HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

VG Min­den, Ur­teil vom 25.07.2007, 4 K 1590/06

   
Schlagworte: Arbeitszeit, Mehrarbeitsvergütung, Freizeitausgleich, Feuerwehrbeamte
   
Gericht: Verwaltungsgericht Minden
Aktenzeichen: 4 K 1590/06
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 25.07.2007
   
Leitsätze:
Vorinstanzen:
   

Ver­wal­tungs­ge­richt Min­den, 4 K 1590/06

 

Te­nor:

Das Ver­fah­ren wird ein­ge­stellt, so­weit die Be­tei­lig­ten den Rechts­streit übe­rein­stim­mend in der Haupt­sa­che für er­le­digt erklärt ha­ben.

Die Be­klag­te wird un­ter Auf­he­bung des Be­schei­des vom 08.12.2003 in der Fas­sung des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 21.03.2006 ver­pflich­tet, dem Kläger rück­wir­kend vom 01.10.2005 bis zum 31.12.2006 Frei­zeit­aus­gleich we­gen Über­schrei­tung der nach den EG-Richt­li­ni­en zulässi­gen Wo­chen­ar­beits­zeit von 48 St­un­den im Um­fang von 7 St­un­den je Ka­len­der­mo­nat zu gewähren.

Im Übri­gen wird die Kla­ge ab­ge­wie­sen.

Die Kos­ten des Ver­fah­rens tra­gen der Kläger zu 3/5 und die Be­klag­te zu 2/5.

Das Ur­teil ist we­gen der Kos­ten vorläufig voll­streck­bar. Der je­wei­li­ge Voll­stre­ckungs­schuld­ner darf die Voll­stre­ckung durch Si­cher­heits­leis­tung oder Hin­ter­le­gung in Höhe des je­wei­li­gen Voll­stre­ckungs­be­tra­ges ab­wen­den, wenn nicht der je­wei­li­ge Voll­stre­ckungsgläubi­ger vor der Voll­stre­ckung Si­cher­heit in glei­cher Höhe leis­tet.

 

Tat­be­stand:

Der Kläger ist als Brand­meis­ter bei der Be­rufs­feu­er­wehr der Be­klag­ten beschäftigt.

Un­ter dem 31.12.2001 be­an­trag­te er bei der Be­klag­ten, die Dienst­plan­ge­stal­tung ab dem 01.01.2002 gemäß der EU-Richt­li­nie 93/104/EG und der Ent­schei­dung des Eu­ropäischen Ge­richts­ho­fes vom 03.10.2000 - C-303/98 - zur Ar­beits­zeit um­zu­set­zen oder hilfs­wei­se Mehr­ar­beit an­zu­ord­nen.

Durch Be­scheid vom 08.12.2003 lehn­te die Be­klag­te die­sen An­trag mit der Be­gründung ab, die Dienst­plan­ge­stal­tung ent­spre­che dem gel­ten­den Recht und sei da­her nicht zu be­an­stan­den.

Der Kläger er­hob ge­gen die­sen Be­scheid un­ter dem 12.12.2003 Wi­der­spruch und ent­geg­ne­te, die Richt­li­nie 93/104/EG sei auf die Ge­stal­tung sei­ner Ar­beits­zeit un­mit­tel­bar

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an­wend­bar. Nach die­ser Richt­li­nie dürfe die re­gelmäßige Ar­beits­zeit ein­sch­ließlich des Be­reit­schafts­diens­tes auch bei der Feu­er­wehr in ei­nem 7-Ta­ges-Zeit­raum 48 St­un­den nicht über­schrei­ten. Das sei durch die Recht­spre­chung ent­schie­den.

