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LAG Mün­chen, Ur­teil vom 02.09.2016, 10 Sa 544/15

   
Schlagworte: Betriebsrente, Betriebliche Altersversorgung, Geringfügige Beschäftigung
   
Gericht: Landesarbeitsgericht München
Aktenzeichen: 10 Sa 544/15
Typ: Urteil
Entscheidungsdatum: 02.09.2016
   
Leitsätze:
Vorinstanzen: Arbeitsgericht Rosenheim, Urteil vom 24.02.2015, 5 Ca 1308/14
   

In dem Rechts­streit

A.
A-Straße, A-Stadt

- Kläge­rin und Be­ru­fungskläge­rin -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwälte Dr. B.
B-Straße, A-Stadt

ge­gen

C.
C-Straße, C-Stadt

- Be­klag­te und Be­ru­fungs­be­klag­te -

Pro­zess­be­vollmäch­tig­te:

Rechts­anwälte D.
D-Straße, C-Stadt

 

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hat die 10. Kam­mer des Lan­des­ar­beits­ge­richts München auf Grund der münd­li­chen Ver­hand­lung vom 23. De­zem­ber 2015 durch den Vor­sit­zen­den Rich­ter am Lan­des­ar­beits­ge­richt Dr. Dick und die eh­ren­amt­li­chen Rich­ter Pom­pe und St­ei­ner
für Recht er­kannt:

1. Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ro­sen­heim vom 24.02.2015, 5 Ca 1308/14, ab­geändert:

Es wird fest­ge­stellt, dass der Be­klag­te ver­pflich­tet ist, die Kläge­rin mit Wir­kung ab dem 01.03.2007 auf der Grund­la­ge der VO95 bei der Un­terstützungs­kas­se neu an­zu­mel­den.

2. Der Be­klag­te trägt die Kos­ten des Rechts­streits.

3. Die Re­vi­si­on wird für den Be­klag­ten zu­ge­las­sen.

Tat­be­stand:

Die Par­tei­en strei­ten um ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung für die Kläge­rin.

Die 1961 ge­bo­re­ne Kläge­rin war ab dem 01.11.1991 in A-Stadt bei der E. beschäftigt. Im Jahr 2001 ent­stand die Be­klag­te durch Ver­schmel­zung von fünf Ge­werk­schaf­ten, u.a. der da­ma­li­gen Ar­beit­ge­be­rin der Kläge­rin.

Mit Ar­beits­ver­trag vom 27.02.2004 ver­ein­bar­ten die Par­tei­en ei­ne Fortführung des Ar­beits­verhält­nis­ses als ge­ringfügig Beschäftig­te ab dem 01.03.2004 mit An­rech­nung der bis­he­ri­gen Beschäfti­gungs­dau­er. Der Brut­to­mo­nats­ver­dienst der Kläge­rin beträgt € xxx.

 

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§ 3 die­ses Ar­beits­ver­tra­ges lau­tet wie folgt:

„§ 3 All­ge­mei­ne Ar­beits­be­din­gun­gen

Auf das Ver­trags­verhält­nis fin­den die „All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die Beschäftig­ten der C.“ (AAB C.), die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­run­gen und Be­triebs­ver­ein­ba­run­gen so­wie Richt­li­ni­en für C. in ih­rer je­weils gel­ten­den Fas­sung An­wen­dung. Mit ih­rem In­kraft­tre­ten wer­den die­se Re­ge­lun­gen ver­bind­li­che Be­stand­tei­le die­ses Ver­tra­ges.

. . .“

Zum wei­te­ren Wort­laut des Ar­beits­ver­tra­ges wird auf Bl. 6 ff d. A. ver­wie­sen.

§ 20 der All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten zum Stand Fe­bru­ar 2011 lau­tet wie folgt:

„ § 20 Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung

C. gewährt sei­nen Beschäftig­ten ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung. An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen und An­spruchshöhe wer­den in ei­ner GBV ge­re­gelt.“

Zum wei­te­ren Wort­laut der All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten sie­he Bl. 9 ff d. A.

§ 4 der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. lau­tet wie folgt:

„§ 4 Beschäftig­te oh­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge so­wie neu ein­ge­stell­te Beschäftig­te

(1) Beschäftig­te, de­nen bis­her in­ner­halb der Gründungs­or­ga­ni­sa­tio­nen oder von C. kei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge ge­ge­ben wor­den ist, wer­den mit ir­kung ab dem 01.03.2007 auf der Grund­la­ge der VO95 bei der Un­terstützungs­kas­se neu an­ge­mel­det.

(2) Ab dem 01.03.2007 neu ein­ge­stell­te Beschäftig­te er­hal­ten ei­ne Ver­sor­gungs­zu­sa­ge nach VO95.“

 

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Zum wei­te­ren Wort­laut der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. sie­he Bl. 34 ff d. A.

§ 2 der Ver­sor­gungs­ord­nung 1995 (VO95) lau­tet wie folgt:

„§ 2 Begüns­tig­te

(1) Beschäftig­te ei­nes Kas­sen­mit­glie­des wer­den als Begüns­tig­te bei der Un­terstützungs­kas­se an­ge­mel­det, wenn sie fol­gen­de persönli­che Vor­aus­set­zun­gen erfüllen:

1. Es be­steht ein un­be­fris­te­tes Ar­beits­verhält­nis
2. In dem Ar­beits­verhält­nis muss ei­ne mehr als ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung (§ 8 SGB IV) statt­fin­den
3. Die/der Beschäftig­te darf bei Be­ginn des Ar­beits­verhält­nis­ses nicht dienst­unfähig oder er­werbs­unfähig (§ 13) sein
4. Die/der Beschäftig­te darf bei Be­ginn des Ar­beits­verhält­nis­ses das 55. Le­bens­jahr noch nicht voll­endet ha­ben.

