HENSCHE RECHTSANWÄLTE, FACHANWALTSKANZLEI FÜR ARBEITSRECHT

 

EuGH, Ur­teil vom 15.09.2015, C-67/14 - Ali­ma­no­vic

   
Schlagworte: Arbeitslosengeld, EU-Bürger
   
Gericht: Europäischer Gerichtshof
Aktenzeichen: C-67/14
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 15.09.2015
   
Leitsätze:

Art. 24 der Richtlinie 2004/38/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 über das Recht der Unionsbürger und ihrer Familienangehörigen, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten, zur Änderung der Verordnung (EWG) Nr. 1612/68 und zur Aufhebung der Richtlinien 64/221/EWG, 68/360/EWG, 72/194/EWG, 73/148/EWG, 75/34/EWG, 75/35/EWG, 90/364/EWG, 90/365/EWG und 93/96/EWG und Art. 4 der Verordnung (EG) Nr. 883/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 zur Koordinierung der Systeme der sozialen Sicherheit in der durch die Verordnung (EU) Nr. 1244/2010 der Kommission vom 9. Dezember 2010 geänderten Fassung sind dahin auszulegen, dass sie der Regelung eines Mitgliedstaats nicht entgegenstehen, nach der Staatsangehörige anderer Mitgliedstaaten, die sich in der von Art. 14 Abs. 4 Buchst. b der Richtlinie 2004/38 erfassten Situation befinden, vom Bezug bestimmter „besonderer beitragsunabhängiger Geldleistungen“ im Sinne von Art. 70 Abs. 2 der Verordnung Nr. 883/2004, die auch eine Leistung der „Sozialhilfe“ im Sinne von Art. 24 Abs. 2 der Richtlinie 2004/38 darstellen, ausgeschlossen werden, während Staatsangehörige des betreffenden Mitgliedstaats, die sich in der gleichen Situation befinden, diese Leistungen erhalten.

Vorinstanzen:
   

UR­TEIL DES GERICH­TSHOFS (Große Kam­mer)

15. Sep­tem­ber 2015(*)

„Vor­la­ge zur Vor­ab­ent­schei­dung - Freizügig­keit - Uni­onsbürger­schaft - Gleich­be­hand­lung - Richt­li­nie 2004/38/EG - Art. 24 Abs. 2 - So­zi­al­hil­fe - Ver­ord­nung (EG) Nr. 883/2004 - Art. 4 und
70 - Be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen - Ar­beit­su­chen­de Staats­an­gehöri­ge ei­nes Mit­glied­staats, die sich im Ge­biet ei­nes an­de­ren Mit­glied­staats auf­hal­ten - Aus­schluss -
Auf­recht­er­hal­tung der Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft“

In der Rechts­sa­che C-67/14

be­tref­fend ein Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen nach Art. 267 AEUV, ein­ge­reicht vom Bun­des­so­zi­al­ge­richt (Deutsch­land) mit Ent­schei­dung vom 12. De­zem­ber 2013, beim Ge­richts­hof ein­ge­gan­gen am 10. Fe­bru­ar 2014, in dem Ver­fah­ren

Job­cen­ter Ber­lin Neukölln

ge­gen

Na­zi­fa Ali­ma­no­vic,
So­ni­ta Ali­ma­no­vic,
Va­len­ti­na Ali­ma­no­vic,
Va­len­ti­no Ali­ma­no­vic

erlässt

DER GERICH­TSHOF (Große Kam­mer)

un­ter Mit­wir­kung des Präsi­den­ten V. Skou­ris, des Vi­ze­präsi­den­ten K. Lena­erts, der Kam­mer­präsi­den­ten A. Tiz­za­no, L. Bay Lar­sen, T. von Dan­witz, A. Ó Cao­imh, J.-C. Bo­ni­chot und C. Va­j­da, der Rich­ter E. Le­vits und A. Ara­b­ad­jiev, der Rich­te­rin­nen C. Toa­der und M. Ber­ger (Be­richt­er­stat­te­rin) so­wie der Rich­ter E. Ja­rašiūnas, C. G. Fern­lund und J. L. da Cruz Vi­laça,

Ge­ne­ral­an­walt: M. Wa­the­let,

Kanz­ler: M. Alek­se­jev, Ver­wal­tungs­rat,

auf­grund des schrift­li­chen Ver­fah­rens und auf die münd­li­che Ver­hand­lung vom 3. Fe­bru­ar 2015, un­ter

Berück­sich­ti­gung der Erklärun­gen

- von Na­zi­fa Ali­ma­no­vic, So­ni­ta Ali­ma­no­vic, Va­len­ti­na Ali­ma­no­vic und Va­len­ti­no Ali­ma­no­vic, ver­tre­ten durch Rechts­an­walt D. Men­de und Rechts­anwältin E. Stef­fen,

- der deut­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch T. Hen­ze und J. Möller als Be­vollmäch­tig­te,

- der däni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch M. Wolff als Be­vollmäch­tig­te,

- von Ir­land, ver­tre­ten durch E. Cree­don, A. Joy­ce und E. Mc­Phil­lips als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von G. Gil­mo­re, BL,

- der französi­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch G. de Ber­gues und R. Coe­s­me als Be­vollmäch­tig­te,

- der ita­lie­ni­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch G. Pal­mie­ri als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von F. Var­ro­ne, av­vo­ca­to del­lo Sta­to,

- der schwe­di­schen Re­gie­rung, ver­tre­ten durch A. Falk, K. Sparr­man, C. Mey­er-Seitz, U. Pers­son, N. Ot­te Wid­gren, L. Swe­den­borg, E. Karls­son und F. Sjövall als Be­vollmäch­tig­te,

- der Re­gie­rung des Ver­ei­nig­ten König­reichs, ver­tre­ten durch J. Bee­ko als Be­vollmäch­tig­te im Bei­stand von J. Cop­pel, QC,

- der Eu­ropäischen Kom­mis­si­on, ver­tre­ten durch M. Kel­ler­bau­er und D. Mar­tin als Be­vollmäch­tig­te,

nach Anhörung der Schluss­anträge des Ge­ne­ral­an­walts in der Sit­zung vom 26. März 2015 fol­gen­des

Ur­teil

1 Das Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen be­trifft die Aus­le­gung von Art. 18 AEUV und Art. 45 Abs. 2 AEUV, der Art. 4 und 70 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 883/2004 des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 29. April 2004 zur Ko­or­di­nie­rung der Sys­te­me der so­zia­len Si­cher­heit (ABl. L 166, S. 1, be­rich­tigt in ABl. 2004, L 200, S. 1) in der durch die Ver­ord­nung (EU) Nr. 1244/2010 der Kom­mis­si­on vom 9. De­zem­ber 2010 (ABl. L 338, S. 35) geänder­ten Fas­sung (im Fol­gen­den: Ver­ord­nung Nr. 883/2004) so­wie von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 29. April 2004 über das Recht der Uni­onsbürger und ih­rer Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen, sich im Ho­heits­ge­biet der Mit­glied­staa­ten frei zu be­we­gen und auf­zu­hal­ten, zur Ände­rung der Ver­ord­nung (EWG) Nr. 1612/68 und zur Auf­he­bung der Richt­li­ni­en 64/221/EWG, 68/360/EWG, 72/194/EWG, 73/148/EWG, 75/34/EWG, 75/35/EWG, 90/364/EWG, 90/365/EWG und 93/96/EWG (ABl. L 158, S. 77, be­rich­tigt in ABl. 2004, L 229, S. 35).
2 Es er­geht im Rah­men ei­nes Rechts­streits zwi­schen dem Job­cen­ter Ber­lin Neukölln (im Fol­gen­den: Job­cen­ter) auf der ei­nen und Na­zi­fa Ali­ma­no­vic und ih­ren drei Kin­dern So­ni­ta, Va­len­ti­na und Va­len­ti­no Ali­ma­no­vic (im Fol­gen­den zu­sam­men: Fa­mi­lie Ali­ma­no­vic) auf der an­de­ren Sei­te we­gen der Auf­he­bung der Be­wil­li­gung von in den deut­schen Rechts­vor­schrif­ten vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen der Grund­si­che­rung durch das Job­cen­ter.

