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LAG Rhein­land-Pfalz, Ur­teil vom 11.02.2016, 2 Sa 338/15

   
Schlagworte: Außerordentliche Kündigung, Eigenkündigung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz
Aktenzeichen: 2 Sa 338/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 11.02.2016
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Koblenz, Urteil vom 28.05.2015, 10 Ca 4437/14
   

Te­nor

I. Die Be­ru­fung der Kläge­rin ge­gen das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ko­blenz vom 28.05.2015 - 10 Ca 4437/14 - wird kos­ten­pflich­tig zurück­ge­wie­sen.

II. Die Re­vi­si­on wird nicht zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand

Die Par­tei­en strei­ten darüber, ob ihr Ar­beits­verhält­nis auf­grund ei­ner von ins­ge­samt drei außer­or­dent­lich frist­los erklärten Ei­genkündi­gun­gen durch den Be­klag­ten als Ar­beit­neh­mer der Kläge­rin auf­gelöst wor­den ist.

Die Kläge­rin mit Sitz in A-B-Stadt ist ein im Be­reich der Wareh­ou­se-Lo­gis­tik als Soft­ware-Ent­wick­le­rin so­wie Soft­ware-Ver­triebs- und Be­ra­tungs­ge­sell­schaft auf­tre­ten­des Un­ter­neh­men. Zu ih­ren Kom­man­di­tis­ten zählt auch die C. GmbH, de­ren Stamm­ka­pi­tal von 25.000,-- EUR in Höhe von 20.049,-- EUR vom Be­klag­ten ge­hal­ten wird.

Der Be­klag­te war bei der Kläge­rin seit 18. Mai 1992 beschäftigt, zu­letzt als "Chief Pro­duct Of­fi­cer" auf der Grund­la­ge des Ver­trags vom 30. De­zem­ber 1996 (Bl. 55 - 58 d. A.), der u.a. fol­gen­de Re­ge­lun­gen enthält:

"(...) § 4 Wett­be­werbs­ver­bot, Ver­schwie­gen­heit

(1) Herrn C. ist es un­ter­sagt, sich un­mit­tel­bar oder mit­tel­bar, ge­werbsmäßig oder ge­le­gent­lich für ei­ge­ne oder frem­de Rech­nung im Geschäfts­zweig der Ge­sell­schaft zu betäti­gen, ein Un­ter­neh­men, das Geschäfte in dem Geschäfts­zweig der Ge­sell­schaft be­treibt (Kon­kur­renz­un­ter­neh­men), zu er­wer­ben, sich an ei­nem sol­chen Un­ter­neh­men zu be­tei­li­gen oder es auf an­de­re Wei­se zu un­terstützen. Die­ses Ver­bot gilt bis zum Ab­lauf von ei­nem Jahr nach Aus­schei­den des Herrn C. aus der Ge­sell­schaft. Im Fal­le der Ver­let­zung des Wett­be­werbs­ver­bo­tes gilt § 113 HGB ent­spre­chend.

(2) Herr C. ver­pflich­tet sich, über al­le im Rah­men sei­ner Tätig­keit zur Kennt­nis ge­lan­gen­den geschäft­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten und Vorgänge, ins­be­son­de­re auch Geschäfts- und Be­triebs­ge­heim­nis­se der Kun­den der Ge­sell­schaft, Still­schwei­gen zu be­wah­ren.

§ 5 Ver­trags­dau­er und Kündi­gung

(1) Die­ser Ver­trag tritt mit Wir­kung zum 1. Ja­nu­ar 1997 in Kraft.

(2) Das Ver­trags­verhält­nis wird auf ei­ne Min­dest­dau­er von fünf Jah­ren fest ab­ge­schlos­sen, ei­ne or­dent­li­che Kündi­gung ist erst­ma­lig zum 31.12.2001 möglich.

(3) Wird der Ver­trag nicht zum 31. De­zem­ber 2001 gekündigt, so verlängert er sich je­weils um 3 wei­te­re Jah­re, wenn er nicht zum En­de ei­nes sol­chen Drei­jah­res­zeit­rau­mes gekündigt wird.

(4) Nach Ab­lauf der Min­dest­laut­zeit gemäß Ziff. 2 ist das Ver­trags­verhält­nis von bei­den Par­tei­en je­weils zum 31. De­zem­ber ei­nes Drei­jah­res­zeit­rau­mes gemäß Abs. 3 künd­bar.

(5) Die Kündi­gung des Ver­tra­ges er­folgt mit­tels ein­ge­schrie­be­nem Brief ge­gen Rück­schein oder ge­gen schrift­li­ches Emp­fangs­be­kennt­nis ge­genüber dem an­de­ren Ver­trags­part­ner, wo­bei das Da­tum des Zu­gangs gültig ist. Die Kündi­gung ist mit ei­ner Frist von zwölf Mo­na­ten zum Kündi­gungs­ter­min aus­zu­spre­chen.

(6) Die Kündi­gung des Kom­man­dit­verhält­nis­ses gilt ab­wei­chend von Abs. 2 bis 4 gleich­zei­tig als Kündi­gung die­ses Tätig­keits­ver­tra­ges. Um­ge­kehrt ist die Kündi­gung die­ses Tätig­keits­ver­tra­ges gleich­zei­tig als Kündi­gung des Kom­man­dit­verhält­nis­ses mit der Ge­sell­schaft zu be­han­deln.

(7) Wird die Tätig­keit von Herrn C. vor­zei­tig oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist be­en­det, so ist ei­ne Ver­trags­stra­fe in Höhe ei­ner zehn­fa­chen Tätig­keits­vergütung gemäß § 2 Nr. 1 zur Zah­lung fällig. Die Ver­trags­stra­fe ist im Zeit­punkt der Be­en­di­gung der Tätig­keit fällig und kann ge­gen ei­ne Rest­vergütung auf­ge­rech­net wer­den. (...)"

An­fang Mai 2014 teil­te der Be­klag­te dem Geschäftsführer der Kläge­rin mit, dass er das Un­ter­neh­men ger­ne ver­las­sen würde. Dar­auf­hin führ­ten die Par­tei­en ab Mai 2014 Ver­hand­lun­gen über die Be­en­di­gung ih­res Ar­beits­verhält­nis­ses und das Aus­schei­den der C. GmbH aus der E. + Part­ner-Grup­pe. Nach­dem der Be­klag­te im Ju­li 2014 zunächst bis zum 31. Ju­li 2014 frei­ge­stellt wor­den war und sei­ner wei­te­ren Frei­stel­lung über den 31. Ju­li 2014 hin­aus mit Schrei­ben vom 21. Ju­li 2014 wi­der­spro­chen hat­te, erklärte die Kläge­rin mit Schrei­ben vom 24. Ju­li 2014 (Bl. 63, 64 d. A.), dass der Be­klag­te auch über den 31. Ju­li 2014 hin­aus bis auf wei­te­res von der Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung un­ter Fort­zah­lung der Vergütung frei­ge­stellt wer­de. Mit Schrei­ben vom 29. Ju­li 2014 (Bl. 66 - 68 d. A.) lehn­te der Be­klag­te den von Sei­ten der Kläge­rin un­ter­brei­te­ten Vor­schlag zur Re­ge­lung ei­ner Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses ab und teil­te der Kläge­rin u.a. Fol­gen­des mit:

"(...) Un­ter Man­dant will ar­bei­ten; ei­ne Teilüberg­a­be der von ihm be­treu­ten Ob­jek­te war nur des­halb er­folgt, weil er auf­grund des Fort­gangs der Gespräche in der ers­ten Pha­se von ei­ner um­fas­sen­den Re­ge­lung auf bei­den Ebe­nen aus­ge­gan­gen war. Wir for­dern die E. + Part­ner GmbH & Co. KG des­halb auf, bis

mor­gen Mit­tag 12 Uhr

rechts­ver­bind­lich zu erklären, dass die Frei­stel­lung auf­ge­ho­ben wird. Wird die­se Erklärung nicht ab­ge­ge­ben, behält sich un­ser Man­dant sämt­li­che ar­beits­recht­li­chen Schrit­te vor, ins­be­son­de­re auch ei­ne frist­lo­se Kündi­gung des An­stel­lungs­ver­tra­ges."