. . .

(4) Die An­mel­dung bei der Un­terstützungs­kas­se er­folgt für die Dau­er der Beschäfti­gung ge­gen Ent­gelt (ver­si­che­rungs­pflich­ti­ges Beschäfti­gungs­verhält­nis, § 7 SGB IV). . .

Bezüglich des wei­te­ren Wort­lauts der VO95 wird auf Bl. 41 ff d. A. ver­wie­sen.

Die Kläge­rin hat im Rah­men der ge­ringfügi­gen Beschäfti­gung nicht auf die Ver­si­che­rungs­frei­heit zur Ren­ten­ver­si­che­rung ver­zich­tet.

Die Kläge­rin ist der Auf­fas­sung, sie ha­be An­spruch dar­auf, zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung an­ge­mel­det zu wer­den. Das er­ge­be sich be­reits aus § 4 der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C., der kei­ne Ein­schränkung im Hin­blick auf ge­ringfügig Beschäftig­te ent­hal­te. Die Re­ge­lung in § 2 der VO95, wo­nach zur An­mel­dung zur Un­terstützungs­kas­se ei­ne mehr als ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung vor­lie­gen müsse, kom­me nicht zum Tra­gen, weil teil­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer gem. § 4 Abs. 1 Tz­B­fG nicht schlech­ter be­han­delt wer­den dürfen als ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer. Ein sach­li­cher Grund für ei­ne un­ter­schied-

 

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li­che Be­hand­lung lie­ge nicht vor. Es tref­fe auch nicht zu, dass ein Miss­verhält­nis bestünde zwi­schen dem Auf­wand für die Be­klag­te und den Er­trag für die Kläge­rin.

Die Kläge­rin be­an­trag­te erst­in­stanz­lich:

1. Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, die Kläge­rin mit Wir­kung ab dem 01.03.2007 auf der Grund­la­ge der VO95 bei der Un­terstützungs­kas­se neu an­zu­mel­den.

2. Die Be­klag­te hat die Kos­ten des Rechts­streits zu tra­gen.

Die Be­klag­te be­an­trag­te erst­in­stanz­lich,

die Kla­ge ab­zu­wei­sen.

Aus der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. er­ge­be sich kein vor­aus­set­zungs­lo­ser Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung für al­le dort ge­nann­ten Beschäftig­ten. Ei­ne Ver­pflich­tung zur An­mel­dung zur Un­terstützungs­kas­se er­ge­be sich nur im Rah­men der VO95. Der dar­in ent­hal­te­ne Aus­schluss von ge­ringfügig Beschäftig­ten sei wirk­sam. Die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung die­ne der Ergänzung der ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung. Nach­dem die Kläge­rin kei­ne Ansprüche aus der ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung aus ih­rer Beschäfti­gung er­wer­be, ent­fie­le auch die­se Ergänzungs­funk­ti­on.

Es bestünde auch ein Miss­verständ­nis zwi­schen dem Auf­wand, den der Be­klag­ten entstünde, wenn sie die Kläge­rin zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung an­mel­den würde und dem mögli­chen Er­trag hier­aus für die Kläge­rin. Bei ei­nem Ver­wal­tungs­auf­wand von et­wa € 40,00 pro Begüns­tig­tem und Jahr würde die Kläge­rin bei ei­nem Ren­ten­ein­tritt mit dem 63. Le­bens­jahr ei­ne Ren­ten­an­wart­schaft i.H.v. € xx er­wer­ben. Ins­ge­samt müsse die Be­klag­te für die­sen An­spruch € 1.680,00 bis da­hin auf­wen­den.

 

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Bezüglich des wei­te­ren erst­in­stanz­li­chen Vor­tra­ges wird auf die Schriftsätze der Par­tei­en vom 16.09.2014, 21.12.2014, 28.01.2014, 16.02.2014, 23.02.2015 ver­wie­sen.

Mit der Kläge­rin am 22.05.2015 zu­ge­stell­ten Ur­teil vom 24.02.2015 hat das Ar­beits­ge­richt Ro­sen­heim die Kla­ge ab­ge­wie­sen und die Be­ru­fung zu­ge­las­sen. Es bestünde ein Fest-stel­lungs­in­ter­es­se nach § 256 Abs. 1 ZPO. Ein Zu­war­ten der Kläge­rin bis zur Er­rei­chung des Ren­ten­ein­tritts­al­ters, um so­dann auf Zah­lung ge­gen die Be­klag­te zu kla­gen, er­schei­ne nicht zu­mut­bar.

We­der aus den all­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen noch aus der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung er­ge­be sich ein vor­be­halt­lo­ser An­spruch für je­den Ar­beit­neh­mer auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung. Es müss­ten auch die Tat­be­stands­vor­aus­set­zun­gen der VO95 erfüllt sein, was bei der Kläge­rin nicht der Fall sei. Der dar­in ent­hal­te­ne Aus­schluss für ge­ringfügig Beschäftig­te sei zulässig. Es sei zwar nicht möglich Teil­zeit­beschäftig­te ge­ne­rell von der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung aus­zu­sch­ließen, für ge­ringfügig Beschäftig­te er­ge­be sich ei­ne sach­li­che Recht­fer­ti­gung ei­nes Aus­schlus­ses al­ler­dings dar­aus, dass die be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung zur Auf­sto­ckung der ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­stimmt sei. Er­ge­be sich aus der Beschäfti­gung kei­ne ge­setz­li­che Al­ters­ver­sor­gung, wäre auch ein Aus­schluss aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nicht un­zulässig.

