1449/09).

Zu den maßge­ben­den Tat­sa­chen gehören so­wohl die für als auch die ge­gen die Kündi­gung spre­chen­den Umstände. Oh­ne Kennt­nis des Kündi­gungs­be­rech­tig­ten vom Kündi­gungs­sach­ver­halt kann das Kündi­gungs­recht nicht ver­wir­ken. Der Kündi­gen­de, der An­halts­punk­te für ei­nen Sach­ver­halt hat, der zur frist­lo­sen Kündi­gung be­rech­ti­gen könn­te, kann Er­mitt­lun­gen an­stel­len und den Be­trof­fe­nen anhören, oh­ne dass die Frist zu lau­fen be­ginnt. Sind die Er­mitt­lun­gen ab­ge­schlos­sen und hat der Kündi­gen­de nun­mehr die Kennt­nis des Kündi­gungs­sach­ver­halts, so be­ginnt die Aus­schluss­frist zu lau­fen. Die­se Er­mitt­lun­gen dürfen zwar nicht hin­aus­gezögert wer­den (BGH, Ur­teil vom 19.05.1980, II ZR 169/9). Es darf je­doch nicht dar­auf ab­ge­stellt wer­den, ob die Maßnah­men des Kündi­gen­den et­was zur Aufklärung des Sach­ver­halts bei­ge­tra­gen ha­ben oder überflüssig wa­ren. Bis zur Gren­ze, die ein verständig han­deln­der Ar­beit­ge­ber be­ach­ten würde, kann der Sach­ver­halt durch er­for­der­lich er­schei­nen­de Aufklärungs­maßnah­men vollständig geklärt wer­den. Al­ler­dings be­steht für Er­mitt­lun­gen dann kein An­lass mehr, wenn der Sach­ver­halt be­reits geklärt oder vom Gekündig­ten so­gar zu­ge­stan­den wor­den ist (BGH, Ur­teil vom 25.11.1975, II ZR 104/73; KR-Fi­scher­mei­er aaO § 626 BGB Rn. 331). Der Be­ginn der Aus­schluss­frist wird ge­hemmt, so­lan­ge der Kündi­gungs­be­rech­tig­te die zur Aufklärung des Sach­ver­halts nach pflicht­gemäßem Er­mes­sen not­wen­dig er­schei­nen­den Maßnah­men mit der ge­bo­te­nen Ei­le durchführt (BAG, Ur­teil vom 10.06.1988, 2 AZR 25/88; BAG, Ur­teil vom 05.12.2002, aaO; BAG, Ur­teil vom 31.03.1993, 2 AZR 492/92). Zu die­sen Maßnah­men gehört die Anhörung des Ar­beit­neh­mers, die aber auch mit der ge­bo­te­nen Ei­le durch­zuführen ist (BAG, Ur­teil vom 02.03.2006, 2 AZR46/05; KR-Fi­scher­mei­er § 626 BGB Rd­nr. 330).

Die­sen Er­for­der­nis­sen ist die Be­klag­te nach­ge­kom­men. Die Be­klag­te selbst hat an­ge­ge­ben, dass ei­ne ers­te Auffällig­keit in der Re­vi­si­on am 17.03.2010 An­lass zu ei­ner ge­naue­ren Prüfung ge­ge­ben hat. Der kon­kre­te hier auch zur Be­gründung der Kündi­gung an­geführ­te Sach­ver­halt war der Be­klag­ten spätes­tens am 06.04.2010 be­kannt. An die­sem Tag hat die Be­klag­te über ih­re Anwälte den Ar­rest­an­trag er­stel­len las­sen. Am 09.04.2010 hat die Be­klag­te den Kläger un­ter präzi­ser Dar­stel­lung der Vorwürfe und un­ter Frist­set­zung bis zum 14.04.2010 an­gehört. Wie zu­vor fest­ge­stellt, war die Be­klag­te im Rah­men der Er­mitt­lung des Kündi­gungs­grun­des da­zu be­rech­tigt. Ins­be­son­de­re war nicht aus­zu­sch­ließen, dass der Kläger Ge­sichts­punk­te ein­wen­den würde, die ge­gen ein ggf. al­lei­ni­ges Ver­schul­den spre­chen oder die Re­le­vanz bei der durch­zuführen­den Verhält­nismäßig­keitsprüfung ha­ben. Die ge­setz­te Frist war nicht un­an­ge­mes­sen lang. Da­mit war die Aus­schluss­frist des § 626 Abs. 2 BGB je­doch bis zum 14.04.2010 ge­hemmt.