Die­sen Wi­der­spruch wies die Be­klag­te durch Be­scheid vom 21.03.2006 er­neut mit der Be­gründung zurück, die Dienst­plan­ge­stal­tung ent­spre­che dem gel­ten­den Recht. Nach der Ver­ord­nung über die Ar­beits­zeit der Be­am­tin­nen und Be­am­ten des feu­er­wehr­tech­ni­schen Diens­tes im Lan­de Nord­rhein-West­fa­len (Ar­beits­zeit­ver­ord­nung Feu­er­wehr - AZ­VO­Feu) be­tra­ge die re­gelmäßige Ar­beits­zeit wöchent­lich im Durch­schnitt 54 St­un­den. Sie sei - so­lan­ge die AZ­VO­Feu nicht geändert wer­de - ver­pflich­tet, die­se an­zu­wen­den. Auch für die hilfs­wei­se be­an­trag­te An­ord­nung von Mehr­ar­beit ge­be es kei­ne Rechts­grund­la­ge.

Der Kläger hat dar­auf­hin am 20.04.2006 die vor­lie­gen­de Kla­ge er­ho­ben. Er trägt u.a. vor, die vor dem 01.01.2007 gülti­ge AZ­VO­Feu sei für die Be­klag­te nicht bin­dend ge­we­sen, da das höher­ran­gi­ge Recht in der Richt­li­nie 93/104/EG be­stimmt ha­be bzw. nun­mehr in der Richt­li­nie 2003/88/EG vom 04.11.2003 be­stim­me, dass die durch­schnitt­li­che Ar­beits­zeit pro 7-Ta­ges-Zeit­raum 48 St­un­den ein­sch­ließlich der Über­stun­den nicht über­schrei­ten dürfe. Die in­so­weit schon von der Richt­li­nie 93/104/EG vor­ge­ge­be­ne Um­set­zungs­frist sei be­reits am 23.11.1996 ab­ge­lau­fen.

Spätes­tens seit der Ent­schei­dung des Eu­ropäischen Ge­richts­ho­fes vom 14.07.2005 - C 52/04 - könne auch für die Be­klag­te kein Zwei­fel mehr dar­an be­stan­den ha­ben, dass die Richt­li­ni­en zur Ar­beits­zeit­ge­stal­tung auch An­wen­dung auf die Tätig­keit der Ein­satz­kräfte der Feu­er­wehr fänden. Er se­he es als treu­wid­rig an, dass die Be­klag­te die sie bin­den­den EG- Richt­li­ni­en zur Ar­beits­zeit noch im­mer nicht be­ach­te und be­ru­fe sich für sei­nen An­spruch auf Dienst­be­frei­ung we­gen Über­schrei­tung der gülti­gen Ar­beits­zeit in der Ver­gan­gen­heit auf das Ur­teil des Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richts vom 28.05.2003 - 2 C 28/02 -.

Der Kläger hat mit der Kla­ge­schrift be­an­tragt, 

1. den Be­scheid der Be­klag­ten vom 08.12.2003 in Ge­stalt des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 21.03.2006 auf­zu­he­ben und die Be­klag­te zu ver­pflich­ten, die Dienst­plan­ge­stal­tung für den Kläger da­hin­ge­hend zu ändern, dass er künf­tig kei­ne re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit von mehr als 48 St­un­den leis­ten müsse,

2. die Be­klag­te zur vorüber­ge­hen­den An­ord­nung von Mehr­ar­beit und zur Ge­neh­mi­gung von Mehr­ar­beit ab dem 15.07.2005 zu ver­pflich­ten.

Den Rechts­streit zu Nr. 1 ha­ben die Be­tei­lig­ten in der münd­li­chen Ver­hand­lung übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt.

Der Kläger be­an­tragt nun­mehr, 

die Be­klag­te un­ter Auf­he­bung des Be­schei­des vom 08.12.2003 in der Fas­sung des Wi­der­spruchs­be­schei­des vom 21.03.2006 zu ver­pflich­ten, dem Kläger rück­wir­kend vom 01.01.2002 bis zum 31.12.2006 Frei­zeit­aus­gleich we­gen Über­schrei­tung der nach den EG-Richt­li­ni­en zulässi­gen Wo­chen­ar­beits­zeit von 48 St­un­den im Um­fang von 17 St­un­den je Ka­len­der­mo­nat zu gewähren.

Die Be­klag­te be­an­tragt, 

die Kla­ge ab­zu­wei­sen. 