So­dann er­teil­te die Kläge­rin mit Schrei­ben vom 30. Ju­li 2014 (Bl. 69, 70 d. A.) dem Be­klag­ten für die Zeit vom 01. Au­gust bis 05. Sep­tem­ber 2014 un­ter Auf­he­bung der mit Schrei­ben vom 24. Ju­li 2014 erklärten Frei­stel­lung Er­ho­lungs­ur­laub. Nach­dem der Be­klag­te die Ur­laubser­tei­lung nicht ak­zep­tier­te und am 01. Au­gust 2014 im Fir­men­gebäude in A.-B-Stadt er­schien, wur­de er von der Kläge­rin mit Schrei­ben vom 01. Au­gust 2014 (Bl. 71 d. A.) schrift­lich des Hau­ses ver­wie­sen. Dar­auf­hin teil­te der Be­klag­te der Kläge­rin mit Schrei­ben vom 04. Au­gust 2014 (Bl. 72, 73 d. A.) Fol­gen­des mit:

"Sehr ge­ehr­ter Herr Kol­le­ge S.,

un­ter Man­dant hat be­kannt­lich am 01. Au­gust 2014, um 08:00 Uhr, sei­ne Ar­beits­leis­tung bei ih­rer Man­dan­tin an­ge­bo­ten. Ih­re Man­dant­schaft hat die­se nicht an­ge­nom­men und darüber hin­aus un­se­ren Man­dan­ten des Hau­ses ver­wie­sen. Wir hat­ten Ih­nen be­reits mit­ge­teilt, dass Ih­re ein­sei­ti­ge Ur­laubser­tei­lung rechts­wid­rig ist. Der nun­mehr er­teil­te Haus­ver­weis ist auch un­ter An­be­tracht der Stel­lung un­se­res Man­dan­ten im Un­ter­neh­men als Führungs­kraft und Ge­sell­schaf­ter schi­kanös und als ei­ne er­heb­li­che Ver­let­zung des Persönlich­keits­rechts un­se­res Man­dan­ten zu wer­ten. Na­mens und in Voll­macht un­se­res Man­dan­ten mah­nen wir Ih­re Man­dant­schaft hier­mit aus­drück­lich ab.

Un­ser Man­dant wird am 22. Au­gust 2014, um 12:00 Uhr (= 15,5 Ar­beits­ta­ge) er­neut sei­ne Ar­beits­leis­tung an­bie­ten. Ih­rer Man­dant­schaft wird sei­tens un­se­res Man­dan­ten letzt­ma­lig die Möglich­keit ein­geräumt, un­se­ren Man­dan­ten wie­der ver­trags­gemäß zu beschäfti­gen. Un­ser Man­dant hat be­reits am 21. Ju­li 2014 ei­ner wei­te­ren Frei­stel­lung wi­der­spro­chen und mit­ge­teilt, dass er sei­ne Beschäfti­gung wie­der auf­neh­men möch­te. So­weit Sie be­haup­ten, dass "Pro­jek­te und an­ste­hen­de Ar­beits­auf­ga­ben neu or­ga­ni­siert wer­den müssen", hat Ih­re Man­dant­schaft seit dem 21. Ju­li bis zum 22. Au­gust 2014 mit ei­ner Frist von mehr als ei­nem Mo­nat aus­rei­chend Zeit, dies zu tun.

Sie selbst ha­ben die mit Ih­rem Schrei­ben vom 24. Ju­li 2014 von Ih­nen erklärte wei­te­re Frei­stel­lung mit Ih­rem Schrei­ben vom 30. Ju­li wie­der auf­ge­ho­ben. Im Hin­blick auf Ih­re Ankündi­gung "zwecks Ar­beits­auf­nah­me" auf die Sa­che zurück­zu­kom­men, stel­len auch Sie den Beschäfti­gungs­an­spruch un­se­res Man­dan­ten of­fen­sicht­lich nicht in Fra­ge. Vor­sorg­lich ver­wei­sen wir auf die Recht­spre­chung des Großen Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts zum Beschäfti­gungs­an­spruch, der die­sem Grund­rechts­schutz zu­kom­men lässt.

Soll­te Ih­re Man­dant­schaft den­noch am 22. Au­gust 2014 er­neut die - ver­trags­gemäße - Beschäfti­gung un­se­res Man­dan­ten ver­wei­gern, wird un­ser Man­dant das An­stel­lungs­verhält­nis frist­los kündi­gen.

Der gu­ten Ord­nung hal­ber dürfen wir dar­auf hin­wei­sen, dass Ih­re ein­sei­ti­ge Ur­laubser­tei­lung der Ur­laubs­ta­ge für 2014 da­mit nicht von un­se­rem Man­dan­ten ak­zep­tiert wird. Viel­mehr wer­den wir dies ei­ner ge­richt­li­chen Klärung zuführen. Dies gilt auch für die Er­tei­lung des an­tei­li­gen Ur­laubs­an­spru­ches für 2015."