Recht­li­cher Rah­men

In­ter­na­tio­na­les Recht

3 Art. 1 des Eu­ropäischen Fürsor­ge­ab­kom­mens, das von den Mit­glie­dern des Eu­ro­pa­rats am 11. De­zem­ber 1953 in Pa­ris un­ter­zeich­net wur­de und in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land seit 1956 gilt (im Fol­gen­den: Fürsor­ge­ab­kom­men), stellt ein Gleich­be­hand­lungs­ge­bot mit fol­gen­dem Wort­laut auf:

„Je­der der Ver­trag­schließen­den ver­pflich­tet sich, den Staats­an­gehöri­gen der an­de­ren Ver­trag­schließen­den, die sich in ir­gend­ei­nem Teil sei­nes Ge­bie­tes, auf das die­ses Ab­kom­men An­wen­dung fin­det, er­laubt auf­hal­ten und nicht über aus­rei­chen­de Mit­tel verfügen, in glei­cher Wei­se wie sei­nen ei­ge­nen Staats­an­gehöri­gen und un­ter den glei­chen Be­din­gun­gen die Leis­tun­gen der so­zia­len und Ge­sund­heitsfürsor­ge … zu gewähren, die in der in die­sem Teil sei­nes Ge­bie­tes gel­ten­den Ge­setz­ge­bung vor­ge­se­hen sind.“

4 Nach Art. 16 Buchst. b des Fürsor­ge­ab­kom­mens hat „[j]eder Ver­trag­schließen­de … dem Ge­ne­ral­se­kretär des Eu­ro­pa­ra­tes al­le neu­en Rechts­vor­schrif­ten mit­zu­tei­len, die in An­hang I noch nicht auf­geführt sind. Gleich­zei­tig mit die­ser Mit­tei­lung kann der Ver­trag­schließen­de Vor­be­hal­te hin­sicht­lich der An­wen­dung die­ser neu­en Rechts­vor­schrif­ten auf die Staats­an­gehöri­gen der an­de­ren Ver­trag­schließen­den ma­chen“. Der von der deut­schen Re­gie­rung am 19. De­zem­ber 2011 gemäß die­ser Vor­schrift erklärte Vor­be­halt hat fol­gen­den Wort­laut:

„Die Re­gie­rung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land über­nimmt kei­ne Ver­pflich­tung, die im Zwei­ten Buch So­zi­al­ge­setz­buch - Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de [im Fol­gen­den: SGB II] – in der je­weils gel­ten­den Fas­sung vor­ge­se­he­nen Leis­tun­gen an Staats­an­gehöri­ge der übri­gen Ver­trags­staa­ten in glei­cher Wei­se und un­ter den glei­chen Be­din­gun­gen wie den ei­ge­nen Staats­an­gehöri­gen zu­zu­wen­den.“

5 Die­ser Vor­be­halt wur­de den übri­gen ver­trag­schließen­den Par­tei­en des Fürsor­ge­ab­kom­mens gemäß des­sen Art. 16 Buchst. c zur Kennt­nis ge­bracht.

Uni­ons­recht

Die Ver­ord­nung Nr. 883/2004

6 Art. 4 („Gleich­be­hand­lung“) der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 be­stimmt:

„So­fern in die­ser Ver­ord­nung nichts an­de­res be­stimmt ist, ha­ben Per­so­nen, für die die­se Ver­ord­nung gilt, die glei­chen Rech­te und Pflich­ten auf­grund der Rechts­vor­schrif­ten ei­nes Mit­glied­staats wie die Staats­an­gehöri­gen die­ses Staa­tes.“

7 Art. 70 („All­ge­mei­ne Vor­schrift“) der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 steht in Ka­pi­tel 9 („Be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen“) des Ti­tels III die­ser Ver­ord­nung. Er sieht vor:

„(1) Die­ser Ar­ti­kel gilt für be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen, die nach Rechts­vor­schrif­ten gewährt wer­den, die auf­grund ih­res persönli­chen Gel­tungs­be­reichs, ih­rer Zie­le und/oder ih­rer An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen so­wohl Merk­ma­le der in Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­nann­ten Rechts­vor­schrif­ten der so­zia­len Si­cher­heit als auch Merk­ma­le der So­zi­al­hil­fe auf­wei­sen.

(2) Für die Zwe­cke die­ses Ka­pi­tels be­zeich­net der Aus­druck ‚be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen‘ die Leis­tun­gen:

a) die da­zu be­stimmt sind:

i) ei­nen zusätz­li­chen, er­satz­wei­sen oder ergänzen­den Schutz ge­gen die Ri­si­ken zu gewähren, die von den in Ar­ti­kel 3 Ab­satz 1 ge­nann­ten Zwei­gen der so­zia­len Si­cher­heit ge­deckt sind, und den be­tref­fen­den Per­so­nen ein Min­dest­ein­kom­men zur Be­strei­tung des Le­bens­un­ter­halts ga­ran­tie­ren, das in Be­zie­hung zu dem wirt­schaft­li­chen und so­zia­len Um­feld in dem be­tref­fen­den Mit­glied­staat steht,

oder

ii) al­lein dem be­son­de­ren Schutz des Be­hin­der­ten zu die­nen, der eng mit dem so­zia­len Um­feld die­ser Per­son in dem be­tref­fen­den Mit­glied­staat ver­knüpft ist,

und

b) de­ren Fi­nan­zie­rung aus­sch­ließlich durch ob­li­ga­to­ri­sche Steu­ern zur De­ckung der all­ge­mei­nen öffent­li­chen Aus­ga­ben er­folgt und de­ren Gewährung und Be­rech­nung nicht von Beiträgen hin­sicht­lich der Leis­tungs­empfänger abhängen. Je­doch sind Leis­tun­gen, die zusätz­lich zu ei­ner bei­trags­abhängi­gen Leis­tung gewährt wer­den, nicht al­lein aus die­sem Grund als bei­trags­abhängi­ge Leis­tun­gen zu be­trach­ten,

und

c) die in An­hang X auf­geführt sind.

(3) Ar­ti­kel 7 und die an­de­ren Ka­pi­tel die­ses Ti­tels gel­ten nicht für die in Ab­satz 2 des vor­lie­gen­den Ar­ti­kels ge­nann­ten Leis­tun­gen.

(4) Die in Ab­satz 2 ge­nann­ten Leis­tun­gen wer­den aus­sch­ließlich in dem Mit­glied­staat, in dem die be­tref­fen­den Per­so­nen woh­nen, und nach des­sen Rechts­vor­schrif­ten gewährt. Die Leis­tun­gen wer­den vom Träger des Wohn­orts und zu sei­nen Las­ten gewährt.“

8 In An­hang X („Be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen“) der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 sind für die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land fol­gen­de Leis­tun­gen auf­geführt:

„…

b) Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts der Grund­si­che­rung für Ar­beits­su­chen­de, so­weit für die­se Leis­tun­gen nicht dem Grun­de nach die Vor­aus­set­zun­gen für den be­fris­te­ten Zu­schlag nach Be­zug von Ar­beits­lo­sen­geld (§ 24 Ab­satz 1 [SGB II]) erfüllt sind.“

Die Richt­li­nie 2004/38

9 In den Erwägungs­gründen 10, 16 und 21 der Richt­li­nie 2004/38 heißt es:

„(10) Al­ler­dings soll­ten Per­so­nen, die ihr Auf­ent­halts­recht ausüben, während ih­res ers­ten Auf­ent­halts die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats nicht un­an­ge­mes­sen in An­spruch neh­men. Da­her soll­te das Auf­ent­halts­recht von Uni­onsbürgern und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen für ei­ne Dau­er von über drei Mo­na­ten be­stimm­ten Be­din­gun­gen un­ter­lie­gen.

(16) So­lan­ge die Auf­ent­halts­be­rech­tig­ten die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats nicht un­an­ge­mes­sen in An­spruch neh­men, soll­te kei­ne Aus­wei­sung er­fol­gen. Die In­an­spruch­nah­me von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen soll­te da­her nicht au­to­ma­tisch zu ei­ner Aus­wei­sung führen. Der Auf­nahm­e­mit­glied­staat soll­te prüfen, ob es sich bei dem be­tref­fen­den Fall um vorüber­ge­hen­de Schwie­rig­kei­ten han­delt, und die Dau­er des Auf­ent­halts, die persönli­chen Umstände und den gewähr­ten So­zi­al­hil­fe­be­trag berück­sich­ti­gen, um zu be­ur­tei­len, ob der Leis­tungs­empfänger die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen un­an­ge­mes­sen in An­spruch ge­nom­men hat, und in die­sem Fall sei­ne Aus­wei­sung zu ver­an­las­sen. In kei­nem Fall soll­te ei­ne Aus­wei­sungs­maßnah­me ge­gen Ar­beit­neh­mer, Selbstständi­ge oder Ar­beits­su­chen­de in dem vom Ge­richts­hof de­fi­nier­ten Sin­ne er­las­sen wer­den, außer aus Gründen der öffent­li­chen Ord­nung oder Si­cher­heit.