Hier­ge­gen wen­det sich die Kläge­rin mit ih­rer am 16.06.2015 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­gan­ge­nen Be­ru­fung und be­gründet die­se mit Schrift­satz vom 15.07.2015 (zu­ge­gan­gen beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München am glei­chen Tag, der Be­klag­ten zu­ge­stellt am 20.07.2015) wie folgt:

Die VO95 schränke den in den all­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten und in der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. fest­ge­leg­ten An­spruch auf Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nicht ein. Mit der Neu­re­gung der Ver­si­che­rungs­pflicht ge­ringfügig Beschäftig­ter zum 01.01.2013 ha­be der Ge­setz­ge­ber das früher be­ste­hen­de Verhält­nis von grundsätz­li­cher Ver­si­che­rungs­frei­heit und wahl­wei­sen Ver­zicht auf die Ver­si­che­rungs­frei­heit mit der Fol­ge der Ver­si­che­rungs­pflicht um­ge­kehrt. Nach § 6 Abs. 1 b SGB VI bestün-

 

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de nun grundsätz­lich Ren­ten­ver­si­che­rungs­pflicht für ge­ringfügig Beschäftig­te. Die­se könn­ten sich le­dig­lich auf An­trag von der Ver­si­che­rungs­pflicht in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung be­frei­en las­sen. In­so­weit ha­be sich die Rechts­la­ge seit dem Ur­teil des Bun­des­ar­beits­ge­richts vom 22.02.2000 (3 AZR 845/98), das ei­nen Aus­schluss für ge­ringfügig Beschäftig­te je­den­falls für die Ver­gan­gen­heit als möglich an­ge­se­hen hat, ent­schei­dend geändert. Hin­zu kom­me, dass § 2 Abs. 2 Tz­B­fG jetzt aus­drück­lich ge­ringfügig Beschäftig­te in den An­wen­dungs­be­reich des Tz­B­fG auf­ge­nom­men ha­be. Ei­ne Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen ge­ringfügig Beschäftig­ten und Teil­zeit­beschäftig­ten, de­ren Beschäfti­gung darüber hin­aus­ge­he, sei des­halb nicht möglich.

Die Kläge­rin be­an­tragt in der Be­ru­fungs­in­stanz:

Auf die Be­ru­fung der Kläge­rin wird das Ur­teil des Ar­beits­ge­richts Ro­sen­heim vom 24.02.2015, Az.: 5 Ca 1308/14, ab­geändert. Es wird fest­ge­stellt, dass die Be­klag­te ver­pflich­tet ist, die Kläge­rin mit Wir­kung ab dem 01.03.2007 auf der Grund­la­ge der VO95 bei der Un­terstützungs­kas­se neu an­zu­mel­den.

Die Be­klag­te be­an­tragt,

die Be­ru­fung zurück­zu­wei­sen.

Mit am 20.08.2015 beim Lan­des­ar­beits­ge­richt München ein­ge­gan­ge­nem Schrift­satz be-gründet sie dies - ih­ren erst­in­stanz­li­chen Vor­trag ver­tie­fend und ergänzend - wie folgt:

Die Auf­fas­sung der Kläge­rin, der An­spruch auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung aus den all-ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten und aus der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. sei vor­be­halt­los würde da­zu führen, dass An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen und An­spruchshöhe völlig im Un­kla­ren blei­ben würden. Die Neu­re­ge­lung zur Ver­si­che­rungs­frei­heit von ge­ringfügig Beschäftig­ten gel­te nicht un­ein­ge­schränkt für Altfälle, al­so für vor dem 1. Ja­nu­ar 2013

 

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be­reits in ei­nem ge­ringfügi­gen Beschäfti­gungs­verhält­nis sich be­fin­den­de Beschäftig­te. Nach § 230 SGB VI ha­be ein ge­ringfügig Beschäftig­ter wie die Kläge­rin auch wei­ter­hin ei­nen An­spruch auf ver­si­che­rungs­freie Beschäfti­gung, wenn auf die Ver­si­che­rungs­frei­heit nicht ver­zich­tet wor­den sei. Für die Kläge­rin ha­be sich da­her an der Ver­si­che­rungs­frei­heit nichts geändert. Dies stel­le auch ei­nen sach­li­chen Dif­fe­ren­zie­rungs­grund dar.

Aus den Re­ge­lun­gen in § 1 a, 3 Abs. 2 Be­trAVG fol­ge, dass ein Ar­beit­ge­ber nicht ver­pflich­tet sein soll, Klein­st­ren­ten oder -an­wart­schaf­ten zu ermögli­chen oder zu be­die­nen, wenn die­se ei­nen un­verhält­nismäßigen Ver­wal­tungs­auf­wand ge­ne­rie­ren würden.

Bezüglich des wei­te­ren Vor­brin­gens in der Be­ru­fung wird auf die Schriftsätze der Par­tei­en vom 15.07.2015 und 20.08.2015 ver­wie­sen.

Ent­schei­dungs­gründe:

Die zulässi­ge Be­ru­fung ist be­gründet.

I.

Die Be­ru­fung ist zulässig. Sie ist nach § 64 Abs. 2 ArbGG statt­haft so­wie frist- und form-ge­recht ein­ge­legt und be­gründet wor­den (§§ 66 Abs. 1, 64 Abs. 6 ArbGG, §§ 519, 520 ZPO)

 

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II.