Mit Schrei­ben vom 05. Au­gust 2014 (Bl. 208, 209 d. A.) bot die Kläge­rin dem Be­klag­ten an, die Ar­beit am Mon­tag, 11. Au­gust 2014, in den "neu­en Büroräum­en" un­ter der An­schrift D-Straße 0, C-Stadt wie­der auf­zu­neh­men, und ver­wies im Übri­gen dar­auf, dass die Ar­beits­auf­nah­me auch erst am 22. Au­gust 2014 an die­sem Ar­beits­ort er­fol­gen könne, so­fern er die Ur­laubs­fest­le­gung ak­zep­tie­re. Mit Schrei­ben vom 06. Au­gust 2014 (Bl. 283 d. A.) teil­te der Be­klag­te der Kläge­rin mit, dass er die Ar­beit am Mon­tag, den 11. Au­gust 2014, wie­der auf­neh­men wer­de. Per E-Mail vom 13. Au­gust 2014 (Bl. 210, 211 d. A.) nahm der Be­klag­te zu dem ihm über­tra­ge­nen Pro­jekt im Ein­zel­nen Stel­lung und führ­te aus, wes­halb die­ses nicht sinn­voll sei und sich für ihn am ab­ge­schot­te­ten Schreib­tisch oh­ne Dis­kus­si­on mit den Ex­per­ten und oh­ne Zu­griff auf Do­ku­men­ta­tio­nen als nicht rea­li­sier­bar dar­stel­le. Nach­dem die wei­te­ren Ver­hand­lun­gen der Par­tei­en schei­ter­ten, for­der­te die Kläge­rin den Be­klag­ten mit Schrei­ben vom 29. Au­gust 2014 (Bl. 83 d. A.) zur Ar­beits­auf­nah­me in den Geschäftsräum­en in C-Stadt, D-Straße 0, auf. Mit Schrei­ben vom 03. Sep­tem­ber 2014 (Bl. 299, 300 d. A.) er­teil­te die Be­klag­te dem Kläger ei­ne Ab­mah­nung we­gen un­ent­schul­dig­ten Nich­t­er­schei­nens zur Ar­beit am 01., 02. und 03. Sep­tem­ber 2014. Mit Schrei­ben vom 03. Sep­tem­ber 2014 (Bl. 301 d. A.) wies der Be­klag­te die Ab­mah­nung der Kläge­rin als recht­wid­rig zurück und ver­lang­te die Si­cher­stel­lung ei­ner ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung, die be­inhal­te, dass er in sei­nem Büro am Sitz der Fir­ma in A-B-Stadt sei­ne Tätig­keit auf­neh­men könne. Da­bei ver­wies er dar­auf, dass er sei­ne Ver­set­zung in ein Pri­vat­haus im D-Straße in C-Stadt als ver­trags­wid­rig er­ach­te und ihm der übli­che Zu­gang ins Un­ter­neh­mens­netz­werk zu gewähren sei. Dar­auf ant­wor­te­te die Kläge­rin per E-Mail vom 03. Sep­tem­ber 2014 (Bl. 302 d. A.), dass es sich nicht um ei­ne "Ver­set­zung" han­de­le, son­dern sie ihr Di­rek­ti­ons­recht aus­geübt ha­be und ins­be­son­de­re aus Gründen der "Ver­trau­lich­keit" die Tätig­keit im Büro in C-Stadt er­for­der­lich sei, so dass der Be­klag­te bei ei­nem er­neu­ten Er­schei­nen in A-B-Stadt an sei­nen Ar­beits­platz nach C-Stadt ver­wie­sen wer­de. Am 04. Sep­tem­ber 2014 er­schien der Be­klag­te in den Geschäftsräum­en der Kläge­rin in A-B-Stadt, wor­auf­hin ihm Haus­ver­bot er­teilt wur­de (Bl. 303 d. A.). Mit Schrei­ben vom 04. Sep­tem­ber 2014 (Bl. 305, 306 d. A.) er­teil­te die Kläge­rin dem Be­klag­ten ei­ne Ab­mah­nung we­gen Miss­ach­tung des ihm für die Geschäftsräume in A-B-Stadt er­teil­ten Haus­ver­bots.

Mit sei­nem dar­auf­hin beim Ar­beits­ge­richt Ko­blenz ein­ge­reich­ten An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung vom 08. Sep­tem­ber 2014 - 6 Ga 61/14 - hat der Be­klag­te (Verfügungskläger) be­gehrt, im Be­trieb der Kläge­rin (Verfügungs­be­klag­te) "A-Straße in A-B-Stadt" zu un­veränder­ten Ar­beits­be­din­gun­gen gemäß Ar­beits­ver­trag vom 30. De­zem­ber 1996 als "Chief Pro­duct Of­fi­cer" beschäftigt zu wer­den. Bis zu dem in die­sem einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren an­be­raum­ten Ter­min vom 08. Ok­to­ber 2014 hat­ten meh­re­re Mit­ar­bei­ter der Kläge­rin ihr Ar­beits­verhält­nis zum 30. Sep­tem­ber 2014 bzw. zum 31. De­zem­ber 2014 gekündigt. Im Ter­min vom 08. Ok­to­ber 2014 schlos­sen die Par­tei­en vor dem Ar­beits­ge­richt Ko­blenz - 6 Ga 61/14 - fol­gen­den Ver­gleich (Bl. 86 d. A.):

"Ver­gleich:

1. Die Par­tei­en sind sich ei­nig darüber, dass der Verfügungskläger be­gin­nend ab heu­te bis ein­sch­ließlich 15.11.2014 un­ter Fort­zah­lung der Ar­beits­vergütung von der Pflicht zur Er­brin­gung der Ar­beits­leis­tung frei­ge­stellt ist. Der Verfügungskläger wird bis zum 15.11.2014 kei­nen Beschäfti­gungs­an­spruch gel­tend ma­chen.

2. Die Par­tei­en sind sich fer­ner darüber ei­nig, dass der Kläger be­gin­nend mit dem 16.11.2014 ver­trags­ge­recht beschäftigt wird nach Maßga­be des In­halts des schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges der Par­tei­en vom 30.12.1996 und mit der wei­te­ren Maßga­be, dass der Haupt­ar­beits­platz des Verfügungsklägers sich be­fin­det in der al­ten R-Straße 0, A-B-Stadt.

3. Die Par­tei­en erklären im Übri­gen übe­rein­stim­mend und als Ab­sichts­erklärung: Wir wer­den zeit­nah Ver­hand­lun­gen auf­neh­men zur Klärung und Ausräum­ung der ge­genwärtig wei­ter of­fe­nen Rechts­fra­gen und der in tatsäch­li­cher Hin­sicht be­ste­hen­den Schwie­rig­kei­ten über die Fort­set­zung und ge­ge­be­nen­falls Ab­wick­lung der Ver­trags­verhält­nis­se der Par­tei­en.

4. Da­mit ist das einst­wei­li­ge Verfügungs­ver­fah­ren er­le­digt."

Nach­dem zwi­schen den Par­tei­en in der Fol­ge­zeit kei­ne Ei­ni­gung er­zielt wer­den konn­te, er­schien der Be­klag­te am Mon­tag, 17. No­vem­ber 2014, um 08:00 Uhr bei der Kläge­rin in A.-B-Stadt, A-Straße, zur Ar­beits­auf­nah­me. Der dort an­we­sen­de Herr G., CFO der Kläge­rin, ver­wies zunächst auf das er­teil­te Haus­ver­bot und in­for­mier­te schließlich Herrn S., der so­dann ge­mein­sam mit dem Be­klag­ten nach C-Stadt zu den dor­ti­gen
Büroräum­en fuhr. Dar­auf­hin in­for­mier­te der Be­klag­te sei­ne Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten, die dem Pro­zess­be­vollmäch­tig­ten der Kläge­rin am sel­ben Tag um 09:48 Uhr fol­gen­des Te­le­fax-Schrei­ben (Bl. 191, 192 d. A.) über­mit­tel­ten:

"Sehr ge­ehr­ter Herr Kol­le­ge S.,

in der oben ge­nann­ten An­ge­le­gen­heit hat un­ser Man­dant heu­te Mor­gen um 08:00 Uhr sei­ne Ar­beits­leis­tung am Fir­men­sitz A-Straße, A-B-Stadt ord­nungs­gemäß an­ge­bo­ten. Es wur­de ihm so­dann mit­ge­teilt, er ha­be "Haus­ver­bot". Un­ser Man­dant wur­de auf­ge­for­dert, wei­ter am Pro­jekt "Spi­der" in C-Stadt, D-Straße 0, zu ar­bei­ten. Un­ser Man­dant hat sich un­ter Pro­test nach C-Stadt be­ge­ben. Er muss­te fest­stel­len, dass ihm kein Netz­werk­zu­gang zur Verfügung steht.