(21) Al­ler­dings soll­te es dem Auf­nahm­e­mit­glied­staat über­las­sen blei­ben, zu be­stim­men, ob er an­de­ren Per­so­nen als Ar­beit­neh­mern oder Selbstständi­gen, Per­so­nen, die die­sen Sta­tus bei­be­hal­ten, und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen So­zi­al­hil­fe während der ers­ten drei Mo­na­te des Auf­ent­halts oder im Fal­le von Ar­beits­su­chen­den für ei­nen länge­ren Zeit­raum gewährt oder vor Er­werb des Rechts auf Dau­er­auf­ent­halt Un­ter­halts­bei­hil­fen für die Zwe­cke des Stu­di­ums, ein­sch­ließlich ei­ner Be­rufs­aus­bil­dung, gewährt.“

10 Art. 7 Abs. 1 und 3 der Richt­li­nie 2004/38 be­stimmt:

„(1) Je­der Uni­onsbürger hat das Recht auf Auf­ent­halt im Ho­heits­ge­biet ei­nes an­de­ren Mit­glied­staats für ei­nen Zeit­raum von über drei Mo­na­ten, wenn er

a) Ar­beit­neh­mer oder Selbstständi­ger im Auf­nahm­e­mit­glied­staat ist oder

b) für sich und sei­ne Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen über aus­rei­chen­de Exis­tenz­mit­tel verfügt, so dass sie während ih­res Auf­ent­halts kei­ne So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats in An­spruch neh­men müssen, und er und sei­ne Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen über ei­nen um­fas­sen­den Kran­ken­ver­si­che­rungs­schutz im Auf­nahm­e­mit­glied­staat verfügen …

(3) Für die Zwe­cke des Ab­sat­zes 1 Buch­sta­be a) bleibt die Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft dem Uni­onsbürger, der sei­ne Er­werbstätig­keit als Ar­beit­neh­mer oder Selbstständi­ger nicht mehr ausübt, in fol­gen­den Fällen er­hal­ten:

a) Er ist we­gen ei­ner Krank­heit oder ei­nes Un­falls vorüber­ge­hend ar­beits­unfähig;

b) er stellt sich bei ord­nungs­gemäß bestätig­ter un­frei­wil­li­ger Ar­beits­lo­sig­keit nach mehr als einjähri­ger Beschäfti­gung dem zuständi­gen Ar­beits­amt zur Verfügung;

c) er stellt sich bei ord­nungs­gemäß bestätig­ter un­frei­wil­li­ger Ar­beits­lo­sig­keit nach Ab­lauf sei­nes auf we­ni­ger als ein Jahr be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags oder bei im Lau­fe der ers­ten zwölf Mo­na­te ein­tre­ten­der un­frei­wil­li­ger Ar­beits­lo­sig­keit dem zuständi­gen Ar­beits­amt zur Verfügung; in die­sem Fall bleibt die Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft während min­des­tens sechs Mo­na­ten auf­recht­er­hal­ten;

d) er be­ginnt ei­ne Be­rufs­aus­bil­dung; die Auf­recht­er­hal­tung der Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft setzt vor­aus, dass zwi­schen die­ser Aus­bil­dung und der frühe­ren be­ruf­li­chen Tätig­keit ein Zu­sam­men­hang be­steht, es sei denn, der Be­trof­fe­ne hat zu­vor sei­nen Ar­beits­platz un­frei­wil­lig ver­lo­ren.“

11 Art. 14 („Auf­recht­er­hal­tung des Auf­ent­halts­rechts“) der Richt­li­nie 2004/38 lau­tet:

„(1) Uni­onsbürgern und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen steht das Auf­ent­halts­recht nach Ar­ti­kel 6 zu, so­lan­ge sie die So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats nicht un­an­ge­mes­sen in An­spruch neh­men.

(2) Uni­onsbürgern und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen steht das Auf­ent­halts­recht nach den Ar­ti­keln 7, 12 und 13 zu, so­lan­ge sie die dort ge­nann­ten Vor­aus­set­zun­gen erfüllen.

In be­stimm­ten Fällen, in de­nen be­gründe­te Zwei­fel be­ste­hen, ob der Uni­onsbürger oder sei­ne Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen die Vor­aus­set­zun­gen der Ar­ti­kel 7, 12 und 13 erfüllen, können die Mit­glied­staa­ten prüfen, ob die­se Vor­aus­set­zun­gen erfüllt sind. Die­se Prüfung wird nicht sys­te­ma­tisch durch­geführt.

(3) Die In­an­spruch­nah­me von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen durch ei­nen Uni­onsbürger oder ei­nen sei­ner Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen im Auf­nahm­e­mit­glied­staat darf nicht au­to­ma­tisch zu ei­ner Aus­wei­sung führen.

(4) Ab­wei­chend von den Absätzen 1 und 2 und un­be­scha­det der Be­stim­mun­gen des Ka­pi­tels VI darf ge­gen Uni­onsbürger oder ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen auf kei­nen Fall ei­ne Aus­wei­sung verfügt wer­den, wenn

a) die Uni­onsbürger Ar­beit­neh­mer oder Selbstständi­ge sind oder

b) die Uni­onsbürger in das Ho­heits­ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats ein­ge­reist sind, um Ar­beit zu su­chen. In die­sem Fall dürfen die Uni­onsbürger und ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen nicht aus­ge­wie­sen wer­den, so­lan­ge die Uni­onsbürger nach­wei­sen können, dass sie wei­ter­hin Ar­beit su­chen und dass sie ei­ne be­gründe­te Aus­sicht ha­ben, ein­ge­stellt zu wer­den.“

12 Art. 24 („Gleich­be­hand­lung“) der Richt­li­nie 2004/38 sieht vor:

„(1) Vor­be­halt­lich spe­zi­fi­scher und aus­drück­lich im Ver­trag und im ab­ge­lei­te­ten Recht vor­ge­se­he­ner Be­stim­mun­gen ge­nießt je­der Uni­onsbürger, der sich auf­grund die­ser Richt­li­nie im Ho­heits­ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats aufhält, im An­wen­dungs­be­reich des Ver­trags die glei­che Be­hand­lung wie die Staats­an­gehöri­gen die­ses Mit­glied­staats. Das Recht auf Gleich­be­hand­lung er­streckt sich auch auf Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge, die nicht die Staats­an­gehörig­keit ei­nes Mit­glied­staats be­sit­zen und das Recht auf Auf­ent­halt oder das Recht auf Dau­er­auf­ent­halt ge­nießen.

(2) Ab­wei­chend von Ab­satz 1 ist der Auf­nahm­e­mit­glied­staat je­doch nicht ver­pflich­tet, an­de­ren Per­so­nen als Ar­beit­neh­mern oder Selbstständi­gen, Per­so­nen, de­nen die­ser Sta­tus er­hal­ten bleibt, und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen während der ers­ten drei Mo­na­te des Auf­ent­halts oder ge­ge­be­nen­falls während des länge­ren Zeit­raums nach Ar­ti­kel 14 Ab­satz 4 Buch­sta­be b) ei­nen An­spruch auf So­zi­al­hil­fe oder vor Er­werb des Rechts auf Dau­er­auf­ent­halt Stu­di­en­bei­hil­fen, ein­sch­ließlich Bei­hil­fen zur Be­rufs­aus­bil­dung, in Form ei­nes Sti­pen­di­ums oder Stu­di­en­dar­le­hens, zu gewähren.“

Deut­sches Recht

Das So­zi­al­ge­setz­buch

13 § 19a Abs. 1 des So­zi­al­ge­setz­buchs Ers­tes Buch sieht fol­gen­de zwei Haupt­ar­ten von Leis­tun­gen der Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de vor:

„Nach dem Recht der Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de können in An­spruch ge­nom­men wer­den

1. Leis­tun­gen zur Ein­glie­de­rung in Ar­beit,

2. Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts.“

14 § 1 („Auf­ga­be und Ziel der Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de“) SGB II be­stimmt in den Abs. 1 und 3:

„(1) Die Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de soll es Leis­tungs­be­rech­tig­ten ermögli­chen, ein Le­ben zu führen, das der Würde des Men­schen ent­spricht.