Der Kläger ha­be auch nach Treu und Glau­ben kei­nen An­spruch dar­auf, dass er für die 

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St­un­den, in de­nen er über die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit von 48 St­un­den hin­aus Dienst ge­leis­tet ha­be, Dienst­be­frei­ung er­hal­te. Ihr, der Be­klag­ten, ha­be nämlich nach dem Be­schluss des Eu­ropäischen Ge­richts­ho­fes vom 14.07.2005 - C-52/04 - ei­ne an­ge­mes­se­ne Über­g­angs­frist zur An­pas­sung der Dienst­pläne zu­ge­stan­den, die erst am 31.12.2006 ab­ge­lau­fen sei. Sie ha­be nicht un­mit­tel­bar nach Klärung der Rechts­la­ge bezüglich der An­wend­bar­keit der EU-Richt­li­ni­en 2003/88/EG und 93/104/EG auch für Ein­satz­kräfte der Feu­er­wehr mit der richt­li­ni­en­kon­for­men An­pas­sung der Dienst­pläne be­gin­nen können. Zur so­for­ti­gen Ände­rung der Dienst­pläne hätte es ei­ner Schaf­fung von ca. 28 Mehr­stel­len be­durft. Ab­ge­se­hen da­von, dass auf dem Ar­beits­markt nicht ent­spre­chend vie­le aus­ge­bil­de­te Fach­kräfte zur Verfügung ge­stan­den hätten, son­dern von ihr erst selbst hätten aus­ge­bil­det wer­den müssen, ha­be sie an­ge­sichts der Haus­halts­la­ge - sie ha­be we­der über ei­nen ge­neh­mig­ten Haus­halt noch über ein ge­neh­mig­tes Haus­halts­si­che­rungs­kon­zept verfügt - kei­ne Mehr­stel­len schaf­fen können. Zu­vor ha­be sie si­cher wis­sen müssen, wie die lan­des­ge­setz­li­che Re­ge­lung aus­ge­stal­tet sein würde, ins­be­son­de­re, ob der Ver­ord­nungs­ge­ber von der Möglich­keit ei­ner "opt-out"-Re­ge­lung Ge­brauch ma­chen würde.

Art. 22 Abs. 1 der EU-Richt­li­nie 2003/88/EG stel­le es den Mit­glieds­staa­ten nämlich frei, den Art. 6 der Richt­li­nie zur Höchst­ar­beits­zeit von 48 St­un­den nicht an­zu­wen­den, wenn sie die all­ge­mei­nen Grundsätze der Si­cher­heit und des Ge­sund­heits­schut­zes der Ar­beit­neh­mer ein­hiel­ten und mit den er­for­der­li­chen Maßnah­men dafür sorg­ten, dass kein Ar­beit­ge­ber von ei­nem Ar­beit­neh­mer ver­lan­ge, im Durch­schnitt mehr als 48 St­un­den in­ner­halb ei­nes 7-Ta­ges-Zeit­raums zu ar­bei­ten, es sei denn, der Ar­beit­neh­mer ha­be sich da­zu be­rei­terklärt.

Der Ver­ord­nungs­ge­ber des Lan­des Nordhr­ein-West­fa­len ha­be letzt­lich ab dem 01.01.2007 in § 5 AZ­VO­Feu von der Möglich­keit Ge­brauch ge­macht, auf frei­wil­li­ger Ba­sis ei­ne höhe­re re­gelmäßige durch­schnitt­li­che Wo­chen­ar­beits­zeit als 48 St­un­den zu­zu­las­sen. Erst mit der Einführung die­ser Re­ge­lung sei es ihr tatsächlich möglich ge­we­sen, den ak­tu­el­len Per­so­nal­mehr­be­darf zu er­mit­teln. Der­zeit sei­en über 90 % der Feu­er­wehr­be­am­ten auf frei­wil­li­ger Ba­sis be­reit, bis zu ei­ner Gren­ze von 54 St­un­den Dienst zu tun. In­so­fern könne ihr un­ter Zu­grun­de­le­gung der ge­nann­ten tatsächli­chen Schwie­rig­kei­ten kein treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten vor­ge­wor­fen wer­den, wenn sie im Au­gust 2005 nicht un­mit­tel­bar 28 Mehr­stel­len ge­schaf­fen ha­be. Sie ha­be le­dig­lich die Um­set­zung der EU-Richt­li­nie in na­tio­na­les Recht ab­ge­war­tet, um so­dann - auch un­ter Berück­sich­ti­gung der In­ter­es­sen der Feu­er­wehr­be­am­ten - per­so­nal­wirt­schaft­lich zu re­agie­ren.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die Ak­ten und die Ver­wal­tungs­vorgänge der Be­klag­ten Be­zug ge­nom­men, die Ge­gen­stand der münd­li­chen Ver­hand­lung wa­ren.