Es kann da­her da­hin­ste­hen, ob be­reits die Kennt­nis des Geschäftsführers von den Kündi­gungs­vorwürfen aus­rei­chend ist oder die Kündi­gungs­be­rech­ti­gung al­lein beim Vor­stand liegt, da mit der am 23.04.2010 zu­ge­gan­ge­nen Kündi­gung die Aus­schluss­frist ge­wahrt ist.

c) Auch im Rah­men der vor­zu­neh­men­den Verhält­nismäßig­keitsprüfung sind kei­ne wei­te­ren An­halts­punk­te er­sicht­lich, die für ein über­wie­gen­des In­ter­es­se des Klägers an der Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses spre­chen.

II. 

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf § 91 ZPO. 

III. 

Die Streit­wer­tent­schei­dung be­ruht auf § 3 ZPO. Sie dient gleich­zei­tig als Fest­set­zung gemäß § 63 GKG.

Rechts­mit­tel­be­leh­rung 

Ge­gen die­ses Ur­teil kann von der kla­gen­den Par­tei 

B e r u f u n g 

ein­ge­legt wer­den. 

Für die be­klag­te Par­tei ist ge­gen die­ses Ur­teil kein Rechts­mit­tel ge­ge­ben. 

Die Be­ru­fung muss 

in­ner­halb ei­ner N o t f r i s t* von ei­nem Mo­nat 

beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Düssel­dorf, Lud­wig-Er­hard-Al­lee 21, 40227 Düssel­dorf, Fax: (0211) 7770 - 2199 ein­ge­gan­gen sein.

Die Not­frist be­ginnt mit der Zu­stel­lung des in vollständi­ger Form ab­ge­fass­ten Ur­teils, spätes­tens mit Ab­lauf von fünf Mo­na­ten nach des­sen Verkündung

Die Be­ru­fungs­schrift muss von ei­nem Be­vollmäch­tig­ten un­ter­zeich­net sein. Als Be­vollmäch­tig­te sind nur zu­ge­las­sen:

1. Rechts­anwälte, 

2. Ge­werk­schaf­ten und Ver­ei­ni­gun­gen von Ar­beit­ge­bern so­wie Zu­sam­men­schlüsse sol­cher Verbände für ih­re Mit­glie­der oder für an­de­re Verbände oder Zu­sam­men­schlüsse mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung und de­ren Mit­glie­der,

3. Ju­ris­ti­sche Per­so­nen, de­ren An­tei­le sämt­lich im wirt­schaft­li­chen Ei­gen­tum ei­ner der in Nr. 2 be­zeich­ne­ten Or­ga­ni­sa­tio­nen ste­hen, wenn die ju­ris­ti­sche Per­son aus­sch­ließlich die Rechts­be­ra­tung und Pro­zess­ver­tre­tung der Mit­glie­der die­ser Or­ga­ni­sa­ti­on oder ei­nes an­de­ren Ver­ban­des oder Zu­sam­men­schlus­ses mit ver­gleich­ba­rer Aus­rich­tung ent­spre­chend de­ren Sat­zung durchführt und wenn die Or­ga­ni­sa­ti­on für die Tätig­keit der Be­vollmäch­tig­ten haf­tet.

Ei­ne Par­tei, die als Be­vollmäch­tig­ter zu­ge­las­sen ist, kann sich selbst ver­tre­ten. 

* Ei­ne Not­frist ist un­abänder­lich und kann nicht verlängert wer­den. 

gez. C.

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