Der An­trag ist zulässig.

Nach § 256 Abs. 1 ZPO kann auf die Fest­stel­lung des Be­ste­hens ei­nes Rechts­verhält­nis-ses Kla­ge er­ho­ben wer­den, wenn der Kläger ein recht­li­ches In­ter­es­se dar­an hat, dass das Rechts­verhält­nis durch rich­ter­li­che Ent­schei­dung als­bald fest­ge­stellt wer­de. Die Kla­ge muss sich da­bei nicht auf das Rechts­verhält­nis im Gan­zen be­zie­hen. Es reicht, wenn sie sich auf ein­zel­ne sich dar­aus er­ge­ben­de Rech­te oder Fol­gen be­schränkt, so­fern dafür ein Fest­stel­lungs­in­ter­es­se be­steht (BAG v. 11.12.2012, 3 AZR 588/10).

Bei der von der Kläge­rin be­gehr­ten Fest­stel­lung zur Ver­pflich­tung zur An­mel­dung bei der Un­terstützungs­kas­se han­delt es sich um ein ge­genwärti­ges Rechts­verhält­nis. Die Be­klag­te ver­tritt die Auf­fas­sung, dass sie da­zu nicht ver­pflich­tet sei, wor­aus sich das Fest­stel­lungs­in­ter­es­se er­gibt. Dass der Ver­sor­gungs­fall noch nicht ein­ge­tre­ten ist, ist un­er­heb­lich. Die Kläge­rin hat be­reits jetzt ein recht­li­ches In­ter­es­se an als­bal­di­ger Fest­stel­lung des Um­fangs sei­ner Ver­sor­gungs­rech­te, da­mit sie frühzei­tig et­wa be­ste­hen­de Ver­sor­gungslücken schließen kann (BAG v. 11.12.2012, 3 AZR 588/10).

Das gilt un­abhängig da­von, dass es sich hier bei dem in Re­de ste­hen­den Ver­sor­gungs­an­spruch um ei­nen sehr über­schau­ba­ren Be­trag han­delt, der die An­nah­me ei­ner be­sorg­nis-er­re­gen­den Ver­sor­gungslücke nicht na­he­legt. Es ist nicht Auf­ga­be der Ge­rich­te, an­stel­le der Par­tei­en die Höhe der Sum­me zu be­wer­ten und hier­aus Rück­schlüsse auf ei­ne Zulässig­keit ei­ner Kla­ge zu zie­hen.

III.

Die Kla­ge ist be­gründet. Die Kläge­rin hat An­spruch auf Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nach § 611 BGB i.V.m. den All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten in Ver­bin­dung mit der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der

 

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Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. so­wie der VO95. Die Be­klag­te kann sich dem ge­genüber nicht dar­auf be­ru­fen, dass die VO95 ge­ringfügig Beschäftig­te wie die Kläge­rin aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung aus­nimmt, weil die­se Re­ge­lung ge­gen § 4 Abs. 1 Tz­B­fG verstößt.

1. Ein An­spruch der Kläge­rin auf die be­gehr­te Al­ters­ver­sor­gung folgt nicht un­mit­tel­bar aus den All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten in Ver­bin­dung mit der Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C.. Das er­gibt ei­ne Aus­le­gung der hier ein­schlägi­gen Re­ge­lun­gen.

Die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. ver­weist aus­drück­lich auf die VO95. Die All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten ver­wei­sen im Hin­blick auf An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen und An­spruchshöhe auf ei­ne GBV. Auch aus dem Ge­samt­zu­sam­men­hang er­gibt sich kein An­halts­punkt dar­auf, dass un­abhängig von den Re­ge­lun­gen der VO95 ein An­spruch aus den ge­nann­ten Re­ge­lun­gen auf vor­aus­set­zungs­lo­sen Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung be­ste­hen soll.

Darüber hin­aus führt nur ein Verständ­nis, das auch die Re­ge­lun­gen in der VO95 im Hin-blick auf die An­spruchs­vor­aus­set­zun­gen mit ein­be­zieht zu ei­ner vernünf­ti­gen, sach­ge­rech­ten, zweck­ori­en­tier­ten und prak­ti­schen brauch­ba­ren Re­ge­lung, weil die Grund­la­ge für die be­trieb­lich Al­ters­ver­sor­gung die VO95 dar­stellt. Die All­ge­mei­nen Ar­beits­be­din­gun­gen für die C.-Beschäftig­ten und die Ge­samt­be­triebs­ver­ein­ba­rung zur Neu­re­ge­lung der Zu­sa­gen auf be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung in C. trans­por­tie­ren die in der VO95 ge­re­gel­ten Ansprüche le­dig­lich in das Ar­beits­verhält­nis.

2. Letzt­lich kann das aber da­hin­ge­stellt blei­ben, weil der in der VO95 ent­hal­te­ne Aus­schluss­tat­be­stand für ge­ringfügig Beschäftig­te ge­gen § 4 Abs. 1 verstößt.