(3) Die Grund­si­che­rung für Ar­beit­su­chen­de um­fasst Leis­tun­gen

1. zur Be­en­di­gung oder Ver­rin­ge­rung der Hil­fe­bedürf­tig­keit ins­be­son­de­re durch Ein­glie­de­rung in Ar­beit und

2. zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts.“

15 In § 7 („Leis­tungs­be­rech­tig­te“) SGB II heißt es:

„(1) Leis­tun­gen nach die­sem Buch er­hal­ten Per­so­nen, die

1. das 15. Le­bens­jahr voll­endet und die Al­ters­gren­ze nach § 7a noch nicht er­reicht ha­ben,

2. er­werbsfähig sind,

3. hil­fe­bedürf­tig sind und

4. ih­ren gewöhn­li­chen Auf­ent­halt in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land ha­ben

(er­werbsfähi­ge Leis­tungs­be­rech­tig­te). Aus­ge­nom­men sind

1. Auslände­rin­nen und Ausländer, die we­der in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land Ar­beit­neh­me­rin­nen, Ar­beit­neh­mer oder Selbständi­ge noch auf­grund des § 2 Ab­satz 3 des [Ge­set­zes über die all­ge­mei­ne Freizügig­keit von Uni­onsbürgern, im Fol­gen­den: FreizügG/EU] freizügig­keits­be­rech­tigt sind, und ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen für die ers­ten drei Mo­na­te ih­res Auf­ent­halts,

2. Auslände­rin­nen und Ausländer, de­ren Auf­ent­halts­recht sich al­lein aus dem Zweck der Ar­beit­su­che er­gibt, und ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen,

Satz 2 Num­mer 1 gilt nicht für Auslände­rin­nen und Ausländer, die sich mit ei­nem Auf­ent­halts­ti­tel nach Ka­pi­tel 2 Ab­schnitt 5 des Auf­ent­halts­ge­set­zes in der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land auf­hal­ten. Auf­ent­halts­recht­li­che Be­stim­mun­gen blei­ben un­berührt.

…“

16 § 8 („Er­werbsfähig­keit“) Abs. 1 SGB II lau­tet:

„Er­werbsfähig ist, wer nicht we­gen Krank­heit oder Be­hin­de­rung auf ab­seh­ba­re Zeit außer­stan­de ist, un­ter den übli­chen Be­din­gun­gen des all­ge­mei­nen Ar­beits­mark­tes min­des­tens drei St­un­den täglich er­werbstätig zu sein.“

17 § 9 Abs. 1 SGB II be­stimmt:

„Hil­fe­bedürf­tig ist, wer sei­nen Le­bens­un­ter­halt nicht oder nicht aus­rei­chend aus dem zu berück­sich­ti­gen­den Ein­kom­men oder Vermögen si­chern kann und die er­for­der­li­che Hil­fe nicht von an­de­ren, ins­be­son­de­re von An­gehöri­gen oder von Trägern an­de­rer So­zi­al­leis­tun­gen, erhält.“

18 § 20 SGB II enthält ergänzen­de Be­stim­mun­gen über den Re­gel­be­darf zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts. § 21 SGB II re­gelt die Mehr­be­dar­fe und § 22 SGB II die Be­dar­fe für Un­ter­kunft und Hei­zung. Die §§ 28 bis 30 SGB II schließlich re­geln die Leis­tun­gen für Bil­dung und Teil­ha­be.
19 In § 1 des So­zi­al­ge­setz­buchs Zwölf­tes Buch - So­zi­al­hil­fe - (im Fol­gen­den: SGB XII) heißt es:

„Auf­ga­be der So­zi­al­hil­fe ist es, den Leis­tungs­be­rech­tig­ten die Führung ei­nes Le­bens zu ermögli­chen, das der Würde des Men­schen ent­spricht. …“

20 § 21 SGB XII be­stimmt:

„Per­so­nen, die nach dem Zwei­ten Buch als Er­werbsfähi­ge oder als An­gehöri­ge dem Grun­de nach leis­tungs­be­rech­tigt sind, er­hal­ten kei­ne Leis­tun­gen für den Le­bens­un­ter­halt …“

Das FreizügG/EU

21 Der An­wen­dungs­be­reich des FreizügG/EU in sei­ner zur maßgeb­li­chen Zeit gel­ten­den Fas­sung war in des­sen § 1 ge­re­gelt:

„Die­ses Ge­setz re­gelt die Ein­rei­se und den Auf­ent­halt von Staats­an­gehöri­gen an­de­rer Mit­glied­staa­ten der Eu­ropäischen Uni­on (Uni­onsbürger) und ih­rer Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen.“

22 § 2 FreizügG/EU sah hin­sicht­lich des Rechts auf Ein­rei­se und Auf­ent­halt Fol­gen­des vor:

„(1) Freizügig­keits­be­rech­tig­te Uni­onsbürger und ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen ha­ben das Recht auf Ein­rei­se und Auf­ent­halt nach Maßga­be die­ses Ge­set­zes.

(2) Ge­mein­schafts­recht­lich freizügig­keits­be­rech­tigt sind:

1. Uni­onsbürger, die sich als Ar­beit­neh­mer, zur Ar­beit­su­che oder zur Be­rufs­aus­bil­dung auf­hal­ten wol­len,

5. nicht er­werbstäti­ge Uni­onsbürger un­ter den Vor­aus­set­zun­gen des § 4,

6. Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge un­ter den Vor­aus­set­zun­gen der §§ 3 und 4,

(3) Das Recht nach Ab­satz 1 bleibt für Ar­beit­neh­mer und selbständig Er­werbstäti­ge un­berührt bei

1. vorüber­ge­hen­der Er­werbs­min­de­rung in­fol­ge Krank­heit oder Un­fall,

2. un­frei­wil­li­ger durch die zuständi­ge Agen­tur für Ar­beit bestätig­ter Ar­beits­lo­sig­keit oder Ein­stel­lung ei­ner selbständi­gen Tätig­keit in­fol­ge von Umständen, auf die der Selbständi­ge kei­nen Ein­fluss hat­te, nach mehr als ei­nem Jahr Tätig­keit,

3. Auf­nah­me ei­ner Be­rufs­aus­bil­dung, wenn zwi­schen der Aus­bil­dung und der frühe­ren Er­werbstätig­keit ein Zu­sam­men­hang be­steht; der Zu­sam­men­hang ist nicht er­for­der­lich, wenn der Uni­onsbürger sei­nen Ar­beits­platz un­frei­wil­lig ver­lo­ren hat.

Bei un­frei­wil­li­ger durch die zuständi­ge Agen­tur für Ar­beit bestätig­ter Ar­beits­lo­sig­keit nach we­ni­ger als ei­nem Jahr Beschäfti­gung bleibt das Recht aus Ab­satz 1 während der Dau­er von sechs Mo­na­ten un­berührt.

…“

23 § 3 („Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge“) FreizügG/EU be­stimm­te:

„(1) Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge der in § 2 Abs. 2 Nr. 1 bis 5 ge­nann­ten Uni­onsbürger ha­ben das Recht nach § 2 Abs. 1, wenn sie den Uni­onsbürger be­glei­ten oder ihm nach­zie­hen. Für Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge der in § 2 Abs. 2 Nr. 5 ge­nann­ten Uni­onsbürger gilt dies nach Maßga­be des § 4.

(2) Fa­mi­li­en­an­gehöri­ge sind

1. der Ehe­gat­te und die Ver­wand­ten in ab­stei­gen­der Li­nie der in § 2 Abs. 2 Nr. 1 bis 5 und 7 ge­nann­ten Per­so­nen oder ih­rer Ehe­gat­ten, die noch nicht 21 Jah­re alt sind,

2. die Ver­wand­ten in auf­stei­gen­der und in ab­stei­gen­der Li­nie der in § 2 Abs. 2 Nr. 1 bis 5 und 7 ge­nann­ten Per­so­nen oder ih­rer Ehe­gat­ten, de­nen die­se Per­so­nen oder ih­re Ehe­gat­ten Un­ter­halt gewähren.

…“

24 § 5 FreizügG/EU sah in Be­zug auf Auf­ent­halts­kar­ten und die Be­schei­ni­gung über das Dau­er­auf­ent­halts­recht vor:

„(1) Freizügig­keits­be­rech­tig­ten Uni­onsbürgern und ih­ren Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen mit Staats­an­gehörig­keit ei­nes Mit­glied­staa­tes der Eu­ropäischen Uni­on wird von Amts we­gen un­verzüglich ei­ne Be­schei­ni­gung über das Auf­ent­halts­recht aus­ge­stellt.