Ent­schei­dungs­gründe:

So­weit die Be­tei­lig­ten den Rechts­streit in der Haupt­sa­che übe­rein­stim­mend für er­le­digt erklärt ha­ben, war das Ver­fah­ren ent­spre­chend § 92 Abs. 2 Vw­GO ein­zu­stel­len.

Im Übri­gen ist die Kla­ge nur teil­wei­se zulässig und be­gründet. 

Dem gel­tend ge­mach­ten An­spruch auf Frei­zeit­aus­gleich für die Zeit vor dem 15.07.2005 fehlt es be­reits an ei­nem Rechts­schutz­in­ter­es­se. Die ab­leh­nen­den Be­schei­de der Be­klag­ten vom 08.12.2003 und 21.03.2006 sind für die­sen Zeit­raum be­stands­kräftig ge­wor­den. Sie können vom Ge­richt nicht mehr auf ih­re Rechtmäßig­keit über­prüft wer­den, weil der Kläger sich in sei­nem ursprüng­li­chen Kla­ge­an­trag zu Nr. 2 auf ei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten ab dem 15.07.2005 be­schränkt hat. Die Kam­mer hält die Um­stel­lung des

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Kla­ge­an­trags zu Nr. 2 auf den jetzt ge­stell­ten Kla­ge­an­trag zwar für zulässig, weil er dem wah­ren Be­geh­ren des Klägers Rech­nung trägt. An der Über­prüfung der Rechtmäßig­keit der ab­leh­nen­den Be­schei­de der Be­klag­ten für den Zeit­raum vor dem 15.07.2005 ist sie aber ge­hin­dert, weil die Be­klag­te mit ih­ren Be­schei­den jeg­li­che Ver­pflich­tung ab­lehn­te und der Kläger bei Kla­ge­er­he­bung nicht ei­ne Ver­pflich­tung ab An­trag­stel­lung im Jahr 2001, son­dern nur ab dem 15.07.2005 be­gehr­te. We­gen die­ser Be­schränkung er­wuch­sen die ab­leh­nen­den Be­schei­de der Be­klag­ten für den Zeit­raum vor dem 15.07.2005 in Be­stands­kraft.

So­weit der Kläger für den Zeit­raum vom 15.07.2005 bis zum 31.12.2006 ei­ne Ver­pflich­tung der Be­klag­ten auf Frei­zeit­aus­gleich be­gehrt, ist die Kla­ge zwar zulässig, aber nur teil­wei­se be­gründet.

Seit der Ent­schei­dung des Eu­ropäischen Ge­richts­ho­fes (EuGH) vom 14.07.2005 (C-52/04) kann kein Zwei­fel dar­an be­ste­hen, dass die Tätig­kei­ten, die von den Ein­satz­kräften der staat­li­chen Feu­er­weh­ren aus­geübt wer­den, grundsätz­lich un­ter die eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten fal­len, die ei­ne wöchent­li­che Höchst­ar­beits­zeit ein­sch­ließlich Be­reit­schafts­dienst von 48 St­un­den vor­se­hen.

Vgl. Be­schluss des EuGH vom 14.07.2005, C-52/04, Neue Zeit­schrift für Ver­wal­tungs­recht (NVwZ) 2005, S. 1049 - 1051.