2.1 Nach § 4 Abs. 1 Satz 1 Tz­B­fG darf ein teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer we­gen der Teil­zeit­ar­beit nicht schlech­ter be­han­delt wer­den als ein ver­gleich­ba­rer voll­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer, es sei denn, dass sach­li­che Gründe ei­ne un­ter­schied­li­che Be­hand­lung recht­fer­ti­gen. Ei­ne Un­gleich­be­hand­lung we­gen Teil­zeit­ar­beit liegt vor, wenn die Dau-

 

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er der Ar­beits­zeit das Kri­te­ri­um dar­stellt, an wel­ches die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung bei den Ar­beits­be­din­gun­gen an­knüpft. Die un­ter­schied­li­che ver­trag­li­che Ar­beits­zeit al­lein recht­fer­tigt nicht die schlech­te­re Be­hand­lung teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer. Die Sach­gründe müssen an­de­rer Art sein. Die Prüfung der sach­li­chen Recht­fer­ti­gung der un­ter­schied­li­chen Be­hand­lung hat sich am Zweck der Leis­tung zu ori­en­tie­ren. Die un­ter-schied­li­che Be­hand­lung von Teil­zeit­beschäftig­ten kann nur ge­recht­fer­tigt sein, wenn sich der Grund aus dem Verhält­nis von Leis­tungs­zweck und Um­fang der Teil­zeit­ar­beit her­lei­ten lässt (BAG v. 11.12.2012, 3 AZR 588/10).

Darüber hin­aus ver­bie­tet § 4 Abs. 1 S. 2 Tz­B­fG aus­drück­lich ei­ne Un­gleich­be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäftig­ten beim Ar­beits­ent­gelt, wenn auch nicht aus­nahms­los. Aus dem sys­te­ma­ti­schen Zu­sam­men­hang von Satz 1 und 2 des § 4 Abs. 1 Tz­B­fG und der Ge­set­zes­be­gründung folgt, dass § 4 Abs. 1 Tz­B­fG ein ein­heit­li­ches Ver­bot der sach­lich nicht ge­recht­fer­tig­ten Be­nach­tei­li­gung we­gen der Teil­zeit­ar­beit enthält (BAG v. 18.03.2014, 9 AZR 740/13).

Ver­gleich­ba­re voll­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer i.S.d. § 4 Abs. 1 Tz­B­fG sind nach § 2 Abs. 1 S. 3 Tz­B­fG Ar­beit­neh­mer „mit der­sel­ben Art des Ar­beits­verhält­nis­ses und der glei­chen oder ei­ner ähn­li­chen Tätig­keit“. Maßgeb­lich ist so­mit vor al­lem die Ver­gleich­bar­keit der Tätig­keit. Die­se funk­tio­na­le Sicht­wei­se ist al­ler­dings dann nicht maßgeb­lich, wenn der Ar­beit­ge­ber bei der Leis­tungs­er­brin­gung nicht auf die Tätig­keit, son­dern auf an­de­re Fak­to­ren - et­wa die Be­triebs­zu­gehörig­keit - ab­stellt, wenn al­so die Funk­ti­on bzw. die Art und der In­halt der Tätig­keit für die Leis­tungs­er­brin­gung nicht maßgeb­lich sind. Ent­schei­dend für die Ver­gleich­bar­keit ist dann viel­mehr, wie der Ar­beit­ge­ber selbst die Grup­pen­bil­dung vor­ge­nom­men hat oder an wel­che Ge­sichts­punk­te er für die Er­brin­gung der Leis­tung an-knüpft (BAG v. 28.05.2013, 3 AZR 266/11).

Das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 4 Abs. 1 S. 1 Tz­B­fG be­trifft nach dem Wort­laut zwar das Verhält­nis von teil­zeit- zu voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern. Das Ver­bot gilt je­doch auch, wenn teil­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer un­ter­ein­an­der un­ter­schied­lich be­han­delt wer­den, so­fern ei­ne Grup­pe der teil­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer wie voll­zeit­beschäftig­te Ar­beit­neh­mer be­han­delt, die an­de­re Grup­pe der Teil­zeit­beschäftig­ten hin­ge­gen von ein­zel­nen Leis­tun­gen aus­ge­schlos­sen wird (BAG v. 28.05.2013, 3 AZR 266/11).

 

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Bei An­wen­dung die­ser Grundsätze er­gibt sich Fol­gen­des:

2.2 Das Be­nach­tei­li­gungs­ver­bot des § 4 Abs. 1 S. 1 Tz­B­fG greift grundsätz­lich, weil hier nach der VO95 ge­ringfügig Beschäftig­te im Ge­gen­satz zu Voll­zeit­beschäftig­ten kei¬nen Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung er­hal­ten sol­len. Das stellt sie schlech­ter als die voll­zeit­beschäftig­ten Ar­beit­neh­mer und auch schlech­ter als Teil­zeit­beschäftig­te, die nicht nur ge­ringfügig beschäftigt sind, weil auch die­se nach der VO95 ei­nen Zu­gang zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ha­ben, während bei ge­ringfügig Beschäftig­ten das nicht der Fall sein soll.

Die vor­ste­hend ge­nann­ten Beschäftig­ten sind auch ver­gleich­bar. Nach der Klar­stel­lung in § 2 Abs. 2 Tz­B­fG ist teil­zeit­beschäftigt auch ein Ar­beit­neh­mer, der ei­ne ge­ringfügi­ge Beschäfti­gung nach § 8 Abs. 1 Nr. 1 des SGB IV ausübt.

Aus der ge­ringfügi­gen Beschäfti­gung er­gibt sich kei­ne an­de­re „Art des Ar­beits­verhält­nis­ses“ i.S.d. § 2 Abs. 1 S. 3 Tz­B­fG, auch wenn man dar­auf ab­stel­len woll­te, dass auch der Ge­setz­ge­ber bei der ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung von ge­ringfügig Beschäftig­ten ei­ne dif­fe­ren­zie­ren­de Re­ge­lung ge­trof­fen hat, die je­den­falls für man­che Per­so­nen – u.a. für die Kläge­rin – da­zu führt, dass kein An­spruch auf ge­setz­li­che Al­ters­ver­sor­gung be­steht. Das ändert nämlich nichts dar­an, dass der Ge­setz­ge­ber mitt­ler­wei­le auch ge­ringfügig Beschäftig­te seit dem 01.01.2013 in die ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rungs­pflicht ein­be­zo­gen hat. Nach § 6 Abs. 1b SGB VI be­steht für die­se Per­so­nen le­dig­lich die Möglich­keit der Be­frei­ung hier­von (opt-out), wo­bei für die Kläge­rin zusätz­lich § 230 Abs. 8 S. 1 SGB VI gilt.