Die Par­tei­en ha­ben sich be­kannt­lich im Ver­gleich vom 08.10.2014 vor dem Ar­beits­ge­richt Ko­blenz da­hin­ge­hend ver­ein­bart, dass un­ser Man­dant ab dem 16.11.2014 ver­trags­ge­recht beschäftigt wird und der Haupt­ar­beits­platz sich in der A-Straße 0, A-B-Stadt be­fin­det.

Wir ha­ben Ih­re Man­dant­schaft auf­zu­for­dern, un­verzüglich, spätes­tens bis

heu­te Mit­tag, 12:00 Uhr

un­se­ren Man­dan­ten ver­trags­ge­recht am Ar­beits­platz in der A.-Straße 0, A-B-Stadt zu beschäfti­gen.

Soll­te ei­ne frist­gemäße ver­trags­ge­rech­te Beschäfti­gung nicht er­fol­gen, wird un­ser Man­dant das Ar­beits­verhält­nis frist­los kündi­gen."

Dar­auf er­wi­der­te der Pro­zess­be­vollmäch­tig­te der Kläge­rin um 11:58 Uhr wie folgt (Bl. 110 d. A.):

"Sehr ge­ehr­te Da­men und Her­ren Kol­le­gen,

wir neh­men Be­zug auf Ihr Schrei­ben vom heu­ti­gen Ta­ge.

Nach dem Ver­gleich vor dem Ar­beits­ge­richt Ko­blenz wur­de ver­ein­bart, Ih­ren Man­dan­ten ab dem 16.11.2014 zu beschäfti­gen auf der Ba­sis des Ar­beits­ver­tra­ges mit dem Haupt­ar­beits­ort B-Stadt. Sons­ti­ge Re­ge­lun­gen wur­den nicht ge­trof­fen, so dass sich die Sach­la­ge nicht geändert hat ge­genüber dem Zeit­punkt vor dem An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung. Zu erwähnen ist ins­be­son­de­re, dass Ihr Man­dant mehr­fach, auch vor dem Ar­beits­ge­richt Ko­blenz, erklärt hat, er wer­de für den Ar­beit­ge­ber nicht mehr ar­bei­ten. Es ist da­her ernst­haft zu be­zwei­feln, ob Ihr Man­dant über­haupt ar­beits­wil­lig ist.

Un­ge­ach­tet des­sen ist die von Ih­nen ge­setz­te Frist un­an­ge­mes­sen, ins­be­son­de­re un­ter Berück­sich­ti­gung, dass sich der Un­ter­zeich­ner in ei­ner Fort­bil­dungs­ver­an­stal­tung be­fin­det und so­mit erst im Lau­fe des Nach­mit­ta­ges die An­ge­le­gen­heit mit der Par­tei ab­ge­stimmt wer­den kann.

Wir wer­den Ih­nen da­her im Lau­fe des Ta­ges, bis 18.00 Uhr, mit­tei­len, wel­che Tätig­keit an wel­chem Ort Ih­rem Man­dan­ten ab mor­gen 8.00 Uhr zu­ge­wie­sen wer­den."

Dar­auf­hin kündig­te der Be­klag­te mit Schrei­ben vom 17. No­vem­ber 2014 (Bl. 160 d. A.), das der Kläge­rin am glei­chen Tag zu­ging, sein Ar­beits­verhält­nis außer­or­dent­lich frist­los.

Mit ih­rer am 20. No­vem­ber 2014 beim Ar­beits­ge­richt Ko­blenz ein­ge­gan­ge­nen Kla­ge hat sich die Kläge­rin ge­gen die Be­en­di­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses durch die vom Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung vom 17. No­vem­ber 2014 ge­wandt. Mit Schrei­ben vom 21. De­zem­ber 2014 (Bl. 226 d. A.) und 12. März 2015 (Bl. 339 d. A.) kündig­te der Be­klag­te sein Ar­beits­verhält­nis mit der Kläge­rin je­weils er­neut frist­los. Die­se Kündi­gun­gen hat die Kläge­rin je­weils mit ei­ner ent­spre­chen­den Kla­ge­er­wei­te­rung an­ge­grif­fen.

Un­ter dem 29. Ok­to­ber 2014 wur­de im Han­dels­re­gis­ter des Amts­ge­richts Ko­blenz die P-GmbH mit fol­gen­dem Un­ter­neh­mens­ge­gen­stand ein­ge­tra­gen: "Er­brin­gung von Dienst­leis­tun­gen so­wie Or­ga­ni­sa­ti­on, Ko­or­di­na­ti­on, Be­ra­tung, Er­stel­lung von Kon­zep­ten, Op­ti­mie­rung von Be­triebs­abläufen so­wie Pro­gram­mie­rung im Be­reich Lo­gis­tik so­wie zu­gehöri­ge Soft­warelösun­gen". Geschäftsführer der P-GmbH ist der Va­ter des Geschäftsführers der persönlich haf­ten­den Ge­sell­schaf­te­rin der Kläge­rin. Zu den Ge­sell­schaf­tern zählen auch die bis je­den­falls im Sep­tem­ber 2014 als Ar­beit­neh­mer der Kläge­rin beschäftig­ten L., F. S., M. Sch. und G. W., die ihr Ar­beits­verhält­nis mit der Kläge­rin im Sep­tem­ber 2014 gekündigt ha­ben. Nicht als Ge­sell­schaf­ter be­tei­ligt an der P-GmbH ist der Be­klag­te.

We­gen des wech­sel­sei­ti­gen erst­in­stanz­li­chen Vor­brin­gens der Par­tei­en wird auf den Tat­be­stand des Ur­teils des Ar­beits­ge­richts Ko­blenz vom 28. Mai 2015 - 10 Ca 4437/14 - und die erst­in­stanz­lich ein­ge­reich­ten Schriftsätze nebst An­la­gen Be­zug ge­nom­men.

Die Kläge­rin hat erst­in­stanz­lich be­an­tragt,

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 17. No­vem­ber 2014 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 17. No­vem­ber 2014 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht,

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 21. De­zem­ber 2014 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 21. De­zem­ber 2014 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht,

3. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 12. März 2015 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 12 März 2015 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht.

Der Be­klag­te hat be­an­tragt,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Mit Ur­teil vom 28. Mai 2015 - 10 Ca 4437/14 - hat das Ar­beits­ge­richt die Kla­ge ab­ge­wie­sen. We­gen der Be­gründung des Ar­beits­ge­richts wird auf die Ent­schei­dungs­gründe sei­nes Ur­teils ver­wie­sen.

Ge­gen das ihr am 26. Ju­ni 2015 zu­ge­stell­te Ur­teil des Ar­beits­ge­richts hat die Kläge­rin mit Schrift­satz vom 21. Ju­li 2015, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am glei­chen Tag ein­ge­gan­gen, Be­ru­fung ein­ge­legt und die­se nach an­trags­gemäßer Verlänge­rung der Be­ru­fungs­be­gründungs­frist bis zum 28. Sep­tem­ber 2015 mit Schrift­satz vom 28. Sep­tem­ber 2015, beim Lan­des­ar­beits­ge­richt Rhein­land-Pfalz am glei­chen Tag ein­ge­gan­gen, be­gründet.