Der Kläger hat da­her nach Treu und Glau­ben (§ 78 a des Be­am­ten­ge­set­zes für das Land Nord­rhein-West­fa­len i.V.m. § 242 des Bürger­li­chen Ge­setz­bu­ches) dem Grun­de nach ei­nen An­spruch auf an­ge­mes­se­nen Frei­zeit­aus­gleich für die von ihm nach den eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten zu viel ge­leis­te­ten Über­stun­den.

Vgl. Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 28.05.2003 - 2 C 28.02 -, ZBR 2003, 383 f.; Ober­ver­wal­tungs­ge­richt des Saar­lan­des, Ur­teil vom 19.07.2006 - 1 R 20/05 -; Nie­dersäch­si­sches Ober­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 18.06.2007 - 5 LC 225/04 -.

Treu­wid­rig war es nach Auf­fas­sung der Kam­mer auf­sei­ten der Be­klag­ten, die­se Über­stun­den für den Kläger durch die Dienst­pläne auch nach ei­nem Zeit­punkt noch fest­zu­set­zen, für den da­von aus­ge­gan­gen wer­den kann, dass die Ent­schei­dung des EuGH vom 14.07.2005 (C-52/04) den staat­li­chen Feu­er­weh­ren be­kannt­ge­wor­den und bei ih­nen be­ste­hen­de Zwei­fel über die An­wend­bar­keit der eu­ro­pa­recht­li­chen Vor­schrif­ten da­mit aus­geräumt wa­ren. Die­sen Zeit­punkt nimmt die Kam­mer für Mit­te Sep­tem­ber 2005 an, da die Ent­schei­dung des EuGH da­mals z.B. in der NVwZ veröffent­licht wur­de. Von die­ser oder ei­ner ähn­li­chen Veröffent­li­chung hätte die Be­klag­te, der das recht­li­che Pro­blem be­kannt war, Kennt­nis neh­men und sich ein­ge­ste­hen müssen, dass re­gelmäßige Dienst­pläne, die Wo­chen­ar­beits­zei­ten von mehr als 48 St­un­den fest­setz­ten, rechts­wid­rig und ge­genüber dem Kläger treu­wid­rig wa­ren. Spätes­tens ab dem 01.10.2005 hätte die Be­klag­te dies bei der Ge­stal­tung ih­rer Dienst­pläne berück­sich­ti­gen müssen. Wenn sie da­nach für den Kläger wei­ter­hin 54 Wo­chen­ar­beits­stun­den fest­setz­te, war dies nicht nur rechts­wid­rig, son­dern auch treu­wid­rig, weil ihr be­wusst sein muss­te, dass sie nicht be­rech­tigt war, den Kläger in die­sem Um­fang re­gelmäßig zur Ar­beits­leis­tung zu ver­pflich­ten. Möglich­kei­ten, ei­ne Ver­let­zung der Treue­pflicht zu ver­mei­den, hätte es ge­ge­ben, zum Bei­spiel durch or­ga­ni­sa­to­ri­sche Maßnah­men im Hin­blick auf den Per­so­nal­ein­satz oder not­falls durch vorüber­ge­hen­de An­ord­nung von Mehr­ar­beit.

Für die Zeit vor Be­kannt­wer­den des Be­schlus­ses des EuGH vom 14.07.2005 (C- 52/04) ver­mag die Kam­mer ein treu­wid­ri­ges Ver­hal­ten der Be­klag­ten nicht fest­zu­stel­len. Ihr kann nicht ab­ge­spro­chen wer­den, dass sie sich bis zu die­sem Zeit­punkt sub­jek­tiv be­rech­tigt fühlen durf­te, auf­grund der da­mals gel­ten­den AZ­VO­Feu und der nicht ein­deu­ti­gen Rechts­la­ge an ei­ner wöchent­li­chen Höchst­ar­beits­zeit von 54 St­un­den fest­zu­hal­ten.

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A.A. Nie­dersäch­si­sches Ober­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 18.06.2007 - 5 LC 225/04 -.