(3) Die zuständi­ge Ausländer­behörde kann ver­lan­gen, dass die Vor­aus­set­zun­gen des Rechts nach § 2 Abs. 1 drei Mo­na­te nach der Ein­rei­se glaub­haft ge­macht wer­den. Für die Glaub­haft­ma­chung er­for­der­li­che An­ga­ben und Nach­wei­se können von der zuständi­gen Mel­de­behörde bei der mel­de­behörd­li­chen An­mel­dung ent­ge­gen­ge­nom­men wer­den. Die­se lei­tet die An­ga­ben und Nach­wei­se an die zuständi­ge Ausländer­behörde wei­ter …

…“

Aus­gangs­ver­fah­ren und Vor­la­ge­fra­gen

25 Na­zi­fa Ali­ma­no­vic, die 1966 ge­bo­ren wur­de, und ih­re 1994, 1998 und 1999 ge­bo­re­nen Kin­der, So­ni­ta, Va­len­ti­na und Va­len­ti­no, be­sit­zen al­le die schwe­di­sche Staats­an­gehörig­keit. Frau Ali­ma­no­vic kam in Bos­ni­en zur Welt, al­le ih­re Kin­der wur­den in Deutsch­land ge­bo­ren.
26 Aus dem Vor­ab­ent­schei­dungs­er­su­chen, das al­ler­dings we­der das ge­naue Aus­rei­se­da­tum noch den Aus­rei­se­grund nennt, geht her­vor, dass die Fa­mi­lie Ali­ma­no­vic Deutsch­land 1999 ver­ließ, um nach Schwe­den zu ge­hen, und im Ju­ni 2010 nach Deutsch­land zurück­kehr­te.
27 Am 1. Ju­li 2010 wur­de den Mit­glie­dern der Fa­mi­lie Ali­ma­no­vic ei­ne un­be­fris­te­te Be­schei­ni­gung nach § 5 FreizügG/EU er­teilt. Nach ih­rer An­kunft in Deutsch­land wa­ren Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta, die im Sin­ne der deut­schen Rechts­vor­schrif­ten er­werbsfähig wa­ren, zwi­schen Ju­ni 2010 und Mai 2011 we­ni­ger als ein Jahr in kürze­ren Beschäfti­gun­gen bzw. Ar­beits­ge­le­gen­hei­ten tätig.
28 Für den Zeit­raum vom 1. De­zem­ber 2011 bis zum 31. Mai 2012 wur­den Frau Ali­ma­no­vic Kin­der­geld für ih­re Kin­der Va­len­ti­na und Va­len­ti­no so­wie, eben­so wie ih­rer Toch­ter So­ni­ta, Grund­si­che­rungs­leis­tun­gen nach dem SGB II, nämlich Ar­beits­lo­sen­geld II ge­nann­te Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts für Lang­zeit­ar­beits­lo­se, be­wil­ligt; außer­dem wur­de ihr So­zi­al­geld für nicht er­werbstäti­ge Leis­tungs­be­rech­tig­te zu­guns­ten der bei­den an­de­ren Kin­der, Va­len­ti­na und Va­len­ti­no, be­wil­ligt (im Fol­gen­den zu­sam­men: strei­ti­ge Leis­tun­gen).
29 Bei der Gewährung der strei­ti­gen Leis­tun­gen für die­sen Zeit­raum ging das Job­cen­ter da­von aus, dass die in § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II vor­ge­se­he­ne Aus­schluss­re­ge­lung für ar­beit­su­chen­de Uni­onsbürger auf die Fa­mi­lie Ali­ma­no­vic nicht an­wend­bar sei, da die­se Aus­schluss­re­ge­lung we­gen des in Art. 1 des Fürsor­ge­ab­kom­mens vor­ge­se­he­nen Gleich­be­hand­lungs­ge­bots auf die Mit­glie­der die­ser Fa­mi­lie als schwe­di­sche Staats­an­gehöri­ge nicht an­ge­wandt wer­den dürfe. Mit Ur­teil vom 19. Ok­to­ber 2010 hat­te das Bun­des­so­zi­al­ge­richt nämlich ent­schie­den, dass die sich aus die­ser Vor­schrift er­ge­ben­de Ver­pflich­tung der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, den Staats­an­gehöri­gen der an­de­ren Ver­trag­schließen­den, die sich in ir­gend­ei­nem Teil ih­res Ge­biets er­laubt auf­hal­ten und nicht über aus­rei­chen­de Mit­tel verfügen, in glei­cher Wei­se wie ih­ren ei­ge­nen Staats­an­gehöri­gen Fürsor­ge­leis­tun­gen zu gewähren, auch die Gewährung von Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts nach den §§ 19 ff. SGB II ein­sch­ließt.
30 Nach § 48 Abs. 1 Satz 1 des So­zi­al­ge­setz­buchs Zehn­tes Buch ist ein Ver­wal­tungs­akt je­doch mit Wir­kung für die Zu­kunft auf­zu­he­ben, wenn in den tatsächli­chen oder recht­li­chen Verhält­nis­sen, die beim Er­lass die­ses Ver­wal­tungs­akts vor­ge­le­gen ha­ben, ei­ne we­sent­li­che Ände­rung ein­tritt. Hin­sicht­lich der Gewährung von Leis­tun­gen auf der Grund­la­ge von Art. 1 des Fürsor­ge­ab­kom­mens ist im Mai 2012 in­fol­ge des von der deut­schen Re­gie­rung am 19. De­zem­ber 2011 in Be­zug auf die­ses Ab­kom­men erklärten Vor­be­halts ei­ne Ände­rung ein­ge­tre­ten. Auf­grund des­sen hob das Job­cen­ter die Ent­schei­dung über die Gewährung der strei­ti­gen Leis­tun­gen für Mai 2012 in vol­lem Um­fang auf.
31 Auf ei­ne Kla­ge der Fa­mi­lie Ali­ma­no­vic hin hob das So­zi­al­ge­richt Ber­lin die­se Ent­schei­dung auf und ent­schied ins­be­son­de­re, dass Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta An­spruch auf die sie be­tref­fen­den strei­ti­gen Leis­tun­gen hätten; die­ser An­spruch er­ge­be sich u. a. aus Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004, der je­de Dis­kri­mi­nie­rung von Uni­onsbürgern ge­genüber den Staats­an­gehöri­gen des be­tref­fen­den Mit­glied­staats ver­bie­te, in Ver­bin­dung mit Art. 70 die­ser Ver­ord­nung, der be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen wie die be­tref­fe, um die es in der bei ihm anhängig ge­mach­ten Kla­ge ge­he.
32

Mit sei­nem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt ein­ge­leg­ten Rechts­mit­tel macht das Job­cen­ter ins­be­son­de­re gel­tend, bei den Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts nach dem SGB II han­de­le es sich um Leis­tun­gen der „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38, so dass Ar­beit­su­chen­de vom An­spruch auf die­se Leis­tun­gen aus­ge­schlos­sen wer­den könn­ten.

33 Das vor­le­gen­de Ge­richt weist u. a. dar­auf hin, dass sich Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta - nach den für das vor­le­gen­de Ge­richt bin­den­den Fest­stel­lun­gen des So­zi­al­ge­richts Ber­lin - nicht mehr auf ein Auf­ent­halts­recht als Ar­beit­neh­me­rin­nen nach § 2 FreizügG/EU hätten be­ru­fen können. Seit Ju­ni 2010 sei­en sie nämlich nur in kürze­ren Beschäfti­gun­gen oder im Rah­men von ih­nen zu­ge­wie­se­nen Ar­beits­ge­le­gen­hei­ten für we­ni­ger als ein Jahr und seit Mai 2011 über­haupt nicht mehr abhängig oder selbständig tätig ge­we­sen.
34 Un­ter Hin­weis auf das Ur­teil Vat­sou­ras und Kou­pa­tant­ze (C-22/08 und C-23/08, EU:C:2009:344) ver­tritt das vor­le­gen­de Ge­richt die Auf­fas­sung, aus § 2 Abs. 3 Satz 2 FreizügG/EU er­ge­be sich bei ei­ner Aus­le­gung un­ter Berück­sich­ti­gung von Art. 7 Abs. 3 Buchst. c der Richt­li­nie 2004/38, dass Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta kei­ne Ar­beit­neh­me­rin­nen oder Selbständi­ge mehr sei­en und da­her als ar­beit­su­chend im Sin­ne von § 2 Abs. 2 Nr. 1 FreizügG/EU an­ge­se­hen wer­den müss­ten.
35 Dem­ent­spre­chend sei­en ins­be­son­de­re Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta auf der Grund­la­ge von § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II - der Per­so­nen, de­ren Auf­ent­halts­recht sich al­lein aus dem Zweck der Ar­beit­su­che er­gibt, und ih­re Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen von dem An­spruch auf Leis­tun­gen nach die­sem Ge­setz aus­nimmt - von den Leis­tun­gen zur Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts für Lang­zeit­ar­beits­lo­se aus­ge­schlos­sen wor­den.
36 Das vor­le­gen­de Ge­richt wirft in­fol­ge­des­sen zum ei­nen die Fra­ge auf, ob die­se Be­stim­mung des SGB II ge­gen das in Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 vor­ge­se­he­ne Gleich­be­hand­lungs­ge­bot verstößt.
37 Zum an­de­ren fragt es sich, ob § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II als zulässi­ge Um­set­zung von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 in das in­ner­staat­li­che Recht an­ge­se­hen wer­den kann oder ob, falls die­se Vor­schrift des Uni­ons­rechts nicht an­wend­bar sein soll­te, der ge­nann­ten Be­stim­mung des SGB II Art. 45 Abs. 2 AEUV in Ver­bin­dung mit Art. 18 AEUV ent­ge­gen­steht.
38 Un­ter die­sen Umständen hat das Bun­des­so­zi­al­ge­richt be­schlos­sen, das Ver­fah­ren aus­zu­set­zen und dem Ge­richts­hof fol­gen­de Fra­gen zur Vor­ab­ent­schei­dung vor­zu­le­gen:

1. Gilt das Gleich­be­hand­lungs­ge­bot des Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 – mit Aus­nah­me des Ex­port­aus­schlus­ses des Art. 70 Abs. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 – auch für die be­son­de­ren bei­trags­un­abhängi­gen Geld­leis­tun­gen im Sin­ne von Art. 70 Abs. 1 und 2 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004?

2. Falls Fra­ge 1 be­jaht wird: Sind – ge­ge­be­nen­falls in wel­chem Um­fang – Ein­schränkun­gen des Gleich­be­hand­lungs­ge­bots des Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 durch Be­stim­mun­gen in na­tio­na­len Rechts­vor­schrif­ten in Um­set­zung des Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 möglich, nach de­nen der Zu­gang zu die­sen Leis­tun­gen aus­nahms­los nicht be­steht, wenn sich ein Auf­ent­halts­recht des Uni­onsbürgers in dem an­de­ren Mit­glied­staat al­lein aus dem Zweck der Ar­beit­su­che er­gibt?

3. Steht Art. 45 Abs. 2 AEUV in Ver­bin­dung mit Art. 18 AEUV ei­ner na­tio­na­len Be­stim­mung ent­ge­gen, die Uni­onsbürgern, die sich als Ar­beit­su­chen­de auf die Ausübung ih­res Freizügig­keits­rechts be­ru­fen können, ei­ne So­zi­al­leis­tung, die der Exis­tenz­si­che­rung dient und gleich­zei­tig auch den Zu­gang zum Ar­beits­markt er­leich­tert, aus­nahms­los für die Zeit ei­nes Auf­ent­halts­rechts nur zur Ar­beit­su­che und un­abhängig von der Ver­bin­dung mit dem Auf­nah­me­staat ver­wei­gert?

39 Mit Schrei­ben vom 26. No­vem­ber 2014 hat die Kanz­lei des Ge­richts­hofs dem vor­le­gen­den Ge­richt das Ur­teil Da­no (C-333/13, EU:C:2014:2358) über­mit­telt und um Mit­tei­lung er­sucht, ob es an­ge­sichts der Nr. 1 des Te­nors die­ses Ur­teils die ers­te Vor­la­ge­fra­ge auf­recht­er­hal­ten wol­le. Mit Be­schluss vom 11. Fe­bru­ar 2015, der bei der Kanz­lei des Ge­richts­hofs am 19. Fe­bru­ar 2015 ein­ge­gan­gen ist, hat das Bun­des­so­zi­al­ge­richt die ers­te Vor­la­ge­fra­ge für er­le­digt erklärt.

Zu den Vor­la­ge­fra­gen

Zur Ein­stu­fung der strei­ti­gen Leis­tun­gen

40 Aus­weis­lich der dem Ge­richts­hof über­mit­tel­ten Ak­ten geht das vor­le­gen­de Ge­richt da­von aus, dass Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta ein Auf­ent­halts­recht als Ar­beit­su­chen­de ha­ben und dass es durch die dies­bezügli­chen Tat­sa­chen­fest­stel­lun­gen des Tat­sa­chen­ge­richts ge­bun­den ist.
41 Mit sei­ner zwei­ten und sei­ner drit­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt vom Ge­richts­hof wis­sen, ob ei­ne na­tio­na­le Re­ge­lung, die ar­beit­su­chen­de Staats­an­gehöri­ge an­de­rer Mit­glied­staa­ten vom Be­zug be­stimm­ter Leis­tun­gen aus­sch­ließt, während Staats­an­gehöri­ge des be­tref­fen­den Mit­glied­staats, die sich in der glei­chen Si­tua­ti­on be­fin­den, die­se Leis­tun­gen er­hal­ten, mit Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 so­wie mit Art. 18 AEUV und Art. 45 Abs. 2 AEUV ver­ein­bar ist.
42 An­hand wel­cher Re­gel die ent­spre­chen­de Ver­ein­bar­keit zu be­ur­tei­len ist, hängt da­von ab, ob sie als Leis­tun­gen der So­zi­al­hil­fe oder als Maßnah­men, die den Zu­gang zum Ar­beits­markt er­leich­tern sol­len, ein­zu­stu­fen sind; da­her ist ih­re Ein­stu­fung er­for­der­lich.
43 In­so­weit genügt je­doch die Fest­stel­lung, dass das vor­le­gen­de Ge­richt selbst die im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­gen Leis­tun­gen als „be­son­de­re bei­trags­un­abhängi­ge Geld­leis­tun­gen“ im Sin­ne von Art. 70 Abs. 2 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 ein­ge­stuft hat. Es führt in­so­weit aus, dass die­se Leis­tun­gen der Si­che­rung des Le­bens­un­ter­halts von Per­so­nen dien­ten, die ihn nicht selbst be­strei­ten könn­ten, und bei­trags­un­abhängig durch Steu­er­mit­tel fi­nan­ziert würden. Da die be­tref­fen­den Leis­tun­gen auch in An­hang X der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 erwähnt wer­den, erfüllen sie die Vor­aus­set­zun­gen von Art. 70 Abs. 2 die­ser Ver­ord­nung, selbst wenn sie Teil ei­nes Sys­tems sind, das außer­dem Leis­tun­gen zur Er­leich­te­rung der Ar­beit­su­che vor­sieht.
44 Un­be­scha­det des­sen ist dar­auf hin­zu­wei­sen, dass sol­che Leis­tun­gen nach der Recht­spre­chung des Ge­richts­hofs auch un­ter den Be­griff „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 fal­len. Die­ser Be­griff be­zieht sich nämlich auf sämt­li­che von öffent­li­chen Stel­len ein­ge­rich­te­ten Hilfs­sys­te­me, die auf na­tio­na­ler, re­gio­na­ler oder ört­li­cher Ebe­ne be­ste­hen und die ein Ein­zel­ner in An­spruch nimmt, der nicht über aus­rei­chen­de Exis­tenz­mit­tel zur Be­strei­tung sei­ner Grund­bedürf­nis­se und der­je­ni­gen sei­ner Fa­mi­lie verfügt und des­halb während sei­nes Auf­ent­halts mögli­cher­wei­se die öffent­li­chen Fi­nan­zen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats be­las­ten muss, was ge­eig­net ist, sich auf das ge­sam­te Ni­veau der Bei­hil­fe aus­zu­wir­ken, die die­ser Staat gewähren kann (Ur­teil Da­no, C-333/13, EU:C:2014:2358, Rn. 63).
45 Im vor­lie­gen­den Fall ist im Übri­gen fest­zu­stel­len, dass - wie der Ge­ne­ral­an­walt in Nr. 72 sei­ner Schluss­anträge aus­geführt hat - die über­wie­gen­de Funk­ti­on der in Re­de ste­hen­den Leis­tun­gen ge­ra­de dar­in be­steht, das Mi­ni­mum an Exis­tenz­mit­teln zu gewähr­leis­ten, das er­for­der­lich ist, um ein Le­ben zu führen, das der Men­schenwürde ent­spricht.
46 Aus die­sen Erwägun­gen er­gibt sich so­mit, dass die be­tref­fen­den Leis­tun­gen nicht als fi­nan­zi­el­le Leis­tun­gen, die den Zu­gang zum Ar­beits­markt ei­nes Mit­glied­staats er­leich­tern sol­len, ein­ge­stuft wer­den können (vgl. in die­sem Sin­ne Ur­teil Vat­sou­ras und Kou­pa­tant­ze, C-22/08 und C-23/08, EU:C:2009:344, Rn. 45), son­dern als „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 an­zu­se­hen sind, wie der Ge­ne­ral­an­walt in den Nrn. 66 bis 71 sei­ner Schluss­anträge fest­ge­stellt hat.
47 Da­her ist die drit­te Vor­la­ge­fra­ge nicht zu be­ant­wor­ten.