Sie trägt vor, der Beschäfti­gungs­an­spruch des Be­klag­ten sei im Lich­te der Recht­spre­chung des Großen Se­nats des Bun­des­ar­beits­ge­richts zu würdi­gen. Im Rah­men des ihr zu­ste­hen­den Di­rek­ti­ons­rechts ha­be sie dem Be­klag­ten die Tätig­keit für das Pro­jekt "Spi­der" zu­wei­sen können. Da­bei sei ins­be­son­de­re zu berück­sich­ti­gen, dass die­se Tätig­keit nur ei­ne sol­che von vorüber­ge­hen­der Dau­er ge­we­sen sei. Die vorüber­ge­hen­de Zu­wei­sung von Tätig­kei­ten im Büro in C-Stadt stel­le kei­ne Wei­ge­rung ei­ner ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung dar. Hier­an ände­re auch der am 08. Ok­to­ber 2014 vor dem Ar­beits­ge­richt ab­ge­schlos­se­ne Ver­gleich nichts. Hier­durch sei ihr Di­rek­ti­ons­recht nicht be­schränkt wor­den. Selbst wenn die Zu­wei­sung von Tätig­kei­ten an ei­nem an­de­ren Ort nicht von ih­rem Di­rek­ti­ons­recht ge­deckt ge­we­sen wäre, sei der Be­klag­te an ih­re Wei­sun­gen vorläufig ge­bun­den. Bei verständi­ger Würdi­gung des von ihr vor­ge­tra­ge­nen Sach­ver­halts ha­be sie an der Loya­lität des Be­klag­ten zwei­feln dürfen. Im Hin­blick dar­auf, dass der Be­klag­te un­strei­tig erklärt ha­be, dass er be­ab­sich­ti­ge, sich der neu­en Kon­kur­renz­ge­sell­schaft an­zu­sch­ließen, sei­en die tatsächli­chen Umstände ge­eig­net ge­we­sen, die Ver­trau­ens­grund­la­ge zwi­schen den Par­tei­en in Fort­fall kom­men zu las­sen. In ei­ner sol­chen Si­tua­ti­on dürfe ein verständi­ger Ar­beit­ge­ber die Be­ein­träch­ti­gung schutz­wer­ter In­ter­es­sen befürch­ten, so dass der Beschäfti­gungs­an­spruch des Ar­beit­neh­mers zurück­tre­ten müsse. Vor­lie­gend ge­he es nicht um die Un­ter­sa­gung nach­ver­trag­li­chen Wett­be­werbs oh­ne Ka­ren­zentschädi­gung durch den Ar­beit­ge­ber, son­dern der Ar­beit­ge­ber wol­le, dass der Ar­beit­neh­mer sei­nen Ar­beits­ver­trag erfülle und er sich während des be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses Wett­be­werb ent­hal­te. Das Ar­beits­ge­richt ha­be das Ver­hal­ten des Be­klag­ten nach Ab­schluss des Ver­gleichs vom 08. Ok­to­ber 2014 nicht berück­sich­tigt. Im Be­spre­chungs­ter­min vom 07. Ok­to­ber 2014 ha­be der Be­klag­te er­neut erklärt, dass er nicht mehr für sie tätig wer­de. Darüber hin­aus ha­be er sein Struk­tur­pa­pier vor­ge­legt, aus wel­chem er­sicht­lich sei, dass der Be­klag­te Teil der Kon­kur­renz­ge­sell­schaft (New­Co) sei und da­her die Ab­sicht be­ste­he, ent­we­der ihr Un­ter­neh­men zu über­neh­men oder zu die­sem in Kon­kur­renz zu tre­ten. Ob­jek­ti­ve Tat­sa­chen würden den Ver­dacht be­gründen, dass der Be­klag­te im La­ger der an­de­ren aus­schei­den­den Ar­beit­neh­mer ste­he und er Initia­tor, Mit­be­gründer und/oder Sym­pa­thi­sant des Kon­kur­renz­un­ter­neh­mens sei, wel­ches un­strei­tig An­fang No­vem­ber 2014 wett­be­werbs­wid­rig in den Markt ge­tre­ten sei. Sie wol­le den Be­klag­ten an der ver­ein­bar­ten Ver­trags­lauf­zeit fest­hal­ten und er­war­te verständ­li­cher­wei­se während des be­ste­hen­den Ver­trags­verhält­nis­ses, dass die­ser Wett­be­werbs­hand­lun­gen un­ter­las­se. Bei die­ser In­ter­es­sen­la­ge ha­be sie ihm vorüber­ge­hend Tätig­kei­ten zu­ge­wie­sen, die der Ge­fahr be­geg­nen soll­ten, dass die­ser schutz­wer­te In­ter­es­sen ver­let­ze. Durch pro­vo­kan­tes Ver­hal­ten ver­su­che der Be­klag­te, sie zu ei­ner außer­or­dent­lich frist­lo­sen Kündi­gung des Ar­beits­verhält­nis­ses zu ver­an­las­sen, um hier­durch sein Ziel zu er­rei­chen, da die Par­tei­en ein nach­ver­trag­li­ches Wett­be­werbs­ver­bot nicht wirk­sam ver­ein­bart hätten. Bei verständi­ger In­ter­es­sen­abwägung hätte das Ar­beits­ge­richt zu dem Er­geb­nis ge­lan­gen müssen, dass die Kündi­gung vom 17. No­vem­ber 2014 das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en nicht außer­or­dent­lich frist­los be­en­det ha­be. An­de­ren­falls sei ein Ar­beit­ge­ber schutz­los ge­stellt ge­genüber Ar­beit­neh­mern, wel­che sich nicht ver­trags­treu ver­hal­ten woll­ten. In ei­ner sol­chen Kon­stel­la­ti­on tre­te der grundsätz­lich be­ste­hen­de Beschäfti­gungs­an­spruch hin­ter die In­ter­es­sen des Ar­beit­ge­bers zurück, das Un­ter­neh­men vor Scha­den zu be­wah­ren.

Die Kläge­rin be­an­tragt,

das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ko­blenz vom 28. Mai 2015 - 10 Ca 4437/14 - ab­zuändern und

1. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 17. No­vem­ber 2014 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 17. No­vem­ber 2014 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht,

2. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 21. De­zem­ber 2014 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 21. De­zem­ber 2014 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht,

3. fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en durch die außer­or­dent­li­che frist­lo­se Kündi­gung des Be­klag­ten vom 12. März 2015 nicht auf­gelöst wor­den ist, hilfs­wei­se fest­zu­stel­len, dass das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en über den 12. März 2015 hin­aus un­gekündigt fort­be­steht.