Ein Frei­zeit­aus­gleich kann dem Kläger des­halb nicht ab dem 15.07.2005 oder dem 01.08.2005, son­dern frühes­tens ab dem 01.10.2005 zu­ge­spro­chen wer­den.

Als an­ge­mes­sen für den Zeit­raum vom 01.10.2005 bis zum 31.12.2006 sieht die Kam­mer ei­nen Frei­zeit­aus­gleich im Um­fang von 7 St­un­den je Ka­len­der­mo­nat an. Da­bei ist bei der Be­stim­mung der An­ge­mes­sen­heit ins­be­son­de­re zu berück­sich­ti­gen, dass - an­ders als nach den eu­ropäischen Vor­schrif­ten un­ter dem As­pekt der Si­cher­heit und des Ar­beits­schut­zes der Ar­beit­neh­mer - der zu viel ge­leis­te­te Be­reit­schafts­dienst nach der bis zum 31.12.2006 gülti­gen AZ­VO­Feu nicht mit der nor­ma­len Ar­beits­zeit gleich­ge­setzt wur­de.

Pau­scha­liert hat der Kläger un­ter Außer­acht­las­sung von Ur­laubs- und Krank­heits­zei­ten je Wo­che 6 St­un­den (54 St­un­den - 48 St­un­den = 6 St­un­den) und da­mit je Mo­nat 24 St­un­den zu viel Dienst ge­leis­tet.

Für ei­nen an­ge­mes­se­nen Frei­zeit­aus­gleich kann die­se St­un­den­zahl je­doch nicht in vol­lem Um­fang ver­an­schlagt wer­den. Es ist nämlich zu berück­sich­ti­gen, dass die wöchent­li­che Zu­viel­ar­beit von 6 St­un­den nach Einschätzung der Kam­mer im We­sent­li­chen in Be­reit­schafts­dienst be­stand, der nach der bis zum 31.12.2006 gülti­gen AZ­VO­Feu nur zur Hälf­te als wirk­li­che Ar­beits­zeit be­wer­tet wur­de. Die­se Be­wer­tung folgt aus der Vor­schrift des § 1 Abs. 1 der frühe­ren AZ­VO­Feu, nach der wöchent­lich 23 St­un­den Ar­beits­zeit und 31 St­un­den Be­reit­schafts­dienst, ins­ge­samt al­so 54 St­un­den zu leis­ten wa­ren. Da am 18.02.2003, dem Zeit­punkt der letz­ten Ände­rung der frühe­ren AZ­VO­Feu, die re­gelmäßige wöchent­li­che Ar­beits­zeit der Be­am­ten im Land Nord­rhein-West­fa­len noch 38,5 St­un­den be­trug, be­deu­te­ten - bei ei­ner an­ge­nom­me­nen be­ab­sich­tig­ten Gleich­be­hand­lung der Be­am­ten und der Feu­er­wehr­be­am­ten - 23 St­un­den Ar­beits­dienst und 31 St­un­den Be­reit­schafts­dienst, dass der Be­reit­schafts­dienst nur zur Hälf­te als Ar­beits­zeit be­wer­tet wur­de. Denn nur bei ei­ner sol­chen Be­wer­tung er­gab sich für die Feu­er­wehr­be­am­ten eben­falls ei­ne Ar­beits­zeit von 38,5 St­un­den [23 + 15,5 (31:2) = 38,5 St­un­den]. Die mo­nat­li­che Zahl von 24 St­un­den zu­viel ge­leis­te­tem Dienst ist da­her auf die Hälf­te zu kürzen. Von den 12 St­un­den, die für den Kläger da­nach je Ka­len­der­mo­nat im Zeit­raum vom 01.10.2005 bis 31.12.2006 als an­ge­mes­se­ner Frei­zeit­aus­gleich in Be­tracht kom­men, sind al­ler­dings noch 5 St­un­den ab­zu­zie­hen, da je­der Be­am­te nach § 3 Abs. 1 Nr. 2 der Ver­ord­nung über die Gewährung von Mehr­ar­beits­vergütung für Be­am­te (MVergV) ver­pflich­tet ist, bis zu 5 St­un­den Mehr­ar­beit im Mo­nat oh­ne zusätz­li­che Vergütung oder Dienst­be­frei­ung zu leis­ten.