Die Möglich­keit der Ein­be­zie­hung in die ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung be­stand auch schon vor­her – so­weit hier von In­ter­es­se – je­den­falls ab 2007. Nach § 5 Abs. 2 Nr. 1 SGB VI a.F. wa­ren ge­ringfügig Beschäftig­te nach § 8 Abs. 1 SGB VI a.F. zwar ver­si­che­rungs-frei, al­ler­dings wur­de zum 01.04.1999 neu ein­geführt, dass der Ar­beit­ge­ber pau­schal So­zi­al­ver­si­che­rungs­beiträge u.a. für die Ren­ten­ver­si­che­rung zu tra­gen und ab­zuführen hat­te, und dass, auf die Ver­si­che­rungs­frei­heit in der Ren­ten­ver­si­che­rung ver­zich­tet wer­den kann (opt-in). Da­mit wur­de ge­ringfügig Beschäftig­ten ein Zu­gang zur ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung eröff­net, wenn auch z.T. nur mit Ein­schränkun­gen. Ge­ringfügi­ge Be-

 

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schäfti­gung ist da­her nicht zwangsläufig mit Be­frei­ung von der Ren­ten­ver­si­che­rungs­pflicht ver­bun­den. Sie führt da­her – so­weit es um die Al­ters­ver­sor­gung geht – nicht zu ei­ner grundsätz­li­chen an­de­ren Art des Ar­beits­verhält­nis­ses.

Bei der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung han­delt es sich um ei­nen Ent­gelt­be­stand­teil, bezüglich des­sen die Ver­gleich­bar­keit von ge­ringfügig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und sol­chen, die das nicht sind, nicht aus­ge­schlos­sen ist. Die Dif­fe­ren­zie­rung knüpft un­mit­tel­bar an die ge­setz­li­che De­fi­ni­ti­on zur ge­ringfügi­gen Beschäfti­gung und da­mit an das Aus­maß der Beschäfti­gung an, aus­ge­drückt durch die Ent­gelt­gren­ze der ak­tu­el­len Fas­sung des § 8 Abs. 1 S. 1 SGB IV (bzw. durch die Kom­bi­na­ti­on von Ent­gelt­gren­ze und St­un­den­zahl der Vorläufer­re­ge­lun­gen) und nicht an an­de­re da­von un­abhängi­ge Kri­te­ri­en.

2.3 Die vor­lie­gen­de un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von ge­ringfügig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und sol­chen, die das nicht sind, ist sach­lich nicht ge­recht­fer­tigt i.S.d. § 4 Abs. 1 Tz­B­fG.

2.3.1 Für die Zeit vor dem 01.04.1999 hat das BAG ent­schie­den, dass ein ta­rif­ver­trag­li­cher Aus­schluss von ge­ringfügig Beschäftig­ten aus der Zu­satz­ver­sor­gung im öffent­li­chen Dienst auf­grund des von den Ta­rif­ver­trags­par­tei­en gewähl­ten Ge­samt­ver­sor­gungs­sys­tems je­den­falls bis zum 31. März 1999 sach­lich ge­recht­fer­tigt sei (BAG v. 22.02.2000, 3 AZR 845/98).

Die als Ge­samt­ver­sor­gungs­sys­tem aus­ge­stal­te­te Zu­satz­ver­sor­gung ergänze die ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung. Da die Ge­samt­ver­sor­gung auf­grund ih­res Zwecks not­wen­di­ger-wei­se das ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rungs­recht mit berück­sich­ti­ge, dürf­ten die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en auch auf die so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­che Rechts­la­ge ab­stel­len. § 8 Abs. 1 Nr. 1 SGB IV ha­be ge­ringfügi­ge Beschäfti­gun­gen von der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rungs­pflicht aus­ge­nom­men. Dies sei eu­ro­pa­recht­lich nicht zu be­an­stan­den. An die­ser so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­chen Re­ge­lung könn­ten sich die Ta­rif­ver­trags­par­tei­en ori­en­tie­ren.

Der sach­li­chen Recht­fer­ti­gung stünde nicht ent­ge­gen, dass be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung Dies be­deu­te nicht, dass Ver­sor­gungs­leis­tun­gen stets dem

 

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Um­fang der Ar­beits­leis­tun­gen und der Dau­er des Ar­beits­verhält­nis­ses ent­spre­chen müss­ten. Bei dem im öffent­li­chen Dienst be­ste­hen­den Ge­samt­ver­sor­gungs­sys­tem ge­he es dar­um, ei­ne Grund­si­che­rung, wie sie die ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung dar­stellt, durch ta­rif­li­che Zu­satz­leis­tun­gen zu ergänzen. An ei­ner sol­chen Grund­si­che­rung feh­le es aber in den Fällen des § 8 Abs. 1 SGB IV. Der Aus­schluss ge­ringfügig Beschäftig­ter aus der Zu­satz­ver­sor­gung wi­der­spre­che des­halb nicht der Ergänzungs­funk­ti­on der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung im öffent­li­chen Dienst. Er tra­ge ihr viel­mehr Rech­nung.