Der Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Er er­wi­dert, die frist­lo­se Kündi­gung vom 17. No­vem­ber 2014 sei wirk­sam, weil die Kläge­rin fort­ge­setzt und in schi­kanöser Wei­se ge­gen die ihr ob­lie­gen­de Ver­pflich­tung zu sei­ner ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung ver­s­toßen ha­be. Die Kläge­rin ha­be ihm nicht nur nicht ver­trags­ge­recht beschäftigt, son­dern ihn durch wie­der­hol­tes Haus­ver­bot für die Geschäftsräume in A-B-Stadt be­son­ders ge­demütigt und her­ab­ge­setzt. Dass die Kläge­rin in kei­ner Wei­se ge­willt ge­we­sen sei, ih­ren ver­trag­li­chen Ver­pflich­tun­gen nach­zu­kom­men, zei­ge ins­be­son­de­re ihr Ver­hal­ten nach dem ab­ge­schlos­se­nen ge­richt­li­chen Ver­gleich. Die Kläge­rin ha­be nach dem ab­ge­schlos­se­nen Ver­gleich mehr als ei­nen Mo­nat Zeit ge­habt, ei­ne ver­trags­ge­rech­te Beschäfti­gung für ihn vor­zu­be­rei­ten. Sie sei ver­pflich­tet ge­we­sen, das Haus­ver­bot auf­zu­he­ben und ihn zu­min­dest mit ei­ner gleich­wer­ti­gen Tätig­keit an sei­nem Haupt­ar­beits­platz am Fir­men­sitz zu beschäfti­gen. Ein Wei­sungs­recht, ihn nach C-Stadt zu schi­cken, ha­be der Kläge­rin nicht zu­ge­stan­den. Das an­geb­li­che "Ge­heim­pro­jekt Spi­der" sei nur ei­ne vor­ge­scho­be­ne Auf­ga­be ge­we­sen, zu­mal der Ar­beit­ge­ber ei­nen Mit­ar­bei­ter, des­sen Loya­lität er in Fra­ge stel­le, nicht mit für das Un­ter­neh­men wich­ti­gen Ge­heim­aufträgen be­trau­en wer­de. Letzt­lich wer­de dies auch da­durch bestätigt, dass ihm von der Kläge­rin kein Netz­werk­zu­gang ein­geräumt wor­den sei. Aus dem ei­ge­nen Vor­trag der Kläge­rin ge­he her­vor, dass ihr be­wusst ge­we­sen sei, dass es sich bei der zu­ge­wie­se­nen Tätig­keit (Ge­heim­pro­jekt Spi­der) nicht um ei­ne ver­trags­ge­rech­te Beschäfti­gung han­de­le. Der von der Kläge­rin geäußer­te Ver­dacht sei zu kei­ner Zeit von ihr durch ent­spre­chen­de Tat­sa­chen ob­jek­tiv be­gründet wor­den. Mit ei­nem ver­trags­gemäßen Ver­hal­ten der Kläge­rin sei zum Zeit­punkt des Aus­spruchs der Kündi­gung am 17. No­vem­ber 2014 nicht mehr zu rech­nen ge­we­sen. An dem ge­sam­ten Ver­hal­ten der Kläge­rin zei­ge sich, dass sie nicht be­reit ge­we­sen sei, ihn trotz fort­be­ste­hen­den Ar­beits­verhält­nis­ses ver­trags­ge­recht zu beschäfti­gen. Ei­ne Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum 31. De­zem­ber 2006 sei ihm an­ge­sichts des Ver­hal­tens der Kläge­rin nicht mehr zu­mut­bar ge­we­sen. Dass er ein In­ter­es­se ge­habt ha­be, nach Möglich­keit un­ter Auf­he­bung des Ar­beits­verhält­nis­ses frühzei­tig bei der Kläge­rin aus­zu­schei­den, führe nicht da­zu, dass sei­ne Kündi­gung rechts­miss­bräuch­lich wer­de, wenn die Kläge­rin durch ihr Ver­hal­ten ei­nen wich­ti­gen Grund zum Aus­spruch ei­ner außer­or­dent­li­chen Kündi­gung set­ze. Im Übri­gen ha­be er kei­ne Tätig­keit ent­fal­tet, die be­reits als Kon­kur­renztätig­keit an­zu­se­hen sei und über die bloße Vor­be­rei­tung ei­nes Wech­sels hin­aus­gin­ge.

We­gen der wei­te­ren Ein­zel­hei­ten des Sach- und Streit­stan­des wird auf die Schriftsätze der Par­tei­en nebst An­la­gen so­wie auf den ge­sam­ten Ak­ten­in­halt Be­zug ge­nom­men.

Ent­schei­dungs­gründe

Die gemäß § 64 Abs. 1 und 2 Buchst. b und c ArbGG statt­haf­te Be­ru­fung der Kläge­rin ist zulässig. Sie ist ins­be­son­de­re form- und frist­ge­recht ein­ge­legt so­wie be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG i.V.m. 519, 520 ZPO).

Die Be­ru­fung der Kläge­rin hat aber in der Sa­che kei­nen Er­folg. Das Ar­beits­ge­richt hat zu Recht die Kla­ge ab­ge­wie­sen. Die gemäß § 256 Abs. 1 ZPO zulässi­gen Fest­stel­lungs­anträge sind un­be­gründet. Die vom Be­klag­ten aus­ge­spro­che­ne außer­or­dent­li­che Kündi­gung vom 17. No­vem­ber 2014 ist gemäß § 626 BGB wirk­sam und hat das Ar­beits­verhält­nis der Par­tei­en frist­los be­en­det.

1. Nach § 626 Abs. 1 BGB kann das Ar­beits­verhält­nis von je­dem Ver­trags­teil aus wich­ti­gem Grund oh­ne Ein­hal­tung ei­ner Kündi­gungs­frist gekündigt wer­den, wenn Tat­sa­chen vor­lie­gen, auf­grund de­rer dem Kündi­gen­den un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des Ein­zel­fal­les und un­ter Abwägung der In­ter­es­sen bei­der Ver­trags­tei­le die Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses bis zum Ab­lauf der Kündi­gungs­frist nicht zu­ge­mu­tet wer­den kann. Die Wei­ge­rung des Ar­beit­ge­bers, ei­nen Ar­beit­neh­mer ver­trags­gemäß zu beschäfti­gen, ist an sich ge­eig­net, ei­nen wich­ti­gen Grund zur frist­lo­sen Kündi­gung zu bil­den, und zwar auch dann, wenn der Ar­beit­ge­ber be­reit ist, das ver­ein­bar­te Ge­halt wei­ter­zu­zah­len. Der Ar­beit­neh­mer hat nämlich grundsätz­lich ei­nen Beschäfti­gungs­an­spruch, weil es für ihn nicht nur dar­auf an­kommt, sein Ge­halt zu er­hal­ten, son­dern auch dar­auf, sich im Ar­beits­verhält­nis ent­spre­chend sei­nen Fähig­kei­ten und Leis­tun­gen fach­lich und persönlich zu ent­fal­ten. Da­bei ist ei­ne teil­wei­se Ent­zie­hung von we­sent­li­chen Auf­ga­ben nicht an­ders zu be­wer­ten als ei­ne völli­ge Su­s­pen­die­rung, weil das Ver­lan­gen, nur noch we­ni­ger ver­ant­wor­tungs­vol­le Auf­ga­ben zu ver­rich­ten, demüti­gen­der sein kann als ei­ne völli­ge Nicht­beschäfti­gung (BAG 15. Ju­ni 1972 - 2 AZR 345/71 - Rn. 18 f., AP BGB § 628 Nr. 7).