Zur zwei­ten Fra­ge

48 Mit sei­ner zwei­ten Fra­ge möch­te das vor­le­gen­de Ge­richt wis­sen, ob Art. 24 der Richt­li­nie 2004/38 und Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie der Re­ge­lung ei­nes Mit­glied­staats ent­ge­gen­ste­hen, nach der Staats­an­gehöri­ge an­de­rer Mit­glied­staa­ten, die im Ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats Ar­beit su­chen, vom Be­zug be­stimm­ter „be­son­de­rer bei­trags­un­abhängi­ger Geld­leis­tun­gen“ im Sin­ne von Art. 70 Abs. 2 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004, die auch ei­ne Leis­tung der „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 dar­stel­len, aus­ge­schlos­sen wer­den, während Staats­an­gehöri­ge des be­tref­fen­den Mit­glied­staats, die sich in der glei­chen Si­tua­ti­on be­fin­den, die­se Leis­tun­gen er­hal­ten.
49 In­so­weit ist zunächst dar­auf hin­zu­wei­sen, dass ein Uni­onsbürger hin­sicht­lich des Zu­gangs zu So­zi­al­leis­tun­gen wie den im Aus­gangs­ver­fah­ren strei­ti­gen ei­ne Gleich­be­hand­lung mit den Staats­an­gehöri­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats nach Art. 24 Abs. 1 der Richt­li­nie 2004/38 nur ver­lan­gen kann, wenn sein Auf­ent­halt im Ho­heits­ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats die Vor­aus­set­zun­gen der Richt­li­nie 2004/38 erfüllt (Ur­teil Da­no, C-333/13, EU:C:2014:2358, Rn. 69).
50 Ließe man nämlich zu, dass Per­so­nen, de­nen kein Auf­ent­halts­recht nach der Richt­li­nie 2004/38 zu­steht, un­ter den glei­chen Vor­aus­set­zun­gen wie Inländer So­zi­al­leis­tun­gen be­an­spru­chen könn­ten, lie­fe dies dem im zehn­ten Erwägungs­grund die­ser Richt­li­nie ge­nann­ten Ziel zu­wi­der, ei­ne un­an­ge­mes­se­ne In­an­spruch­nah­me der So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats durch Uni­onsbürger, die Staats­an­gehöri­ge an­de­rer Mit­glied­staa­ten sind, zu ver­hin­dern (Ur­teil Da­no, C-333/13, EU:C:2014:2358, Rn. 74).
51 Um fest­stel­len zu können, ob So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen wie die strei­ti­gen Leis­tun­gen auf der Grund­la­ge der Aus­nah­me­be­stim­mung von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 ver­wei­gert wer­den dürfen, muss da­her vor­ab ge­prüft wer­den, ob der Gleich­be­hand­lungs­grund­satz nach Art. 24 Abs. 1 die­ser Richt­li­nie an­wend­bar ist, und da­mit, ob sich der be­tref­fen­de Uni­onsbürger rechtmäßig im Ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats aufhält.
52 Nur zwei Be­stim­mun­gen der Richt­li­nie 2004/38 kom­men in Be­tracht, Ar­beit­su­chen­den in der Si­tua­ti­on von Frau Ali­ma­no­vic und ih­rer Toch­ter So­ni­ta mögli­cher­wei­se ein Auf­ent­halts­recht im Auf­nahm­e­mit­glied­staat nach die­ser Richt­li­nie zu ver­lei­hen, nämlich ihr Art. 7 Abs. 3 Buchst. c und ihr Art. 14 Abs. 4 Buchst. b.
53 Nach Art. 7 Abs. 3 Buchst. c der Richt­li­nie 2004/38 bleibt ei­nem Er­werbstäti­gen, wenn er sich bei ord­nungs­gemäß bestätig­ter un­frei­wil­li­ger Ar­beits­lo­sig­keit nach Ab­lauf sei­nes auf we­ni­ger als ein Jahr be­fris­te­ten Ar­beits­ver­trags oder bei im Lau­fe der ers­ten zwölf Mo­na­te ein­tre­ten­der un­frei­wil­li­ger Ar­beits­lo­sig­keit dem zuständi­gen Ar­beits­amt zur Verfügung stellt, sei­ne Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft für min­des­tens sechs Mo­na­te auf­recht­er­hal­ten. Während die­ses Zeit­raums behält der be­tref­fen­de Uni­onsbürger im Auf­nahm­e­mit­glied­staat sein Auf­ent­halts­recht nach Art. 7 die­ser Richt­li­nie und kann sich folg­lich auf das in ih­rem Art. 24 Abs. 1 ver­an­ker­te Gleich­be­hand­lungs­ge­bot be­ru­fen.
54 Dem­ent­spre­chend hat der Ge­richts­hof im Ur­teil Vat­sou­ras und Kou­pa­tant­ze (C-22/08 und C-23/08, EU:C:2009:344, Rn. 32) ent­schie­den, dass Uni­onsbürger, die die Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft gemäß Art. 7 Abs. 3 Buchst. c der Richt­li­nie 2004/38 be­hal­ten ha­ben, während des ge­nann­ten Zeit­raums von min­des­tens sechs Mo­na­ten An­spruch auf So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen wie die strei­ti­gen Leis­tun­gen ha­ben.
55 Wie der Ge­ne­ral­an­walt in Nr. 41 sei­ner Schluss­anträge dar­legt, ist in­des­sen un­be­strit­ten, dass Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta, de­nen die Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft für min­des­tens sechs Mo­na­te nach dem En­de ih­rer letz­ten Beschäfti­gung er­hal­ten blieb, die­se Ei­gen­schaft zu dem Zeit­punkt, zu dem ih­nen die Gewährung der strei­ti­gen Leis­tun­gen ver­sagt wur­de, nicht mehr be­saßen.
56 Hin­sicht­lich der Fra­ge, ob Art. 14 Abs. 4 Buchst. b der Richt­li­nie 2004/38 für Uni­onsbürger, die sich in der Si­tua­ti­on von Frau Ali­ma­no­vic und ih­rer Toch­ter So­ni­ta be­fin­den, ein Auf­ent­halts­recht nach die­ser Richt­li­nie be­gründen kann, ist die­ser Vor­schrift zu ent­neh­men, dass ein Uni­onsbürger, der in das Ho­heits­ge­biet des Auf­nahm­e­mit­glied­staats ein­ge­reist ist, um Ar­beit zu su­chen, nicht aus­ge­wie­sen wer­den darf, so­lan­ge er nach­wei­sen kann, dass er wei­ter­hin Ar­beit sucht und ei­ne be­gründe­te Aus­sicht hat, ein­ge­stellt zu wer­den.
57 Zwar können Frau Ali­ma­no­vic und ih­re Toch­ter So­ni­ta dem vor­le­gen­den Ge­richt zu­fol­ge aus die­ser Vor­schrift auch nach Ab­lauf des in Art. 7 Abs. 3 Buchst. c der Richt­li­nie 2004/38 ge­nann­ten Zeit­raums für die Dau­er des von Art. 14 Abs. 4 Buchst. b der Richt­li­nie ab­ge­deck­ten Zeit­raums ein Auf­ent­halts­recht ab­lei­ten, das ih­nen ei­nen An­spruch auf Gleich­be­hand­lung mit den Staats­an­gehöri­gen des Auf­nahm­e­mit­glied­staats hin­sicht­lich des Zu­gangs zu So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen ver­schafft; der Auf­nahm­e­mit­glied­staat kann sich in die­sem Fall aber auf die Aus­nah­me­be­stim­mung von Art. 24 Abs. 2 die­ser Richt­li­nie be­ru­fen, um dem be­tref­fen­den Uni­onsbürger die be­an­trag­te So­zi­al­hil­fe nicht zu gewähren.
58 Aus der in Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 vor­ge­nom­me­nen Ver­wei­sung auf de­ren Art. 14 Abs. 4 Buchst. b er­gibt sich nämlich aus­drück­lich, dass der Auf­nahm­e­mit­glied­staat ei­nem Uni­onsbürger, dem ein Auf­ent­halts­recht al­lein auf­grund der letzt­ge­nann­ten Vor­schrift zu­steht, jeg­li­che So­zi­al­hil­fe­leis­tung ver­wei­gern darf.
59 Zwar hat der Ge­richts­hof be­reits ent­schie­den, dass der Mit­glied­staat die persönli­chen Umstände des Be­tref­fen­den berück­sich­ti­gen muss, wenn er ei­ne Aus­wei­sung ver­an­las­sen oder fest­stel­len will, dass die­se Per­son im Rah­men ih­res Auf­ent­halts dem So­zi­al­hil­fe­sys­tem ei­ne un­an­ge­mes­se­ne Be­las­tung ver­ur­sacht (Ur­teil Brey, C-140/12, EU:C:2013:565, Rn. 64, 69 und 78); ei­ne sol­che in­di­vi­du­el­le Prüfung ist aber bei ei­ner Fall­ge­stal­tung wie der des Aus­gangs­ver­fah­rens nicht er­for­der­lich.
60 Die Richt­li­nie 2004/38, die ein ab­ge­stuf­tes Sys­tem für die Auf­recht­er­hal­tung der Er­werbstäti­gen­ei­gen­schaft schafft, das das Auf­ent­halts­recht und den Zu­gang zu So­zi­al­leis­tun­gen si­chern soll, berück­sich­tigt nämlich selbst ver­schie­de­ne Fak­to­ren, die die je­wei­li­gen persönli­chen Umstände der ei­ne So­zi­al­leis­tung be­an­tra­gen­den Per­son kenn­zeich­nen, ins­be­son­de­re die Dau­er der Ausübung ei­ner Er­werbstätig­keit.
61 Das Kri­te­ri­um, auf das so­wohl § 7 Abs. 1 SGB II in Ver­bin­dung mit § 2 Abs. 3 FreizügG/EU als auch Art. 7 Abs. 3 Buchst. c der Richt­li­nie 2004/38 ab­stel­len, nämlich ein Zeit­raum von sechs Mo­na­ten nach Be­en­di­gung ei­ner Er­werbstätig­keit, in dem der An­spruch auf So­zi­al­hil­fe auf­recht­er­hal­ten bleibt, ermöglicht es den Be­trof­fe­nen, ih­re Rech­te und Pflich­ten ein­deu­tig zu er­fas­sen; folg­lich ist es ge­eig­net, bei der Gewährung von So­zi­al­hil­fe­leis­tun­gen im Rah­men der Grund­si­che­rung ein erhöhtes Maß an Rechts­si­cher­heit und Trans­pa­renz zu gewähr­leis­ten, und steht zu­gleich im Ein­klang mit dem Grund­satz der Verhält­nismäßig­keit.
62 Was zu­dem die in­di­vi­du­el­le Prüfung an­geht, mit der ei­ne um­fas­sen­de Be­ur­tei­lung der Fra­ge vor­ge­nom­men wer­den soll, wel­che Be­las­tung die Gewährung ei­ner Leis­tung kon­kret für das ge­sam­te im Aus­gangs­ver­fah­ren in Re­de ste­hen­de na­tio­na­le So­zi­al­hil­fe­sys­tem dar­stel­len würde, ist fest­zu­stel­len, dass die ei­nem ein­zi­gen An­trag­stel­ler gewähr­te Hil­fe schwer­lich als „un­an­ge­mes­se­ne In­an­spruch­nah­me“ ei­nes Mit­glied­staats im Sin­ne von Art. 14 Abs. 1 der Richt­li­nie 2004/38 ein­ge­stuft wer­den kann; ei­ne sol­che In­an­spruch­nah­me kann nämlich den be­tref­fen­den Mit­glied­staat nicht in­fol­ge ei­nes ein­zel­nen An­trags, son­dern nur nach Auf­sum­mie­rung sämt­li­cher bei ihm ge­stell­ten Ein­zel­anträge be­las­ten.
63 Nach al­le­dem ist auf die zwei­te Vor­la­ge­fra­ge zu ant­wor­ten, dass Art. 24 der Richt­li­nie 2004/38 und Art. 4 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004 da­hin aus­zu­le­gen sind, dass sie der Re­ge­lung ei­nes Mit­glied­staats nicht ent­ge­gen­ste­hen, nach der Staats­an­gehöri­ge an­de­rer Mit­glied­staa­ten, die sich in der von Art. 14 Abs. 4 Buchst. b der Richt­li­nie 2004/38 er­fass­ten Si­tua­ti­on be­fin­den, vom Be­zug be­stimm­ter „be­son­de­rer bei­trags­un­abhängi­ger Geld­leis­tun­gen“ im Sin­ne von Art. 70 Abs. 2 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004, die auch ei­ne Leis­tung der „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 dar­stel­len, aus­ge­schlos­sen wer­den, während Staats­an­gehöri­ge des be­tref­fen­den Mit­glied­staats, die sich in der glei­chen Si­tua­ti­on be­fin­den, die­se Leis­tun­gen er­hal­ten.