Ob das auch für Zeiträume nach dem 01.04.1999 Gel­tung be­an­spru­chen könne, lies das BAG aus­drück­lich of­fen.

2.3.2 Die Be­deu­tung die­ser Ent­schei­dung für die Zu­kunft wur­de des­we­gen in der Fach­li­te­ra­tur nur sehr zurück­hal­tend be­ur­teilt (vgl. Rei­chel/Hess, Be­trAV 2001, 529, Lel­ley in ei­ner An­mer­kung zu dem ge­nann­ten Ur­teil in EWiR 2000, 593-594).

In der ju­ris­ti­schen Fach­li­te­ra­tur herrscht mitt­ler­wei­le die Auf­fas­sung vor, dass je­den­falls seit dem 01.04.1999 ei­ne sol­che Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen ge­ringfügig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und sol­chen, die das nicht sind, nicht mehr möglich sei (vgl. Lang­ohr-Pla­to, Be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung 6. Aufl. 2013, 1415; Laux in Laux-Schlach­ter Tz­B­fG, 2. Aufl., § 4 RN 76; Mei­nel/Heyn/Herms Tz­B­fG, 5. Aufl. 2015, § 4 Rn. 71; Preis in ErfK, 16. Aufl. § 4 Tz­B­fG Rn. 56; Müller-Glöge in Müko, 6. Aufl 2012, § 4 Tz­B­fG Rn. 40). Je­den­falls seit der Ände­rung der Re­ge­lun­gen zur ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung zum 01.04.1999 sei ein Aus­schluss von ge­ringfügig Beschäftig­ten aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung nicht mehr möglich.

2.3.3 Dem schließt sich die Kam­mer an.

Be­reits mit der Ent­schei­dung v. 09.09.1999 (C-281/97) be­ton­te der EUGH den ho­hen Stel­len­wert der Ent­gelt­gleich­heit auch für ge­ringfügig Beschäftig­te, der nicht mit ei­nem Hin­weis auf ei­ni­ge be­son­de­re ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen für die­sen Per­so­nen­kreis ins Lee­re lau­fen könne, so­weit es sich nicht um ei­ne Maßnah­me, die der na­tio­na­le Ge­setz­ge­ber im Rah­men sei­nes Er­mes­sens ge­trof­fen ha­be hand­le oder um ei­nen tra­gen­den Grund­satz des deut­schen Sys­tems der so­zia­len Si­cher­heit. Vor­lie­gend recht­fer­tigt der Zweck der

 

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Leis­tung, Mit­ar­bei­tern ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung zu ver­schaf­fen, nicht die Dif­fe­ren­zie­rung zwi­schen ge­ringfügig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und sol­chen, die das nicht sind.

Letzt­lich liegt der von der Be­klag­ten gel­tend ge­mach­ten Dif­fe­ren­zie­rung die Vor­stel­lung zu­grun­de, zwi­schen ge­ringfügig beschäftig­ten Ar­beit­neh­mern und sol­chen, die das nicht sind, bestünde ein un­ter­schied­li­cher Ver­sor­gungs­be­darf, der es er­lau­ben würde in recht­lich zulässi­ger Wei­se nach § 4 Abs. 1 Tz­B­fG zu un­ter­schei­den, und dass dies auch in der VO95 zum Aus­druck käme. Bezüglich des zu­letzt ge­nann­ten Punk­tes kann dar­auf ver­wie­sen wer­den, dass die VO95 in § 21 die Ab­fin­dung klei­ner Un­terstützun­gen er­laubt und in § 22 Abs. 6 re­gelt, dass die Un­terstützung ru­hen soll, so­weit ein Be­rech­tig­ter noch Bezüge oder ver­gleich­ba­re Leis­tun­gen erhält. In­so­weit wird tatsächlich an ei­nen Ver­sor­gungs­be­darf an­ge­knüpft.

Dem schließt sich die Kam­mer in­so­weit an als, ein un­ter­schied­li­cher Ver­sor­gungs­be­darf tatsächlich ein sach­li­ches Dif­fe­ren­zie­rungs­kri­te­ri­um sein kann, auch wenn es sich bei der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung um ei­ne Leis­tung mit Ent­gelt­cha­rak­ter han­delt. Darüber hin­aus hält es die Kam­mer auch für möglich, dass ein un­ter­schied­li­cher Ver­sor­gungs­be­darf aus Re­ge­lun­gen der ge­setz­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ab­ge­lei­tet wer­den kann.

Dem ent­spricht es, wenn das BAG (v. 11.12.2012, 3 AZR 588/10) für die Be­mes­sung der Be­triebs­ren­te nicht nur an den Ver­dienst, son­dern auch an den un­ter­schied­li­chen Ver­sor­gungs­be­darf an­knüpft, der bei Lohn- und Ge­halts­tei­len ober­halb und un­ter­halb der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze be­ste­he. Sinn und Zweck der dort zur Ent­schei­dung ge­stell­ten Re­ge­lung sei es, den im Ein­kom­mens­be­reich über der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze be­ste­hen­den erhöhten Ver­sor­gungs­be­darf über die hierfür vor­ge­se­he­ne Leis­tung ab­zu­de­cken, da die­ser Teil der Bezüge nicht durch die ge­setz­li­che Al­ters­ren­te ab­ge­si­chert sei. Dem­ge­genüber bestünde für Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter, die we­gen der Teil­zeit­ar­beit ty­pi­scher­wei­se ein ren­tenfähi­ges Ein­kom­men un­ter­halb der Bei­trags­be­mes­sungs­gren­ze er­ziel­ten, kei­ne Ver­sor­gungslücke in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung, da ihr ge­sam­tes Ein­kom­men durch die ge­setz­li­che Al­ters­ren­te ab­ge­si­chert sei. Dies recht­fer­ti­ge die un­ter­schied­li­che Be­hand­lung von Teil­zeit- und Voll­zeit­beschäfti­gen (BAG v. 11.12.2012, 3 AZR 588/10).