2. Die Kläge­rin hat die ihr ob­lie­gen­de Pflicht zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten nach Maßga­be der im Ver­gleich vom 08. Ok­to­ber 2014 ge­trof­fe­nen Re­ge­lung er­heb­lich ver­letzt. Dar­in liegt ein wich­ti­ger Grund i.S.v. § 626 Abs. 1 BGB zur außer­or­dent­li­chen Kündi­gung.

Der Be­klag­te hat mit sei­nem An­trag auf Er­lass ei­ner einst­wei­li­gen Verfügung in dem von dem Ar­beits­ge­richt Ko­blenz geführ­ten Vor­pro­zess der Par­tei­en (Az.: 6 Ga 61/14) sei­ne ver­trags­gemäße Beschäfti­gung im Be­trieb der Kläge­rin an ih­rem Sitz in A-B-Stadt ("A-Straße in A-B-Stadt) ver­langt. Im Ter­min zur münd­li­chen Ver­hand­lung vom 08. Ok­to­ber 2014 vor dem Ar­beits­ge­richt ha­ben die Par­tei­en ver­ein­bart, dass der Be­klag­te be­gin­nend mit dem 16. No­vem­ber 2014 ver­trags­gemäß beschäftigt wird nach Maßga­be des In­halts des schrift­li­chen Ar­beits­ver­tra­ges der Par­tei­en vom 30. De­zem­ber 1996 und mit der wei­te­ren Maßga­be, dass der Haupt­ar­beits­platz des Be­klag­ten sich in der Al­ten R-Straße 0, A-B-Stadt, be­fin­det. Die­ser Ver­pflich­tung ist die Kläge­rin nicht nach­ge­kom­men.

Der Be­klag­te ist am Mon­tag, 17. No­vem­ber 2014, um 8.00 Uhr bei der Kläge­rin an de­ren Fir­men­sitz in A-B-Stadt, A-Straße, zur Auf­nah­me sei­ner Ar­beit gemäß dem ge­richt­li­chen Ver­gleich er­schie­nen. Gleich­wohl wur­de ihm sei­ne ver­trags­gemäße Beschäfti­gung an sei­nem Haupt­ar­beits­platz ver­wei­gert. Statt­des­sen wur­de er er­neut nach C-Stadt ver­bracht und dort iso­liert, in­dem er ein an­geb­li­ches Ge­heim­pro­jekt "Spi­der" in ei­nem ei­gens nur für ihn in der ehe­ma­li­gen Woh­nung der Großel­tern des Geschäftsführers der Kläge­rin her­ge­rich­te­ten "Büro" al­lei­ne be­ar­bei­ten soll­te, oh­ne dass ihm ein Zu­gang zum Netz­werk der Kläge­rin ein­geräumt wur­de. Ent­ge­gen der An­sicht der Kläge­rin liegt dar­in kei­ne zulässi­ge Ausübung des ihr zu­ste­hen­den Di­rek­ti­ons­rechts, son­dern ei­ne er­heb­li­che Ver­let­zung der von ihr nach dem ge­schlos­se­nen Ver­gleich ein­schränkungs­los über­nom­me­nen Ver­pflich­tung zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten an sei­nem Haupt­ar­beits­platz an ih­rem Fir­men­sitz. Im Hin­blick dar­auf, dass die Wei­sung der Kläge­rin be­reits we­gen Ver­s­toßes ge­gen die ihr nach dem Ver­gleich ob­lie­gen­de Beschäfti­gungs­pflicht un­wirk­sam ist, kommt auch ei­ne vorläufi­ge Bin­dung des Be­klag­ten an die ihm er­teil­te Wei­sung nicht in Be­tracht (vgl. hier­zu BAG 22. Fe­bru­ar 2012 - 5 AZR 249/11 - Rn. 24, NZA 2012, 858).

Die Kläge­rin kann sich auch nicht dar­auf be­ru­fen, dass der Beschäfti­gungs­an­spruch des Ar­beit­neh­mers nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts bei ei­nem über­wie­gen­den schutz­wer­ten In­ter­es­se des Ar­beit­ge­bers an der Nicht­beschäfti­gung zurück­tre­ten müsse und sie in An­be­tracht des ob­jek­tiv be­gründe­ten Ver­dachts von Wett­be­werbs­verstößen des Be­klag­ten an des­sen Loya­lität ha­be zwei­feln dürfen bzw. die Ver­trau­ens­grund­la­ge ent­fal­len sei. Die Par­tei­en ha­ben im Vor­feld des ab­ge­schlos­se­nen Ver­gleichs darüber ge­strit­ten, ob und auf wel­che Wei­se die Kläge­rin zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten ver­pflich­tet ist. Nach dem dar­auf­hin vom Be­klag­ten ein­ge­lei­te­ten einst­wei­li­gen Verfügungs­ver­fah­ren, in dem er sei­ne ver­trags­gemäße Beschäfti­gung im Be­trieb der Verfügungskläge­rin an de­ren Sitz in A-B-Stadt be­gehrt hat, ha­ben die Par­tei­en ih­ren Streit über den Beschäfti­gungs­an­spruch des Be­klag­ten durch den ge­schlos­se­nen Ver­gleich vom 08. Ok­to­ber 2014 bei­ge­legt. In die­sem Ver­gleich ha­ben sich die Par­tei­en dar­auf ge­ei­nigt, dass der Be­klag­te bis zum 15. No­vem­ber 2014 frei­ge­stellt wird und be­gin­nend mit dem 16. No­vem­ber 2014 ver­trags­ge­recht beschäftigt wird nach Maßga­be des In­halts des schrift­li­chen Ar­beits­ver­trags der Par­tei­en vom 30. De­zem­ber 1996 und mit der wei­te­ren Maßga­be, dass der Haupt­ar­beits­platz des Be­klag­ten sich in der R-Straße 0, A-B-Stadt be­fin­det. Da­mit ha­ben die Par­tei­en zur Bei­le­gung ih­res Streits über das Be­ste­hen ei­nes Beschäfti­gungs­an­spruchs des Be­klag­ten ein­ver­nehm­lich fest­ge­legt, dass der Be­klag­te ab dem 16. No­vem­ber 2014 ver­trags­gemäß an sei­nem Haupt­ar­beits­platz am Fir­men­sitz beschäftigt wird, oh­ne dass sich die Kläge­rin ein Recht zur völli­gen oder teil­wei­sen Su­s­pen­die­rung des Be­klag­ten we­gen des von ihr ge­heg­ten Ver­dachts ei­nes Ver­s­toßes ge­gen das Wett­be­werbs­ver­bot vor­be­hal­ten hat. Die Kläge­rin hat­te be­reits am 08. Sep­tem­ber 2014 ei­nen Pri­vat­de­tek­tiv be­auf­tragt we­gen des von ihr an­geführ­ten Ver­dachts ei­nes wett­be­werbs­wid­ri­gen Ver­hal­tens des Be­klag­ten und sei­ner Ar­beits­kol­le­gen, die ihr Ar­beits­verhält­nis im Sep­tem­ber 2014 gekündigt ha­ben. Gleich­wohl hat sie sich in dem zwi­schen den Par­tei­en ge­schlos­se­nen Ver­gleich ein­schränkungs­los zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten an sei­nem Haupt­ar­beits­platz am Fir­men­sitz ver­pflich­tet. Im Hin­blick dar­auf, dass die Ver­pflich­tung der Kläge­rin zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten im Ver­gleich
ein­ver­nehm­lich fest­ge­legt wor­den ist, kann sie sich nicht mehr dar­auf be­ru­fen, dass nach der Recht­spre­chung des Bun­des­ar­beits­ge­richts auf­grund ih­rer Zwei­fel an der Loya­lität des Be­klag­ten und des Weg­falls der Ver­trau­ens­grund­la­ge der Beschäfti­gungs­an­spruch des Be­klag­ten zurück­tre­ten müsse.