Kos­ten

64 Für die Par­tei­en des Aus­gangs­ver­fah­rens ist das Ver­fah­ren ein Zwi­schen­streit in dem bei dem vor­le­gen­den Ge­richt anhängi­gen Rechts­streit; die Kos­ten­ent­schei­dung ist da­her Sa­che die­ses Ge­richts. Die Aus­la­gen an­de­rer Be­tei­lig­ter für die Ab­ga­be von Erklärun­gen vor dem Ge­richts­hof sind nicht er­stat­tungsfähig.

Aus die­sen Gründen hat der Ge­richts­hof (Große Kam­mer) für Recht er­kannt:

Art. 24 der Richt­li­nie 2004/38/EG des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 29. April 2004 über das Recht der Uni­onsbürger und ih­rer Fa­mi­li­en­an­gehöri­gen, sich im Ho­heits­ge­biet der Mit­glied­staa­ten frei zu be­we­gen und auf­zu­hal­ten, zur Ände­rung der Ver­ord­nung (EWG) Nr. 1612/68 und zur Auf­he­bung der Richt­li­ni­en 64/221/EWG, 68/360/EWG, 72/194/EWG, 73/148/EWG, 75/34/EWG, 75/35/EWG, 90/364/EWG, 90/365/EWG und 93/96/EWG und Art. 4 der Ver­ord­nung (EG) Nr. 883/2004 des Eu­ropäischen Par­la­ments und des Ra­tes vom 29. April 2004 zur Ko­or­di­nie­rung der Sys­te­me der so­zia­len Si­cher­heit in der durch die Ver­ord­nung (EU) Nr. 1244/2010 der Kom­mis­si­on vom 9. De­zem­ber 2010 geänder­ten Fas­sung sind da­hin aus­zu­le­gen, dass sie der Re­ge­lung ei­nes Mit­glied­staats nicht ent­ge­gen­ste­hen, nach der Staats­an­gehöri­ge an­de­rer Mit­glied­staa­ten, die sich in der von Art. 14 Abs. 4 Buchst. b der Richt­li­nie 2004/38 er­fass­ten Si­tua­ti­on be­fin­den, vom Be­zug be­stimm­ter „be­son­de­rer bei­trags­un­abhängi­ger Geld­leis­tun­gen“ im Sin­ne von Art. 70 Abs. 2 der Ver­ord­nung Nr. 883/2004, die auch ei­ne Leis­tung der „So­zi­al­hil­fe“ im Sin­ne von Art. 24 Abs. 2 der Richt­li­nie 2004/38 dar­stel­len, aus­ge­schlos­sen wer­den, während Staats­an­gehöri­ge des be­tref­fen­den Mit­glied­staats, die sich in der glei­chen Si­tua­ti­on be­fin­den, die­se Leis­tun­gen er­hal­ten.

Un­ter­schrif­ten

* Ver­fah­rens­spra­che: Deutsch.

Quel­le: Ge­richts­hof der Eu­ropäischen Uni­on (EuGH), http://cu­ria.eu­ro­pa.eu

Weitere Auskünfte erteilen Ihnen gern:

Dr. Martin Hensche
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hensche@hensche.de
Christoph Hildebrandt
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Arbeitsrecht

Kontakt:
030 / 26 39 620
hildebrandt@hensche.de
Nina Wesemann
Rechtsanwältin
Fachanwältin für Arbeitsrecht

Kontakt:
040 / 69 20 68 04
wesemann@hensche.de

Auf Facebook teilen Auf Google+ teilen Ihren XING-Kontakten zeigen Beitrag twittern

 


zur Übersicht C-67/14