 

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Vor­lie­gend lässt sich aber aus den Reg­lun­gen zur ge­setz­li­chen Ren­te für ge­ringfügig Beschäftig­te nicht ab­lei­ten, dass für die­se Per­so­nen kein Ver­sor­gungs­bedürf­nis be­steht. Der Ge­setz­ge­ber hat ge­ra­de seit dem 01.04.1999 ein sol­ches Ver­sor­gungs­bedürf­nis an­er­kannt, in­dem er die ge­setz­li­che Ren­ten­ver­si­che­rung schritt­wei­se für ge­ringfügig Beschäftig­te geöff­net hat. Dass die­se Öff­nung nur schritt­wei­se ge­schah und bis heu­te Aus­nah­men vor­sieht ist den ge­wach­se­nen Struk­tu­ren ge­schul­det und ändert nichts an dem be­reits er­folg­ten Pa­ra­dig­men­wech­sel.

Die vor dem 01.04.1999 gel­ten­de Rechts­la­ge, wo­nach aus Sicht des EUGH die Her­aus­nah­me der ge­ringfügig Beschäftig­ten aus der Pflicht­ver­si­che­rung ei­nem Struk­tur­prin­zip des deut­schen So­zi­al­ver­si­che­rungs­sys­tems ent­spre­che, das es er­lau­be zu dif­fe­ren­zie­ren (so noch EUGH v. 14.12.1995, C-317/93 und dar­an an­sch­ließend BAG v. 22.02.2000, 3 AZR 845/98), bie­tet da­her je­den­falls in dem hier in Re­de ste­hen­den Zeit­raum seit 2007 kei­nen An­satz mehr für ei­nen sach­li­chen Dif­fe­ren­zie­rungs­rund.

Das gilt auch für die Per­so­nen, die – wie die Kläge­rin – nach gel­ten­dem Recht nach wie vor nicht der Ver­si­che­rungs­pflicht in der ge­setz­li­chen Ren­ten­ver­si­che­rung un­ter­lie­gen. Aus den oben ge­nann­ten Gründen könn­te dar­aus nur ge­schlos­sen wer­den, dass für die­se Per­so­nen – man­gels ge­setz­li­cher Al­ters­ver­sor­gung – ein erhöhter Be­darf für ei­ne be­trieb­li­che Al­ters­ver­sor­gung be­steht. Das würde es mögli­cher­wei­se er­lau­ben, für die­se Per­so­nen­grup­pe höhe­re Leis­tun­gen zur be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung vor­zu­se­hen, was § 4 Abs. 1 S. 2 Tz­B­fG entspräche, wo­nach min­des­tens das Ar­beits­ent­gelt pro-ra­ta-tem­po­ris zu zah­len ist, nicht aber ein Ver­sa­gen der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung.

Die be­son­de­re so­zi­al­ver­si­che­rungs­recht­li­che Be­hand­lung ge­ringfügig Beschäftig­ter kommt da­her als Recht­fer­ti­gungs­grund nicht in Be­tracht (vgl. auch BAG v. 25.04.2007, 6 AZR 746/06).

Wei­te­re Recht­fer­ti­gungs­gründe sind nicht er­sicht­lich. Die un­ter­schied­li­che ver­trag­li­che Ar­beits­zeit recht­fer­tigt da­her nicht die schlech­te­re Be­hand­lung teil­zeit­beschäftig­ter Ar­beit­neh­mer.

 

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2.4 Es kann da­hin­ge­stellt blei­ben, ob dann, wenn im Ein­zel­fall ein Miss­verhält­nis zwi­schen dem Auf­wand der Be­klag­ten und dem Er­trag für die Kläge­rin be­steht, der An­spruch auf Teil­neh­me an der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung ent­fal­len kann. Nach Auf­fas­sung der Kam­mer wäre das al­len­falls denk­bar, wenn tatsächlich ein kras­ses Miss­verhält­nis bestünde und wohl auch nur, wenn die Ver­sor­gungs­ord­nung ei­nen sol­chen Weg­fall vor­sieht. Dar­auf kommt es aber nicht an, weil nicht ein­mal ein von der Be­klag­ten gel­tend ge­mach­tes Miss­verhält­nis be­steht. Un­ter­stellt, der Auf­wand ist tatsächlich so hoch, wie von der Be­klag­ten vor­ge­tra­gen, über­steigt der Er­trag für die Kläge­rin bei ei­ner sta­tis­ti­schen Le­bens­er­war­tung von über 80 Jah­ren die Kos­ten für die Be­klag­te deut­lich.

IV.

Die Kos­ten­ent­schei­dung folgt aus § 64 Abs. 6 ArbGG, § 91 ZPO.

V.

Die Re­vi­si­on ist nach § 72 Abs. 2 Nr. 1 ArbGG für die Be­klag­te zu­zu­las­sen. Die Zulässig­keit des Aus­schlus­ses von ge­ringfügig Beschäftig­ten aus der be­trieb­li­chen Al­ters­ver­sor­gung hat grundsätz­li­che Be­deu­tung. Die Kläge­rin ist nicht be­schwert.

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