Vgl. Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 28.05.2003 - 2 C 28.02 -, ZBR 2003, 383 ff.; Ober­ver­wal­tungs­ge­richt des Saar­lan­des, Ur­teil vom 19.07.2006 - 1 R 20/05 -; Nie­dersäch­si­sches Ober­ver­wal­tungs­ge­richt, Ur­teil vom 18.06.2007 - 5 LC 225/04 -.

Ob der Oberbürger­meis­ter der Be­klag­ten Be­diens­te­ten im Jahr 2005 Zu­sa­gen im Hin­blick auf die Entschädi­gung von Mehr­ar­beit ge­macht hat, ist für den vor­lie­gen­den Rechts­streit un­er­heb­lich, da es hier nicht um die Entschädi­gung von Mehr­ar­beit, son­dern um ei­nen an­ge­mes­se­nen In­ter­es­sen­aus­gleich im Rah­men von Treu und Glau­ben geht. Im Er­geb­nis hat der Kläger da­her für je­den der ge­nann­ten Ka­len­der­mo­na­te ei­nen An­spruch auf Frei­zeit­aus­gleich im Um­fang von 7 St­un­den.

Die Kos­ten­ent­schei­dung be­ruht auf §§ 161 Abs. 2, 155 Abs. 1 Vw­GO. Bei der Kos­ten­ent­schei­dung hat die Kam­mer für den in der Haupt­sa­che er­le­dig­ten frühe­ren Kla­ge­an­trag zu 1. gemäß § 52 Abs. 2 GKG ei­nen Streit­wert von 5.000,00 EUR an­ge­nom­men und den jetzt ge­stell­ten An­trag des Klägers mit ei­nem Streit­wert von 11.730,00 EUR be­wer­tet. Die­ser Be­wer­tung hat sie zu­grun­de ge­legt, dass der Kläger für

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den Zeit­raum vom 01.01.2002 bis zum 31.12.2006 ei­nen Frei­zeit­aus­gleich im Um­fang von 17 St­un­den je Ka­len­der­mo­nat be­gehrt und dass für den Wert ei­ner St­un­de in An­leh­nung an die St­un­densätze der MVergV für den mitt­le­ren Dienst in die­sen Jah­ren ein durch­schnitt­li­cher Be­trag von 11,50 EUR an­ge­setzt wer­den kann (60 Mo­na­te x 17 St­un­den x 11,50 EUR = 11.730,00 EUR).

Da die Be­klag­te die Kos­ten des in der Haupt­sa­che er­le­dig­ten Rechts­streits trägt und der Kla­ge des Klägers nur im Um­fang von 1.207,50 EUR (15 Mo­na­te x 7 St­un­den x 11,50 EUR = 1.207,50 EUR) statt­zu­ge­ben war, wa­ren die Kos­ten des Ver­fah­rens dem Kläger zu 3/5 und der Be­klag­ten zu 2/5 auf­zu­er­le­gen. Der Kläger ist ge­mes­sen an dem ge­sam­ten Streit­wert von 16.730,00 EUR im Um­fang von et­wa 10.500,00 EUR un­ter­le­gen, während sich die Be­klag­te kos­tenmäßig den er­le­dig­ten Teil des Rechts­streits und das Ob­sie­gens des Klägers im Um­fang von ins­ge­samt 6.200,00 EUR zu­rech­nen las­sen muss. Dar­aus folgt ei­ne Kos­ten­tra­gungs­pflicht für den Kläger im Um­fang von 3/5 und für die Be­klag­te im Um­fang von 2/5.

Die Re­ge­lung der vorläufi­gen Voll­streck­bar­keit folgt aus § 167 Abs. 2 Vw­GO, §§ 708 Nr. 11, 711 ZPO.

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