Der Be­klag­te hat die Kläge­rin mit an­walt­li­chem Schrei­ben vom 17. No­vem­ber 2014 noch am glei­chen Tag auf­ge­for­dert, ihn un­verzüglich, spätes­tens bis 12.00 Uhr ver­trags­ge­recht am Ar­beits­platz in der R-Straße 0, A-B-Stadt, zu beschäfti­gen. Fer­ner hat er dar­auf hin­ge­wie­sen, dass er das Ar­beits­verhält­nis frist­los kündi­gen wer­de, falls ei­ne frist­gemäße ver­trags­ge­rech­te Beschäfti­gung nicht er­fol­gen soll­te. In der so­dann er­folg­ten an­walt­li­chen Stel­lung­nah­me von Sei­ten der Kläge­rin wird le­dig­lich an­gekündigt, dass dem Be­klag­ten im Lau­fe des Ta­ges bis 18.00 Uhr mit­ge­teilt wer­de, wel­che Tätig­keit an wel­chem Ort ihm ab mor­gen 8.00 Uhr zu­ge­wie­sen wer­de. Im Hin­blick dar­auf, dass die Ar­beits­auf­nah­me des Be­klag­ten im Ver­gleich aus­drück­lich fest­ge­legt war, so dass die Kläge­rin mehr als aus­rei­chend Zeit und Ge­le­gen­heit hat­te, ei­ne ver­trags­gemäße Beschäfti­gung des Be­klag­ten zu gewähr­leis­ten, war dem Be­klag­ten ein wei­te­res Zu­war­ten nicht mehr zu­mut­bar. Nach­dem zu­vor von Sei­ten der Kläge­rin ein Haus­ver­bot aus­ge­spro­chen wor­den war, hätte sie un­miss­verständ­lich zum Aus­druck brin­gen müssen, dass die­ses auf­grund des ge­schlos­se­nen Ver­gleichs ge­gen­stands­los ist und sich der Haupt­ar­beits­platz des Be­klag­ten gemäß der im Ver­gleich ge­trof­fe­nen Re­ge­lung an ih­rem Sitz in A-B-Stadt be­fin­det. Der´Ge­sche­hens­ab­lauf vom 17. No­vem­ber 2014 lässt dar­auf schließen, dass die Kläge­rin nicht ge­willt war, den auf der Grund­la­ge des Ver­trags vom 30. De­zem­ber 1996 zu­vor als "Chief Pro­duct Of­fi­cer" täti­gen Be­klag­ten ver­trags­gemäß mit ei­ner zu­min­dest gleich­wer­ti­gen Tätig­keit an sei­nem Haupt­ar­beits­platz am Fir­men­sitz zu beschäfti­gen. Mit­hin be­durf­te es auch kei­ner (er­neu­ten) Ab­mah­nung.

3. Nach der vor­zu­neh­men­den In­ter­es­sen­abwägung un­ter Berück­sich­ti­gung al­ler Umstände des vor­lie­gen­den Fal­les über­wiegt das In­ter­es­se des Be­klag­ten an der vor­zei­ti­gen Be­en­di­gung sei­nes Ar­beits­verhält­nis­ses ge­genüber dem In­ter­es­se der Kläge­rin an der wei­te­ren Fort­set­zung des Ar­beits­verhält­nis­ses.

Auf­grund der Ver­let­zung der im Ver­gleich ein­ver­nehm­lich fest­ge­leg­ten Ver­pflich­tung zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung des Be­klag­ten an sei­nem Haupt­ar­beits­platz war es die­sem im Zeit­punkt des Kündi­gungs­aus­spruchs nicht mehr zu­mut­bar, das Ar­beits­verhält­nis mit der Kläge­rin noch über ei­nen Zeit­raum von mehr als zwei Jah­ren bis zum Ab­lauf der or­dent­li­chen Kündi­gungs­frist am 31. De­zem­ber 2016 fort­zu­set­zen.

So­weit die Kläge­rin dar­auf ver­wie­sen hat, dass der Be­klag­te nicht mehr für sie ar­bei­ten, son­dern mit der von ihm aus­ge­spro­che­nen Kündi­gung nur dem während des Ar­beits­verhält­nis­ses be­ste­hen­den Wett­be­werbs­ver­bot ent­ge­gen wol­le, ändert dies nichts dar­an, dass sie ih­rer­seits bei Fort­set­zung des - trotz der be­haup­te­ten Verstöße ge­gen das Wett­be­werbs­ver­bot von ihr nicht gekündig­ten - Ar­beits­verhält­nis­ses auch der im Ver­gleich ein­schränkungs­los über­nom­me­nen Ver­pflich­tung zur ver­trags­gemäßen Beschäfti­gung hätte nach­kom­men müssen und der Be­klag­te aus­drück­lich so­wie un­ter An­dro­hung ei­ner frist­lo­sen Kündi­gung sei­ne tatsächli­che Beschäfti­gung ver­langt hat. Wenn die Kläge­rin we­gen des von ihr ge­schil­der­ten Sach­ver­hal­tes dem Be­klag­ten künf­tig Wett­be­werb un­ter­sa­gen will, oh­ne ihn wei­ter­beschäfti­gen zu wol­len bzw. zu müssen, hätte sie ein nach­ver­trag­li­ches Wett­be­werbs­ver­bot mit ei­ner ent­spre­chen­den Ka­ren­zentschädi­gung wirk­sam mit dem Be­klag­ten ver­ein­ba­ren müssen. So­weit die Kläge­rin dar­auf ver­wie­sen hat, dass es ihr auf­grund des Ver­hal­tens des Be­klag­ten am 01. Au­gust 2014 und 04. Sep­tem­ber 2014 nicht zu­zu­mu­ten sei, ihn an ih­rem Fir­men­sitz zu beschäfti­gen, ist dem ent­ge­gen­zu­hal­ten, dass die Par­tei­en gleich­wohl im Ver­gleich vom 08. Ok­to­ber 2014 ein­ver­nehm­lich fest­ge­legt ha­ben, dass der Be­klag­te be­gin­nend mit dem 16. No­vem­ber 2014 ver­trags­gemäß mit der Maßga­be beschäftigt wird, dass sich sein Haupt­ar­beits­platz am Fir­men­sitz der Kläge­rin be­fin­det. Ergänzend wird auf die zu­tref­fen­den Ausführun­gen des Ar­beits­ge­richts zur In­ter­es­sen­abwägung ver­wie­sen (§ 69 Abs. 2 ArbGG).

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 97 Abs. 1 ZPO.

Die Zu­las­sung der Re­vi­si­on war nicht ver­an­lasst, weil hierfür die ge­setz­li­chen Vor­aus­set­zun­gen (§ 72 Abs. 2 ArbGG) nicht vor­lie­gen.

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